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hümlichc Klopfen Ettys erkannt, sie schlug immer mit der flachen Hand an die Thür, statt mit den Knöcheln, eine Eigenart der Grauen Waisen, die eS so gelernt. „Herein," rief er alsdann. — Etty trat ein. „Ich habe eine Bitte an Sie, Herr Doktor, darf ich nicht auf ein Stündchen in die Stadt? mir fehlen warme Schuhe und Unterkleider, Herr O'Neill gab mir Geld dazu, doch konnte ich so schnell nicht Alles besorgen." „Gewiß, sehr gern," erwiderte Martignh, „Jim wird Sie begleiten, Sara Sie vertreten. Wie geht es Ihrer Herrin?" „Ach, sie lamentirt so viel, gerade deshalb möchte ich etwas fortgehen," sagte Etth, wie Adah es ihr gelehrt, „cS ist nicht zum Aushalten." „Gut, in einer halben Stunde — so lange bleiben Sie im Zimmer — ist sie aufgcstanden?" „Ja, es geht ihr sonst ganz gut." „Und Sie gingen hinaus. Sie lassen sie allein!" Etth zeigte ihren Kardinal-Schlüssel. „Keine Sorge, ich habe sie eingeschlossen." „Und wenn auch," sagte der Arzt zu sich, als sie ging, „besser sich selbst täuschen, als von Anderen getäuscht zu werden." Crail holte er selbst aus dem Versteck: „Hören Sie, die Riesin geht mit Jim in die Stadt, ich habe die Ahnung, daß ihre Herrin sie bestochen hat und sie mit irgend einem Schreiben an einen Freund schickt — von vornherein würde Ihre Begleitung ihren Verdacht erregen — also hier ihre Ordre. Sie begeben sich sofort nach Holloway 20, dort fassen Sie unverdächtig Posto, es wohnt dort der Advokat Tornhill. Sollte meine Vermuthung sich bestätigen, so arrctiren Sie diese Etth sofort, bringen Sie dieselbe nach dem RathhauS — und melden Sie den Fall sogleich bei Harrn O'Neill. Jetzt gehen Sie, mein guter Freund, und nehmen Sie dies für eine Magenstärkung." „Ich danke, Herr, ich habe, was ich brauche," lehnte Crail das Trinkgeld ab. Er war gewohnt zu gehorchen, aber daß gerade er dies Mädchen, welches seine kleine' Tochter Marh liebgewonncn, arretiren sollte, wurmte ihn dennoch. Langsam ging er über das Moor, er wünschte jene Zeit käme wieder, wo er als ehrsamer Handwerker sein Heim hatte, wo eine liebe Tochter ihn vergessen machte, daß einst sein Weib treulos geworden. Es waren nicht nur Schneeflocken, die seine Augen feuchteten, als er durch die Einsamkeit schritt — wenn seine kleine Mary jemals erführe, welch' großer Verbrecher er war, sie, die kein Thier leiden sehen konnte, die an seinem Arm zitterte, wenn sie an Trunks.beiden oder wüsten Gesellen vorüberkamen — sie würde ihn gewiß verlassen — auf immer und er würde wieder allein sein, allein wie da draußen in der fremde» Welt des Schreckens, wo er umsonst nach seinem Kind sich gesehnt. Nie war er fester überzeugt-, daß seine kleine Mary identisch mit Ethel, seiner verlorenen Tochter sei, ihre gegenseitige Neigung wurde täglich größer, er konnte nicht mehr leben, ohne sic täglich, wenn auch nur auf eine Minute, zu begrüßen, sie war unglücklich und still, bis die Uniform ihres Papas aufblitzte, dann war der Rest des Tages fröh liche Heiterkeit. Da Marys Geschäft in der Nähe des Holloway lag, bog Crail einen Moment bei ihr ein. Als sie aber nach Etth fragte, verdüsterte sich sein Gesicht. „Morgen erzähle ich Dir mehr davon, mein Kind, ich habe morgen von 4 Uhr an Urlaubstag, werde Dich also am Geschäftsschluß abholcn." „Ja, mein lieber Papa, ich freue mich schon heute darauf." Ihre seidenen Locken, die er so sehr liebte, mußten sich ein leichtes Streicheln gefallen lassen, dann ging er, um das Haus Nr. 20 aus dem Holloway im Auge zu behalten. Doktor Martignh besaß eine Kombinationsgabe, die oft an'S Divinatorische reichte — kaum eine Stunde später hielt eine Droschke, Etth stieg aus, gab dem Kutscher sein Fahrgeld und wollte ins HanS, da gewahrte sic den ihr bekannten Polizisten. Indem sic ihm freundlich zunickte, erstieg sie die Stufen zum Hause hinauf, er rief ihr zu: „Einen Moment, bitte." Ahnungslos stand sie still, ihre Hand in die Scinige zum Gruß legend, er hielt sie leicht fest und sagte gedämpften Tones: „Es thut mir leid, Miß Etty, aber mein Befehl geht dahin, nicht zu erlauben, daß Sie dies Haus betreten — um Ihrer selbst Willen bitte ich Sic, sich ruhig zu fügen und mit mir zu gehen, — ich müßte sonst öffentliches Aufsehen erregen." Etty riß sich mit einem Ruck los und rannte die Stufen zum rettungswinkenden Hause hinauf, und wenn eS ihr nur gelänge, dem Herrn oder der Herrin desselben ein paar Worte zuzurufen, — dann sollte er sic gern verhaften. Aber ehe die Thür sich öffnete, hatte Crail sie erreicht, den Stab aus der Tasche ziehend, berührte er damit ihre Brust. — „Sie sind meine Gefangene." Er winkte einer vorbeifahrenden Droschke, nahm Etth unter dem Arm und setzte sie hinein, dann, als ein Publikum von Neugierigen sich um die Droschke bildete, stieg er selbst ein und gab die Weisung nach dein Rathhaus. — Die Umstehen den machten inzwischen nach dem Volkscharakter ihre Späße. „Ein armes kleines Baby hat sich verlaufen, und Vater bringt cs Muttern wieder" — voll Schmerz und Scham hielt Etth ihre Hände vor'S Gesicht. «Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Die Fürsten von Monaco, so schreibt man der „Tägl. Rdsch.", haben zu allen Zeiten gern von sich reden gemacht; sie waren immer von dem glühen den Eifer beseelt, der Welt ihre Existenz ab und zu in Erinnerung zu bringen. Daher vcrtheilten sie mit Vorliebe unzählige Orden und Titel, meistens wohl gegen Bezahlung, aber — seitdem die Spielhölle ihre Taschen so mühelos und so reichlich füllt — auch ohne diese. Noch heutzutage giebt cS Konsuln des Fürstcn- thums Monaco in vielen Städten Spaniens, Italiens, Griechenlands und des Orients, in denen kein ein ziger Mensch außer dem betreffenden Würdenträger selbst weiß, daß es ein solches Fürstenthum giebt; und mancher dieser Konsuln ist über die Lage des Staates, dessen Beamter er ist, auch nicht einmal ganz klar unterrichtet. In den dreißiger Jahren dieses Jahr hunderts ließ der damalige regierende Fürst von Mo naco durch seinen Konsul in Tunis dem Bey von Tunesien den höchsten seiner Orden überreichen. Der Bey war gesonnen, diese Höflichkeit auf dieselbe Weise zu erwidern, und wählte einige Zeit darauf einen seiner Minister als Abgesandten aus, der dem fremden Fürsten neben anderen Geschenken das Großkreuz seines Nischan-Jftichar überbringen sollte. Ein statt liches Schiff wurde ausgerüstet; der Kapitän erkun digte sich bei dem Konsul von Monaco und den Ver tretern anderer europäischer Staaten nach dem Wege, den er cinzuschlagen habe, denn er hatte noch nie von Monaco gehört. Das Schiff segelte ab. ES vergingen ein, zwei, drei Monate, und es kehrte immer noch nicht zurück. Man nahm schon an, daß eS unter gegangen sei. Endlich, kurz nach Ablauf des vierten Monats, traf cs in Goletta, dem Hafen von Tunis, ein. Der Minister legte die Geschenke und den Orden nieder in die Hände des Bey und erklärte in Gemein schaft mit dem Kapitän: sie hätten an allen Küsten des Mittelmecrcs gekreuzt und wären an vielen Küsten städten gelandet, — aber ein Fürstenthum Monaco hätten sie nirgends finden können. — Uniformirung der galizischen Gymna siasten. In Galizien werden die sämmtlichen Gym nasiasten vom Wintersemester dieses Jahres an Uni formen tragen. Die Uniform wird in Blouse, Waffen rock, langer Hose, Mantel und Kappe bestehen. An den Aufschlägen wird durch Streifen die Klasse be zeichnet sein, welcher der Schüler angehört. Die Uniform wird im Ganzen jener entsprechen, welche seit mehreren Jahren an den Jesuitenghmnasien in Chyrow und Neusandez eingeführt ist. Die dortigen Schüler, die znr Ablegung der Maturitätsprüfung an ein nichtgeistlicheS Gymnasium kommen müssen, tragen Uniformen aus blauem Tuch. Die Unter gymnasiasten haben silberne, die Oberghmnasiasten goldene Streifen an den Aufschlägen; die Anzahl der Streifen drückt die Klasse auS, so daß beispielsweise der Tertianer drei Goldstreifen, der Septimaner drei Silberstreifen hat. Die Kappe, welche die Schüler der beiden Jesuitcngymnasien tragen, verjüngt sich nach oben, so daß sie an die Kopfbedeckung der fran zösischen Soldaten errinnert. Zur Aufbringung der Kosten, welche die Uniformirung der ärmeren Gymna siasten nöthig macht, sind bereits größere Fonds ge gründet worden. — Von alten Rittersleuten. Zu AuSgang des 14. Jahrhunderts lebte ein adeliges Brüderpaar, Kurt und Hans von Henning, auf seinem Ritter schlosse bei dem Städtchen Kceuzburg in Thüringen, die einen wohlbegründeten Ruf als die größten Zecher ihrer Zeit genossen. Zu Pfingsten des Jahre« 1399 ritten sie, nur mit langen Bavekittcln bekleidet, nach der nahen Werra, wo sie „den Vormittag über" sich durch ein Bad belustigten. Als sie hierauf wieder ihre Rosse bestiegen, machte Kurt, der nach dem Bade gewaltigen Durst verspürte, seinem ebenso gestimmten Bruder den Vorschlag, gleich im Badekostüm nach Coburg zu reiten, das durch sein gute« Bier weit berühmt war. Die beiden Herren jagten denn auch sofort davon und legten den zehn Meilen weiten Weg, ohne unterwegs zn rasten, in sechs Stunden zurück. Mit lechzendem Gaumen ließen sich hierauf beide Ritter in der Herberge des Städtchens das Bier munden und beschlossen, des trefflichen Getränke« wegen ihren Besuch noch auf die nächsten Tage auS- zudehnen. Nachdem sie fünf Tage lang in der Her berge geweilt und sich täglich „toll und voll" getrunken hatten, machte der Wirth Markwardt dem Rathe der Stadt Anzeige von den seltsamen Gästen, deren Zeche sich bereits hoch belief. Die RathSherrcn erschienen hierauf in der Herberge und fanden die Ritter in ihren Badekitteln wohlgemuth bei ihrem „Gelage", erhielten aber auf ihre Fragen nach Heimath und Stand der Fremden nur unklare Auskunft von den lallenden Zechern, die auch die nächsten Tage keine Anstalt zur Abreise machten; der Rath der Stadt entsendete endlich einen Boten nach Kreuzburg und ermittelte, daß die beiden Trinkgäste die Ritter Kurt und HanS von Henning seien. Da man die Händel sucht der Adeligen in jener Zeit mit Recht fürchtete, so machten die Coburger gute Miene zum bösen Spiel und beschlossen, ihre ritterlichen Gäste mit neuen Gewändern zu versehen, bezahlten auch täglich ihre ansehnlich Bierzeche, bis sie endlich nach vollen vier zehn Tagen, des Trinken müde, wieder zum Stadt- thor hinaus und nach Kreuzburg zurückritten. — Von einer epochemachenden Neuerung auf dem vielumstrittenen Gebiete der Hochzeits reise weiß das „N. W. T." zu berichten. Binnen wenigen Tagen sollte die Trauung de« jungen Paares stattfinden. Der Bräutigam, ein trotz seiner Jugend schon sehr bekannter Wiener Gelehrter, und die Braut, die einzige Tochter eines reichen Kaufmannes, be sprachen eingehend die Einzelheiten des kommenden Festtages. Der Bräutigam wandte sich entschieden gegen den Brauch der Hochzeitsreise. „Diese Hatz vom unbequemen Waggon in das nüchterne Hotel zimmer, diese ermüoenve Jagd nach Sehenswürdig keiten in der und jener Stadt, da« Alles ist mir in die Seele zuwider." — „Nun", wendet die Schwieger mutter ein, „Ihr könnt ja auch zu Hause bleiben." — „Ja, wenn wir" „Wenn was?" — „Wenn wir nicht in demselben Hause wohnten, liebe Mama", sagte der Bräutigam beherzt mit liebenswürdigem Lächeln, „wenn wir nicht befürchten müßten, daß Sie, liebe Mama, in Ihrer unermüdlichen Fürsorge...." - „Ach so", fiel die Dame ein, „das also ist es? Nun darüber werden wir noch sprechen, wenn wir erst Wichtigeres abgethan haben." — — Die Trau- ungSfeier war vorüber, da« Festmahl im besten Gange. Die jungen Eheleute verschwanden unbemerkt und begaben sich in ihre Wohnung, um die Festtoilette mit den Reiscklcidern zu vertauschen. Die Hochzeits reise war Alles in Allem doch das kleinere Uebel. Da traten plötzlich die Eltern ein, gestiefelt und gespornt, wenn man so sagen darf. Papa schwang in ersicht licher Aufregung ein kleines Handköfferchen und einen Plaid in den Händen, Mama war mit einer Reise tasche geschmückt. „Ah, was bedeutet das?" begrüßt sie der junge Ehemann, nicht ohne einen gewissen Anklang ängstlicher Sorge. — „Erschrick nicht, lieber Sohn", beruhigte ihn Mama, wir fahren nicht mit Euch. Im Gegentheil, Ihr bleibt in Wien und Papa und ich, wir machen einen kleinen Ausflug nach Italien." Mey's verbesserte Stosswäsche. Kein vernünftiger Mann wird ein „Gigerl" sein wollen, jeder Gebildete aber wird es als Pflicht erachten, seinen, äußeren Menschen eine gewisse Sorgfalt zuzuwenden. Der Mann braucht ja nicht so peinlich Toilette zu machen wie die Frau; aber worauf jeder zu den besseren Ständen Zählende besonders achtet — und mit Recht —, das ist die Wäsche. In allen anderen Dingen darf sich der Mann ein Bischen gehen lasten, nur in der Leib wäsche sind Nachlässigkeiten unverzeihlich. Darum ist auch bei jeden, Junggesellen und in jedem gut geleiteten Haushalt das Kapitel „Slärk Wäsche" eines der heikelsten. Der Mann ist übler Laune, wenn er nicht stets tadellose Kragen und Stulpen bekommt; die Frau hat entweder niit der „Glanzplätterin auf neu" harte Sträuße auszuscchten, oder sie zieht sich, salls sie selbst plättet und es mal versieht, stumme, vielleicht auch laute Vorwürfe ihres Herrn und Gebieters zu. Auch sind die An schaffungskosten und der bei Leinenwäsche gebotene tägliche Wechsel von Kragen und Stulpen gar kein billiges Vergnügen. Mey's Stoffwäsche — Eigenfabrikat der bekannten Stoff wäsche-Fabrik Mey u. Edlich Lcipzig-PIagwitz - schafft hier gründlichst Wandel und Abhilfe. Kein seiner Mann braucht sich mehr zu genieren, Stofswäsche zu trage» ; denn die ver besserte Mey'sche Methode, die das Papier mit einem pracht vollen Weißen, leinenartig präparirten Webstoffüberzug herstellt, macht es überhaupt unmöglich, diese neueste „Stosswäsche" vom feinsten Linnen zu unterscheiden. Der Träger dieser Wäsche sieht also zunächst allezeit „Patent" aus; er entgeht sodann allen Weiterungen mit der Gattin oder der Waschfrau und spart seiner nicht unerheblich; denn erstens fallen die Anschaffungskosten für die Leinenwäsche fort; zweitens sind die Auslage» für die Stoffwäsche durchaus nicht höher als sonst das Waschgeld sür leinene Kragen und Manschetten, und endlich nimmt ein Mey'scher Stofflragen infolge der schon er wähnten eigenartigen Stoffimprägnirung Schmutz und Schweiß nickt leicht an, sondern bleibt immer mehrere Tage tadellos weiß. Die unübertroffene Eigenschast der Mey'schen Stoffkragen und Manschetten liegt in der Thatsache, daß sie infolge der höchst exakten Fabrikation untadelhast passen; die Kragen schmiegen sich, ohne irgendwie zu kratzen, zu reiben oder zu drücken, an die Form des Halses an, vorausgesetzt natürlich, daß man die richtige Weite nimmt, die Manschetten zeichnen sich trotz ihrer Stärke, durch eine angenehme Geschmeidigkeit auS. Treten diese Vorzüge der Mey'schen Stoffwäsche, von der wir uns durch Eigengebrauch überzeugt haben, schon im All tagsleben stark hervor, so erscheint diese Neuerung geradezu unentbehrlich auf der Reise und in der Sommersrische. Wer viel reist, der weiß, wie die Plättwäsche in den Hotels be handelt wird — mit Chlor gewaschen und dann im Nu «rocken geplättet —, und die wackere Hausfrau sieht mit Schrecken, wie der Gatte brüchige Krage» und auSgesranzte Manschetten von der Reise und aus dem Bade heimbringt. Also, kein« leinene Plättwäsche mehr auf der Reife! Hier ist die Mey'sche Stoffwäsche ganz eminent praktisch. Ein paar Cartons ein gepackt und nach dem Gebrauche wcggeworsen — und dabei sieht der Träger allezeit aus, wie au» dem Ei gesckält. Solche Vorzüge sprechen sür sich selbst. Mky s Stoffwäsche ist hier zu haben bei F. A. R. Müller, Buchhdlr.. G. «. Nötzli, Ida Todt und in Schönheide bei OSw. Rödger. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.