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Bekanntmachung. Der Stadtrath hat nach Gehör des SchulauSschusseS namentlich mit Rück sicht auf die verschiedenen Unzuträglichkeiten, zu welchen ein ungleichmäßiger Schulanfang geführt hat, beschlossen, den Vormittagsunterricht in beiden Bürgerschulen während des Tommerhalbjahres früh um 7 Uhr beginnen zu lassen. Die Ellern werden hiervon mit dem Veranlassen in Kcnntniß gesetzt, ihre Kinder am SS. dieses Monats rechtzeitig zur Schule zu schicken Eibenstock, den 20. April 1892. Der Stadtrath. »r Körner. Hans. Kintcedung. Die hiesige Bürgerschule gedenkt zur Nachfrirr des Geburtstages Sr. Maj. -es König» Älbert einen Aeftaktus zu begehen, welcher Mittwoch, den 27. Aprit er., vormittags von 10 Mr ab im Saale des „Mdschlößchens" abgehalten werden soll. Zu recht zahlreicher Teilnahme an dieser Schulfeier werden die Eltern unserer Schüler, sowie alle Gönner und Freunde der Schule hierdurch ergebens« eingeladen. Eibenstock, den 21. April 1892. Das Lehrerkollegium. I. V.: Lang. Hagesgeschichle. — Deutschland. Nach dem „Hann. Cour." ist zur Deckung der Kosten der bevorstehenden HeereS- neuordnung auch eine Wehr st euer in Aussicht ge nommen, dazu bestimmt, die Beträge zu decken, die für die Unterstützung der Familien von Einberufenen des Beurlaubtenstandes nothwendig werden. — Die unabhängigen Sozialisten in Berlin haben an ihre Genossen in Deutschland einen Aufruf erlassen, sich in jedem Ort von der sozialdemokratischen Partei formell loSzusagcn und dieselbe fernerhin nicht mehr materiell zu unterstützen. ES wird ihnen empfohlen, in jedem Ort Vertrauens leute zu ernennen und dadurch einen Verkehr mit einander herzustellen, auch, wo die genügende Anzahl Genossen vorhanden sei, Vereine oder Klubs zu grün den. Durch diese Organisation werde eS möglich sein, einerseits „der korrumpirten Sozialdemokratie und ihrer verwerflichen Taktik einen festen Damm entgegenzusetzen, andererseits aber die bürgerliche Ge sellschaft wirksam bekämpfen zu können." — „Rothe Ostern! das ist unser Festwunsch." So sagt der sozialdemokratische „Vorwärts" in seinem Osterartikel. Schon einmal habe Deutschland rothe Ostern gehabt, nämlich im Jahre Ib25, als der Sturm des sozialistischen Bauernkrieges losbrach. Auch heute könne mir von unten das Heil kommen. Nicht von Oben. Die Freiheit könne nicht geschenkt, sie müsse erkämpft werden — da« sei ein sprichwörtlicher Er- fahrungSsatz. „Heute denken wir wieder an rothe Ostern. . . In unserer Hand ist es, die Frist abzu kürzen. ... Arbeiten wir ohne Rast und Ruhe, damit unser Wunsch sich erfülle, und wir, ehe noch viel Jahre inS Land gegangen sind, rothe Ostern feiern können, die rothen Ostern der internationalen Sozial demokratie." — Deutlicher, als es in diesen Worten geschieht, kann man schwerlich den gewaltsamen blutigen Umsturz predigen. Die Anarchisten wollen heute schon „rothe Ostern" feiern, dieSozialdemokraten erstmorgen; das ist der ganze Unterschied. — Rußland. In einem seiner letzten Briefe schreibt der Sonderberichterstatter des Reuter'schen Bureaus in den von der Hungersnoth heimge suchten russischen Provinzen: Ich habe jetzt die meisten nothleidenden Provinzen bereist und überall hat sich mir dasselbe Bild gezeigt. Ueberall begegnet die leichtsinnigste Verschwendung dem Auge. Die Wälder sind frevlerisch niedergehauen, die Flüsse sind vernachlässigt und das Klima ist ruinirt worden. Der Bauer, dem man durchschnittlich Ml. 80 an Steuern abschröpft, wird als weiter nichts denn als Steuern zahlende Einheit betrachtet. Seine Wohl fahrt, seine Zukunft, sein leibliches und geistiges Ge deihen sind völlig gleichgültig. Wenn ich jetzt Ruß land wieder verlasse, so geschieht cs mit den weh- müthigsten Gedanken. Das Reich steht vor dem Bankerott. Der Grund und Boden ist erschöpft, das Klima ist anders geworden und die bestehende Ackerbauwirthschast ist hoffnungslos schlecht. Der Bauer und der Herr verstehen sich nicht. Sie sind einander so fremd, als ob sie zwei verschiedenen Nationen angehörten. Dem Bauern hat die Emanzi pation keinen Nutzen gebracht, sondern er ist nur ärmer geworden. In vielen Distrikten nagt er fast am Hungertuche. Die gegenwärtige Noth hat die Dinge nun auf die Spitze getrieben und überall erkennt man an, daß etwas geschehen muß. Aber was? Da» ist die große Frage. Es besteht kein Zweifel, daß die Nihilisten sich die Unzufriedenheit eifrig zu Nutze machen. Unzweifelhaft hat das Elend in schlagender Weise gezeigt, wie verrottet da» ge flammte Regierungssystem ist. Bergehohe Korruption ist an das Tageslicht gezogen worden und die regierenden Klassen sind zum Gefühl ihrer Pflicht gegen die arme Bauernschaft erwacht. Dieses sind wichtige Ergebnisse und Manche sehen sie al« Silber streifen in dem schwarzen Gewölk an, welches jetzt über dem russischen Reiche hängt. — England. Neuerdings fängt auch John Bull an, von der Spionenfurcht gepeinigt zu werden. Dem „Western Daily Mercury" zufolge ist da» KriegSministcrium davon benachrichtigt worden, daß eine Anzahl von Personen, die von einer fest ländischen Macht bezahlt worden seien, in die eng lischen Freiwilligenkorps eingetreten sei und an den Ostermanövern Theil genommen habe, um die Anlage und die Beschaffenheit der neuen Befestigungen an der Themsemündung auSzukundschaften. ES könnte sich da nur um Franzosen handeln. Die gründe nution betreibt bekanntlich die militärische Spionage am ausgedehntesten und eifrigsten von allen Mächten. Locale und fächstfche Nachrichten. — Eibenstock, 22. April. Au« Veranlassung des Geburtstages Sr. Maj. des Königs wurde wegen langjähriger Dienstzeit Hrn. Gemeindevorstand Ott in Wildenthal sowie dem Straßenwärter Friedrich Prügner Hierselbst das Allgemeine Ehrenzeichen ver liehen und durch Herrn Oberregierungsrath AmtS- hauptmann Frhrn. v. Wirsing heute feierlichst über reicht. — Schönheide, 21. April. Königs Geburts tag wird auch dies Jahr in hergebrachter Weise durch Zapfenstreich und Weckruf ausgezeichnet werden. Im Rathhause ist für Sonnabend Abend zu Ehren des Tages ein allgemeines Festessen in Aussicht ge nommen. Da der Geburtstag diesmal mit den Oster ferien zusammenfällt, so soll ein öffentlicher Schul- aktus erst am künftigen Mittwoch abgebalten werden. — Plauen i. B. Wie verlautet, sei nunmehr bestimmt, daß die diesjährigen Herb st Übungen der 3. kgl. sächs. Infanteriedivision zwischen Zwickau und Reichenbach stattfinden. — Glauchau. Ein Mauerziegel von unge wöhnlicher Größe ist bei dem Grundgraben zu dem neuen Hotel zur „Stadt Leipzig" aufgefunden worden. Dieser Ziegel, der ungefähr 5 m tief lag, ist 45 em lang, 22 em breit, 15 cm dick und trägt die Jahres zahl 1617 eingebrannt. Verschiedene Sachverständige erinnern sich nicht, einen Ziegel von solcher Größe schon gesehen zu haben. — Einem Einwohner in Zittau war vor zwei Jahren zum Schützenfeste seine Taschenuhr abhanden gekommen und er hatte geglaubt, dieselbe verloren zu haben, bis ihm dieselbe vor einigen Tagen von einem Geistlichen aus Oberschlesicn zugeschickt worden ist mit der schriftlichen Mittheilung, dieselbe sei ihm, dem Geistlichen, zur Weiterbeförderung an ihn über geben worden. Wahrscheinlich haben den Dieb Ge wissensbisse zur Rückgabe der Uhr veranlaßt. — Cölln b. Meißen. Eine heitere Um- zugSgeschichle spielte sich am 3. April im hiesigen Orte ab. In einem Hause auf der Kaiserstraße be wohnte den 1. und 2. Stock je eine Familie, welche aber so bitterbös auf einander zu sprechen waren, daß sie beide kündigten und zufällig ihren Auszug an dem selben Tage vornahmen. Die Möbelwagen kamen an, wurden beladen und einer nach dem andern fuhr ab. Wer beschreibt aber das Erstaunen der Familien, als die Wagen an ein und demselben Hause hielten, die eine Partei hatte wieder die 1., die andere die 2. Etage gemiethct. — In der im Dorfe Kauschwitz i. V. wohnen den Familie de» Schmiedemeisters Wilhelm Maul erkrankten seit Dienstag voriger Woche allmählich sieben von acht Kindern am Scharlachfieber. Der Tod hielt bald eine fürchterliche Ernte Am Char- freitag Nachmittag verschied ein Knabe im 8. Lebens jahre, am 1. Osterfeiertage früh ein Mädchen im 5. Jahre, am Nachmittag des 2. Osterfeiertages in der zweiten Stunde folgte ein Knabe, der noch nicht ein Jahr alt war, Nachmittags in der 7. Stunde starb noch ein Knabe im 4. Lebensjahre. Drei der übrigen erkrankten Kinder müssen immer noch da» Bett hüten,doch ist Hoffnung vorhanden, daß sie die schreckliche Krankheit überstehen. Am 19. April ist auch das bisher verschont gebliebene achte Kind, welche« im 9. Jahre steht, von derselben Krankheit ergriffen worden. Welch' schwere Heimsuchung einer Familie, welche sich bisher im Besitz von acht schönen kräftigen Kindern glücklich fühlte! Ms vergangener Zeit — für ««sere Zeit. Der SS. April 1828 ist der Geburtstag des regierenden Königs von Sachsen, der 1873 seinem Vater Johann auf den Thron folgte. Zu den Fürsten gehörend, die treu zum deutschen Reiche gestanden, darf seiner Wohl an dieser Stelle gedacht werden. Bereit« 1866 hat er sich als tüchtiger Feldherr be währt und rühmlichsten Antheil hat er an den Siegen 1870/71 im deutsch-französischen Kriege. Bei Gravelotte und St. Pri vat im Feuer, erhielt er den Oberbefehl über die IV. Armee, nahm theil am Tage von Sedan, stürmte vor Paris den Mont Avron »nd wurde im Juli 1871 Generalfeldmarschall. Von seinem Volke geliebt und geehrt, wie seine heutige Geburts tagsfeier beweist, nimmt König Albert in Deutschland eine hervorragend« und hochgeachtete Stellung ein und gilt mit Recht als ein getreuer Paladin des deutschen Reiches. 24. April. Am 24. April 1862, also vor 40 Jahren, starb der Groß herzog Leopold Karl Friedrich von Baden, derjenige deutsch« Fürst, der am meisten unter dem Jahre 1848 zu leiden hatte, obschon gerade er ein durchaus wohlwollender, bürgersreund- licher und völlig konstitutionell regierender Fürst war. Be kanntlich war es Baden, in dem die Wogen der revolutionären Bewegung am höchsten gingen und die Leidenschaften am meisten entfesselt waren. Der Großherzog mußte sogar flüchten und war eine Zeit lang fern von der Residenz. Bald nach seiner Rückkehr erkrankte er und ist nicht mehr gesund geworden. 2S. April. Am 25. April 1521 erhielt Luther den Befehl Kaiser Karls V., des anderen Tages Worms zu verlassen, binnen 2V Tagen nach Wittenberg zurllckzukchren und unterwegs weder durch Predigen, noch durch Schriften das Volk aufzuregen. Da Ermahnungen vergeblich gewesen seien, so sehe sich der Kaiser veranlaßt, als Schirmherr des katholischen Glaubens weiter zu Verfahren. ES ist immerhin anzuerkennen, daß der Kaiser, obschon man damals des Glaubens war, einem Ketzer brauche man das gegebene Wort nicht zu halten, ungleich seinem Vorgänger Kaiser Eiegismund, das Luther gegebene kaiserliche Geleit aufrecht erhielt und sein Wort nicht brach. Vermischte Nachrichten. — Apenrade, 17. April. Die Herren vom hiesigen Kirchenkollegium hatten in neuerer Zeit viel fach von der Einführung der milteleuropäischen Zeit vernommen und hielten cs für zeitgemäß, die Neuerung baldigst hier einzusühren. Ohne daß Je mand eine Ahnung davon halte, wurde am vorigen Sonntag Abends auf Anordnung des Kirchcnvor- standes der Zeiger der alten Kirchenuhr plötzlich um 22 Minuten vorgerückt. Dadurch entstand in der Stadt ein heilloser Wirrwar; die Bahn, das Post amt und andere staatliche Bureaux, die sich nicht nach der Thurmuhr richteten, ließen die Neuer ung unbeachtet; Arbeiter und Handwerker stellten dagegen ihre Uhren nach der Kirchcnuhr, die für die Stadt offizielle Geltung hat. Bereits am Abend ging der Spektakel los; man stritt und eiferte sich über die rechte Zeit: „die Bahnuhr ist zuverlässig", riesen Einige; „unsere alte Kirchenuhr kommt nicht aus rem Geleise", meinten die Philister. Jeder trat für seine Autorität ein. Am Montag Morgen wurde eS noch ärger; die Arbeiter meinten, eS dürfte richtig sein, die Arbeit nach der alten Zeit zu beginnen, aber nach der neuen Zeit zu beenden; auf dem Bahnhof traten nach Ansicht der Abreisenden die Beamten den Dienst zu spät an. Da faßte der Kirchenvorstand einen wahrhaft weisen Beschluß, er ließ die alte Turmuhr am Montag Nachmittag um 22 Minuten zurückstellen. Damit hatten die Plackereien ein Enke. — Die Opfer der Influenza. Der Ober stabsarzt Di. Sperling veröffentlicht in der „D. Med. Wochenschr." einen Aufsatz über den durch die In fluenza-Epidemie von 1889 bi« 1890 in Deutschland verursachten LebenSauSfall. Das Wesentliche der Aus führungen läßt sich dahin zusammenfassen, daß jener „LebenSauSfall" auf annähernd 84,100 Personen sich beziffern läßt. Von diesen sind 66,300 Personen ge storben und 18,800 sind weniger, als nomaler Weise zu erwarten war, geboren worden. — Alles in Ordnung. Ein ungarischer Guts besitzer fuhr mittelst Eisenbahn nach Hause. Am Stationsplatze erwartete ihn sein Kutscher Ferenz mit dem Wagen. Unterwegs entwickelte sich folgen des Gespräch: „Alles in Ordnung zu HauS?" — „Alles in Ordnung, Herr Baron!" — (Nach einer Weile) Ferenz: „Karo ist krepirt." — „Karo, mein LieblingShund? Warum iS krepirt?" — Ferenz: „Weil zu viel bratenes Pferdefleisch g'frcssen hat." — Baron: „Wie kommt Hund zu bratene« Fleisch?" — Ferenz: „Weil acht Pferde verbrennt." — Baron: „Acht Pferde verbrennt? Wie iS da» g'schehen?" — Ferenz: „Wie Schloß ist abbrcnnt." — Baron: „I->ten! Mein Schloß abbrennt? Wie iS Unglück g'schehen?" — Ferenz: „Weil bei Aufbahrung von Schwiegermutter brennende Kerzen umgefallen sein." — Baron: „Js denn Schwiegermutter gestorb'n?" — Ferenz: „Hat Schlag troffen, weil gnädige Frau Gemahlin mit Husarenrittmeister durchgangen iS." Soickoil« Sreiwälll««, Vripo <Io Vdius, »eiäeagai« schwarz und farbig tauch alle Lichtfarben) Mk. 1.35 per Met. bis Mk. 14.80 (in 22 versch. Oual.) versendet roben weise Porto- und zollfrei <- n»vrtle«>it (K. u. K. Hoflies.) AUrtck. Muster um gehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. Sie Halen nur Areuude, »eine Aeinde. Mülsen St. Niclas, Kreishauptmannschaft Zwickau. Mit Vergnügen bezeuge ich hiermit, daß ich selbst, sowie meine Frau seit Jahren Apotheker Richard Brandes Schweizerpillen (L Schachtel Mk. I. — in den Apotheken) mit bestem Erfolg gegen Appetit losigkeit und Verdauungsbeschwerden gebraucht habe und noch gebrauche. Karl Metzner, Schnittwaarenhändler. (Unterschrift beglaubigt). — Man achte beim Einkauf stet» auf da» weiße Kreuz in rothem Grunde.