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18SL Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich«- Postanstalten. Amts- und Anzeigeblatt für den MMAD Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionSpreiS: die kletich. - « «nd dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ,s. A«sr«an« ' — 1. Somalcad, den 2. Januar Ausschreiben. Axmann, Ernst Emil, Handarbeiter, geb. am 11. November 1871 zu Eibenstock, zuletzt in der Hammermühle zu Schönheiderhammer beschäftigt, wegen Betrug« und Unterschlagung bereit« bestraft, ist de« erschwerten Forstdiebstahls und Betteln« dringend verdächtig. Ich ersuche, Axmann, welcher sich umhertreibt, festzunehme» und mir vorzuführen. Eibenstock, am 3l. Dezember 189l. Der Königliche Amtsanwatt. Warneck. Bekanntmachung. Rach der Bestimmung in 8 1 unter ä des Gesetze« vom 1b. Dezember 1891, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1892 betreffend, hat vom 1. Januar 1892 aö die BerbrauchSabgabe von vereinsausländischem Fleischwerke wieder zur Erhebung zu gelangen. Dieser Abgabe, welche für frisches Rindfleisch und Schweinefleisch g M — Pf. für IM kg und von geräuchertem, gepökeltem oder sonst zube- reiteten, Rind- und Schweinefleische, Speck, Würsten aller Art, Fett und Jnselt von Rindern und Schweinen 10 Mk. — Pf. für IM kg beträgt, unterliegen auch diejenigen Fleischmengen von nicht mehr als 2 Kilogramm, welche von Be wohnern de« Grenzbezirks auf Grund der Anmerkung zu Nr. 25 g 1 des Zoll tarifs zollfrei eingesührt werden. Dresden, am 24. Dezember 1891. Königliche Zoll- und Steuer-Direction. Schultz. Kranz. Der Ruin des Mittelstandes. »Der Ruin de« Mittelstandes" betitelt sich eine im Verlage der Druckerei Glöß in Dresden soeben in 12. Ausl, erschienene Broschüre (Preis 60 Pfg.), welche in packender Weise alle Mißstände, unter welchen der Mittelstand zu leiden hat, dem Leser vor Augen führt. Der Verfasser bezeichnet sich auf dem Titelblatt als einen »Mann au« dem Volke," er theilt mit, daß er sich au« den kleinsten Arbeiter verhältnissen zu einer gewerblichen Selbstständigkeit heraufgearbeitet hat und er kann somit den Anspruch erheben, daß seiner Stimme in den weitesten Kreisen Gehör geschenkt werde. ES ist immer erfreulich, wenn mitten aus dem praktischen Leben heraus ar beitende Männer in Schrift und Wortden Erfahrungen, die sie am eigenen Leibe gemacht haben, lebhaften Ausdruck geben. An Lebhaftigkeit des Vortrag« läßt eS der Verfasser nun durchaus nicht fehlen. Er be leuchtet in scharfen Worten die durch die Gewerbe freiheit hervorgerufene Zügellosigkeit, die einseitige Belastung des Mittelstandes durch Steuern und Kassenbeiträge, die durch die Sozialdemokratie bi« zur Unerträglichkeit gestiegene Arroganz der Arbeiter, da« jüdische Ramschwesen und Preisdrücken, den An waltszwang, die Apothekenprivilegien, die Gefängniß- arbeit und Viele« mehr, wa« den arbeitenden Mittel stand schwer belastet. Aber der Verfasser bleibt nicht bei diesen kritischen Betrachtungen stehen, er geht vielmehr zu sehr beachtenSwerthen positiven Vor schlägen über, unter welchen wir hervorheben, daß er dringend die Bildung »moderner Innungen" befür wortet, welche an der Hand von Berufsstatistiken dem Handwerk streng ausgebildete Lehrlinge und Ge- hülfen zuführen und Schiedsgerichte errichten sollen, welche alle au« gewerblichen Ansprüchen hervorge gangenen Streitigkeiten schnell und billig zu ent scheiden hätten. Besonders interessant ist die im Anschluß an eine Rede des freikonservativen Abge ordneten »r. von Frege erhobene Forderung, daß der Staat ähnlich wie er an die Unteroffiziere nach zwölfjähriger Dienstzeit 1000 Mark Prämie zahlt, auch an Gehülfen, wenn sie in der Innung besonders gute Meisterstücke machen, Prämien zahlen müsse. Der Verfasser befürwortet sodann im Mittelstück seiner Schrift sehr verständig da« Anstreben besserer Lohnverhältnisse, weil nur große VolkSmafsen, wenn sie konsumfähig find, ein andauerndes Blühen von Industrie und Gewerbe, unbekümmert um schwankende Exportverhältnisse, in Deutschland herbeiführen können. Der Verfasser erkennt überhaupt sehr richtig, daß da« gesammte Staatswohl an eine möglichst große Zahl kleinerer zufriedener Existenzen geknüpft ist. Am Schluß seiner inhaltsschweren Schrift läßt er seine Ueberzeugung dahin auSgipfeln, daß er in einem Appell an die Regierung mit den beherzigen«- werthen Worten schließt: »Ein gesunder, dem Arbeiter leicht zugänglicher Mittelstand, da« ist die Lösung der sozialen Frage." Der Mittelstand ist der natürliche Kanal, auf welchem auch der ärmste und unzufriedenste Mensch allmählich durch Fleiß und Tüchtigkeit zu einer au«- reichenden und zufriedenen Existenz gelangen kann. Dieser Kanal aber droht unter der heutigen Gesetz gebung zu versanden und gänzlich verschüttet zu werden. Der Staat muß die Schaufel der Gesetzgebung energisch in die Hand nehmen, um hier neue«, frisch fließende« Leben zu schaffen, dann werden die revo lutionären Giftdünste, die au« dem Morast der libe ralen Gesetzgebung aufsteigen, sich von selbst ver fluchten. Die Sozialdemokraten hassen und bekämpfen nicht« wüthender, als die kleinen zufriedenen Leute, die sich aus den Arbeitermassen mühsam empor gearbeitet haben. Ein Wink für die Regierung, wen sie in erster Linie zu schützen und zu fördern hat. Wird dem Mittelstände energische Hülfe zu Theil, dann erzieht sich der Staat die besten und kräftigsten Kämpfer gegen die Sozialdemokratie. Vom grünen Tisch au«, von Beamten und Doktrinären ist noch niemals eine Revolution verhütet worden, sie kann nur durch das tägliche Leben selbst zurückgehalten werden, und das geschieht, wenn cS möglichst viele kleine Leute giebt, die jeden Unzufriedenen al« leben dige Beispiele dafür dienen können, daß e« in Dcutch- land sehr gut möglich ist, au« drückenden Verhält nissen allmählich zu einem friedlichen und nützliche» Dasein emporzusteigen. Wer in diesem Geiste Mit arbeiten will an der einzig vernunftgemäßen Lösung der sozialen Frage, der empfange hiermit und ver breite von Mund zu Mund die Parole: „Schutz dem Mittelstände!" Wir können un« nur freuen, daß endlich einmal mitten au« dem Volke heraus ein Schutz des Mittel standes verlangt wird, und können die billige und trotzdem gut ausgestattete Schrift den weitesten Kreisen zur Lektüre dringend empfehlen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Mehrere Blätter erörterten in eigenlhümlicher Weise die Frage, ob der komman- dirende General des ersten bayrischen Armeekorps, Prinz Leopold, zur Gratulation der kommandiren- den Generale des deutschen Heere« am 1. Januar nach Berlin kommen werde. E« wurde berichtet, daß dies nicht geschehen und daß der Prinz sich durch den Generalleutnant v. Orff vertreten lassen werde. Ein bayrische« Blatt behauptet, die« hänge mit der That- sache zusammen, daß Prinz Leopold nicht zum In spektor der 4. Armee-Inspektion ernannt worden sei, zu welcher die beiden bayrischen Korps gehören; der Prinz habe angeblich ein ihm gemachtes bezügliche« Anerbieten nicht angenommen, weil entweder seine Uebersiedelung nach Berlin oder die Bildung de« Stabe« au- preußischen Offizieren verlangt wurde. — Bei den bundesstaatlichen Regierungen soll die Neigung, ein Verbot de« Haustren« der Handlung-reisenden bei Privaten herbeizuführen, im Zunehmen begriffen sein. — Daß ein preußischer aktiver Offizier, noch dazu ein Sekonde-Lieutenant, Mitglied einer nichtpreußischen parlamentarischen Körper- schäft wird, ist gewiß noch nicht dagewesin. Ein Lieutenant des Leib-Garde-Husaren-Regiment«, Josef Graf v. Montgelar, hat vor einigen Tagen die Be rechtigung erlangt, einen Sitz in der bayrischen Kammer der Rcichsräthe einnchmeu zu können. Ihm steht die erbliche Mitgliedschaft in der bayrischen ersten Kammer zu, und da er soeben da« 21. Lebensjahr zurückgelegt und damit das Alter erreicht hat, welches zum Eintritt in die Kammer der Rcichsräthe erfor derlich ist, so ist seiner Einführung nichts im Wege, zumal die bayrische Gesetzgebung eine Bestimmung, daß die Mitglieder des Reichsraths ihren ständigen Wohnsitz in Bayern haben müssen, nicht kennt. Nach der bayrischen Verfassung erhalten die Reichö- räthe, wenn sic großjährig geworden, zunächst übrigens nur den „Zutritt" in die erste Kammer, eine „ent scheidende Stimme" kommt ihnen erst „mit dem 25. Lebensjahre" zu, nur die Prinzen des königlichen Hauses, welche mit Vollendung des 18. Lebensjahres großjährig werden, haben die entscheidende Stimme schon mit dem 21. Lebensjahre. — Rußland. Von einem mißlungenen Attentat auf den Zaren will ein Pariser Blatt Kenntniß erlangt haben. Es berichtet, daß kur; nach der Abfahrt des Zaren und des Zarewitsch von Gak- schina nach Petersburg zum Besuch der französischen Gemälde-AuSftellung plötzlich der Fußboden des Perrons der kaiserlichen AdsahrtShalle eingestürzt sei. Vier Personen seien darunter begraben und todt her vorgeholt worden. — Aus Rußland gehen weitere Nachrichten ein, welche in Bezug auf die politische und wirth- schaftliche Lage überaus wenig tröstlich lauten. Der Nihilismus macht immer größere Anstrengungen, den herrschenden Nothstand znr Verbreitung seiner Ideen und zur Anwerbung neuer Anhänger ausznnutzcn, während die Regierung die Verfolgung des gefürchteten Gc- heimbuudes aufs eifrigste fortsetzt. Aus Jnkateri- noSlaw, Lublin, Tschitomir und namentlich Warschau werden weitere Verhaftungen von Nihilisten gemeldet. Unter den Festgenommenen befinden sich zahlreiche Frauen. Trotz der fieberhaften Thätigkeit der poli tischen Polizei füllen sich die gelichteten Reihen der Nihilisten immer von neuem mit solchen, welche unter den Folgen des Nothstandes zu leiden haben. Dieser wird durch die Mißbräuche bei der Vertheilung der Nothstandsspcuden noch fühlbarer gemacht. Die Un terschlagungen und Betrügereien sind so schamlos betrieben worden, daß die Regierung sich genöthigt sah, kaiserliche UutersuchungS-Commissare in die Noth- standsbezirkc zu entsenden, welche ihre Berichte direkt an die kaiserliche CabinetSkanzlei zu entsenden haben. Mehreren Gouverneuren droht infolge dessen Absetzung. Um für die vom Hunger bedrohten Distrikte Mittel flüssig zu machen, werden die Ausgaben in ver schiedenen Ressorts möglichst eingeschränkt. So hat der Verkehrsminister eine Verfügung erlassen, daß der Bau der Berditschew-Shitomirer Bahnlinie bis auf Weitere« aufgeschoben werden soll, da die Staats fonds gegenwärtig für dringendere Zwecke Verwend ung finden müssen. «neale ««» sächstsche Nachrichten. — Eibenstock, 2 Januar. Am Shlvestcrabenv. war ein alter Stadttheil hiesigen Orte» in Gefahr eine« Schadenfeuers. In einem Hause de« Crottensre war die Hängelampe von der Decke gefallen unv ent zündete da- brennende Petroleum da« am Fußboden