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Gertrud fuhr empor, als würde sie von einem Peitschenhieb getroffen. Dann schleppte sie sich auf ihren Knieen bi« dicht zu ihm hin. Der Tod stand in ihren blassen Zügen, Wahnsinn und Verzweiflung in den dunklen, weit aufgerissenen Augen. «Nimm da« zurück, Edgar! Du siehst mich ja zum letzten Mal, e« sind die letzten Worte, die ich zu Dir spreche — nimm eS zurück! Wenn alle« Lüge war, da« Eine ist ja Wahrheit: Ich habe Dich geliebt!" »ES ist nicht wahr! Du hast nichts als Dich selbst geliebt — Mörderin!" Der Ton war hart wie Stahl und auch so kalt. Ein Blick, ein Wort, ein gutes Wort, einen, ach nur einen Blick der Verzeihung — was hätte sie da für gegeben! Freudig wäre sie im nächsten Augen blick gestorben, die Hand noch segnend, die sie von sich stieß, als sie jetzt nach ihr haschte. (Schluß folgt.) Vermischte Nachrichten. — Danzig. Am vorvergaugenen Sonntage ereignete sich, wie dem „Gesell." berichtet wird, im hiesigen Stadtheater ein Zwischenfall, der zu lebhaften Erörterungen Veranlassung gab. Die erste Liebhaberin, Fräulein Hoffmann, erhielt nämlich im Lause des Spieles mehrere Blumensträuße zugcworfen, u. a. auch einen Strauß, der Kartoffelschalen, Zwiebeln, faule Eistücke u. s. w., sowie ein Briefchen enthielt, in welch' letzterem die hier sehr beliebte Schauspielerin aufgefordert wurde, so schleunigst als möglich Danzig zu verlassen, sonst würde ihr noch etwas anderes passiren. Es wurde nun nach dem Urheber dieses „Ichcrzes" geforscht und dieser in der Person einer Kollegin der Künstlerin, einer Rivalin der letzteren, entdeckt. Künstlerneid soll die Ursache dieser That sein. Der Vorfall dürfte noch ein gerichtliches Nachspiel haben. — Eine Massenvergiskung hätte sich kürz lich leicht in der Familie des Hauptmanns a. D. v. S. in Bunzlau ereignen könne». Zum MittagStische wurde gebratenes Pökelfleisch aufgetragen. Unmittelbar nach dessen Genüsse erkrankten der Hausherr, die Hausfrau, zwei Kinder, eine Näherin und Bedienstete des Hausstandes. Von dem schleunigst herbeigerufe nen Arzte wurden sofort Brechmittel verordnet, die den erwünschten Erfolg hatten, so daß sich augenblick lich die Betroffenen außer jeder Gefahr befinden. Die nähere Untersuchung hat sestgestcllt, daß das zum Ge nüsse gekommene Pökelfleisch anstatt mit Salpeter aus Versehen mit Kleesalz eingepökelt worden ist. Jedenfalls mahnt dieser Vorfall wieder dazu, recht vorsichtig in der Aufbewahrung der im Haushalte zur Verwendung kommenden Gifte zu sein. — Lebendig begraben. In Montauban wurde eine junge Frau von 22 Jahren, die infolge ihrer Entbindung ohnmächtig geworden war und 2 Tage leichenstarr dagelegen hatte, als todt beerdigt. Während der Bestattung theilte die Leichenfrau den Angehörigen mit, daß sie an der Stelle des Bettes, wo der Körper geruht halte, etwas Wärme bemerkt habe. Man öffnete schleunigst das bereits zugeschüttete Grab, sprengte den Sargdeckel auf und ein herbeigeholter Arzt stellte fest, daß die Unglückliche lebend begraben worden war. Sie war im Sarge erwacht und hatte ihren Leichenschleier abgerissen, sich die Hände an den Brettern des Sarges wund gestoßen und die Nägel blutig gerissen; dann war sie erstickt. Alle Bemüh ungen, sie wieder in's Leben zu rufen, waren ver gebens. Der Gatte war wie wahnsinnig vor Schmerz und in der ganzen Stadt herrscht große Aufregung über das tragische Ereigniß. — Kaust am Orte! Viele Hausfrauen hegen die Ucberzeugung, daß man in größeren Orten besser und wohlfeiler kauft, als am Orte. Diese Damen bedenken nicht, daß der am billigsten kaust, welcher stets das für seine Zwecke genau Passende wählt. Wie oft paßt aber die von auswärts gekaufte Waare nicht, und wie wird dieselbe häufig durch mehrmaliges Hin- und Herschicken vertbeuert. Man überlege sich doch, daß es im eigenen Interesse des kleinstädtischen Kaufmanns liegen muß, seiner Kundschaft da« Mo dernste und Brauchbarste zu liefern. Vertraut mit den Verhältnissen seines Wohnortes, ist gerade er befähigt, das Beste und Praktische herauözufinden. Bedenkt daher, liebe Hausfrauen, daß Ihr durch Euer blindes Vorurtheil für fremde Waare nicht nur den kleinen Kaufmann Eures Ortes, sondern Euch selbst schädigt. Darum: Kauft am Orte! — Ueber ein Sympathiemittel wird der „Köln. Ztg." aus Worbis im Eichsfelde geschrieben: Ein junger Baubeamter aus Hannover hat hier ein sonderbares Abenteuer gehabt. Als er am letzten Montag im Walde des Jberges nach dem Kohn- steinfelsen zu spazieren ging, begegnete er einer tief verschleierten jungen Dame, die, einen welken Zweig in der Hand, ängstlich auf ihn zukam. Plötzlich warf sie den Zweig hinter sich, lichtete den Schleier und küßte den jungen Mann herzhaft auf beide Wangen. Dem überraschten jungen Manne stammelte die er- röthcnde Jungfrau Entschuldigungen vor und zeigte ein Büchlein, in dem zu lesen: „Mittel gegen Som mersprossen: Gehe in den Wald, promenire möglichst einsam mit einem dürren Zweig in den Händen, so bald du dann einem jungen Manne begegnest, wirf rasch den Zweig hinter dich und küsse ihm beide Wangen." Das Mittel war probat, am Mittwoch hat sich der so plötzlich geküßte, in Worbis zu Besuch weilende Herr mit der jungen Dame, obschon die Sommersprossen nicht so rasch vergangen waren, verlobt. — Ein wichtiges nnd bemerkenswerthes Jubiläum fällt in das Jahr 1891, und fast wäre das letztere vorübergegangen, ohne daß dieses Jubiläums gedacht worden wäre. Es sind nämlich gerade drei hundert Jahre seit der Einführung des Kaffees in Europa vergangen. Im Jahre 1591 brachte der Orientreisende Prosper AlbinuS den ersten Kaffee aus Egypten mit nach Venedig. Sofort verbreitete sich die bis dahin gänzlich unbekannte Frucht durch ganz Italien. Langsamer ging die Einführung des Kaffees in die anderen europäischen Länder von Statten. 1614 wurde Frankreich, 1650 England mit dem duftenden Mocca beglückt, und von England breitete er sich über alle Länder Europas aus. Aber eS dauerte lange, ehe der Kaffee ein so allgemeines Getränk wurde, wie er heut zu Tage ist. So wurde z. B. in Sachsen noch zu Anfang diese« Jahrhunderts von dem Landvolk nur des Sonntag«, oder wenn man Gäste bei sich ausgenommen hatte, Kaffee ge trunken. — Prüfung von Schmieröl. Man läßt die zu prüfenden Oelproben auf ein schiefgestelltes Eisen blech mit seichten Rinnen tropfen und beobachtet, welches Oel am längsten der Verharzung widersteht und flüssig oder abflicßend bleibt. E» wird diese Probe mehrere Tage in Anspruch nehmen und man muß deshalb die langsam abfließende» Oele in Gläsern auffangen und von Zeit zu Zeit zurückgießen, bis sich jedes derselben derart verdickt hat, daß eS nicht mehr abfließt. Selbstverständlich ist da« Schmieröl, welches am längsten flüssig bleibt, das bessere. — „Maßgebende" Antwort auf die inter essante Frage: Wie viel Einpfennigstücke gehen in ein §/, „-LiterglaS? Diese Frage wurde nämlich Abends an einem Stammtisch auf Grund einer Wette praktisch gelöst. Es ergab sich, daß das Bierglas bis zum Aicbungsstrich ganz genau ein Tausend Einpfennig stücke faßte. Verfälschte schwarze Seide. Man ver brenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen > will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: i Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, ver löscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräun- licher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die „Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegen satz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zer drückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik-Döpöt von v. (K. u. K. Hoslief.) LUrtcI» versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke Porto- und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. Jede Lausfrau würde sich gewiß besonders freuen, wenn ihr das liebe Weihnachtsfest als Geschenk einen hübschen neuen Teppich brächte. 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Gestorben: 258) Des Maschinenstickers Emil Gustav Petzold hier Sohn, Hans Walther, I I. 23 T. 259) Des Stick maschinenbesitzers Ernst Heinrich Unger hier Sohn, Freund Martin, 9 M. 24 T. 260) Des Forstassessors Walther Mar tin Harter hier Sohn, Walther Thilo Thorschmidt, 4 I. 4 M. 23 T. Mit Rücksicht auf den zur Weihnachtszeit stärkeren Eingang von bitten wir unsere wertsten In- seranten ganz besonders, Anzeigen recht frühzeitig, spätestens aber bis Vormittags 11 Uhr einsenden zu wollen, wenn dieselben in der Tags darauf erscheinenden Nummer Aufnahme finden sollen. Größere Annoncen müssen dagegen einen Tag früher eingesandt werden. Hochachtend Die Expedition d. Amtsblattes. Chnstbaum- Confeet Kiste 440 Stück, reichhaltige Mischung M.8.8Ü, Nach«. Bei 3 Kisten 1 Präsent. frisrli-icti lrisekisr, 8resdcn-ll. 12 Eine guterhaltene Xur'bölLLLeLiLs mit Wickelapparat, welche Krans- gold aufnäht, zu kaufen gesucht. Off. >ub. <4. 4118 an Kaasenstein L Aogtcr A.-H. Khemnitz erbeten. 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Beleucht. 28. 76 7-ü 10 24 1 5 17. 48 '/ab 7 48 10 1 4. 76 7-b 10 18. 48 7,5 8 24 1 4 48 10 1 19. 48 7,5 9 29. 76 '/ab ,10 24 1 5 20. 76 7,b 10 48 10 1 5. 76 '/,b 10 21. 76 7,b 11 24 l 4 48 10 1 22. 76 7,b 10 30. 76 '/ab 10 24 1 5 48 10 12 48 10 1 6. 76 7 10 23. 76 7,5 10 24 l 4 48 10 1 48 10 1 31. 76 7,5 10 24 1 5 24. 76 '/,5 10 48 10 I 7. 76 8 10 48 10 2 24 1 4 48 10 1 2b. 76 7,5 10 24 1 5 48 10 1 Zahnschmerzen jeder Art werden augenblicklich und für die Dauer durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Derselbe übertrifft seiner schnellen und sicheren Wirkung wegen alle berartigeir Mittel, sodaß ihn selbst die berühmtesten Aerzte empfehlen. Nur allein ächt zu haben in Fl. ü 50 Pfg. im Depöt bei Kin Lauföursche wirv zum sofortigen Antritt gesucht. Näheres in der Expev. d. Blattes. HVsrnunK! Ich ersuwe hiermit Jedermann, mich in Ruhe zu lassen, sonst sehe ich mich genöthigt, gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. cksdts SvklsdL, Ober-NeikcharvtSthal. 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