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Vereine» au«, der zum Segen der heimischen Indu strie bestehe und weiter blühen und gedeihen möge. Mit großem Beifall wurde ein von Herrn Max Ludwig der ältesten Firma Eibenstock«, der Firma C. G. Dörffel Söhne dargebrachter Trinkspruch ausgenommen, zumal dabei besonders auf die unschätz baren Verdienste der schon im Jahre 1723 gegrün deten Firma, für die Entwickelung der weitberühmten Industrie Eibenstocks Bezug genommen wurde. Einen begeisterten Abschluß fand da« schöne Festmahl durch den von Herrn Direktor Prof. Hofmann au« Plauen ausgebrachten AbschiedStrinkspruch auf Sachsen« und im weiteren Sinne auf Deutschlands Kunst industrie und alle Diejenigen, die mit warmen Herzen und idealem Sinne an der Ausgestaltung der vaterländischen Industrie arbeiten. Mit dem Bewußtsein, schöne und seltene Stunden verbracht zu haben und der Befriedigung, etwas Gutes und Segensreiches durch die neue Schöpfung, die ständige Vorbildersammlung vollbracht zu haben, schieben die Festtheilnehmer und begleiteten zum Theil die Herren aus Plauen bis nach Schönheide." — Sosa. Herr Predigtamtskandidat Hilbrig in Dresden ist zum hiesigen Pfarrer gewählt worden; die feierliche Amtseinweisung desselben wird am 4. Advent erfolgen. — Aus Plauen wird über eine unerhörte Ver untreuung des Kommis eines Stickereigeschäfts berichtet. Der ,V. A." theilt darüber folgendes Nähere mit: Der Kommis A. war seit fünf Jahren in dem betreffenden Geschäfte thätig, war ein durch aus umsichtiger, brauchbarer Kaufmann und erfreute sich daher auch der Gunst und des Vertrauen« seines Prinzipals im vollen Maße. Seit längerer Zeit bat sich der Mann aber mit dem bescheidenen Salair eines Kommis nicht mehr begnügen können, er wollte höher hinaus und gründete sich im Mai dieses JahreS ganz analog dem seines Herrn ein eigenes, für einen Anfänger anch ganz flott gehendes Geschäft. Dasselbe wurde durcbaus kaufmännisch betrieben, die Buch führung geschah peinlich gewissenhaft und war sogar musterhaft zu nennen. A. hatte einen Zeichner, viel fach auch einen Kartonnagenarbeiter u. s. w. Kurz und gut, an seinem Geschäfte wäre gar nicht« auS- zusetzen gewesen, wenn er eS nicht mit dem Gelde und den Materialien seines Prinzipals betrieben hätte. Was er nicht selbst an Stickereien, Mustern und dergl. stahl und mit nach Hause nahm, das ver schaffte er sich dadurch, daß er den auswärtigen Stickern seines Brotherrn, der ihn mit der Veraus gabung der Stoffe und Stickmaterialien und Abnahme der fertigen Arbeiten in seinem Geschäfte betrant hatte, sagte, er beschäftige sie privatim, sic möchten daher die fertige Waare in seine Wohnung per Post- packete schicken. Dies thaten die Leute denn auch. Stoffe und Material zum Sticken gab er ihnen na türlich aus dem Lager des Herrn; aus dessen Kasse empfingen sie auch den Stickerlohn. Schließlich scheute er auch offenbare Gelruntcrschlagungen nicht mehr. Sehr weil scheint A. nicht gedacht zu haben, denn bei der nächsten GeschüftSinventur hätte seine Hand- lnngsweise unbedingt an da« Licht kommen müssen. Der Werth der veruntreuten Maaren beläuft sich ans etwa 2400 Mark. Geschädigt bleibt das Geschäft jedoch in dieser Höhe nicht, da ein großer Theil der entwendeten Sachen noch in der Wohnung des Kom mis vorgefunden und beschlagnahmt wurde, ein Theil des verursachten Schadens auch durch die Kasse und die Außenstände des A. wird gedeckt werden können. — Schneeberg. Der Umstand, daß die Be wohner der hochgelegenen Theile hiesiger Stadt in wasserarmen Zeiten nicht ausreichend mit dem be- uöthigten Wasser versorgt werden konnten, hat die städtischen Kollegien bewogen, in diesem Jahre den Bau einer dritten Wasserleitung ausführen zu lassen, die in voriger Woche mit Erfolg in Betrieb gesetzt werden konnte. Durch den Ankauf zweier Güter in Griesbach hat die Stadtgcmeinde eine be trächtliche Ergiebigkeit der Griesbacher Wasserleitung erzielt, so daß von dieser zwei Leitungen abgezweigt und zur Verstärkung der Langenbacher Leitung be nutzt werden konnten. Die 2300 m lange neue Leit ung besitzt so viel Druckfähigkeit, daß das 482,s in hochgelegene Königl. Seminar dieselbe in allen Stock werken benutzen kann; ebenso erhalten durch dieselbe die Scheunen Schutz. Für die Griesbacher Leitung bestehen Nothreservoire (Teiche mit Filtrireinricht- ungen), die sich Heuer tresflicb bewährten. Für die Langenbacher Leitung ist die Beschaffung von Reserve wasser, wozu der Ankauf des einen Gutes sehr zu statten kommen wird, noch geplant. Da von den hiesigen Hausgrundstücken nur ungefähr 40 Prozent an die Wasserleitung angeschlossen sind, so will die Stavtverwaltung auf thunlichste Beseitigung der vor handenen Bottiche hinwirken. — In Albernau Hal letzter Tage eine seltene Trauung stattgefunden. Der Bräutigam, Veteran Salzer, wohl einer der ältesten noch lebenden ehe maligen Soldaten Sachsens, ist geboren im Jahre 1795, die Braut anno 1809. Zum Standesamt und zur Kirche zu gehen, war das hochbetagte Hochzeits paar nicht mehr im Stande, weshalb diese Trauungs feierlichkeiten im Hause vollzogen werden mußten. — Die königl. Proviantämter der sächsischen Armee zu Dresden, Leipzig, Oschatz, Grimma, Geit hain und Borna haben Auftrag erhalten, von nun an auch Weizen zu dem Behufe der Brodbereitung aus ?/, Rogen- und Weizenmehl anzukaufen. Auf Beschluß der königlichen Armee-Intendantur soll diese Weizenbeschaffung in erster Linie den inländischen Produzenten zu Gute kommen, weshalb Interessenten auf die dargebotene neue Verkaufsgelegenheit für Weizen durch den landwirthschaftlichen Kreisverein hingewiesen werden, mit dem Bemerken, daß daS Mindestgewicht lieferbaren Weizen« 150 Pfv. (— 75 Kilo) netto per Hektoliter betragen muß. (Eingesandt.) Eibenstock. Vor dicht gedrängter, begeistert lauschender Zuhörermenge fand Sonntag, d. 29. Nov. in Schönheiderhammer das Qartettconcert der Herren Hilf statt. Wie zu erwarten, war besagter Kunstge nuß ein wahrhaft classischcr zu nennen. Wenn man mit Bewunderung dieses merkwürdig exacte, wie aus einem Guß geformte Zusammenspiel verfolgt hatte, bei welchem doch jeder Einzelne der fünf Künstler zur vollsten Geltung gelangt, boten die verschiedenen Soli dann wieder in anderer, characteristischer Weise des Schönen und Großen so viel, daß sich das rege Interesse des Publikums auf immer steigender Höhe bewegte. DaS Programm zeigte eine Reihe erlesener Perlen und war von den Herren Concertgebern so glücklich arrangirt, daß jeder gebildeten Geschmacksrichtung Rechnung getragen wurde. Denn wenn wir uns beim Anhören Beethovcnscher Compositionen und der un beschreiblich süßen, große geistige Tiefe bekundenden Spohrschen .Gesangsscene", wie in idealere Welten versetzt fühlten, zauberten so liebliche Melodiken, wie das „1-oin ciu dal" v. Gillet, Menuett v. Boccherini rc., eine frohe, frische Jugendstimmung auch dem äl teren Zuhörer in's Herz. Als wunderschön muß eben falls „Spinnerlied" v. Fritz Holländer und „Inter mezzo sintonico" au« d. Oper „Ouvuileriu rusticuna" v. MaScagni, bezeichnet werden. Die ersten beiden Soli: Concert v. Spohr und Fantasie v. Leonard, wurden durch Herrn Kammer musiker Paul Hilf aus Sondershausen, einem noch jugendlichen Virtuosen, in prachtvoller Weise zu Ge hör gebracht. Großartige Technik und seelenvoller Reiz zeichneten seinen anmuthsreichen Vortrag aus. Bei der Schlußnummer des Programms — ebenfalls Violinsolo, — bewunderten wir dann die altberühm ten, glänzenden Leistungen seines Vaters, des Herrn Königl. Concertmeisters Arno Hilf senior, welcher uns in dem mit Feuer und künstlerischer Vollendung gespielten „l-a. roncio ckos lutins" v. Bazzini, einer eben so ansprechenden, wie große Forderung an das technische Können stellenden Tondichtung, hohen Ge nuß bereitete. Läßt doch dieser „Koboldstanz" einen völligen Märchentraum vor uns aufstcigen: Man hört die kecken Sprünge der kleinen Wesen und ihr Lachen und Jubeln, während die damit abwechselnden, poetisch ernsteren Klänge des originellen musikal. Ge mäldes an den Zauber der Mondnacht erinnern. — Bei der vorhergehenden Nummer hatten wir Gelegen heit, den geehrten Herrn in seinem reizend gemüth- vollen Werke: „Erinnerung an Bad Elster", — einer Jugendreminiscenz — auch als genialen Componisten hochzuschätzen. Enthusiastischer Beifall bewog die Künstler noch zu einer Zugabe und einmüthig begeg neten sich die Hörer in dem Wunsche, welchem wir unS auch hiermit von Herzen anschließen: „Auf baldiges Wiedersehen!" bi. T.---8. Aus vergangener Jett — für «asere Zeit. Am 8. Dezember 1887 ^starb der berühmte Bildhauer Ehr. Rauch, einer der größten Meister plastischer Darstellung der Neuzeit, welcher in seinen großartigen Schöpfungen poetische Auffassung mit außerordentlicher Naturwahrhcit zu vereinen wußte. Rauch ist am 2. Januar 1777 zu Arolsen geboren. Er schwang sich vom königl. Kammerdiener zum unsterblichen Künstler empor und sein Entwickelungsgang beweist, daß sich das echte Genie durch alle Hindernisse hindurch Bahn bricht. Von Rauchs Meisterwerken sind in erster Linie zu nennen: das Standbild Maximilians von Bayern, die Statuen Bülows und Scharnhorst, die berühmte Grabfigur der Königin Luise im Mausoleum zu Charlottenburg und das großartige Monu ment Friedrichs des Großen. 4. Dezember. Am 4. Dezember 1409 trafen in Leipzig 300 au« Prag eingewanderte Studenten und Professoren ein und gaben da durch Veranlassung zur Gründung einer neuen Universität in der zuerst genannten Stadt. Der Grund, welcher die genann ten deutschen Studirenden nebst ihren Lehrern aus der Prager Hochschule vertrieb, war der Haß der Czechcn. Diese befanden sich in der Meknzahl und schmälerten die Rechte der Deutschen auf jede Weise. Letztere gaben dem ausgeübten Drucke nach und verließen, — boOO an der Zahl, — die Stadt Prag, um an anderen Orten neue Hochschulen zu gründen. Jener uralte Kampf zwischen Deutschthum und Czechenthum, er ist bis heute noch nicht zum Austrag gebracht und ein Blick gen Osten zeigt uns auch heute noch ähnliche unerfreuliche Kämpfe gegen deutsche Sitte und Bildung. Bis ans schlimme Ziel. Kriminal-Novell« von K. Reichner. (IS. Fortsetzung.) Statt dessen that ich Alle«, den aufgetauchten Ver dacht in dieier Richtung zu erhalten, ja, ihn erst recht dorthin zu lenken. Al« mir dies nun auch gelungen, benutzte ich de« HauseS Mißkredit, nm mein eigenes Ansehen zu heben. Jetzt war die Stimmung günstig, reif für meine Pläne. Lilly liebte Hellbach — sie mußte au« dem Hause — ein Frauenauge sieht oft schärfer, und außerdem mußte ich e« sein, um die sich Alles drehte. Die Tochter des HauseS mußte fort, da« Terrain freier sein für mein Wirken. Ich war eS, die den Wink gab, daß die zwei sich liebten. Der Zweck war erreicht. Dann schützte ich diese Liebe. Ich brauchte Stützen, blind ergebene Freunde, die mir vertrauten und dankbar waren, und diese Heirath, die ich selbst gestiftet, der anch Frau Dorwall nicht abgeneigt gewesen wäre, paßte zu meinen Plänen, aus mehr als einem Grund. — Jedenfalls war es kein Opfer, das ich brachte, im Gegentheil, eS konnte nur mein Vortheil sein, und dann — ich war ja glücklich — warum sollten es andere nicht auch werden? Das Glück macht besser, weicher, selbstloser. Dagegen hätte ich Robert Dorwall mit meinen eigenen Händen er würgen können, hätte, sein Unstern ihn mir zur un glücklichen Stunde in den Weg gestellt, als Feind und Hemmniß meine« Glückes, ja, ich hätte auch ohne Reue und Gewissensbisse diesen Menschen, den ich nicht achtete, dessen Charakter ein klägliches Gemisch von Heftigkeit und Schwäche ist, für meine Schuld nicht nur geächtet, nein, auch gerichtet werden sehen. Er war verschollen, blieb verschwunden, mein Wunsch erfüllte sich, ich schien am Ziele, dem ersehnten, für das ich meine Seele der Hölle hingeopfert, und doch — was habe ich in jener seligen Zeit zugleich gelitten! Wenn Robert Dorwall plötzlich wiederkehrle, ehe ich noch Deine Gattin war, ehe ich noch die Macht be saß, durch meine Stellung, meinen Einfluß ihm zu imponiren, durch das Interesse ihn an mich zu binden — was dann, wenn man cs doch entdeckte, wessen Hand die todtbringenden Tropfen reichte? — Außer dem folterte mich die Frage, ob ich nicht klüger hätte verfahren sollen, ob ich nicht anstatt auf Robert Dor wall, der durch sein unvorsichtiges Kommen und Ge bühren mir allerdings von selbst in die Hände spielte, den Verdacht zu lenken, lieber den Glauben an einen Selbstmord aus Schwcrmuth über Robert Dorwall und die Unheilbarkeit der Krankheit, oder ein Ver sehen, begangen von der Kranken selbst, hätte wecken oder bestätigen sollen? Das Bestreben, die Morphium flasche zu. entfernen, lenkte mich von selbst in andere Bahnen. Hatte ich die richtigen gewählt? — So quälte ich mich selbst, je mehr ich Deine Liebe zu ge winnen schien. Mil der beglückenden Liebe schien auch des WeibeS angeborene Schwäche einzuziehen. Ich zittere, weil es nun etwas gab, wofür ich zittern mußte, dessen Verlust ich ja mehr, weit mehr noch als den Verlust meines Lebens fürchtete. Du zögertest. Da machte ich ein Ende — noch einmal ließ ich den Zufall spielen — zu meinen Gunsten: ich war es, die dadurch, daß ich „vergaß", das Buch dem Vater binzulcgen, diesen veranlaßte, es selbst zu holen und den Sohn zu überraschen. Ich hatte mich nicht ver rechnet. Du fühltest Dich verpflichtet, mich nicht in Stich zu lassen, Du tratest ei« für unsere Liebe, als die Nothwendigkeit an Dich herantrat und Dich drängte. — Ich schien am Ziel. Du warst mein für immer. Dann kam die Kunde, daß Robert Dorwall im Meere sein Grab gefunden. — Da erschien im letzten Augen blick der Todtgeglaubte wie ein Gespenst, die Züge seiner Mutter tragend. Er rief: „Mörderin!" — Ich war in diesem Augenblick nur ein schwaches Weib, und eine Stimme, mächtiger als ich, fchrie in mir auf, verrieth mich. Ich fühlte, daß nun Alles ver loren sei — da verließen mich die Sinne. Ahnt Robert etwas, oder hat er nur in Rücksicht aus sich selbst mich so genannt, wie er gethan — ich weiß eS nicht — genug, er muß gerettet worden, die Botschaft seines Todes falsch gewesen sein, er hat dann wohl erfahren, daß man ihn verfolgte, daß ich im Begriffe sei, feines Bruders Weib zu werden — vielleicht er riech er manches oder seine Leidenschaft verrieth ihm mehr als gut war — vielleicht auch hätte ich mich noch durch Geistesgegenwart retten können, doch ich konnte es nicht mehr, ich wollte nicht — als Du Dich von mir wandtest, brach meine Kraft. Was konnte mir noch helfen, was follte mir ein Leben ohne Dich? — Da wußte ich auch erst, wie sehr ein« mit mir geworden war der Gedanke: „Wie eS auch werden, kommen mag: er wird jetzt mit Dir leben oder sterben!" Es war ein Trugbild. Du hast mich nie geliebt. Es war nur ein schöner Wahn. Du schauderst vor der Mörderin zurück — auch Du — Du hast kein Mitleid für ein Herz, das auf Erden nur Dich geliebt, für Dich gesündigt — bis an« schlimme Ziel!" „Für mich!" Edgar rief eS mit bitterem Hohn. „Für mich? — An Dich, an Dich nur dachtest Du, selbstsüchtige Mörderin, nur an Dich selbst! Nicht mein Herz, nicht meine Liebe sind es, die Dich lockten! Dein wahnsinniger Haß, die Rache, die Be gier nach unseres HauseS Reichthum reizte Dich und führte die verbrecherische Hand. — Komödiantin, ver ächtliche, die jetzt noch heucheln will und mit Theater phrasen um sich wirft, Du hast nun auSgcspielt, ich glaube Dir nicht mehr! Du hast um mich selbst ge frevelt. Der Eigennutz allein trieb Dich. — Da« war Deine Liebe!"