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Amts- Md Anzeigeblatt für den Erscheint i e Abonnement USLS-- Ltzirk des Amtsgerichts Libentlock W-SZ sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Ze le 10 Pf und dessen Amaebuna. Postanstatten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. I-tzr«»»,. — LIV. Sonnabend, den 3. Oktober 18S1. Oefsentlichc Sitzmig des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Mittwoch, den 7. Hctoöer 1891, Nachmittags^ Uhr im Berhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshaupt mannschaftlichen Dienstgebaudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 29. September 1891. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. Kr. Das Königliche Ministerium der Justiz hat auf die Zeit vom 1. October 1891 bis Ende September 1894 für den Bezirk Schönheide, Schönheider- hammer und Reuheide Herrn Kaufmann Vietor Oschatz in Schönheide als Friedensrichter und für die übrigen Ortschaften des unterzeichneten Amts gerichts die seitherigen Herren Friedensrichter als solche wieder ernannt. Eidenstock, den 2. October 1891. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Gruhle, G.-S. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen de« Fabrikanten Ileni»»»» Httlmel, alleinigen Inhabers der Firma in Eibenstock ist zur Prüfung einer nachträglich angcmclbetcn Forderung Termin auf den 15. Hcloöer 1891, Mormittags 19 Mr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Eibenstock, den 30. September 1891. Der Gcrichtsichrcibcr des Königlichen Amtsgerichts. Gruhle. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Sattlermcistcrs Ii«rl I.oul8 Ikmtt in Eibenstock ist zur Prüfung einer nachträglich an gemeldeten Forderung Termin auf den 9. Httoöer 1891, Mrmittags 19 Mr ¬ oer dem Königlichen Amtsgerichte hicrselbst anberauntt. Eibenstock, den 30. September 1891. Der Gerichtsschreibcr dcs Königlichen Amtsgerichts. Gruhle. Hagesgeschichle. — Deutschland. Mendelssohn, Warschauer u. Kompagnie haben sich dazu entschlossen, auf die Auf legung der neuen russischen Anleihe in Berlin Verzicht zu leisten. Aber dieser Entschluß ist nicht etwa unter dem Druck der öffentlichen Meinung er folgt, welche in seltener und deshalb um so erfreu licherer Uebcreinstimmung aus politischen, nationalen und wirthschaftlichen Gründen von jeder Bctheiligung dcs deutschen Kapital« an russischen Anleihen abrieth und es für einen Mangel an Patriotismus und und Nationalbewußtsein und eine große Thorheit er klärte, wenn das deutsche Publikum von Neuem eine Menge russischer Anlcihepapiere übernehme und damit den ausgesprochenen Gegnern unserer Machtstellung die Kassen füllen wollte. Die genannten Berliner Bankhäuser haben vielmehr aus rein geschäftlichen Gründen in der Betheiligung an der Emission ein Haar gefunden, nachdem da« gutmllthige deutsche Publikum von fast allen Seiten auf das Nachdrück lichste gewarnt worden, von der russischen Anleihe die Hand zu lassen und damit die Aussicht gegeben war, daß die Einladung zu Zeichnungen in Deutschland ohne jeden Erfolg bleiben würde. Es war also an dem Geschäft nichts zu verdienen; darum zogen jene internationalen Berliner Bankiers die Zusage, welche sie ursprünglich der russischen Finanzleitung gegeben haben sollen, wieder zurück. Vielleicht war aber die Subskription in Berlin überhaupt noch nicht endgiltig beschlossen gewesen; die Berliner Finanzwelt hat vielleicht nur in vorsichtiger Weise einen Fühler aus strecken wollen, um sich über die Aufnahme ihrer eventuellen Betheiligung bei der russischen Anleihe Gewißheit zu verschaffen. — Eine Berliner Zuschrift der »Pol. Korr." be spricht die beabsichtigte Auflage der Russischen Anleihe in Berlin und bemerkt hierzu, daß in einem andern Lande unter den bestehenden Verhält nissen kaum derartiges sich ereignen könnte. Im Uebrigen stehe diese Episode in keinem Zusammen hänge mit den gegenwärtigen politischen Verhältnissen und könne auf diese auch keine Rückwirkung üben. Die Zuschrift hebt schließlich hervor, daß es immerhin auffällig erscheinen müsse, daß der französische Geld markt bei einer Operation von verhälinißmäßig so geringem Umfange nicht geneigt erscheine, auf die Heranziehung de« englischen, holländischen und deutschen Kapitals zu verzichten. Auch in einem Petersburger Telegramm der „Köln. Ztg." wird jetzt konstatirt, die plötzliche Betheiligung der deutschen Finanzwelt an der neuesten russischen Anleihe habe nicht allein das Erstaunen, sondern auch den entschiedensten Spott der Russen hervorgerufen. Es heißt sodann weiter, seitens der Russen werde die Betheiligung vom deutschen Standpunkte aus geradezu als unbegreiflich erklärt und die deutsche Inkonsequenz arg verhöhnt. Ganz besonders belächele man die angebliche Er- laubniß des auswärtigen Amtes. Da in allen Pri vatkreisen unendlich viel über die Angelegenheit ge sprochen werde, die russischen Blätter sich dagegen recht zurückhaltend gezeigt hätten, so scheine cs, daß letzteren von oben die üblichen Winke erkheilt worden seien. — Aus guter Quelle wird neuerdings bestätigt, daß demnächst Veränderungen in den Armee kommandos statlflnken werven. In allernächster Zeit schon würde der Wechsel im Kommando des Gardekorps eintreten. General Meerscheidt v. Hül- lessem soll sein Abschiedsgesuch erneuert und bereits Vorkehrungen für seinen Rücktritt ins Privatleben getroffen haben. Die Uebernahme des Kommandos durch den Grafen von Waldersee sei höchst wahr scheinlich. — Der Umstand, daß gegenwärtig in Deutschland wenig von Streiks zu hören ist, überhaupt eine ver- hältnißmäßige Ruhe unter den Arbeitern herrscht, wird jetzt nicht selten, unter Hinweis auf die im Lager der Sozialdemokraten stattfindenden Zänkereien, als ein Beweis für den 'Niedergang der Arbeiterbe wegung und für das Schwinden der Gefahren be trachtet, welche für die gegenwärtige Gesellschaft und für das Wirtschaftsleben der Nation aus den Or ganisationen der Arbeiter und den von diesen verfolgten Zielen bervorgehen. Solche Schlußfolgerung ist trügerisch; denn die Arbeiter werden jetzt nur durch den ihnen sehr wohlbekannten Niedergang der wirth- schaftlichen Verhältnisse in Ruhe gehalten, sie erkennen, daß jetzt die Jnszenirung von Streiks unsinnig wäre. Dagegen arbeiten sie, wie jedem aufmerksamen Beo bachter dieser Zustände bekannt ist, rastlos an der Ausbreitung und Vervollständigung ihrer Organisa tionen, von denen sie sicher bei einer wieder auf steigenden Bewegung zum Schaden derselben den ausgiebigsten Gebrauch machen werden. ES wird in Deutschland so gehen wie jetzt in England. Kaum hat das Schifffahrtsgewerbe dort in Folge der Massen transporte von Getreide aus den Vereinigten Staaten nach tiefem Niedergange einen geringen Aufschwung genommen, kaum haben die Frachten wieder etwas angezogen, so treten auch schon die betreffenden Ar beiter wieder mit unerhörten Forderungen auf, die sie auf dem Wege der Streiks durchzubringen suchen. — Die „Köln. VolkSztg." schreibt: Professor Wind scheid. Als die Meldung kam, der Leipziger Rechtsgelehrte sei wegen der Ausstellung dcs heiligen Rockes protestantisch geworden, hatten wir unter Vor behalt daraus hingewiesen, W. sei ja .Altkatholik". Dies wird von der .Schles. VolkSztg." bestätigt. Windscheid habe sich bereits seit 1870 zur .altkatho lischen" Gemeinschaft bekannt. Hierzu werde von einem geistlichen Herrn, welcher 1851 bis 1866 Seel sorger der katholischen Gemeinde in Greifswald war ergänzend mitgcthcilt, „daß Windscheid schon vor l87O thatsäcblich aufgehört hatte, der katholischen Kirche anzugehören, insofern er während seiner mehrjährigen Stellung an der Universität Greifswald niemals die katholische Kirche besucht, also auch niemals die heiligen Sakramente empfangen hat." — Münster. Der „Wettf. Mercur" schreibt unterm 28. September: „Aus Trier erhielt gestern einer unserer Mitbürger einen Brief, in dem es heißt: Wieder ist ein Fall wunderbarer Heilung durch Berührung des hl. Rockes zu verzeichnen. Die ge heilte Person war in unserem Hause. Ich möchte Ihnen gern Ausführlichere« darüber mitthcilen, aber unser Herr Bischof wünscht, daß vorläufig nicht« über solche Fälle berichtet wird, bis die Thatsachen unzweifelhaft festgestellt sind." — Eine Nachricht von besonderem Interesse kommt soeben aus Frankreich: Boulanger ist tobt, der „brave General" hat selbst die Waffe gegen sich gekehrt und sich erschossen. Am Grabe seiner Ge liebten that er den gewaltsamen Schritt, der ihn fori- riß aus dem Dasein, da« für ihn nur noch ein Sam melplatz parfümirter Erinnerungen gewesen war. Verdorben, gestorben war sein Wähnen und Hoffen, verdorben, gestorben die Frau, die an ihn glaubte und ihm mit der blinden Zärtlichkeit opfermuthiger Liebe angchangen hatte, bi« ein schlimmes Siechthnm sie auS seinen Armen riß. — Es ist ein weichherziger Brauch, wenn die finstere Majestät des Todes den Sterblichen an sich reißt, nur mit Hellem Licht die Züge des Entschlafenen zu verklären. Aber die Politik verneint alle sentimentalen Schwächen und wer in ihrem Dienste gestanden hat, der wird gerichtet ohne Leidenschaft und ohne Liebe. Der Tobte, der auf dem Friedhöfe zu JxelleS bei Brüssel nach einer stürmenden nervösen Lebensjagd Rast gesucht hat, war keiner jener bohen Geister, die ihre Spuren eigen willig in die Tafeln der Geschichte hauen, er lebte in einer Welt der Mittelmäßigkeiten. Die Szene, an der sein Ehrgeiz emporzukommen suchte, hatte nur unbedeutende Darsteller aufzuweisen, und so spielte er Rollen im ersten Fach, wie die Komödianten sagen, nicht weil er der Beste, sondern weil kein Guter vor handen war. Es hat eine Zeit gegeben, da er im Vordergründe der Weltbühne stand und mit Possen und theatralischen Faxen glauben machte, es sei mehr als eine Welt der Schminke und der pappenen Cou- lissen, die er um sich hatte. Er hatte das Glück, seinen Namen als den gemeinsamen Ausdruck aller Feindschaften gegen da« zeitige Regime unter die Leute zu bringen. Und der Sturmwind der Pölxl- leidenschast, der in Frankreich noch einen Grad schneller wirbel? als anderswo, trug ihn empor. Nicht weil man ihn liebte, sondern weil man die Ander» haßte. Aber da er zögerte und schwankte, ging der Moment