Volltext Seite (XML)
— Mit dem 31. Dezember d. I. verjähren folgende Forderungen aus dem Jahre 1889: u. der Fabrikunternehmer, Kaufleute, Krämer, Künstler und Handwerker für Maaren und Arbeiten, desgleichen der Apotheker für gelieferte Arzneimittel. Ausge nommen hiervon bleiben Forderungen, welche in Be zug auf den Gewerbebetrieb des Empfängers der Maaren oder Arbeit entstanden sind. Hat Jemand z. B. eine Forderung an einen Kaufmann für Maaren, die derselbe für sein Geschäft bestellt, so verjährt die selbe erst nach 30 Jahren, halte der Kaufmann die Maaren für seinen Hausbedarf bestellt, so verjährt die Forderung nach 2 Jahren; st die Forderungen der Fabrikunternehmer und anderer Arbeitgeber wegen der an ihre Arbeiter gegebenen Vorschüsse; e. der Schulen und BerpflegungSanstaltcn für Unterricht, Unterhalt und Erziehung, sowie der Lehrer hinsicht lich ihrer Honorare; ck. der Fabrikarbeiter, Handwerker gesellen, Tagelöhner rc. wegen rückständigen Lohne«; e. der Fuhrleute und Schiffer hinsichtlich des Fuhr- lohneS und Frachtgeldes, sowie ihrer Auslagen und s. der Gast- und Speisewirthe für Wohnung und Beköstigung. Mit dem Ablaufe von 4 Jahren (also auS dem Jahre 1887) verjähren am 31. Dezember d. I. die Forderungen der Kirchen und Geistlichen sür Amtshandlungsgebühren, der Rechtsanwälte und Notare, Aerzke, Feldmesser, Auktionskommissarien, Makler, überhaupt aller Personen, die zur Besorgung bestimmter Geschäfte öffentlich bestellt oder zugclassen sind oder aus der Uebcrnahme einzelner Arten von Aufträgen ein Gewerbe machen, wegen ihrer Gebühren und Auslagen, ebenso die Forderungen der Hand lungsgehilfen und des Gesindes an Gehalt, Lohn rc., die Rückstände an vorbedungenen Zinsen, Miethe, Pacht, Pension, Besoldung, Alimenten rc. — Ein für Fleischer und Landwirthe sehr wichtiges Erkenntniß hat das Reichsgericht gefällt. Dasselbe stellte fest, daß auch der Verkauf lebender Thiere unter das Nahrungsmittclgesetz fällt, sobald dem Verkäufer bewußt war, daß die betreffenden Thiere zur menschlichen Nahrung dienen sollen. Dieses Erkenntniß wird die Lanewirtbe hoffentlich abhalten, krankes Vieh zu verkaufen. Stellt sich das Fleisch des verkauften Thieres bei der darauf erfolgten Tövtung als ungenießbar heraus, so ist der betreffende Verkäufer nach den §8 10 und 11 des Gesetzes strafbar. Ämtlichc Mittlieilungen über Sitzungen -cs Grm.- Kaths M Schönheide. I. Sitzung vom 3. November 1891. Entschuldigt fehlen die Herren Bauma,-:-. und Möckel. 1) Der Gemeinderath nimmt Kenntniß von s. dem Ergebniß der für die Brandcalamitosen Tuch scherer und Rosenfeld veranstalteten Sammlung, d. den Bedingungen, unter welchen der Anschluß an die nächste Fernsprecheinrichtung Eibenstock zu erreichen ist. v. einer abfälligen Bescheidung der Ka'-serl. Ober- Post-Dircction Leipzig auf das Gesuch um Ein führung einer direkten Postverbindung mit Auer bach. 2) Nachdem sich der Bauausschuß bezüglich der Haupt straße über eine Bebauungslinie geeinigt hat, sollen vor dies- fallsiger Beschlußfassung die betreffenden Unterlagen zunächst einige Zeit in der Expedition des Gemeindevorstandes zur Ein sichtnahme für die übrigen Gemeinderathsmitglieder ausgelegt werden. 3) Für die nächstjährige Straßenbeschotterung wird der zwischen dem Thiel em ann 'schen Hause Nr. 2448 und den Oschatz 'schen Häusern Nr. 23Ü liegende Tract der Hauptstraße bestimmt. 4) Der Bauausschuß erhält Austrag, die Ermittelungen zur Erlangung einer geeigneten Krankenhausbaustelle noch fortzusetzen. 5) Auf einige Almosengesuche sollen zunächst noch Seiten Les Armenausschusses nähere Erörterungen angestellt werden. 8) Die von einem Einwohner nachgesuchte Errichtung bez. Belassung einer Brunnenstube auf einem Communicationswege wird gegen Vorbehalt des Widerrufs und unter den sonst üblichen Bedingungen genehmigt. II. Sitzung vom 27. November 1891. Entschuldigt fehlen die Herren Flemming und Gottlieb Lenk. 1) ES wird Kenntniß genommen: a. von einer Verfügung der Kaiserlichen Ober-Post- direktion Leipzig, die versuchsweise Benutzung der Eisenbahnzüge 605» und 606» zur Beförderung von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefen betreffend, I>. davon, daß im hiesigen Orte jetzt II Personen die gesetzliche Altersrente beziehen. 2) Wegen der am I. Dezember zu bewirkenden Vertheilung der Zinsen des Franz Louis Oschatz'schen Legates wird den Vorschlägen des Armenausschusses zugestimmt. Die Vorschläge dieses Ausschusses werden auch bezüglich einiger Gesuche um Almosengewährung zum Beschluß erhoben. 3) Mit der Leitung verschiedener baulicher Veränderungen auf dem Rathhaushose und in den Hotclräumlichkciten des Rathhauses wird der Bauausschuß beaustragt. III. Sitzung vom 16. Dezember 1891. Entschuldigt sehlen die Herren Flemming, Fickel und Schneider. I) Zur Kenntniß wird gebracht: ». eine Entscheidung der Königlichen Amtshaupt- mannschaft Schwarzenberg, die Zugehörigkeit der an der BahnhosSstraße gelegenen Parzelle Nr. 1071 zum Gemcindeverbandc Schönheide betr., d. daß am 25. vor. Monats von dem Rechnungs- Ausschusse eine außerordentliche Revision der Gemeindekasse mit besriedigendem Resultate vor genommen worden ist, c. von dem dermaligen Stande des Eisenbahnpro- jektS Adors-Hof, <1. von einem Schreiben de« hiesigen Kaiserlichen Postamtes, die Entleerung der Briefkasten im untern Ort«theile betreffend. 2) Herr Gemeindeältcster Flemming hat schriftlich zu den Acten erklärt, daß die von ihm in Nr. IIS des Schön- heider Wochenblattes gegen den Gemeindevorstand und den Gemeinderath erhobenen Beschuldigungen seinerseits auf Jrr- thum beruhen. Der Gcmcinderath nimmt davon Kenntniß und erachtet die Angelegenheit nunmehr al« erledigt. 3) Die Angelegenheit bezüglich des etwaigen Anschlusses an die Fernsprechanlage in Eibenstock soll s. Z. bei den Inter essenten erneut in Anregung gebracht werden. 4) Die Vertheilung der Zinsen der Legate Carl Eduard Tuchscherer'«, Gustav Louis Leistner's, Christian Gott lob Vogel's und Christian Friedrich Brückner's beschließt man nach den Vorschlägen des Armenausschusses geschehen zu lassen. 5) Betreffs des Gesuches eines gewissen Fritz sch in Saupersdors um Uebertragung der Stockburger'schen Schank - Concession auf seine Person bejaht der Gemeinderath die Bedürfnißfrage. 6) Der Vorsitzende wird ermächtigt, wegen Beschaffung der zur Bezahlung des Kaufpreises sür die von der Gemeinde angekauften Grundstücke erforderlichen 'Mittel die nöthigcn Verhandlungen einzuleiten. Eine Anzahl weiterer Berathungsgegenstände, welche in den obenerwähnten Sitzungen noch vorgelegen haben, eignen sich beziehentlich zur Zeit zur Veröffentlichung nicht. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. In der Reihe der bedeutendsten und beliebtesten Lieder komponisten der Neuzeit darf vor allen Franz Abt nicht sehlen. Er wurde am 22. Dezember 1819 in Eilenburg geboren. Wir besitzen von ihm zahlreiche Lieder und Männcrquartette, die jeder Sangessreund kennt und liebt. Lieder wie: „Gute Nacht, du mein Herziges Kind", „Es hat nicht sollen sein", „Wald andacht" und viele andere sind längst Geineingut des deutschen Volkes geworden. Die Stadt Braunschweig, wo Abt von 1853—81 als Hoskapellmeister wirkte, hat dem am 31. März 1885 verstorbenen Komponisten neben dem Herzoglichen Hos- theater ein schönes Standbild errichtet. 23. Dezember. Es sind jetzt 15 Jahre verstrichen seit dem Tage, da im geeinigten deutschen Reiche ein höchst wichtiges, unumgänglich nothwendiges Werk zum Abschluß gebracht und damit die Justizeinheit in Deutschland geschaffen wurde. Am 23. De zember 1876, an welchem Tage der deutsche Reichstag geschlossen wurde, fand die Annahme der 4 Justizgesetze (Civilprozeßord- nung, Konkursordnnng. Gerichtsversassungsgesetz und Straf prozeßordnungs in dritter Lesung mit ISO gegen 100 Stimmen statt. Allerdings bedurfte es bedeutender gegenseitiger Nach giebigkeit, um die anfänglich vorhandenen 86 Differenzpunkte zwischen Bundesrath und der Reichstagskommission auf >7 herabzumindern, und diese endlich ganz zu beseitigen. Zuni Theil mußten sehr berechtigte Wünsche bezüglich des Straf rechtes seitens der Komission ganz fallen gelassen werden, um nicht das ganze Gesetz zum Scheitern zu bringen. Jrrthümcr. Roman von Karl Ed. Klopfer. (Schluß a. d. Beilage Nr. 150.) Der sensationelle Fall Sormann kam nicht zur öffentlichen Verhandlung. Eines Morgens stand in der Zeitung eine Nachricht, die der allgemeinen Neu gier einen schlimmen Streich spielte. Heinrich Sor mann hatte, nachdem er einige Tage zuvor ein um fassendes Geständniß abgelegt, iin Untersuchungs-Ge- fängniß Gelegenheit gefunden, seinem Leben ein Ende zu setzen; er hatte den irdenen Wasscrkrug seiner Zelle zerbrochen und mit einem Scherben desselben sich während der Nacht die Pulsadern geöffnet. * * * Doktor Möller hatte an jenem Abend noch, als ihm Olga ankündigte, daß sie mit Katharina nach Hause reisen werde, an seine Mutter geschrieben. In dem Drang, sich einer befreundeten Seele anzuver trauen, hatte er sich über Alles ausgesprochen, was ihm das Gcmüth belastete. Aber schon war eine Woche darüber vergangen, Olga hatte ihre Reise vorbereitungen beendigt und war entschlossen, am nächsten Tage abzufahren, und noch immer hatte Frau Möller ihrem Sohne nicht geantwortet. Theo dor konnte sich ihr Stillschweigen nicht erklären. Als er an dem Nachmittag, an welchem die Nachricht von dem Selbstmord Sormanns bekannt geworden war, nach Hause kam, zog er sich sofort auf sein Zimmer zurück. Auf der einen Seite er leichtert, fühlte er sich auf der anderen doppelt be drückt. Er hatte beim Durchschreiten des Vorzimmers die beiden Koffer seiner Frau, gepackt und zugeschnallt, stehen gesehen. Es war also unvermeidlich — morgen reiste sie ab nnd: er wagte es nicht, sich das Folgende weiter auszumalcn. Nach langem inneren Schwanken setzte er sich an seinen Schreibtisch. Er wollte einen zweiten Brief an seine Mutter richten. Er legte schon den Papier bogen zurecht und ergriff die Feder, als er plötzlich im Nebenzimmer sprechen hörte. Er horchte gespannt auf. Was war das? Er stand auf und näherte sich unwillkürlich der Thür, die im selben Augenblick geöffnet wurde. Mit einem Ausruf der höchsten Ueberraschung stürzte er vor und streckte die Arme aus. „Mutter!" Es war wirklich die kleine rundliche Gestalt der Frau Möller, die auf der Schwelle stand. Mit ver schränkten Armen stand sie da, die klugen Augen auf ihren Sohn gerichtet, der sich noch immer nicht von seinem freudigen Erstaunen erholen konnte. „Da hätten wir ja den sauberen Herrn Sohn!" „Gott sei gelobt, daß Du da bist!" rief er, sie umschlingend und das theure Antlitz mit stürmischen Küssen bedeckend. „Aber sprich doch, liebe Mutter, wann bist Du denn angekommen?" Frau Möller befreite sich keuchend von seinem Armen und rückte ihre verschobene Haube zurecht. Sie wollte offenbar erzürnt thun. „Vor einigen Stunden bin ich angckommen," sagte sic mit ernstem Blick. Du wunderst Dich wohl über mein Erscheinen? Nun, ich konnte mich nicht länger halten, ich mußte einmal mit eigenen Augen die netten Streiche übersehen, die Du in Deinem Hause angerichtet hast. Ich habe es gleich zwischen den Zeilen Deines Briefes herausgclesen, daß Du nicht so unschuldig seiest, als Du Dir darin den Anschein gabst. Nun, Du hast hübsche Dinge angerichtet!" Theodor überkam wieder das Schamgefühl, das ihn damals seiner Frau gegenüber fast zu einer reu- müthigen Abbitte getrieben hatte. Er wandte sich ab, um den Blick der Mutter auszuwcichcn. „Du hast mit — ihr schon gesprochen, wie ich sehe!" sagte er leise, in den Papieren auf seinem Schreibtisch herumkramend. „Allerdings, und ich habe mir die Ucberzeugung verschafft, daß Du ein ganz abscheulicher, — ein ganz abscheulicher Trotzkopf bist. Mensch, juckt es Dick' denn wirklich, mit aller Macht Dein Lebcnsglück für immer zu zerstören? Ganz abgesehen von Deiner wackeren Gattin nnd Deinem herzigen, unschuldigen Kind, um welche Du Dich allerdings sehr wenig zu kümmern scheinst. Du verblendeter, hochmüthiger Thor, der Du bist!" „Mutter," sagte er ernst, „Du hast Dich von Olga zu sehr beeinflussen lassen. Oder habe ich denn nach dem Vorgefallenen, daß ich Dir doch genau mittheilte, nicht ein Recht, an eine Schuld zu glauben, die sie mir verheimlicht?" „Papperlapapp! Das sind Hirngespinste, die Dich quälen, obgleich Du im Innern Deines Herzens eigentlich gar nicht daran glaubst. Ich gebe zu, daß es von Olga sehr unrecht war, Dir zu verschweigen, wen sie gleich zu Anfang in jenem Herrn Marfcld ahnte, aber sie ist zu entschuldigen, und überdies hast Du ihr Unrecht mit Deiner gröblichen Beleidigung reichlich ausgewogen." „Und jener Abend, an welchem Sormann mit ihr eine sehr bedeutungsvolle Unterredung gehabt zu haben schien?" Da erfuhr sie allerdings die Bestätigung ihrer Vermuthung. Aber er wußte sie durch eine drama tische Erzählung, in der er gleichsam ihr die Schuld au seinem Verbrechen beimaß, zum Mitleid zu be wegen. Sie konnte Dir in Deiner amtlichen Stellung den Unglücklichen nicht preisgeben und schwieg, weil sie nicht das Herz hatte, den Menschen, den sie, ob schon ohne Absicht, ins Verderben gestürzt zu haben glaubte, vollends elend zu machen." Und nun erzählte Frau Möller sehr eifrig, was sie von Olga als Aufklärung erhalten hatte. Theodor hörte ihr schweigend zu. Auch als sic bereits geendigt hatte, sprach er kein Wort. „Es ist wahr," begann die resolute alte Dame wieder, „cs ist wahr, Olga hat hier arg gefehlt, daß sie ihrem Gatten, dein sic rückhaltslose Offenheit und Vertrauen schuldig ist, nicht alles gestand, und ihm die Entscheidung, was zu thun sei, überließ. Du aber hast gefehlt, daß Du einen so schweren Verdacht gegen Dein Weib im Herzen tragen konntest. Solche verhängnißvolle Jrrthümcr sind eben das Resultat Eurer eigensinnigen Starrheit, die ihr dann meistens — Konsequenz nennt. Geh' mir damit!" „Aber Mutter — konnte ich denn das Alles ahnen?" „O ja, wenn Du Dir Deinen Sinn nur ein wenig klar gehalten hättest. Aber da warfst Du das ganze Vertrauen, das Du bisher in den Charakter Deines Weibes gesetzt hast, hin für ein nichtiges Argument. Als die Schuld Sormanns ohne da« Hinzuthun Olgas aufgeklärt war, war auch für Eure Spannung der Zeitpunkt der Klärung gekommen. Du hättest ihn nur benutzen sollen, hättest Deiner Frau in offener, liebevoller Weise entgegenkommen müssen, und sie hätte an Deiner Brust alle Schatten verscheucht, die euer Glück zu trüben drohten. Jetzt aber hast Du sie so tief beleidigt, wie mau nur ein reines, edles Weib beleidigen kann. Aber statt dieses einzugestehen, beharrst Du auf Deinem Groll und machst Dich, Dein Kind — und sie, Dein Weib, unglücklich!" Er sprang auf und faßte sie an den Händen. „Was sagst Du da, Mutter? Unglücklich, sie auch? Ja, sagte sie Dir denn das Alles?" „Braucht man das zn sagen? Hast Du es nicht selbst in Ihrem Gesicht gelesen?" Er sprang auf, von heftiger Erregung ergriffen, und eilte, ohne ein Wort zu sagen, nach dem Zimmer seiner Frau. Olga war noch mit Reisevorbereitungen beschäftigt. Bei diesem Anblick fühlte Theodor einen brennenden Stich im Herzen. Er sah einige Sekunden lang un verwandt auf sie, ehe er ein Wort hervorbrachte. „Olga," sagte er endlich, einige Schritte auf sie zugehend, die ihm nicht in das Gesicht zu sehen ver mochte, „Olga, ich habe einen Verdacht gegen Dich ausgesprochen, der mir nicht von Herzen kam, und den ich daher herzlich bedaure —" Die Brust schwoll ihm mit einem Male, daß er nicht» mehr hervorbringen konnte. Eine bange, laut-