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Vesper in der Krnnenlnrllie. 4k Dresden, Sonnabend, den 17. November 1894, Nachm. 2 Uhr. t. Koccata und Auge für Orgel (U-moI1) von Joh. Seb. Bach, gespielt von Herrn Paul Janssen, Organist an der Frauenkirche. 2. Motette von F. Mendelssohn-Bartholdy. Chor: Aus tiefer Noth schrei' ich zu dir! Herr Gott, erhör' mein Rufen! Dein gnädig Ohren kehr' zu mir und meinen Bitt' sie öffne! Denn so du swillst das sehen an, was Sünd' und Unrecht ist gethan, wer kann, Herr, vor dir bleiben? Tenor-Solo mit Orgel-Begleitung: Bei dir gilt nichts denn Gnad' und Gunst, die Sünde zu vergeben; es ist doch unser Thun umsonst auch in dem besten Leben; vor dir Niemand sich rühmen kann, des muß sich fürchten Jedermann und deiner Gnade leben. Chor: Darum auf Goti will hoffen ich, auf mein Ver dienst nicht bauen, auf ihn mein Herz soll lassen sich und seiner Güte trauen, die mir zusagt sein werthes Wort, das ist mein Trost und treuer Hort, des will ich allzeit harren. — Und ob es währt bis in die Nacht und wieder an den Morgen, doch soll mein Herz an Gottes Macht verzweifeln nicht noch sorgen; so thn' Israel rechter Art, der aus dem Geist erzeuget ward und seines Gotts erharre. Choral: Ob bei uns ist der Sünden viel, bei Gott ist vielmehr Gnade; sein Arm zu helfen hat kein Ziel, wie groß auch sei der Schaden; er ist allein der gute Hirt, der Israel erlösen wird aus seinen Sünden allen. 3. Htecitativ und Arie aus dem Oratorium „Der Fall Jeru salems" von Martin Blumner, gesungen von Fräulein M. Ramme, Concertsängerin aus Berlin. Geschrieben steht von Mosis Hand: „Wer da verletzet seinen Nächsten, dem soll man thun, wie er gethan hat, Auge um Auge, Zahn um Zahn!" Doch Jesus, unser Meister sprach: „Liebet eure Feinde, thut denen wohl, die euch hassen, segnet die, so euch fluchen, bittet für die, so euch beleidigen!" Arie: Selig sind die Frieden halten, denn Gottes Kinder werden sie heißen; selig sind die verfolget werden um der Gerechtigkeit willen, denn das Himmelreich ist ihr. Seid fröhlich und getrost! Euch wird im Himmel wohl belohnet werden. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 424. Wir sind dein, Herr, laß uns immer unter deinen Flügeln ruhn, laß dein Licht und Gnadenschimmer strahlen über unser Thun; schaff in uns, was dir beliebet, tilge, was dein Werk betrübet; mach, was alt ist von Natur, zur erneuten Kreatur. Vorlesung. 5. Litanei, Sologesang von Franz Schubert, vorgetragen von Fräulein M. Ramme. Ruh'n in Frieden alle Seelen, die vollbracht ein banges Quälen, die vollendet süßen Traum, lebeussatt, geboren kaum, aus der Welt hinüber schieden. Alle Seelen ruh'n in Frieden. Und die nie der Sonne lachten, unterm Mond auf Dornen wachten, Gott, im reinen Himmelslicht, einst zu seh'n von Angesicht: Alle Seelen ruh'n in Frieden. 6. Motette (op. 86, Xo. 2) von Osk. Wermann. Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Truck von icvich L Rcichardl n, Dresden.