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immer em hervorragendes Interesse gehabt hat. Den Kanal in seiner heutigen Begrenzung hat der frühere Reichskanzler gleich nach Erwerbung von SchlcSkvig- Holstein durch Preußen wieder in Aussicht genommen, aber den König Wilhelm damals gegen den Wider spruch theilS der Finanzverwaltung, theilS der Landes vertheidigungSkommission nicht sofort dafür gewinnen können. Bon militärischer Seite wurde gegen den Kanal cingewendet, das der Schutz dieses Werkes eine zu starke Betheilignng der Landarmee erfordern würde, die al-dann anderweit nicht in voller Stärke gebraucht werden könne. Der frübere Reichskanzler war der Meinung, daß die betreffenden LandcStheile mir Rück sicht auf Hamburg, Kiel und Lübeck ohnehin gegen jede von Norden her zu erwartende Invasion gedeckt werden müßten. ES gelang ihm erst nach Eingang Der französischen KricgSkonIribntion, die Wiederauf nahme des Unternehmen- durchzusctzen und einen hinreichenden Antheil an den Kontributionsgeldern Dafür sicher zu stellen. ES ist daher erklärlich, daß Der frühere Reichskanzler jeden Fortschritt des Kcmal- DaueS mit Interesse verfolgt. — Ein Sozialistenstaat. Der französische Sozialist Briois hat einem Vertreter des „Gaulvis" die Mittheilung gemacht, daß mehrere Parteigenossen Dine Gesellschaft begründet hätten, die bezweckt, die sozialistischen Staatslehren unmittelbar zur Ausführ ung zu bringen. Als Gebiet für diesen Versuch ist daS Ufer des Rio-Parang in Paraguay anSersehcn. Um die Kapitalien zu beschaffen, wird man sich an alle den sozialistischen Zwecken wohlwollenden Persön lichkeiten wenden, und man hofft, daß dieses Gesuch nicht ohne Erfolg sein wird. — Rußland. Der russische NothstandS- Ausschuß, dessen Vorsitzender der Großsürst-Thron folger ist, hat beschlossen, daß mit dem l. Juni die in den Kirchen bisher veranstalteten Sammlungen für die Nothleibenden und die demselben Zwecke ge widmeten Abzüge von den BeamkengehäUern aufhörcn sollen, da der Ausschuß mit seiner baaren Kasse von 2^2 Millionen Rubel der ihm gestellten Aufgabe bis zur Zeit der neuen Ernte glaubt gerecht werden zu können. Die Gesammteinnahmen des Ausschusses haben säst 1l Millionen Rubel betragen, darunter fast 3 Millionen an privaten Beiträgen und 7^ Millionen aus dem Ertrage zweier Nothstands Lot terien. Die der Staatskasse aus dem Nothstande erwachsenen direkten Ausgaben belaufen sich auf rund 150 Millionen Rubel. Locale und sächsisch« Nachrichten. — Eibenstock. Am nächsten Dienstag wird hier im Saale des „Feldschlößchcn" das Geschwisterpaar Ernestine und Elmire Boucher aus Paris in einem öffentlichen Concerte auftreten. Die jugend lichen Künstler sind auf einer Concertreise durch Deutschland begriffen und haben allerorts durch ihr bedeutendes Können außerordentlichen Erfolg erzielt. Ueber das letzte Concert in Plauen heißt es in einem Referate im „Bogtl. Anz." vom 15. d. MtS. unter Anderm: .... Es ist dies besonders für die Violinkünstlerin (Erne stine) der beste Beweis, was sie Außergewöhnliches leistete, da ja die hiesigen Musikfreunde durch das jüngste Auftreten Hilsts sehr verwöhnt waren. Sie war in der That ebenso interessant als Jener durch ihre außerordentliche Technik und Sicherheit, ihre schöne Auffassung und ihren feurigen, leidenschaftlichen Vortrag. Namentlich ihr Flageoletspiel ist unübertroffen schön. Diese hohen Töne, die Einem bei anderen Spielern ost zu wider sind, wirkten bei ihr bezaubernd. Auch im Stakkato- und Pizzikatospiel bringt sie äußerst schwierige und eigenartige Kunststückchen fertig. Die Ausführung der einzelnen Pro- grammnummern war durchweg vorzüglich. Die Klavierbeglei tung zu den Violinsätzen fiel ihrer jüngeren, lljährigen Schwester (Elmire) zu. Man muß staunen, mit welcher Ge schicklichkeit das Kind seine schweren Aufgaben löste. Sie be sitzt eine für solches Alter ganz außergewöhnliche Technik, ein klares, sicheres Spiel und eine» kindlichen, schönen, sinnigen Vortrag. Es ist wunderbar, wie die kleinen Hände so große Sprünge und Akkorde, wie in der Liszt'schen Bearbeitung des Spinnerliedes von Wagner, mit solcher Sicherheit und Leichtig keit ermöglichen können. Sie spielte diese Komposition technisch tadellos und auch im Vortrag ansprechend, jedoch in lctzcrer Beziehung immerhin nicht vollkommen, indem die Wiedergabe dieses Werkes einen völlig ausgereiften Künstler und schon sehr viel männliche Kraft fordert. Ihre Glanzleistung war jedoch die geradezu vollendete Vorführung von Mendelssohn s „Rondo Eapricioso". Dies spielte sie so feinfühlig, schwärmerisch und so peinlich sauber, daß Alles in die höchste Begeisterung aus brach. Wenn man bedenkt, was die beiden jugendlichen Künst lerinnen jetzt schon leisten, so läßt sich erwarten, daß sic einst mals die höchste Stufe der Kunst erreichen werden. — Dresden, 17. Mai. ES muß ein eigenthüm- licheS Gefühl sein, wenn Jemand plötzlich von der Nachricht überrascht wird, daß er das große L00S gewonnen habe. Die Ueberraschung wirkt betäubend, auch wenn sie von einem freudigen Ereigniß herrührt. So erging eS vorgestern Mittag einem Bahnbeamtcn hier, der sich ahnungslos auf dem Bahnhof an seinem zur Abfahrt bereitstehenden Zug befand. Plötzlich brachte man ihm ein Telegramm; er erschrack darüber, öffnete eS schnell und las die Mittheilung, daß er ein Zehntel de» großen Looses gewonnen habe. Er entfärbte sich und vermochte das Telegramm kaum . in den Händen zu halten. Der SchreckenS-Anfall ging natürlich aber bald vorüber, und in wenigen Minuten dampfte der plötzlich zum wohlhabenden Manne gewordene Beamte mit dem Zuge nach Leip zig weiter. — Zwickau. Die Tagesordnung für die Sitz ung des KreiSauSschiisse», Mittwoch, den 25. Mai 1802, Vormittags '/,12 Uhr besagt Folgend«»: 1) Nachtrag zum Anlagenregulativ für Waldenburg. 2) Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit auf die Stadtgemeinde Simbach durch Ableitung von Canal- und Schleußenwässern. 3) Nachtrag zum Anlagen regulativ für Schwarzenberg. 4) Rekurs der Thüringer GaSgesellschaft zu Leipzig wegen der Abschätzung zu den Gemeindeanlagen in Oederan 5) Verwendung von Snbstanziaivermögkn der Stadt Annaberg zu einem Grundstücksankauf. 6) Einquartierungsordnung für Plauen. 7) EinquartierungSregulativ für Stoll- berg. 8) Rekurse der amtShaupkmannschafklichen Ex pedienten Bach und Schknttig in Annaberg gegen die Abschätzung zu den dortigen Gemeindeanlagen. 9) Regulativ über Benutzung der städtischen Wasserleit ung in Marienberg. 10) Rekurs des Strumpfwirkers B. F. Eidner in Limbach gegen die Abschätzung zu den Gemeindeanlagen daselbst. II) Beschtverde des Posamentiers E. A. Grummt aus Scheibenberg wegen Heranziehung zu den Gemeindeanlagen in Geyer. 12) Beschwerde des Waarenvertbeilnngsverein« in Thum wegen Heranziehung zu den dortigen Gemeinde anlagen. 13) Rekurs deS Kaufmanns C. Wimmer, 14) Rekurs de« HandelSmannS Ferd. Petzoldt, 15) Rekurs des Handelsmanns C. F. Schaarschmidt, 16) Rekurs der Inhaber der Firma C. G. Lenk, sämmt- lich in Lengenfeld gegen die Abschätzung zu den Ge meindeanlagen daselbst. 17) Differenzen zwischen den OrtSarmenverbänden von n. Chemnitz und HilberSdorf wegen Erstattung von Unterstützungsaufwand für den Handarbeiter C. D. Uhlig und dessen Familie, k. Leip zig und Meerane wegen Unterstützung der ledigen A. M. Hertzsch, e. Bieren (Oldenburg) und Plauen wegen Unterstützung deS Laufburschen L. P. Höra. — Zwickau. Glaubhaften Nachrichten zufolge ist unter den Bergleuten des Zwickauer und be nachbarten Lugau-OelSnitzer Reviers wieder eine sehr lebhafte Bewegung für den achtstündigen Normalar beitstag zu bemerken, welche sich aber von der vor einigen Jahren dadurch unterscheidet, daß sie mehr unter der Oberfläche, im Stillen, also nicht so öffent lich wie damals vor sich geht, sonack dem Fernstehen den nicht so auffällt. Einen Zweck kann diese Hetzerei gegenwärtig kaum haben, weil die Bergleute jetzt froh sind, wenn sie ihre Arbeit überhaupt behalten können; von einem Ausstande ist gar keine Rede. Frevelhaft ist aber das Vorgehen der Hetzer, weil sie nichts zu verlieren haben, da sie keine Bergleute sind, sondern nur egoistische Agenten. Als interessant verdient aber die Kehrseite erwähnt zu werden, die Ansicht ver ständiger Hausfrauen, welche sich gerade letzter Zeit vielfach bitter über den häufigen Besuch von Ver sammlungen durch ihre Männer beklagt haben, da zu viel Geld verbraucht werde bei dem geringen Verdienste in der Gegenwart. — Am Montag ereignete sich in Aue unter son derbaren Umständen ein Unglück. In der Nähe deS Kirchenbaues scheuten die Pferde eines von Löß nitz kommenden Geschirres, sodaß der Geschirrführer vom Wagen stürzte; zwei weitere Insassen konnten noch rechtzeitig aus dem Wagen springen, wobei sich einer geringere Verletzungen im Gesicht zuzog. Während deS Durchgehens der Pferde wurde aber der Kutscher sitz, welcher anscheinend nur eingehängt war, wie man eS an vielen Geschirren auf dem Lande findet, vom Wagen herabgeschleudcrt und traf einen auf der Straße sich aushaltenden 6jährigen Knaben so unglücklich, daß derselbe sofort todt zusammenbrach. — Die im vergangenen Jahre von Leipzig nach dem Erzgebirge mit den Endpunkten Aue, Eiben stock, Schönheiderhammer und Johanngeorgenstadt ab gelassenen billigen Sonderzüge wird die sächsische Skaatseisenbahn-Vcrwaltung auch in diesem Sommer halbjahre verkehren lassen. Der erste diesjährige Zug soll Sonntag, den 12. Juni von Leipzig abgehen und auch wie früher in Altenburg, Gößnitz, Crimmitschau, Werdau, Zwickau und Wilkau Personen ausnchmen. Ein weiterer Zug nach Aue, Eibenstock, Schönheider hammer und Johanngeorgenstadt wird voraussichtlich am 17. Juli verkehren. — AuS Brambach wird folgende heitere Grenz geschichte berichtet: Ein in einem sächsischen Dorfe wohnhafter katholischer Arbeiter, der seinen Erstge borenen in einem böhmischen Orte hat taufen lassen und, um alle Kosten zu sparen, seinen Sprößling in einem bcttausgelegten Tragkorbe glücklich zur jenseitigen Kirche gebracht hatte, kehrt von dem feierlichen Akte zurück und überschreitet unangefochten die Grenze. Doch kaum ist die« geschehen, als hinter ihm die „Stimme des Gesetzes" ertönt. „Heda, Freund!" ruft ein österreichischer Zollbeamter, „was hat er denn in seinem Korbe?" — „Nix nich, kein Poscher!" — „Sehen lassen!" tönt'S zurück, „theure Zeiten, wird viel geschmuggelt!" Der Beamte öffnet den Korb, und siehe da, ein junger, munterer Weltbürger stram pelte ihm entgegen. „Ah", schmunzelt der Beamte, „frisch Fleisch, auf die Waage!" Wenige Minuten später: „3 Kilo Uebergewicht — 6 Kreuzer Zoll!" (Eingesandt.) Der hiesige Verein gegen Armennoth und HauS- bettelet hat im vergangenen Winter an hiesige Arme 294 Brote und 417 M. 50 Pfg. baare« Geld (ein- schiikßlich der Unterstützungen an Abgebrannte) der- theilk, und zur Unterstützung reisender Handwerks gesellen 17 M. 25 Pfg. aufgewendet. Mitglieder anmeldungen nimmt Herr Kaufmann G. E. Tittel am Postplatze gern entgegen. iS. Ziehung 5. Klasse 121. Kgl. Sachs. LanLes-kotterie, gezogen am 18. Mai 1892. 5»,n»v Mai» auf Nr. IIVI7. 15,00» Mark auf Nr. 83364. 5»»» Mark auf Str. 27625 70693 85057 «408«. 3»k>» Mark aus Nr. 1853 1208 5388 8882 9481 11705 16808 I624I 24890 27037 45383 45042 48912 46201 50239 50893 51394 540II 55449 55169 58555 6II8I 84815 70218 79734 82929 82492 82207 84690 85881 «5415 88866 94737 88593 wo» Mark auf Nr. 10 2156 2975 2552 4395 6828 1140-4 II891 19097 21247 23886 24120 28124 26434 28968 28610 30939 32244 35440 38838 39994 39712 43061 44002 44011 45996 48209 49892 49109 51463 52752 56921 58168 64136 68040 68775 68166 69587 70362 70268 71980 71652 73665 76332 81183 81761 85858 85919 86427 90275 92905 926S3 93142 98516 99428. 500 Mark auf Nr. 1838 4351 7548 7307 8556 8162 8380 16136 10694 13322 13553 17956 18283 20568 24492 25648 W7I3 26708 26302 28071 28922 30996 32098 32112 32122 34477 37924 37644 38938 40505 41238 43767 43997 44526 44462 47534 49906 53302 53081 57595 63038 65619 65465 «6929 66123 67200 67004 7I57I 72712 72154 74186 75764 79626 79492 80374 81748 82324 84769 84505 89968 89315 91301 9I6I5 92838 94129 95056 96833 99477 99423. 30» Mark aus Rr. 46 330 2525 3102 3053 3848 4531 5819 5070 5674 7390 9576 9604 10986 10232 11960 II408 12913 12438 12248 12562 13286 13794 13335 15420 16666 16408 17032 I8I85 18648 19302 19033 21177 21282 22878 22115 23670 24913 24946 25355 26395 26326 28482 28705 29280 29818 30819 30422 31476 31729 31132 32532 32681 34474 37604 39539 40702 42008 43517 43445 43597 45367 46070 475II 49544 49518 49415 50258 50120 51483 52997 52955 52863 54569 55627 56507 57836 57134 58050 59157 61338 61827 61878 62073 62630 63488 64551 64448 65229 67413 67859 68408 69630 71734 72438 74418 77601 77969 78128 79707 83154 83512 84208 85602 85034 85084 86992 87095 88619 90292 90017 91833 93971 93001 94121 94382 94329 95308 96629 98365 99316. 16. Ziehung, gezogen am 19. Mai 1892. 15,000 Mark aus Nr. 56017. 5000 Mark aus Nr. 5652 29844 60454 68453. 300» Mark auf Nr. 1832 5604 8672 20425 21902 26036 37586 50837 53691 55593 55256 55877 62508 71775 71654 71165 72774 74695 755II 75583 77684 80I3I 83249 86687 88252 91163 98330. 100» Mark auf Nr. 2009 5676 5418 5761 5310 8546 8302 9457 9813 10542 II55I 12502 13533 13040 13591 17683 21I5I 24813 24031 26745 29183 29886 34643 36416 39587 4191I 42366 45201 46558 46042 52140 52020 53695 54896 55885 60904 64445 68741 68579 70007 74911 75770 75567 76917 76932 796II 79942 81897 82980 84813 84243 86791 86913 86979 90267 91962 91278 9151I 92653 95444 96077. 50» Mark aus Nr. 51 1238 1600 4522 4771 6461 9225 11814 15164 16762 16270 22249 23263 23045 24528 24243 24357 26194 29648 30253 33149 34970 34144 36379 36496 37101 40129 42408 44266 46620 46772 48333 49780 50496 50168 50317 53376 53127-55559 55909 57675 57870 61977 68927 72979 74370 79435 79129 81100 82158 85670 88985 90479 92784 93554 96018 98201 99356. 30» Mark auf Nr. 740 38 1820 2082 2483 2801 2889 3289 3035 4974 4552 6762 6252 7552 7909 8464 9810 I014I 10201 11642 I32I2 13870 1331I 15664 17323 I969I I9I19 19767 20400 20154 24678 24248 24775 25056 25821 26874 26840 26769 27773 28208 34785 34598 34929 36362 37676 37578 38403 39077 39107 39474 42375 44844 44618 44842 46206 46403 47527 47168 48389 50189 5III6 5I65I 51032 5I5I5 52123 54068 54019 54537 55897 55301 56090 56762 58348 58184 59711 59815 80562 61217 62740 64741 65479 65220 66955 69267 70968 70338 71344 71997 71460 73049 73931 73703 73412 73166 74736 75766 76323 77608 77125 77298 78196 79173 79667 80436 80663 80543 81768 823II 85716 86348 90003 91964 91828 92990 92491 95982 9S476 95835 96426 97893 97805 97431 98527. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 21. Mai. (Nachdruck verboten). Am 21. Mai 1809 erlitt die Unbesieglichkeit Napoleon I. ihren ersten Stoß. An diesem Tage kani es zu der Schlacht bei Aspern, die mit einer entschiedene» -Niederlage der Fran zosen durch die Oesterreicher endete, wennschon Napoleon einen Sieg ausposaunen ließ. Der tapfere Erzherzog Carl von Oesterreich ließ es vorsätzlich an dem Tage, einem Pfingst sonntag, ganz unweit von Wien zu dieser Entscheidungsschlacht kommen und ihm in erster Linie ist die Erhaltung des Kaiser staates zu danken, den bei einem unglücklichen Ausgange zu dezimire» Napoleon sicher keine Bedenken getragen hätte. Die Verluste waren auf beiden Seiten sehr bedeutende. Die Oester reicher verloren 24.000, die Franzosen 26,000 Mann. Größer als der thatsächliche, war der moralische Ersolg der Schlacht. Napoleon mußte in dieser Schlacht erfahren, daß er es nicht mehr mit geworbenen Söldnern, mit egoistischen Bureaukraten, mit eingebildeten Großen und prinzlichen Generalen zu thun habe, sondern mit dem Volke selbst und mit Männern, welche an Fürst, Vaterland und Ehre dachten; der Eindruck dieses Sieges aus das übrige Deutschland war ein nachhaltiger, er munternder und er trug nicht wenig zu dem baldigen Auf schwung bei, der den übermllthigen Corsen aus Deutschland wegfegte. 22. Mai. Als Anerkennung und aus Dankbarkeit sür die großen Opfer und Verdienste deS Volkes in den Befreiungskriegen hatte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen eine „Repräsentation des Volkes" versprochen. Es blieb bei dem Versprechen. Friedrich Wilhelm IV. machte kurz nach seinem Regierungs antritte Anstalten, in gewisser Beziehung das königliche Wort cinzulösen und es wäre selbst auf dem sehr merkwürdigen Wege, den der König einschlug, wohl zu einer Art Parlament ge kommen, wenn man nicht der neuen Körperschaft zugemuthet hätte, jede selbstständige Regung zu unterdrücken und einfach zu Allen, Ja und Amen zu sagen. Vor 50 Jahren, am 22. Mai 1842, an demselben Datum, an dem Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1815 seine Zusicherung gegeben, erschien die Beruf ung seines Nachfolgers an die Ausschüsse sämmtlicher Provinzial stände zur „Mitberathung." Es war eine merkwürdige, heute kaum begreifliche Sache. Die Provinziallandtag«, heute völlig unpolitischer Natur, erhielten dadurch, daß ihre Ausschüsse zu einer Art Volksvertretung vereinigt wurden, eine erhöhte Be deutung. Freilich nur sür den Augenblick. Denn sehr bald zeigte es sich, daß diese ständische Kammer nur Staffage bleiben