Volltext Seite (XML)
HauS nicht sehr gelitten zu haben. — Bei der Ex plosion wurden fünf Personen erheblicher verletzt, elf Personen befanden sich im Restaurant; ter Kellner Lherot, welcher seinerzeit die Festnahme RavacholS ver anlaßte, befand sich ebenfalls im Restaurant, blieb aber unverletzt. Zwei Individuen, welche im Restau rant gespeist hatten, sodann in dem darüberliegenden Hotel Zimmer niiethen wollten, jedoch abgewiescn wurden und darauf verschwanden, werden verdächtigt. — Am Sonntag ist ein Erlaß des KriegSministerS Frehcinet, betr. die Formation eines militärischen Vclocipedistcn-KorpS und ein für dieses be stimmtes vorläufiges Reglement veröffentlicht worden. DaS Velocipedisien-Korps wird 3100 Mann umfassen, die auf die verschiedenen Generalstäbe und Truppen körper verthcilt und vorläufig mit Kavallerie-Kara binern, später mit Revolvern ausgerüstet werden sollen. Die Verwendung des Korps soll im allgemeinen auf den Ordonnanzritt beschränkt bleiben. Locale «ad sächsische Nachrichte«. — Eibenstock. (Schluß.) Da« Klima Süd- westafrikaS ist ein kontinentales, d. h. eS wechselt Wärme und kühlere Temperatur ab, denn während am Tage oft 42" Celsius im Schatten sind, sinkt die Temperatur Nachts auf 7" unter dem Gefrierpunkte. Dieser Temperaturwcchsel ist aber durchaus kein Schaden; im Gegentheil, es befinden sich Menschen und Thiere hierbei äußerst wohl, da sich der Körper erfrischen kann und nicht erschlafft, wie in den LandeS- theilen OstafrikaS mit immer gleicher hoher Wärme temperatur. Auch die Pflanzenwelt findet durch die nächtlichen Niederschläge Nahrung zum WachSlhum. ES sind daher in Südwestasrika die vielfachen Fieber erkrankungen, wie in Ostasrika, nicht zu befürchten. Die Sommermonate fallen in die Zeit von November bis April. Der Süden Südwestafrikas hat weniger Regen, als der Norden, woselbst Landregen vorkommen. Im Norden findet man daher auch Bäume, während im Süden der Boden nur Gräser erzeugt. 95 Theile des Landes haben Regen, 1 Tbeil hat Grundwasser und 4 Tbeile sind steinige Wüste. Man bat deshalb Rczenvegetation und Grundwasservegetation zu unter scheiden. Nach einem Regen entwickeln sich schnell Sträucher und Gräser, Zwiebelgewächse, Blumen in den schönsten Farben, jedoch ohne Geruch. ES sind daher die Landschaften, je nachdem sie Regen gehabt haben oder überhaupt haben, auch verschieden. Man kann Streckeri mit vollen wogenden Halmen oder ab gestorbenen Sprossen finden, saftiges Grün der Gräser kann mit fahlem Gelb der Haide abwechseln, hier können reiche Futtermengen.Waideplätze bilden, voct bringt der Boden keine Nahrung für Vieh hervor. Man wird daher auch verschiedene Beurtheilung des Lande« hören können. Kommt ein Reisender zur regenarmen Zeit nach dort, so wird er das Land als zur Ansiedelung durchaus nicht geeignet bezeichnen, während ein Anderer, welcher zur Regenzeit durch die üppig treibenden Gegenden zieht, das Land über die Maaßen in den Himmel heben wird. Es wird nur ein Solcher ein gültiges Urtheil über die An siedelungsfähigkeit Südwestafrikas abgeben können, welcher mindestens ein volles Jahr in dem Lande sich aufgehalten und umgesehen hat. Die Grund wasservegetation ist eine dauernde und bildet, je nach der Richtung und Ausdehnung des Grund- wasserS, schmale Streifen oder kleine Gruppen. Oft ist die Sandschicht über dem Granit so dünn, daß das Wasser nahe unter der Erdoberfläche zu finden ist. Im Namalande bedienen sich z. B. die Einge borenen der Saugrohre, um Trinkwasser zu gewinnen. Mit der Zerstörung der Vegetation, wie sie stattgc- funden hat und vielleicht noch stattfindet, ist leider auch ein Rückgang der Wasservorräthe verbunden. Weil die Beschattung fehlt, verdünstet die Boden feuchtigkeit, das Wasser kann im Boden, da das Wurzelwerk verschwindet, leichter durchsickern und ableben. Hier müßte die Regierung eingreifen und ein weiteres Vernichten der Vegetation verhindern; denn wenn das Nachwachsen des Futters unmöglich oder doch geringer wird, so ist damit auch der Rück gang der Viehzucht verbunden. Der Charakter deS Landes ist aber derart, daß allein Viehzucht sich verlohnt. Früher ist das Land an Wild und Vieh sehr reich gewesen. Namentlich da» Wild aber ist wesentlich weniger geworden. Die Zeiten, wo die flüchtigen Antilopen zu Tausenden angetroffen wurden und dem Jäger einen gewiß schönen und aufregenden Anblick boten, sind längst vorüber. Die Eingeborenen haben au» reiner Mordlust ohne Unterschied de« Alter» und Geschlechtes und ohne Nutzbarmachung de» erlegten Wilde», die Heerden decimirt. Der Verbreitung der Feuerwaffen ist der geringere Theil Schuld bcizumessen. DaS Wild, wa» nicht geschossen worden ist, ist vertrieben worden, sovaß jetzt sogar Mangel an Schlachtvieh ist. Von dem Großwild, Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Antilopen rc. kommen jetzt nur noch vereinzelte Exemplare vor. Der Löwe wird al« feige«, dem Menschen nicht sehr gefährliche« Thier geschildert. Er sucht sich seine Beute unter dem Wild, nur wenn er älter wird, wagt er sich an die langsameren Ochsen und noch später allerdings auch an Menschen. Er ist dann aber auch leichter zu jagen. Die Einwohner sind die sogenannten Herero». Dieselben sind ein willige», der Cultur zugängliche» Volk. Wie bereit» erwähnt, halten sie sehr viel auf ihr Vieh. Sie schlachten daher z. B. kein Rindvieh. Gan; ander« sind dagegen die außerhalb der südlichen Grenze wohnenden Hottentoten und namentlich ein Häuptling derselben, Wittboy, mit seinen Anhängern. Dieselben schlachten und verzehren ihr Vieh, ohne an Nachwuchs zu denken. Ist der Vorrath alle, so machen sie räuberische Einfälle bei den Herero» und ranben diesen von ihren wohlgcpflegten und behüteten Heerden. Diesem seit längerer Zeit schon sein Handwerk al» gewissenloser Viehräuber treibenden Häuptling wird denn auch bald energisch entgegengetreten werden müssen; denn sonst würde ja die Schutzherrschaft eine illusorische sein und die Wilden leicht abtrünnig machen. Wie könnten nun diese Ueberfälle verhindert werden? Durch die nur 50 Mann zählende Schutztruppe allein nicht. Die Truppe ist hierzu zu schwach und eine genügende Vermehrung würde theuer sein. Auf die Hereros ist kein Verlaß. Dieselben würden dem Feinde nicht Stand halten. Eine Möglichkeit wäre gegeben durch die Besiedelung mit Viehzucht treiben den, Soldat gewesenen deutschen Landwirthen. Und nun kommen wir zur Cardinalfrage, eignet sich Süd westafrika zur Besiedelung und verspricht eine solche Erfolg? Oben ist ausgeführt worden, daß das Klima für den Nordländer gesund ist und der Boden genug Futter erzeugt, um Viehzucht im Großen betreiben zu können. Getreidebau ist nicht lohnend. Hingegen würde die Zucht von Wollschafen, wenn auch erst mit der Zeit, sich gut verzinsen und in diesem Sinne müsse und werve von einer sich gebildeten Gesellschaft auf die Besiedelung Südwestafrikas hingearbeitet werden. Das deutsche Reich aber, welches durch seine Cultur, die Bildung seines Volkes und seine Macht stellung unter den europäischen Staaten die erste Stelle einnimmt, hat ein Recht, dort wo andere Staaten sich Colonien jetzt noch erwerben, auch ein Wort mit hineinzureden und sich Gebiete zu sichern. Die bis jetzt der deutschen Schutzherrschafk unterstellten Gebiete sind mit in der Geschichte aller Colonialländer bisher noch nicht verzeichneten geringen Mitteln er reicht worden, sie versprechen eine lohnende Ansiedelung und sind daher auch festzuhalten. — Dresden. Ueber die Rückreise Ihrer Maje stäten des Königs und der Königin von Mentone nach Dresden wird aus Mentone gemeldet, daß Ihre Majestäten am Mittwoch daselbst abreisen, am 28. d. M., Donnerstag in Mailand übernachten, am Freitag, den 29 d., in Freiburg i. Br. eintreffen und sich von dort zu Wagen nach Umkirch begeben werden, um daselbst Ihrer König!. Hoheit der Frau verw. Fürstin von Hohcnzollern einen Besuch abzustatten. Am Vormittage deS 1. Mai erfolgt alsdann die Weiterreise über Karlsruhe-Mühlacker nach Stuttgart zum Besuche Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Württemberg. Die Ankunft in Stutt gart erfolgt Nachmittags 4 Uhr 28 Minuten. Die Abreise von Stuttgart ist für Montag, den 2. Mai, Abend« 6 Uhr 38 Minuten und die Ankunft in Dresden für Dienstag, den 3. Mai, Vormittags 9 Uhr 50 Minuten festgesetzt. — Aus Plauen, 25. April wird geschrieben: In der am Sonntag im großen .Pratersaalc" abge haltenen ordentlichen Generalversammlung des Zen tralverbandes der Stickerei-Industrie, welche von 211 hiesigen und 76 auswärtigen Mitgliedern besucht war, wurde u. A. mit großer Mehrheit der Antrag der hiesigen Verwaltungsstelle, die Berbandsvorschrif- tcn über Einführung eines Minimallohnes von 1,«s Mk. für 4,-1 Rapport und von 1,s» Mk. für Rap port per 1000 Stiche, unter Aufhebung der Muster klassifikation, sowie über Aufrechterhaltung des Ver bandsverkehr« und der Arbeitszeit wieder herzustellen, angenommen. Ferner beschloß man, den Minimal lohn hinsichtlich aller neuen Aufträge sofort, hinsicht lich aller bereits ertheilten Aufträge spätestens am 8. Mai dS. I. eintreten zu lassen. In den Zentral vorstand wurden gewählt die Herren Heinrich Heinicke, Gustav Schaller, Theodor Uhlmann, Hans Fröhlich, Richard Mühlmann, Hermann Wolf-Straub, Rudolf Erbert, Reinhard Eichhorn in Plauen, Adolf Schle singer in Neustädtel, August Schlesinger in Ober- schlema, Adolf Michaelis in Schneeberg, Albert Bühring in Falkenstein, Louis Meisel in Ellefeld, Hermann Stelzner in Auerbach, Oskar Jüchzer und Franz Knoll in Pausa, Friedrich Förster in Eibenstock, Der Verband zählt zur Zeit 1595 Mitglieder und 3100 Handstickmaschinen. — Meißen. Da« »Meißner Tagebl." schreibt: Kürzlich kam ein Fabrikant au» der 'Nachbarschaft nach dem Meißner Bahnhof, um den Zug nach Dresden zu benutzen. Der Herr löste sich ein Billet 2. Klasse, überschritt den Perron und öffnete, ohne sich um einen Beamten zu kümmern oder den Schaffner nach seinem Platz zu fragen, eine Wagenthür 2. Klaffe. In die schwellenden Polster zurückgelehnt, brannte sich der Reisende eine Havanna an und studirte eifrigst seine Geschäftsbriefe. Er mochte sie wohl alle gelesen haben, die Langweile plagte ihn und so schaute er ein Mal zum Fenster hinaus. Wer beschreibt jetzt sein Entsetzen — der Zug war fort! Unter dem Ge lächter der BahnhofSgartenbesucher mußte der Herr wieder auSsteigen, er hatte sich in einen abgehängten Wagen gesetzt! — Auerbach i. B. Sonntag, den 24. ds«. brach in Auerbach Feuer au», genau zur selben Stunde wie der Brand am Palmsonntage und der am ersten Osterfeiertage. Diesmal ward die Scheune deS Herrn Philipp Martin in Asche gelegt. Eine Abtheilung der au» dem ganzen Bezirk zusammenge kommenen Feuerwehren, welche gerade dem scheiden den Herrn AmtShauptmann, OberregierungSrath von Polenz einen Fackelzug darbrachten, rückte sofort zum Brandplatze ab. Die regelmäßige Wiederkehr dieser gleichartigen Schadenfeuer läßt muthwillige Brand stiftung durch eine und dieselbe Hand voraussetzen. — Rothenkirchen, 25. April. Gestern früh gegen 2 Uhr brach auf dem Oberboden des Christ. Hermann Leistncr'schen Wohnhause» Feuer au», welche» dieses, erst im Jadre 1890 erbaute Gebäude bi» auf die Umfassungsmauern zerstörte. Da» abgebrannte Hau« war von vier Familien bewohnt, von denen nur der Besitzer sein Mobiliar versichert hatte. Die EntstehungSweisc des Brandes ist noch nicht fest gestellt. — Mit dem 28. April läuft die Frist ab, inner halb welcher in den Fabriken mit 20 oder mehr be schäftigten Arbeitern Arbeitsordnungen erlassen sein müssen. Der Erlaß erfolgt durch Aushang in den Fabrikräumen an geeigneter, allen betheiligten Arbeitern zugänglicher Stelle. Die Arbeitsordnung muß den Zeitpunkt, mit welchem sie in Wirksamkeit treten soll, angeben und von Demjenigen, welcher sie erläßt, unter Angabe des Datums unterzeichnet sein. Die seit dem l. April d. I. erlassenen Arbeitsord nungen müssen, ob sie nur Aenderungen älterer Fa brikordnungen oder neu erlassen sind, den Arbeitern oder den Arbeiterausschüssen zur Begutachtung vor gelegt werden. Als ständige Arbeiterausschüsse im Sinne deS Gesetzes gelten insbesondere auch diejeni gen Vorstände der Betriebs- (Fabrik-) Krankenkassen oder anderer für die Arbeiter der Fabrik bestehender Kasseneinrichkungen, deren Mitglieder in ihrer Mehr heit von den Arbeitern aus ihrer Mitte zu wählen sind, sofern sie als ständige Arbeiterausschüsse bestellt werden. Nachdem sind die Arbeitsordnungen unter Mittheilung der seitens der Arbeiter geäußerten Be denken, soweit diese Aeußerungen schriftlich oder zu Protokoll erfolgt sind, binnen 3 Tagen nach dem Er laß in zwei Ausfertigungen unter Beifügung der Er klärung, daß und in welcher Weise der Begutachtungs vorschrift genügt ist, der unteren Verwaltungsbehörde einzureichen. Die letztere ist befugt, Arbeitsordnungen, welche nicht vorschriftsmäßig erlassen sind oder dem Inhalt der gesetzlichen Bestimmungen zuwiderlaufen, durch gesetzmäßige Arbeitsordnungen zu ersetzen oder den gesetzlichen Vorschriften entsprechend abzuändern. Beschwerde dagegen kann bei der höheren Verwalt ungsbehörde eingelegt werden. Es darf nicht ver gessen werden, neben dem Aushang der erlassenen Arbeitsordnungen in den Fabrikräumen die Einhänd igung derselben an die Arbeiter vorzunehmen. Die auf Grund der Arbeitsordnungen erkannten Geldstrafen müssen ohne Ausnahme zum Besten der Arbeiter der Fabrik verwendet werden. Die Strafen sind in ein Verzeichniß einzutragen, welches den Namen des Be straften, den Tag der Bestrafung, sowie den Grund und die Höhe der Strafe angeben muß. Die Ge werbe - Inspektoren haben durch die letzte Gewerbe ordnungsnovelle auch hierüber die Aufsicht erhalten. Die Arbeitsordnungen treten übrigens nicht mit den Erlaß in Kraft, sondern frühestens zwei Wochen nach demselben. Es brauchen also im laufenden Monat noch nicht in allen größeren Betrieben Deutschlands Arbeitsordnungen in Geltung zu sein. — Wenn eine bekannte alle Wetterregel zutrifft, haben wir einen trockenen Sommer zu ge wärtigen. Man kann nämlich in diesem Frühjahre beobachten, daß die Esche vor der Eiche treibt, und da sagt nun die Bauernregel: »Treibt die Esche vor der Eiche, hält der Sommer große Bleiche; treibt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche." Andererseits wird aber von Wetterkundigen, wenig stens für die erste Hälfte des Sommers, nasse Witter ung vorauSgesagt; wem soll man nun glauben? Man wird es eben abwarten müssen, und wie daS Wetter kommt, so muß eS verbraucht werden; Hauptsache aber ist, daß nun endlich einmal der wirkliche Frühling seinen Einzug hält, höchste Zeit wäre eS wenigsten, denn in kaum neun Wochen — nehmen die Tage schon wieder ab. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 28. April. (Nachdruck verbotet). So etwa« kann heutzutage nicht mehr Vorkommen. Hoffent lich! ES war am 28. April I7S9 Abends, al» die drei fran, zösischen Gesandten Bonnier, Roberjot und Jean Debrh, die an dem Rastatter Kongreß theil genommen, Rastatt aus Befehl des österreichischen Generals verließen. Eine Viertelstunde von der Stadt entfernt wurden sie von Reitern, die die Uniform der Szekler Husaren trugen, überfallen, aller ihrer Papiere beraubt, au» dem Wagen gerissen und zwei von ihnen getödtet; der dritte, Jean Debrh, rettete sich nur dadurch, daß er in einen Graben kroch. ES ist zwar niemals klar gestellt worden, wer diesen feigen Mord aus dem Gewissen hat; verschiedene Anzeichen aber Haden auf Oesterreich, auf den gewissenlosesten aller Diplomaten, den Grasen Lehrbach, hingewiesen. Die österreichisch« Regierung hat keine ernsthafte Untersuchung zu gelassen und ihr konnte an den geraubten Papieren gelegen