Volltext Seite (XML)
wa« unS das Pfingstfest bringt. Wer aber die stumme und doch so beredte Sprache der Natur zu verstehen vermag, der wird eS auch verstehen, daß un« die Kraft des Lebens gegeben, damit wir sie nützlich für uns und die Gesammtheit verwenden. Wie in den Säften und Kräften der Natur sich allüberall ein weises Walten bemerkbar macht, so soll auch der Mensch die ihm von der Natur gegebenen und am Frühling»- und Pfingstfest« ncubelebten Fähigkeiten und Kräfte weise verwerthen. Durch alle Feste ter Christenheit und nicht zum wenigsten durch das Pfingstfest zieht sich al« Grund ton die ewige, göttliche Liebe. Und diese Liebe de« Menschen zum Menschen, die Nächstenliebe, wie sie der Erlöser gepredigt und seine Jünger gelehrt, sie soll auch heute wieder da« Menschenthum durchziehen. Auch der heutige Tag soll eine Mahnung sein zur Liebe und Verträglichkeit, zum Wohlthun und zur Barmherzigkeit,-zur Frömmigkeit und Gottvertrauen. Und im diesen Sinne wünschen wir allen unseren Lesern gesegnete und frohe Feiertage. Hagesgeschichle. — Deutschland. Au« sicherer Quelle wird Pie "Nachricht bestätigt, daß die Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem russischen Kaiser am 7. d. M. in Kiel stattfinden wird; der Zar gedenkt am Bormittag an Bord des „Polarstern- in Kiel ein- zutresfen, den Tag daselbst al« Gast de« deutschen Kaisers zuzubringen und Nachts die Rückreise nach Kopenhagen anzutreten. Nachdem der Zar den Wunsch eines Zusammentreffens mit Kaiser Wilhelm zu er kennen gegeben hatte, ist Kiel als Begegnungsort verabredet worden, da der diesmalige Aufenthalt der russischen Kaiserfamilie in Kopenhagen sehr kurz be messen ist und auch die Rückreise nach Petersburg wie die Hinreise direkt zur See stattfinden wird und da andererseits in Berlin für die ersten Junitage bereits andere Dispositionen getroffen waren. — Berlin. Zn der Erklärung des „Reichs anzeigers" über die Jnfanteriegcwehre schreiben die bekanntlich dem Fürsten Bismarck nahestehenden „Hamb. Nachr." wie folgt: Während die erste Erklärung des „ReichSanzei- gerS" über die Löwe'schen Gewehre dahinlautete, eS hätten sich bei denselben „besondere" Mängel nicht bemerkbar gemacht, wird in der gestrigen zweiten Mittheilung des amtlichen Blattes diese Einschränk ung aufgehoben und bezeugt, daß die von Löwe ge lieferten Gewehre allen Anforderungen an ihr». Kriegs brauchbarkeit entsprechen. Die zweite Erklärung trägt die Unterschrift des Kriegsministers, mithin ist jeder Zweifel an ihrer vorbehaltlosen Richtigkeit als ausgeschlossen und die erste Notiz des „Reichsanzeigers" als nicht ganz zu treffend zu betrachten. Der Kriegsminister giebt in seiner gestrigen Er klärung zu, daß „sämmtliche in der Broschüre ange führten Sprengungen von Gewehren" bei den Truppen vorgekommen sind, nur beträfen sie nicht Löwe'sche Gewehre. Hierin liegt eine Exculpirung (Entschul digung) der Löwe'schen Fabrik; für die durch Explo sion Verletzten wird es freilich gleichgiltig sein, wo her die zersprungenen Gewehre stammen. Wir halten nähere Angaben über die vorgekommenen Spreng ungen für nothwendig. Bei solchen Unglücksfällen kann keine Unsicherheit darüber vorliegen, aus welcher Fabrik die betreffen den Gewehre hervorgegangen sind; wir erachten für unerläßlich, nicht nur die Herkunft der zerplatzten Gewehre, sondern auch die Zahl der eingekretcnen UnglückSsälle amtlich anzugeben, um vielleicht über triebener Beunruhigung vorzubeugen. — Au« Speyer meldet die „Franks. Zeitung": Ein unerhörter Vorfall erregt aus'S Neue die bürgerlichen Kreise. Premicrlieutenant Hopfner, der die vom vorigen Montag gemeldete Soldatenmißhand lung gegen den Landwehr-Unteroffizier Ingenieur Nester au« Nürnberg begangen hat, überfiel in Ge meinschaft mit dem Lieutenant Rabing, während Lieutenant Dietl auf dem Hausflur Wache hielt, am Sonnabend Abend uin 8 Uhr den Redakteur Wolff von der nationalliberalen „Speyerer Ztg.", welcher dem Premierlieutenant Hopfner der Feigheit geziehen hatte, in dessen Privatwohnung. Hopfner gab Wolff hinterrücks einen Schlag mit der Peitsche über den Kopf und die Stirn, worauf ein Handge menge zwischen den Beiden entstand und Rabing eintrat. Die Offiziere zogen blank; der Redacteur Wolff erreichte jedoch durch einen schnellen Sprung einen geladenen Revolver und drohte den Angreifern init Niederschießen. Die Offiziere ließen jetzt von ihm ab und verließen da« HauS. Wolff erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruch« und vorsätzlicher Körperverletzung. Die Erregung über diese Aus schreitung ist ungeheuer. — Speyer, 1. Juni. Die „Speyerer Zeitung" »heilt mit, daß Premierlieutenant Hopfner seit vorgestern Mittag keinen Dienst mehr thut und daß Offiziere seine« Regiment« zu einer Untersuchung seines Verhaltens hier eingetroffen sind. Die Be schwerde de« Unteroffizier« Reiter gegen den Ge nannten wegen der ihm verabreichten Ohrfeige soll am Freitag vor dem Militärgerichte zur Verhand lung kommen. — Leobschütz (Schlesien), 3l. Mai. Unter donnerartigem Krachen ist in Poßnitz das Schul gebäude eingestürzt. Die Klassenräume waren glücklicherweise leer. Local« ««d sächsische Nachrichten. — Eibenstock. In der GauturnrathSsitzung de« ErzgebirgSturngaue« wurde auf Antrag de« Turnverein« Eibenstock beschlossen, da« diesjährige Gauturnfest am 10. Juli hierseldst abzuhallen unv wurde für dasselbe folgende« Programm ausgestellt. Sonnabend, den 9. Juli Abenv Kampfrichtersitzung im Deutschen Hause mit nachfolgender Festkneipe. Sonntag, den 10. Juli 8—11 Uhr Empfang der Vereine; '/2I— l Uhr Stellen zum Festzuge; '/,2 Uhr Festzug. Nach Ankunft auf dem Festplatze so fort Beginn de« Turnen« in folgender Reihenfolge: Allg. Freiübungen, Musterriegenturnen, Einzelvor führungen der einz. Bezirke, Gesammtvorsührung der Gauvorturnerschaft. — Da« Wett-Turnen geschieht am Vormittag von '/^ll Uhr ab in Weilsprung, Slabhochsprung, Steinstoßen. Die Sieger erhallen Eichenkranz und Diplom. Wegen Slcllung eine« Sonderzuge« von Aue nach Eibenstock wird der Gauturnralh beauftragt, Erörterungen anzuknüpsen. — Die Einladung und die Anmeldebogen zu dem Feste werden den Vereinen im Laufe nächster Woche zugehen. ES steht zu erwarten, daß die Betheiligung eine recht lebhafte wird, gehören doch 32 Turnver eine dem Gau an. Dieselben vertheilen sich auf folgende Orte: Ane Allgem. Turnv., Aue Turner schaft, T.-V. Albernau, T.-V. Ober-Affalter und T.-V. Nieder-Affalter, Auerhammer, Bernsbach, BermSgrün, Bockau, Beierfeld, CarlSfeld, Crandorf, Dorfchemnitz, Grünhain, Hundshübel, Johanngeorgenstadt, Lauter, Lößnitz, Neustädtel, Niederzwönitz, Neuwelt, Ober- Psannenstiel, Ober-Schlema, Pöhla, Schneeberg T.-V., Schneeberg T.-Cl., Streilwald, Schwarzenberg, Zwönitz, Zschorlau T.-V. und Zschorlau T.-Cl. und Eibenstock. — Schönheide, 2. Juni. Ein Vorfall, welcher geeignet ist, als Warnung allen Denjenigen zu dienen, welche mit Hunden umzugehen haben, hat sich am vergangenen Mittwoch hier ereignet. Der Flaschen- bierhändler Leistner aus Neuheide hat sich vor einiger Zeit einen neuen Zughund angeschafft. Dieses Thier zeigte sich gleich vom ersten Tage an al« ein bissiger Köder. Der ungefähr 12 Jahre alte Sohn Leistner« halte mit dem Hunde Bierfuhren zu be sorgen. Hierbei hatte der Hund schon öfter die Ab sicht gezeigt, den Knaben zu beißen. Eine Zeil lang hielt sich letzterer seinen schlimmen Gefährten vom Leibe. Am Mittwoch aber, als Knabe und Hund wiederum gemeinschaftlich am Bierwagen zogen, fuhr der Hund plötzlich nach dem Gesicht seine« jungen Herrn und biß demselben die Nasenspitze ab. Diese konnte zwar vom Arzt wieder angeheftet werden, aber die Nase wird nach erfolgter Heilung doch ein ver stümmelte« Ansehen behalten. — Schneeberg, 1. Juni. Heute Morgen gegen '/.^ Uhr ertönte wiederum Feueralarm in den Straßen unserer Stadt. Der Brand war direkt neben dem alten Feuerherd vom vorletzten Montag in der Zwickauerstraße ausgebrochen. Beginnend in dem Hause der Wittwe Richter hatte da« Feuer binnen kurzer Frist die nächst angrenzenden Häuser von Loo«, Weber, Jakobi und Martin ergriffen, welche bei ihrer meist ganz leichten Bauart dem ge fräßigen Element rasch und rettungslos zum Opfer fielen. Dem energischen Eingreifen der sofort am Brandplatz erschienenen hiesigen Feuerwehr, welcher sich in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit noch die Feuerwehren von Neustädtel, Oberschlema, Nieder- schlema, Griesbach, Aue, Auerhammer und Zelle zu gesellten, war e« zu danken, daß dem weiteren Um sichgreifen de« an dieser Stelle besonder« gefährlichen Brandes Einhalt geboten wurde. Gerettet konnte au« den brennenden Gebäuden ziemlich viel werden. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt zuverlässiges nicht bekannt. Leider ist auch ein Unfall vorgekommen. Der Kommandant der I. hie sigen freiwilligen Feuerwehr Herr Paul Friedrich wurde durch einen herabstürzenden Balken vom 1. Stockwerk in« Parterre de« Marttn'schen Hauses hinabgeschleudert und mußte in Folge der erhaltenen Verletzungen nach Hause gebracht werden. — Falken st ein, 2. Juni. Heute Morgen in der 2. Stunde brannten hier im oberen Anger die Wohngebäude der Wittwe Schmalfuß, de« Stick- maschinenbcsitzer« Wilhelm Seidel und Kettenschmied« Robert Köhler vollständig nieder. Der ganze obere Anger schwebte in größter Gefahr. Die Bewohner de« Schmalsuß'schen Hause«, in welchem da« Feuer auSbrach, konnten sich nur durch einen Sprung au» dem Fenster retten. 5 Familien find obdachlos. Die Nachbarhäuser sind stark beschädigt, mehrere waren ebenfalls bereit« in Brand gerathen, konnten aber noch gelöscht werden. Die Häuser sind alle kleine Holzhäuser. — Am Montag früh entstand auf dem Holz schlage in Abtheilung 64 de« Tannenbergsthaler Forstrevier» ein Brand, der gegen 70 Stück Klötzer beschävigtc bczw. vernichtete und schließlich durch Waldarbeiter, sowie durch Morgenröther Feuerwehr gelöscht wurde. Die Enstehung de« Brande« führt man auf Blitzschlag zurück. — Die diesjährigen Hebungen der Ersatz- reservisten finden zu folgenden Terminen statt: e« haben die erste zehnwöchige Uebung die Ersatz reservisten der Infanterie, Jäger, Schützen und Pio niere, welche gelegentlich der diesjährigen General stellung zur Ersatzreserve bestimmt wurden, insoweit sie überhaupt zu Uebungen heranzuziehen find, wa« ihnen bis spätestens 15. Juli bekannt gegeben sein muß, vom 20. August bis 28. Oktober; die zur Fußartillerie bestimmten in der Zeit vom I. Sept, bis 9. November, und die zum Train bestimmten in der Zeit vom 1. Juli bis 8. September abzuleisten; dabei ist zu bemerken, daß der Aufschub dieser ersten Uebung in AuSnahmesällen durch die BezirkSkomman- doS bi« zur Nachübung, welche am 30. November beginnt, auf Ansuchen der Betreffenden gestattet werden kann, insoweit die militärischen Interessen dem nicht entgegenstehcn. Die zweite sechswöchige Uebung fällt bei der Infanterie, Jägern, Schützen und Pioniere in die Zeit vom 17. September bis 28. Oktober, für die Fußartillerie in die Zeit vom 2b. September bi« 9. November. Zu dieser Uebung werden solche Ersatzreservisten herangezogcn, welche im vorigen Jahre die erste Uebung abgeleistet haben, insoweit Bedarf vorhanden ist. Zu einer dritten vierwöchigen Uebung treffen diejenigen Ersatz reservisten, welche im vorigen Jahre zur zweiten Uebung einbcrufen waren, sofern sie ibre Ausbildung bei der Infanterie, Jägern, Schützen oder Pionieren erhielten, am 2. Juli, soweit sie der Fußartillerie an gehören, am I. September ein. Ersatzreservisten, welche dem Gestellungsbefehle nicht pünktlich nach kommen oder sich zur Zeit der Gestellung in Haft befinden, werden zu einer zweiten bezw. dritten Nach übung herangezogen, und zwar ist für die Nachgestellung zur zweiten sechswöchigen Uebung der 28. Dezember und für die dritte vierwöchige Uebung der ll. Januar künftigen Jahres als UebungSbeginn bestimmt. Amtliche Mittheilungen ans -er 8. öffentlichen Sitz ung -cs Sta-tveror-netkn-Lollkgiums am 27. Mai 1892, Abends 8 Uhr. Vorsitzender: Vorsteber Hertel. Anwesend: 16 Stadtverordnete, entschuldigt l. 1) Man nimmt Kcnntniß von der Einladung zu dem sächsischen Gemeindetag am 8. und 9. Juli d. Js. in Freiberg und beschließt, für denselben einen einmaligen Beitrag von 8 M. zu bewilligen, da gegen von der Abordnung eines Stadtverordneten zur Theilnahme an demselben abzusehen. 2) Die Angelegenheit, betr. die Erbauung der Rath- hauSgartenmaucr, wird vorläufig von der Tages ordnung abgesetzt. Inzwischen wird auf Grund der vorgenommenen Besichtigung der Oertlichkeit an den Stadtrath da« Ersuchen gerichtet, die Ab böschung des Erdreiches und die Herstellung von Lattenzaun in der Höhenlage der Straße veran schlagen zu lassen. 3) Die geforderten Mittel zur Verbreiterung des Ein gangs der Südstraße an rund 80 M. werden be willigt. 4) Dagegen findet die Rathsvorlage, betr. die Wasser beschaffung für die Neugasse, keine Annabme. Es wird darauf hingewiesen, daß für die Stadtge meinde eine Verpflichtung zur Wasserbeschaffung überhaupt nicht bestehe, daß übrigens durchgreifend nur durch die Einrichtung einer allgemeinen Wasser leitung geholfen werden könne, weshalb beim Rath beantragt wird, der Frage der Errichtung einer solchen Wasserleitung erneut näher zu treten und zu diesem Zwecke eine öffentliche Bürgerversamm lung zu berufen. Inzwischen will man aber den Anwohnern der Neugasse insoweit entgegenkommen, al« die Hälfte der Kosten der Wasserbeschaffung für die Neugasse bewilligt werden, falls die An wohner sich verpflichten, die andere Hälfte hierzu beizutragen. 5) Der mit dem StaatSfiScuS abgeschlossene Ueber- lassungSvertrag hinsichtlich der Parzelle 852» de« Flurbuchs für Eibenstock am Sternflügelweg wird ohne Abänderung genehmigt und der Vorsitzende zu dessen Mitvollziehung ermächtigt. Ans vergangener Zeit — für «nsere Zeit. 4. Juni. (Nachdruck verboten). Vor SSO Jahren, am 4. Juni 1642, ist einer der berühm testen Kanzelredner aller Zeiten, der originelle und weltbekannte Abraham a Santa Elara (eigentlich Ulrich Megerle) geboren und zwar zu Kreenheinstettcn bei Meßkirch in Baden. Er ge hörte dem Augustiner-Orden an und ward IS77 Hofprediger des Kaisers Leopold I. Sin reich und vielseitig begabter, sprachgewaltiger Redner, geißelte er in unerschrockenster Weise die Schäden seiner Zeit, scharf, witzig und von urwüchsigem Humor war er ganz der Rann dazu, auch den Großen und Vornehmen die Wahrheit zu sagen. Er hat eine sehr große Anzahl Schriften verfaßt, sämmtlich moralischen Inhalte«; eine derselben ist von Schiller in der Kapuzinerpredigt von „Wallensteins Lager" benutzt worden. 5. Juni. Den Höhepunkt der Macht und zugleich der furchtbarsten Grausamkeit de» spanischen SchreckenSregimenteS in den so