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und Forckenbeck) hat, aber immerhin im politischen Leben viel genannt wird. Es ist das Leopold Sonncmann, der Verleger und Besitzer der sehr stark verbreiteten „Frankfurter Zeitung". Sonnemann ist bekanntlich Demokrat, steht als solcher augen blicklich ziemlich isolirt da und ist ebenso sehr befehdet, al» auch er kein Blatt vor den Mund zu nehmen Pflegt. Den tüchtigen Geschäftsmann, der sein Blatt zu einen, Weltblatt zu machen verstanden, kann man ihm nicht absprechen. SO. October. Am so. Oktober 1884 erfolgte der Friedensschluß zu Wien zwischen Dänemark u. Oesterreich-Preußen. In diesem Frieden verzichtete das besiegte Dänemark auf alle seine Rechte an Schleswig, Holstein und Lauenburg zu Gunsten des Kaisers von Oesterreich und des Königs von Preußen, und verpflichtete sich, die weiteren Verfügungen der Verbündeten über das Schick sal der Herzogthümer anzuerkennen. Das Merkwürdige an diesem Friedensschluß ist, daß Dänemark nicht mit dem deut schen Bundestag Frieden schloß, obschon dieser eigentlich zu nächst kompetent gewesen wäre, sondern mit den beiden krieg führenden Staaten. Der Bundestag hatte aber in Wirklichkeit nichts mehr zu sagen. Bis ans schlimme Ziel. Kriminal-Novelle von K. Reichner. (6. Fortsetzung.) Freilich hörte Hellbach, daß die Tochter seines Chefs in Rücksicht auf die schmerzlichen Vorgänge im Hause und auf ihre eigene, angegriffene Gesund heit zu den Schwestern ihres Vaters nach einer kleinen Gebirgsstadt gesandt worden sei, um dort sich zu zer streuen und zu erholen; freilich gedachte er des kühlen, gemessenen Benehmens des jungen Dorwall, als er das Zwiegespräch dort unter den Kastanien unter brochen. — War eS absichtlich geschehen? — So fragte er sich, und bange Zweifel beschlichen ihn, ob er überhaupt wohl recht gethan, seine Gefühle dem jungen Mädchen an jenem Tage so unverhüllt zu zeigen. Ja, er hatte sich vergessen, aber eine Art von Trost erwuchs ihm in dem Gedanken, daß Nie mand auf der ganzen Welt eS besser, treuer und ehr licher mit Lilly meinen, sie liebender auf Händen tragen könne als wie er, daß er zwar arm, indessen strebsam und fleißig genug sei, um mit Hilfe seiner Kenntnisse sich endlich doch den Weg zu bahnen und, wenn auch kein reicher Mann, so doch Herr eines CinkommenS zu werden, das genügte, um seinen eigenen Herd zu gründen. Cr war jung und energisch; heiter und sonnenhell lachte das Leben ihm entgegen, wenn er eS sich an Lillys Seite dachte, obschon er nicht die Schranke, die sie trennte, unterschätzte. Rian hofft ja gern, wenn man liebt und jung ist. Jetzt hatte er den ersten Stoß erhalten. Edgars Wesen im Verein mit der Entfernung Lillys, plötzlich, ohne Abschied und so schnell darauf, gab ihm zu denken und zu sorgen. Würde man die Werbung eines solchen armen Freier« wohl gütig aufnehmen? Würde man nicht gar vielleicht auf den Gedanken kommen, er werbe um des Hauses Reichthum, dreiste Berechnung sei es, die ihn treibe, und er trachte nun, die Trauer stimmung des jugendlichen, unerfahrene» Mädchens sich zu Nutz zu manchen und auf das gesunkene bürger liche Ansehen eines Hauses zu spekuliren, über welches zugleich mit des Todes auch des Verbrechens Schatten schwebten — genug also, um eS bei einem Theile der Gesellschaft versehmt zu machen? Eine heiße Röthe stieg in Hellbachs Stirn, wenn er sich diesen schmählichen Verdacht vorstellte, gegen den er sich nicht einmal rechtfertigen konnte und durfte, um nicht scheinbar erst recht sich anzuklagen. So hieß es also schweigen und warten — eine schwere Aufgabe für einen jungen Liebenden. Ein einziges Wesen nur im ganzen Hause schien zu ahnen, was in dem jungen Mann vorging, wenigstens war diese Person die einzige, die sich sichtlich bemühte, ihm durch taktvolles Entgegenkommen ihre Theilnahme und Sympathie zu zeigen, und diese eine war — Gertrud Rank. Mit Dank und Wärme erkannte er cü an und fühlte neue Hoffnungen in sich aufsteigen, wenn er in ihr eine Bundesgenossin oder wenigstens keine Gegnerin erblicken durfte. Seit Lillys Abreise war Gertrud mehr noch als zuvor der Mittelpunkt, um den sich Alles drehte — das heißt, so war eS in Wirklichkeit, obwohl eS nicht so schien, indem sie anspruchslos und still wie eine gute Fee ihr Walten, das die Hausfrau wie die Toch ter ersetzen mußte, im Verborgenen übte. Nie drängle sie sich vor. Es schien, als müsse Alles sy sein, aber der Erfolg davon war: ihre eigene Unentbehrlichkeit und Beliebtheit bei Jedermann. Dem alten Dorwall laS sie vor, nahm ihm alle Sorgen deS Hause» ab, verhüllte ihm mit weiblichem Geschick die Unannehm lichkeiten und Unbequemlichkeiten, die ihm so verhaßt waren, und wußte seinen Schwächen gerecht zu werden und seine Behaglichkeit zu fördern. Was Edgar Dor wall anbetrifft, so empfand er wohl weit weniger als sein Vater die stete Sorge und Opferfreudigkeit Gertrud». Er fühlte wohl das stille Walten dieser zarten Frauen hand, allein er wurde sich nicht klar darüber, oder vielmehr er dachte gar nicht darüber nach. Ihm war Gertrud nur ein gute» Mädchen, da« sehr ruhig und sehr verständig war, für das er eine Art von brüder licher Zuneigung empfand und deren Werth er wohl zu schätzen wußte — nichts mehr, nichts weniger. Im übrigen war sein Gemüth verdüstert und erbittert. So sah er also nicht und merkte nicht, daß seine eigenen Zimmer stets mit besonderer Sorgfalt herge- richtek, seine Lieblingsspeisen stet» mit besonderer Vor liebe bereitet wurden, daß auf ihm zwei schöne, nur von ihm gar nicht beachtete Frauenaugen am längsten und am häufigsten ruhten, daß sie mit Aengstlichkeit im Blick seine düstere Stirn und die böse Falte dort betrachteten und sie zu zerstreuen suchten — nein, Edgar Dorwall sah und merkte nicht» von alledem! — War er denn blind? So fragte er sich nachmals oft zu spät. So vergingen Tage, vergingen Wochen. E» war der erste Schnee bereits gefallen, da« Laub längst von den Bäumen, der Spätherbst begann dem Winter zu weichen, und noch war Lilly immer fern, und immer noch war Alle» beim Alten im Hause Dorwall. Ein trüber Novembernachmittag dämmerte dem Abend entgegen, al« Edgar Dorwall verstimmt von einem AuSgang nach Hause zurückkehrte und, um sich erst noch zu sammeln, bevor er sich in die Kontors begab, in das Rauch- und Lesezimmer trat, in welchem er um diese Zeit ungestört zu sein hoffte. Dem war aber nicht so, denn kaum daß er eS be treten hatte, gewahrte er auch schon, daß Jemand dort in der beginnenden Dämmerung sich damit be schäftigte, in den Bücherschränken und Gestellen um herzusuchen — das durch die großen nach dem Garten gehenden Fenster hcreinfallende Licht war immerhin noch genügend, um die schlanke, anmuthige Gestalt Gertrud« deutlich abzuzeichnen, welche sich dort so emsig umherbewegtc. Im ersten Augenblick wollte Edgar sich sofort wie der umdrehen, um das Zimmer zu verlassen. Der dichte Teppich hatte seinen Schritt gedämpft, der Thllr- vorhang ihn verborgen, auch war da« Zimmer von saalartiger Ausdehnung — Gertrud halte ihn offen bar bis jetzt nicht bemerkt, und er war gar nicht in der Stimmung, sich zu beherrschen und gleichgültige Worte zu wechseln. Da aber stockte unwillkürlich doch sein Fuß — mit unbewußter Freude sah er ihr zu, bis sie nach einem Stuhl griff, vermuthlich, um in den höheren Fächern ein Buch zu suchen. Da trat er vor, um ihr zu helfen. Es war die erste Galanterie, welche Gertrud Rank von Edgar Dorwall zu Theil wurde. Das feine Roth, welches bei dieser unerwarteten Hilfeleistung Gertruds blasse Züge überflog, sowie der fast kindlich schüchterne Augenaufschlag, mit welchem sie ihm bankte, erschienen ihm ebenso neu al« reizend an dem ernsten Mädchen, das cr sonst fast nie be achtet hatte. Es war nur eine Laune, ein augenblick licher Einfall nur gewesen, der ihn antrieb — aber wie oft wird ein Zufall zur Entscheidung für ein Menschenleben — an einer scheinbar kleinen Regung hängt oft des Menschen ganzes Schicksal. Das Loos Edgars war in diesem Augenblick, ohne daß er es selbst ahnte, entschieden durch den einzigen Schritt, den er, anstatt hinaus, wie seine erste Absicht war, zurück ins Zimmer that. „Was für ein Buch soll ich Ihnen reichen, Ger trud?" fragte Edgar. „Ich — ich weiß es nicht." Er blickte sie erstaunt an, erstaunt wegen der offen baren Verwirrung, die in ihrer Haltung, in ihrem Ton sich spiegelte und die so gar nicht jener Gertrud gleich sah, wie er sie kannte. Da fiel zufällig sein Auge auf einige Bücher und Blätter, die bereits hcrauSgesucht erschienen — es waren die Fortsetzungen seiner eigenen angefangenen Lektüre. Wie kam Gertrud denn zu diesen, und woher wußte sie — Dieser Gedanke aber wich schnell einem andern. Nun wußte er auch plötzlich, woher eS kam, daß auf dem Tischchen, auf welchem sich die Bücher befanden, mit denen cr sich gerade beschäftigte, immer schon die Fortsetzungen lagen, noch bevor er ausgesprochen hatte, daß er dieselben brauchte — daß er nie nach einem Buche, dessen er benöthigte, zu suchen hatte — daß — Hier sprangen seine Gedanken plötzlich wieder zu dem ersten zurück. Wie kam denn aber dieses ernste, stille Mädchen dazu, seine Gedanken zu errathen, »och ehe er sie ausgesprochen, sich in solcher weitgehenden Weise mit ihm und seinem Wohlsein zu beschäftigen? — Plötzlich fiel e« ihm nun wie Schuppen von den Augen, und ein Glied nach dem andern fügte sich zum Ringe — alle jene kleinen Aufmerksamkeiten, all' die Sorgfalt, die er sonst ganz ruhig und ohne Frage, von wem sie kämen, in Empfang genommen, ste stiegen plötzlich von selbst, wie mahnende, kleine Luftgeisterchen vor ihm auf. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Das Herannahen der kälteren Jahres zeit macht sich nunmehr doch bemerkbar. Im Zimmer will die Temperatur besonders Morgens und Abends nicht mehr über 12 Grad Wärme hinaufsteigen. Da muß man an das Einheizen denken. Freilich versteht da« nicht Jeder, und manche tüchtige Hausfrau lfeizt billig ihre Zimmer, während eine andere viel mehr Feuerungsmaterial dazu verbraucht. Manch kleiner Wink will da zur Ersparung von Heizung beobachtet werden. So soll man z. B., wenn man das Feuer richtig im Gange hat und sich da- Nachlegcn noth- wendig macht, die Kohlen nicht auf die bereit« bren nenden zu schütten, sondern letztere, welche bi« zum Weißglühen gelangt sein müssen, nach hinten schüren und die aufzuschüttenden Kohlen nach vorn auflegen, so daß diese mit den glühenden Kohlen nur auf dem Roste zusammenkommen. Denn dadurch, daß die von den vorderen Kohlen entwickelten Gase über die be reit« glühenden hinweggehen müssen, werden dieselben mit verbrannt und man erlangt dadurch eine inten sivere Hitze und erspart nicht unwesentlich Material, weil im anderen Falle, wenn die Kohlen auf die be reits brennenden aufgelegt werden, die entstehenden Gase unbenützt zur Esse hinauSgehen. — Es ist nicht allgemein bekannt, schreibt „Jron", daß das Sonnenlicht und das Mondlicht einen schädlichen Einfluß auf Schneidewerkzeuge auS- üben. Messer, Bohrer und Sensen nehmen eine bläu liche Farbe an, wenn sie eine Zeit lang dem Licht und der Wärme der Sonne ausgesetzt werden. Die scharfe Schneide verschwindet und das Werkzeug wird völlig unbrauchbar, wenn eS nicht wieder gehärtet wird. Häufig schreibt man dann die Unbrauchbarkeit dem schlechten Material oder dem Arbeiter zu. Einen ähnlichen schädlichen Einfluß hat das Mondlicht. Es heißt, daß eine Säge, welche eine einzige Nacht dem selben ausgesetzt war, verbogen wurde. — Ein eigenartiges Barometer besitzt die Friedrich-Werversche Gemeinde in Berlin in dem Altar- gewälde ihres Gotteshauses. Das vom Altmeister Bega« gemalte Bild sitzt bei schönem Wetter straff gespannt, wie ein Brett in seinem Rahmen, sobald aber die Luft feucht wird und Regen in Aussicht steht, dehnt sich die Leinwand und das Bild hängt schlaff und faltenreich herunter. Da das Bild in diesem Zu stande einen wenig schönen Eindruck macht, war schon vor Jahren der Hofmaler Bülow zu Rathe gezogen, der sich zwar zum Straffspannen der Leinwand bereit erklärte, dann aber eine Sicherung dafür nicht über nehmen wollte, daß bei trockener Sommerluft das Bild mitten auseinanderreißen würde. Man hat in Folge dessen die Sache gelassen, wie sie war, und die Gemeindemitglieder sind damit auch sehr zufrieden, weil sie schon beim Vormittagsgottesdienst darüber schlüssig werden können, ob sie am Nachmittag — eine Landparthie riskiren. — Ein Schnorrer kommt zu einem reichen jüdischen Bankier und jammert ihm etwas über die entsetzliche Lage seiner hungernden Familie vor. Der Bankier zerfließt in Thränen und drückt die Hand wild aufs Herz, indem er mit der anderen dem Diener klingelt. Derselbe tritt ein und der Bankier ruft ihm zu, auf den Schnorrer deutend: „Schmaiß ihn raus, er zerbrecht mer da« Herz." — Beim Friseur. Calino — so erzählt der „Figaro" — läßt sich die Haare schneiden. Nachdem die Operation beendet ist, giebt ihm der Friseur einen Spiegel in die Hand. „Sind die Haare gut, mein Herr?" — Calino betrachtet sich aufmerksam: „Nein, ich möchte sie gern noch etwas länger haben." — Kritische Tage. „Dr. Falb trifft'S doch immer! Am 10. August war ein kritischer Tag dritter Ordnung — da ist meine Frau durchgegangen, und am 18. September war ein kritischer Tag erster Ord nung — da ist sie wieder zurückgekommen!" — Das nöthige Alter. „Warum verheirathe» Sie Ihre Tochter nicht, gnädige Frau? Mir scheint, sie hat das nöthige Alker." — „Sie wohl, aber ich nicht!" Stanürsamtlichc Nachrichten von Eibenstock vom 21. bis mit 27. October 1891. Geboren: 279) Dem Fleischermeister Gustav Magnus Hütt ner hier I S. 280) Dem Handarbeiter Michael Merolt in Muldenhammer 1 T. 281) Dem Bürstenmacher Franz Eduard Häcker hier 1 S. 282) Dem Oeconomiegehilsen Gustav Louis Zimmermann hier 1 T. 283) Den, Müller und Bäcker Max Richard Clauß hier 1 T. 284) Dem Schneider Magnus Hermann Wischer hier I S. Aufgeboten: 50) Der Oeconomiegehilse Franz Gustav Hey man» hier mit der Hulda Alma Paul gen. Gerber hier. (Eheschließungen: vacat. Gestorben: 224) Des Maschinenstickers Ernst Magnus Unger hier S., August Friedrich, 1 M. 28 T. 225) Des Maschinenstickers Friedrich Emil Leistner hier todtgeb. T. 228) Des Bretmühlenbesitzers Carl Heinrich Richard Möckel hier T„ Marie Magda, 3 I. 9 M 25 T. Hierüber: 222) und 223) 2 unehel. geb. Kinder. Lirchliche Nachrichten aus der parochie Eibenstock. Zum Aeformationofest nächsten Sonnaiend: Bonn. Predigttext: 2. Cor. 4, 1—6. Herr Pfarrer Böttrich. Der Nachmittagsgottesdienst fällt aus. Die Beichtrede hält Herr DiaconuS Fischer. Kirchenmusik: Motette für gemischten Chor in 3 Sätzen von Doles. Text 2., 3. und 4. Strophe des Liede«: Ein' feste Burg ist unser Gott. An diesem Tage wird eine Collecte für den Gustav- Adolf-Verein eingesammelt. Zm 23. Sonntage «ach Hrtnitati,: Vorm. Predigttext Apostelgesch. 24, 10—16. Herr DiaconuS Fischer. Beichte mit Abendmahl und Nach- mittagSgotleSvienst fällt aus.