Volltext Seite (XML)
Amts- und AnzeiMatt für den MM: Lyirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionspreiS: die kleinsp. S-» >0« und dessen Wmgevung. Abonnement vicrtelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Jahr«»««. — 1L8. Dienst«,, den k. Oltodcr 18»L KonknrKverfahren. Ueber das Vermögen des Stickcreifabrikanten und Schneidemühlenbesitzers 8«tS«I in Schönheide wird heute am 24. September 1891, Nach mittags 4 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt 9 and rock in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 10. November 1891 bei dem Gerichte anzumclden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 12. Hctoöer 1891, Nachmittags 3 Mr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 19. November 1891, Nachmittags 3 Mr vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nicht« an den Gc- meinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie au« der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 8. October 1891 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. - Kautzsch. Hagesgeschichle. — Deutschland. Die „Nordd. Allg. Ztg." bespricht in einem Leitartikel die Errichtung von G e - treidemagazine n und führt u. A. Folgendes aus: Unsere Gesetzgebung hat sich bisher vergeblich bemüht, auch nur die schlimmsten Auswüchse des Geschäfts lebens und der Börse zu beseitigen und die fleißige Arbeit de« Landes sowie den Verbrauch der Bevöl kerung gegen gewissenlose und betrügerische Ausbeu tung sicher zu stellen. Was die Jurisprudenz nie vermocht hat, haben gut verwaltete Staaten und weise Fürsten schon vor Jahrhunderten auf dem Verwal tungswege wenigstens für Getreide fertig gebracht. Ja, sogar halbwilde Völker haben schon lange den einfachsten Weg, Thcuerung und Hungersnoth fern zu halten, durch große Aufspeicherungen beschritten. Wir sind gcnöthigt, auf jene einfachen Hülfsmittel zurückzugreifen, nachdem uns der Wandel der Zeiten gezeigt hat, daß wir uns nicht unter allen Umstän den auf die mächtige Entfaltung der Verkehrsmittel allein verlassen dürfen, um die Ernährung unseres Volkes und Heere« jeder Zeit sicher zu stellen. Wir dürfen nicht ferner von der Hand in den Mund leben, wir müssen unseren Volkshaushalt auch in dieser Hin sicht mehr mit der Sorgfalt eines guten Hausvaters einrichten. Dann hätte jede Regierung außerdem die beste Gelegenheit, demjenigen ihrer Landestheile, wo Getreideüberschuß gebaut wird, und die Landwirth- schaft keine günstige Absatzgelegenheit hat — in Preußen z. B. also den nothleidenden Ostprovinzen — durch rechtzeitige und regelmäßige Getreidekäufe auf natür lichem Wege das direkt und sicher zu verschaffen, was sie nöthig haben und was man ihnen durch das min destens gefährliche und unsichere Experiment der Auf hebung des Identitätsnachweises künstlich glaubt zu wenden zu können, nämlich: Sichern Absatz zu aus kömmlichen Preisen. — Der laute Festesjubel, welchen der Besuch des Kaisers Franz Josef in Böhmen bei Deutschen wie Czechen erweckt, hat eine Trübung durch den Versuch eine« Bomben-Attentats erfahren, das, wie e« scheint, gegen das ehrwürdige Haupt de« österreichischen Monarchen gerichtet war. Jndeß darf man diesem Versuche, welcher glücklicherweise mißglückt ist, zunächst nicht eine zu große Bedeutung beimessen; denn nach den bisher vorliegenden Nachrichten war das Attentat in so ungeschickter Weise in Szene ge setzt worden, daß man e« auch blo« für einen Buben streich ansehen könnte. Stellt jedoch die Untersuchung einen ernsten Anschlag fest, so dürste in Oesterreich die Erwägung Platz greifen, ob die bestehende Gesetz gebung auSreicht, eine Richtung zu bekämpfen, welche nicht mit Sprengen von Rosenwasser, sondern mit Dynamitbomben die bestehende staatliche und gesell schaftliche Ordnung zu vernichten bemüht ist. In Deutschland hatte man e- vor einem Jahre wieder aufgegeben, den gemeingefährlichen Agitationen der Sozialdemokratie durch ein Ausnahmegesetz die Spitze abzubrechen, dessen Erlaß vor 13 Jahren durch frevel hafte Attentate gegen unseren greisen Heldenkaiser eine unerläßliche Nothwendigkeit geworden war. Un sere Regierung glaubte auf das Sozialistengesetz wie der verzichten zu können in der Hoffnung, daß eine ernstliche Störung und Gefährdung der äußeren Ord nung von Seiten der deutschen Sozialdemokraten nicht mehr zu erwarten sei und daß der Fortfall der ZwangS und Gewalt-Maßregeln nicht ohne heilsame Wirkungen bleiben werde. Die kurze Zeit von 12 Monaten seit dem Außerkrafttreten des Sozialistengesetzes berechtigt nicht dazu, die Frage endgiltig zu beantworten, ob der Verzicht auf dasselbe angebracht gewesen ist. — Oesterreich. Ueber das bereits erwähnte Attentat auf den Kaiser Franz Josef während seiner Besuchsreise in Böhmen wird geschrieben: Ein Bubenstück ist in der Nacht zum Donnerstag auf der Strecke, welche der Kaiserliche Hofzug am Don nerstag zu passiren hatte, verübt worden. Bei der Bahnübersetzung in Rosenthal bei Reichenberg wurden nämlich an den beiderseitigen Widerlagern durch Sprengschüsse Oeffnungen von einem Meier Breite und einem halben Meter Tiefe ausgesprengt. Seitens der Bahnorgane wurde dies sofort bemerkt und die Beschädigung alsbald ausgebessert. Der Wiener .Neuen Freien Presse" zufolge handele es sich dabei um einen Streich, welcher nichts mit der Politik zu thun hatte. Die Oeffnungen seien durch eine Ex plosion zweier kleiner Bomben herbeigeführt, und die Detonation derselben in der Umgebung gehört worden, wodurch der Stationsvorstand aufmerksam gemacht, eine sofortige Ausbesserung der Beschädigung ver anlaßte. Der Ort Rosenthal gehört zu den Fabrik orten, welche Reichenberg rings umgeben und ist die erste Station vor Reichenberg. Etwa 100 Schritte vor dem Stationsgebäude ist ein Dammdurchlaß; unter der Brücke desselben befinden sich kleine Wasscr- ableitungSschläuche, in deren einen die erwähnten beiden Bomben gelegt wurden. — Kaiser Franz Josef ist von seiner Reise nach Wien zurückgekehrt und dort besonders feierlich em pfangen worden. Sein Empfang war eine Kund gebung aller Klassen der Wiener Bevölkerung; es galt der Freude Ausdruck zu geben, daß bei dem Eisenbahn-Attentat in Reichenberg der Kaiser nicht gefährdet wurde. Da jene Dynamitsprengung unter dem Bahnkörper zehn Stunden vor der Fahrt de« Kaisers nach Reichenberg erfolgte, so neigt man der Ansicht zu, daß nicht Anarchisten die Thäter gewesen, sondern daß fanatisirte Leute die Kaiserreise nach dem deutschen Mittelpunkt Böhmens verhindern wollten. Dock fehlt von den Thätern einstweilen noch jede Spur. — Rußland. In St. Petersburg eingetrofscne Privatbriefe geben herzzerreißende Schilderungen der Hungersnoth in den Gouvernements Kasan, Sa mara und Nijni. Im Gouvernement Samara starben so viele Leute, daß viele ohne religiöse Form begraben wurden. Die Gerichte haben Aburkheilungen der Plünderung der Scheunen aufgehoben. Bei Dukoc lagern Tausende von Bauern im Felde. Sie hatten ihre Dörfer verlassen in der Hoffnung, anderwärts Arbeit zu finden. 2b Millionen werden voraussicht lich in diesem Jahre im europäischen Rußland keine Steuern zahlen können. Dadurch würde im dies jährigen Budget ein Defizit von 100,000,000 Rubeln entstehen. — Italien. Junge Leute, Pilger au« Frank reich, die entweder nur von sich reden machen oder wirklich in ihrer Weise der Sache de« Papstthums nutzen zu können meinten, erregten am Freitag vor dem Grabmale Viktor Emanuel« im Pantheon zu Rom durch ihr Benehmen öffentliche« Aergerniß. Drei der Pilger wurden verhaftet; andere junge Leute, die sich im Patriotismus gleichfalls nicht genug thun konnten, organisirten eine Gegendemonstration, durch zogen die Straßen mit den Rufen: „Hoch Italien! Es lebe der König!" Der Sturm im Glase Wasser tobte bald aus. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, b. Octbr. Gestern Nachm. fand im Saale de« Henvel'schen Gasthofes in Schönheider- hammer eine Versammlung statt, in welcher ein Ver treter der deutsch-socialen Partei, Hr. 1>i. Paul Förster aus Friedenau bei Berlin, vor einem zahl reich erschienenen Publikum über das Thema: „Der Kampf ums Recht" sprach. Die Versammlung selbst wurde durch Hrn. Or. Sigcmund aus Auerbach mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Albert eröffnet, worin die Anwesenden begeistert einstimmten. In dem Mündigen Vorträge, welcher durch eine Pause von einer halben Stunde unterbrochen wurde, berührte der Redner Hr. Or. Förster das Gebiet der Stellungnahme gegen die schädlichen Einflüsse des Juventhums, welche den wirthschafklichen Niedergang der christlichen Bevölkerung im Gefolge haben. Es habe sich eine große Unzufriedenheit der Massen des Volkes bemächtigt, da durch das ungenügende Wucher gesetz und die schrankenlose Gewerbefrciheit der Aus beutung des arbeitenden Theile« der Bevölkerung, besonders des Mittelstandes, Thor und Thür ge öffnet sei. Die große Anhäufung des ReichthumS bei den Juden habe es ermöglicht, daß sie auch in die einflußreichsten Stellungen des Staates gelangt seien, was den Gesammtinteressen zuwiderlaufe. Zweck der deutsch-socialen Partei sei daher, diesem unheil vollen Einfluß entgegen zu treten und jedem Deutschen zu seinem guten Rechte zu verhelfen, indem auf die Gesetzgebung, soweit sie mangelhaft sei, behufs Ver besserung derselben einzuwirken gestrebt werden müsse. Die Ausführungen des Sprechers, welche durch viel fache recht drastische Beispiele bezüglich der Anmaßung einzelner Geldfürsten rc. illustrirt wurden, fanden in der Hauptsache die allseitige Zustimmung der an wesenden Zuhörer, nur war die Sprache des Hrn. Or. Förster zuweilen etwas scharf und seine Kritik in manchen Fällen eine zu herbe. Mit der Absingung des Liedes „Deutschland, Deutschland über Alle«" schloß die Versammlung, deren zahlreiche Theilnehmer derselben vollzählig bis zu Ende beiwohnten. — Eibenstock, 5. Octbr. Am letzten Sonnabend gelangte vor der II. Strafkammer des Landgerichts Zwickau der Ilebcrfall zur Verhandlung, der am Abend des 23. August d. IS. von mehreren Einwoh nern von Wildenthal auf der Straße von dort »ach Eibenstock an einem hiesigen königl. Beamten und seinem Sohne verübt worden war und über welchen wir in Nr. 101 unseres Blattes berichtet hatten. Die Angeklagten wurden fast sämmtlich für schuldig befunden uno zu nachstehenden Gefängniß- strafcn verurthcilt: Fuhrknecht Höhlig zu 1 Jahr 7 Monaten. Arbeiter Wolf zu 1 Jahr 6 Monaten. Die Gebrüder Otto und Max Pilz und Eisengießer Krauß zu je 8 Monaten Gefängniß. Förster wurde freigesprochen. Die öwöchentlichc Untersuchungshaft kommt von der Strafe nicht in Abrechnung. — Eibenstock. Die Waaren-AuSfuhr aus dem Consulatsbezirk Annaberg nach den Vereinigten Staaten von Amerika im dritten Vierteljahr 1891 weist in ihrem Wcrthc gegen dieselbe Zeit des vorigen Jahres ein Mehr von 1,336,117 Mk. 20 Pf. auf.