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Assistenz von sechs Pclizeiagenten verhaftet. Ravachol trug bei der Verhaftung zwei Revolver. Die Agenten warfen sich jedoch aut ihn und banden ihn, bevor er schießen konnte. Ravachol rief: „E« lebe die Anarchie!" — In diesen Tagen fanden in allen franzö sischen Garnisonen Alarmirungen der Truppen verbunden mit Probemobilmachnngen statt. In Pari« sind außerdem sämmtliche Truppenkörper auf der Eisenbahn verladen worden. Dieses Experiment hat ergeben, daß die vorhandenen Einrichtungen zur schleunigen Anlage von Militär-Einlade-Stationen nicht genügen; die Eisenbahnen werden angewiesen werden, mehr Rampen u. s. w. zu beschaffen. Die Probemobilmachungen sollen durchweg gute Ergeb nisse geliefert haben. Die Besatzung von Belfort z. B. stand zwei Stunden nach dem als Signal abgefeuerten Kanonenschuß zum Abmarsch bereit. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, I. April. Für gestern Abend hatte der .Reichstreue Verein" im Eberwein'schen Saale Hierselbst einen öffentlichen Vortrag veran staltet, bei weichem Herr Superintendent Meyer auS Zwickau über „die Ziele keS evangelischen Bundes" sprach. Der Herr Redner entwickelte dabei die Stell ung, welche die katholische Kirche von jeher dem Protestantismus gegenüber eingenommen habe und welche darauf hinauslaufe, das evangelische Deutsch land zu erdrücken. Um diesem Unternehmen Roms, das gleichbedeutend sei mit dem Niedergang deutscher Cultur und Geistesfreiheit, wirksam cntgegentretcn zu können, hat sich eine große Anzahl deutscher Männer zusammengefunden und vielerorts Vereinig ungen unter dem Namen .Evangelischer Bund" ge gründet, wovon Sachsen schon eine größere Anzahl aufzuweisen hat. Nach dem mit großem Interesse aufgenommenen Vortrage, in welchem der Herr Redner den Reformator Di. Marlin Luther und den Altreichskanzler Fürsten v. Bismarck als die bedeu tendsten deutschen Männer hervorhob, ging man zu einer solennen Vorfeier des Geburtstages des Letzt genannten, der heute sein 77. Lebensjahr vollendet, über. Neben einem begeisterten Hoch auf den mäch tigsten Förderer der deutschen Einbeit und der Ab sendung eines Glückwunschtelegramms an denselben gelangten noch verschiedene Gesänge zum Vortrage, von welchen wir das Bismarcklied, welches vielen unserer Leser noch unbekannt sein dürfte, nachstehend im Texte folgen lassen: Einem Ritter ohne Gleichen Klinget rings in deutschen Reichen Hell des Liedes Jubelschall. Deutschlands stärkstem, besten Sohne, Der die Wacht am Kaiserthrone Hielt als treu'ster Rcichsvasall. Freund der That, Feind von Geflunker, Jeder Zoll ein preußischer Junker, Zäh und fest wie Eichenholz. Tief im Herzen Gottvertrauen. Menschensurcht macht nie ihm Grauen, Deutsche Treue ist sein Stolz König Wilhelms Zollernauge Späht, wer ihm als Helfer tauge. Hat erkannt des Mannes Werth, Und in schwerer Zeit berusen Ward er zu des Thrones Stufen Mit zu schärfen Deutschlands Schwert. So lang in der Welthistorie In der Kaiserkrone Glorie Deutschland strahlt in Glück und Macht, Wird in gleichem Ruhmesrahmen Mit des ersten Kaisers Namen Auch des Kanzlers treu gedacht. Trotz dem Parlamentsgejammer Schwang er seinen mächtigen Hammer, Deutschlands starker Waffenschmied. Ob die gernegroßen Kleine» Zerrten ihn an seinen Beinen, Wuchtig ging er seinen Schritt. Wem ist dieses Lied erklungen? Allen Alten, allen Jungen Von germanischem Geblüt, Daß mit Hellem Klang sie Preisen Jenen Mann von Stahl und Eisen, Golt in Gnaden ihn behüt! — Dresden. Se. Majestät der König wird nächsten Dienstag, den 5. April, Abends 10 Uhr 2b Minuten ab Böhmischem Bahnhof in Begleitung AllerhöchstseineS Flügeladjutanten Major v. Haugk nach Mentone reisen, um daselbst neben Ihrer Maje stät der Königin einen mehrwöchigen Aufenthalt zu nehmen. Die Ankunft in Mentone erfolgt Donners tag, den 7. April, Nachmittag« 3 Uhr 6 Minuten. Die Rückkehr Ihrer König!. Majestäten nach Dresden ist für Anfang Mai in Aussicht genommen. — Dresden. Der I. April bildet für das sächsische Armee-Corps einen bedeutungsvollen Gedenktag, beendigt dasselbe doch mit diesem Tage die ersten 25 Jahre seiner Zugehörigkeit zum großen deutschen Bundesheere. Mit Stolz und Freude kann das sächsische Volk auf die ruhmvolle Vergangenheit seiner Regimenter zurückblicken. Als die sächsischen Truppen im Spätherbste de« Jahre« 1866 schweren Herzen-, wenn auch unangetastet in ihrer Waffenehre, au« einem unglücklichen Feldzüge zurückkehrten, hätte man kaum geglaubt, daß denselben in kürzester Zett «ine so ruhmreiche Zukunft beschieden sei, wk ihnen eine solche bereit- da- Jahr l87O brachte. Mit prophetischem Blicke hatten der Führer de« sächsischen Corp«, Se. Majestät der jetzige König Albert, wie sein königlicher Vater die Aufgabe voll erfaßt, die Sachsen und sein Heer in Zukunft zu lösen habe: im offenen und ehrlichen Anschluß an Preußen, die aufstrebende Vormacht Deutschland», seine Zukunft zu sichern. Unterstützt von dem glückliche» Organi sationstalent des Kriegsminister« von Fabrice gelang es der zielbewußten Leitung de« damaligen Kronprinzen von Sachsen, den Anschluß de» völlig neuorganisirtcn Armeekorps an da« norddeutsche Bundesheer in un glaublich kurzer Zeit durchzuführen, sodaß der Krieg 1870 im sächsischen Armeekorps in den Elitetruppen der preußischen Armee, an deren Seite dasselbe zu kämpfen hatte, glcichwerthigcs Glied fand. Innerhalb weniger Monate war die Umformung des sächsischen CorpS erfolgt. Au« 20 Infanterie-Bataillonen, 20 Eskadron« u. 12 Feldbatterieen wurden 9 Infanterie- Regimenter zu je 3 Bataillonen, 2 Jägerbataillone, 6 Kavallerie-Regimenter zu je 5 Eskadron«, 1 Feld artillerie-Regiment zu 14 Fuß- und 2 reitenden Bat terien, 1 Festungsartillerie-Abtheilung zu 2 Com pagnien nebst den zu einem Corps-Verband gehörigen höheren Stäben, technischen Truppen und Hilfsfor mationen gebildet, mit allem Bedarf ausgerüstet und binnen Jahresfrist mit der Neubewaffnung und Neu- reglcmentirung auf da« Innigste vertraut gemacht und zwar so vertraut gemacht, daß im Herbst deS Jahres 1868 der Bundesfeldherr, Se. Majestät König Wil helm, der mustergiltigcn Frieden«- und Gefechtsaus bildung de« sächsischen CorpS gelegentlich seiner An wesenheit bei den Herbstübungen der 1. Infanterie- Division bei Dresden rückhaltlos seine Anerkennung zollen konnte. Was diese junge Armee kaum 2 Jahre später unter der ruhmreichen Führung der beiden erlauchten Söhne ihres Kriegsherrn im deutsch-fran zösischen Kriege geleistet, gehört der Geschichte an. Doch war nach diesem ruhmreichen Feldzüge e« der sieggekrönten Armee nicht beschieden, auf ihren Lor beeren auszuruhcn, ließen doch die politischen Ver hältnisse einen dauernden Frieden nicht erwarten. Es galt die in dem Feldzuge gemachten Erfahrungen nutzbringend zu verwerthcn, ein Streben, welche« in fortgesetzten Vermehrungen der Armee aus den be stehenden Verbänden heraus, ohne deren feste» Gefüge dadurch zu lockern, in mehrfachen durch die Fortschritte der Technik bedingten Neubcwaffnungen und dadurch wieder veranlaßten Ncureglementirung seinen Ausdruck fand. So ist denn in den vergangenen 25 Jahren aus der kleinen sächsischen Armee ein Heerestheil ge worden, der an Größe den damals organisirten Corps- Verband mächtig überragt. Drei neuere Infanterie- Regimenter nebst einem Jägerbakaillon, in Summa 10 Bataillone, 11 Feldbatterieen, 1 Fußartillerie bataillon, 1 Pionier-, 1 Eisenbahn- und 2 Train kompagnien sind im Laufe dieser 25 Jahre beim sächsischen Armeekorps neu aufgestellt worden, ohne den einheitlichen Guß des Ganzen zu beeinträchtigen, denn an der Ausbildung und Tüchtigkeit gleicht die jüngste Truppe den alten Stämmen, an deren Namen und Fahnen die Erinnerung an die Heldenthaten unserer Väter haften. Sachsen« Armee hat sich in schwierigen wie in ruhmreichen Tagen als feste Stütze des Thrones, als zuverlässigster Hort des Vaterlandes erwiesen. Möge e« für alle Zeiten so bleiben, möge unsere sächsische Armee auch in Zukunft eingedenk ihrer ruhmreichen Vergangenheit al« eins der würdig sten Glieder deS großen deutschen Heeres neuen un- verwelklichen Lorbeer pflücken, mögen sie sich im alltäg lichen Leben wie im Kampfe erweisen als festester Pfeiler, al« sicherste Stütze für Thron und Vaterland! — Leipzig, 31. März. Ein frecher Raub anfall ist am vorgestrigen Tage, Nachmittags gegen 3 Uhr, in dem Nachbarorte Oetzsch von ein Paar unbekannten Strolchen an der Bäckermeistersehefrau Freiberger verübt worden. Als die Letztere beabsich tigte, in ihr Geschäftslokal zu gehen, traf sie in dem selben einen Fremden, der sich eingeschlichen hatte und an der Ladenkasse zu schaffen machte. Nicht- Gutes ahnend, eilte die Frau zurück in die Haus flur, der Strolch ihr nach und versetzte ihr einige wuchtige Schläge mit einem Stück Eisen, ohne sie indeß schwer zu verletzen. Auf die Hülferufe der Ueberfallenen ergriff der gemeingefährliche Verbrecher die Flucht, ebenso ein Kumpan, der auf der Straße gestanden und den Aufpasser gemacht hatte. Trotz der sofortigen Verfolgung ist eS den beiden Subjek ten gelungen, zu entkommen. — Zwickau. Der 1. April ist für unsere Stadt in ihrer Eigenschaft als Garnisonstadt von besonderer Bedeutung. Am 1. April 1867, also vor nunmehr 25 Jahren, wurde das vom 10. November 1866 an bis dahin in hicsiget Stadt verquartiert gewesene I. und 2. Bataillon der Jägerbrigade nach Leipzig ver legt und rückte an demselben Tage da» 1. und 2. Bataillon de» 5. Infanterie-Regiments „PrinzFriedrich August" Nr. 104 hier ein und erhielt von diesem Tage ab außer dem Regimentsstabe genannten Regiment» auch ver Stab der 3. Infanterie-Brigade Nr 47. seinen Sitz in hiesiger Stadt. Während nach dem deutsch-französischen Kriege das 1. Bataillon de» 5. Infanterie-Regiment» Nr. 104 Zwickau al» Garnison erhalten hatte, sollte da» genannte Bataillon am 1. April 1877 nach Chemnitz verlegt werden, doch wurde diese Verlegung wegen de- auf den 1. April fallenden Osterfeste« schon am 28. März ausgeführt. Nachdem hierauf hiesige Stadt 4 Jahre ohne Garnison gewesen war, hielt am 1. April l881 das auS Thcilen der Infanterie-Regimenter Nr. 100, 101, >02 und 103 neugebildete 9. Infanterie-Regiment Nr. 133 seinen Einzug in hiesiger Stadt. — Wurzen, 28. März. Heute in der 6. Abend stunde ging, über unsere Gegend ein Gewitter von einer Schwere nieder, wie man ein solche- nur selten im Sommer zu beobachten Gelegenheit findet. Ein wolkenbruchartiger, mit Graupeln vermischter Regen strömte auS den tiefhängenden, runkelgefärbten Wolken herab. DaS Thermometer zeigte während der Zeit eine ungewöhnlich warme Luftströmung an, und die Nadel de« Aneroidbarometer« schwankte in ganz auf fallender Weise. In der neunten Stunde wiederholten sich die Regengüsse, ohne die Luft wesentlich abgekühlt zu haben. Die herabgefallenen Wassermassen sind ganz bedeutende und haben den Stand der Mulde, wie deS Mühlgrabens wesentlich erhöht. — Lengenfeld. Zwischen 10 und 11 Uhr Abends deS 28. März wurde hier ein größeres länger anhaltendes Nordlicht in nordöstlicher Richtung be obachtet. Dieses Licht wurde mehrfach mit einem Feuerschein verwechselt. Dieses Schauspiel lockte mehrere Hunderte von Zuschauern auf den hiesigen Marktplatz. Außerdem wurden Blitze und von Weitem hörbares donnerähnliches Rollen wahrgenommcn. Heute Morgen, am 29. März, hatten wir trübe« Schnecwctter bei 4 Grad li. über Rull. — In dem am Montag in Schwarzenberg stattgefundcnen Bezirkstage der Königl. AmkShaupt- mannschast Schwarzenberg wurde Bürgermeister Ur. von Woydt in Schneeberg an Stelle des verstorbenen Kommerzienraths Hirschberg in Eibenstock zum Mit glieds deS Kreisausschusses gewählt; eine Anzahl Stimmen erhielt auch Bürgermeister »r. Körner in Eibenstock. Aus vergangener Zeit — für unsere Leit. 2. April. «Nachdruck verd a- - ) In unser,» Tagen, in denen sich die Gemüther zuweilen mehr als gut über die sogenannte Jesuitensrage erhitzen, kann auch einmal daran erinnert werden, daß dieser Orden ost ge nug nichts weniger als aus Rosen gebettet war. So ging vor 125 Jahren König Karl III. von Spanien mit einer barbarischen und kaum gerechtfertigten Strenge gegen den Orden vor. An einem in Madrid stattgehabten Ausstande sollten angeblich die Jesuiten nicht unschuldig gewesen sein. Plötzlich und ohne irgend welche gesetzliche Prozedur wurden in ganz Spanien alle Jesuiten, 5000 an der Zahl, verhaftet und die Güter des Ordens in Beschlag genommen. Die Verhafteten, von denen der größte Theil aus sehr verdiente» und geachteten Geistlichen bestand, les. Schlossers Weltgeschichte) wurden am 2. April 17«!7 nach der Küste geschleppt und nach Civita Vecchia ein geschifft. Da sich jedoch ihre Absendung und Ankunft sehr in die Länge zog, mußten die Männer, unter denen viele alte und kranke waren, längere Zeit hindurch aus den Schiffen, auf welchen sie wie aus Sklavenschiffen zusammengepreßt waren, unsäglichen Jammer erleiden. 8. April. Am 3. April 1865 fiel die Entscheidung in dem gewal tigen Kampfe des Südens und des Nordens der Vereinigten Staaten von Amerika, in dein Kampfe der Humanität gegen veraltete Anschauungen und durch die Länge der Zeit sanktio- nirte Uebel, in dem die ganze Welt in nicht geringe Aus- regung hallenden Sklaven - Befreiungskämpfe. Am genannten Tage mußte der tapfere General der Südstaalcn Lee die Festung Richmond, das Hauptbollwerk des Südens, räunien und die Bundestruppen des Nordens unter dem Sieger General Grant, — voran die schwarzen Regimenter unter General Weitzel, — rückten in Richmond ein. Schwere, jahrelange Kämpfe waren diesem Anfang vom Ende vorangegangen und in athemloser Spannung hatte die ganze Welt diesem gewaltigen Ringen zugesehen, das nun endlich mit dem Siege der gerechten Sache endete. 4. April. Am 4. April 1850 hielt Papst Pius IX., nachdem er schwere Tage erlebt, seinen Einzug in Rom. Ihn hatte die Revo lutionszeit von 1848/49 vielleicht deshalb am schwersten ge troffen, weil er mehr als alle anderen Fürsten seiner Zeit im Volke gestanden und gleich zu Beginn seiner Regierung unzwei deutige Zeichen von Freimüthigkeit und Freisinnigkeit gezeigt hatte, die bei anderer Umgebung und besseren Berathern wahr scheinlich manches Blutvergießen der Revolutionszeit verhindert hätte. Als auch über ihn die hochgehenden Wogen der Re volution zusammcnschlugen, war er nach Gaöta gegangen, von wo er denn am genannten Tage zurückkehrte. Er hielt seinen Einzug durch dieselbe Psorte, durch die vorher Garibaldi, als er sich nicht mehr halten konnte, abgezogen war. Vermischte Nachrichten. — Der Knabe mit dem Vogelkopfe ist die neueste Schaunummer in dem reichhaltigen Programm deS Wintergartens zu Berlin. Der Knabe, Johann DoboS auS Ungarn, ist ein Mikrocephale von zwölf Jahren, hat aber nur die geistigen Fähigkeiten eine vier- bi- fünfjährigen Kinde-, wie denn auch sein Körper mit einem Gewicht von 9 Kilo nur die Ver hältnisse eine- Kindes zeigt. Da« merkwürdigste ist aber der Kopf, der dem eine- Vogel» und zwar am meisten eine- Huhne« gleicht, auch insofern, al- der Knabe nicht die Fähigkeit besitzt, die Augen selbstständig nach oben, unten oder nach der Seite zu bewegen, er muß vielmehr stet- den Kopf nach der betreffenden Richtung mitdrehen. Da« seltsame Naturspiel stammt au- einer Ehe völlig normaler Menschen, doch waren unter ihren zehn Kindern mehrere solcher Mikrokephalen. — Görlitz, 28. März. Ein überaus traurige« Familiendrama hat sich hier abgespielt. Am Mitt woch Mittag gab die Frau de« in der Krischelstraße wohnenden Schuhmacher« Friese ihrem kleinen Töchter-