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vcmber 1888 können aus Anlaß ihrer häuslichen und gewerblichen Verhältnisse für den Fall einer Mobilmachung oder nothwcndigen Verstärkung des Heeres u. Reservisten hinter die letzte Jahresklasse der Reserve, b. Mannschaften der Landwehr ersten Aufgebots, sowie in besonders dringenden Fällen auch Reservisten hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr zweiten Aufgebot«, e. Mannschaften der Landwehr erste» und zweiten Aufgebots, sowie in besonder« dringenden Fällen auch Reservisten hinter die letzte Jahres- klasse der Landwehr zweiten Aufgebots, 6. Ersatz-Reservisten hinter die letzte JahrcSklassc der Ersatz-Reserve, so wie in besonders dringenden Fällen hinter die letzte Jahrcsklasse der Lanowehr zweiten Aufgebots und <_>. Landsturmpflichtigc hinter die letzte Jahresklasse ihres Aufgebots bez. hinter die letzte Jahresklasse de« Landsturms zweiten Aufgebot« zurückgestellt werden. Zurückstellungen der fraglichen Art dürfen erfolgen, wenn a. ein Mann als der einzige Ernährer seine« arbeitsunfähigen Vaters over seiner Mutter, beziehungsweise seines Großvaters oder seiner Großmutter, mit denen er dieselbe Feuerstätte bewohnt, zu be trachten ist und ein Knecht oder Geselle nicht gehalten werden kann, auch durch die der Familie bei der Einberufung gesetzliche Unterstützung der dauernde Niedergang des elterlichen Hausstandes nicht avge- wcndct werden könnte, i>. die Einberufung eines Mannes, der das dreißigste Lebensjahr vollendet hat und Grundbesitzer, Pächter oder Gewerbetreibender oder Ernährer einer zahlreichen Familie ist, de» gänzlichen Verfall - des Hausstandes zur Folge haben und die Angehörigen selbst bei dem Genüsse der gesetzlichen Unterstützung dem Elende preiSgcben würde und e. in einzelnen dringenden Fällen die Zurückstellung eines Mannes, dessen geeignete Vertretung auf keine Weise zu ermöglichen ist, im Interesse der allgemeinen Landeskultur und der VolkSwirthschaft für unabwciSlich nothwendig erachtet wird. Etwaige Gesuche sind gemäß Z I23,i der Wehrordnung bei dem Skadtrathe bez. Gemeinkevorstande anzubringen, welcher dieselbe zu prüfen und nach Maß gabe des Befundes darüber eine an den unterzeichneten Civilvorsitzenden der Ersatz-Commission einzureichendc Nachweisung aufznstcllen hat, ans welcher nicht nur die militärischen, bürgerlichen und Vcrmögensvcrhälinisse der Bittsteller, sondern auch die obwaltenden besonderen Umstände ersichtlich sind, durch welche eine zeitweise Zurückstellung bedingt werde» kann. Zur Berathung und Entscheidung über die angebrachten Gesuche wird die unterzeichnete Königliche Ersatz-Commission im Anschlüsse an das Musterungs geschäft den 14. März 1892, von Vormittags '^12 Uhr an im Rathhause zu Johanngeorgenstadt, den 17. März 1892, von Vormittags '/zll Uhr an im Bade Ottenstein in Schwarzenberg, den 21. März 1892, von Vormittags 11 Uhr an im Rathhause in Lößnitz, den 23. März 1892, von Vormittags 11 Uhr an in der Eberwcin'fchen Restauration in Eidenüeck und den 26. März 1892, von Vormittags 11 Uhr an im Gasthofe zur Sonne in Schneeberg Sitzung halten. Die von der verstärkten Ersatz-Commission getroffene Entscheidung ist end- giltig, behält jedoch nur bis zum nächsten ZurllckstcllungStermine Gültigkeit. Ge suche um Zurückstellung im Augenblicke der Einberufung sind unzulässig. Scbwarzenberg und Schneeberg, am 15. Februar 1892. Die Könilllichc Ersatz-Commission in den Aushebungs bezirken Schwarzenberg und Schneeberg. Der Civil-Vorsitzende. Der Militär-Vorsitzende. Frhr. v. Wirsing. Pretzsch. St. Erledigt hat sich da« im 23. Stücke dieses Blatte« von 1892 hinter rem Weber tlki-1»- tt«u wegen unbefugter Bezeichnung al« Arzt u.s.w. erlassene Ausschreiben des Unterzeichneten durch Wunderlird's Verhaftung. Eibenstock, am 2. März 1892. Der Königliche Amtsanwalt. Warneck. Kotz - Versteigerung auf Kartmanns- dorfer Staalsforstrevier. Sonnabend, den 12. März 1892, von Vorm. /rIO Uhr an kommen im Gasthause Sächstscher Kof in Hartmannsdorf auf den Schlägen in den Abth. 28 und 60 und in den Durchforstungen in den Ablh. 5, 13, 19, 39, 40, 62 und 63 198 w. Stämme von 10—29 Ctm. Mittenstärke, 167 buch. Klötzer „ 13-63 „ Oberstärke, 2,o bis 4,» Meter Länge, 7814 w. „ „ 13-55 „ „ 3,», 4,» u. 4,s . 803 „ Stangenklötzcr „ 7—12 „ „ 3,s und 4,o „ „ 6097 „ Reisslängen „ 5—7 „ Unterstärke, 2 Rm. w. Nutzschcite, sowie ebendaselbst Montag, den 14. März 1892, von Vorm. V^IO Uhr an 18 Rm. buch. Brennschcite, 146 „ w. 15 „ buch. Brennknüppel, 121 „ w. 6 Rm. buch. Zacken, 6 , „ Aeste, 940 „ w. Slreureisig und 509 „ „ Stöcke unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen zur Versteigerung. K. Aorstrevierverwaitung Hartmannsdorf u. K. Aorstrentamt Kibenstock, Schlingt. am 27. Februar 1892. Wolfframm. Tagesgeschichte. — Deutschland. In der verwichenen Woche waren die Augen der politischen Welt wieder einmal ausschließlich auf Berlin gerichtet: freilich war es kein Anlaß, der besonders geeignet gewesen wäre, den nationalen Impuls freudig zu beflügeln. Kaiser Wilhelms Rede im Brandenburgischen Provinzial landtage u. die Straßentumulte in den Quartieren der Altstadt hielten das öffentliche Interesse gespannt und es fehlte nicht an Uebelwollenden, die zwischen den beiden Vorgängen einen inneren Zusammenhang zu konstruiren sich nicht scheuten. Daß die im po litischen Sinne vollkommen bedeutungslosen Exzesse des niedersten Pöbels außer den Polizeirichtern noch irgend welche öffentliche Instanz beschäftigen sollten, ist nicht anzunehmen. Wohl bleibe aber die Rede des deutschen Kaisers als ein sehr prägnanter Aus druck seines eigenrichtig impulsiven Temperaments wie «in historisches Dokument bestehen und beschäftigt mit ihrer Deutung fortgesetzt die Weisen und die Un weisen. Es ist daher auch nicht zu verwundern, daß die Rebe des Monarchen sowohl im Jnlanve wie im Auslande eine ungewöhnliche Kritik erfahren hat. Im Wesentlichen beschäftigt man sich in der öffent lichen Erörterung mit den Sätzen, die sich gegen das .Nörgeln" wenden und die den „mißvergnügten Nörglern" anheimgeben, auszuwandern. In der preußischen Verfassung wird ausgesprochen, daß e« das Recht aller Staatsangehörigen sei, durch die Wahlen, durch die Presse und durch Versammlungen auf die Art der Entwickelung der öffentlichen Angelegenheiten hinzuwirkcn, die sie für die richtigen erachten. Und von dieser Verfassung hat Kaiser Wilhelm II. in seiner ersten Thronrede gesagt, daß sie „eine gerechte und nützliche Vertheilung der verschiedenen Gewalten im Staatsleben enthalte" . . . Die freiconservative „Post" bemerkt zu der Rede des Kaisers, daß die Kritik der Akte der Regierung im Verfassungsstaate nicht bloS ein Recht des Staatsbürgers sei; es sei vielmehr eine patriotische Pflicht aller Bürger, da wo sie die Regierung auf unrichtigem Weg glauben mit ihrer Kritik nicht zurückzuhallen. Werke die Kritik sachlich ohne Voreingenommenheit oder Parteirücksicht geübt, so sei da« zum Wohle des Vaterlandes. Mehr renn je sei in unserer Zeil die rücksichtslose Erfüllung dieser Pflicht ein unabweisbares Gebot des Patriotis mus. ES sei ein großer Jrrthum zu glauben, die unsraglich in weiten Kreisen herrschende Mißstimmung sei ein Kunstprodukt. Wo Unzufriedenheit herrsche, liege der Grund bauptsächlich in Handlungen oder Unterlassungen der Regierungen. Es gebe ohne Zweifel Zeiten und Tage, in denen eine vielseitige zielbewußte Regierung ohne Rücksicht auf die Stimmen weiter Kreise gegen den Strom schwimmen müsse. Es sei fraglich, ob das in heutiger Zeit nöthig sei. Jedenfalls sei es ein für die richtige Führung der Rcgierungspolitik verhängnißvoller Jrrthum, die be stehende Mißstimmung als vermuthlicheS Kunstprodukt unbeachtet zu lassen. Wenn man daher auf die Neig ung stößt, sich in Illusionen zu wiegen, sei es patrio tische Pflicht, der Wirklichkeit und Wahrheit zu ihrem Rechte zu verhelfen. — Bei den aus Anlaß des fünfundzwanzig jährigen Bestehens der nationalliberalen Partei veranstalteten Festlichkeiten ist vielfach in Trinlsprüchen und Reden des Fürsten Bismarck gedacht worden. Auch bei der am Sonntag in Heidelberg stattgehabten Feier war dies der Fall. Staatsanwalt v. Dusch hielt dabei eine Rede auf den Fürsten, in welcher er „Bennigsen und Bismarck als die Väter der national liberalen Partei feierte". Die nach vielen Hunderten zählende Versammlung sandte Dankoepeschen an Bismarck und Bennigsen ab. Letztere lautete: „Die versammelten Nationalliberalen gedenken in Verehrung und Dankbarkeit der unvergänglichen Verdienste Euerer Durchlaucht um die Gründung des Deutschen Reiches". — Rußland. Das in Rußland weit verbrei tete Blatt „Swct" klagt darüber, die Kriegslust in Deutschland sei in raschem Wachsen begriffen. Man äußere sich so, wie am Vorabende eines bereits fest beschlossenen Krieges. „Es darf somit nicht Wunder nehmen, daß überall auf der östlichen Grenze Preußen« eine solche Erregung herrscht, al« stände man unmittelbar vor einem Feldzug. Vielleicht nie mals hat Europa ein solches Friedensbedürfniß em pfunden und so sehr den Krieg perhorreSzirt wie eben jetzt ; Deutschland aber hat sich trotz alledem zum Herde de« Krieges und der Bedrohung gemacht. Dian hätte voraussetzen sollen, der auf die Erhaltung res Friedens gerichtete Bund Rußlands mit Frankreich würde die Leidenschaft der Deutschen abkühlen, aber offenbar ist da« Gegentheil davon eingetrcten. Man ist in Berlin nur noch erregter geworden, und der russisch-französische Bund hat die Kriegspartei in Berlin in den äußersten Zorn versetzt." (Selbstver ständlich ist in deutschen Kreisen von Kriegslust nicht das mindeste zu verspüren.) Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Am Sonnabend vor. Woche, Vorm. gegen 10 Uhr machte der 75 Jahre alte Waldarbeiter Oeser Hierselbst durch Erhängen in einer HauSbodcnkammer seinem Leben freiwillig ein Ende. Der Verstorbene litt dem Vermuthen nach an Geistesschwäche. — Eibenstock. Bei der hiesigen Stadt- Fernsprecheinrichtung sind 16 neue An schlüsse «»gemeldet worden. Davon entfallen auf Eibenstock 9, auf Schönheiderhammer 2, auf Schön heide 3, auf Wolssgrün 1 und auf NeivhardtSthal 1. Die Zahl der Thcilnehmer ist damit auf 36 ge stiegen. — Dresden. Die Finanz-Deputation U der zweiten Kammer hat bezüglich zahlreicher Petitionen wegen Erbauung von Eisenbahnen und Erricht ung von Haltestellen dem Landtage u. a. folgende Vor schläge unterbreitet: betrffd. Projekt 19, die Herstell ung einer Eisenbahnverbindung vom Bahnhof nach der Stadt Eibenstock: wegen der großen Schwie rigkeiten und pecuniären Opfer, welche die Ausführ ung deS Petitums zweifellos nach sich ziehen würden, wolle die Kammer die Petition der Stadt Eibenstock auf sich beruhen lassen; betreffend Projekt 49, Sau- pcrSdorf-CarlSfeld, wolle die Kammer beschließen, die auf Fortführung der schmalspurigen Eisenbahn von Saupersdorf-Wilzschhaus nach Carlsfelb bezieh entlich Weitei SglaShütte gerichtete Petition der König lichen Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu über weisen. — Plauen. Bezüglich der abhanden ge kommenen, in Bamberg aber wieder aufgefundenen beiden Stücken Golderz im Gewichte von 87 Pfund und im Werthe von ungefähr 6000 Mk. er fährt der „V. An;.", daß dieselben in Pforzheim zur Bahn gegeben, der Werth aber nur auf 600 Mk. angegeben worden war. Am Sonnabend ist das Erz seinem Bestimmungsort Halsbrücke bei Freiberg zugeführt worden. Da die beiden zu einer kurzen Rolle vereinigten Erzstücke nur in einem Leinwand sacke (anstatt in einer festen Kiste) bei der Aufgabe in Pforzheim untergebracht worden waren und in dem betreffenden Sacke ein Loch vorgefunden worden sein soll, so ist eS leicht möglich, daß beim Umladen der Inhalt aus dem Sacke gefallen ist. — Zwickau. In einem Planitzer Beamten' Hause, welches auf dem Terrain der früheren weltbe kannten Planitzer Treibgärtnereien errichtet ist, sind am Sonnabend Nachmittag 9 Einwohner im bewußt losen Zustand aufgefunden, von der sofort herbeige holten Hilfe jedoch alsbald wieder zum Bewußtsein gebracht worden, sodaß zu hoffen steht, daß der Un fall weitere Folgen nicht nach sich ziehen wird. Die Ursache dieses Unfalles ist noch nicht festzustellen ge wesen; man hat jedoch die Vermuthung ausgesprochen, daß die Betäubung der Einwohner wahrscheinlicher Weise durch aus dem unterirdischen Brandfelde auf gestiegene und in das Beamtenwohnhaus eingedrungene Brandgase herbeigeführt worden ist.