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Ihrer Person. Sie werden heute »och, zur Stunde, nach meinem Diktat einen Brief an Doktor Tornhill schreiben, den ich ihm persönlich überbringen werde. Und erst als meine Frau werden Sie in die Welt zurückkehren — fügen Sie sich meinen Bedingungen? Ja oder nein?" „Ja," erwiderte sie fest. „So schreiben Sie." Festen Schrittes begab sie sich an ihren Schreibtisch, auf dem noch die Brief bogen des Arztes lagen. Er diktirte, sie schrieb: „Lieber Freund! Ich bin noch sehr krank und nur einzelne Momente rufen mir das Bewußtsein zurück, welches noch nach der Außenwelt drängt; in meinen kranken Stunden halte ich meinen aufrichtigen Freund Doktor Martigny für meinen Feind, und dann ver dächtige ich ihn mir und auch Anderen. Deshalb, was Sie auch durch dritte Personen hören werden, Klagen, Aufforderungen, mir zu helfen, gehen Sie nicht darauf ein, mich kann nur ein« retten und heilen — absoluteste Ruhe! Ich wünsche Niemand zu sehen und zu sprechen, bis ich brieflich selbst darum bitte. — Daß Martigny mein vertrauter Freund ist, wird Ihnen der Umstand beweisen, daß er Ihnen den mir geraubten Brief an den Londoner Staats anwalt übergeben wird. Alles Andere sagt er Ihnen mündlich. In herzlichster Freundschaft für Sie und Sidney Ihre Adah." Er nahm den Brief, während sie die Adresse schrieb, faltete ihn und schob ihn in das hingeschobcne Couvert. Er stand so nahe bei ihr, daß seine Lippen ihre goldenen Haare berührten, sic regte sich nicht, ihr war es, als habe sic sich selbst ihr Todesurtheil geschrieben. Erst als er daS Schreiben zu sich steckte, sah sie auf und begegnete seinen leidenschaftlichen Blicken, impulsiv wich sie zurück. Da kniete er vor ihr nieder. „Vergieb die schrecklichen Drittel, die ich anwenden muß, um mir Deinen Besitz zu sichern, Du schönste aller Frauen. Nicht darfst Du mich beschuldigen, daß ich um schnödes Geld Dich gewinnen will, Du hättest mir mit Freuden Alles, was Du besitzest, gegeben — ich aber will nichts als Dich, Deine Jugend, Deine Schönheit, Dein ganzes holdes Selbst. Und wenn Du mir jetzt auch noch zürnst, meine Liebe wird Deinen Haß besiegen, meine Leiden schaft die Deinige entzünden. Du wirst mir dank bar sein und aus Dankbarkeit entsteht Liebe." „Einer Sklavin spricht der Sklavenhändler nicht von Liebe — lassen Sie alle derartige Reden — Sie ändern nichts an meiner Verachtung und meinem Widerwillen für Sic. Nur um meinen Geliebten zu retten, bringe ich das Opfer, — lassen Sie mich jetzt allein." Am nächsten frühen Morgen besuchte er den Rechts anwalt und übergab ihm Adahs Brief — die Warn ung, auf Niemand zu hören, kam rechtzeitig, denn Martigny war noch zugegen, als Crail sich be' Herrn Doktor Tornhill meldete. Etty hatte ihn be auftragt, ihre unbestellte Mission auSznführcn, so legte der Polizist ihm denn warm an's Herz, was seine Tochter ihm aufgetragcn hatte, Tornhill dankte ihm und er solle die Miß Etty nur beruhigen, cs würde sich Alles zum Guten und Besten wenden. Auch das versprach er, Frau O'Neill sollte bestätigen, daß Etty die Brillantbroschen und das Geld nicht gestohlen hätte, so daß ihrer Freilassung nichts im Wege stände. Dann theilte Tornhill dem Irrenarzt Alles buch stäblich mit. Und dieser löste des Advokaten Wort ein, er fuhr selbst nach dem Rathhans und legte Zeugniß für Ettys Unschuld ab, — wohl oder übel, man mußte sie freilaffen. Als sie vorgefllhrt wurde, stellte er sich unwissend: „Aber Etty, was hörte ich? Man hat Sie armes Mädchen beschuldigt, Ihre Herrin bestohlen zu haben! Ich habe Ihre sofortige Entlassung begehrt — Sie können sich bei Doktor Tornhill — er wohnt Holloway 20 — bedanken, mein Kind, — wollen Sie wieder bei Frau O'Neill in den Dienst treten?" „Nein," fiel Crail ein, „ich danke Ihnen, von jetzt an werde ich allein für meine Tochter sorgen." „Ihre Tochter?" Lieutenant Brown trat verwun dert hinzu. „Sie haben also doch noch Ihre Tochter gefunden?" „Ja, allerdings — ich fand sie ein bißchen größer wieder, als ich angenommen — meine kleine Mary hatte aber doch die Aehnlichkeit auf den ersten Blick heraus!" Crail war sehr glücklich. „Aber dennoch möchte ich bitten, Vater, daß ich meiner guten MrS. O'Neill wieder dienen darf." „Bravo, Etty!" rief Martigny, „nicht wahr, ich darf Sie gleich wieder mitnchmen!" Crail gab nur ungern seine Erlaub» iß, der Arzt mißfiel ihm, doch konnte er seinem Kinde die Bitte nicht abschlagen. „Und besuchen Sie Ihre Tochter nur 'mal!" rief Martigny ihm im Fortfahren zu. — Kopfschüttelnd über sein zweideutiges Wesen blieb Crail zurück, er mußte dem Lieutenant erzählen, wie er Etty als seine Tochter erkannt. — .Und Mary?" fragte Brown. „Ja, Mary — wie soll ich es ihr nur beibringen — es wird mir gar zu schwer!" Am Mittag besuchte Doktor Martigny die arme Goldfee. „Zwei Dinge als Beweis, gnädige Fran, daß ich für Sie thätig bin. Hier, diese Zeilen Tornbitts: „Sidneys Aburtheilung ist bis zu Ihrer Genesung aufgeschoben. Beeilen Sie sich gesund zu werden! Ihr Tornhill!" „Ich danke Ihnen!" flüsterte Adah, tief beglückt. „Und noch etwas bringe ich Ihnen mit — dafür werden Sie mir hoffentlich ebenfalls danken?" Mar- tigny öffnete die Thür. „Nun, Ekty, kommen Sie nur herein." Adah streckte Etty mit einer müden Bewegung die Hand entgegen. Sei willkommen, Etty!" — Und zum Arzt gewandt: „Auch dafür danke ich Ihnen." Sie blieben allein. Etty begann ihren Bericht, ihre Verhaftung, wie sie ihre» Vater fand und ihn zu Doktor Toruhill schickte und daß Doktor Tornhill gesagt. cS werde Alles gut werden. „Du hast also Deinen Vater gefunden — wie mich das freut. Du wirst also nicht verlassen Zurück bleiben, wenn ich sterbe." „Sterben? Sie, so jung, so schön — wie können Sie so etwas denken, meine liebe gute Frau Adah!" Adah legte die Hand auf ihr Herz und blickte in Ergebung zum Himmel empor. „Hier, Etty, ist gestern etwas gerissen — das heilt kein Mensch, kein Gott, keine Zeit — das heilt nur der Tod. Eins gelobe mir: Sollte ich meinen Sidney nie Wiedersehen, sollte ich sterben, ehe ich frei werde, so sage Du ihm: „Adahs Herz ist au dem Tage gebrochen, wo sie Sid neys Todesurtheil gelesen." — — XVII. Crail ging langsam die Straße zu Marys Ge schäft hinauf, cS wollte ihm gar nicht in den Kopf, daß das kleine Mädchen nicht zu ihm gehörte, daß er keinen Thcil an ihr mehr haben sollte. Wenn das entscheidende Wort gefallen, das ihr die Gewißheit gab, dann würde sie sich nie mehr vertraulich an seinen Arm hängen und ihr zärtliches „Papa" flüstern. — Er war so in Gedanken vertieft, daß er an ihr vorbeigegangen wäre, wenn sie ihn nicht mit diesem zärtlichen „Papa" angeredet hätte. „Papa, Du hast Dich verspätet, ich warte schon fast zehn Minuten auf Dich." „Und ich komme vielleicht dennoch zu früh, kleine Mary — doch Sie zittern vor Kälte, wollen wir gehen? Wollen Sie mir in Ihrem Stübchen eine Tasse Thee serviren?" „Mit dem größten Vergnügen, aber fehlt Ihnen etwas, Papa, Sie sehen so verändert aus — so sorgen voll! Und Sie versprachen mir etwas von der lieben Etty zu erzählen?" „Später, liebe Mary, ich habe von gestern auf heute sehr viel erlebt." (Fortsetzung folgt.) Die Kunst, sich geschmackvoll zu kleiden. Feiner Geschmack in der Toilette ist eine Kunst zu nennen, die leider nicht Jedermann eigen ist, trotz dem er über die reichsten Mittel verfügen kann; zwar sagt ein altes Sprüchwort, daß Kleider Leute machen, doch müßte noch hinzugesetzt sein, wenn der gute Ge schmack dabei auch zur Geltung kommt; denn Kleider allein vermögen niemals die Erscheinung eines Men schen, besonders einer Frau, zu verschönen, wenn man nicht dabei auf die Person Rücksicht nimmt. Manche Dame löst spielend das Geheimniß, sich gut zu kleiden, sie besitzt eben Geschmack; andere dagegen vermögen nie das Rechte zu treffen, trotzdem sie jähr lich viel für ihre Toilette verschwenden. — Eines schickt sich nicht für Alle! Dies muß als Grundregel bei der Wahl unserer Kleidung gelten und der Teint, die Figur und das Alter einer Person müssen dabei entscheiden. Die Geschmacksrichtung unserer Zeit ge füllt sich oft in feinen Mischungen verschiedener Far ben, die es uns schwer machen, sie mit dem richtigen Namen zu bezeichnen und von denen wir gar oft in Zweifel sein müssen, ob sie uns kleiden oder nicht; gewöhnlich ist daS letztere der Fall, denn alle diese unbestimmten Farben fordern, gleichviel ob bei Brü netten oder Blondinen, einen zarten Teint und wer einen solchen nicht besitzt, sollte entschieden von be sagten Farben Abstand nehmen. Für dunkle Haut farbe, für bräunlichen Teint und für fahle Gesichts farbe sind bestimmte, unvermischte klare Farben kleid samer. Bei stark ausgeprägter Gesichtsröthe vermeide man grelle Farbentöne, und bleichsüchtige junge Mäd chen dürfen weder Grün noch Blau zur Kleidung wählen. Schwarz steht jcoer Dame, ob alt oder jung, und sieht stets fein aus, Weiß ist eine der lieblichsten Toiletten für Blondinen wie Brünetten mit klarer, reiner Gesichtsfarbe. Ein wichtiges Moment in der Toilette ist die Zusammenstellung der Farben und hier wird besonders viel gesündigt. ES läßt sich hier für keine Regel, ja kaum ein Wink geben, da muß eben der gute Geschmack um Rath gefragt werden, und wer sich eine» solchen nicht rühmen kann, sollte auf das Urtheil Verständiger etwas geben. Wie die Farbe, darf auch die Zeichnung der Kleiderstoffe nicht unbeachtetbleibcn. Itreifenmusterlassen die Figur größer und schlanker erscheinen, das Karo wirkt verkleinernd und verbreiternd auf dieselbe. Einfarbige Stoffe wirken stets ruhig und vornehm und -kann man sic durch verschiedenartigen Auspntz entsprechend beleben. In dustrie und Mode bringen ja alljährlich bestimmte Muster und Webarten, wohlhabende Damen werden sich darin gut und geschmackvoll kleiden, weil sie die Robe nur so lange wagen, wie sie modern ist; wer sich aber nicht oft ein neues Kleid kaufen kann, wird stets besser thun, in einfarbigen, nicht einer bestimm ten Modeepoche ««gehörenden Stoffen zu erscheinen. Das Gleiche gilt auch von der Form der Garderobe. Auch hier wähle inan bei bescheidenem Toilcttengeldc möglichst einfache, von der Mode nicht zu sehr ab hängige FayonS; die Kleider müssen der Eigenart der »Gestalt entsprechen, die Schönheit Hrrvorhebcn und veredeln, dagegen kleine Mängel geschickt verhüllen. Faltige Gewandung kleidet schlanke Frauen, welche wiederum die knappen, anliegenden Kostüme besser ihren korpulenten Schwestern überlassen sollten. Die herrschende Moderichtung wird keine Dame ganz über sehen, doch sie sollte nur Alles daS nachahmen, was für sie wahrhaft kleidsam ist und alles Unschöne und Auffällige zu meiden suchen, besonders wenn die Ver hältnisse nicht häufig neuen Ankauf gestatten. End lich muß eine verständige Fran bei der Wahl ihrer Kleidung nie vergesse», a» ihr Alter zu denke«; es ruft Spott und niitleidiges Lächeln hervor, wen» eine Dame, die langst den Backsischjahrcn entwachsen ist, glaubt, durch eine gesucht jugendliche Gewandung uns über ihr Alter zu täuschen. Es ist doch wahr haftig keine Schande, älter zu werden, warum also dies verbergen wollen? Helle Farben, besonders rosa und blau, sind nur Farben der Jugend und auch nur kleidsam für diese, während sie alternde Personen noch älter erscheinen lassen. Auch der Schnitt der Kleider muß berücksichtigt werden: die jetzt modernen Miedertaillen sollten nur jüngere Damen wählen, während die Prinzcßrobe eine so schöne Tracht für Damen in vorgerückten Jahren ist. Reicher Ausputz von Schleifen und Bänder ist gleichfalls nur für jugendliche Toiletten geeignet, während wiederum junge Damen vermeiden müssen, durch übertrieben kostbare Roben die Blicke auf sich zu lenken. Dieses Alles wäre Geschmacklosigkeit und welches weibliche Wesen möchte sich wissentlich einer solchen schuldig machen? Guter Geschmack und Berständniß sich zn kleiden sind gewissermaßen das Pathengeschenk einer guten Fee, aber auch der Erfolg eines Studiums alles Schönen, und dessen können sich Frauen aller Stände befleißigen. Vvaul-Stidtttstssto schwarz, weiß, cröme!c. von K5 He ge. bis M- LL.8S — glatte und Damaste re. (ca. 300 versch. Qual, und Dispos.l versendet roden- und stückweise Porto- u. zollfrei «. ktbrlltont (K. u. K. Hoflief.I Muster um ¬ gehend. 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