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Er warf sich auf den Stuhl und bedeckte das Ge sicht mit den Händen. Sein ganzer Körper bebte wie unter Fieberschauern. Olga raffte sich aus und näherte sich ihm, die Hand leise auf seine Schulter legend. Sic brauchte geraume Zeit, bis sie sprechen konnte. „Sormann, Sie sind ein Phantast. Bon diesem Standpunkte aus will ich Ihr sonst unverzeihliches Thun beurthcilen. Wenn ich wirklich Theil an dem haben sollte, was Sie mir mit dem Egoismus eines gekränkten Herzens zum Vorwurf mache», so wissen Sie jetzt wenigstens, daß ich mir dessen nicht bewußt war. Ich kann diesen entsetzlichen Irrthum nicht tief genug betrauern, und seien Sic gewiß, ich büße sehr schwer dafür. Jetzt aber rassen Sie sich aus! Ich will nicht so weit auf Pflicht und menschliches Ge setz pochen, um Ihnen zu sagen, Sie sollten sich selbst der Gerechtigkeit überliefern, — aber ich kann auch nicht wissentlich Ihre Täuschung unterstützen. Spielen Sie Ihre jetzige Rolle, wie es Ihnen gut dünkt, ich will nicht der Scherge sein, der Sie verfolgt. Sind Sie es zufrieden?" Heinrich ergriff ihre Hand und drückte dieselbe an seine Lippen. „Ich bin so elend, Olga, daß ich Ihnen für den kleinsten Blick danken möchte, dessen Sie mich für- würdig halten. Darf ich in meiner trostlosen Seelen pein den Gedanken nähre», daß für mich, wenn auch nur im verborgensten Winkel Ihres H^Zens, ein wenig Mitleid wohnen könne?" „Ich wiederhole Ihnen, ich beklage Sie tief und wünsche, ich könnte mit einem Theil meines Lebens das Unselige ungeschehen machen, das als ein Brand mal auf Ihnen lastet." Eine schwere Thränc tropfte von ihrer Wange auf seine Hände, mit denen er ihre Rechte um klammert hielt. Er küßte das salzige Raß auf und sank vor ihr auf die Knie nieder. „Dank, tausend Dank!" lispelte er. Olga wandte sich traurig ab. „Jetzt gehen Sie, Herr Marfeld, bedenken Sie, wenn man Sie so sähe!" Er sprang auf und wollte nochmals auf sie zu eilen, aber sie wehrte ihn ab und trat in eine Fensternische. Taumelnd ergriff Heinrich seinen Hut. Mit "un sicherer Hand tastete er sich nach der Thür und stürzte hinaus. Die Magd, die ihm die Korridorthür öffnete, machte sehr verwunderte Augen, als sie sein blasses Gesicht sah. Er stürmte ohne Gruß an ihr vorbei, die Treppe hinab. Im Hausflur stieß er auf eine Männergestalt, die ein Kind an der Hand führte. Er wich aus und wollte vorüber. „Ah, Herr Marfeld, Sie wollten mich beehren? Guten Abend!" Möller schüttelte ihm die Hand. Als er aber in das Gesicht blickte, das ihm wie die Maske des Wahnsinns entgegenstarrte, trat er erschrocken zurück. „Guten Abend," stieß Sormann hervor. „Ent schuldigen Sie mich, Doktor, ich — habe keine Zeit." Damit war er schon auf der Straße. Möller sah ihm erstaunt nach, dann stieg er mit Katherina, die sich ängstlich an ihn klammerte, unter Kopf schütteln die Treppe hinan. Das war mehr als fonderbar! „Wo ist meine Frau?" fragte er das Mädchen, welches ihm öffnete. „Hier — auf ihrem Zimmer," erwiderte die Magd zögernd in unwillkürlicher Aengstlichkcit, als sie die tiefe Falte bemerkte, die sich zwischen den Brauen ihres Herrn eingegraben zeigte. Möller öffnete die Thür zu deni Zimmer seiner Frau. Tiefe Finstcrniß gähnte ihin entgegen. „Wie, ohne Licht? — Olga!" Er trat mit dem Kinde ein, das plötzlich zu weinen anfing. „Olga, wo bist Du?" Keine Antwort. Möller riß der Magd, die hinter ihm mit einer brennenden Kerze eintrat, das Licht aus der Hand und schob sie selbst znr Thür hinaus. Als er zu der Fensternische trat, wo Olgas Nähtischchen stand, stieß er einen lauten Schrei aus. Hier lag seine Gattin auf dem Teppich ohne Bewegung. Ihre starre Hand hielt noch kranipshaft die Sammtgardine umkrallt, die sie im Fall mit sich zu Boden gerissen hatte. „Mama, Mama!" rief die kleine Kathrine weinend und warf sich über den regungslosen Körper, den sie schluchzend umschlang. Möller hob die Bewußtlose auf und trug sie auf die Ottomane. Dann eilte er znr Wasserflasche und kühlte die Stirne der Ohnmächtigen. Nach geraumer Zeit schlug sie endlich die Augen auf. Ihr erster Blick galt dem Kinde, das an ihrem Halse hing. Laut schluchzend preßte sie das Lockcn- köpschen ihrer Tochter an sich. „Mein Gott, Olga, was ist geschehen, erkläre mir doch?" rief Theodor hastig, ihre Hand streichelnd, die kalt in der seinen ruhte. Olga schüttelte den Kopf, als könne sie nicht sprechen und bedeckte aufs Neue das Gesicht Käth chcnS mit ihren Küssen. Möller ging hinaus, ui» die Magd nacb dem Arzte zu schicken. Als er das Gemach wieder betrat, saß Olga ruhig auf dem Sofa, das Kind auf dem Schoße. Er wollte eine neue Frage thun, aber er besann sich, daß seine Gattin jetzt wohl der Ruhe bedürftig wäre. „Ruhe Dich aus, Olga, >md morgen kannst Du mir die Ursache Deines Unwohlseins erzählen. Komm Käthchen!" Er hob das widerstrebende Kind auf seinen Arm und ging nach der Thür. Hier blieb er stehen, um zu warten, ob sic ihn nicht zurückrnfen würde. Aber er vernahm kein Wort. Ohne sich noch einmal umznsehen, griff er nach der Thllrklinke. „Gute Nacht!" „Gute Nacht!" tönte es kaum hörbar hinter ihm. Dann fiel die Thür hinter ihm zn. XIV. In dein Hause auf dem Brühl hatte sich nichts verändert. Der Ehef und Hausherr lag mit ge wohntem Eifer seinen kaufmännischen Geschäften ob und überließ die Regelung des HauSwesenS den be währten Händen der Frau Weller. Auch die mehrfachen GesellschaftLabcnde im Hause Marfeld erlitten keine Unterbrechung, nur wunderte sich Frau Eleonore nicht wenig, daß Herr Doktor Möller mit seiner Frau nicht mehr vorsprach. Herr Marfeld zuckte jedesmal die Achseln, wenn sie eine diesbezügliche Frage an ihn richtete. „Mein Gott, die junge Frau ist sehr kränklich, wie ich höre," pflegte er dann gewöhnlich zu sagen und ging auf einen anderen Gesprächsstoff über. Daß er aber selbst nicht an diesen Scheingrund glaubte, dessen war die scharfsichtige Frau Weller ganz sicher, der anch nicht entging, daß der junge Kaufherr in der letzten Zeit seinem verschlossenen Ernst eine Düsterkeit zugelegt hatte, die fast an Menschenhaß streifte. (Fortsetzung folgt.) Urkunde in den Grundstein des neuen Schulgebäudes in Eibenstock niedergelegt am 28. Juli 18l>3. Euch, Ihr unbekannten späteren 'Nachkommen, die Ihr einst den Schutt von diesem Orte abrSumt und zu neuem Anbau ebnet, wenn Ihr dieses Blatt niit unfern 'Namen und Nachrichten findet, Gnade, Friede und Heil von Gott dem Vater, durch unfern Herrn Jesum Christum! Nachdem die Bevölkerung der Stadt Eibenstock bis zu 0184 Köpfen mit 1165 Schulkinder angc- wachsen war, sah man sich genöthigt, znni Ban einer neuen Schule zu verschrecken. Zu dem Ende wurde von den Besitzern des unteren FreihofS, den Groß- mann'schen Geschwistern, ein Acker für 1300 Thlr. gekauft. Den Riß zu dem neuen Gebäude fertigte der Architekt Arthur von Rohrscheidt. Der Anschlag dazu belief sich auf 16000 Thlr. Hierzu erhielt die Schulgemeinde eine baare Unterstützung von 2000 Thlr. aus dem König!. Ministerio des Cultus und öffentlichen Unterrichts, mit dem derinaligen Vorstände: Staats-Minister Ick-. Johann Paul von Falkcnstcin, Exz. Eine gleiche Beihilfe von 2000 Thlr. wurde gewährt durch das Königl. Ministerium des Innern, an dessen Spitze der Staats-Minister Friedrich Ferdinand Freiherr von Beust, Ex;., unter der Bedingung, daß die beiden mit 'Nr. 5 und 6 im Brandkataster bezeichneten, in unmittelbarer 'Nähe, südlich von der Kirche gelegenen Häuser; das Can- torat und das Rektorat, darin zwei Lehrer wohnungen und vier Lehrzimmer sich befanden, ab gebrochen würden. Zu diesem Abbruche wurde verschritten am 27. Juni 1853, um die dadurch gewonnenen Materialien zunächst beim Aufbaue des zu gleicher Zeit in An griff genommenen Kranken- und Armenhauses zu verwenden. Dabei bestätigte sichs durch aufgesundene Gebeine, Schädel und Gerippe, daß der jetzt um die Kirche her gelegene Markt in frühester Zeit zur Be- gräbnißstätte diente. Mit dem Graben des Grundes zu dem neuen Schulgebäude, dessen Stellung der Königl. Kommissar Regiernngsrath Just bei der Kreisdirection zu Zwickau, unter dem Director Staatsministcr Richard von Friesen, Exz., vermittelte, war am 23. Mai l. I. begonnen worden. An Löhnen empfingen die Handarbeiter für die Arbeitsstunde 8 Pf., die Maurer- nnd Zimmergesellen 12 Pf. Die Preise der Lebensmittel standen also: das Opsündige Brot kostete .55 Pf., 1 Pfund Rindfleisch „ 34 „ 1 „ Kalbfleisch . 22 . I „ Schöpsenfleisch „ 25—30 „ 1 „ Schweinefleisch „ 44 „ die Dresdner Kanne einfaches Bier 9 „ das Schock Eier 15 Ngr., der Scheffel Kartoffeln I Thlr. 18 Ngr. Für Materialien waren an Ort und Stelle zu bezahlen: die Fuhre Sand mit .... ^ 7„, 'Ngr., der Scheffel Kalk „ . . 1 Thlr. 5 „ die Ruthe Steine „ . . 8 „ — „ das Tausend Mauerziegel 14 „ — „ daS Schock I2zöllige Breter 12 „ — „ Die Ausführung der Maurerarbeiten war mittels AccordeS übertragen den Maurermeistern Anton Writger und Carl Schubert aus Schneeberg; die Zimmerarbeiten dein Zimmermeistcr Johann Friedrich Ernst Beyer in Eibenstock. Unter des Allmächtigen sichtbarer Gnade, indem schon bei den Vorarbeiten zum neuen Baue sich aus dem Schoße der Erde auShaltendcS Ouellwasser auf- that und weder beim Niederreißen der alten Schul häuser noch beim Sprengen der Keller im neuen Gebäude der geringste Unfall bisher sich ereignet, war der Grund soweit ausgeschlagen, daß am oben bezeichneten Tage die feierliche Grundsteinlegung voll zogen werden konnte. In welcher Weise dies ge schehen, besagt das anliegende Programm. CS bestanden aber an diesem Tage, der in das 18. Jahr der Regierung Sr. Majestät des Königs Friedrich August fiel, in Eibenstock folgende Staatsbehörden, als: Das Königl. Landgericht, unter dem Director Pribcr, welchem zugleich ein Gcrichtsarzt beigeordnet gewesen, außer welchem noch ein promovirter Arzt und zwei Wundärzte sich im Orte befanden ; das Königl. Hauptzollamt, unter dem Oberinspcctor Schmalz; das Königl. Forstamt, nnter dem Oberforstmeister Heinicke; das Königl. Rentamt, unter dem Rcntamtmann Tobatzsch; das Königl. Postamt, unter dem l. Postmeister Fleischer. Die Königl. Kirchen- und Schnlinspcction bildeten: der Superintendent der tzphoric Schneeberg und Pfarrer daselbst, Friedrich Franke, Ick'. UiknI., und der Landgerichts-Assessor Panl Grohmann in Eibenstock. Zum derinaligen Stadt- und Verwaltungsrathe gehörten: Friedrich Funk, Bürgermeister, Carl Menncl, Friedrich Heymann, Friedrich Bauer undLudwig Unger. Ihm zur Seite stand das Stadtverordneten- Colleginm mit dem größeren Bürgerausschusse, die zu Mitgliedern hatten: Eduard Unger, Vorsteher, Her mann Bretschneider, Stellvertreter, Carl Stölzel, Edwin Höhl, Hermann Mühlig, Erdmann Meichßncr, Gerhard Georgi, Ernst Flach, Friedrich Scheffel, Fer dinand Fichtner, August Hofinaun, Adelbert Seyfert, Gottlieb Lorenz, Hermann Unger, Angust Hohmann Fürchtegott Schmidt, Erdmann Förster, Adolf Müller, Angust Siegel, Ernst Mühlig und August Brandt. Zu Ersatzmännern: Erdmann Schönfeldcr, Carl Dörffel, Ferdinand Beck, Robert Müller, August 'Meyer uud Friedrich Stark. Die geistlichen Aemter bekleideten: Woldm. Mehr als >. Pfarrer und E. Aug. Gebhardt als Diaconus, der zugleich die Localschulinspcction führte und z. Z. für den noch nicht ernannten Schulinspcctor vicarirte. Sonst waren als Lehrer angestellt: Chr. Glob. Keil, als Cantor und 2. Knabenlehrcr, Hermann Meichßncr, als l. und Julius Weiß, als 2. Mädchen- lehrer, Hermann Keil, als Organist, Eduard Groh mann und Eduard Mcinelt. Als Hilfslehrer fungirtc z. Z. der Schulamts- candidat Ludwig aus Plauen. Der Schulvorstand endlich zählte außer dem Vor sitzenden Diac. Gebhardt und dem Pfarrer zu 'Mit gliedern: die Stadtverordneten Flach und Scheffel und die Bürger Gustav Pctzold, Carl Fnchß und Hermann Bretschneider. Im Jahre des Baues stand, wofür dem lieben Gott im Himmel nicht genug zu danken, der Haupt- nahrungszwcig der hiesigen Bewohner: das Näh geschäft mit seinen Verzweigungen an Drucker- und Bleichereien rc., in unvergleichlichem Flor, so daß nicht weniger als 17 Grossohandlungen, darunter die alten Firmen: C. G. Dörffels Söhne, D. F. StölzelS Sohn u. a. m. mit überseeischen Geschäften, und daneben gegen 40 Factoreicn blühetcn. Mag denn, wenn die nachstehenden mit eigener Hand unterschriebenen Namen einst aus diesem Steine wieder anfcrstchen und ans Licht kommen, die Sonne scheine» einem vom christlichen Glauben erleuchteten, von Glück und Wohlstand be günstigten und in rechter Liebe einigen Ge schlechte! Das walte Gott! Ttidsn-Vtngaline (schwarze, Weitz« u. farbige) W. 1.8s bis ll.N', — glatt, gestreift und gemustert — (ca. 32 versch. Qual.) versendet roden, und stückweise Porto, und zollfrei das Fabrik, Döpüt u. 1k. Hoslies.) ANrtck. Muster umgehend. Doppelte» Brief. 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