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wovon die Unkosten des Central-Komitees in Hübe von 19,287,03 Mk. in Abzug zu bringen sind. Man beschloß die bisher bei vcn Sammelstellen in Baar deponirten Summen in 3"/„iger Deutscher Reichsan- leihe anzulegen. Demnächst wurve allseitig aner kannt, daß, bevor zur Erwägung der monumentalen AuSführnng des Denkmal« vorgeschritten werven könne, die Platzfrage erledigt sein müsse nnd diese wieder so lange in su^puiw» zu bleiben habe, bis die Platzsrage für das Kaiser Wilhelm-Denkmal end- giltig entschieden sei. Man einigle sich auch dahin, daß bis zu diesem Zeitpunkt davon Abstand zu nehmen sei, über eine cvent. zu eröffnende künst lerische Konkurrenz Beschluß zu fassen, weil ohne Kenntniß von dem Platz für das Denkmal ein Projekt sich schwer aufstellen lasse. Aus dem Beitragsver- zeichniß heben wir folgende Angaben hervor: Bon den regierenden BunvcSfürsten beiheiligten sich mit Beiträgen: Der Prinzrcgcnt von Bayern, der König von Sachsen, König Karl von Württemberg, Prinz Albrecht, Regent von Braunschweig mit je IUM Mk., die Großherzögc von Weimar und Mecklenburg- Schwerin, die Herzöge von Altenburg, Koburg-Gotha, Meiningen und Anhalt mit je 500 Mk., die Fürsten von Schwarzdurg-Sonvershausen, Waldeck, Reuß j. L., Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe, Hohcnzollern mit je 300 Mk. Die Senate von Hamburg, Bremen, Lübeck mit IOM, MO, 3M Mk. Auf die einzelnen Bundesstaaten entfallen: 488,700 Mk. auf Preußen (darunter 169,MO Mk. auf Berlin, 108,7M Mk. auf die Rheinprovinz), auf Bayern 28,200 Pik., auf Sachsen 74,8M Mk., aus Württemberg 14,300 Mk., aus Baden 30,000 Mk., aus Hessen 23,4M Pik., auf Hamburg 78,500 Mk. u. s. w. Aus Großbritannien gingen ein 33,600 Mk., aus Rußland 11,660 Mk. Auch fast alle außereuropäischen Länder sind mit Beiträgen vertreten, merkwürdiger Weise fehlen nur die Vereinigten Staaten von Nordamerika gänzlich. — Zum Kapitel der Soldatenmißhand lungen wird dem „Norddeutschen Volksblatt" aus Wilhelmshaven geschrieben: „Es ist bei der Marine — wie wahrscheinlich beim Lanvheerc auch -- Gebrauch, daß man für Vergehen einzelner Sol daten, seien es nun solche gegen die DiSciplin oder gemeine Vergehen, Kompagnie, Abtheilung, Korporal schaft, Schifssbesatznng, Back oder Stube büßen läßt oder ihnen-droht, daß die ganze Kameradschaft mit irgend einer Disziplinarstrafe bestraft werden soll, wenn dies oder jenes Vergehen einzelner Kamerede» wieder vorkomme oder nicht au dem Verbrecher von der Gesammtheit gesühnt werbe. Es wird dies mehr oder weniger als ein Fingerzeig aufgefaßt, an dem Verbrecher oder Verächter der Disziplin Selbstjustiz oder auch Lynchjustiz zu üben. Dieser Wink wird dann auch in den meisten Fällen befolgt und kommt bei der Marine sehr häufig vor. Freilich steht da von nichts im Militär-Strafgesetzbuch, ja, cs ist eigentlich verboten. Die Prozedur ist gewöhnlich folgende: Es wird der Mannschaft irgend ein Misse- thäter bezeichnet, der die Ehre der Truppe befleckt oder Disziplinarstrafen über die ganze Truppe her aufbeschworen hat. Abends nach dem Dienst treten die Mannschaften zusammen, ergreifen den Bezeich neten, ziehen ihn über ein Geschütz, Jeder von der unmenschlichen Rotte, die sich dazu gebrauchen läßt, schlägt mit einem Tau-Ende abwechselnd auf ihn ein, singend: „Wir winden Dir den Jungfernkranz", bis von dem Leiter der Schinderei das Kommando „Halt!" der Prügelei ein Ende macht. Im Allge meinen hören und sehen die Offiziere und Unter offiziere nichts von solche» Mißhandlungen, trotzdem die Schmerzensrufe durch sußdicke Mauern dringen könnten. In manchen Fällen muß der wachthabende Offizier seine ganze Autorität auswenden, um der Schinderei ein Ende zu machen. Es soll vorkommen, was leicht erklärlich erscheint, daß den unglücklichen Opfern thatsächlich das Fleisch vom Leibe hängt und daß sie bitten, man solle sie lieber gleich tvdtschlagen. Eine ähnliche Prozedur und Lynchjustiz war kürzlich auf dem nicht sehr vorthcilhaft bekannt gewordenen Schiff „Oldenburg" zu beobachten. Als die Civil- arbeitet Morgens zur Arbeit kamen, hörten sie ein herzzerreißendes Jammergeschrei auf dem genannten Schiffe, das man bis in die Roonstraße hören konnte. Dort wurde nun auch Lynchjustiz geübt auf die oben angeführte barbarische Weise. Ein Torpedo matrose und zwei Heizer wurden in Gegenwart einiger Unteroffiziere von sechs Mann mit dem be kannten Ende gehauen so lange, bis sie nicht mehr schreien konnten. Wie im grauen Mittelalter oder bei den Kannibalen wurde einer nach dem andern gefoltert, und mußten die andern Beiden das mit ansehen. Der zweite Delinquent bat denn auch seine Peiniger, ihn lieber gleich todt zu schlagen, als ihm da« Gesäß so zu zerschlagen, daß er nicht leben und nicht sterben könne. Die Cwilarbeiter waren aufs äußerste empört und hätten am liebsten an den Folterknechten sammt ihren Beschützern da« Bidelwort „Aug um Aug, Zahn um Zahn" in die Thal übersetzt, sie mußten aber ans leicht begreif lichen Gründen ihren gerechten Zorn unterdrücken. Ein Arbeiter forderte einen OberdootSmannS-Maat auf, die Schinderei zu inhibiren, wurde von diesem aber angeschnauzt mit den Worten: wenn Sie mit Ihren aufrührerische» Redensarten nickt still sind, so melde ich Sie Ihrem Meister. So unendlich bedauerlich es ist, daß es Mannschaften giebt, die sich zu solchen Schindereien hergeben, so fallt doch auf die Offiziere und Unteroffiziere, welche solche Ausschreitungen dulden oder direkt oder indirekt an- stificu durch Strafandrohungen, unter welchen ein ganzer Truppenkörper zu leiden haben würde, die Schuld zurück, und ist die Duldung nickt gesetzlicher, als die schlimmste Soldatcnmißhanvlung. Wo war denn der wackthabende Offizier Morgen« um 7 Uhr, hat er vielleicht ein so hartnäckiges Ohrcnleiden, daß er die Schmerzensschreie der Gepeinigten nicht hören konnte? und weiter: Was haben die drei Ge schundenen Verbrocken? Wie unserem Gewährsmann von einein Unteroffizier mitgctheilt wurde, so habe» sie bloß den Urlaub überschritten, und war wahr scheinlich zu befürchten, daß der Kommandant wegen dieser vielleicht unverbesserlichen Durchbrenner eine allgemeine Urlaubsbeschränkung anordnete. Nun, wenn auch, so ist doch eine solche Strafform ein Sckand- mal für die Marine wie für da« Volk der Denker." — Der auf der Germaniawerft in Kiel be schäftigte Techniker Ahlrot ist aus der Haft entlassen worden, weil sich die gegen denselben erhobenen An schuldigungen, als habe er sich durch den Verkauf maritimer Geheimnisse an eine fremde Macht res LandeSverraths schuldig gemacht, als grundlos er wiesen haben. — Rußland. Die Revolvergeschichte vor der Front einer russischen Batterie, bei welcher zwei Mann von einem Obersten erschossen sein sollten, und welche sich nach der „Köln. Zig." kürzlich in Warschau abgespielt haben sollte, hat sich nach der ..Schlcs.-Ztg." bereits im Jahre 1825 zugctragen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die für die Herstellnng einer Fernsprechverbindung zwischen Eibenstock und Zwickau von der Postverwaltung geforderte Gewährleistung einer Jahreseinnahme von 2200 Mk. ist von einer Anzahl Firmen im Orte und in der Umgegend über nommen worden. Die Verbindung wird im Lause dieses Jahres fertiggestellt. Es kann alsdann, wie bereits in diesem Blatte erwähnt, von Eibenstock aus nach Zwickau, Meerane, Reichenbach, Plauen, Crim mitschau, Leipzig, Glauchau und Chemnitz unmittel bar gesprochen werden. — Eibenstock. Unter dem 1. März ist dem Königlichen Amtsgerichte Eibenstock Herr RechtSkan- didat Roth ans Schönau zur Ausbildung als Re ferendar zugewiesen worden. — Schönheide, 15. Febr. Im Hendel'schen Gasthofe zu Schönheiderhammer hielt der hiesige „Verein für Geflügelfreunde" am vergangenen Sonn tag und Montag seine 4. Geflügelausstellung ar. Dieselbe bot für alle Liebhaber unserer gefieder ten Hausfreunde viel Sehenswerthcs und Interessantes. Die ganze Ausstellung hatte 325 Nummern aufzu weisen. Darunter waren ca. 100 Stämme Hühner, 200 Paar Tauben, I Stamm Truthühner, 4 Paar Pfauen, Gänse, Enten, Kanarienvögel, Vogelbauer, ein au« einem großen Bierfasse hergestelltes Tauben haus, die neuesten literarischen Erzeugnisse auf dem Gebiete der Ornithologie und Verschiedenes mehr vertreten. Zu Preisrichtern waren ernannt worden die Herren E. Lantzsch aus Saultitz bei Starrbach und Oskar Arnold aus Seifersdorf b. Leisnig. Von denselben sind folgende Aussteller prämiirt worden: Mit ersten Preisen: Herr Gustav Hendel-Schönheiderhammer für 1 Stamm Hühner, Brahma und für I Paar- Tauben, Mondcneser; Herr Heinrich Trommer hier für 1 Stamm Hühner, Minorka; Herr R. Hofmann hier für l Stamm Hühner, Langshan; Herr Th. Fiedler-Eibenstock für 1 Paar Schwalbentauben. Mit zweiten Preisen: HerrNeumann-Spitzkunnersdors (2 mal), Herr Richter-Bockau (2 mal), Herr Schle singer und Herr Schmutzler hier, Herr Hendel-Schön- heicerhammer (2 mal) für Hühner; die Herren Hendel und Fischer-Schönheiderhammer für Enten; die Herren Schlosser-Zwota, Flach hier, Hendel-Schön- heidcrhammer (2 mal), Frieß-Schönheiderhammer, Tautenhahn Griesbach (2 mal),Colditz-Albernau, Bret- schneider hier, Seidel und Fiedler-Eibenstock (je 2 mal), Krauß-Eibenstock, Blcyer-Lößnitz für Tauben. Ge flügel von ungewöhnlich hohem Werthe war diesmal nicht vertreten. Hühner waren nicht theurer als zu 30 Mk. der Stamm ausgestellt, während die werth vollsten Tauben zu 10 Mk. das Paar käuflich waren. Allgemeine Anerkennung wurde zwei von Herrn Me chaniker DörricS hier zur Ausstellung gebrachten selbstthätigen Zimmerfontainen mit Blumentischen und Aquarien gezollt. Die Fontaine«, von kleinen Dampfmaschinen in Betrieb gesetzt, sandten ununter brochen perlende Strahlen empor und hatten stet» ein schaulustiges Publikum, besonder« von Kindern, um sich versammelt. Der Besuch der Ausstellung ge staltete sich nicht bloß durch die Sehenswürdigkeiten, sondern auch durch den gebotenen musikalischen Genuß zu einem angenehmen. Die mit der Ausstellung ver- verbundene Verloosung, bei welcher 140 Gewinne gezogen werden sollen, findet heute, Montag, von Nachm. 5 Uhr an statt. — In Leipzig sind nach der aufgestellten Sta tistik de« Vereins Leipziger Buchdruckergehilfen nock 524 Vereinsmitglieder und 350 Hilfsarbeiter innen ohne Kondition. Die UnterstützungSgelrer für dic noch Ausständigen gehen von den übrige» Gewerk- sckastcn sehr spärlich ein. In voriger Woche sollen die Arbeiterinnen nur 2 Mk. ä Person erhalten baben. Die Unlerstützung der Buchbruckergehilfen ist durch den Verband, wieder geregelt. In ganz Deutschland sollen noch gegen 3000 Buchdruckergehilfen und 500 Hilfsarbeiterinnen ohne Arbeit und daher zu unter stützen sein. — Schneeberg. Der in hiesiger Stadt kürz lich begründete und bereits viele Mitglieder zählende deutsch-soziale Verein hatte am vorletzten Sonn abend wieder einen Vortragsabend veranstaltet, ver sehr zahlreich besucht war. Nachdem Herr Schuh- machermeister Roßback die Versammlung eröffnet hatte, ergriff der als tüchtiger Redner bekannte Herr l)r. Siegemund aus Auerbach das Wort zu einem Vortrag über „die Ausgaben der Gegenwart". Der Revner schilderte bas machtvolle Auftreten des Ger- manenthums in der Geschichte und wieS kann darauf hin, wie gegenwärtig so viele Deutsche vom nationa len Pfade abgewichen seien und einer unbeuischen Richtung huldigen und sie unterstützen. Solches Gcbahren bekämpfe der Antisemitismus, der nicht ein Erzeugnis konfessioneller Unduldsamkeit sei, sondern sich nur ausbaue auf «ationalcr Grundlage und ledig lich geleitet werbe von der Liebe zum deutschen Vater lande. Der Redner ging dann über zur Darlegung der Verhältnisse de« Handwerker- und ArbeilerstandcS in der Jetztzeit. Die Handwerker müßten sich end lich ausraffen und sich organisiren. Die deutsch-so ziale Partei vertrete energisch die Interessen de« Hand werkerstandes. Sie fordere daher, um Schädigung der Handwerker zu verhüten, eine Abänderung ver Konkursorbnung. Sie verlange ferner Einführung des Befähigungsnachweises. Erst dann, wenn nur der ein Handwerk und Geschäft betreiben dürfe, der den Nachweis geführt, daß er das betreffende Fach erlernt habe, könne die unsolide Konkurrenz beseitigt und die Uebermacht des ÄroßkapitalismuS eingeengt werden. Der Handwerker würde dann seine guten soliden Waaren wieder direkt an die Konsumenten absetzen tönnen und werde dadurch unabhängig sein voin Magazinen- und Ladeninhaber. Auf diese Weise werde auch ein gut Stück der Judeufrage gelöst sein, da sich bann die Juden gezwungen sehen würden, entweder ein Handwerk pratllsch zu erlernen ober das Feld zu räumen. Auck würde sich ras kaufende Pu blikum rann bald den handwerksmäßig hergesleUken bessern Waaren wieder zu- und von den fabrikmäßig erzeugten DurchschnittSwaarcn abwenden, sicherlich nicht zum Schaden desselben. Die« erstrebten ja auch die deutschen Handwerker, die doch am besten wüßten, wo sie der Schuh drückt; wollten sie dies durch die Gesetzgebung yerbeigesührt wissen, so sei der Anschluß an die deutsch-soziale Bewegung erforderlich. Die selbe treibe praktische Arbeit für das Volk, und da mit unterbinde sie der Sozialdemokratie die Lebens adern. Ein neuer Geist müsse wieder einziehen in üuser Volk; national müssen wir wieder fühlen und denken lernen, deutsche Treue und deutscher Glaube sei zu hegen und zu pflegen als da« Vermächtniß unserer Väter. Der Vortrag, aus dem wir nur einige Partien hervorheben, wurde von der Versamm lung mit Begeisterung ausgenommen. — In den Jahren 1885 — 1890 hat Oelsnitz i. V. an Einwohnerzahl 17 sächsische Städte über flügelt: Eibenstock, Zschopau, Auerbach, Borna, Löbau, Kirchberg, Kamenz, Buchholz, Leisnig, Sebnitz, Schnee berg, Hainichen, Radeberg, Grimma, Waldheim, Riesa und Oschatz; denn seine Einwohnerzahl stieg von 6832 auf 9427. Im verflossenen Jahre ist sie wieder in entsprechender Weise gewachsen und auf 10,073 ge stiegen. Die Zahl der Fabrikarbeiter Hal sich in vier Jahren um 1000 vermehrt und beträgt jetzt 3620. — Vor einigen Tage» entleibte sich der in besten Verhältnissen lebende Gutsbesitzer Scheibe in Hart mannsdorf bei Burgstädt. Wie nachträglich be kannt wird, ist Scheibe vaS Opfer einer Einbildung geworden. Er hatte sich in letzter Zeit in den Kopf gesetz, daß er von einer Person behext worben sei. Dieser Gedanke hat ihn vollständig beherrscht, so daß er demselben keinen Widerstand enlgegenstellen konnte. (Eingesandt.) Eibenstock. Am 12. d. M. fand in dem neuge- grünbeten „Vereine gegen Armennoth und HauS- bettelei" die erste Vorstandssitzung statt. ES konnte dabei zunächst festgestellt werben, baß der Verein durchaus lebenskräftig sei, die Zahl seiner Mitglieder schon jetzt über 100 betrage. Für die Gewährung von Unterstützungen wurde als Grundsatz ausgestellt, baß diese möglichst in Naturalien, insbesondere Brot, in Geld nur an solche Personen, von denen dessen richtige Verwendung sicher zu erwarten ist und dann auch nur in kleinen Beträgen gegeben werden sollen. Die neu bestellten Pfleger werden hierbei mit ihrer genauen Kenntniß der Personen und der Verhältnisse sehr segensreich wirken. Wegen Lieferung de« Brote« zu einem billigen Preise soll mit einem oder zweien der hiesigen Bäcker abgeschlossen, später sollen auch Kohlen — und zwar der Eriparniß halber im Groß-