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.Und sie kamen auch, die armen Deutschen und Irländer, sie kamen willig genug, ja, sie forderten gern noch die Medizin gratis als Prämie ihre« Ber- trauenS." Hier lachte Doktor Warrcn, den Erzähler unter brechend, laut auf und sagte kopfschüttelnd: .Wer Ahnen den Rath gab, sich in die 2. Avenue zu setzen und derartige Balanzierübungen der Huma nität anzustellen, mein Lieber, — der war ein wunder sames Beispiel jener unpraktischen Deutschen, wie sie uns Ihr bewunderter Dichter Jean Paul als Absynth präsentirt, der doppelt den Appetit nach gesundem Menschenverstand anreizt!" Und mit seinem Selbstspott setzte er hinzu: .In die 2. Avenue hätten Sic einziehen müssen mit Trompekenschall und erborgtem Gelbe, so wären Sie wahrscheinlich heute — — mein Konkurrent!" Doktor Zernowitz sah ihn auch jetzt wieder über rascht an, fuhr dann nach einer kleinen, dem Nach denken gewidmeten Pause fort: „Sie haben recht, Doktor! Die Art, wie ich be gonnen, erwies sich als grundfalsch, denn schon nach wenigen Wochen — saß ich vollständig auf dem Trockenen. Zahlende Patienten boten sich so wenige, daß ich bald schon mit einer Mahlzeit im Tage zu frieden sein mußte, — dazu war die Miethe fällig und die Börse von London ganz leer. .Allein noch immer hoffte ich vertrauensselig von der Zeit besseren Erfolg. Und vielleicht wäre der selbe auch nicht auSgeblieben, — — wenn ich daS Warten hätte vertragen können! WaS nützte eS mir, daß ich, nur um zu leben, alle meine Garderobe gegenstände veräußerte? DaS befriedigte meinen MiethSherrn durchaus nicht, sondern eines Morgens ließ er mich auSpfänden. „Da stand ich vernichtet. Ohne Obdach. Ohne Geld und ohne Anhaltspunkte wanderte ick> ziellos umher. Doch nein, zuerst noch suchte ich meine Leidens gefährten, unter denen ich persönliche Freunde zählte, die sich mittlerweile zu Hunderten in New-Dork auf hielten, beim und forderte ihren Rath und ihre An sicht, denn mehr konnte Niemand bieten. „Diese Menschen, gewaltsam loSgerissen aus dem heimathlicheu Boden, meisten« zu alt, um leicht ihre Verpflanzung überwinden zu können, waren sämmtlich ebenso übel daran, wie ich. Auch sie hatten schwer mit dem Dasein zu kämpfen und Vielen stand dabei noch mehr die Unkcnntniß der Landessprache hindernd im Weg. „Denn, entschuldigen Sie, Doktor Warren, daß ich mich so frei über diese Verhältnisse ansspreche, eben zu jener Zeit hatte sich die deutsch-gegnerische Strömung bis zum Höhepunkte erhoben und herrschte mit unumschränkter Macht, besonders aber richtete eS sich daraus, um den gebildeten Fremden den Ein tritt in alle anständigen LcbenSkreile unmöglich zu machen. Ich versuchte dann vieles, um mit meinen Kenntnissen einen spärlichen Lebensunterhalt zu er ringen, umsonst, nichts schien mir gelingen zu sollen. „Und so kamen und gingen die Tage; — wie ein ermattender Wind zogen sie über mich hin und raubten mir Kraft und Muth. „Oft wünschte ich, neidisch auf den besseren Er folg der deutschen Handwerker, die als tüchtige und zuverlässige Arbeiter überall gesucht und willkommen waren, daß ich nie studirt, sondern ein Handwerk ge lernt hätte. Denn daß das alte Sprichwort vom goldenen Boden desselben wahr sprach, sah ich täglich deutlicher ein. Wo dem Gebildeten überall Neid, Mißgunst und Mißtrauen entgegentraten, fanden die Handwerker Willkommen und reichen Lohn. .Währenddem durchlebte meine Frau eine böse Zeit. Von den hochmülhigcn Verwandten infolge ihrer Verbindung mit dem Bürgerlichen schon früher ängstlich gemieden, stieg deren Abscheu noch bedeutend, al« ich, zum anrüchigen Revolutionär nach ihrer Meinung herabgesunken, mich zur Flucht bequemt hatte. Von nun an fürchteten sie wie die Pest jede Erinnerung an die Frau, die ihrerseits einen viel zu großen, edlen Stolz besaß, um ihre Beachtung, noch weniger ihre Theilnahme und Hülfe zu begehren. Statt dessen, mittellos und allein auf sich selbst an gewiesen, arbeitete sie mit den feinen Fingern, die nie zu arbeiten gelernt hatten. Tag und Nacht unablässig und fristete so das eigene und des Kindes Leben. E« trieb mich fast zur Verzweiflung, daß ich, der starke, kräftige Mann, nicht im Stande war, auch nur da« geringste dazu beizuiragen. „Ein Unstern schien über mir zu walten — wa« ich auch versuchte, c« mißlang. .Arbeitslos, hungernd, überall erfolglos hatte mich wieder eine« Tage« ein Irrlicht bis an die äußerste Stadtgrenze New-DorkS getrieben. Eine heiße Mittags sonne überwältigte mich dort und muthlo« und müde ruhte ich mich im Schatten eines neugebautcn HauseS einige Minuten au«. Vor mir lag der Hudson groß und herrlich in seiner Ruhe, und das friedliche Ge murmel seiner Wellen schlug, kühlend bi« ans Herz hinan, zu mir herüber. .E« mußte ein gefährlicher Zauber in dem gleich mäßigen Wogenschlag liegen, denn plötzlich erfaßte mich der Gedanke: wie wenn ich Ruhe suchte auf seinem dunklen Grunde nach all der heißen, erfolg losen Jagd nach dem Glück! Auch Ottilien brachte diese Lösung der Lebensfrage — die Erlösung. Mit meinem Ende würde wenigsten« auch da« ihrer Noth eintreten, denn mein Tod würde ihr, dessen war ich sicher, Vergebung der reichen Familie sichern. .Gehen Sie aus dem Wege, Sir!" herrschte mich hier, die Vernunft zurückgebend, eine rauhe Stimme plötzlich an. Ich sprang, erschrocken über die eigene Verzweiflung viel mehr, wie über den polternden Be fehl in die Höhe und gewahrte dabei, das ich mich auf einen Balken niedergelassen hatte, der quer vor der frisch bemalten Thüre de« HauseS lag, in dem man überall mit dem Anstreichen beschäftigt schien. Gleich darauf hörte ich den Mann, der mich so un freundlich angefahren, im Innern deS HauseS laut schimpfen und schellen: „Faullenzer, Tagediebe Ihr — wenn der Meister einmal den Rücken dreht, streckt Ihr Euch gleich auf die Haut u. st w." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Ein Raubanfall gegen einen Geldbrief träger wurde kürzlich auf offener Straße in Berlin verübt. Ein Geldbriefträger kehrte AbendS zwischen 6 und 7 Uhr von der Tour zurück. In der Artillerie straße sprang plötzlich ein junger Bursche auf den Beamten zu und versetzte ihm einen heftigen Schlag gegen den Kopf und einen Messerstich in die linke Seite, so daß der Getroffene, durch den Schlag be täubt und den Schrecken gelähmt, besinnungslos zu sammenbrach. Diesen Augenblick benutzte der An greifer, um dem am Boden Liegenden die Geldtasche abznschneiden und damit zu entfliehen. Inzwischen war dem Briefträger das Bewußtsein zurückgekommen. Er stieß Hülferufc au« und rechtzeitig noch eilten Leute herbei, die sich an die Verfolgung de« Räubers machten. Dieser wurde festgebalten und einem Schutz mann übergeben. Die geraubte Tasche, welche übrigen«, da der Beamte bereits fast sämmtliche Bestellungen erledigt hatte, nur noch geringen Werth enthielt, wurde diesem wieder zugestellt und er selbst nach seiner Wohnung gebracht. — Eichstädt. Ein Damenstrike ist hier unter de» jungen Mädchen ausgebrochen, weil die Herren auf den Bällen bisher hauptsächlich mit den verheirathelen Damen tanzten; e« war deshalb aus dem letzten Kasinoball keine einzige unverheirathele Dame anwesend. — lieber eine rührende Wohlthätigkeits- vorstell ung, von der weder das Publikum, noch der Begünstigte, noch auch die Theaterkasse vorher etwas wußte, berichtet der „Budapesti Hirlap": „Die ganze ungarische Theaterwelt kennt den alten Wilhelm Mezey unter dem Namen Lipi Bacsi. Er ist der Nestor der heute lebenden Opernsänger und neben her Statist im Opernhause zu Pest. Einstmals be deutete eS ein dichtgedrängtes Haus, wenn sein Name auf den Plakaten angekündigt war. Jetzt ist der alte Mezey Statist im Opernhause für einen Tagelohn von vierzig Kreuzern. Jüngst kamen indeß die Mit glieder der Oper auf den Gedanken, dem alte» Kol legen in irgend einer anständige» Form etwas Liebes zu erweisen. Eine Sammlung — nein, daS war zu banal. Da hatte einer der Choristen eine hübsche Idee. In der „Sicilianischen Bauernehre" stellt der alte Mezey einen der Bettler an der Kirchenpforte dar. Auch jüngst saß er so auf der Treppe und schaute gleichgiltig zu, wie die Vorbeischreitenven ganz im Sinne des Regiebucdcs die Almosen in seinen Hut warfen, werkhlose Spielmünzen . . . d. h. sonst waren es Spielmünzen, die ihm in ungezählter Menge zuflogen, diesmal aber hatte da« Scheingeld einen gar sonderbaren Hellen Klang, und als der Alte et was näher zusah — heiliger Sebastian — der Hut bis an den Rand gefüllt mit allerlei Münzen, vom bescheiden erröthenden Kreuzer bis hinauf zum stolz funkelnden Silbergulden und Einser-Noien gab es da, daß dem armen Alken völlig davor schwindelte. Er blickte wie erstaunt vor sich hin, ein förmliches Fieber erfaßte ibn und wankend und schwankend, ganz im Sinne seiner Rolle, torkelte er dem AuSgangc zu — so natürlich, daß die Herrschaften, die da im Zu schauerraume saßen, sicherlich meinen mußten, der Alte habe diese Scene wochenlang probirt. Draußen fand er die Sprache wieder und ein paar Thränen dazu. „WaS habt Ihr gethan, Kinder?" stammelte er. Der Regisseur schnitt ihm rasch und streng da« Wort ab: „Pschl! Sie spielen heute einen Bettler und müssen sich Alle« gefallen lassen. Dafür bekommen Sie Ihre 40 Kreuzer Spielhonorar!" — Wa« ist ein Kuß? Diese Frage wurde im Oktober 1891 von einem sehr verbreiteten englischen UnterhaltungSdlatte aufgeworfen und auf die beste Definition de« Worte« ein Preis gesetzt. Wir be gnügen un«, von den vielen eingegangenen Erklärungen nur die kürzesten und treffendsten mitzuiheilen. Ein Kuß ist: Ein an sich geschmackloser Bissen, ter aber in dem Maaße delikat und köstlich wird, als er mit Liebe gewürzt ist. — Die süßeste Frucht am Baum der Liebe, die um so reichlicher wächst, je öfter sie gepflückt wird. — WaS man nicht geben kann, ohne zu nehmen, und nicht nehmen, ohne zu geben. — Die Kost, mit der die Flamme der Liebe genährt wird. — Ein Nicht«, unter Zwei geiheilt. — Nicht genug für Einen, gerade genug für Zwei, zu viel für Drei. — Ein äußeres, sichtbare« Zeichen einer inneren Ge- müthSstörung. — Der Donnerschlag der Lippen, der unvermeidlich dem Blitzschein der Augen folgt. — Wa da« Kind umsonst bekommt, der junge Mann stiehlt und der alte kauft. — Der Tropfen, der überläuft, wenn der Becher der Liebe voll ist. — Der Paß der Frau zu der Börse de« Mannes und der Paß de« Manne« zum Herzen de« WeibeS. — Eine aus Herz erweiterung entstehende Zusammenziehung des Mundes. — Da« Volapück der Natur, die allgemeine Sprache der Liebe. — Ein Artikel, der immer angenommen und durch Druck mitgetheilt, aber nicht immer ver öffentlicht wird. — Eine Sprache ohne Wort. — Der einzige Göttergenuß, der auch den Sterblichen gewährt ist. — Die populärste Lippenpomade. — DaS An streichen eine« LiebeS-ZündhölzcbenS. — Der Stern am Firmament der Liebe. — Amors Siegellack. — Der Gesandte der Seele. — Der Thau von den Lippen der schönsten Erdenblume. — Ein Spiel zu zweien, da« immer in dir Mode. — Ein Felsen im Meere de« Leben«, an dem da« gute Schiff Junggesellenthum scheitert. — Der Vogelleim der Ehe. — Da« fehlende Glied zwischen Körper und Seele. — Gleich dem wehenden Winde gefühlt, aber nicht gesehen. — Ein von dem Spiegel der Liebe gemachter guter Eindruck. — Reingefallen. Vorstand: „Sie sind ja schon wieder um einen Vorschuß eingekommen! Mir scheint, Sie leben auch über Ihre Verhältnisse. Erst unlängst habe ich Sie noch um Mitternacht mit einer Dame im Kaffeehause bemerkt!" — Beamter: „DaS war ich gewiß nicht, Herr Vorstand. Ich habe hier einen Doppelgänger, mit dem bin ich schon oft verwechselt worden!" — Vorstand: „Nun, ich kenne zufällig Ihre Frau Gemahlin und wundere mich nur, daß Sie dieselbe mit Ihrem Doppelgänger so allein ausgehen lassen!" — Ein guter Handel. Die Bäuerin verkauft an den Viehhändler VeitteleS zwei fette Kühe. Da VeitteleS kein Geld bei sich hat, droht da« Geschäft nicht zu Stande zu kommen — wenn der Jnd keine Bürgschaft stellen könne. „Gut" — sagt VeitteleS — „werd' ich lassen bier die eine Kuh al« Sicherheit." — Die Bäuerin ist'« zufrieden, und VeitteleS zieht mit der anderen Kuh seine« Weges. — Feine Ausrede. „Warum heirathen Sie nicht, Herr Doktor?" — „Ich bin so bescheiden, daß ich es mir zum Vorwurfe machen würde, eine bessere Hälfte zu nehmen!" Rohseidene Bastkleider Mk. 16.8tt j pr. Stoff zur kompl. Robe und bessere Qualitäten — Vers. : Porto- und zollfrei das Fadrik-Döpöt <>. ! lK. u. K. Hoflief.) /.iiriek. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 28. Februar bis 5. März I8S2. Geboren: 48) Dem Bürstensabrikarbeiter August Friede. Schädlich hier Nr. 247 l T. 4») Dem Piuselmacher Friedrich Albert Unger hier Nr. 177 1 T. 50) Dem Biirstensabrikar- beiter Karl Louis Fiedler hier Nr. 307 IS. öl) Dem Haus mann Emil Seidel hier Nr. 303 0 I T. 52) Dem Eisengießer Friedrich Alwin Kunzmann hier Nr. 341 I T. 53) Der unverehel. Bürftcncinzieherin Anna Klötzer hier Nr. 37» I T. 54) Dem Eisengießer Ernst Alfred Klein hier Nr. 396 1 S. 55) Dem Biirstcnfabrikarbeiter Karl Oswald Meisel hier Nr. 70» l S. Aufgeboten: 4) Der Eisengießer Alwin Seidel hier mit der Näherin Anna Emilie Oschatz hier. 5) Der Eisengießer Friedrich Louis Unger hier mit der Zuschneiderin Alwine Louise Thümmel hier. 6) Der Oberkellner Ludwig Wilhelm Earl Böttcher in Schönheiderhammcr mit der Wirthschasterin Marie Louise Magdalene Franziska geschiedenen Sieber ge borenen Deneser in Schönheiderhammer. 7) Der Bürstenfa- brikarbciter Friedrich Alwin Möckel hier mit der Stepperin Minna Ida Baumann hier. Eheschließungen: Vuoat. Gestorben: 36) Des Biirstenfabrikarbeiters Gustav Eduard Lenk hier Nr. 129 T., Selma Meta, 8 I. l M. 37) Des Eisenhüttenarbeiters Friedrich Louis Lenk hier Nr. 335 S., Friedrich Max, l M. 38) Des Biirstenfabrikarbeiters Friede. Alwin Schädlich hier Nr. 155 bi T., Martha Elise, 4 I. 10 M. 3») Des Bürstenmachers Carl Eduard Härtel hier Nr. 388 T., Elise, 3 V, M. 40) Der Pinselmacher und Materialwaaren- geschästsinhaber Ernst Louis Gllnthel hier Nr. 138», 34 I. Il M. 41) Des Bürstenfabrikarbeiters Gustav Adolf Bey- reuther hier Nr. 15 T., Minna Rosa, 11 M. Ehemnitzer Marktpreise vom k>. März 1892 Weizen ruff. Sorten IIMk. — P - sächs. gelb, 10 - 90 Weizen N - 40 Roggen, preußischer II > — > sächsischer 10 < 40 < russischer II - 40 Braugerste 8 - 30 Futtergerste 7 < 80 Hafer, sächsischer, 7 - 35 Kocherbsen 10 - 75 Mahl- u. Futtererbsen 9 - 25 -eu 3 - 20 Stroh 2 » 80 Kartoffeln 3 - 60 «Utter 2 . 20 bis II Mk. 70 Pf. pr. 50 Kilo. II - 20 . II > 40 . 11 < 25 . IO < 80 - II . 60 - s . 80 - 8 . 70 - 7 - 60 . II - 25 . 0 - 50 . 3 - 60 - 8 . 10 - 4 . IO . 2 < 70 . . I «