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kaufe angeschafst werden. Endlich wurde noch die Lerabreichung von Gaben an sog. arme Reisende geregelt. — Wiiniche» wir dem jungen Vereine bestes Gedeihen. Immer muß dabei aber wieder betont werden, daß er seinen Zweck nur erfüllen kann, wenn die Einwohnerschaft an unbekannte überhaupt nichts, an bekannte Arme aber nur mit Vorwissen des betreffen den Pflegers giebt. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. >6. Februar. <Ra»dru» o-eb»i-r> Am 16. Februar 1876 starb zu Dresden ein Freund und Liebling der Jugend, der Jugendschriftsteller Gustav Nieritz, «i» wohl keinem Schüler der Volksschule, wie der höheren Lehr, austallen unbekannter Man». In angenehmer, leicht faßlicher Darstellung, darum aber doch in gutem Styl, schrieb er zahl reiche, von einer frommen, aber nicht engherzigen Lebensan schauung getragene, das jugendliche Gemüth erweckende Erzähl ungen, die sich auch dadurch Vortheilhast vor ähnlichen Jugend schriften auszeichnen, daß sie spannend und interessant ge schrieben sind. Die Moral der Nieritz'schen Schriften ist die Quintessenz der Erzählung und dadurch, daß der Erzähler nicht aufdringlich diese Moral in den Vordergrund stellt, sie viel mehr natürlich sich aus dem Gelesenen von selbst ergiebt, er zielt er starke Wirkungen. Es giebt wohl überhaupt keine Jugendbidliothek, in der di« Nieritz'schen Schriften nicht zu finden wären. 17. Februar. Am 17. Februar 1866 wurde in England unter Zubillig ung des Parlamentes von der Regierung die Habeascorpusakte für Irland aufgehoben. Das war von gewaltigster Bedeutung für England und Irland; denn jene Akte ist nicht nrehr und nicht minder als das Palladium der persönlichen Freiheit in Großbritannien, das keine Regierung, kein Parlament, kein König und keine Königin ohne die zwingendste Nothwendigkeit anzutasten wagen wird, ohne der Zustimmung des Volkes sicher zu sein. Stach diesem Gesetz dar, Niemand in Haft gebracht werden, ohne daß ein schriftlicher Befehl der Behörde die Gründe der Verhaftung angiebt; ferner sind in dem Gesetz noch andere wichtige Bestimmungen, den Gefangenen betreffend, enthalten. Dieses Gesetz war, als es 1678 geschaffen wurde, für die damalige Zeit an sich und im Verhältniß zu den an deren Rationen ein bewundernswerther Fortschritt und es ist begreiflich, daß sich die Engländer diesen später nicht mehr nehmen ließen. Wenn also für ein zu England gehöriges Reich diese Akte aufgehoben wurde, so mußten gewichtige Gründe dafür vorliegen. Diese waren für Irland die senischen Um triebe, die Gesetz, Recht und Ordnung unter die Füße traten, Mord und Todtschlag als selbstverständliches Tagewerk erach teten und Irland zu einer großen Räuberhöhle zu machen drohten. Da sich die Fenier somit selbst außerhalb des Gesetzes stellten, konnten sie auch nicht verwundert sein, als auch sie außerhalb des englischen Grundgesetzes gestellt wurden. Die Schloßmamsell. Eine Erzählung von F. Herrmann. (10. Fortsetzung.) XIV. Auf welche Weise die in ihren süßesten Erwart ungen so arg Hintergangene Schloßmamsell sich über das schamlose Benehmen ihres Bräutigams, der gleich im ersten Augenblick des Wiedersehens sich in seiner ganzen Unwüreigkeit ihr dargestellt hatte, zu trösten und zu welcher Schadloshaltung sie ihre Zuflucht zu nehmen suchte, ergab sich schon am nächstfolgenden Abend, bei ihrer Heimkehr aus dem Schinkenklub. Friedhelm hatte dort wieder, ganz wie gewöhnlich, ge seufzt und geschmachtet, übrigens aber, ohne von den bereits stadtkundigen Ereignissen im Hause des Zoll- «innehmcrS nur im mindesten zu seinem Vortheile Gehrauch zu machen, von dem Gegenstände seiner Huldigung auch heul' in der gewohnten bescheidenen Zurückgezogenheit sich gehalten; erst bann hatte er der Jungfrau ein wenig näher zu treten gewagt, als er zu bemerken glaubte, daß in dem wohlwollen den Lächeln, mit welchem er in seinem Sturm und Drang sich zeilher von ihr abgefertigt sah, diesmal zugleich ein aufmunternder Wink der Huld und Güte für ihn enthalten sei. Bald war jetzt eine Unter redung angesponnen, und auf das geschickteste wußte Friedhelm, der mit einem vielseitig gebildeten Ver stände zugleich die Gabe eines angenehmen Gesell schafters in sich vereinigte, dafür zu sorgen, daß die selbe keinen Augenblick lang ins Stocken gerieth. Der Umstand, daß er mit zartschonender Vorsicht sich hütete, die Angelegenheiten, die seit gestern das allgemeine Stadtgespräch ausmachten, irgendwie zur Sprache zu dringen, konnte nur dazu dienen, neben den glänzenden Vorzügen seines Geistes auch die liebenswürdigen Eigenschaften seines Gemüthes in ein desto voriheilhaftere« Licht zu stellen und den ge heimen Gefühlen, die allmählich in Jeannettens Brust erwacht waren, Nahrung zu geben. Immer tiefer sank Theodor, immer höher stieg Friedhelm in ihrer Gunst und immer vertraulicher ward der Ton, durch welchen sie letzteren zu Verfolg ung seines Zieles aufmunlern zu wollen schien. AlS sie endlich zum Ausbruch sich anschickte, faßte «r in allmählich vorgeschrittener Kühnheit sich ein Herz und bot ihr den Arm, um sie nach Hause zu begleiten, ein Anerbieten, dessen unbedingte Annahme keineswegs ausdleiben und auch um so weniger Auf sehen uno Befremden erregen konnte, da ihr sonstiger Gefährte, der Zolleinnehmer, durch seine häuslichen Sorgen und Unannehmlichkeiten heut vom Besuch Le» Schinkenklud» zurückgehalten worden und Jean nette mithin sich selbst überlassen war. An der Hausthür angelangt, wollte Friedhelm, nachdem er seiner Gönnerin einen brennenden Kuß auf die Hand gedrückt hatte, sich wieder entfernen; die Gesetze der Höflichkeit machten es jedoch ihrerseits nothwenvig, die Anfrage an ihn ergehen zu lassen. ob er denn nicht ein wenig näher treten wolle. Sie erfolgte unter der Bemerkung, daß eS ja noch nicht so gar spät sei, auf eine für den gefälligen Führer so verbindliche Weise, daß dieser, unfähig, der Ein ladung zu widerstehen, ihr durch eine tiefe Verbeug ung seine Willfährigkeit zu erkennen gab. Bei der Ankunft im Wohnzimmer wurde, wie bei Jeannettens Gepflogenheit willkommenen Gästen gegen über zu erwarten stand, sogleich ein Teller mit Back werk nebst einer Flasche Wein aufgetischt und, nach dem beide in traulicher Eintracht nebeneinander Platz genommen, die unten an der Thür abgebrochene Un terredung von 'Neuem angeknüpft. Kaum aber waren einige Minuten verflossen, als unter mehr und mehr überhandnehmendem Lärm und Gepolter plötzlich die Thür des Zimmer« sich öffnete und Theodor hereintrat. „Bleiben Sie ganz ruhig!" sagte er zu Jeannette«, die, durch die kecke Zudringlichkeit de« ungeladenen Gastes im Innersten empört, von ihrem Sitze auf sprang und mit ergrimmter Miene ihm entgegentrat. „Ich komme bloß, um jenen Herrn dort einige ver trauliche Worte in« Ohr zu raunen! Ohne Zweifel kennen Sie," fuhr er, mit entschlossenem Ernst an Friedhelm sich wendend, zu reden fort, „die Verhält nisse, zufolge derer der freie Eintritt in diesem Hause nur mir allein und sonst keinem Andern zu jeder Stunde des Tages gestattet ist; dennoch sind Sie dreist genug, sich hinter meinem Rücken hier einzu drängen und meiner Braut auf echte Stutzermanier ein wenig den Hof zu machen. Das fordert Genug- thuung! Wir werden un« daher, wofern Sie nicht etwa für gut finden, das Hasenpanier zu ergreifen, morgen weiter über die Sache besprechen!" Betreten und verschüchtert zog Friedhelm sich gegen das Fenster zurück, begann dort ängstlich die Hände zu reiben und in unverständlichen Ausdrücken von friedlichen BerufSpflichlen und landesherrlichen Ver ordnungen ohne sonderlichen Sinn und Zusammen hang zu stammeln. Die Schloßmamsell dagegen ließ sich weder durch gebieterisches Pochen auf verjährte Rechte, noch durch ausgestoßene Drohworke aus ihrer Fassung und Geistes gegenwart bringen. Einen schnell zur Reife geförderten Entschluß ins Werk setzend, holte sie aus einem in der Nähe be findlichen Wandschranke die mit dem Gerichtssiegel versehene, von ihr aufbewahrte Abschrift des Ber- lobungskontraktes und sagte, indem sie das Papier in Stücke zerriß und diese mit spöttischer Miene von sich warf: „Hier, mein vortrefflicher Herr Laubmann, haben Sie die Genugthuung, die Ihnen gebührt! Hoffent lich werden Sie mir nunmehr erlauben, eine ebenso unangefochtene Freiheit zu genießen, als Ihnen be treff« Ihrer eigenen werthen Person durch Vernicht ung des unter uns bestandenen Zwangsrechkes hiermit feierlichst zugestanden wird!" „Mit nichten!" erwiderte Theodor in kaltblütiger Gelassenheit; „Vertrüge von solcher Wichtigkeit pflegen nicht durch eine bloß einseitige Willensmeinung wieder aufgehoben zu werden. Auch in meinen Händen be findet sich eine rechtskräftige Abschrift dieses Kontraktes, und so lange noch nicht alles Ehrgefühl von mir ge wichen ist, werde ich meine auf Siegel und Unter schrift gegründeten Ansprüche zu behaupten wissen! Mein Vater ist Ihnen baare sechshundert Thaler schul dig. Nie und nimmer werde ich mich bereit finden lassen, diese Summe als ein Geschenk von Ihnen anzunehmen; ich muß daher mit Anwendung aller mir verliehenen Mittel auf der Fortdauer des unter uns stattfindendcn Verhältnisses bestehen. Wüßte ich in diesem Augenblicke zur Abtragung dieser Schuld auf rechtlichem Wege Anstalt zu treffen, ja, dann würde ich, in billiger Berücksichtigung des soeben er folgten zärtlichen Auftrittes, mit der von Ihnen in Vorschlag gebrachten, sogenannten Genugthuung mich begnügen und weder Ihnen, noch dem erschrockenen Herrn dort am Fenster weiter beschwerlich fallen. Schenken aber sollen Sie mir nichts; ein Werk der Großmuth will ich an mir nicht verüben lassen!" Bei diesen Worten wendete er ihr den Rücken und schritt mit der Miene eines Menschen, der in unerschütterlicher Entschlossenheit auf seinen Aus sprüchen zu beharren gewohnt ist, kalt und trotzig wieder von dannen. Auch Friedhelm verließ, nachdem jener sich weit genug entfernt hatte, den eingenommenen Standpunkt um dem gegebenen Beispiele Folge zu leisten. Jeannette aber hielt ihn zurück, nahm ihm den bereit« ergriffenen Hut aus der Hand und schien emsig darüber nachzusinnen, wie den gefährlichen Folgen, die dieser widerwärtige Auftritt leicht in mehr als einer Hinsicht nach sich ziehen könne, am zweckmäßigsten vorzubeugen und entgegenzuarbeiten sei. „Bleiben Sie wenigsten« nur noch so lange, lieber Friedhelm," sagte sie endlich, „bis ich Sie zum Ver trauten einer von mir begangenen Thorheit gemacht und gemeinschaftlich mit Ihnen überlegt habe, auf welche Weise den traurigen, für meine Ruhe und Zufriedenheit so verhängnißvollen Wirkungen derselben Einhalt zu thun ist!" Friedhelm hörte ihr bei dem Geständnisse, durch welche« sie jetzt ihrem bedrängten Herzen Luft machte, mit gelassener Aufmerksamkeit zu; er gab ihr, nach dem sie damit zu Ende gekommen war, zu erkennen, daß er etwa« viel Schlimmeres zu vernehmen ver- muthet habe, und ertheilte ihr lächelnd und mit der Versicherung, daß bei so bewandten Umständen die Ausgleichung nach Beseitigung de« obwaltenden Miß verhältnisses ja ganz und gar keinen Schwierigkeiten unterworfen sei, seinen unmaßgeblichen Rath. Jeannette billigte denselben und versprach, ihn auf das genaueste zu befolgen, worauf beide, unter der gegenseitigen Zusicherung, daß der verflossene Abend, trotz des staktgefundenen störenden Austritte«, einer der glücklichsten ihres Lebens gewesen, sich von einander verabschiedeten. (Schluß folgt.) Vermischte Nachrichten. — In Darmstadt wird in Kürze ein merk würdiger Prozeß zur Verhandlung kommen. Eine freiwillige Krankenpflegerin hatte sich zu Gunsten einer reichen Dame, welche eine offene Armwunde besaß, ein Stück Fleisch auSschneidcn lassen, um eS der Kranken einzusetzen. Der betreffende Arzt wurde nunmehr von der Krankenpflegerin auf Schadener satz verklagt. Nach ihrer Ansicht hat er nämlich mehr Fleisch genommen, als er nöthig gehabt. Sie sei dadurch für immer entstellt. — Eine von der Polizei gesuchte Amme. Bei dem in der Berlinerstraße zu Charlottenburg wohnhaften Kaufmann Th. trat vor drei Monaten die 21 Jahre alte Pauline Borkowska aus Kl. Bertel- see, Kreis Bromberg, als Amme ein. Wie nun jetzt festgestellt worden ist, hatte diese „Unschuld vom Lande" gleich nach dem Dienstantritt sich in der Nachbarschaft einen Centrumbohrer und eine Stichsäge gekauft. Als nun die Herrschaft in voriger Woche Abends ein Theater in Berlin besuchte, schickte die Amme da« Dienstmädchen unter einem nichtigen Vorwande auf kurze Zeit fort. Diese Abwesenheit benutzte sie denn, mittelst der Werkzeuge einen Schubkasten des in dem Eßzimmer stehenden Buffets zu erbrechen und daraus die Summe von 4000 Mk. zu entwenden. Das Geld bestand in Gold, Kurant und in Koupons der 3pro- zentigen preußischen konsolidirten Staatsanleihe für 139 Mk. Außerdem hat die Einbrecherin, welche — nebenbei bemerkt — daS ihr anvertraute Kind hilf los auf das Sopha geworfen hatte, einen ihrer Herrin gehörenden Pelz-Radmantel von blauem Tuche mit schwarzem Pelzkragen und schwarz und weißem Pelz futter umgcnommen, sich einen grauen Filzhut mit grauer Feder, welcher gleichfalls Eigenthum der Frau Th. ist, aufgesetzt und ist dann mit dem Raube da von gegangen, und zwar hat sie gleich von Charlotten burg ab die zweite Klasse der Eisenbahn benutzt. Die Flüchtige hat blondes Haar, graublaue Augen, an der linken Gesichtsseite Leberflecke und spricht gut polnisch, aber nur gebrochen deutsch. Die zu ihrer Ergreifung erforderlichen Maßnahmen sind getroffen worden. — Um daS Faulen der Hyacinthe n- Zwie beln, die auf mit Wasser gefüllten Gläsern zur Blükhe getrieben werden sollen, zu verhindern, braucht man dem Wasser nur etwas fein gestoßenes Holzkohlenpulver, etwa ein Loth auf jedes Glas, hin zuzufügen. Man muß das Pulver mit dem Wasser erst gehörig umschlllteln und braucht eS dann nur hin und wieder etwas zu bewegen. Dem Glase sollte kein zu warmer Standort gegeben werden. Die Zwiebel wird sich dann ganz frisch erhalten und kräftig treiben. — „Wohin die Leute gehören." Die Reichen nach Reichenhall, die Armen nach Geldern, die Hung rigen nach Essen, oder Island, die Kranken nach Heilbronn, die Gesunden nach Gnesen, die Geduldigen nach Wartburg, die Traurigen nach Klagenfurt, die Weinenden nach Zähringen, die Lustigen nach Freuden berg, die Eierhändlec ins Hennegau, die Wurstmacher nach Darmstadt, die Kaufleute nach Kaufnngen, die Frommen nach Fünfkirchen, die Gottlosen auf die Teufelsbrücke, die Einsamen nach Oedenbnrg, die Ein gebildeten nach Dünkelsbühl, die Kaltblütigen nach EiSleben, die Trägen auf's Faulhorn, die Feigen nach Memmingen, die Briefträger nach Oporto, die Kammer mädchen nach Zofingen, die Jungfrauen nach Mägde sprung, die alten Jungfern nach Mannheim, die Schwerhörigen nach Ohrdruf, die Dummen nach Oxfort, die Servilen nach Bückeburg, die Verliebten nach Traunkirchen und Küßnacht und die verkrachten Bankiers nach Celle. — Zuvorkommend. Kommerzienrath . . . . Bevor ich auf Ihre Werbung um die Hand meiner Tochter antworte, muß ich mir die Frage erlauben: wie hoch beläuft sich Ihr jährliches Einkommen?" — Baron: „Alles in allem sechstausend Mark, Herr Kommerzienrath!" — „Hm — hierzu kämen also noch die Zinsen au» dem Kapitale von hundert tausend Mark, da» ich meiner Tochter mitzugeben beabsichtige!" — „Die ... die hab' ich mir allerdings schon mit einzurechnen erlaubt!" - Malitiö«. Junggeselle: „Sag' mal, glaubst Du wirklich an die Behauptung, daß verheirathete Männer länger leben, al« ledige?" — Ehemann: „Mag schon sein — e« kommt Einem wenigsten länger vor!"