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stand bei den reichlich vorhandenen Brennstoffen der gesammte Dachsaal in seiner bedenkenden Ausdehnung in vollen Flammen, während ein leichter Nordost die dicken, schwarzen und schweren Rauchmassen über die Straße «rieb. Den vereinigte» Anstrengungen der Löschmannschaften gelang e«, den Brand zu lo- kalisiren. DaS Fabrikgebäude ist völlig ausgebrannt. Der Schaken an Maschinen uno Materialien ist ein sehr bedeutender. Gegen 3 Uhr ging das am Ein gang zu dem Fabrikhof an der Reichsstraße stehende Hascher'scbe Wohnhaus, der Firma F. A. Neidhardt gehörig, noch in Flammen auf und brannte total nieder. — DaS Landgericht zu Bautzen verhandelte kürzlich einen Fall von Soldatenmißhandlung. Wie die »Ober!. Dorfztg." mittheilt, waren angeklagt die früheren Obcrgefreiten (bis September 1890) beim sächs. Fußartillerie-Regiment Nr. 12 in Metz (dem selben Regiment, das auch im Erlaß deS Prinzen Georg erwähnt wird), der Bauschlosser Gustav Rein hold Hantusch aus Großdehsah und der Steinmetz Ernst Bernhard Karsch auö Schmölln, denen zur Last gelegt wird, im Winter 1889/90 in Gemeinschaft mit einander wiederholt den Kanonier Böhland und den Rekruten Buschold durch „Schäften" vorsätzlich körper lich mißhandelt zu haben. Beide waren geständig und suchten sich damit zu entschuldigen, daß es in ihrem Regiment und anderen Truppentheilen „seit Jahren eingcführte Hebung" sei, vernachlässigte Stuben jour und sonstige Dienstnachlässigkeitcn, die der Kom pagnie Nachexerzieren gekostet, an den Schuldigen durch den „Schaft" zu ahnden, ihnen sei eS in der Rekrutenzeit auch nicht besser ergangen, der Mann habe sich „gutwillig" gefügt, selbst die Zahl der Schäfte aus vorheriges Befragen bestimmt, zuweilen sei über das Schäften Buch geführt worven, wer das Hundert zuerst voll gehabt, habe als Prämie ein Paar extra gekriegt, andere die „zuviel verlangt", hätten erlassen bekommen und dergl. Der Gerichtshof war aber nicht zu solch „harmloser" Auffassung zu überreden, er billigte den Angeklagten wohl mildernde Umstände zu, hielt jedoch bei Hantusch drei, bei Karsch vier Fälle von Mißhandlung für erwiesen und sühnte dies mit sechs Wochen Gefängniß an Hantusch, mit acht Wochen an Karsch. — Kirchberg. Wie anderwärts, so nehmen astch in hiesiger Pflege die Schadenfeuer in auf fallender Weise überhand. So röthete in der Nacht zum Donnerstag mächtiger Feuerschein den westlichen, nördlichen und östliche» Himmel fast zu gleicher Zeit. In WolferSgrün brannten die zur Gottschalkjchen Mühle gehörigen Gebäude, Wohnhaus, Stallgebäute und Scheune bis auf da« Mauerwerk nieder. Bös willige Braudstifiung ist als gewiß anzunehmen. Ein mit Lösch- und Räumungsarbciten beschäftigter Mann, der von einer einstürzenden Wand bedroht, sich flüchten wollte, hat ein Bein gebrochen. In Wilkau brannte eine Scheune und ein Schuppen nieder. Das dritte Feuer betraf die sogenannte Glasermühte in Oberschlema, durch welches der Dach stuhl des Gebäudes theilweise zerstört wurde. — Lößnitz, 19. März. Gestern Abend gegen halb 11 Uhr ging der Wendler'sche Gasthof in der «a. 15 Minuten von hiesiger Stadl entfernten Vor stadt Dreihansen in Flammen auf. DaS Feuer, wel ches in der hölzernen Scheune entstand, verbreitete sich mit außerordentlicher Schnelligkeit auf das an gebaute Gasthofs- und Tanzsaalgebäude. In kurzer Zeit waren von dem entfesselten Elemente das ganze Anwesen, sowie die sämmtlichen Habseligkeiten der zur Zeit auö neun Köpfen bestehenden Wendler'sche» Familie eingeäschert. Das Schrecklichste dabei ist, daß zwei Knaben im Alter von 9 und 13 Jahren in den Flammen ihren Tod fanden. Drei Mädchen im Alter von 3, 8 und 10 Jahren wurden durch die Entschlossenheit deS ältesten 17jährigen Sohnes von einem Fenster der ersten Etage aus gerettet. Der Besitzer war bei AuSbruch des Feuers nicht zu Hause. Die Ehefrau und die beiden ältesten Söhne von 16 und 17 Jahren befanden sich noch wach im Parterre bez. in der Kllchenstube. Beim Gewahren des Feuers brannte bereits die Treppe, so daß die Rettung der beiden verunglückten Knaben, welche ihren Schlaf raum zunächst an der anstoßenden Scheune halten, nicht mehr zu bewerkstelligen war. Fremde Hülfe war nicht sofort zur Stelle, da die aus Arbeiter familien bestehende solide Bewohnerschaft DrcihanscnS bereits im tiefen Schlafe lag. Der Viehbestand, be stehend in einer Kuh, einer Ziege und einer Anzahl Hühner, kam in den Flaminen um. Die verkohlten Ueberresle der bedaucrnöwerthen zwei Kinder wurden -in die hiesige Leichenhalle gebracht. Ans vergangener Zeit — für unsere Zeit. 22. März. Am 22 März 1860 wurde ein französisches Experiment auf italienischen Boden verpflanzt, resp. dach Resultat dieses Experimentes wurde sichtbar. Das in Frankreich übliche Ple biszit, ein« sogenannte sreie Volksabstimmung, kam auch in dem ehemaligen Großherzogthum Toskana zur Geltung, in welchem sich von 386,44k Stimmenden 366,871 für den An schluß an Sardinien, 18,000 für einen selbstständigen Staat erklärt halten. Immerhin, so mißlich und wenig maßgeblich solche freie Bolksabstimmungen sind, die sich auch recht gut nach der einen oder nach der anderen Seite dirigiren lassen, kann man sagen, daß so ziemlich der wirklich« Volkswille zum Ausdruck kam. So war es denn natürlich, daß am genannten Tage der Anschluß ToSkanaS an Sardinien proklamirt wurde. 23. März. Als vor 28. Jahren, am 23. März 1867, auch der Biind- nißvertrag zwischen Preußen und Württemberg publicirt wurde, da sahen auch die bisher Ungläubigen, daß niit dem zu er strebenden Ziele, Deutschland zu einigen, Ernst gemacht werde. Die hauptsächlichste Veranlassung zur Veröffentlichung der Ver träge war Wohl der Luxemburger Handel und neben der sehr maßvollen Haltung Preußens war es Wohl hauptsächlich die Erkennlniß von dem Zusammengehen von Nord und Süd Deutschlands, die den Kaiser der Franzosen von der um jene Zeit in der Luft schwebenden Kriegserklärung abhielt. Doktor Zernowitz. Ei» Lebensbild. Preisgekrönte Arbeit von Frau Sutro-Schiicking. (6. Fortsetzung.) „Mein Aerger durchbrach hier den Strom ihrer Rede und fand in den schneidenden Worten Ausdruck: „Fräulein Goddard, derartige sehr geistreiche, aber höchst überflüssige Redensarten, dünkt mich, vertragen wohl die Vertagung auf eine passendere Zeit! Jetzt muß ich sehr bestimmt darauf bestehen, sofort ohne Abschweifungen den Grund dieses jedenfalls zu höchst eigenthllmlicher Stunde gewählten Besuches zu erfahren! „Sie lächelte piquirt, und das reizte mich noch hin zuzufügen: " „Da meine Ansichten des Schicklichen augenschein lich sehr weit von den Ihren abweichen, so sehe ich mich in die peinliche Lage versetzt, Sie darum zu bitten, mich sofort zu verlassen!" „Daß die Stunde nicht besser gewählt wurde, Doktor Zernowitz", sagte Arabella auflovernb, während die Purpurglulh deS gekränkten Stolzes ihr Antlitz bedeckte — „ist wohl allein Ihre Schuld! Umsonst blieb ich den ganzen Tag über zu Haus, da ich von Minute zu Minute erwartete, daß Sie mich zu einer geheimen Unterredung herunterrufen lassen würden! Allein da das nicht geschah, zwangen Sie mich zu diesem Schritt, zwangen mich" — wieder lächelnd setzte sie cS hinzu, „jenen Ausspruch des Korans zu bewahrheiten: der Berg kam nicht zu Mohammed, darum kam Mohammed zum Berge!" „Aber weshalb'?" fragte ich mit ungeheucheltem Erstaunen, „weshalb sollte ich Sie um eine Unter redung bitten, Miß Goddard?" „Weshalb? Das fragt dieser Mensch noch! Nein, das ist zu arg", sprudelte es über die Lippen des Mädchens, das zornig aufgesprungen war und nun mit funkelnden Augen und bebenden Lippen vor mich hintrat. „Weshalb denn wohl anders als um das, was Sie mir seit Wochen, seit Monaten, täglich, stündlich mit Blicken und Auszeichnungen aller Art gesagt haben, auch mit Worten auszusprechen?" „Und das wäre?" fragte ich kühl mit einer höf lichen Verbengung, trotzdem mir beim endlichen, blitzartig auf mich hinzaubernden Bcrständniß dieser Worte das Blut siedend heiß in die Schläfe stieg. „O, Georg!" rief sie jetzt aufschluchzend aus — „das ist doch empörend!" „Der Klang meines Namens aus diesem Munde tönte mir schrill, widerlich, wie der einer zersprungenen Glocke, und zornig rief ich jetzt aus: „Sprechen Sie endlich ventlich, Miß — ich bin wahrhaftig der Räthsel müde!" „Mein Gott, mein Gelt!" stieß sie dann in einer mir unendlich lächerlich erscheinenden Exaltation her vor — „er erschwert mir die Situation noch mit kaltem Blut! O, diese Männer!" und dann hielt sie verschämt beide Hände vor'S Gesicht und setzte heiser hinzu: „Können Sie denn gar nicht diese entsetzliche Schüchternheit bemeistcrn, mein Freund?! Ich habe Ihne» so hilfreich die Hand geboten — ich habe Ihnen doch das Bekenntniß Ihrer Liebe so sehr erleichtert, und immer noch zögern Sie ängstlich!" „Und das pikante Lockenköpfchen sank verschämt auf der Seitenlehne des Sophas nieder. „jedoch — ich?! - — ließ cs erbarmungslos liegen und stampfte zornig mit demFuß auf dem Boden. „Ich weiß nicht mehr, ob ich nach dieser Erklärung lachte oder — — fluchte, so viel erinnere ich mich jedoch, daß ich fühlte, als könnte ich das Mädchen vor mir gelinde erdrosseln. „Zudem überwältigte mich da» Lächerliche meiner Lage ebenso sehr, als das Peinliche. Mir war, als sei ich nicht mehr ich und bemitleidete einen lieben Freund, der in eine so heikle Klemme gerathen war, daß weder er, noch ich wußten wieder herauSzukommen! Kein ähnlicher Fall schwebte mir vor, — kein Ausweg öffnete sich meinem fiebernden Nachdenken. Und doch mußte ich der albernen Szene ein schnelles Ende machen." „Innerlich nicht» von der bencidenswerthenFassung fühlend, die ich äußerlich zur Schau trug, so sagte ich nach wenigen Minuten ernst: „Miß Goddard — meine erste Vermuthung, als ich Sie zuvor erblickte, bestätigte sich leider durch das Jrrereden der letzten Minuten — Sie sind krank, ernsthaft fieberkrank!" „Ohne das Haupt zu erheben, machte sie eine energisch abwehrende Bewegung. „Sie wollte also keine Beschönigung?! DaS er bitterte mich am meisten, und entrüstet setzte ich jetzt hinzu ohne alle Schonung: „Jedenfalls ist mir Ihr Phantasiren unerträglich und al» verheirathetcr Mann muß ich Ihnen gestehen, daß c» nicht» Abstoßendere» gibt auf Erden, wie ein Weib, das sich lossagt vom Schicklichen!" „DaS war scharf — aber eS half. „Ein gellender Schrei erfolgte — ein leidenschaft liches Auffahren und — sholz und groß stand sie vor mir mit sprühenden Augen und bebenden Lippen, — — um dann plötzlich in Ohnmacht schmachtend zu versinken, aber wohlweislich nicht zu meinen Füßen sank sie nieder, sondern vorsichtig, graziös auf das nahe Sopha zurück. „Jetzt aber hatte ich den Unsinn satt! Mir riß die Geduld vollständig. Rasch überlegt, öffnete ich die Thür weit, schritt auf die Bewegungslose zu, hob sie ohne Ceremonie vom Sopha empor und trug sic auf meinen Armen über die Schwelle, hinaus in den Korridor. „Als ich sie zuerst berührte, zuckte sie schmerzlich zusammen — ein Beweis, daß die Ohnmacht nicht sehr lief war, — und als ich sie nicht zu sanft auf die Steinplatten der Halle niederlegte, hörte ich ganz genau, wie die blassen Lippen „Ungeheuer!" murmelten. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Auf der Natural-VerpflegungSstation zu Potsdam hat man eine recht bezeichnende Er fahrung gemacht. Seitdem eS dort eingeführt ist, daß die Wanderer als Gegenleistung für die ihnen gewährte Verpflegung einige Stunden in Potsdam die Straßen kehren müssen, sind mit einem Male die Zugereisten fast alle mit Ungeziefer behaftet. Früher behaupteten die Leute bei der Meldung, sie wären vollständig rein, und wurden alsvann nach oberfläch licher Besichtigung in der Verflegungsstation behalten, während die Unreinen dem Polizeigewahrsam über wiesen wurden. Jetzt, wo die Leute arbeiten sollen, ziehen sie eS vor, lieber im Polizeigewahrsam Auf nahme zu finden, woselbst der ArbeilSzwang fortfällt, und erklären deshalb, daß sie unrein sind. — Goldap. Ein Hecht wurde kürzlich die Ursache des Todes eines 12jährigen Knaben. Der Sohn des KäihnerS R. in Wronken begab sich auf den See, um Fische zu angeln. Als nun ein großer Hecht anbiß, und der Knabe ihn anfaßte, um ihn besser durch die kleine Oeffnnng der Eisdecke hindurchzubringen, biß ihm der Hecht die Pulsader durch, so daß das Blut in Strömen rann. Vergeben warteten die Eltern auf die Rückkunft ihres Kinde«; als sic sich nach dem See aufmachten, bot sich ihnen dort ein schrecklicher Anblick dar. Der Knabe war noch ein kurze Strecke gegangen, in Folge des Blut verlustes aber bald ohnmächtig geworden und verblutet. — Arg enttäuscht wurde kürzlich ein Ber liner Taschendieb. Vor Kurzem hatte der Ingenieur R., welcher in Weißensee beschäftigt war, sich nach gethaner Arbeit in einem Restaurant niedergelassen und sein Lieblingsgericht, ein Eisbein (Schweins knöchel), verspeist. Beim Fortgehen erinnerte er sich seines Hundes, wickelte die zurückgebliebenen Knochen in Papier und steckte das Packet in eine Ueberziehertasche. Während dies geschah, trat ein feingekleideter Herr in das Lokal, faßte den Ingenieur scharf in da« Auge und folgte ihm auch alsbald. R. blieb nun vor einem Schaufenster stehen, der Fremde stand nicht lange darauf neben ihm und senkte seine Hand in die Rocktasche, in welcher er das Packet hatte verschwinden sehen. Obgleich der Erstere die Mani pulation merkte, so ließ er sich doch ruhig ausplün dern, und der Taschendieb zog mit den erbeuteten. Knochen eiligst von dannen. — Ein moderner Alcbymift. Hofmeister: „Ein Alchymist ist Einer, der ein unedles Metall in edles verwandeln kann." — Zögling: „So? Dann bin ich auch ein Alchymist, denn ich habe gestern meine nickclplattirte Uhr — versilbert!" — Mißverstandene Drohung. Lehrer der höheren Töchterschule: „Else, nächstens werde ich wirklich 'mal mit Ihrer Mama sprechen!" — Else: „Aber Herr Doktor, ich bin ja noch nicht einmal sechzehn Jahre!" Liog, cLL Vivo äs, kasto 1 . A ^1.1.06 „ 120 „ Vlno ä» Dasto 3 . „ „ 1.30 „ 136 „ Vino ciu Dasto 4 . „ „ 1.66 „ 160 „ 8vl Adnsfims von 12 flssefisn oinsr Loris 5 Kf. Ksbstt psr fisseffs. Die Preise verstehen sich ohne Glas und Kaiser, welche berechnet und zum berechneten Preise zurückge- nonune» werden. Diese durch König«. Atalientsche Staatseontrore garantirt reinen, angenehm schmeckenden und wohlbekömmlichen, rothen, italienischen Aaturwein« der Deutsch - Atollen. Wein - Amport - Leserschaft Daube, Donner, Ainen L Eo. (Central-Verwaltung: Frankfurt a. M.) eignen sich vorzüglich als tägliche» Sischactrönli für weite «reise und übertreffen nach dem Urtheil competenter Weinkenner und Autoritäten wesent lich die sogenannten Bordeaux-Weine in gleicher Preislage. AVer auch auf »le vorzüglichen feinere» Hafek- un» Dessertweine der Leferschaft sei besonder» a»f- Zu beziehen, sowie auch aursührliche ^krelrkille» der Gesellschaft in Kikenstockl durch