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Familienbildc sehr gefällt, zu verschaffe». Du hast Mama doch schon unterrichtet, Nora?" Nora bejahte und die Frau des Hauses äußerte erfreut: „Die Sache ist in Ordnung. Johanna will in vier Wochen abreisen; sic wäre thöricht, wenn sie nicht eine solche Stelle annehmen wollte." „Das ist recht," meinte der Kapitän. „Johanna wird sich schon in die neuen Verhältnisse schicken. Wer weiß, ob's nicht ihr Glück ist. Und nun Mächte ich mich für heute verabschieden. Uebermorgen, am heil. Christabend, wollen wir recht vergnügt sein und einen prächtigen Tannenbaum Herrichten, nicht wahr, Schatz? Ich habe seit meiner Abreise von Dentschland keinen Christabend mehr gefeiert und keinen Tannen baum mehr schimmern sehen." — O neues Rüstzeug, alter Äampf! Wo treff' ich Glück und Ruh? . . . O Erdenphosphor, Gas und Dampf! VH. 1 Scheffel (Posthornkliinge). Der Ort, wo meine Wiege stand — Das ist mein Paradies. Fritz Bormann empfand die Wahrheit dieses Worts an sich als er mit dein Vater nach langen Jahren heute wieder über die Schwelle des kleinen Häuschens trat. Wie viele Erinnerungen aus fröh- licher Kinderzeit knüpften sich nicht an jeden Gegenstand! Da stand noch ans der Hausflur die alte eichene Truhe mit den starken Eiscnbeschlägcn und der brann- gestrichene Klciderschrank; über der Küchenthür hing noch das alte colorirte Bild den „Ausbruch des Vesuvs" darstellend, nnd in dem Wohnzimmer mit seinen Hellen eschenen Möbeln war alles »»verändert, selbst die grüne Tapete, wenn auch stark ausgebesscrt, hatte dem Zahn der Zeit widerstanden; auch dort in der Ecke der plumpe lederbcschlagcne Sorgcnstuhl war — doch nein, an ihn knüpften sich nur schmerz liche Erinnerungen, denn dort hatte die Mntter jahrelang krank und siech gesessen, sein Auge mochte nicht länger dabei verweilen. Der Vater, merkend, wie eingehend Fritz alles betrachtete, ergriff die Lampe und leuchtete ihm durch alle Räume. Dabei klagte er, daß seine Augen nicht mehr so loollten, wie vordem und daß er oft Schwindel iin Kopfe spüre. Und ob er sich denn in den Jahren seiner Abwesenheit so sehr verändert habe, wie er, Fritz, unterwegs gegen den Pfarrer äußerte; o, er hätt's wohl gehört, er hätte 'n feines Ohr. Der Kapitän hatte antworten können: „Du bist nicht um zehn sondern um zwanzig Jahre gealtert, Vater." Aber das that er nicht, sondern meinte, daß er cS nun besser bekäme durch die Pensioniri.ug und er solle jeden Tag einige Gläser stärkenden Weins trinken. Aber davon wollte der Alte nichts wissen, er gericth sogar in Aufregung, als er das Wort Pensionirung hörte. Er wollte nicht die Hände in den Schooß legen; wenn er nicht mehr fahren könne, so würde er krank, so sagte er, und der Kapitän vermied cs vorsichtig, von der Bahn, Pcn- sionirung und der Aufhebung der Post zu sprechen. Nach einer Stunde legten sich Beide zu Bett, und während der Kapitän von seiner schönen Braut, von seinen Erlebnissen als Knabe und Jüngling träumte, lag sein Vater, dem der ungewohnte Wein Kopfschmerzen bereitete, wachend iin Bett und durch lebte noch einmal die Tage der letzten Wochen und den heutigen frohen Tag. Auch am heil. Abend und in den Feiertagen mußte er mit Fritz in der Familie des Postmeisters speisen, doch lehnte er cs ab, Wein zu trinken, da er Kopfschmerzen danach bekäme. Daß er sich schon seit einigen Tagen nicht recht wohl fühlte, verfchwieg er, um seinem Sohn, der sich in der frohesten und heitersten Stimmung befand, die Freude nicht zu verderben. Fritz befand sich seit seiner Ankunft in der That in einem Freudenräusche. Ain Christabend, als der große bis zur Decke reichende Tannenbaum, den er und Nora fast ganz allein geschmückt, im Kcrzenglanz erstrahlte und jeder seine Geschenke für die Anderen herbciholte, da hatte auch er schmunzelnd eine bis lang versteckt gehaltene Kiste geöffnet und daraus seine Geschenke hervorgezogen. Zuerst kam da ein Plllschmantel mit Pelzbesatz zum Vorschein, welcher der Frau Postmeister einen Ansrnf dcö Entzückens entlockte und als der Kapitän im nächsten Augen blicke ihre Gestalt damit umhüllte und Nora sic vor den Spiegel schob, da wurde sie sprachlos vor Stauuc», denn sie hatte geglaubt, das kostbare Ge schenk sei für Nora bestimmt. Fritz Bormann kannte ihre schwache Seite, denn während er die gerührt und dankend ihn umarmende Mutter seines lieben Mädchens lachend abwehrte, dachte er daran, mit welcher Befriedigung jene morgen durch das Städtchen zur Kirche gehen würde, um allen Damen zu zeigen, daß keine einen solchen kostbaren Mantel besäße. Für Jeden hatte Fritz ein wcrthvollcs Geschenk, es machte ihm Freude, Audcrcu Freude bereite» zu können. „Gönnen Sie mir doch das Vergnügen; es ist mir ein Bedürfniß, Ihnen Allen zu beweisen, wie lieb ich Sie habe," antwortete er dem Postmeister, der ihm eben mit ernster Miene zu verstehen gab, daß er für seine Familie ein kleines Vermögen ge opfert habe. „Bedenken Sic, daß ich seit neun Jahren keine» Menschen mehr am heilige» Christ abend erfreut habe, daß ich fast mein ganzes hohes Einkommen zurücklcgcn konnte, da ich mich keinem Menschen anschloß und niemals in Gesellschaft ging. Ich kanfe nie etwas Unnützes, wenn ich aber etwas kaufe, so muß es auch etwas Gediegenes sein. Da ich als Thcilhaber des Schifffahrt Unternehmens über eine Summe Geldes jährlich verfüge, die nach deutschen Begriffen ein kleines Vermögen bedeutet, so steht die Ausgabe in durchaus richtigem Ver hältnisse zu meiner Einnahme. Und wie cS mir Bedürfniß ist, Ihnen Allen meine Liebe und Hoch achtung zu beweisen, so ist es mir auch ein Bedürf niß, einmal so recht vergnügt zu sein. Sie müssen es mir nicht übel nehmen, wenn ich in ihr stilles Heim etwas Unruhe nnd Aufregung hincinbringe; cS ist mir so wohl, wie dem Gefangenen, der plötz lich die köstliche Freiheit erlangt hat und darüber auf jubelt." (Schluß solgt.) Erziehungswtscn. Eine vorzugsweise bei den Mädchen vorherrschende üble Eigenschaft, welche besondere Aufmerksamkeit er heischt, ist deren Eitelkeit. Bis zu einer gewissen Grenze gilt sic an einem Mädchen nicht als Fehler, da sic in der Natnranlagc und dem angeborenen Schönheitssinn einige Berechtigung findet. Aber sie wird oft bis zur Ungebühr durch den oberflächlichen Sinn ihrer Umgebung und vielfach unvorsichtiger Weise zu ihren Ohren kommeude beifällige Bemerkung genährt nnd der Werth der Aenßcrlichkeiten ganz un gebührlich in den Vordergrund gedrängt. Immer ist sie tadelnswerth, sobald sie der Ausdruck übertriebener Selbstliebe ist nnd richtigere, bessere Seiten des Lebens beeinträchtigt. Wer in den körperlichen Vorzügen ebenso wie in den geistigen eine Gabe Gottes erkennt, wird sie pflegen, ohne sich mehr als nöthig damit zu beschäftigen. Nur die Dummheit bildet sich etwas darauf ein und glaubt, daß ein glattes Gesichtchen nnd ebenmäßiges Figürchen sie schon hinreichend aus zeichne, also die Aneignung anderer Vorzüge oder Tugenden überflüssig mache. Leidet die Mntter nicht selbst an Verblendung, so wird sie ihre Tochter früh fchon über den Werth der Aeußerlichkeiten und den vielleicht nur geringen ihr davon zugefallcnen Autheil aufklären und ihr dadurch nicht allein spätere schmerz liche Enttäuschungen ersparen, sondern sie in der Liebenswürdigkeit wachsen sehen, die weit über dem höchsten Maaß der äußeren Wohlgestalt steht. Ein Zeichen von Beschränktheit liegt auch in der Meinung, Alles, was man thut, sei - besonders gelungen und lobenswerth; darin wurzelt die Empfindlichkeit, welche junge Mädchen oft ohne jede gegründete Ursache, ost lei den harmlosesten Neckereien an den Tag legen. Sic antworten entweder spitzig, statt humoristisch, oder sie verstummen in schwer zu ertragender Weise, sobald sie sich nicht bewundert oder doch anerkannt sehen. Die Erziehung mnß hier das Gegengewicht anstrcben, welches in richtiger Auffassung eines Scherzes, echter Bescheidenheit in der Selbstbeurtheilung und anspruchs losem Verzichten auf besondere Berücksichtigung liegt. Andererseits ist auch den endlosen Neckereien, gleichviel von wem sie auSgehen, ein Hemmschuh an- zulegen, damit sie nicht lästig und unzart werden, wie denn überhaupt das schöne Maßhalten auch von dem Kinde schon verlangt werden kann. Es muß im Lachen, Weinen, Necken, Toben, kurz in Allem, wo durch sein Gcmüth oder seine Leidenschaftlichkeit erregt wird, zur rechten Zeit aushören können. Jeder zu weit getriebene Scherz verfehlt seine Wirkung; jede nervöse Sentimentalität wird verlacht, jede alberne Ausgelassenheit widert an, und es zeigt sich in solchen Momenten, wo der Uebermuth die Grenze des Er laubten streift, ob die Erziehung zum Gehorsam von rechter Art und Wirksamkeit gewesen ist. Ein leise mahnendes Wort oder auch nur ein mißbilligender Blick der Mutter können dein wildesten Knaben ge nüge», um ihn in seine Schranken und zur Besonnen heit zurückzuführen. Stoch viel mehr aber sollten sic beschämend auf ein Mädchen wirken, das sich in seiner Lebhaftigkeit zu weit fortrcißen ließ. Vermischte Nachrichten. — Berliner Witze. Herr Niesecke in Berlin ist ein sehr wohlhabender Junggeselle, der für sich selbst recht viel Geld auSgicbt, für Andere aber nicht einen Nickel. Er läßt sich lehr gern entladen und feiert am Stammtisch sämmtliche Geburtstage mit, nur nicht seinen eigenen, an dem er jedesmal schwer leidend ist. Selbstverständlich geht er mit seiner Ge sundheit außerordentlich vorsichtig um, und hat eine schauderhafte Angst vor dem Tode. Unlängst nun war Herrn Niesccke's fünfzigster Geburtstag, und diesmal hatten die Stammgäste doch mit einiger Sicherheit darauf gerechnet, daß sich der alte Nassauer auch einmal loslassen würde. Aber weit gefehlt. Herr Nicsecke dachte gar nicht daran. Ein paar Tage vorher erschien er wie immer vor seinem Geburtstage, mit ganz verpacktem Halse, klagte über fürchterliche Schmerzen, und blieb dann an den nächsten Abenden ganz fort. Das Ivar de» Stamm gästen aber zu arg und sie beschlossen, dem „Leidenden" einen bösen Streich zu spielen, nm ihn für seine Knauserei zu bestrafen. Herr Nicsecke lag am Morgen seine» Wiegenfestes noch im tiefen Schlummer, als es an seiner Thür pochte. Er erwachte und hörte zum zweiten Male leise pochen. Zwar empfing er niemals Besuche, aber — eS war sein Geburtstag, uud vielleicht konnte ihm doch einer von den Be kannten eine Aufmerksamkeit erweisen wollen. In seiner Hoffnung rief er, „Sogleich," warf sich schleunigst in seinen Schlafrock, öffnete die Thür und vor sich sah er eine kleine Frau in schwarzem Kleide. „Nun was ist denn?" fragte Herr 'Nicsecke. „Ach ent schuldigen Se, is dat hier, wo Herr Nicsecke gestorben iS? Ick bin de Leichenwäscherin." Herr 'Niesecke ist ein paar Schritt znrückgefahren vor Schreck. „Wat sagen Sie, wer ist gestorben?" „Na, Herr 'Nicsecke." „I, Gott bewahre, ich bin ja selbst Herr Niefccke." „So—o", sagte die Frau kopfschüttelnd, „dann muß det'n Jrrthum sind." 'Nicsecke hat die Thür zuge- schlagcn, setzt sich auf'S Bett und will eben anfangen, über die seltsame Geschichte nachzudenken, als cs wieder klopft. Er öffnet wieder und sieht einen jungen Menschen, der ihn fragt: „Ick soll die Leiche balbiren, det is doch hier, wo Herr 'Niesecke gestorben is?" „Znm Teufel nein!" ruft Herr Niesecke, „ich verbitte mir diese niederträchtigen Witze, ich werde Sie bei der Polizei anzcigcn!" „Mir? Na, denn zeigen Sc man los. Was wollen Sc denn eigentlich? Hier is de Postkarte, die mir herbestcllt hat." Herr 'Niesecke nimmt die Karte und liest. Inzwischen ist ein Handwerker die Treppe heraufgekommen mit einem Zollstock in der Hand. „Ju'n Dag, ick soll hier Maß nehmen zu den Sarg for Herrn 'Nicsecke, hier is et doch?" Herr 'Nicsecke ist außer sich. Auch der Tischler hat eine Karte bekommen. Lange be greift Nicsecke die Sache nicht, aber endlich geht ihm doch ein Seifensieder auf. Jetzt erst schämt er sich seiner Drückebergerei. Es klopft noch ein paar Mal. Er macht nicht mehr auf, aber er geht nachher zum Frühschoppen und als die Bekannten bei seinem Erscheinen kichern, sagt er: „Meine Herren, ich konnte beim besten Willen nicht sterbe». Heute ist mein Geburtstag! Da muß ich Sie nothwendig Abends zu einem Fäßchen Echten um mich haben. Einverstanden?" „ES lebe Herr Niesecke!" tönte eö darauf vergnügt in der Runde. — Ein wirksames Mittel gegen die Influenza ist im Honig enthalten: „Nimmt man täglich einige Kaffeelöffel voll davon und läßt ihn langsam auf der Zunge zergehen, so kann man sicher sein, von der Influenza verschont zu bleibe«. Houig iu Wasser gelöst und durch die Nase einge- schlürft, beschleunigt den Hcilnngsprozeß, wie ich voriges Jahr an mir selbst erfahren habe! Die Ur sache dieser Erscheinung liegt ohne Zweifel darin, daß echter Honig einen Beisatz von Ameisensäure enthält, welch letzterer den Influenza-Bazillus, der sich namentlich in den Schleimhäuten fortpflanzt, tödtet! Selbstverständlich muß der zu verwendende Honig echt sein, denn nur solcher cnihält Ameisen säure. Die aus Syrup und ander» dem Houig ähnlich süß schmeckende», bereiteten Surrogate, fälsch lich Houig genannt, können kein Mittel gegen die Influenza sein. — Erlangung und Bewahrung eines guten Teiuts. Die zweckmäßige Pflege beS Teints bezüglich der Haut besteht in felgendem Verfahren: Des Abends vor dem Schlafengehen wasche man Gesicht, Hals, Arme lind Hände mit milder Seife, Mandel- oder Benctianische Seife sind namentlich zu empfehlen, noch besser, wenn auch theurer, ist die medizinische Seife, in warmem Wasser, reibe an allen diesen Theilcn die Haut vermittelst eines weichen eingesciften Flanellläppchen« tüchtig ab, spüle dann mit kaltem Wasser über und trockne mit einem weichen Leincntuch. Am Morgen wiederhole inan das Waschen aber mit eiskaltem Wasser uud einem gröberen Wolleuläppchcn ohne Seife und reibe dann die Haut mit einem groben Leincntuch derb und kräftig, bis sie trocken ist. Dies, namentlich das kalte Waschen, verrichte man regelmäßig alle Tage ohne Ausnahme. Es ist das vorzüglichste und sicherste Mittel, nm Gesundheit, Frische und — Schönheit bis ins hohe Alter sich zu bewahren. — Einen fest eingetriebcncn Glas stöpsel ans dem Flaschenhals zu bringen. Man schlingt einen Bindfaden nm den Flaschenhals und zieht ersteren an den Enden schnell und so lange mit beiden Hande», ähnlich wie beim Sägen --- ein Anderer muß die Flasche halten — hin und her, bis der Hals sich erwärmt und dadurch anSdehnt. Der Stöpsel wird dann, langsam gedreht, leicht heraus - gehen. — Der gescheite Ungar. Es ist doch eigeu- thümlich, wenn ich Thce trinke, kann ich Nachts nicht schlafen. — DoS iS doch ober merkwürdig. Bei mir is gerode umgekehrt, wenn ich schlof', kenn ich kajnen Thce trinken. Druck und Verlag von E. Hannebohn in Eibenstock.