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Amts- und Anzeigeblatt für den «rfchet»« . a >4^. i «bonnemenl SSL--- Wrk dks Lmlsgerchk LibmsloÜ! --AZ- ftrtionSprei«: die Neinsp. . ten, sowie bei allen Reichs- Z il-IO Pf und deffm Umgebung. P stanstalten Berantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ' »». Aahrgan«. — 4S. Dienstag,- den 26. April L8SS. In das Musterregister ist eingetragen: Nr. 248, Firma: t rau» M«!«!»,»»» in Schönheide, ein versiegeltes Packet, Serie IV., angeblich enthaltend: 46 Stilen zu Roben und Kleiderbesätzen, Fabriknummern: 710, 740, 770, 880, 910, 930,940, 1000, 1010, 1020, 1030, 1040, 1050, 1060, >070, 1080, 1090, 1100, 1110, 1120, 1130, 1140, 4009, 4010, 4013, 4014, 4015, 4016, 4017, 4018, 4020, 402l, 4022, 4023, 4024, 4025, 4026, 4027, 4029, 4030, 4031, 4032, 4035, 4036, 4037, 990, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 21. April 1892, Vormittag I I Uhr. Eibenstock, am 23. April 1892. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Ttzr. Kintcrdung. Die hiesige Bürgerschule gedenkt zur Nachfeier Les Geburtstages Zr. Mai. des Kölligs Älbcrt einen Festaktus zu begehen, welcher Mittwoch, den 27. April or., vormittags von 10 Wr ab im Saale des „Felöschlößchcus" abgehalten werden soll. Zu recht zahlreicher Teilnahme an dieser Schulfeier werden die Eltern unserer Schüler, sowie alle Gönner und Freunde der Schule hierdurch ergebenst eingeladen. Eibenstock, den 21. April 1892. Das Lehrerkollegium. I B.: Lang. Eine neue Schloßlotterie. Man mag jetzt irgend ein größeres politisches Blatt zur Hand nehmen, immer wird man darin Notizen, Andeutungen, Artikel und . . . abfällige Urtheile über die angeblich bestehende Absicht finden, die Umgebung des königl. Schlosses in Berlin, der Wohnung des Kaisers, zu verschönern und die Mittel dazu durch eine Lotterie im Stile der vor zwei Jahren abgehaltenen Schloßfreiheits-Lotterie aufzu bringen. Ein solcher Plan besteht allerdings — erfreulicher weise aber nicht an der maßgebenden Stelle, sondern bei einer Clique von Strebern, die sich in Gunst setzen möchten und die durch ihre private» Versuche zur Durchführung ihrer Pläne ü la Ludwig XV. die öffentliche Meinung in geradezu gefährlicher Weise aufregen. Es ist schon nicht nach Jedermanns Ge schmack gewesen, daß man die Stelle, auf der das Standbild für Kaiser Wilhelm I. errichtet werden soll, mit Geld erwarb, daß seinem Ursprung dem Glücksrade verdankt. Indessen da mit der Nieberleg- ung der sogenannten Schloßfreiheit — altcrthümlichen Baracken zwischen dem königl. Schloß und dem Spree ufer in Berlin — ein lange gehegter, aber immer als zu kostspielig vertagter Lieblingswunsch so man ches Berliners erfüllt wurde, da es sich nicht um die Niederreißung monumentaler oder historischer Bauten handelte, da schon au« Verkehrsinteresse die Niederlegung Wünschenswerth war, so ließ man die Dinge damals geschehen und die vielfachen Rücksich ten, die hier eben angeführt wurden, haben denn auch wohl damals an der maßgebenden Stelle die Bedenken überwogen, die sich gegen eine Genehmig ung der Lotterie geltend machten. Trotzdem wird man in leitenden Kreisen darüber nicht im Unklaren geblieben sein, daß diese Lotterie und ihr Zweck in weiten Volksschichten unangenehm berührt haben und daß diese Stimmung durchaus nicht zu einer Wiederholung einladet. Um so peinlicher ist es, daß jetzt schon seit Wochen die abenteuerlichsten Gerüchte über Neuerungen in der Umgebung des königl. Schlosse« umgehen, Neuerungen, die viele Millionen verschlingen würden und die monumentale öffentliche Gebäude vom Erdboden verschwinden machen müßten. Die allgemeine Mißbilligung ist diesmal nicht allein auf die sittlichen Bedenken zurück- zusühren, die einer Ausnutzung der leider allgemein ver breiteten Spielwuth für öffentliche Zwecke entgegen stehen, sondern auch darauf, daß diese Zwecke sich als ein Luxus dokumentiren, den durchzuführen unsere arme Zeit mit ihren schweren und hohen politischen Aufgaben einfach nicht im Stande ist. Die auf dem jenseitigen Ufer der Spree liegende von Schinkel erbaute Bau-Akademie und eine« der größten und elegantesten Kaufhäuser der «ladt, da« Rothe Schloß sollen niedergelegt und an ihre Stelle eist großer Teich angelegt werden, so daß das königl. Schloß auf einer Insel zu liegen käme. Man hat diese« Riesen - Luxusprojekt bei seinem ersten Auf treten nicht ernst genommen. Auch die Erklärungen der »Post', daß durch diese Neuerungen zugleich ein kleiner Garten al« Spielplatz für die jungen Prin zen gewonnen und da« Schloß al» Schutz gegen anarchistische Bubenstücke mit Terrassen umgeben werden soll, machen den ganzen Plan nicht sympathi scher. Gegen anarchistische Attentate würden Terrassen auch nicht schützen. Das beweisen die erfolgreichen Unternehmungen der russischen Nihilisten im Winter palais zu Petersburg, das so vielfältig bewacht und für Unbefugte so schwer zugänglich ist wie kaum ein zweiter Fürstcnsitz der Welt. Es muß diesen phantastischen Plänen gegenüber stark betont werden, daß bisher von der höchsten Stelle noch kein Wort der Billigung gefallen bezw. bekannt geworden ist. Wenn sich spekulative Köpfe ein Vergnügen daraus machen, derartige Projekte aus zuhecken und selbst Modelle für ihre Neuerungen herzustellen, so kann dagegen kaum etwas eingewendet werden. Das sind eben Privatangelegenheiten. Aber man sollte nicht den Anschein zu erwecken suchen, daß es gebilligte Projekte seien, die auch auf die eine oder andere Weise zur Durchführung kommen werden. Zu großartigen Umänderungen und zu prunk- haften, Millionen verschlingenden Verschönerungen der Reichshauptstadt ist gegenwärtig der geeignete Zeitpunkt gewiß nicht. Weder die Finanzlage des Staates, die zur äußersten Sparsamkeit nöthigt, noch die allgemeine politische Stimmung kann dazu auf fordern und deshalb wäre es dankenwerth, wenn von berufener Seite aus im „Reichs- und Staatsanzeiger" durch ein kräftiges Wort dem Spuk der Projekten macher ein Ende bereitet würde. HagesgeschiMe. — Deutschland. Uebcr die neue Militär vorlage schreibt die „Post": Alle bisher in die Presse gedrungenen Mitkheilungen über den Inhalt der mit dem ReichsbauShalts-Etat für 1893/94 zu erwartenden Militär-Vorlage können nur als Kombi nationen Nichteingcweihter bezeichnet werden. Wie die bestimmte Gestaltung derselben werden wird, kann heute überhaupt noch Niemand übersehen, da noch nicht alle hierbei maßgebenden Faktoren gesprochen haben. Jedenfalls sind aber Nachrichten über die Bildung neuer Armee-Korps, seien es zwei oder vier, wie man wissen wollte, in das Reich der Fabel zu verweisen. Wir haben auch Grund, anzunehmen, daß zunächst keine Aenderungen unserer grundlegenden Gesetze damit verknüpft sein werden. Ueber den Charakter der geplanten Neuformationen ist noch nichts Bestimmtes anzugeben, doch möchten wir vermulhon, daß gewisse Pläne eine« früheren Leiters der Heeres verwaltung, die s. Z. fallen gelassen wurden, wieder aufleben. An die Verwirklichung der sogenannten Scharnhorst'schen Ideen denken wir dabei allerdings nicht. — Die für den Freitag geplant gewesene Abreise de« Reichskanzler« Grafen v. Caprivi nach Karls bad ist mit Rücksicht auf die kühle Witterung, die den Beginn eines Kurgebrauchs in Karlsbad nicht rathsam erscheinen läßt, um einige Tage verschoben worden. Politische Gründe hat dieser Aufschub der Reise durchaus nicht. Dieselbe dürfte im Laufe der nächsten Tage stattfinden. Die Abwesenheit de« Kanz lers von Berlin soll vier Wochen nicht überschreiten. — Da« Reichskanzleramt soll eine Vorlage an den BundeSrath vorbereiten, die auf die geplante Berliner Weltausstellung Bezug hat. — Magdeburg, 20. April. Unter den zahl reichen Verrufserklärungen der Sozialdemo kratie dürfte wohl keiner sonderbarer erscheinen, als der gegen — eine Hebamme. Er ist zwar in der schroffsten Form nicht ausgesprochen, aber folgende Notiz in der „Volksstimme in Magdeburg" läuft da rauf hinaus: „Den vielen an mich ergangenen An fragen zur Folge, theile ich den Genossen an dieser Stelle mit, daß Frau Hebamme Wendt die Arbeiter sache nicht unterstützt, also auf die Bolksstimme nicht abonnirt hat." . . . — England. London. Die letzte Abstimm ung unter den Bergleuten zu Durham ergab eine Mehrheit von über >0,000 Stimmen, welche sich für Fortsetzung des Streiks aussprachen. Man kann sagen, daß der Streik der Bergleute von Dur ham schon 1,250,000 Pfund Stell, an verlustig ge gangenen Löhnen gekostet hat. Der Ausstand dauert jetzt bereits 5 Wochen. Die Bergwerksbesitzer müssen theilweise 1000 Pfund die Woche zahlen, um die Schächte vor dem Ersaufen zu schützen. Die Cleve lander Eisenindustrie ist für dieses Jahr ruinirt, da der Streik gerade in die Saison, in welcher Eisen nach dem Kontinent verschifft wird, gefallen ist. 94 pCt. der Hochöfen und volle 75 pCt. der Eisen- und Stahl fabriken, in denen fertiges Eisen verarbeitet wird, stehen still. Was das bedenket, läßt sich aus deni Umstande ermessen, daß au jedem Hochofen 300 Ar beiter beschäftigt sind. Das Wiederanzünden eines Hochofens kostet 200 Pfund. Da 78 von den 83 Hochöfen, welche in Betrieb waren, als der Streik begann, jetzt ausgeblasen sind, so müssen 23,000 Ar beiter, die Ernährer von 94,000 Seelen, allein in der Roheiscnbranche unfreiwillig feiern. Auf alle möglichen Gewerke macht der Streik seine Wirkungen spürbar. Das Elend ist furchtbar. In Cleveland haben 5 — 6000 Eisenbergleute nichts zu essen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 25. April. Der Geburtstag Sr. Maj. des Königs Albert, welcher zur Zeit in Mentone an der Seite seiner erlauchten Gemahlin weilt, welche zur Stärkung ihrer Gesundheit seit einigen Wochen daselbst Aufenthalt genommen hat, wurde auch in unserer Stadt in gewohnter patriotischer Weise festlich begangen. Eingeleitet wurde die Feier durch Zapfenstreich Seiten des Militärvereins und Weckruf von der Stadtkapelle. Mittags fand im Saale des Rathhanses ein Festessen statt, welches aus den Kreisen der Beamten und Bürgerschaft gut be sucht war und bei welchem sich der neue RathhauS- wirth Hr. Busch durch vorzügliche Küche und gute Weine Vortheilhaft einführte. Das Hoch auf Se. Majestät brachte Hr. Bürgermeister Vr. Körner in nachstehender schwungvoller Rede au»: Meine hochverehrten Herren! Wir leben in einer ernsten, politisch und wirthschaftlich heftig bewegten Zeit. Die vor zwei Jahrzehnten durch des Altreichskanzler« mächtige Hand geschaffene deutsche Einheil hat unserm Volke aus der ganzen Linie Feinde erstehen lassen, di« sich unserer nationalen Entwickelung allüberall hemmend und hindernd in den Weg stellen. Nach Außen sind es unsere Nachbarn an den Ost- und Westgrenzen, denen unser mächtiges Reich ein Dorn im Auge ist, die unaushörlich gegen uns wühlen und rüsten und nur den rechten Zeitpunkt erwarten, um mit Ersolg uns mit Krieg überziehen zu können. Im Innern sind es die verschiedenen internationalen Bestrebungen, die am Marke unseres Volkes nagen, die ihm seinen Gott und sein Christen, thum, seine Familie und sein Vaterland rauben, seine Staats- und Gesellschaftsordnung, seine Einheit und Machtstellung ver nichten möchten. Dazu die Vielgestaltigkeit und Zerrissenheit