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Amts- Md Anzeigeblatt für dea MM- LeM des Amtsgerichts CtbeHoch sertionSpreiS: die kleinsp. b"» und dessen Amgekung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReicbS- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. S9. Jahr««««. Donnerstag, den 26. Mai 18SS Es ist zur Kenntniß gekommen, daß trotz des Erlasses vom 2b. Oktober 1890 neuerdings gelegentlich der Feldbestellung mehrfach die die Richtung der Bahn linie Saupersdorf-Wilzschhaus markirenten Pfähle beschädigt worden sind. Die beiheiligten Grundstücksbesitzer werden daher angewiesen, zu Vermeid ung einer Ordnungsstrafe von 30 M. die auf ihren Grundstücken ausgesteckten Pfähle und Zeichen unversehrt stehen zu lassen, insbesondere bei der Bestellung der Grundstücke dieselben nicht zu beseitigen oder zu versetzen. Für den durch Wiederherstellung beseitigter Pfähle entstehenden Aufwand haben die Zuwiderhandelnden aufzukommen. Schwarzenberg, am 21. Mai 1892. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. W. 8. öfsciitlichc Sitzung dcr Stadtverordneten Ireitag, den 27. Mai 1892, Köends 8 Mr im Rathhaussaale. Eibenstock, den 25. Mai 1892. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Richard Hertel. 1) Einladung zum Gemeindetag in Freiberg. 2) Bau der RathhauSgartenmauer. 31 Verbreiterung des Eingangs in der Südstraße. 4) Wasserbeschaffung für die Neugasse und Bewilligung der hierzu erforderlichen Mittel. 5) Ueberlassungsvcrtrag mit dem Staatsfiskus wegen Parzelle Nr. 852 u am Sternflügelwcg. 6) Ev. Weiteres. Bekanntmachung Am 5. Mai dss. Js. ist an Stelle des ausgeschiedenen seitherigen Kommas danten Herrn Paul Heckel Kerr Kaufmann knul Müller hier als Kommandant der freiwilligen Turner-Feuerwehr hicrselbst gewählt worden. Eibenstock, den 25. Mai 1892. Dcr Stadtrath. »r. Körner. Hans. . Gegen die Berliner Weltausstellung machen sich nun allgemach, nachdem die erste Hoch- fluth der Begeisterung verlaufen ist, die man der neuen großartigen Idee entgegenbrachte, Bedenken der schwerwiegendsten Art geltend. Es sind dies Bedenken, die eigenthümlicherweise in dem bekannten lauwarmen Schreiben des Reichskanzlers an den Berliner Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes mit keiner Silbe berührt worden sind, die aber dennoch bei der schließ lichen Entscheidung über die Frage nicht ohne Einfluß bleiben werden. Diese Bedenken beziehen sich auf die sozialen Folgen, die eine Berliner Weltausstellung »ach sich ziehen würbe. Während nämlich abgewartet werden muß, ob die erwarteten günstigen Resultate für die deutsche Industrie und den deutschen Handel wirklich cintreten, die man sich verspricht, bleiben die schlimmen sozialen Folgen sicherlich nicht aus. Und damit muß gerechnet werden. Schon die Inangriffnahme der gewaltigen baulichen Neuschöpfungen, die als Vorbedingung einer Welt ausstellung unerläßlich sind, werden, wie die „Schles. Zig." sehr richtig ausführt, jahrelang bis zur Voll endung dieser Bauten neue Arbeitermassen nach der Reichshauptstadt locken und deren Arbeitskraft den Provinzen und vornehmlich der Landwirthschaft ent ziehen, die namentlich im Osten dcr Monarchie, ohne hin infolge deS zunehmenden Arbeitermangels in die bedrängteste Lage gerathen ist. Daß diese zugezogenen Schaaren nach Schluß der Ausstellung Berlin wieder verlassen und ihre bisherigen Arbeitsorte wieder auf suchen sollten, ist keineswegs anzunehmen. Die Er fahrung lehrt das Gegentheil. Sobald sich ländliche Arbeiter erst in das großstädtische Proletariat einge gliedert haben, sind sie für die Landwirthschaft verloren. Diesen Vorgang sehen wir auch ohne Weltausstellung schon jetzt in von Jahr zu Jahr wachsendem Umfange sich vollziehen. Da nun aber die aus Anlaß der Weltausstellung nach Berlin geströmte» Arbeiter- schaaren nach Schluß dcr Ausstellung jedenfalls nicht mehr in der bisherigen Weise beschäftigt werden könnten, so wäre eine dauernde wesentliche Vermehr ung des beschäftigungslosen Proletariats der Residenz unausbleiblich; dieses Proletariat ist bereits gegen wärtig eine Kalamität für Berlin, deren Beseitigung die städtischen Behörden noch im letzten Winter mit im Ganzen geringem Erfolge beschäftigt hat. Der .Arbeitsmangel" in Berlin und der .Ar beitermangel" auf dem Lande würden nach Schluß der Ausstellung stärker als je zuvor hervortreten und eine andere Folge wäre das Ueberwuchern der Bau spekulation, da» sich schon jetzt, wo der Gedanke sich kaum zu einem Plan verdichtet hat, in der unange nehmsten Weise bemerkbar macht. Ohnehin schon leidet die Reichshauptstadt an den Folgen ihre» rapiden Anwachsens in den letzten Jahrzehnten. In den Groß stadtverhältnissen Berlin» treten die Wirkungen dcr gewaltigen Veränderungen deutlich zu Tage, welche die letzten 25 Jahre in dem politischen Leben und in der internationalen Stellung des deutschen Volkes zu Wege gebracht haben. Plötzlich und nahezu un vermittelt ist Deutschland von einem geographischen Begriff zur Bedeutung einer maßgebenden Großmacht emporgestiegen und ebenso rapid ist Berlin ans einer mäßig großen Landesresidenz ;n einer Weltstadt ersten Ranges emporgewachsen. Jahrzehnte werden dahin gehen, ehe Deutschland in ausdauernder organischer Einzelarbeil sich seinen neuen nationalen Besitz dauernd gesichert haben wird, und ebenfalls Jahrzehnte lang muß cs dauern, bis Berlin die ihm infolge der ge waltigen Veränderungen in der politischen Macht stellung der Nation locker eingefügten Bevölkerungs und Kapitalmassen zu einem organischen und histor isch berechtigte» Ganzen wird zusammengeschweißt ha ben. Das Ungesunde, Pilzartige im Emporwachsen Berlins tritt dem aufmerksamen Beobachter in der Hauptstadt des Reiches auf Schritt und Tritt ent gegen, namentlich in den Wohnungsverhältnissen. Ist es nicht charakteristisch, daß hohe Würdenträger des Staates und Hofes, die Vertreter alter und reich begüterter Geschlechter, deren Namen auf den Ruhmes blättern der Geschichte Preußens verzeichnet stehen, die zweiten und dritten Stockwerke bewohnen, während in der ersten Etage sich die Familien reichgewordener Viehhändler auö dem Osten, ehemaliger Gemüsegärtner und aus der Provinz zugezogener Börsenjobber ein- gemiethet haben? Alle diese treibhausartigcn Erscheinungen, die verhältnißmäßig schnell eingetreten sind und die sich noch keineswegs .eingebürgert" haben, würden durch den gewaltigen Zustrom neuer Arbeiter- und neuer Kapitalsmassen, wie sie eine Weltausstellung bedingt, nur noch in gesteigertem Maße sich zeigen und der vorübergehende Nutzen, den Gasthofs- und Kneipenbcsitzer, sowie ein beträchtlicher Theil der Berliner Gcschässleute von den Fremden haben wür den, kann denn doch nicht gegen die schweren sozialen Schädigungen und Gefahren eingetauscht werden, die gerade eine Weltausstellung in Berlin im Gefolge haben müßte. Der Plan will daher mindestens noch sehr reiflich überlegt sein, ehe Reichs-, Staats- und kommunale Behörden freudigen Herzens zustimmen und aus dem allgemeinen Steuersäckel zum Gelingen beitragen sollen. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der Verein deutscher Zahnärzte hat sich vor einigen Tagen in einer Eingabe an den Bundesrath dafür ausgesprochen, daß die Vorbedingungen für da« Studium der Zabnheilkunde denen für das Studium der Ge- sammtmcdizin gleichgestellt werden sollen. E« besteht bekanntlich die Absicht, den geplanten lateinlosen Oberrealschulen neben anderen Berechtigungen auch die einzuräumen, daß ihre Abiturienten zum Studium der Zahnheilkunte zugelassen werden. Ob daraus wirklich eine so tiefe Schädigung des ganzen Stankes entstehen würde, wie der genannte Verein befürchtet, ist doch mindestens recht fraglich. Schon beute giebt es neben Zahnärzten, die Medizin studirt haben, solche, die sich lediglich theoretisch und praktisch mit der Zahnheilkunde befaßt haben, und endlich soge nannte Zahntechniker, die nur eine praktische Lehrzeit hinter sich haben und ihren Beruf rein handwerks mäßig betreiben. Da aui dem Gebiete der Zahn heilkunde thatsächlich sehr viel auf die persönliche Ge schicklichkeit und auf praktische Erfahrung ankommr, die erstere aber zum guten Theil angeboren ist, die andere sich durch ein noch so eifriges Studium nicht erwerben läßt, so kommt es nicht selten vor, daß Zahntechniker erfolgreicher khäkig sind und sich mehre ren Zuspruches zu erfreuen haben, als die regelrecht approbirten Zabnärzte. Ist dies schon der Fall, so läßt sich vollends nicht absehen, weshalb nicht Abi turienten einer lateinlosen Oberrealschule eine hin reichende Vorbildung für das Studium der Zahn heilkunde mitbringen sollten. Die paar Brocken La teinisch, die sie nölhig haben, werten sie sich mit Leichtigkeit aneignen können und der dadurch etwa" verursachte Zeitaufwand wird durch die bereits vor handenen naturwissenschaftlichen Kenntnisse reichlich wettgemacht. Man darf gespannt sein, welche Ant wort der Bundesrath auf die erwähnte Eingabe er- theilen wird. — Eine bemerkenswerthc nnd im höchsten Grabe ernste Jllnstration zu der Aufsaugung des Klein gewerbes durch die Großindustrie liefert der Bericht des Fabrik-Jnspectors für die Pfalz. Derselbe stellt fest, daß eine Reihe kleiner Schuhwaarenlagcr den Betrieb einstellen mußte. Ferner wurde in dcr Leder-Industrie von Seiten kleinerer Anlagen über unaufhaltsamen Rückgang infolge des neuen rascheren Verfahrens der kapitalkräftigen Großindustrie und des vermehrten Import« von Amerika geklagt. Den gleichen wirthschafklichen Prozeß berichtet der württem- bergische Fabrik-Jnspector für den Neckar- und Jagst- ZreiS. Er konstatirt die Betriebseinstellung ver schiedener Kleingewerbetreibender in der Leder-Industrie. — Wo bleibt denn da die Weisheit gewisser Politiker vom .Segen der Gewerbefreiheit"? — Saargemünd, 19. Mai. Das hiesige kaiserliche Bezirkskommando erläßt folgende Auffor derung : .Während der Herb st Übungen sollen im Radfahren geübte und im Besitz von Fahrrädern befindliche Mannschaften deS Beurlaubtenstande« ein gezogen werden. Die betreffenden Mannschaften haben ihre Fahrräder mitzubringen und erhallen dafür neben ihren sonstigen Gebühren eine AbnutzungSen:- schädigung von 25 Mk. Diejenigen übungspflichtigcn Reservisten, welche unter der Bedingung der Be nutzung ihres eigenen Zweirades zur vorgedachten Uebung bereit sind, wollen sich baldigst beim Haupt-