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die meiste Beachtung findet, wird unter der ver- hältnißmäßig recht günstigen Witterung immer eif riger gefördert; so daß man jetzt die Arbeiter noch in den Nachtstunden beschäftigt sehen kann. Man hofft, bei einigermaßen günstiger Witterung in diesem Jahre noch richten zu können. Jetzt schon hebt sich der schöne Bau stolz von seiner Umgebung ab, nament lich das Hauptportal gestaltet sich prächtig, wie über haupt da« Ganze durch seine vielfarbigen Steine, die herrlichen Bogenfenster und die vielen Sandstein- Zierrathen einen imposanten Eindruck macht. Daß der Bau so betrieben wird, ist aber auch nothwendig, denn unsere alte Kirche erweist sich bei dem WachS- thum der Stadt und bei dem in hiesiger Gemeinde, Gott Lob, sehr zahlreichen Kirchenbesuch als vollstän dig unzulänglich. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 'Wenn an dieser Stelle wieder einmal eines Ereignisses aus ferner Vorzeit Erwähnung geschieht, so hat dies seinen Grund in der Bedeutung, welche jene Epoche sür die fernere Gruppirung der Staaten auf unserem Kontinent besitzt. Am 17. Dezember 546 eroberte nämlich der Ostgothen-König Totila Rom und gab die ewige Stadt seinen Soldaten zur Plünderung Preis. Es war dies nicht die erste Heimsuchung, welche die Hauptstadt des ehemaligen römischen Weltreiches durch die tapferen Schaaren deutscher Völkerstämme zu erdulden hatte. Waren es doch hauptsächlich germanische Völkerstämme, welche das morsche römische Reich in Trümmer zerschlugen und aus seinen Bestandtheilen neue Reiche schufen. 18. Dezember. Kleine Ursachen, große Wirkungen. Das trifft auch in der Weltgeschichte zu, allerdings vielfach nur scheinbar; denn zwischen „Ursache" und „Anlaß" ist denn doch noch ein großer Unterschied und vielfach werden beide Begriffe mit einander verwechselt. Allerdings die Anlässe zu weltbewegenden Ereig nissen sind ost recht geringfügiger Natur, die Steinchen, die die Lawine ins Rollen bringen, ost recht klein. Beinahe so wenig großartig und man möchte sagen komisch, wie der An fang des dreißigjährigen Krieges war, — bekanntlich begann derselbe damit, daß zwei kaiserliche Räthe in Prag zum Schloß fenster hinausgeworsen wurden, — war auch der Anfang des nordamerikanischen Freiheitskrieges, jenes Kampfes, der 10 Jahre dauerte und aus einer englischen Kolonie einen groß artigen Staat, die nordamerikanische Union, schuf. Und dieser Anfang des Krieges bestand darin, daß am 18. Dezember 1773 einige als Wilde verkleidete junge Leute im Hafen von Boston drei Schiffsladungen Thee ins Meer warfen. Wahrlich eine Bagatelle, keines Krieges Werth, aber dieser Anlaß hatte ge wichtige Ursachen. Die englische Regierung hatte Eingangs zölle auf Thee und andere Artikel gelegt und die freien Ameri kaner, die überhaupt längst genug hatten an englischer Aus beutung und daran, daß man die amerikanischen Kolonien in England gleichsam als unmündig betrachtete, suchten die Los- reißung von England und Selbstständigkeit unter allen Um ständen durchzusetzen. Somit war die Bostoner Theeaffaire nur ei» zufälliger Ausdruck der gegen die Zölle herrschenden Stimmung; da indeß dem Streiche die Sperrung des Bostoner Hafens durch England folgte, sowie noch andere unkluge Ge- waltmaßregeln, war der Aufstand und der Krieg sehr bald im Gange. Heutzutage sind die Amerikaner vielmehr sür Zölle eingenommen, als damals; man braucht nur an die Mac Kinley-Bill zu denken. Auf dem Irrwege. Eine Weihnachtsgeschichte von H. d'Altona. (Schluß.) Wieder stand daS Christfest vor der Thür. Harm wurde vor den Richter gefordert. Er gestand rückhaltslos zu, bis zu welchem Grade er an dem gesetzwidrigen Treiben seiner Partei bc- Iheiligt gewesen. Er erschien nicht in gefährlichem Maaße compromittirt, dagegen stellte sich heraus, daß der verhaftete PetcrS und Linke, welche es bis dahin verstanden hatten, sich den Nachstellungen der Poli zei zu entziehen, Hochverrath getrieben hatten. Als der Richter wahrend des Verhörs dem Tisch ler verschiedene bei Peters beschlagnabmte Skripturen vorlegte, bemächtigte sich bei dem Anblick eines Schrift stückes deS jungen Mannes eine tiefgehende Aufreg ung. DaS Papier zeigte seinen Namen verschiedent lich nachgeahmt, wie von einer Hand, welche sich be-z, müht hatte, möglichst genau die Handschrift Harms zu imitiren. Der Richter inquirirte ihn wegen der Bedeutung dieses Papiers. Der Tischler wußte keine Aufklärung zu geben. Als aber dann der Richter ihm mittheilte, daß PeterS im Verdacht stehe, Fälsch ungen begangen zu haben, blitzte in ihm ein furcht barer Verdacht gegen den auf, der sein bester Freund und — Verführer gewesen. Die stillen Tage der Haft hatten seinen Trotz gebrochen und wenn er auch noch nicht zur vollen Ein sicht seine» sclbstvernichtenden Treibens gelangt war, so hakte doch der Gedanke an sein treues grambe ladenes Weib weiche Saiten in seiner Seele wider klingen lassen. Er erzählte dem Richter, daß PeterS zu jener Zeit der Fälschung in seiner Werkstatt beschäftigt ge wesen und der Richter versprach ihm, seinen Freund mit dem Kommissiensrath zu konfronliren. Harm wurde in die Haftzclle zurückgeführt, um am Nachmittage vor dem Untersuchungsrichter zitirt zu werden. Derselbe thcilte ihm mit, daß PeterS bei der Konfrontation mit dem KommissionSrath der Fälschung jener Quittung überführt war. Dann wurde Heinrich vorläufig der Hast entlassen. Dies mal, bei der Entdeckung des schnöden Betrugs, den der Freund und Gesinnungsgenosse an ihm begangen, war e« mehr ein Gefühl der Scham als des Zornes, welche« sein Herz sich krampfhaft zusammenziehen ließ. Er wäre zum offenen Kampf, zur Empörung gegen die bestehende Ordnung bereit gewesen, zum Betrug hätte er sich nie herabgewürdigt und nun sah er seine besten Parteigenossen al« Verriither an ihm und an seinem Glück! Zögernd begab er sich auf den Weg, der ihn in sein verwüstetes Heim an die Seite seines bekümmer ten von ihm so tief gekränkten Weibe» zurückführen sollte. Um ihn klang da« harmonische Geläute der Glocken de» Christabend». Mit freudestrahlenden Mienen, Liebe und Friede im Antlitz sah er Hoch und Niedrig, Junge und Alte vorüberhuschen, dem Heim zueilend, um der Feier der Weihnacht die Seelen zu öffnen. Seine Tasche war leer, in seinem Herz gähnte Dunkel und Oede. Was hatte er mit in's Heim zu bringen? Die Aussicht auf eine freudlose Zukunft! Was erwartete seiner im Hause? Der Anblick seine» unglücklichen Weibes, welchem er Freude und Jugend durch Trotz und Uebermuth geraubt! Immer langsamer wurden seine Schritte, bis er end lich an seiner Wohnung in der stillen Arbeitervorstadt angelangt war. Schon faßte er an die Thür. Sein Fuß stockte, war ihm etwa« in's Auge gerathen, das nicdt dahin gehörte? Ein tiefer Athemzug hob seine Brust, die Hand wischte hastig über die Augen. Dann trat er an das Fenster. Die blinden Scheiben entzogen seinem Blick das Innere des Stübchen«. Hörte er nicht Stimmen da drinnen? Lauschend legte er da« Ohr an das kalte Fensterglas. „Was wollen Sie denn noch mit ihm. Der sitzt auf einige Jahre fest und wenn er hcrauskommt, ist er froh, Sie los zu sein!" klang eine tiefe Stimme in dem Stübchen. ES war die Stimme seines Freundes Linke. Jetzt hörte er sein Weib sprechen. Marthas Stimme hatte in den Tagen des Elends den früheren Silberklang eingebüßt, er war nicht im Stande ihre Worte zu verstehen. Dann hörte er wieder wie Linke in höhnischem Gelächter ausrief: „Warum war er so ein Narr, sich verführen zu lassen. Wie hat er Sie behandelt. Mir haben Sie immer leid gethan und wenn Sie nur wollten — die Kasse der Partei ist in meinen Händen, kommen Sie mit mir, Martha, wir halten uns einige Tage verborgen, dann segeln wir ab. In Amerika beginnen wir ein neues Leben der Freude, da wollen wir — " Weiter kam er nicht. Hastig wurde die Thür aufgerisseu. Vor sich sah er das bleiche Antlitz HarmS. „Schurke, Verräther!" drang cs heiser aus der Kehle des Tischlers, seine Faust hob sich, ein zwiefacher Ausschrei durchgellte das Gemach — schwer fiel ter Körper Linke'« zu Boden. Ueber ihn kniete Harm, bereit ihn zu erwürgen, sobald der Elende Miene machen sollte, sich zu er hebend Vielleicht rettete es ihm das Leben, daß in diesem Augenblicke mehrere Polizeibeamte in daS Haus ein traten, welche die Spur des Flüchtlings bis hier ver folgt hatten. Während Linke von den Dienern der Gerechtigkeit abgeführt wurde, hielt Harm sein Weib in den Armen und flüsterte ihr heiße Worte der Reue in das Ohr und gelobte ihr unter Thränen, umzukchren von dem entsetzlichen Irrweg. Noch hatte das junge Weib nicht vermocht, ihr Entzücken über das doppelte Wiederfinden des Geliebten in Worte zu kleiden, als der Kommissionsrath in das Zimmer cintrat. In seiner Begleitung befand sich ein schwer mit Packeten und einem Chrislbaum beladener Diener. Nachdem der Diener sich seiner Last entledigt, verschwand er auf einen Wink seines Herrn und be gann dieser vor den Augen des erstarrten Paares die Kerzen des Christbaumes anzuzünden und unter dem selben eine Fülle von brauchbaren Weihnachtsgaben auszubrciten. „Sie haben Ihren guten Engel wiedergcfundcn", wendete er sich dann an Harm, der kaum im Stande war, den Sturm der Gefühle in seiner Brust zu bändigen, „möge Ihr guter Engel Ihnen von jetzt ab treu bleiben! Hier ist der Betrag Ihrer Rech nung und hier haben Sie meine Anweisung, die Sie in den Stand setzt, sich eine neue Werkstatt einzu richten. Bleiben Sie brav und ich werde für Kund schaft sorgen!" Noch ehe Heinrich und Martha sich zum Ausdruck des Dankes zu sammeln vermochten, hatte ihr Wohlthäter das Haus verlassen. Es war keine laute Christfestfreude, die in dem ärmlichen Gemach heute das Wort führte, aber es war eine Weihnachtsfreude lauter und rein, wie sie nur so weihevoll sich niederläßt auf Menschenkinder, die nach schweren Tagen de« Elends und des Irrens sich und das Glück ihrer Zukunft wiedergesunden haben. Vermischte Nachrichten. — Münster. Ein Schüler hatte sich wegen ungehörigen Betragen« die Strafe der Relegation vom Gymnasium zugezogen. Der Sekundaner nahm die Sache nicht allzu tragisch. Er miethete sich eine zweispännige Droschke und machte in aller Form seine AbschiedSvisiten, indem er vor da» Hau« eine« jeden seiner Lehrer verfuhr und ihnen seine Visitenkarte in die Wohnung bineinreichen ließ. Wie die An- kunft«visite beim Herrn Vater abgelaufen ist, können wir nicht verrathcn. — Wi-mar. Da« Jahr 1903 rückt immer näher, in welchem die Stadt Wi-mar nach einem völlig gesetzlichen Dokument vom Jahre 1803 an Schweden zurücksallen soll, sofern die Schweden die Summe bezahlen, gegen welche die Stadt einst verpfändet wurve. Die VerpfänduugSsumme belief sich auf 5,625,000 M.; mit Zins und Zinseszins ist dieselbe aus 108 Millionen M. gestiegen. Die Wis marer sind zwar gut deutsch und möchten die schwedischen Ansprüche gern aus der Welt schaffen, aber die LandeS- bchörden erkennen das „Eigenthumsrecht" Schwedens offiziell an, wie u. A. nachfolgendes Beispiel beweist: Ende 1887 kaufte das Zollamt von der Stadt ein Gebiet im Preise von 1687 M. 50 Pf., zur Errichtung eine« Amtsgebäudes am Hafen. Im Vertrag über diesen Kauf bedang sich da« Zollamt ausdrücklich au«, daß die genannte Summe von 1687 M. 50 Pf. zu rückgezahlt würde, im Falle Schweden 1903 wieder in den Besitz WiSmar« trete. Wird Schweden 1903 die Stadt gegen Zahlung von 108 Millionen Mark zurückfordern? Dies ist eine die Wismarer Bürger schaft intercssirende, brennende Frage. Aber Schwedens Anrecht bleibt auch für den Fall bestehen, daß das Geld am Fälligkeitstermine nicht gezahlt werden sollte. Schweden muß dann ferner 100 Jahre, also bis 2003, warten, hat dann jedoch 2077'/.^ Millionen Mark zu zahlen. — Insterburg. Welche vielseitigen Wünsche man mit einem Gesuch um ein Taufzeugniß verbinden kann, zeigt ein dem hiesigen Pfarramt zugegangenes Schreiben, dessen Inhalt der Kuriosität wegen von der „Danziger Zeitung" witgetheilt wird. Der Brief lautet: „Breslau, den 27. Oktober. Ein hochlöb liches evangelisches Psarr-Amt zu Insterburg ersuche hierdurch ergebenst, mir umgehend ein Duplikat meines Taufzeugnisses, welches ich behufs Verheirathung be- nöthigt bin, gütigst übersenden zu wollen. Ich bin der Bauarbeiter Georg P., Sohn des im Jahre 1883 verstorbenen Bauern P., geboren zu Nausseden am 28. April 1855 und in der evangelischen Pfarrkirche zu Insterburg getauft. Gleichzeitig ersuche ich Ew. Wohlgeboren, gütigster Herr Pfarrer, meinen Bruder, den Eigenkäthner Georg P. aus ErdmaunSruh, ein mal zu sich zu bestellen und ihn zu veranlassen, mir 40 M., welcher ich dringend zur Anschaffung der nölhigsten WirthschaftSgegcnstände bedarf, z» schicken. Ich hoffe durch die Einsprache Ew. Wohlgeboren eher auf Er füllung meiner Bitte, da im persönlichen Verkehr mit meinem Bruder Vieles zu wünschen übrig bleibt. Auch bitte ich, meiner Mutier durch meinen Bruder viele herzliche Grüße zu bestellen. In der Hoffnung, daß Ew. Wohlgeboren, gütigster Herr Pfarrer, mir meine Bitte gewißlich erfüllen werken, zeichnet u. s. w. Johann P., Bauarbeiter, Hirschslraße 60, 4 Treppen." Nachschrift: „Auch wäre es mir sehr erwünscht, wenn mir mein Bruder acht Felle, und zwar 4 graue, schickte, für meine zukünftige Frau, welche ihr, da dieselbe einen Handel betreibt, sehr zu Statten kämen, wenn sie den halben Tag auf dem Markte sitzt." — Ganz eigenthümliche Vorkommnisse will die Besatzung der Barke „Hesper" auf der Fahrt von Japan nach San. Francisco erlebt haben. Etwa 70 englische Meilen von der japanischen Küste ent fernt wurde plötzlich ein rollende« Geräusch vernehm bar und zugleich wurde das Schiff auf unv nieder geworfen. Im nächsten Augenblick überschütteten riesige Sturzwellen von allen Seiten die Barke. Die Be satzung kam zu der Ueberzeugung, daß sich das Schiff über einem unterseeischen Vulkan befände. Das auf Deck strömende Wasser war kochend heiß. Die Be satzung konnte es vor Hitze nicht aushalten und flüchtete in die Masten, wo sie 5 Stunden hindurch blieb. Während der ganzen Zeit entströmten Schwefel gase dem siedenden Ozean. Die Seeleute wurden von den Gasen fast erstickt. Das Meerwasser war so heiß, daß cs das Pech der Fugen zum Schmelzen brachte. — Schon richtig. Lehrer: „Wie viel sind wohl, nach Angabe der Gelehrten, unter Pharao Aegypter im rothen Meer ertrunken?" — Schüler (leise zu seinem Nachbarn): „Fragt aber der Lehrer manchmal dumm!" — Lehrer: „Nur laut, e« wird schon richtig sein!" Wer rasch Hilst, Hilst doppelt. Dies kann man mit Recht von den bekannten Apotheker W. Voß schen Katarrhpillen sagen. Ost gelingt eS diesem ausgezeichneten Präparat schon nach wenigen Stunden den Katarrh zu besei tigen. Und warum? Weil das in diesen Pillen enthaltene Chinin die Ursachen des Katarrh«: die Entzündung der Schleim häute beseitigt und somit auch desi Katarrh. Apotheker W. Voß'sche Katarrhpillen sind ä Dose Mk. I in den Apotheken erhältlich. Zu haben in Eibenstock bei Apotheker Fischer. Standesamtliche Nachrichten von Libenstock vom 9. bis mit IS. Dezember 1891. Geboren : 325) Dem Maschinensticker Karl Albert Liebold hier 1 S. 327) Dem Stellmacher Heinrich Alban Anger hier I T. Hierüber: 326 und 328) uneheliche Geburten. Aufgeboten: Vuout. Eheschließungen: 58) Der Schmied August Bernhard Kießling in Wilkau mit der Hedwig Clara Heinz hier. Gestorben: 264) Der Huf- und Waffenschmied Gotthils Leberecht Krauß hier, 80 I. 5 M. 11 T. 265) Die Christiane Wilhelmine verw. Ungethüm geb. Engelwald hier, 85 I. 10 M. 18 T. 286) Des Oeconomiegehilfen Hermann Julius Häupel hier Sohn, Han« Max, 8 T. Hierüber: 287) I unehel. geborene« Kind.