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cinem gleichsam über Nacht eintretenden Ausbruch des Kriege» auf beiden Seiten rechnet und sich voll ständig daraus eingerichtet hat. Insbesondere hat sich die deutsche Heeresleitung gegen einen französi schen Ueberfall derart vorgesehen, daß sämmtlichc Truppe» jeden Augenblick kriegSmarschmäßig bereit ge stellt werden können. Man darf ja vorläufig darüber noch offen schreiben, da der neue Entwurf wegen des BerratheS militärischer Geheimnisse noch nicht Gesetzes kraft erlangt hat. Sonst würden wir Bedenken tra gen e« zu thun, obwohl es sich um ein offenes Geheim- niß handelt, da» jeder gemeine Soldat in Elsaß-Leth- ringcn kennt unv das natürlich auch der französischen Heeresleitung längst bekannt ist. — Der Pariser.Figaro" hatte, wie schon früher berichtet, an hervorragende Deutsche die Frage ge richtet, wie sie über die friedliche Rückgabe El- saß-LothriugcnS an Frankreich gegen eine ent sprechende Entschädigung denken. Die eingetrofsenen Antworten erscheinen in der letzten Nummer des Blattes. Der „V. Z." wird darüber berichtet: Herr v. Levetzow verweist einfach auf Artikel l. der Friedens präliminarien, welcher die Abtretung Elsaß-Loth ringens an Deutschland aus ewige Zeiten enthält. Reichensperger erklärt, daß Niemand in Dentschtand auch nur den Gedanken einer Abtretung oder Neu- tralisirung de» Reichslandes ertragen würde; auch das Bündniß Frankreichs mit dem MoSkowiterthum schüchtern uns nicht ein, denn wir haben keine ernste Äesorgniß um den Ausgang de» RiesenkampscS, und tritt der erwartete AuSgang ein, so werden wir ohne neue Eroberungen Frankreich in die Unmöglichkeit zu versetzen wissen, den Frieden von Neuem zu bre chen. Also brechen Sie mit Ihrem unheilvollen Chau vinismus und geben Sie sich ganz friedlicher Arbeit hin, dann wird auch bald die Abrüstung fol gen. Adolf Wilbranrt erinnert daran, daß Elsaß- Lothringen unser Fleisch und Blut war und uns zur Zeit unserer Schmach und Schwäche geraubt wurde. Nur uni den Preis unserer Vernichtung können Sic cs wieder haben. Sie wissen, was Ehre ist, warum fragen Sie uns, ob auch wir cs wissen? Der Sozialist v. Vollmar schreibt einen langen Brief, der in dem seltsamen Schlüsse gipfelt: vielleicht ist die Lösung diese: Eine Bevölkerung, die politisch frei geworden ist und gesellschaftlich je nach ihrer Ab stammung unseren beiden Ländern angehört. Lujo Brentano bedauert, daß die Franzosen aus falscher Romantik , sich nicht in die vollgezogenen Thatsachen finden und ihre hohe Begabung an einem unmög lichen Plan vergeuden. Helmholtz, für die ihn: in Frankreich stets erwiesenen Liebenswürdigkeiten dank end, lehnt eS ab, über Dinge zu sprechen, die nicht in sein Fach schlagen. Bebel möchte seine ost aus gesprochenen Meinungen nicht wiederholen, betrachtet übrigens den Austausch des Reichslandes gegen Ton- kin für ein Hirngespinst. Der Historiker Dümmler belächelt die Rückgabe, Neutralisirung und den Tausch und ruft: Wir bleiben kriegsbereit, so lange Sie c» bleiben, alles klebrige ist zwecklos. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. März. Am Montag wurde im „Erzgebirgs-Verein" ein Familien - Abend abge halten, welcher sich eines außerordentlich zahlreichen Besuchs zu erfreuen hatte. Das Programm bestand außer dem darauf folgenden Tänzchen diesmal nur in der Aufführung des 4akligen Drama'S Almrausch und Edelweiß von A. Oppenheim. Die Darstell ung dieses Handlungsreichen VolkSstückes war aber eine so vorzügliche, daß man eine Abwechslung in den Darbietungen gern vermissen konnte. Die Wieder gabe der einzelnen, in den besten Händen befindlichen Rollen, sowie das Zusammenspiel und die scenische Ausstattung waren so wirkungsvoll, daß nach jedem Aktschlüsse die Spieler mit dem rauschendsten Beifall belohnt wurden. Es hat sich daher auch noch an demselben Abend der Wunsch einer Wiederholung dieses Stückes vielfach geltend gemacht und hoffen wir im Interesse aller Derjenigen, welche an diesem Abend nicht zugegen sein konnten, daß diesem Wunsche von Seiten der Vereinsleitung und den betreffenden Dar stellern gern Folge gegeben werden wird. Einen ge nußreichen Abend können wir in vollem Maße ver sprechen. — Eibenstock, 9. März. Heute feierte der HorndrechSler u. Hausbesitzer Ernst Adolf Lippold hier sein 50jährige« Bürgerjubiläum, aus welchem Anlaß demselben durch Herrn Bürgermeister I)r. Körner und Herrn Stadtverordnetenvorsteher Hertel die Glückwünsche der Stavtgemeinde dargcbracht wurden. — Eibenstock. Am Montag Mittag gewahrte man im oberen Siadttheile Hierselbst ein ziemlich be deutendes Schadenfeuer in HundShübel. Wie wir erfahren, sind die sämmtlichen Gebäude des dem Handelsmann August Bretsch neider gehörigen Gute-, sowie Wohnung und Scheune von Oswald Dittrich niedergcbrannt. AuSgekommen ist da» Feuer zwischen 12 und I Uhr in der Bretschneirer- schen Scheune. Auch sind demselben 2 Schweine mit verbrannt. Die EmstchungSursache ist noch unbekannt. — Dresden, 7. März. Vergangene Nacht gegen 12 Uhr wurde in dem benachbarten Dorfe Neugruna eine Frau, die in Abwesenheit des zu Tanze gegangenen Dienstmädchens da» Hau» hütete, von einem unbekannten Mann überfallen und durch Beilhicbe schwer verwunde». Die Verletzte erlitt eine Fraktur de« Schädel« und wurde bei voller Besinnung nach dem hics. Krankenhause gebracht. Der Verbrecher ist an der sofortigen Vollendung de« geplanten Raub mordes verhindert worden und entfloh unter Zurück lassung de« Beiles und der Mütze. Mittag« erschien die Staatsanwaltschaft am Schauplatze der That. — Unterm 8. d. wird darüber weiter berichtet: Der Mann, welcher gestern Nacht in Obergruna bei Blascwitz den Raubmordversuch machte, ist heute im benach barten Pieschen festgenommen worden. Der Thäter ist der am 12. Oktober 1863 in Meußlitz bei Dres den geborene Schlosser Julius Rudolf Wessel; seine Verhaftung erfolgte im Hause seiner in Pieschen wohnhaften Schwester, einer Frau Hahn. Wessel, der die That cingestanden hat, machte auf dem Rath hause in Pieschen einen Fluchtversuch, wurde aber aufs Neue festgenommen. In seinem Besitze fand man Nachschlüssel und DiebeSwerkzcuge, sowie ferner eine Mitgliedskarte des sozialdemokratischen Arbeiter vereins für Striesen und Umgegend. Wessel ist übrigens seit dem 9. März-1889 in Striesen ver- heirathet. — Leipzig, 8. März. Heute Mittag hatten sich etwa 400 anscheinend arbeitslose Personen, aus den Vororten kommend, auf dem Marktplatze eingefunden, offenbar in demonstrativer Absicht. Be rittene Schutzleute zerstreuten jedoch die Leute und hielten die Milte des Marktplatzes frei, so daß -Niemand über denselben hinweggehen durfte und nur die Fuß steige an den Seiten für die Passanten sreigelassen waren. Später gingen die Leute ruhig wieder heim. Einzelne wurden notirt. Der Rath ließ aus öffent lichen Mitteln Brod veriheilen. — Der „Bezirksanzeiger" in Borna theilt mit, daß die Verlegung der 3. und 5. Eskadron des Kgl. Karabinier-RegimentS von Pegau nach Borna geneh migt und mit allerhöchster Genehmigung auch bereits für 1. Oktober 1893 angeordnet ist. Für diesen Termin müßte denn auch die Kaserne fertiggestellt sein, für weiche die städtische Verwaltung der Mili tärbehörde das westlich am Gnandorfer Wege, hinter den am Görnitzer Wege anstehenden Scheunen ge legene Gelände als Bauplatz vorgescblagcn hat. Be kanntlich soll in Borna das ganze Regiment vereinigt werden. — Wie aus dem Aufruf des BezirksvorsteherS von Sachsens Militär-VereinS-Bund, Herrn Leuckuer, Oschatz, im „Kamerad" Nr. 8, 9, 10 und 11 er sichtlich ist, werden die ehemaligen Angehörigen de« 1. Ulanen-Regiments Nr. 17 eingeladen, sich an der Feier des 25jährigen Regiments-Be stehens am 31. März und 1. April d. I. zu be theiligen. Allen von auswärts kommenden Theil- nehmern sollen in der Bürgerschaft Freiquartiere geboten werden, wenn sie sich rechtzeitig und spätestens bis 20. d. M. bei genanntem Herr Leuckner, welcher Vorsitzender im Wohnungs-Ausschuß ist, anmelden. Sitzung des Lcsirksausschusscs drr Löniglichen Ämtshanpt- mannschaft ZchwarMberg, am 2. Mär; 1892. 1) Nach öffentlich-mündlicher Verhandlung unter Theilnahme der Königl. Straßen- und Wasserbau- Inspektion wird die von dem Fabrikanten Ernst Geßner in Aue nachgesuchte Genehmigung zur Veränderung seiner in der Mulde in Auer und Zeller Flur liegenden Wehranlage in Folge der von dem Grundstücksbesitzer Carl August Meyer und dem Schneidemühlenbesitzer Gustav Ernst Meyer in Aue erhobenen Einsprüche versagt, 2) der Bezirksausschuß genehmigt a. die Uebernahme einer bleibenden Verbind lichkeit Seiten der Gemeinde Schönheide und li. die Uebersicht über die Vertheilung der Zinsen von den Beständen der Eibenstocker und Schwarzenberger Amtsarmenkasse auf das Jahr 1891, 3) genehmigt s. die Gesuche Friedrich August Goldhahn'S in Grünhain und Albert Härtel'S in Schönheide um Errichtung je einer Schlächtercianlage und b. die von F. E. Weidenmüller beabsichtigte Errichtung einer Wehr- und Grabenanlagc im Schwarzwasser in BermSgrüner Flur bedingungsweise, 4) stimmt der Aufhebung de« von der Gemeinde versammlung in Neudörfel über die Wahl eine» , neuen GemeindedienerS gefaßten Beschlüsse« nach 8 7b Absatz 2 der rev. Landgemeinde-Ordnung zu, b) beschließt die Beschwerden u. Richard Wellner'S in Johanngeorgenstadt gegen seine Abschätzung zu den städtischen Anlagen Mangel« ausreichenden Nachweise« und d. de« Gasthofbesitzer« König in Neuheide gegen seine Heranziehung zur Schankgewerbesteuer unbeschadet ihm zustehender Privatrechte, c. de« Handelsmann» Möschler u. Gen. in Grünhain über Belästigung durch Rauch au» den Schornsteinen der Bezirksanstalt daselbst abzuweisen, 6) läßt ein Gesuch de» Direktorium» der Diakoncn- BildungSanstalt zu Obergorbitz um Gewährung einer jährlichen Beihilfe an» BezirkSmitteln auf sich beruhen, 7) tritt in die Besprechung eine« Rundschreibens de« geheimen RegierungSrathc» U i. Böhmer», Arbeiter verhältnisse betreffend, ein, 8) genehmigt die Gesuche s. Franz Lcistner'S in Oberstützengrün um Uebcrtragung der Fran; Paul Hendel'n da selbst ertheitten Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank auf seine Person und t>. Max Kätscher'« in Schönheiderhammer um Uebertragung der Max Gtünzel'n in Streit wald ertheilt gewesenen Concession znm Be triebe der Gaslwirihschaft einschließlich der Abhaltung öffentlicher Tanzmusik auf seine Person, 9) lehnt das Gesuch der Geschwister Schwarz in Bernsbach um Uebertragung der ihrem Vater er- theilten Erlaubniß zum Brauntweinkleinhandel, weil Schwarz «cm. noch Inhaber der Concession ist, ab und 10) erledigt mehrere BezirkSanstallS-Angelegenhcitcn. Referat über die Sitzungen des GemeinderatheS zu Schönheide. I. vom 12. Februar 1892. 1) Von einer Einschränkung der in ß 105 d der neuen Novelle zur Gewerbeordnung geordneten Maxi- mäldauer der Beschäftigung von Gehülfen, Lehrlingen und Arbeitern in Handelsgewerben beschließt der Ge meinderath abzusehen; wegen etwaiger Ausnahmen von den im gedachten Gesetze getroffenen Bestimm ungen sollen die betreffenden Gewerbetreibenden ge hört und deren Wünsche der Regierungsbehörde ein berichtet werden. 2) Den Vorschlägen des Vorsitzenden wegen Er gänzung der hier giltigcn Bestimmungen über das Schornstcinfegerwesen wird zngestimmt. 3) Der seit einer Reihe von Jahren angestrebte Umbau der hiesigen Bahnhofsstraße ist nunmehr von dem Königlichen Finanzministerium unter der Voraus setzung definitiv genehmigt worden, daß die Gemeinde ». die Entschädigungen für das zum Umbau innerhalb der Stationen 4,s und b,s be- nöthigle Areal, b. die Unterhaltung dcs projektirten erhöhten Fußweges in der gcsammken Länge von der Muldcnbrückc bis zum „Bayrischen Hof" (von Station 3,g bis 5,-), c. die Unterhaltung des zwischen den Stationen 4,770 u. 5,oso liegen bleibenden alten TheilS der Eibenstock-Auerbacher Straße übernimmt. Unter dem Vorbehalte, daß die Uebernahme der Verbindlichkeit «ub u nicht auch die Verpflichtung zur Unterhaltung der Stützmauern vor den Häusern Nr. 318 und 319 des Brandcat. in sich schließt, werden die Bedingungen de« Königlichen Finanzministeriums angenommen. Es ist hierzu die Genehmigung der Aufsichtsbehörde einzuholen. II. Sitzung vom 29. Februar 1892. 1) Der Gemeinderath nimmt Kenntniß n. von einer Verfügung der Kaiser!. Oberpost- direktion Leipzig, die Aufhebung der Be nutzung der Züge 605a und 606a zu Brief sendungen betreffend, b. von der erfolgten Unterbringung des Hand arbeiters Ernst Richard Müller in die Be zirksanstalt zu Grünhain. 2) Herr Schutzmann Dittrich hat seine Stelle für Ende Mai gekündigt. Die Stelle soll zur anderwciten Besetzung ausgeschrieben werden. 3) Die Vertheilung der Zinsen der Stiftung der Erben der Frau Ursula verw. Lcistner beschließt man in der vom Armenausschuß vorgeschlagenen Weise geschehen zu lassen. 4) Nachdem sich herauSgestellt hat, daß eine recht liche Verpflichtung des StraßenbaufiScuS zur Unter haltung der Stützmauern vor den Häusern Cat. Nr. 318 und 319 überhaupt nicht besteht, soll der in der Sitzung vom 12. Februar 1892 zu Punkt 3 »ud o gemachte Vorbehalt fallen gelassen werden. Mehrere andere Gegenstände, deren Berathung in obengcdachten Sitzungen noch erfolgt ist, eignen sich, beziehentlich zur Zeit nicht zur Veröffentlichung. l. Ziehung Z. Llassc I2l. Sgl. Sachs. Lan-cs-Lotterie, gezogen am 7. März 1892. 15,000 Mark auf Nr. 85734. 10,000 Mar« auf Nr. 23244. 5000 Mark auf Nr. 40557 58389 «2725 71897. .3000 Mark auf Nr. 28242 38632 40755 55992 «5488 78887 86040 91095 95063. 1000 Mark auf Nr. 1098 1785 3530 19171 22419 38279 44136 44456 45659 46517 48503 48759 53612 57569 57618 64207 64467 74253 76461 78174 85220 85305 97902. 500 Mark auf Nr. 815 2345 4671 9429 9991 12309 15735 19449 28645 31692 32255 34633 49148 46202 47757 53981 55569 58372 64924 68478 69438 70570 72619 74397 75644 77477 77479 83279 86403 87071 89354 90392 95214 96418 97657 98364.