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Locale und sLchstsche Nachrichten. — Eibenstock. Am Sonntag, 28. Februar fand im Bleyl'schen Saale in Aue Gauturntag de» Erz- gebirgSgaueS statt. Bei demselben waren 74 Vertreter au» 30 Vereinen zugegen. Bezüglich de« diesjährigen Gauturnfeste« wurde beschlossen, daß bei demselben al« Wettübungen nur volksthümliche geturnt werden sollen, und zwar: Stabhochspringen, Weitspringen ohne Sprungbrett und Steinstoßen; jedoch werden die einzelnen Bezirke sowohl, al» auch die Gauvor turnerschaft angehalten, gemeinschaftliche Hebungen vorzuführen und die einzelnen Vereine aufgefordert, sich recht rege am Mustcrriegenturnen zu betheiligen. — Zur Uebernahme de« diesjährigen GauturnfesteS hatten sich die Vereine von Eibenstock, Schwarzenberg, Grünhain und Neustädtel gemeldet. Die Abstimmung ergiebt die Wahl der Stadt Eibenstock als diesjährigen Festort. — Eibenstock. Dem uns vom Lcichenkassen- Verein der Bürstenmacher zu Schönheide zugegangenen Geschäftsbericht auf 1891 ist zu ent nehmen, daß die Jahres-Einnahme 5759 M. 75 Pf., die JahreS-Ausgabe 4229 M. 85 Pf. betragen hat. DaS VercinSvermögen ist auf 17,202 M. 62 Pf. an gewachsen. Im Rechnungsjahr sind 88 Mitglieder eingetreten und 32 Mitglieder durch Tod ausgeschieden. Ende 1891 gehörten dem Verein 1769 Personen an, die sich aus allen Ständen rekrutiren; denn der Verein erstreckt sich nicht etwa allein auf Angehörige des Bürstenmacherberufs, sondern es findet ohne Rücksicht auf den Beruf jede Person Aufnahme, dafern sie das 16. Lebensjahr erfüllt hat und unbescholten ist. Gegenüber den äußerst geringen Monatssteuern, welche betragen: 10 Pf. bei einem Eintrittsaltcr zwischen Ik und LS Jahren, 1ö „ „ ,, „ „ 2a „ 30 ,, 20 ,, „ ,, „ „ 35 „ 4a ,, 30 „ „ „ ,, „ 45 „ 50 „ ist der erzielte Erfolg fürwahr erstaunlich und zugleich ein deutlicher Beweis dafür, wozu es ein derartiger Unterstützungsverein bei gewissenhafter Verwaltung dringen kann. Als Höchstbetrag, den der Verein an Hinterlassene verstorbener Mitglieder zahlt, werden 42 Mark gewährt. Daß dem genannten Verein allseitiges großes Vertrauen entgegengebracht wird — was er allerdings auch in vollem Maaße verdient — bekundet die stete Zunahme der Mitgliederzahl. Nachdem nun in der kürzlich abgehaltenen General- Versammlung die Anschaffung eines Leichen wagens für den ansehnlichen Preis von 3000 M-, sowie ferner beschlossen worden ist, vom nächsten Jahre an die Erhöhung der Unterstützungsbeträge in Aussicht zu nehmen, wird dieser Verein voraus sichtlich einen noch größeren Zuwachs erfahren. — Dresden, 3. März. Wie bereits gemeldet wurde, wird in den Kreisen der Dresdner Bürger schaft für den 31. März eine Feier deS Geburts festes deS Altreichskanzlers Fürsten Bismarck ge plant. Ein Aufruf zur Theilnahme, unterzeichnet von mehr als hundert königstreuen Männern Dresdens, wird heute veröffentlicht, mit dem Hinzufügen, daß nähere Angaben in den nächsten Tagen gemacht werden sollen. In dem Programm, dessen Mittelpunkt selbst verständlich die von einem hervorragenden Leipziger Redner gehaltene Festrede bildet, wird ein Name figu- riren, der zweifellos den lebhaftesten Sympathieen be gegnet. Frau Etelka Gerster, die vor Kurzem durch ihren Gesang den greisen Kanzler in Friebrichsruh entzückte, wird die dort gesungenen Lieder zum Vor trag bringen. Chöre unseres trefflichen Dresdner Männergesangvereins werden den musikalischen Theil des Programms vervollständigen. Das Ehrenpräsidium der Feier ist von Herrn General von Kusserow über nommen worden. Die geplante Geburtstagsfeier soll ausschließlich den Charakter einer dankbaren Huldig ung tragen und soll jede demonstrative Spitze aus geschlossen bleiben. — Leipzig, 3. März. Die hiesige sozial demokratische Partei beschloß in einer am gestrigen Abende hier abgchaltenen öffentlichen Ver sammlung, die diesjährige Maifeier in großem Maßstabe zu begehen und die Festlichkeit auf einem Platze abzuhalten. Zur Erledigung der Vorarbeiten für die in Aussicht genommene Feier wurde ein lägliederiges Komitee ernannt. — Am Mittwoch haben auch in Leipzig von 10 Uhr Vormittags ab im Nordwesten der Stadt beim neuen Schützenhause Ansammlungen Ar beitsloser staktgefunden. Zu größeren Ausschreit ungen ist es nicht gekommen, da die Polizei benach richtigt war, die Massen beobachten ließ und zum AuSeinandergehen nöthigte. Die Arbeiter, welche sich truppweise vertheilten, zogen nach der Stadt zurück und trafen sich auf dem Marktplatze, wo sie jedoch von der Polizei zum AuSeinandergehen aufgefvrvert wurden. Da die Arbeiter der Polizei keinen Wider stand entgegensetzten, so ist es nirgend« zu größeren Ausschreitungen gekommen. — Zwickau, 3. März. Ein 18 Jahre alter Kaufmannslehrling entwendete vorgestern seinem Baler 3000 M. und ist flüchtig geworden. Früher hatte er immer von einer Reise nach Afrika geschwärmt; möglich ist cS, daß er sie angetretcn hat. Verschie dene Hafenplätze sind telegraphisch benachrichtigt worden. — Lengenfeld, 2. März. Durch eine mit starkem Getöse erfolgte Explosion wurden in der heutigen Mittagsstunde die Bewohner des in der Grünerstraße hier gelegenen Hauses deS Schuhmacher meisters Karl Seifert erschreckt. Die Explosion ereig nete sich in der im ersten Stock de« genannten Hauses gelegenen Wohnung des Bäckers und Fuhrmanns Ed. Schneider und war so stark, daß in der daneben gelegenen Wohnstube des Schneidermeisters Gropp die Bilder von der Wand fielen und die Wände starke Sprünge bekamen. Verursacht wurde die Explosion durch den 13 Jahre alten Knaben des Ed. Schneider, welcher sich am Ofen zu schaffen gemacht und, wie man vermuthet, Pulver in die Feuerung gelegt halte. Merkwürdiger Weise ist der Ofen unversehrt geblieben, dagegen fingen die Kleider des Knaben, der sehr er hebliche Brandwunden im Gesicht erlitt, Feuer, welches aber schnell gedämpft wurde. — In Naundorf bei Kötzschenbroda wurde in der "Nacht zum Mittwoch gleich der ganze Reichspost briefkasten gestohlen. Der Kasten ist noch dazu der einzige im Orte und befand sich in Mitte Naundorfs. Weder vom Kasten, noch vom Inhalt hat man bisher die geringste Spur gefunden. — Die Mannschaften des Beurlaubten standes sind bei Anbringung dienstlicher Gesuche und Beschwerden verpflichtet, den vorgeschriebenen Dienstweg (Bezirksfeldwebel der Kontrolstclle) einzu halten, d. h. jedes Gesuch ist nicht direkt an das Bezirks-Kommando, sondern an das zuständige Melde amt zu richten. Auch wenn diese Gesuche von Familienangehörigen, dem Gemeinde-Vorstand, Dienst herrn gestellt werden, sind sie an das Meldeamt ein zureichen, widrigenfalls sich der Gesuchsteller der Ge fahr aussetzt, daß ihm sein Gesuch unberücksichtigt wieder zugesandt wird. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Am 5. März I8S7 starb zu Como der bedeutende italienische Physiker Graf A. Volta, bekannt auch in Laienkreisen durch die Volta'schen Säulen. Er erfand den Elektrophor und das Elektroscop und begründete dadurch die Theorie von der Elek- tricität. Ferner erfand er das Eudiometer, die Gaslampe und den Condensator. Er hat auch den Kartoffelbau in der Lom bardei cingesührt. Der Name Volta ist von der Physik geradezu untrennbar. 6. März. Am 6. März 1707 wurden Schottland und England zu einem Staate verschmolzen, indem das schottische mit dein englischen Parlament vereinigt wurde, eine Maßregel, die früher bereits mehrere Male angestrebt, aber nicht durchgeführt ward. Malboroughs Einfluß und dem seiner durch ihn mächtigen Partei gelang diese Vereinigung, mit welcher jede Hoffnung auf eine spätere nochmalige Selbstständigkeit Schottlands ver nichtet wurde. Uebrigens war die Vereinigung, abgesehen von dem Aufhörcn der politischen Selbstständigkeit Schottlands, für die Schotten materiell sehr werthvoll; denn durch den engeren Anschluß an England wurde sehr Vielen die Gelegenheit gegeben, zu Wohlstand und Reichthun, zu gelangen. Die Vereinigung hatte später »och verschiedene Aufstände zur Folge, und völlig ausgesöhnt mit der Lage der Dinge haben sich die Schotten erst in diesem Jahrhundert. 7. März. Vielleicht Wohl aus gcwaltthätigere, jedenfalls aber nicht auf originellere Weise ist jemals eine parlamentarische Körper schaft nach Hause geschickt worden, als der österreichische Reichs tag am 7. März 1849 in Kremsier, einem kleinen mährischen Landstädtchen. In dieses kleine Nest hatte die bereits sich mächtig fühlende Reaktion die Volksvertreter von Wien aus gesandt, die indeß von dem Umschwung der Dinge immer noch nicht recht überzeugt waren, die noch Anfang März in aller Gemüthlichkeit in ihrem Versassungsentwurf dem Kaiser ein „suspensives Veto" zugestanden. Wenige Tage darnach wurde ihnen selbst ein definitives Veto zugerufen. Als sie am 7. März ihr Sitzungslokal aussuchen wollten, fanden sie selbes verschlossen und von den militärischen Wachen wurden sie be deutet, daß der Reichstag aufgelöst sei. So konnten sie denn getrost nach Hause gehen mit dem jedenfalls etwas depriniren- den Bewußtsein, daß die Regierung es nicht einmal für nöthig erachtet habe, ihnen die Auflösung des Reichstages anzuzeigen. Vermischte Nachrichten. — Altes Ehesprüchlein. Ein jedes Mägdlein liebe den, den sie zum Sponsen sich ersehn, denn wer nur streit ums liebe Brot, stirbt an der Liebe Hungers- noth. Die Frausucht auch zu unsrer Frist bei Mägd leins ein groß Uebel ist, drum sehen viele jeden Mann als einen Rettungsengel an. Auch schauet, Mägdlein, nicht zu viel auf jeder Mode Fratzenspiel. Ein Mägdlein, das nur Spitze mißt und dessen Freund der Spiegel ist, dem ob dem Putz der Nachbarin vor Aerger beide Backen glühn, das wird ein Mühlstein für den Mann, mit dem er nit lang schwimmen kann! — Von einer Schmugglergeschichte, die des Humors nicht entbehrt, wird von der bayerisch böhmischen Grenze bei Eger berichtet. Drei Pascher aus einem bayerischen Grenzorte trugen schwere Hocken mit Thee, Kurzwaaren und Schmucksachen nach einem nahen böhmischen Dorfe. Kaum hatten sie die Grenze überschritten, da trat ihnen ein Grenzwächter entgegen und gebot ihnen Halt. Die Schmuggler kehrten eiligst um; doch gelang es dem Beamten, einen der selben mit dem Gewehrkolben derart zu treffen, daß er besinnungslos liegen blieb. Mitleidig deckte der Mann de« Gesetzes seinen Mantel über den vermeint lich Tobten unv verfolgte die zwei anderen Pascher weiter. Diese waren aber einstweilen in einem dichten Walde verschwunden und daher nicht erreichbar. Als nun der Zollbeamte wieder an den Ort zurückkam, wo der eine Pascher liegen geblieben war, hatte sich dieser aus dem Staube gemacht unv nicht nur seine Hocke, sondern auch den Mantel deS Beamten mit genommen. Von den Thäkern hat man keine Spur. — Eine Hochzeit mit Hindernissen fand am Donnerstag voriger Woche in Brzenskowitz bei Myslowitz statt. Der „Oberschl. Anz." berichtet darüber: Ein dortiger jüdischer Einwohner verheira- thete seine Tochter an einen Handwerker nach Oester reich und. soll dem Bräutigam eine Mitgift von 1200 Mk. zugesichert haben. Als die standesamtliche Eheschließung bereits vorüber war und die rituelle Trauung durch den Rabbiner l)r. Jaffe erfolgen sollte, verlangte der Bräutigam, bevor er unter dem Trauhimmel trat, die versprochene Mitgift, doch da hatte er die Rechnung ohne den HochzeitSvaker ge macht. Dieser war für den Augenblick nur in der Lage, 300 Mk. zu zahlen und für den Rest einen Schuldschein auszustellen. Hierauf wollte der Bräu tigam nicht eingchen und alles Zureden, auch der Hinweis, daß er schon durch den standesamtlichen Akt gebunden sei, half nichts. Da trat plötzlich ein Kaufmann aus Antouienhütte mit einem Gerichtsvoll zieher ins Zimmer, rief den Bräutigam bei Seite, der Beamte stellte demselben einen Vollstreckungsbe fehl zu und forderte ihn auf, eine Zahlung von l30 Mk. zu leisten. Hierzu war der verblüffte Bräutigam außer Stande, sein zukünftiger Schwiegervater aber verpflichtete sich, die Schuld zu übernehmen, wenn die Trauung vor sich gehen würde. Der Gläubiger er klärte nun dem Bräutigam, daß er ihm den Hoch zeitsstaat sofort ausziehen würde, für den die Schuld entstanden sei, wenn er nicht sofort die Braut unter den Trauhimmel führe. Dies half. Der Bräutigam begnügte sich mit den 300 Mk. und der Erklärung des Schwiegervaters zur Uebernahme der Schuld von 130 Mk. und die Trauung wurde vorgenommen. — Man muß sich zu helfen wissen. Vor Kurzem fuhren drei Herren mit der Bahn von Stutt gart nach Bruchsal und machten sich, trotzdem sie in einem Nichtraucher-Abtheil saßen, das Vergnügen, gehörig zu rauchen. Ein unbekannter Herr saß in der Ecke, rückte unruhig hin und her, hustete und bat schließlich in fremder den Rauchern angeblich unver ständlicher Sprache, das Rauchen zu unterlassen. „Kann nit vcrstahn", dachten dieselben und pafften ruhig weiter, ter Fremde aber zog das Nothsignal; der Zug blieb alsbald stehen, ras Personal kam her bei, der Fremde bekannte sich als den Missethäler und klagte sein Leid, aber auch hier „kann nit ver- stahn". Auf der nächsten größeren Station wird der Bahnvorstand vom Personal an den Wagen geleitet, und der vernimmt und versteht des Franzosen Klage. DaS Nothsignal zu ziehen kostet ohne Rabatt 30 Mk., und diese zu zahlen mußten sich die drei rauchenden Reisenden ohne Gnade herbeilaffen, denn der Franzose, welcher das Rauchen aus Gesundheitsrücksichten nicht ertragen konnte, befand sicb wirklich in der Noch. — Das Halsband des Hasen. Folgendes heitere Geschichtchen wird aus einer Ortschaft Nieder österreichs gemeldet. Eine Bäuerin hatte in dem be nachbarten Marktflecken ein Schwein um den Preis von 40 fl. verkauft. Sie wickelte das Geld' in den Zipfel ihres Taschentuches und machte sich auf den Heimweg. Unterwegs erblickte sie in einem Gebüsch einen Hasen, der sich in einer Schlinge gefangen batte und vergebliche Sprünge machte, um loszu kommen. Die Frau, über den Fang erfreut, ergriff das Thier, band ihm ihr Taschentuch um den Hals und steckte cs in den Korb, den sie am Arme trug. Zu Hause angelangt, rief sie ihren Manu herbei, um ihm das Wild zu zeigen. Der Hase, der sich bis dahin ganz ruhig verhalten hatte, schien nur auf diesen Augenblick gewartet zu haben. Kaum öffnete die Frau den Korb, als der Hase mit einem Satze heraussprang und zur offenen Thür mit dem rothen Taschentuch um den Hals querfeldein davonjagte. „Aufhalten! Aufhalten!" schrie die entsetzte Frau, welche sich er innerte, daß in dem rothen „Halsbande" des Hasen — dem Taschentnche nämlich — der ganze Erlös für das verkaufte Schwein in einem Knoten eingebunden war. Doch alles Rufen war vergeblich, der Hase war aus Nimmerwiedersehen verschwunden. „Kein Schwein, kein Geld und keinen Hasen!" soll der er zürnte Bauer ausgerufen, „das ist zu viel für einen Tag!" und sein Weib weidlich durchgeprügelt haben. — Neue Reklame. Einem New-Aorker Ju welier ist es gelungen, durch einen bloßen Kniff die allgemeine Aufmerksamkeit auf sein Geschäft zu lenken. In seiner Auslage befinden sich nämlich zwei Dia manten, unter welchen eine Tafel mit den Worten: „Welcher ist echt?" angebracht ist. Die drei Worte haben schon Hunderte von Personen veranlaßt, in da« Geschäft cinzutreten, um nähere Auskunft zu er halten. Wetten wurden abgeschlossen, kurz der Ju welier hätte sebst mit einer Schaustellung des „Ko hinoor nicht mehr Aufsehen erregen können. Und doch ist das Ganze nichts Anderes als ein „Aufsitzer", denn beide Diamanten sind echt. — Doppelt gezüchtigt. Aus den letzten un ruhigen Tagen Berlins weiß ein Berichterstatter noch folgenden heiteren Vorfall zu erzählen: Sin in der Köpenickerstraße wohnhafter Kaufmann befand