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Vesper in der KreuMrille. Dresden, Sonnabend den 20. Jannar 1894, Nachm. 2 Uhr. 1. Kuge für Orgel (bls-clur, fünfst.) von I. S. Bach. 2. Motette nach dein 90. Psalm (z. l. M.) von Ernst Flügel. Herr,' Gott, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge worden und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen. Herr, Gott, du bist unsre Zuflucht für und für. Herr, kehre dich doch wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig, fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich fein unser Leben lang. Herr, Gott, du bist unsre Zuflucht für und für. Halleluja. 3. Arie (Op. 96, M. I) von C. Reinecke, gesungen von Herrn Emil Pinks, Concertsänger aus Leipzig. Deine Macht und Größe, Herr und Gott, erfreuet den Ge rechten, und über deiner Gnaden Fülle jauchzet er aus ganzem Herzen. Seine Seele strebt sehnsuchtsvoll dich, Ewiger, zu schauen. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 313, 1. Eins ist not! Ach Herr, dies Eine lehre mich erkennen doch! Alles andre, wies auch scheine, ist ja nur ein schweres Joch, da runter das Herze sich naget und plaget und dennoch kein wahres Vergnügen erjaget. Erlang ich dies Eine, das alles ersetzt, so werd ich mit einem in allem ergötzt. Vorlesung. 5. Arie (Op. 96, Ro. 2) von C. Reinecke, gesungen von Herrn Emil Pinks. Erhör' mich, Allgütiger, erhöre das Flehen meiner Seele; ach Herr, verachte nicht meines sündigen Herzens Bitten. Siehe gnädig mich an und erhöre mich. 6. Geistliches Lied (Op. 37, Ao. 2) von Julius Rietz. Seele, was betrübst du dich und verzehrest dich in Sehnen? Speisest dich mit bittern Thränen, was betrübst du also dich? Harr' auf Gott nur ewiglich! Willst du dich vergessen wähnen? O dein Herr, er schauet dich, kennet, eh' du rufst, dein Sehnen? Seele, was betrübst du dich? Lasse brausen nur die Wogen! Wie die Fluth auch kommt gezogen, dennoch nicht betrübe dich! Harr' auf Gott nur ewiglich! Wen hat je sein Wort betrogen? Eh' du sinkst, entreißet dich seine starke Hand den Wogen. Seele, was betrübst du dich? Loben wirst du noch und danken. Kann der ew'ge Fels denn wanken? O betrüb' nicht fürder dich! Harr' auf Gott nur ewiglich, statt dem Rohre gleich zu schwanken! Freuen, freuen wirst du dich mit Frohlocken und mit Danken. Druck von Liepsch L Reichardt in Dresden.