Volltext Seite (XML)
Hagesgeschichte. — Deutschland. Die Ausarbeitung der neuen Militär-Vorlage ist nach einer der .Post' zu gehenden Information bereit- bei der Feststellung der Einzelheiten de- Plane- und den weiteren unum gänglich damit verbundenen Konsequenzen angelang». Die Vermehrung wird nur taktische Einheiten der Fußtruppen umfassen, diese aber im umfangreichsten Maßstabe, entsprechend den vom Reichskanzler in der ReichStagS-Sitzung vom 27. Nov. v. I. gemachten Andeutungen über die Ausnutzung der steigenden Be völkerungsziffer de« Reiches zur Stärkung der Wehr kraft. In diesem Sinne unterbleibt auch jede Auf stellung höherer Stäbe, insbesondere wird von einer Bildung neuer Armee-KorpS abgesehen. Der ganz allmähliche Uebcrgang zur zweijährigen Dienstzeit mit Ausschluß der berittenen Waffen steht in Aussicht; jedoch ist nicht ausgeschlossen, daß für Leute mangel hafter Führung oder ungenügenden Ausbildungsgrades das RetentionS-Recht für ein drittes Jahr aufrecht erhalten wird. In lokaler Hinsicht werden sich die Folgen der in Aussicht stehenden Maßnahmen über da- ganze Reich erstrecken. — lieber einen sensationellen Diebstahl berichten preußische amtliche Bekanntmachungen. Da nach sind dem Vorsitzenden des Berliner Männer gesangverein», Kanzleirath Weiße im Handelsministe num, dem bei der Abreise von Wien vom Botschaf ter Prinzen Reuß zwei Briefe an das Auswärtige Amt mitgegeben worden, letztere aus verschlossenem Handkoffer gestohlen worden. Die Briefe enthielten Budapester, Wiener, Belgrader Berichte. Der Dieb stahl ist wahrscheinlich i» Dresden-Neustadt auSge- führt, als Weiße auf kurze Zeit das Koupee verließ. — Frankreich. Der Kriegsminister Frcycinet bat am Sonnabend dem Ministerrath eine mili tärische Vorlage unterbreitet, nach welcher die Dauer de» Dienstes in der Reserve der aktiven Armee von sieben auf zehn Jahre erhöht, die Dauer des Dienstes in der Territorialarmee aber um drei Jahre verringert wird, während bezüglich der Uebungszeiten keine Aenderung eintreten soll. Die Maßregel be zweckt, die gemischten Regimenter, welche gegenwärtig aus einem Bataillon der aktiven Armee und zwei Bataillonen der Territorial-Armee zusammengesetzt sind, künftighin aus Soldaten der aktiven Armee und der Reserve ter aktiven Armee zu formiren. — Italien. Die Stellung Italien- zum Dreibund ist durch Artikel der .Nordd. Allg. Ztg." und der „Hamb. Nachr." mit einem Schlage in den Vordergrund der Erörterung gerückt worden. In Italien wird der Rath de» Fürsten Bismarck, die Italiener nicht durch fortgesetzte Rüstungen dem Drei bund abwendig zu machen, mit Jubel begrüßt. Der betreffende Artikel der.Hamburger Nachrichten", ob wohl er in Rom am Donnerstag Abend erst in später Stunde eingctroffen, rief lebhafte Sensation hervor. Die „Tribuna" sagt, die Worte des Exkanzlers seien eines großen Staatsmannes würdig; Bismarck sei, wie so oft auch diesmal der Herold der Wahrheit und des gesunden Menschenverstandes gewesen. — England. Von dem Respekt, den die englische Armee im eigenen Lande genießt, folgen des Pröbchen. Der Herzog von Cambridge, Bruder der Königin und oberster Befehlshaber, hat an die Militärkommandos folgendes Rundschreiben gerichtet: „Es sind dem Oberbefehlshaber mehrere Fälle zu Ohren gekommen, in denen Wirthe sich geweigert haben, Soldaten in Uniform Erfrischungen zu reichen. Sollte irgend ein solcher Fall sich in Ihrem Distrikte ereignen, so melden Sie gefälligst die Einzelheiten dem Oberkommando, damit dem betreffenden Wirth seine Schankcrlaubniß nicht erneuert wird." Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Das kürzlich veröffentlichte Ge setz, betreffend die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mann schaften, vom 10. Mai 1892, welche« am nächsten 1. Juli in Geltung tritt, aber rückwirkende Kraft vom 1. April an hat, setzt an täglichen Unterstützungen fest: s. für die Ehefrau 30"/» des ortsüblichen Tage lohne» für erwachsene männliche Arbeiter am Aufent haltsorte des Einberufenen, b. für jede der sonst unterstützung-berechtigten Personen 10"/» de« orts üblichen TagelohneS für erwachsene männliche Arbeiter am Aufenthaltsorte de« Einberufenen, mit der Maß gabe, daß der Gesammtbetrag der Unterstützung 60"/» de» Betrages de» ortsüblichen Tagelohne» nicht über steigt. Der Untcrstützungsanspruch ist bei der Behörde de» Wohnortes de» Petenten anzubringen und erlischt 4 Wochen nach be endigter Uebung. Ist die Friedensübung vor dem Inkrafttreten des Gesetzes beendigt, so beginnt die vierwöchige Frist für die Anbringung de« Unter- stützungSanspruch« mit dem 1. Juli 1892. — Schönheide, 22. Mai. Am vergangenen Sonnabend, Nachmittag» in der 5. Stunde, ging im .Schwarzwinkel" in einem dem Klempnermeister Hrn. Sippach gehörigen Wohnhause Feuer auf. Da« au» Holz und Fachwerk erbaut gewesene Hau» brannte vollständig nieder. Nur durch die angestrengteste Thätigkeit gelang e« den schnell am Brandorte er schienenen Feuerwehren (Schönheide und Schönheider- hammer), da- Element auf seinen Herd zu beschränken. Ein in unmittelbarer Nähe de« abgebrannten Gebäude- stehende- Hau« war an der einen Giebelseite schon von den Flammen ergriffen und konnte nur mit vieler Blühe gerettet werden. Da» abgebrannte Hau« war vermiethet. Man vermuthet böswillige Brandstiftung. — Da« von den Geschwistern Boucher am Sonnabend im GambrinuSsaale veranstaltete Eoncert war gut besucht. Was über die wunderbaren Leist ungen der beiden jugendlichen Künstlerinnen au» an deren Orten geschrieben worden ist, gilt auch von ihrem hiesigen Auftreten. Während die ältere Schwester Ihrer „echten Amati" mit staunenerregender Fertigkeit und Sicherheit Töne entlockte, welche die Zuhörer in fortwährend sich steigernde Bewunderung versetzten, flogen die Finger der kleinen Klavierspielerin „spielend" über die Tasten, daß e« (Spinnerlied von LiSzt) nur so perlte und wirbelte, jauchzte und klagte -- man vergaß völlig, daß ein Kind am Instrumente saß; solches Spiel ist man nur von Künstlern mit wohl bekannten Namen zu hören gewöhnt. — Dresden. Aus Anlaß der in diesem Jahre in Wien stattfindcnden Thealer- u. Musikausstellung und der damit verbundenen Theater-, Concert- und sonstigen Aufführungen im Wiener Prater soll am 18. Juni ein Son Verzug mit außerordentlich er mäßigten Fahrpreisen von Leipzig und Dresden »ach Wien abgelassen werden. Die Fahrpreise werden sich beispielsweise von Leipzig (Dresdner Bahnhof) nach Wien auf 28,»o Mk. in zweiter und 16 Mk. in dritter Klasse, und von DreSden-Altstadt nach Wien auf 21,so Mk. in zweiter und l l,s° Mk. in dritter Klasse beziffern. Die GiltigkeitSdauer für die Rückreise soll auf 14 Tage bemessen werden. Auch in Wurzen, Oschatz, Riesa, Pirna, Priestewitz, Schandau, Chemnitz, Oederan, Freiberg sollen direkte Fahrkarten nach Wien aufgelegt und von sämmtlichen übrigen größeren sächsischen Staatsbahnstationen An- schlnßkarten ausgegeben werden. In kurzer Zeit wird ein Programm über den Sonderzug erscheinen. — Ein Fabrikant aus Kopenhagen, welcher sich in Dresden einige Zeit aufhielt, hatte während seines dortigen Aufenthaltes eine Brieftasche mit einem Hundertmarkschein, Visitenkarten rc. verloren. Unter Zusicherung einer Belohnung von 10 Mark hatte er mittels Anzeigen in Dresdner Blättern den ehrlichen Finder um Rückgabe des Fnnves gebeten. Als der Herr nun dieser Tage nach Dresden zurück- gekebrt ist, hat er einen Brief erhalten, nach dessen Oeffnung er auf einer seiner eigenen Visitenkarten die Mittheilung vorfand, daß der Finder die 10 M. Belohnung sich von dem Funde zurückbehalten habe, daß er aber auch den Restbetrag jetzt nothwendig brauche, den er jedoch, wenn eS ihm seine Mittel er lauben würden, zurückerstatten werde. — Planen. Der „Boigtl. Anz." enthält fol gende Antwort auf eine jüngst bekannt gewordene prahlerische Aeußerung des Generals Gurko: („Ich bin eine beständig auf der Brust Deutschlands liegende Faust, — ein Befehl, und ich schlage es nieder!") Und weißt du, Russe, »och so gut Vor deinem Franzmann großzuprahlen, Wir hoffen, dir den Uebermutb In deutscher Münze heimzuzahlen; Wir wurden fertig mit dem Turko, Wir werden'» wohl auch mit dem Gurko! — Nossen. Auf Breitenbacher Flur bei Sie be nl eh n ist am 18. Mai unterhalb der Papierfabrik Gebrüder Dietzel (sogen. Beyermühle) eine ganz be sondere Ueberraschung zu Tage getreten. Unvermuthet sind hier in ziemlicher Höhe aus den waldigen Ab hängen des linken Muldenufers sehr beträchtliche Wassermengen hervorgebrochen und haben sich mit Brausen in den Mühlgraben gestürzt. Die erste Annahme, das Wasser werde sich rasch wieder ver laufen, ist nicht in Erfüllung gegangen; dasselbe strömt vielmehr zur Stunde »»geschwächt noch fort ins Thal hinab. Große Mengen von Steinen und Ge röll, sowie Erdmassen sind mit in den Mühlgraben gerissen worden. Das Terrain scheint von der Wasser menge und durch den jedenfalls gewaltigen Druck von innen ziemlich unsicher geworden zu sein, denn man hat den Zugang absperren müssen, weil bereit« mehrere kleine Erdrutsche sich bemerklich machten. Die Be sitzer der Beyermühle, die hierdurch nicht nur in große Aufregung versetzt wurden, sondern auch plötzlich den Betrieb der Holzschleifern einstellen mußten, haben telegraphisch das Bergamt in Freiberg in Kenntniß gesetzt. Am anderen Tage sind zwei Bergbeamte er schienen und haben die Stelle besichtigt, aber bi- zur Stunde scheint die Ursache noch nicht ganz aufgeklärt zu sein. Man glaubt, daß der Adolf-Stolln, der Wasser vom .Gesegneten Bergmann" mit sich führt, durch irgend einen Umstand das Wasser an einen Stölln unter der Stadt Siebenlehn abgegeben hat und daß von hier da- Wasser am Muldenufer durch gebrochen ist. Wenn der „Wasserfall" nicht wieder versiegen sollte, dann wird er bald zur Sehenswür digkeit werden. — Diese eigenthümliche Erscheinung erinnert die Siebenlehner an eine Kalamität de« Jahre« 184ü. In diesem Jahre sind nämlich an einem Tage sämmtliche Brunnen der Stadt Siebenlehn versiegt. Die Ursache hiervon ist der Romanus-Stolln gewesen. In diesem Stölln haben Bergleute gearbeitet und gesprengt und unerwartet die Haupiwasseraver ge troffen. Mit Mühe nur sind Bergleute dem ein dringenden Elemente entkommen. Noch größer ist jedoch für Siebenlehn der Schrecken gewesen, al» kein Brunne» mehr Wasser gegeben hat. E» ist alsdann zu einer Klage mit der Bergverwaltung gekommen, und diese ist gehalten worden, für Siebcnlehn Wasser zu besorgen. Das ist nun dadurch möglich geworden, daß die Bcrgverwaltung Röhrenleitungen au« dem Zellwalde nach der Stadt auf eigene Kosten einrich- tcte und der Stadt Siebenlehn eine Wasserleitung verschaffte. Somit dürfte diese Stadt wohl eine der ersten sächsischen Städte gewesen sein, die eine Wasser leitung gehabt hat. Freilich hat die Stadt späterhin auch noch Opfer bringen müssen, al« eiserne Röhren unerläßlich wurden. Der Zellwald hat auch unserer Stadt Nossen noch genügende» Wasser abzugeben vermocht. — Vor inehrcren Wochen verletzte sich der Fa brikant Gottlob Meier in Lößnitz i. Erzgeb. durch einen Nagel oder einen Holzschiefer unbedeutend an der Hand, worauf zwar die Hand<-a»schwoll, jedoch nach Anwendung von Hausmitteln sich wieder setzte und gesund erschien. Vor Kurzem jedoch wurde der Genannte krank und ärztlicherseits constatirt, daß Blutvergiftung des ganzen Körper« vorhanden sei, worauf sich der Erkrankte auf bezügliches Befragen des Arztes jener Verletzung erinnerte. Meier mußte nach achttägigen unsagbaren Schmerzen sterben. — Für die gesammle Pferdezucht Sachsens wird der 29. Mai voraussichtlich von ganz besonderer und bahnbrechender Bedeutung werden, indem zum ersten male, und zwar gelegentlich des an diesem Tage stattfindenden Dresdner Wettrennensein sächsisches Zuchtrennen von 2jährigen Vollblutpferden gelaufen wird, welche das sächsische Heimathsrecht be sitzen müssen. Dieses Rennen hat elf Unterschriften erhalten, und von diesen werden bestimmt sieben ihr Engagement erfüllen. Damit dürfte also der Anfang für eine neue Periode der sächsischen Pferdezucht ge macht werden. (Eingesandt.) Eibenstock, 23. Mai. Einen seltenen Genuß bot das gestrige Concert der Geschwister Ernestine und Elmire Boucher. Die außerordentlich gün stigen Beurtheilungen, die beide Künstlerinnen ander wärts gefunden haben, bewahrheiteten sich vollständig. Bewunderungswürdig war das Spiel der Violinvir- tuosin Ernestine Boucher, die in ihren Darbietungen nach jeder Beziehung hin zu fesseln wußte. Sie ge bietet über eine Fingerfertigkeit, wie sie nur Meistern des ViolinspielcS eigen ist und die ein schönes Zeug- niß ablegt über die zähe Ausdauer und den eisernen Fleiß, mit dem die Künstlerin von frühester Jugend auf ihrem Fache sich gewidmet hat. Trotz der großen Schwierigkeiten perlten die Läufer und Gänge, die Tonleitern, Doppelklange, Oktaven, Sexten und Terzen so klar und rein unter dem Bogen hervor, daß sich "alle Zuhörer davon hingerissen fühlten. Erhöht wurde das Interesse der Zuhörer ganz besonders auch da durch, daß die Künstlerin alle Stücke frei zum Vor-, trage brachte. Wenn man bedenkt, daß die erste Nummer, ein Violinconcert von Mendelssohn, allein eine Viertelstunde währte, so ist dies eine ganz erstaun liche Leistung und ein sicherer Beweis für hervor ragende musikalische Begabung (der Birtuosin). Auch die 11jährige Elmire Boucher wußte sich die Herzen Aller zu erobern durch ihr sicheres und gewandtes Klavierspiel. Die schwierige Partie der Klavierbegleitung zu den Vorträgen ihrer Schwester wußte sie aufs trefflichste zu bewältigen. Am glän zendsten aber zeigte sich ihre Kunstfertigkeit in zwei Einzelvorträgen von den berühmten Meistern Liszt und Mendelssohn, die frei vorgetragen wurden. Alle Stücke fanden reichsten Beifall, ganz besonder» aber das letzte, welches in Variationen bestand nach dem Liede „Deutschland, Deutschland über Alles.". Drei- und vierstimmig wußte die Künstlerin unser Natio nallied der Violine zu entlocken, dann spielte sie zur Melodie gleichzeitig eine schwierige Begleitung, bald erklang da» Lied mehrstimmig in den außerordent lich schwierigen Flageolettönen, endlich verstand sie da« Bogenspiel mit dem Anreißen der Saiten sowohl durch die rechte wie linke Hand so meisterhaft zu verbinden, daß sie anhaltenden Beifall erntete. Da beide Künstlerinnen nächsten Dienstag ein öffentliches Concert veranstalten, so sei die« hiermit bestens empfohlen. —n. 17. Ziehung 5. Llasse 181. Lgl. Sachs. Lan-es-Lotterir, gezogen am 20. Mai 1892. 15,000 Mark aus Nr. 17763 61693. rooo Mark auf Nr. 870 5799 6413 8218 9568 13211 16475 18273 20394 22237 22400 24427 31536 33410 34808 34894 37632 44444 45515 51739 51550 53352 55461 56308 60684 63407 67970 77762 79930 79524 83886 85810 88534 90619 92600 97972 98486 98315. 1000 Mark auf Nr. 1344 3837 4878 6736 7578 9740 II557 12922 15200 17309 20843 23131 25705 26230 28301 81045 82688 34830 34049 37899 41329 42031 44043 45936 49748 50675 51130 53390 53926 54986 57576 61462 62148 65504 68299 72583 74453 77015 78673 79521 81830 81234 82879 82774 84792 86927 89301 92127 93858 98083. 500 Mark auf Nr. 628 3164 3669 3194 4230 4803 6268 8081 I07I6 10342 II634 13512 15608 16646 16598 18321 18244 20148 20748 22789 22928 26294 30477 31989 3219«