Volltext Seite (XML)
»Lvarnt! Am 14. April entriß uns der Tod unerwartet unsere teuere AmtSgcnossin Fräulein Irin»»»» Während eine« Zeitraumes von 16 Jahren war sie an unsrer Anstalt als Lehrerin für weibliche Handarbeiten thätig. Ihr Wirken war ge gründet in Treue nnd Hingabe an ihren Beruf und umrahmt von Liebe zu ihren Schülerinnen, wie von kollegialer Gesinnung gegen uns, ihre AmtSgenossen. Schmerzlich bewegt über ihren Heimgang ruren wir der lieben Lerklärten ein in ihre küble Gruft hinab. Ihr Andenken aber wird immerdar bei uns in hohen Ehren stehen. Eibenstock, den 17 April 1892 Das Lehrerkollegium der Bürgerschule. Hagesgeschichle. — Deutschland. Zu der bereits erwähnten Nachricht von dem Projekt einer Zaren reise nach Berlin bemerkt die .Post": Nach den von uns eingezogenen Erkundigungen ist diese Nachricht nicht so ohne jeden Anhalt, wie die bisher zirkulirenden Gerüchte von solchen Besuchen. Unseres Erachtens ist indessen das Stattfinden wie das Unterlassen eines solchen Besuchs ohne politische Bedeutung; in Berlin läßt das bekannte „Kommt er — kommt er nicht?" alle verständigen Menschen völlig kalt. — Oldenburg. Vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts hat am 16. d. die Verhandlung gegen den Pastor Müller aus Goldenstedt stattge sunden. Seit 1881 verübte Müller seine Betrüge reien, die sich auf mehr als eine Million Mark be laufen. Auch die „Heldenthal" des Geistlichen, die Befreiung seines Neffen aus Sibirien, war, wie die Verhandlungen ergaben, eine völlig freie Erfindung, die eine frühere, aus Furcht vor Entdeckung versuchte Flucht des Betrüger« maskiren sollte. Der Ange klagte war völlig geständig. Er wurde wegen 47 Urkundenfälschungen, 31 Unterschlagungen und mehre ren Betrugssällen zu 14 Jahr Zuchthaus und 10 Jahr Ehrverlust verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte 1b Jahr Zuchthaus beantragt. — Frankreich. Aus Paris kommt das erste Echo auf den Beschluß, daß in Berlin eine Welt ausstellung stattfinden solle, und zwar tischt der „Jntransigeant" sofort einige Liebenswürdigkeiten auf. Die Teutonen, sagt er, werden sich vergebens an strengen; sie können trotz des Dreibundes keine Be friedigung ihrer Eigenliebe erwarten, da Frankreich cs gewiß ablehnen wird, an dieser Ausstellung thcil- zunehmen. Indessen könnte Frankreich einwilligen, zwischen den italienischen Macaroni und den Wiener Kaisersemmeln ein eigenes Erzeugniß auszustellen, nämlich ein kleines Lebelgewehr, die Hoffnung aller Vaterlandsfreunde, die nichts vergessen haben. — England. Dräuende Wolken ziehen für die Anarchisten auch in England heraus. Der Um stand, daß einer der verurtheiltcn Walsaller „Ge nossen" sich bei seiner Verhaftung im Besitz von Chloroform befunden, hat die Polizei veranlaßt, im geheimen weitere Nachforschungen vorzunehmen, die ein überraschendes Resultat ergeben haben. Die init den Erhebungen betrauten Detektives berichten nämlich, daß in der englischen Hauptstadt ein anarchi stisches Komplott besteht, das den Zweck verfolgt, Staats männer, hochgestellte Beamte oder hervorragende Fremde zu chlorosormiren und alsdann zu entführen, ein schweres Lösegeld von ihnen zu erpressen und auf diese Weise die leeren Kassen der Umstürzler zu füllen. Die Behörden hoffen, auf Grund der bisherigen In formationen sämmtliche Verschworenen dingfest zu niachen. Locale und sächsische Nachrichten. — E i b e n st o ck, 20. April. Am zweiten Feier tag wurde der 61 Jahre alte Handarbeiter Carl Oettel von hier in der Nähe des sogen. SiechhauseS an einem Baume des Eibenstocker Staatsforstreviers erhängt aufgcfunden. Derselbe hatte fick bereits am Abend des ersten Feiertags aus seiner Wohnung ent fernt und scheint den Entschluß zu dieser That in der Aufregung gefaßt zu haben. Oettel ist Wittwer und hinterläßt fünf erwachsene Kinder. — Eibenstock, 19. April. Am 15. d. MtS. feierte die Firma Troll u. Uhlmann hierielbst ihr 2bjährige« Geschäftsjubiläum, aus welchem Anlaß die Herren Bürgermeister l)r. Körner und Stadt- verordnelenvorsteher Hertel dem Inhaber die Glück wünsche Namens der Stadtgemeinde darbrachten. — Eibenstock. Der Erzgebirgs-Zweigverein Eibenstock hielt am 14. April er. seine Hauptversamm lung ab. Dem Bericht über die Vereinsthätigkeit im vergangenen Jahre war unter Anderem zu ent nehmen, daß der Verein nach dem AuerSberge 9 Ruhe bänke hat aufstellcn lassen, womit er einem dringenden Aedürfniß Abhilfe schaffte. Der Kassenbericht ver- zeichnete gegenüber den gehabten Aufwendungen inso fern ein günstige« Resultat, al« er mit einem Kassen- beftaude adschließt. Zur AuSloosung gelangten wie derum 10 Antheilschein« der Bühlhalle, wegen deren Werthserhebung auf die Bekanntmachung de« VereinS vorstande« im Jnseratenthcile verwiesen wird. In den Vorstand wurden neu- bez. wiedergewählt al« Vorsitzender: Herr Amtsrichter Kautzsch, stellvertr. Vors.: Herr Kaufmann Gustav Schlegel, Schrift führer: Herr Gerichtsschreiber Gruhle, Kassirer: Herr Hauptzollamtsassistent Dörfel. Zu Mitgliedern des Ausschüsse«, der in der Mitgliederzahl eine Verstärkung erfahren hat, wurden gewählt die Herren: Forstmeister Uhlmann in Wildenthal, Oberförster Bretschneidcr hier, Oberförster Gehre in Carlsfeld, Kaufmann Gläß 8on. hier, Prokurist Greifenhagen in Neidhardis- thal, Buchdruckereibesitzer Haunebohn hier, Zeichner Houtmans hier, Hauptzollamts-Controlcur Keil hier, Kaufmann Richard Rau hier und Kaufmann G. E. Tittel hier. Dem Verein selbst wünschen wir ferneres Blühen und Gedeihen. — Schönheiderhammer. Das am 1. Feier tag von dem Gesangverein „Harmonia" aus Rothen kirchen im Hcnrcl'schen Gasthofe veranstaltete Concert Hatto sich eines so starken Zuspruchs zu erfreuen, daß der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Sicher hat aber auch Niemand den Besuch bereut, denn die Leistungen der Vortragenden waren, wie man das nach dem früher schon Gehörten auch nicht anders erwartet hatte, ganz vorzügliche. Zn den Glanznummern de« Concerts gehörten unstreitig in erster Linie die vorge tragenen Volkslieder. Sie wurden nicht bloß mit vollster Sicherheit und Reinheit, sondern vor allen Dingen in vollkommener Feinheit des Ausdrucks zu Gehör gebracht und fanden wahrhaft stürmischen Beifall. Es ist damit wieder einmal der Beweis geliefert worden, daß Gesangvereine die Pflege des Volksliedes als ihre Hauptaufgabe betrachten sollten. — Eine eigenartige Beobachtung konnte man dagegen bei dem Echo im „Zigeunerchor aus Preziosa" machen. Dasselbe war tete allemal fein bescheiden, bis der „Ruf" vollständig verklungen war nnd gab wohl auch noch eine kleine Pause zu. Wenn, wie eS im Concert doch wohl be absichtigt war, daS Echo natürlich nachgcahmt werden soll, so muß der Anfang desselben doch wohl ni't dem Ende des Rufes mehr oder minder zu sammenfallen. — Schön Heide, 18. April. Ein schrecklicher Vorfall hat sich hier am I. Feiertag ereignet. Ein etwa 10 Jahre alter Knabe halte zu seinen Kamera den gesagt, daß er gern wissen möchte, wie das Hängen geht, er werde es einmal probiren. Am 1. Feiertag nun, als er Vormittags einige Zeit allein zu Hause war, ging er in eine Kammer und führte den beabsichtigten Versuch aus, und zwar leider mit traurigem Erfolge. Als man ihn vermißte und nach längerem Suchen fand, war er todt und alle Wieder belebungsversuche umsonst. Da nun irgend eine Ursache zu einem wirklich beabsichtigten Selbstmord nicht bekannt ist, so läßt sich wohl mit Sicherheit annehmen, daß der Knabe ein Opfer seines Leichtsinne« geworden ist. Er hat sicher nur einen „Versuch" machen wollen, konnte sich aber, nachdem er den Kopf einmal in die Schlinge gelegt hatte, nicht mehr befreien. Ob nicht einer großen Anzahl von Kinderselbstmorden ähnliche Ursachen zu Grunde liegen?! — Dresden. In einzelnen Blättern wie „Hannov. Cour." und „Rhein. Wests. Ztg." finden wir folgende Auslassungen: „Als der König von Sachsen unlängst mit einem hervorragenden Mitglieds der deutschen Kolonialbewcgung sprach, äußerte er seine Befriedigung darüber, daß sich so viele deutsche Männer dieser Bewegung angeschlosscn hätten und opferwillig für sie eingetreten seien, ohne Rücksicht darauf, ob und wie weit ihnen dafür von Oben her Gunst oder Abgunst zu Theil werden dürfte. Liner der Hauptfehler unserer Zeit scheine ihm darin zu liegen, daß viel zu viel bei jeder Gelegenheit nach Oben gesehen und von dort eine Parole erwartet werde. „Oben" bedürfe man auch de« RatheS und sei dankbar für jedes Entgegenbringen eine» solchen. — Dresden. Das kürzlich gemeldete Projekt der Dresdner Liedertafel, in Hamburg zu con- certiren und dem Fürsten Bismarck in FriedrichS- ruh eine Serenade zu bringen, ist nun zum Be schlüsse erhoben worden. Die Ovationen in Fried- richsruh werden in der Zeit vom 21. bi« 25. Mai, wahrscheinlich Sonnabend, den 21. Mai, stattfinden und soll zu dieser Serenade noch eine« der ersten Musikkorp« von Hamburg hinzugezogen werden. Im Anschluß an diese Serenade wird die Liedertafel dann ein Concert in Hamburg veranstalten. Für den 26. Mai ist übrigen« eine Ovation für den Altreichskanzler von mehreren Hunderten von Radfahrern geplant. — Vor der Strafkammer in Leipzig wird, nach der „Voss Ztg.", am 20. d. M. der Schlußakt cineS SpektakelstückeS sich abspielen, auf welches die dortigen Blätter schon seit einiger Zeit vorbereitet haben. Die Anklage richtet sich gegen zehn, durchweg den sogenannten „besseren" Gesellschaftskreisen angehörende Männer, verhcirathete und unverheirathete. Was sie gcthan haben, läßt sich im einzelnen nicht erzählen, denn die Verhandlung wird bei verschlossenen Thüreu geführt werden. Es handelt sich um einen ange sehenen Ruderklub, zu welchem »och nicht 20jährige junge Leute gehören. Der Klub veranstaltete ein Fest, welches aus einer wüsten Orgie bestand und durch lebende Bilder „verschönt" wurde. Wie scham los diese waren, ergiebt sich daraus, raß der Wirth des Etablissements, in welchem das „Fest" stattfanr, dem Klub sein Haus für immer verschloß, da er geradezu entsetzt war, als er sah, was die Herren und „Damen" bei verschlossenen Thüren trieben. Die Sache kam zur Kenntniß der Behörde, und das „Festkomitee" de« Ruderklubs, zu welchem verschiedene Fabrikanten- und Kommerzienraihssöhne gehören, soll jetzt in Leipzig vor der Strafkammer zur Verant wortung gezogen werden. — In dem großen Oberlausitzer Weberdorfe Ebersbach ist man angelegentlich bemüht, die Ehre der Spreequelle zu retten. Da mit dieser Quelle sich bald ein etwas längerer Wasserlauf vereinigt, hatten die Anwohner dieses letzteren, Bewohner von Gersdorf, ihn als die eigentliche Spree angesehen; man hatte dessen Quelle eingefaßt und mit allen Ehren umgeben, die dem Ursprünge des Flusses der Reichshauptstadt gebühren. Dies schmerzte die An wohner der echten Spree; sie hatten sich einmal an Moltke gewandt, und dieser hatte bestätigt, daß auf den Karten von jeher nicht der Gersdorfer, sondern der Ebersbacher Wasserlauf al« Spree bezeichnet worden sei. Auch spricht der Umstand, daß der in der Nähe der Quelle gelegene OrtStheil von Ebers bach von altcrsher Spreedorf heißt, für die Ebers bacher Ansprüche, ferner die Thatsache, daß der alte Fritz, als er während des siebenjährigen Krieges in die Gegend kam, 50 Thaler dazu hergab, um über dem Ursprünge des Ebersbacher Wassers einen kleinen Bau zu errichten, dessen Grundmauer noch vorhanden ist. Jetzt haben sich GebirgSvercine zur Aufgabe ge macht, ausreichende Mittel zu beschaffen, um der echten Spreequelle eine würdige Umgebung zu schaffen. Sie liegt dicht an der böhmischen Grenze auf säch sischem Boden, ganz nahe dem böhmischen Grenzorte PhilippSdorf, der als Wallfahrt«- und Gnadenort in neuester Zeit eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. — Nach einer Mittheilung der Schweizerischen Postverwaltung werden gemäß eines Beschlusses des schweizerischen BundeSrathes die vom Auslande in die Schweiz eingehenden Postsendungen, welche das Gewicht von 500 nicht über schreiten, fortan zollfrei eingelassen werden. Es bedarf daher bei Packetscndungen nach der Schweiz bis zum Gewicht von 500 g, sofern der Inhalt nicht aus Werthpapieren besteht, der Beifüg ung nur einer Zoll-JnhaltSerklärung, welche für die Zwecke der Deutschen Waarenstatistik be stimmt ist. (Eingesandt.) Wie aus dem Jnseratentheile diese- Blatte- her vorgebt, wird im Auftrag der deutschen Colonial- Gesellschaft der Lieutenant Maerker heute in Schön heide und morgen am hiesigen Ort Vorträge über „den Araberaufstand in Ostafrika und seine Unter drückung durch die Wißmann-Truppe", sowie über „Südwestafrika" halten. — Wir wollen nicht unter lassen, darauf aufmerksam zu machen, daß der Vor tragende al« guter Redner bekannt ist und au- der Fülle seiner eigenen Anschauungen und Erinnerungen viel Interessante« und Lehrreiche« mittheilen wird. — Lieutenant M. war vom Herbst 1888 di« August 1889 als Beamter der deutschen Pflanzergesellschaft und später als Führer einer Sudanesen-Compagnie und Vertreter Wißmann - in Ostafrika. Infolge Erkrank ung am Fieber wurde er im August 1889 nach der Heimath befördert; aber schon im Dezember befiel den Jahre- brachte er im Auftrag der Regierung 40