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erst AllcS erfahren, wenn ich und mein Bcsitzthum i» sicheren Händen waren — zn diesem Zweck be festigte Sidney eine Strickleiter, die Vater ihm gab, an meinem Balkon, die Seite dieses Hanfes geht ans einen leeren Platz, der durch hohe Bäume be grenzt wird — cs war, besonders bei dem Unwetter, unmöglich, entdeckt zu werden. Mein Vetter versprach mir, nachdem er Alles zu Doktor Toruhill gebracht, mich später abzuholen — einstweilen sollte ich in den Ballsaal zurückkehren, damit O'Neill mich nicht ver misse. Er ging, — ich blieb noch eine Viertelstunde, um mich zu beherrschen, dann, halb blind von immer wieder ausquellenden Thräne», trat ich in den Korri dor. Ich hatte noch keine drei Schritte gemacht, als ans der offenen Thür der Nebenzelle eine Hand her ausgriff, die mich zu Bode» riß und in die Zelle zerrte, ein heftiger Stoß oder Schlag auf den Kopf raubte mir mein Bewußtsein. Doch die Hand hatte ich erkannt, ich bin bereit zu schwüren, daß ich den goldenen Streifen des Aermels der Uniform O'Neills gesehen habe und seine weiße Hand nut den blitzen den Brillanten am kleinen Finger." „O'Neill muß unsere Unterhaltung belauscht haben — er wußte, daß ich einen Brief Vaters, der ihn anklagte, bei mir hatte, Sidney gab mir ihn zur Aufbewahrung — der Brief ist meiner Tasche, die durch ein Messer läng« ausgeschlitzt wurde, entnommen. Doktor Martigny sah ihn später ängstlich danach suchen, eine Garderobiere hatte ihn gefunden und gab ihn dem Arzt. Mich tödten, den Brief, den er im Hotel verloren glaubte, vernichte», Sidney ins Verderben bringen — das war die Rache, die er nehmen wollte. Der Auftrag an Jim stimmt da mit überein, ebenso die Sendung Erails zur Beobacht ung des Hauses. Das weitere ist bekannt — ich erhebe hiermit Anklage gegen Dargan O'Neill, wegen Mordversuchs gegen mich, wegen Brandstiftung und wegen des Versuchs, einen Unschuldigen in den Ver dacht des Raubmordes zu bringen. Adah, geb. Percy" Darunter stand: „Ich Endesunterzeichneter be scheinige hiermit, daß Frau Adah, geb. Percy, bei vollständig gesundem Verstände diese vorstehende Er klärung abgiebt, um so mehr, als die Patientin nie mals zerrütteten Geistes war, sondern nur periodisch an den Folgen des UeberfallS zuznschreibenden Nervenkrämpfen litt, die kaum in das Ressort der Gehirnkranken und Irrsinnigen gehören. Wenn Frau Adah, geb. Percy, dennoch einen längeren Aufenthalt in meiner Anstalt und das Fernbleiben von der Welt wünscht, so liegt das einerseits in privaten Verhältnissen, anderseits ist eine Verschlimmerung der Krankheit bei irgend einer Erregung zu befürchten. Doktor Martigny, Martigny House". William Dolfus ließ das Blatt sinken, und Alle sahen sich der Reihe nach an. „Was sagen Sic, Lieutenant Brown, Sie haben etwas auf dein Herzen?" „Ja als die Gestalt der Frau Adah an dem Fenster des brennenden Saals erschien, Ivar O'Neill von einem solch starren Entsetzen erfaßt, wie ich nie bei einem Menschen gesehen habe. Ich schrieb dies dem Umstand zu, daß er seine geliebte Frau in solcher Lage sah. Frau Adah, als sic zum Bewußtsein nach ihrer Rettung kam, hing sich an mich als Stütze — ihren Mann sah sie nicht ein mal an. „O'Neill hatte mir gesagt, seine Frau habe den Ball schon verlassen — da ich ihn im Pelz von der Straße kommen sah, mußte ich annchnien, er habe sie zum Wagen gebracht. Da er den Schlüssel der Garderobe bei sich hatte, wo der Mantel seiner Frau hing, mußte er ihr doch die Toilette auShän- digen, anderseits aber wissen, daß sie noch nicht fort war. — „Ein Fetzen von dem Sealpelz der jungen Frau ist aber beim Abräumen des Schuttes gefunden — er schloß mit einem silbernen Schloß, das in ge triebener Arbeit ein zeigte — die Ecke dieses Pelzes mit dem Schloß ist cs, die gefunden ist — ich erkannte sie, weil ich der gnädigen Fran selbst das Schloß öffnete, als sie in der Zelle dir. 13 ihre Oberkleidcr ablegte — ich bemerkte noch: „Nr. 13 — eine Unglückszahl". Die angrenzende Nr. 14 ist eine Spiclecke, unverschlossen, die an der anderen Seite anstoßende Zelle Nr. 12 eine Restaurationsnischc — dort sprach, seiner Aussage nach, Doktor Tornhill und Sidney Percy mit Frau Adah, während O'Neill in Nr. 13 ihre Unterhaltung belauschte — der Um stand, daß er seinen Pelz später hatte, beweist, daß er drinnen war — also wußte er auch, daß Frau Adah den Ball nicht verlassen hatte." „Der Mensch ist ein Ungeheuer." Der Kommissar, dem viele Verbrecher in seiner Laufbahn begegnet waren, schauderte vor dieser Unsumme von Schlechtig keit. „Ich werde ihn sofort zu einem Verhör vor führen lassen." (Fortsetzung folgt.) Wie die Rothschild'- reich wurden. Mit dem Namen Rothschild verbindet sich jedes mal die Vorstellung märchenhaften Reichthumcs, der aber nicht gewöhniicher ehrsamer Thätigkeit seinen Ursprung verdankt und der fortan bis zu einer nicht allzusernen Grenze durch die freiwillige oder wider wärtige Zinsroboth huuderttausender Personen wachsen wird. Neuerlich bieten nach französischen Onellen liberale Blätter interessante historische Rückblicke über die Entstehung dieses Monstre - RcichthumeS. Den Grund zu diesem Reichthume legte der Landgraf von Hessen-Kassel, welcher durch Napoleon I. Kurfürst wurde, dessen Nachfolger im Jahre 1866 von den Preußen vertrieben wurde. Als 1793 der französische Convent 300,000 Mann über den Rhein schickte, reiste der Landgraf mit einer Kiste voll Diamanten und einer anderen voll Gold 12 bis 4 Mill. Thaler) nach Frankfurt zu Mayer Amschel, einem kleinen Wucherer und Lumpenhändler, von dem er manches seltene Stück gekauft hatte. Ihm übergab er seine Schätze ohne jede Empfangsbescheinigung zum Verwahren. Die Franzosen plünderten Frankfurt und Amscheln rein aus, die landgräflichen Kisten ließen sie im hintersten Winkel des Kellers unbeachtet. Als die Feinde weg waren, henlte der Alte, er sei zu Grunde gerichtet. Mitleidige gaben ihin Kredit, den er sehr auSnützte; aber schon 1802 verfügte er über große Summen ; ohne Bedenken ließ der die landgräflichen Millionen „arbeiten". Von Napoleon'« Gnaden Kurfürst ge worden, kehrte der Herrscher von Hessen-Kassel zurück. Als er durch Frankfurt kam, stellte er sich bei Amschel ein und hörte folgende Geschichte: „Die Franzosen nahmen mir Alles; ich leistete keinen Widerstand; so ließen sie Ihre Kisten, Hoheit, in der Hinteren Ecke stehen. 'Neun Jahre lang habe ich nur erlaubt, Ihr Geld zu benutze»; jetzt kann ich schon die ganze Summe mit fünf vom Hundert jährlicher Zinse» zurückzahlen". Amschel war ein Dcnker; er hatte sich überlegt, wie er diesen Fürsten zu seinem Makler mache, der ihm die Kundschaft aller deutschen Fürsten beschaffen könne, und der Fürst weinte Frcudenlhräncn, nannte ihn den ehrlichsten Mann unter der Sonne, ließ ihn, sein Geld auf weitere zwanzig Jahre zu nur 2 vom Hundert. Welch' ein edler Wettstreit zwischen 2 und b Prozent! Welche Ehrlichkeit, die ein anver trautes Geld nicht stiehlt, aber zu gewagten Geschäften ausnutzt! Und der Makler that seine Schuldigkeit. 1814 auf dem Wiener Kongreß erzählte der Kurfürst überall von dem ehrlichen Juden und verschaffte ihm die Kundschaft der europäischen Staaten, d. h. das Monopol aller zukünftigen Anleihen, ein ungeheures Vermögen. Der alte Jude Amschel hinterließ fünf Söhne, die eine Fünfherrschaft des europäischen Geld marktes einrichteten und sich in fünf Hauptstädten niederließen: Anselm in Frankfurt, Salomon in Wien, Nathan in London, Karl in 'Neapel und Jakob oder James in Paris. Heute sind die Enkel am Ruder. Der Wiener Rothschild heißt Nathanael. Sein Be nehmen nach oben ist bekannt. Der rücksichtsloseste von den älteren Rothschild'S war 'Nathan in London, welchem seine Lebensbeschreibung nachsagt, daß ihm nie GewissenSbedcnken aufgcsticgen seien. Er arbei tete vielfach mit dem Pariser Rothschild zusammen und war der Mann der großen Wagestücke. Er be fand sich in Brüssel, als die erste Nachricht von der Schlacht bei Waterloo ankam. Sofort warf er sich auf ein Pferd, jagte mit verhängten Zügeln an's Meer, miethetc eine Fischerbarke zur Ueberfahrt und kam 24 Stunden vor dem Kouricr an, der die ersten Staatsanzeigen von dem großen Siege brachte. Diese 24 Stunden nutzte er aus, alle Renten zu kaufen, auf die nur Hand zu lege» war, sein Gewinn betrug 3b Millionen; in demselben Geschäfte „machten" seine Brüder über 100 Millionen! Am Abend vor dem Waterloo-Tage stand die französische Rente 53 Francs, einige Tage später 66, endlich 81 Francs. Man kann daraus auf die Hunderte von Millionen schließen, welche durch das blose Steigen der französischen Rente allmählich den Rothschild'« zugeflossen sind. Aus den Völkern floß dies Geld bei ihnen zusammen. Als die Rothschild'S einmal so viele Millionen gewonnen hatten, strebten sie nach der Alleinherrschaft. Die Mittel hierzu erblickten sie mit großem Scharfsinne in den Eisenbahnen und in der Presse. Durch die Eisenbahnen konnten sie die gesannnte industrielle Pro duktion beherrschen, durch die Presse gewannen sie die öffentliche Meinung und die Parlamente. Als die Eisenbahnen entstanden, war es König Ludwig I. von Bayern, welcher die Bedeutung derselben ahnte und die Ausführung nach einem einheitlichen Plane durch den Staat anstrebte; er entsagte leider 1848 dem Throne, und dann kam eine Zeit mit kleinlichen Gesichtspunkten. Der unglückliche Minister von der Pfordten, der Abkömmling einer holländischen Juden familie Pfordten, übertrug den Bau der Ostbahncn einer Aktiengesellschafi, vom Frankfurter Rothschild patronisirt. Die Aktien wurden zu 87 den Bevor zugten überlassen, am anderen Tage standen sie 10b. Die Behelligungen waren damals in Bayern ähnlich wie später in Oesterreich. Hier baute Rothschild die FerdinandS-Nordbahn und besteuerte gleichsam Jahr zehnte hindurch durch unerhört hohe Kohlcntarife die Hauptstadt Wien bis zum heutigen Tage. Den größten Theil des Eisenbahnwesens Oesterreichs be herrschte bis in die Gegenwart hinein Rothschild und damit auch viele Kohlenwerke in Böhmen und Mähren, sowie die Eisenwerke in Steiermark und Kärnten. In Frankreich war die öffentliche Meinung anfänglich für den Bau der Eisenbahnen durch den Staat. Aber nun griff die Rothschild- sche Korruption der Presse ein. Wo das Gold der Rothschild'S floß, beugte sich die Selbstständigkeit der Gesinnung nach ihrem Gefallen. Damals hatte der gefeierte National - Oekvnom M. Chevalier mit glänzender Bercdtsamkeit ansgeführt, daß der Staat allein alle dem öffentlichen Nutzen dienenden gro ßen Werke ausführen muß. Einige Jahre später ist er in die Redaktion der „DebatS" eingetre ten; cs handelte sich um den Ban der französi schen Nordbahn und, über alle seine früheren Aus führungen sich hinwegsetzend, bewies Chevalier, daß eS für den Staat unmöglich sei, dem öffentlichen Stutzen dienende große Werke auszuführen. Roth schild erhielt die Concession zum Baue der Nordbahu, und „Redakteur" Chevalier wurde mit Aktien belohnt. Heute herrscht Rothschild durch den Besitz der fran zösischen Eisenbahnakticn mit unumschränkter Macht in Frankreich und er läßt keine Monarchie und keine dauernden Znstände mehr anfkonnnen. Thatsächlich ist er der finanzielle Beherrscher Frankreichs; die Minister sind nicht viel mehr als seine Kommis. Diesen Henn Frankreich«, den Pariser Rothschild, AlfonS mit Namen, schildert der französische Schrift steller August Chirac in einem Buche mit dem be zeichnenden Titel: „1,68 rom <1s In r6pndIi<jU6" als rothen Emporkömmling, der die gewünschte Edel mannsart nicht zum Ausdruck zu bringen vermag. Unter dem liberalen Julikönigthume der Orleans stieg die Macht der Rothschild'S am höchsten. König Louis Philipp theilte sich mit den Rothschild'S in die Rolle, das Land durch die Börse auszuplündern. DaS Königthum ging in Folge 'vesscn an der allge meinen Verachtung zu Grunde. Unter Napoleon 111. feierte die Börse ihre schlimmsten Orgien. Alle Mi nister und Generale suchten an der Börse sich zu be reichern. Die Kurstreibereien haben alte große Ver mögen ruinirt, Unheil ««gerichtet, nach allen Seiten hin geschadet, genützt nur den Rothschild'S. Während der Herrschaft der Kommune wurde die Bank von Frankreich angegriffen, wurden alle Staatsgebäude niedcrgebrannt — aber die Rothschild'schcu Milliar den in der Lafittestraße blieben unberührt. Die Aufstände 1848, wie 1870/71, Königthum, Repu blik, Kaiserreich, Krieg oder Frieden — jeder Zu stand Frankreichs führte den Rothschild'S neue Mil lionen zu. Uud merkwürdig: wie ihr Einfluß in Frankreich ist, ist er auch in vielen anderen Staaten. Als ganz Ungarn im Jahre 1883 durch den Prozeß in Tisza-Eszlar auf's Tiefste erregt war, richtete der Pariser Rothschild an den unga rischen Finanziniuister ein Telegramm mit der Auf forderung, nach Kräften auf die Regierung einzu wirken, damit der Prozeß niedergeschlagen werde; der Schluß heißt: „Wenn die Regierung meiner Aufforderung nicht entspricht, werde ich Alles darau- setzen, den Kredit Ungarns zn ruinircn." Das ist ein einfacher Erpressungsversuch. Leider lassen sich manche Staatsmänner Europas diese Herrscherrolle der Rothschild'S bis zur Stunde gefallen. Es wird aber, so Gott will, nicht immer so bleiben. Fehlerhafte und thierquälrrifchc Gebräuche in der Seschirrnng -es Pferdes. Vom Berliner Thierschutzverein. Bauchgurt und Schwanzriemen. Wir wollen als einen großen Uebelstand den hervorheben, welcher in der allzu engen Zuschnallung und in der verkehrten Anbringung des Bauchgurtes liegt. Ist der letztere zu fest angezogen, so drückt und hindert er das Thier. Sitzt hingegen der Bauchgurt dein, Pierde nicht weit genug von den Vorder beinen entfernt, so schiebt er sich an das Gelenk zwischen Ober- und Unterarm dicht heran und wird im Laufen jedes Mal von den Beinen gestreift, wodurch Scheuerwunden entstehen. Man prüfe nur die Fuhrwerke auf der Straße uud nian wird leider sehen, daß bei recht vielen Gespannen der Bauchgurt zu nahe den Vorderbeinen sitzt und von diesen bei jedem Schritt be rührt wird. Mit ein wenig Aufmerksamkeit läßt sich aber der besagte Uebelstand, welcher nicht allein die Pferde peinigt, sondern auch ihre Arbeitskrast beeinträchtigt, aus der Welt schaffen. (Bei Einspännern sind die Krampen an der Gabel entsprechend »ach hinten zu rücken.) Daneben rathen wir dringend, den Bauchgurt nicht in zu dicken, Leder herzustellen und ihn mit möglichst wenig seitlichen Schnallen auszustatten. Der wohlmeinende Fahrer wird uns gewiß darin beistimmen, daß das Geschirr die Pferde nicht quälen darf. Wenn der Mensch einen unbequemen Rock hat, so kann er ihn bei der Arbeit ablegen, doch das Pferd, unser nützlichstes Hausthier, muß geduldig das schlechte Geschirr Jahre lang tragen. Welche Qual wird so diesem Märtyrer der Arbeit, lediglich durch Nach lässigkeit und Gedankenlosigkeit, bereitet. Zu erwähnen ist ferner der Schwanzriemen, welcher a» den Arbeitsgcschirren sicher eine überflüssige Zuthat bildet, unnütz Geld kostet und das Thier nur belästigt, ja diesem sogar, wenn er zu kurz geschnallt wird, die Rübe wund scheuert. Daß der Schwanzriemen bei Arbeitsgeschirren nicht einmal einen Zweck hat, beweisen die zahlreichen Fuhrwerke, die ohne denselben auskommen. Man sollte sich die vorzügliche» Ge schirre der großen Vcrkehrsinstitute <z. B. der Berliner Pferde- Eisenbahn) zum Muster nehmen, welche möglichst gutsitzend und möglichst leicht konstrmrt sind. Der Schwanzriemen ist hier längst abgeschafft. Bei Luxusgespannen wird man diesen unnützen Geschirrtheil freilich nicht beseitigen. Hier würde also auf die gehörige Ausdehnung des Riemens zu achten sein. Druck und Verlag von E. tzannebotzn in Eibenstock.