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anstatt werden und nicht wie heutzutage lheilweise »on den Sträflingen als Berpflegungsstätte betrachtet werden können; insbesondere aber den jugendlichen Verbrechern mutz der Aufenthalt in den Gefängnissen so verleidet Werren, daß sie später nicht mehr die ge ringste Lust zu einer Wiederkehr verspüren. — Der deutsche Reichstag wird, wie nunmehr bestimmt verlautet, am 17. November seine Arbeiten wieder ausnehmen. Zunächst wird das Krankenkassen gesetz berathen werden. — Zur Frage der zweijährigen Dienstzeit finden nach den „M. N. 4!.' Berathungen über ein systematisches Vorgehen nach verschiedenen Richtungen statt, um festzustellcn, wie weit die Einführung der zweijährigen Dienstzeit ohne Beeinträchtigung der für die Ausbildung der Mannschaften erforderlichen Tüch tigkeit durchführbar ist. »ES verlautet, daß in letzter Zeit die Zahl militärischer Autoritäten, welche sür die Möglichkeit der Durchführung eingctretcn sind, um mehrere gewichtige Namen inaktiver und aktiver Militärs sich vermehrt hat." Mik Bestimmtheit sei zu erwarten, daß dem Reichstage über den Stand der Frage eine Erklärung zugehen wird. i — Erhebungen über die sogenannte Sachsen gangerei haben ergeben, daß die Neigung der Arbeiter beiderlei Geschlechts, aus den östlichen Pro vinzen in die westlichen LankeSkheile zu gehen, um höhere Arbeitslöhne zu suchen, entschieden in der Abnahme begriffen ist und sich im nächsten Jahre noch mehr vermindern dürfte. — Schweiz. Meiringen im Haslithal, einer der stattlichsten Flecken des Berner Oberlandes mit 2853 Einwohnern, ist am 25. d. von einer ver heerenden Feuersbrunst heimgesucht worden und bis auf 3 Häuser abgebraunt. Durch den Brand wurden sämmtliche Wintervorräthe der Bevölkerung vernichtet. Die Löschversuche waren in Folge des herrschenden Föhn erfolglos, auch mit ter vortreff lichen Hydrantenleitung konnte nichts ausgerichlet werden. Die Wälder bei dem zwei Stunden ent fernten Dorf Brinenzwyler geriethen ebenfalls in Brand und der Ort selbst konnte nur mit großer Mühe vor den Flammen geschützt werden. Von Thun und Interlaken wurden sofort Lebensmittel nach Mei ringen gesandt. Obwohl der eigentliche Brand kaum 3 Stunden Lauerte, soll die Katastrophe noch beträcht licher als 1879 sein, wo Meiringen schon einmal fast gänzlich abbrannte. Die Bewohner schwebten in größter Lebensgefahr. Das Gemeinrearchiv ist unversehrt. — Frankreich. Der „Temps" bringt eine zum Theil in fast verzweifeltem Ton gehaltene Erörterung über die Abnahme der Bevölkerung in Frank reich. Nach dem amtlichen statistischen Bericht haben im Jahre 1890 die Todesfälle die Geburten nahezu um die Ziffer 40,000 überstiegen. Schon zweimal in diesem Jahrhundert, 1854/55 in Folge des Krim- kriegeS, und 1870/71 sei, so sagt der amtliche Be richt, dasselbe zu verzeichnen gewesen und auch das Jahr 1890 sei kein gewöhnliches gewesen, da die In fluenza arge Verheerungen angerichtet habe. Die Krisis von 1854/55 hätte allerdings 1890, 35 Jahre nachher, überwunden und ausgeglichen sein müssen, aber die Verluste von 1870/71 machen sich jetzt, wo die Opfer des damaligen Krieges im kräftigen Mannes alter stehen würden, bemerklich. Der „Temps" will diese Trostgründe nur mit Vorbehalt gellen lassen. Die Zahlen des Jahres 1890 seien beänstigend. Die Reblaus, die Theuerung haben dazu beigetragen, die Eheschließungen und die Zahl der Geburten zu vermindern. Auch haben die Ehescheidungen in erschreckendem Maße zugenommen, und eine schlimme Wirkung übe auch das die Freiheit des Teftirens aus hebende Gesetz auf die Zahl der aus den Ehen her vorgehenden Kinder. Man ziehe es vor, weniger Kin der zu haben, als sein Vermögen in der zweiten Ge neration allzusehr zersplittern zu müssen. Das Blatt schließt mit der Mahnung, man müsse der Jugend ihre Pflicht gegen das Vaterland auch in dieser Hin sicht einschärfen, giebt aber auch dem Gedanken Aus druck, wenn die Franzosen selbst nicht mehr für eine normale BevölkerungSzunahme aufkommen könnten, solle man fremdes Blut zu Hülfe nehmen. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden. Drei fast gleichzeitig hier vor gefallene Entführungsgeschichten machen in aristokratischen, künstlerischen und kaufmännischen Kreisen viel von sich reden. Eine elegante Frau v. X. wurde den hiesigen hocharistokratischen Kreisen durch einen (fremden?) Cavalier und Offizier von D. ent führt, und man vermuthet, daß sich die Flüchtlinge nach dem Süden gewendet haben. Ein in den 40er Jahren stehender Künstler »nv Ehemann, Mitglied tcS hiesigen Kunstverein« und der Kunstgenossenschaft, ging mit einer seiner Schülerinnen, welche Malunter richt empfing, durch. Der Künstler F. soll sich mit der jüngeren Dame, einer Amerikanerin (?), über Hamburg, England ntch Amerika verschisst haben. Die dritte EnisllhrnngSgeschichte betrifft einen hier vielbekannten Weinhändler, dessen Grundstück in einem Vororte gelegen ist und an das Grundstück eines Kaufmanns und Fabrikanten grenzt. Letzterer nun ist mit des Weinhändlers Gattin — >v er zählen die Leute in der Stadt und auf der Eisen bahn, — näher bekannt geworden und Beide haben das Weite gesucht. Der zurückgelassene Ehemann ist um so mehr zu beklagen, da er seine Frau sehr lieb gehabt hat. Schon früher schied sich dieselbe einmal eine Zeit lang aus, wurde jedoch wieder zu Gnaden angenommen. — Vergangenen Donnerstag wurden auf den Strecken Chemnitz-Riesa und Riesa-Oschatz mit einem 50 Achsen starken, auS lauter Wagen mit LuftdruckbremSeinrichtung bestehenden Sonderzug Ver suchsfahrten zur Erprobung de« Westinghouse- BremSsystem» unternommen. Die Wirkung der Bremse soll eine überraschend schnelle und sichere gewesen sein. Dieselbe kommt schon seit längerer Zeit auf den österreichischen und bayerischen Bahnen in Anwendung und soll nunmehr behuss Erzielung eines einheitlichen BrcmSsystemS, was sich namentlich bei den direkten Wagen in den Schnellzügen noth- wendig erweist, auch auf allen übrigen deutschen Bahnen eingesührt werden. In Sachsen wird gegen wärtig bei den Schnellzügen die Schlciferbremse, in Preußen vorzugsweise die Carpenterdremse ange- wendei. Dem Vernehmen nach soll in Sachsen all mählich die Westinghousebremse auch bei den Per- sonenzügen angebracht werden, und zwar zunächst auf der Strecke Görlitz-Reichenbach im Vogtl. Die Versuchsfahrten werden unter Leitung höherer Eisen bahntechniker noch mehrere Male wiederholt werden. — Plauen i. V. In der Stube eines kleinen, sehr baufälligen Hauses in Möschwitz kam am Mittwoch früh in der fünften Stunde Feuer au«, zu einer Zeit, wo ein fünfjähriger Knabe noch im Bette lag und allein zu Hause war. Der Knabe verließ das Bett und kroch, durch den eingeathmeten Oualm seiner Sinne kaum mächtig, in eine Ecke des Zimmers, wo er in völlige Bewußtlosigkeit verfiel und röchelte. Ein Nachbar, der am Hause vorüber ging, bemerkte den Qualm in der Stube; er riß die Stubeuthüre auf und verschaffte durch Einschlagen der Fenster Gegcnzug, um den Qualm zu beseitigen. Als er das Röcheln hörte, kroch er auf der Diele hin und fand den Knaben, noch zeitig genug, um demselben das Leben zu retten. Wäre die Hülfe einige Minuten später gekommen, so wäre sie viel leicht vergeblich gewesen. — An na berg. Beim Umpflügen eines Feldes auf GeyerSrorfer Flur ist jüngst eine messingene Münze gefunden worden, welche auf der Vorderseite das Bild eines Mannes in der Tracht des 16. Jahr hunderts und auf der Rückseite das große lateinische Alphabet und die Jahreszahl 1553 zeigt. Aus der letzteren Thatsache darf man wohl nicht mit Unrecht schließen, daß die Münze, welche ungefähr die Größe eine« Markstückes Hai, ein Rechenpfennig ist, wie sie zu damaliger Zeit als Spielzeug für die Heran wachsende Jugend im Umlauf waren. DaS Bild des Mannes hat man mit guter Begründung als das unseres heimischen Rechenmeisters, Adam Riese, gedeutet. — Pegau. Am 22. October wurde der Soldat Lohse, welcher von einem Remontepferde geschlagen worden war, unter militärischen Ehrenbezeigungen zur ewigen Ruhe bestattet. Der bedauerliche Fall erregt allerseits Theilnahme, zumal der Heimgegangene, eben erst zum Militär einberufen, in der Ausübung des Dienstes den Tod finden mußte. — Auerbach, 26. Oktbr. Gestern Nachmittag gegen 2 Uhr ging die dem Fleischermeister Herrn Hermann Pilz hierseldst gehörige, an der Rempes- grünerstraße aus freiem Felde errichtetgewesene hölzerne Scheune in Flammen auf. Dieselbe war mit Erntevor- räthen gefüllt, welch letztere nebst einem Rennschlitten, einer großen Anzahl Schaffelle und verschiedenen an deren Gegenständen mit vernichtet worden sind. Dem Vernehmen nach haben zwei elfjährige Schulknaben von hier die Scheune in Brand gesteckt. — Von der sächsisch-böhmischen Grenze. Ueber da« bereits gemeldete Scharmützel zwischen Grenzbeamten und Paschern wird nachstehend aus führlicher berichtet: Ein Vorgang, der sich am Donnerstag Mitternacht 12 Uhr zwischen Ebmath und Pabstleithen abspielte und der unsägliches Elend über ganze Familien bringen konnte, hält die Grenzbevölkerung in größter Erregung. Mit 8 starken Ochsen über die böhmische Grenze nach Sachsen einwandernd, wurde eine wohl eben so viel Mann zählende Paschcrbande von den Herren Ober aufseher Karrich und Respicient Goßler in Roßbach mit dem: Halt, Finanzwache da! angerufen. Statt aber zu fliehen, wie eS seither iinmer der Fall war, zog einer der Banditen einen Revolver aus der Tasche und feuerte auf Herrn Goßler. Glücklicher weise fehlte die Kugel. Unterdessen führten Glieder der Bande und Helfershelfer die 7 unversehrt ge bliebenen Rinder mit anderweit gepaschten Thieren, wie die« später aus den hinterlassenen Fußspuren im Grase ersichtlich war, ihrem Bestimmungsorte zu. Der auf böhmischem Boden gefallene Ochse wurde bewacht. Da, eS war Morgens gegen 4 Uhr, nahten wiederum 4 von jenen Paschern. Einer trat nahe an den Ochsen heran. Al« aus dem etwa 30—40 Schritte davon entlegenen Gebüsch, in dem 4 böhmische „Finanzer" postirt waren, da« „Halt, Finanzwache Ha!" zum zweiten Male erscholl, begannen die Pascher abermals zu feuern. Eine Anjahl Kugeln wurden gewechselt, ohne daß Jemand dabei verletzt wurde, wenigsten« ist bis heule Freitag Abend nicht? davon laut geworden. Erst nachdem die Herren Grenz aufseher BorSdors und Nötzold au« Ebmath auf rem Kampfplatz erschienen waren und den Paschern ttüu aus sechs Gewehren die Kugeln um die Köpfe sausten, suchten sie da« Weite. Hieraus dürste er sichtlich sein, daß die Pascherei in unserem Grenz bezirk den Höhepunkt erreicht hat und daß zur Steuerung dieses unlauteren Gewerbes Militär nach gewissen Grenzorten gelegt werden muß. Unsere Ärenzaufseher werken von Aufpassern auf Schritt und Tritt beobachtet und sind bei ihren nächtlichen Dienstgängen ihres Lebens nicht mehr sicher. Schon im verwichenen Sommer wurde bei Tiefenbrunn auf zwei hier stationirte Grenzbeamte geschossen. — Der Einstellungstermin für die dies jährigen Rekruten, der 7. November, rückt heran. Die Gestellung der Rekruten findet im Allgemeinen bei demjenigen BezirkS-Comiuaudo statt, in dessen Bezirk sie ausgehoben werden. Eine Ausnahme kann nur mit Genehmigung des betreffenden Bezirks- Kommando« für den Fall gemacht werden, wenn einem nach auswärts verzogenen Rekruten der zu großen Entfernung wegen nach dem GestellungSorte die Mittel zu rechtzeitiger Rückkehr thatsächlich fehlen. Tritt dieser Fall ein, so hat der Rekrut ein bezüg liches Gesuch mindestens 10 Tage vor dem Gestellungs termine bei dem Bezirksfelrwebel anzubringen, in dessen Kompagniebezirk sein dermaligcr Aufenthalts ort liegt. Unmittelbar vor dem Eintrefsetage hat sich der Rekrut vom Steuerempfänger (also von der Behörde, an welche die Steuern eingezahlt werden) des Orte«, von dem sich der Rekrut direkt nach dem GestellungSorte begiebt, die vorgeschriebenen Meilen gelder bis zu dem im Passe oder in der Ordre an gegebenen GestellungSorte gegen Quittung auszahlen zu lassen, wobei zu beachten bleibt, daß rie ersten drei Meilen unentgeltlich zurückzulegen sind. Re kruten, deren Gestellungsort vom dcrmaligen Aufent haltsorte noch keine drei Meilen entfernt liegt, er halten demnach keine Meilengelrer; für weitere Ent fernungen werden 12 Pf. pro Meile gewährt. Da das Eisenbahnsahrgeld für die Militärfahrkarte pro Meile 10 Pf. betrügt, verbleiben rem Mann pro Meile 2 Pf. Ueberscduß. Am Fahrkartenschalter ist gegen Vorweis der Ordre oder res Passes Militär fahrkarte zu verlangen. Rekruten, die wegen Krank heit, oder weil sie in Haft sind, nicht persönlich zum GestellungStermine erscheinen können, haben recht zeitig zu veranlassen, daß unter Beilage eines obrig keitlichen Ältestes eine Meldung hierüber an den Bezirksfeldwebel gelangt, bei dem sie sich zuletzt ge meldet hatten. Ein Unterlassen dieser Meldung würde die spätere Bestrafung des Mannes zur Folge haben. Leichte, nicht ansteckende Krankheiten entbinden nicht vom rechtzeitigen Eintreffen. Weiter sind die Rekruten verpflichtet, am GestellungSplatze mit aus reichenden Oberkleidern, einem Paar brauchbaren Stiefeln und einem Hemd einzutreffen; wer diese Sachen nicht beschaffen kann, muß sich rechtzeitig an den Vorstand der Gemeinde bez. den Stadtrath des Ortes um deren Verabfolgung wenden, von wo aus er sich direkt nach dem Gestellungsorte begiebt. Es empfiehlt sich für die Rekruten der in die kalte Jahreszeit fallenden Ausbildungsperiode wegen, eine warme Unterjacke und wollene Socken mit zur Truppe zu bringen, ebenso werden dieselben gut lhun, sich mit einem Paar Hausschuhen und zwei blauleinenen Putzschürzen und einigen Mark zur Anschaffung von Putzzeug, Bürsten rc. zu versehen, weil sie sonst diese Sachen sich nach und nach von der Löhnung be schaffen müßten. Amtliche Mittheiiungkn ans -er II. öffentlichen Sitz ung der Stadtverordneten am 23. October 1891. Anwesend: 17 Mitglieder; entschuldigt: Herr Stadtv.- Vorsteher Hertel, Herr Stadt». Itr. Zschau, Herr Stadt». Hannebohn, Herr Stadt». Diersch. Seiten des Stadtraths anwesend: Herr Bürgermeister 1>r. Körner, Herr Connnerzien - rath Hirschberg. Der stellv. Vorsteher Herr Alfred Meichßner eröffnet die Sitzung '/,8 Uhr und beschließt das Collegium auf Antrag des Herrn Stadt». Meischner 1) das mit der Firma: Ludwig u. Hülßner in Leipzig bez. der Anfertigung der speziellen Pläne und Kostenanschläge zum Schulneubau und Beaufsichtigung des Baues getroffene Abkommen zu genehmigen und zu diesem Zwecke den Betrag von 2500 Mark zu verwilligen, den Bau aber bis zum Ein tritt besserer ErwerbSverhältniffe auszuschieben und in möglichst einfacher Form auSzufllhren. Der Antrag gelangt gegen ll Stimmen zur Annahme, 2) tritt das Collegium dem Rathsbeschluffe bei und ge> nehmigt di« vorgelegten Bebauungspläne über die Straßen- fluchtlmien an der Südstraße und an der Lohgaffe. Herr Stadl». Brandt regt an. schon jetzt wegen Erlangung der nötbigen Gelder zum Schulneubau die erforderlichen Schritte zu thun. Schluß der Sitzung: '/,U> Uhr. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Seinen M. Geburtstag feiert am 2st. Octvbcr diese- Jahres noch ein Parlamentarier, — der Dritte in diesem Monat, — der zwar nicht die Bedeutung der beiden anderen, (Virchow