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»rdr lSÜS. ttene Amts- I!iii> Äiizeilledllitt Abonnement oiertelj. I M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile M Pf. Telegr.-Ädrcllc: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Lrrnsprtchrr Nr. Bll. L2. Jahrgang. —— Dienstag, den 14. November S t a d t v e r o r d n e t e n w a h t. Mik Ende dieses Jahres scheiden aus dem Stadtoerordnetenkollegium aus die Herren: Stickmaschinenbesiger Hermann Anerswakd, Königl. Oberförster chtto Richard Aach, Kaufmann Karl Richard Kunz, „ Bernhard Löscher, . Mar Richard Ludwig, „ Alban Htto Männck, Schlosscrmeister chdüard Rorlt. Ta von den im Amte verbleibenden Stadtverordneten ll ansässig und » unansässig sind, nach dem Ortsstatute aber dem Stadtverorbneten-Kollegium mindestens tl ansässige und mindenstens 6 unansäsfige Biirger anzugehörcn haben, io müssen von den zu wählenden 7 Stadtverordneten mindestens 2 ansässig und mindestens 1 unansässig sein. Als Wahltag ist Wonlag, der 4. Dezemver 1905 anberaumt worden. Die Stimmenabgabe hat in der Zeit von i» Uhr vormittag» bi» > Uhr nach mittags im Ratssitzungssaale staktzufindcn. Die Liste der Stimmberechtigten und der Wählbaren liegt vom li. November, diesen Tag eingerechnet, bis mit 2l. November l'.lsisi zur Einsicht an Ratsstellc aus. Es stehl den Beteiligten frei, bis zum Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung gegen die Wahlliste beim unterzeichneten Stadtrate schriftlich oder mündlich Einspruch zu erheben. Stadtrat Eibenstock, den 4. November lllOö. .Veste. Müller. cdt- : »»rlr w In kill: »o w ro W lnbunlt ii >il 7itt«I. Mein Ir. stovbr., von inzahlung ucrn und glicder im s Restau- Restanten Lerbindlich- rben. lik«I»«»I»t. »lle^ ld: gout. ii a. luranl.) I t « n. otopkastik! Lelimlckt. en. hm. 4 Uhr Uhr ab kner. . P's- Z>as russische Reispiek. In den Berichten mancher europäischer Blätter über die inneren Vorgänge in Rußland nehmen Schilderungen der Bedrängnisse der russischen Juden den breitesten Raum ein. Man liest da ganze Spalten von Verfolgungen und Hülfe- rufen der Juden. Gewiß müssen in Odessa, m Kiew und anderen Städten gräuliche Taten in den jüdischen Vierteln verübt worden sein, und der neue Minister-Präsident Graf Witte hat sich auch schon dazu gedrängt gesehen, öffentlich einen Teil der Schuld daran den unteren Verwaltungsorganen zuzuschreiben. In anderen Blättern ist der Hauptgegenstand der Betrachtung die Frage, welche Konzessionen an die frei heitlichen Forderungen der Liberalen und Revolutionäre ge macht werden, wie die Reichsduma gewählt werden, welche Rechte sic haben soll und ob vielleicht eine neue Reaktion die Aera Witte ablösen wird. Weder aber sind es die Judenverfolgungen noch die verfassungsrechtlichen Fragen, die unser Hauptaugenmerk ver dienen. Vielmehr leitet uns dieses legte halbe Jahr russischer Geschichte zu der allgemeinen Betrachtung hin, welch unheil volle Zerstörungen der Pöbelsinn verworrener Geister bei sinkender Autorität der Regierung anzurichtcn vermag. Un summen von Werten sind durch die als politische Demonstra tionen unternommenen Arbeitseinstellungen, durch den Still stand des gewerblichen Lebens in den Städten, durch die wochenlange Unterbindung des BahnvcrkehrS vernichtet wor den! In demselben Maße, in dem sich die Autorität der Obrigkeit lockerte, freilich mit durch den Leichtsinn der obersten Klassen und durch die Eigensucht einer rückständigen Bureau- kratie, stieg aus der Hefe des Volkes eine wilde Gärung auf und lähmte alle besseren Kräfte des Volkskörpers. In der Weltgeschichte sind kaum eindringlichere Lehren als diese russischen dafür gegeben worden, daß das schwerste Unheil eines Landes aus zu langem Widerstande gegen not wendige Reformen von oben und mehr noch aus der Revo lutionierung der Massen, dein gewaltsamen Umsturz von unten entsteht. Unsere Sozialdemokratie bildet sich ein, daß die Erfolge der russischen Revolutionäre in anderen Ländern zur Nacheiferung anreizen würden. Wir glauben das Gegen teil. Das russische Beispiel mit seinen Generalstreiken, Massen demonstrationen aus der Straße, Meuchelmorden, Plünder ungen, Metzeleien, der Untergrabung des Staatskrcdits und Verwüstung des Volkswohls ist lediglich abschreckend und beweist s contrario deutlich den Wert friedlichen inneren Fortschritts unter einer aufgeklärten und starken Regierung. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Stellungnahme Deutsch lands zu der gegenwärtigen Situation in Rußland wird in einer offiziösen Berliner Depesche in einem rheinischen Blatte gekennzeichnet, deren Inhalt folgender ist: Was die sozialistische Meldung anbelangt, die deutschen Tnlppen an der Ostgrenze hätten Befehl erhalten, alle Maßregeln zu treffen, uni etwaige großpolnische Unternehmungen auf preußischem Boden zu ersticken, so sei es selbstverständlich, daß die Regierung ein Uebergreifen der Unruhen über die deutsche Grenze nicht dulde. Es sei richtig, daß bei Bedroh ung der Grenze durch Ausständische oder Revolutionäre die Requirierung einiger Bataillone erfolgen könne, ohne daß die Landräte erst an höherer Stelle anfragen müßten. Von Truppen Ansammlungen an der Grenze könne indessen keine Rede sein. Die "bisher dort stationierten Gendarmen genügen zur Aufrechterhaltung und Verstärkung des Grenzschutzes. — Wie den „Bert. N. N." ein Privattelegramm aus Dortmund meldet, bestätigt es sich, daß in den letzten Tagen die Bcrgarbeiterfuhrcr eine Sitzung abgehalten haben, in der die Eventualität eines neuen Streiks erörtert und bereits ein Einverständnis über den Termin des Ausbruchs des Ausstandes erzielt wurde. Der Termin wird vorläufig geheim gehalten. — Berlin, ll. Novbr. Der „Reichsanz." meldet: In der Woche vom 5. bis ll. November mittags sind im preußischen Staat keine choleraverdächtigcn Erkrank ungen oder Todesfälle an Cholera amtlich gemeldet worden. Die Gesamtzahl der Cholerafälle beträgt bis jetzt 280 Erkrankungen, von denen 8ll tödlich verliefen. — Berlin, lo. November. (Amtliche Meldung.) Gouver neur Graf Götzen meldet: Das Bezirksamt Langenburg berichtet über Kapstadt, daß die Aufständischen bei Songea in fünf Gefechten geschlagen wurden und große Verluste er litten. Am 21. Oktober wurden bei Nnamabengo - Songea 4000 Wangoni geschlagen. Die Deutschen hatten keine, der Feind schwere Verluste. — Berlin, ll. Novbr. Nach einem Telegramm des Gouverneurs Grafen Götzen vom ll. 'November ist, nachdem die telegraphische Verbindung wieder hergestellt worden war, aus Kilossa gemeldet worden, daß nicht sowohl die Station, als vielmehr die Dörfer der Umgegend von Kilossa von mehreren Tausend Aufständischen angegriffen worden sind, wobei von diesen gegen 600 Hütten verbrannt wurden. Bezirksamtmaun Lambrecht hat die Aufständischen alsbald in südlicher Richtung in die Flucht geschlagen. Von der Station Bismarckburg werden Nnbotmäßigkeiten einzelner Häuptlinge gemeldet. Im Bezirk Kilossa ist die Gefangen nahme des wichtigen Hauptanführers der Aufständischen, Kirungu, gelungen, was die Wiederherstellung der Telegraphen verbindung zwischen Kilwa und Lindi erwarten läßt. Haupt mann Seqfried ist am 8. November in der Richtung auf Kiswere abmarschiert. — Oesterreich - Ungarn. Dein „L.-A." wird aus Wien gemeldet: Wenn man auch in Wien die Folgen der Ei se n b ah n b e w egun g noch nicht stark spürt, so ist ihr stetes Anwachsen doch höchst bedenklich und läßt un absehbare Konsequenzen befürchten. Auch iu Böhmen waren die Störungen anfangs unmerkiich, und jetzt haben sie einen gefährlichen Grad erreicht, wie die Meldungen von verschie denen Seiten beweisen. In Prag ist der Erlaß des Ministeriums ganz ohne Wirkung geblieben. In Königgrätz erfahren alle^Züge große Verspätungen. Der Zug 455 blieb in Trebechowitz sieben Stunden stecken. Verschiedene Züge in der Richtung nach Chlumcg konnten überhaupt nicht ab gelassen werden. Die Personenzüge erleiden Verspätungen bis zu 50 Minute». Die Beamten sympathisieren mit den obstruierenden Eisenbahnern. Im Budweiser Bahnhof wurde die Güteraufnahme sistiert; der Lastzugverkehr wird bald ganz unterbunden sein. Die Bodenbacher Station der Staats bahnen ist mit vollen Waggons gänzlich überfüllt. Auch auf dem Bahnhöfe der Staatseiscnbahngescllschaft und der 'Nord bahn herrscht eine gleiche Situation. Die Zuschicbungcn von Waggons auf der hier einmündenden königlich sächsischen Staatsbahn und zum Elbcumschlagplatz wurden eingestellt. Infolgedessen können die massenhaft dort eingetrofsencn Erportgüter nach Deutschland weder per Bahn noch per Schiff weiter befördert werden. In Lissa mußten mehrere Lastzüge Wien—Lissa—Tctschen wegen Ueberfüllung der Zwischcnstationcn abgesagt werden. Die durchfahrenden Last zügc haben eine siebenstündige Verspätung. — Rußland. In der allgemeinen Lage ist eine merkbare Beruhigung eingetretcn. In Moskau sind die Theater, Restaurants und die Kaufläden geöffnet; der Bahn verkehr nimmt seine normale Gestalt an, die meisten Aus ständischen haben die 'Arbeit wieder ausgenommen. In Odessa ist der Unterricht an den städtischen Schulen wieder aus genommen worden. Die behördliche Untersuchung über die Unruhen nimmt energischen Fortgang. Es werden neue gegen die Juden gerichtete Ruhestörungen befürchtet. In Saratow ist der Gütcrzugsocrkehr wieder ausgenommen worden; die Stadt ist ruhig. In Kronstadt sind keine neuen Ruhe störungen vorgekommen. Die Brände haben aufgchört. Es sind Bataillone von drei Garde - Regimentern und vier Linien - Regimentern, ferner Artillerietruppen und eine Ma schinengewehr Abteilung hier cingetroffen. Patrouillen nehmen auf den Straßen Verhaftungen von Matrosen vor. Der Marinchauptstab in Petersburg teilt mit, daß bei den Unruhen in Kronstadt kein Offizier verletzt worden ist. Bei den Kämpfen in Kronstadt kamen, nach der „Daily Mail", über MO Menschen in den Flammen uni. Die Zahl der Ver wundeten beträgt gegen >»oo. Eine Mitteilung der Regierung nist den vernünftigen und besonnenen Teil des russischen Volkes auf, ihr bei ihrem Reformwerke zu Hilfe zu kommen. Die ernste Anwendung der Reformen sei nur bei Beruhigung der Gemüter und dein Eintritt der Ruhe möglich. Die Re gierung erkläre nachdrücklich, daß ihre Maßnahmen lediglich zur Wiederherstellung der Ordnung und des Friedens ge troffen wurden. Indessen sprächen zahlreiche Mitteilungen von provokatorischem Vorgehen der Polizei. Die Regierung werde eine sorgfältige Untersuchung über alle angegebenen Fälle veranstalten und die Schuldigen bestrafen. Der Minister rat, der am Freitag in Tätigkeit getreten sei, werde alle seine Bemühungen daraus richten, das Manifest des Kaisers zu verwirklichen, und fordere hen ganzen hesonncnen Teil der Bevölkerung auf, ihm bei der Durchführung dieser Aufgabe zu helfen. Es ist beschlossen worden, iin ganzen Gebiete des Königreichs Polen den Kriegszustand zu erklären. Der Synod erließ einen Aufruf an die Rechtgläubigen, die gewährten Freiheiten nicht zur Herbeiführung des Bürger krieges zu benutzen, sondern gegen andersgläubige Mitbürger friedliche Gesinnung und Liebe zu betätigen. — Kronstadt, Il.'November. Die Meuterer haben sich heute morgen den regulären Truppen, welche die Kaserne umzingelt hatten, ergeben. Sie warfen sich dem Admiral Birilew zu Füßen und baten ihn tränenden Auges um Ver zeihung. Ihre Zahl beträgt 6000. Es ist noch nicht be schlossen worden, was mit ihnen geschehen soll. Es heißt, daß von den 22000 Mann Truppen, die sich hier befinden, 6000 sich den Meuterern angcschlossen hatten, und llooo mit ihnen sympathisierten, sodaß also insgesamt direkt oder in direkt löttoo Mann an der Meuterei beteiligt waren. — Kischinew, ll. 'November. In der letzten 'Nacht kam es zu einer Meuterei im Gefängnisse, in deren Verlauf Vas Gefängnis in Brand gesteckt wurde. Hcrbcige- eilte Truppen gaben auf die meuternden Sträflinge eine Salve ab, bei der mehrere Sträflinge getötet und viele verwundet wurden. — England. Der „Standard" weiß mitzukeilcn, daß das Programm der gewaltigen Flottenmanöver, die in diesem Jahre noch verschoben wurden, eine Erweiterung er fahren hat. Die japanische Flotte soll — in der Theorie — an denselben beteiligt sein. Bekanntlich handelt cs sich bei diesen Manöver» nm nichts weniger als um eine Probe auf die Neuverteilung der britischen Flotte. Alle Meere und alle Kolonien sollen in den Bereich den Operationen gezogen werden. Die Gencralidec wird demnach nunmehr sein, daß gespannte Beziehungen zwischen verschiedenen Mächten be stehen und daß die britische sowohl, wie die japanische Flotte die Bewegungen des Feindes beobachten. 'Nachher wird der Krieg ausbrechcn und alle Rescrvcdivisioncn werden mobilisiert werden. Die feindliche Partei wird durch einzelne britische Kreuzer markiert werden. — Spanien. Die Madrider Zeitung „Epoca" schreibt: Die Meinung, daß unser König seine Reise nach Deutschland als eine Studienreise auffasse und er die Absicht habe, einige der großen industriellen Unternehmungen Deutschlands genau zu besichtigen, hat sich als unrichtig er wiesen. Trotzdem ist cs berechtigt, anzunchmen, daß König Alfons auf seiner deutschen Reise viel gelernt hat. Man braucht nur wenige Tage in Deutschland gelebt zu haben, um zu erkennen, daß der deutsche Geist der Geist der Disziplin ist. Die geraden, peinlich sauberen Straßen der deutschen Hauptstädte, sowie die Ordnung, welche sich iu den gesamten Lebensformen und in der Verwaltung zeigt, offenbaren ein klares zielbcwußtes VorwärtSstrcben. Die gewaltig voran schreitende deutsche Industrie verbindet die Hohen Ziele des geistigen und künstlerischen Fortschrittes mit den Bedürfnissen des wirklichen Lebens. Der hohe Stand der deutschen Wissen schaft zeigt, daß der militärstchc Geist und die eiserne Disziplin der Kaserne keineswegs die Entwickelung des Geisteslebens eingeschränkt haben. Dieses deutsche Milieu wird, wie wir sicher annchmen, auf das empfängliche Gemüt unseres jungen Königs einen Eindruck gemacht haben, und iu dieser Hinsicht wird die Reise des Königs nach Deutschland eine sehr vorteil hafte Abwechselung im Vergleich zu den bisherigen Reisen nach Frankreich und England dargeboten haben. — Amerika. New-York, 10. November. Auf die Mannschaften des unter dem Befehl des Prinzen Battenberg hier zum Besuch weilenden britischen Geschwaders wirkt