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Amts- und Anzeigevlatt für den Erscheint e «b-nn-m-nt -ZLS- scM des Lmlsgmchls Lümch» SLSS sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z i e,0 Pf und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Aayr««««. — 18V. Sonnabend, den 17. November 18S1 Erledigt hat sich daS hinter dem Handarbeiter bivIiöOItvIl aus Eibenstock wegen Diebstahls und Landstreichens erlassene Ausschrciben durch Schädlich's Festnahme. Eibenstock, am 14. November 1891. Der Königliche Amtsanwalt. Warneck. Bekanntmachung. In Folge Weiterbeförderung des derzeitigen Inhabers ist bei dem unterzeich neten Stadtrathe die Rathsregistratorstclle vom 1. Jannar 1802 ab anderweit zu besetzen. Dem RathSregistrator liegt neben der Erledigung sämintlicher stadträthlichcr Expedientenarbeilen die Protokollführung in den Raths-, Stadtverordneten- und Ausschußsitzungen, sowie die Verwaltung kleinerer Kassen ob, auch wird ihm nach Befinden die Stellvertretung des Standesbeamten übertragen. Die Anstellung des Registrators, welcher Gemeindeunterbeamter in Gemäß heit von 8 lO5 der revidirten Städteordnung ist, erfolgt gegen '/.jährliche bei derseitig freistehende Kündigung. Der Jahresgehalt beträgt 1350 Mark und steigt bei zufriedenstellender Dienstführung alle zwei Jahre um 150 Mark bis zum Höchstbeirage von 1800 Mark. Im Verwaltungsfache vollständig geübte Bewerber wollen sich unter Bei fügung ihrer Zeugnisse bis zum 25. dieses Monats allhier melden. Eibenstock, den 12. November 1891. Dcr Stadtrath. »i-. Körner. Wsch. Hagesgeschtchte. — Deutschland. „Der Wille des Herrschers ist das höchste Gesetz". Als die Kunde in die Ocffent- lichkeit drang, daß der deutsche Kaiser diese Worte in lateinischer Sprache in das Fremdenbuch der Stadt München eingetragen, da erhob sich dringender Zwei fel an der Wahrheit der wundersamen Meldung. ES entsprach dem Gefühle der Loyalität, ein beglau bigtes Zeugniß abzuwartcn, ehe man sich zur Kritik entschließen durfte. Die Bestätigung ist von allen Seiten gekommen, und so stehen wir abermals vor einem Kaiserwort, das nur mit tiefer Sorge erfüllen kann. Denn es dürste nicht ein momentaner Einfall sein, der sich hier wiederspiegelt, sondern in jenem Wone scheint überhaupt der Ausdruck der Weltauf fassung zu liegen, wie sie den Enkel des ersten Kai sers erfüllt. Es brauchte gar nicht bekannt zu wer den, daß der Spruch bereit« vor Monden dem gleichen Munde entfloh, als ein Abgeordneter der Provinz Sachsen der Ehre eines Gesprächs theilhaftig wurde; eine ganze Reihe von Worten ähnlicher Art kursiren längst in den Schichten des Volkes, nnd nirgends war der Beifall ungeiheilt. Man wird mit dem lebhaften Bedauern darüber nicht zurückhalten dürfe», daß Worte, die der Mißdeutung in besonderem Grade fähig sind, Beunruhigung und Verwirrung immer von Neuem erregen, und dieses Bedauern wird dort um so lebhafter erwachen, wo man ein starke« Mo- narchenthum, gegründet auf dem Felsen der Verfass ung, als festeste« Bollwerk betrachtet gegen die fluch enden Wogen des heutigen Tages. Nicht eine will kürliche Interpretation erst legt einer Reihe kaiserlicher Zprüche unwillkommenen Sinn unter, sondern sie stehe» vor uns in elementarer Nacktheit, und es be dürfte erst der Kunst der Sophistik, sie in Einklang zu bringen mit dem, was wir sonst zu meinen ge wohnt sind. In Brandenburg und Düsseldorf wurde bei festlichem Mahle der Grundsatz proklamirt, daß nur Einer Herr im Lande sei, der Kaiser, daß er keinen Anderen neben sich dulde; da wurde gedroht, daß Jeder zerschmettert werden solle, der sich der Arbeit des Monarchen entgegenstelle. Es wurde ein anderes Mal an das Volk die Mahnung gerichtet, dem Herrscher durch Dick und Dünn zu folgen. Den Worten zur Seite ging eine Reihe von Maß nahmen, die den gleichen Stempel an ihrer Stirn tra gen und die im Volke den Eindruck erweckten, daß die obersten Vertreter der einzelnen Aemter sich nur als Marionetten fühlten in dcr lenkenden Hand des Kaisers. E» ist nicht erfreulich, wenn dem Münchener Kaiser wort ein Ausspruch des großen Friedrich cntgegcnge- stellt werden muß: „Dcr Fürst ist nicht-, als der erste Diener des Staate«". Dieses hochherzige Ge- ständniß des größten Vertreter- de« aufgeklärten Absolutismus war nicht der Ausfluß spontaner Auf wallung, sondern die Richtschnur eine« ereigniß- und thatenreichen Leben-, da« die kleine Monarchie zu dem Range einer Großmacht erhob. Da» Wort findet sich in einem dcr Briefe an König Karl den Zweiten von Württemberg, einen Mann, der gerade al« seinen Wahlspruch betonte, daß der Wille de« Herrscher» da« höchste Gesetz sei. Es dringt da« Wort de» zweiten Friedrich wie eine ernste Mahnung herüber au» der Welt der Gräber. Und ein andere» Wort, das noch schärfer den Gegensatz zu heute betont, wird angeführt: „Das höchste Gesetz ist das Wohl deS Staates". Die Rechte eines Monarchen sind unzweifelhaft geheiligte Rechte; aber auch sic sind nur ertheilt, damit sie zu Gunsten des Volkes und in Unterordnung unter den großen Zweck der Gesammt- heit ausgeübt werden. — Der Streik dcr Buchdrucker ist seit mehr als einer Woche im vollen angckündigten Umfange zur Thatsache geworden, allerdings nur in geograph ischer Hinsicht, denn, waS den Umfang der Betheilig- ung dcr Gehilfen betrifft, so wird die Erwartung der Leiter der Bewegung in den meisten Fällen schwer getäuscht sein. Denn abgesehen von einigen Zeitungs betrieben, die „der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe", nachgaben, und den Druckereien sozialistischer Blätter, sowie Druckereien ohne oder nur mit wenigen Gehilfen sind Bewilligungen der Gehilfen-Forder ungen nicht zu melden. Ebenso wie der Streik ist aber auch der energische Widerstand der Prinzipale zur Thatsache geworden. Getragen von dem freund lichen Entgegenkommen des Publikum«, daS bald ein gesehen hat, welcher Theil die allgemeine Sympathie verdient, haben sich die Prinzipale bald überall zu sammengeschlossen und feste Abmachungen über gegen seitige Aushilfe bei dringenden Arbeiten getroffen, so daß der Fortgang der regelmäßigen Druckbetriebe fast überall gesichert ist und die Prinzipale nunmehr in ruhiger Entschiedenheit die Dinge ihren Lauf gehen lassen. Sie brauchen nicht nachzugeben und werden es natürlich auch nicht: an dcr unerbittlichen Logik dieser Thalsache wird die Streikbewegung zerschellen! — Oesterreich-Ungarn. Wie aus Wien verlautet, würde der alte deutsch-österreichische Han delsvertrag uni 2 Monate verlängert werden, weil es unmöglich sei, den neuen Vertrag bis zum Februar 1892 durchzuberathen. — Unterrichtsminister v. Gautsch hat bei dcr Debatte über den Unterrichtsetat erklärt, die Kenntniß der deutschen Sprache gehöre in Oesterreich zu den unabweisbaren Nothwendigkeiten. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen links, Widerspruch und Oho-Rufen rechts. Als sich von der Rechten ver einzeltes Zischen vernehmen ließ, applaudirte die Linke nochmals lebhaft). Der Minister fügte hinzu, die Kenntniß der deutschen Sprache sei das einzige Mittel, um das national entwickelte Schulwesen Oesterreichs vor geistiger Vereinsamung zu schützen. Auch aus wirthschaftlichen Gründen sei die Kenntniß der deutschen Sprache für die Bevölkerung unerläßlich. — Die Jungtschechen dürften nun wohl einsehen, daß sic den Bogen zu straff gespannt haben und die Geduld der Regierung erschöpft ist. — Nordamerika. Die Mac Kinley Bill in der Einfuhr aus England in den drei Monaten vom 1. April bis 1. Juli d. I. verursachte im Vergleich zur nämlichen Periode des Vorjahre« eine Verminderung von 9 Millionen Dollar«. — Südamerika. Die Lage de« Präsidenten und Dictator« Fonseca in Brasilien scheint sich zu verschlimmern. Nach Berichten aus Santiago haben sich die inneren und nördlichen Provinzen Brasiliens der Bewegung gegen Fonseca ««geschlossen. Dem „New-Aork Herold" wird au« Valparaiso ge meldet: der Ausstand in dcr brasilianischen Provinz Rio Grande do Sul sei im Zunehmen begriffen. Die Aufständischen, unter Führung des Generals Fernandez, hätten die Stadt Santa Anna erobert und eine Anzahl Gefangene gemacht. Verluste an Todten nnd Verwundeten seien auf keiner Seite zu verzeichnen. Die Aufständischen verfügten über fünf Infanterie-Regimenter nnd ein Kavallerie-Regiment, welche von Fonseca abgefallen seien, und Hütten außer dem eine beträchtliche Anzahl Freiwilliger ausgchoben. Fonseca scheint inzwischen in Rio de Janeiro ein Schreckensregiment einführen zu wollen. Er soll alle Geldvorräthe der brasilianischen Nationalbank in Be schlag genommen haben. Gegen 100 frühere Abge ordnete wurden aus Rio de Janeiro ausgewiesen. (Die Brasilianer haben, indem sie die Republick an Stelle dcr Monarchie setzten, keinen beneidenswerthen Tausch gemacht.) Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 13. Novbr. Die Thronrede, womit Sc. Maj. der König den Landtag eröffnete, gedachte Eingang« der bevorstehenden Vermählung des Prinzen Friedrich August und konstatirte ferner, raß von einem wirthschastlich ungünstigen Zustand de« Landes im Allgemeinen nicht die Rede sein könne. Die UeberschwemmungSschäden des Vorjahres seien im Wesentlichen ausgeglichen. Erweiterter Industrie absatz stehe durch Handelsverträge bevor und werde neue Arbeitsgelegenheit schaffen. Der Frieden wirke heilsam.» Angekündigt werden Abänderungen der Gc- finveordnung, Aenderungen des Vertretungsverhälk- nisscS der Stadt Leipzig in der zweiten Kammer, mehrere GesetzcSabänverungen betreffs der LandeS- Jmmodiliar-BrandversicherungS-Anstalt. Die Finanz verhältnisse des Landes seien fortdauernd günstige. Ein Gesetzentwurf wird eingehcn, betreffend die erst malig den Schulgemeinden gewährten Beihilfen zur Bestreitung der Lebrergehälter dauernd auf die Staats kasse zu übernehmen, ferner ein Gesetz betreffs Auf besserung dcr Beamtengehalte, zumal der niederen, ferner ein Gesetzentwurf betreffs die Erhöhung dcr Minimalgehalte der Volksschullehrer, ebenso betreffs Regulirung der PensionSverhältnisse der Geistlichen und Lehrer. Angekünbigt werden auch Herabsetzung der Schlachtsteuer auf Schweine, Berichtigung der SterblichkeitStabellc bei dcr Altersrentenbank, Bau von Secundärbahnen und Hafcnanlagen, namentlich eines Winterhafens in Dresden, Entwurf einer No tariatsordnung. — Leipzig, 13. Novbr. Ein häßliches Sitten drama entrollte sich heute vor den Schranken deS hiesigen Schwurgerichtes. Der Student der Rechte, Freiherr von Zedlitz, ein junger Mann von 21 Jahren, bezog vor etwa einem Jahre die hiesige Universität. Einige Zeit nach seinem Hiersein lernie er die unverehelichte Marie Elisabeth Meißner kennen. ES soll dies ein bildhübsches Mädchen im Alter von 19 Jahren gewesen sein. Sie soll früher in einem Handschuhgeschäst als Verkäuferin sungirt und ihrer bestrickenden Reize wegen eine große An ziehungskraft auf die jüngere Herrenwelt au-geübt haben. Ein junger Mann, Namens Convera, dcr einer sehr angesehenen und begüterten Familie in Verviers entstammte, war in einem hiesigen Hand lung-Hause al» Volontair beschäftigt. Diesem gelang