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'N. e n in hl. asche- üszu fichlt ereien, ourir- bringen, istein u. 'N. en. »tag: fest. llsseisch. rkraut, >ltt. ün. crscst. ,l Nach- nusik. en Be ist ein rlrs. l. Uhr em. r, ei» IS. llhr an r gebenst v»-. Ü8. Ihr an Lt. Ihr an »I. gendcr welche rrneg- i Eat- leigten Beilage ju Nr. 32 des „Amts- und Aiyeigeblattes." Eibenstock, den 20. Februar 1892. Der letzte Postschirrmeister. Original-Novelle von Th. Schmidt. <5. Fortsetzung.; „Freilich, ich bin ganz unabhängig. Nur die eine Verpflichtung habe ich zu erfüllen, daß ich noch drei Jahre als Kapitän der Gesellschaft fahre, danach kann ich mich als Theilhabcr am Geivinn der Ge sellschaft ins Privatleben znrückzichen." Nora umschlang den Geliebten. „O, wie glücklich macht mich das, Fritz, wieder in die Heimath zurück kehren zu können und obendrein init Dir. Ich wünsche, ich hätte mich erst mit Frau Carper und ihrer Tochter Hcddh, die mit unendlicher Liebe an mir hängt, auseinander gesetzt. Was werden die staunen, besonders Heddy, wenn ich mit „ihrem Ideal" — das bist Du nämlich Fritz, ich erzähle Dir später davon — ins Haus trete. „Laß mich nur das Wort führen, Schatz; wenn es Dir recht ist, so gehen wir jetzt zn ihnen und stellen uns als Braut und Bräutigam vor. Das wird jedem Widerspruch die Spitze nehmen. Bereite Dich darauf vor, daß wir in den ersten Tagen des Dezembers reisen. Ich werde sofort nach Havanna au meine Gesellschaft und dann au Deinen Vater telegraphiren. Später schreibe ich daun ausführlich noch au meinem Vater. Und nun komm, Du treue Seele, ich bin nicht eher ruhig bis ich Dich allen Verpflichtungen enthoben weiß, Du sollst vou Nie mandem mehr abhängen. Dir will ich mein Leben fortan weihen, denn Du warst der einzige Mensch, der mir treu blieb und sicherlich Hohn und Spott daheim dafür erduldete. O, könnte ich's doch hinaus jubeln in die Welt und übcr's Meer zu Jenen, die mir mißtranten, wie glücklich Dn mich in dieser Stunde gemacht, doppelt glücklich durch Deine heilige reine Liebe, der ich Unhold mich vorhin so unwürdig zeigte." In überwallender Freude schloß der Kapitän ^Nora wieder und wieder an seine Brust. r°«b«I (P-fthornNIingc.) Wiederum war der Winter in den Bergen ein gekehrt und hatte unter seinem weißen Leichentuche alles Leben in Flnr und Wald begraben. Mil jedem Tage wurde der Bogen, den die hehre Wärme spenderin am Firmament beschrieb, kleiner und die Winternacht länger. Fiele nicht in diese trostlose Jahreszeit das herrlichste Fest der Christenheit und leuchtete nicht der Stern der Hoffnung und Liebe von Bethlehem in die Häuser und Herzen der Menschen, so möchte mancher schwer unter der eisig rauhen Hand des Winters Leidende schier verzagen. In dem kleinen Posthause in Bergkirchen herrschte heute seit dem frühen Morgen eine geschäftige Tätig keit. Die Frau Postmeister, deren leuchtende Augen und hochrothc Wangen eine freudige Crreguug ver- riethen, hatte ihr kleines Heim in aller Eile zu einem festlichen Empfange hergerichtet und musterte jetzt mit prüfenden! Blick jeden Gegenstand im Hanse. Sie konnte mit Befriedigung auf die Arbeit, welche die emsig schaffenden Hände vollführt, herabblicken, denn auch das schärfste Auge vermochte nirgends einen Staub- oder Schmutzflecken zu entdecken. Flur, Zimmer und besonders die Küche waren so sauber, das Geschirr blitzte ihr auö der letzteren so strahlend glänzend entgegen, daß Jedermann seine Freude daran haben konnte. „Bist Dn nun endlich fertig?" fragte in diesem Augenblicke der Postmeister, den Kopf aus der Thür seines Bureaus steckend. „Du hast mich heute init meinen Arbeiten von einem Zimmer in das andere gejagt, dies ewige Reinmachen macht mich noch nervös. Zn Essen giebts heute wohl nichts?" Die Frau des Hauses lachte. „Herjeh, 's ist ja wahr, wir haben ja noch garnicht gegessen." „Und weißt Du wie spät es ist — 4 Uhr!" „Wirklich? O, du arincr Manu! Aber sei nicht böse, Ferdinand, ich habe in der Freude, die uuö gestern Abend spät das Telegramm aus Hamburg brachte, an nichts weiter gedacht als an den Empfang . . . nur noch eine halbe Stunde und dann sind sie da. Ich wollte, das erste Wiedersehen mit dem Kapitän läge hinter uns, ich schäme mich doch ein wenig, Ferdinand. Die Rollen sind gewechselt, jetzt kann er mit Stolz auf uuS hcrabsehen." Der Postmeister nickte. „Wenn er das thut, so müssen wir eS uns "gefallen lassen und als eine ge rechte Strafe hinnehmcu . . . Was?! . . Die Post ist schon oben auf dem Sonnenbergc, ich höre des Alten Instrument von der Höhe erschallen!" Der Postmeister öffnete hastig das Flurfenster und ließ seine Blicke zu dem Bergrücken, von dem die Land straße im Bogen ins Thal führte, hinüberschweifen. Auch seine Frau trat neben ihn und lauschte gespannt den Tönen, die von der Höhe ins Thal hinab hallten. Aber heute war es keine schwermüthige Melodie, welche der Alte dem Instrumente entlockte. Es war das Ausjubeln eines schwerbedrückten Herzens, der Freudenschrei einer Seele, die lauge Jahre ge litten und die nun, befreit vou der Centuerlast, dem Schöpfer Lob und Preis darbrachte . . . ein Vater- Her; frohlockte dort oben im Gebirge über den wieder gefundenen verlorenen Sohn! Lob« den Herr», Den «nächtigen König der Ehren — so klang es vom Berg zum Thal. Ernst lauschten die beiden am Fenster Stehenden den aus der Ferne feierlich widerhallenden Tönen; keiner sprach ein Wort, denn es dünkte ihnen eine Entweihung des erhabenen Moments, in welchem ein überglücklicher Vater dem, was sein Herz bewegte, in dem Neauder'schen Lobgesang weithinschalleudeu Ausdruck verlieh. Als der letzte Ton der Melodie verklungen, schloß Röder leise das Fenster und stieg mit seiner Fran die Treppe hinab. Er war mit seiner Gattin allein im Hause. Johanna nnd Elly waren mit dein Pfarrer, welcher es sich nicht nehmen lassen wollte, seine beiden, aus der Fremde heimkehrenden Beicht kinder von der nächsten Eisenbahnstation abzuholeu, früh mit der Post abgefahren und die drei Jungen waren daheim nicht zu halten gewesen; sie waren dem Postwagen weit entgegengegangen. Die Nachricht, daß die Tochter des Postmeisters aus der Ferne heute heimkehre und daß der so hart vom Schicksal gestrafte, aber nunmehr glänzend gc rechtfertigt dastehende Sohn des alten Postschirr meisters sic als ihr Bräutigam begleite, hattte sich am Morgen mit Blitzesschnelle in dem Städtchen verbreitet. Bei dem Ansehen und der Verehrung, welche die Bewohner des Orts für die Eltern des jungen Paares hegten, war'S daher natürlich, daß Jung und Alt vor die Thür oder an's Fenster eilte, als der Postwagen in der Abenddämmerung in das Städtchen rollte. Jeder wollte das hübsche Paar sehen und ihnen ein „Willkommen daheim!" znrufcn oder znwinken nnd auch dem Vater des Kapitäns vorn auf dem Bock, dessen sonst glanzlose Augen heute vor innerem Glück leuchteten wie in früheren Tagen, seine Theilnahmc an seiner Freude bezeigen. Dem Alten, der, wie die Insassen der Post, nach allen Seiten mit frendigbewegter Miene winkte oder militärisch die Hand an die Dienstmütze legte, kam die heutige Fahrt durch die Straßen des Städtchens wie ein Triumphzug vor. lind als er endlich seine Trompete in der Nähe des Posthauses au den Mund setzte, um das Postsignal vorschriftsmäßig ertönen zu lassen, da brachte er vor Rührung nur einige dishar monische Töne heraus, doch genügten diese, den Post meister und dessen Gattin eilig vor die Thür des Hauses zu bringen. „Vater — Mutter!" jubelte Nora, welche als die Erste dem Postwagen eilig entstieg nnd sich unter Freudenthränen den geliebten Eltern ab wechselnd in die Arme warf. Elly und Johanna folgten ihr auf die Stufen der Treppe, an ihnen vorbei huschten die drei Knaben ins HauS, um zu untersuchen, ob Johanna mit ihrer Behauptung, daß Mama heute „was Extras" gebacken hätte, recht habe. Währenddem war der Kapitän ausgestiegen und half dein alten Pfarrer schnell aus dem Wagen. Den Hut in der Hand, trat er dann entblößten Hauptes auf die Gruppe auf der Treppe zu, ver neigte sich tief und sagte mit bewegter Stimme: „Verehrter Herr Postmeister, verehrte Frau, Sie waren einst Zeuge, daß ich als ein Geächteter Vater haus und Vaterland verlassen mußte. Durch Sic habe ich die erste Mittheilung erhalten, daß meine Unschuld endlich an den Tag kam, darf ich jetzt hoffen, aus ihren Händen das kostbare Kleinod in Empfang nehmen zu können, daß ich einst besaß nnd ohne mein Verschulden wieder verlor?" Der Postmeister streckte dem unten an der Treppe stehenden Kapitän beide Hände entgegen. „Treten Sie ein, Herr Kapitän, und seien Sie uns herzlich willkommen! Nicht Sie haben um etwas zu bitten, sondern wir, meine Frau uud ich. Verzeihen Sie uns, daß wir Sie einst tief kränkten. Ich wünsche und hoffe, daß meine Tochter als Ihre demnächstige Gattin das Unrecht, welches Ihnen die Eltern zu fügten, durch verdoppelte Hingebung und Liebe sühnen wird. Und nun kommen Sie, damit wir Alle Sie da drinnen bewundern können, denn Sie haben sich sehr verändert in den langen Jahren." Arm in Arm mit Nora, welche sich von der Mutter loSgerisseu uud au des Kapitäns Seite ge eilt war, betrat letzterer das traute Heim der glück lichen Familie. Bei den nun folgenden lebhaften Fragen und Antworten, Staunen und Bewundern — die Fran Postmeister war ganz entzückt von Fritz und redete ihn in ihrer resoluten Weise ohne weiteres mit „mein lieber Sohn" an — erinnerte sich end- I lich der Kapitän seines Vaters, der ihm unterwegs in rührender Freude des öftere» zärtlich die Hand gestreichelt und ihn um Vergebung seiner Härte ge beten hatte, obschon der Kapitän ihn gleich beim AuSsteigeu aus dem Coupcc umarmt und ihm mit einem Kuß deu um Verzeihung stammelnden Mund geschlossen hatte. Der Postmeister errieth, wen der Kapitän mit seinen Blicken suchte. Schweigend ging er hinauf in sein Bureau, wo der alte Bormann und ein Briefträger die angekommcnen gewöhnlichen Postsachen eben sortirt hatten. In wenigen Minuten hatte Röder die übrigen Sendungen geordnet und gebucht, dann schob er seinen Arm unter den seines alten Postschirrmeisters. „Heute sind Sie unser Gast, Bormann, kommen Sie, man erwartet Sie unten. Der Alte sträubte sich. „Er passe nicht zu der Gesellschaft," meinte er, „man inöge ihn nur allein lassen, er wäre ja auch so überglücklich." Aber da wurde der Postmeister zornig. „Wenn Ihnen auch früher meine Frau gleich nach der häßlichen Affairc ihres Sohnes einmal mit Hochmuth begegnete, so hat sie das längst bereut. Ich möchte es Niemand rächen. Sie heute mit Geringschätzung zu behandeln. Vorwärts, Bormann, Ihr Sohn vermißt Sie bereits." Als der Postmeister gleich darauf Arm in Arm mit seinem bescheiden und verlegen grüßenden Unter gebenen in die „gute Stube" eintrat, da erhoben sich alle an der Tafel, an der man inzwischen Platz ge nommen, und gratulirtcn dem Alten zu der Rückkehr seines Sohnes. Der Pfarrer konnte cs nicht unter lassen, in einer kurzen Ansprache auf das große Glück hinzuweisen, dessen die Eltern des jungen Paares sich heute zu erfreuen hätten. Daun wandte er sich gegen den Kapitän. „Versöhnt mit dem Schicksal, dessen Hand schwer auf Ihnen lag, geliebt und ver ehrt von Derjenigen, die einst Ihr Jünglingsherz entflammte, geachtet und bewundert von Allen, die Ihr trauriges Geschick kannten, dürfen Sie, mein lieber Herr Kapitän, heute stolz vor den Menschen das Haupt erheben, aber auch in Demuth Gott danken für das, was er an Ihnen gethan. Er hat Sie nicht mit dem Stachel der Erbitterung im Herzen in dem moralischen Schlamme der Welt versinken, sondern Sie als gereiften Mann aus der Prüfung hervorgehcn lassen und als Belohnung dafür, daß Sie nur in der Erfüllung ihrer Berufspflicht Trost für die Bitternisse des Lebens suchten. Ihnen die jenige erhalten und auf wunderbarem Wege wieder zugeführt, die fest au Sic glaubte und Ihnen Liebe uud Treue bewahrte. Möge Gott auch ferner seine Hand über Sic nnd die Auscrwählte Ihres Herzens halten. Mit diesem Wunsche leere ich nach deutscher Sitte das Glas auf Ihr Wohlergehen." Es war schon spät, als die kleine glückliche Ge sellschaft sich von der Tafel erhob. Die Kosten der Unterhaltung hatte meist der Kapitän tragen müssen. Man wollte von ihm erfahren, wie es ihm ergangen in all' den langen Jahren, nnd er hatte den auf merksamen Zuhörern eine hochinteressante Schilderung von seinem Leben zur See, vom armen Schiffer lehrling, als welcher er die Reise unentgeltlich von Deutschland nach New-Jork znrücklcgte, bis zum Kapitän und Theilhaber einer großen Schifffahrts gesellschaft, gegeben. Als er sich mit seinem Vater von der Gesellschaft verabschieden wollte, winkte ihn die Frau des Hauses noch einmal in ein Nebenzimmer. „Höre ich recht, mein lieber Sohn," redete die Frau Postmeister den Kapitän ernst an, „so wollen Sie uns schon gleich nach Neujahr Nora wieder entführen, und zwar als Ihre Gattin." 'Nora huschte in diesem Augenblicke lauschend an die Seite des Geliebten. „Das ist mein Wunsch, thcuerste Mama." „Aber bedenken Sic doch die Aussteuer, das wird . . ." Ist schon alles besorgt, 'Nora hat gestern in Hamburg alles gekauft, was wir vorerst nöthig haben," unterbrach sie der Kapitän. „Du, 'Nora, woher sollen wir denn so schnell — hm; Herr Kapitän, ich meine, das müßte doch wohl erst ernstlich ..." „Nora hat alles bezahlt, Frau Postmeister!" „Glaub's nicht, Mama, er hat's gethan, er wollte nicht 'mal meine Erspar» . . ." Der Kapitän hielt ihr den Mund zu und drückte ihren Kopf an seine Brust. „Still davon, kleine Maus! Wenn ein Vogelpaar sein Nest baut, dann trägt das Männ chen das Material dazu herbei nnd das Weibchen richtet's nett und wohnlich ein." Die Frau Postmeister athmete erleichtert auf. Die Aussteuer hatte ihr seit gestern schon viel Kopf zerbrechen gemacht. Der Kapitän half ihr über das Peinliche der Sache geschickt hinweg. „Wie denken Sie, liebe Mama, über die Stelle bei Mistreß Carper in New-Jork?" fragte er. „Ich habe der Dame heilig versprechen müssen, ihr für Nora Ersatz in ihrer Schwester Johanna, welche jener nach dem