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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190510261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19051026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19051026
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-26
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Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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machten politischen oder wirtschaftlichen Anerbietungen Kennt nis erhalte. — Spanien. König Alfons veranstaltete an läßlich der Anwesenheit des Präsidenten Loubel in Madrid am Montag ein Galadiner, welchem die gesamte königliche Familie, Vie Minister, Marschälle und andere beiwohnten. Ain Dienstag fand im Lager von Carabanchcl eine Truppen schau statt. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2r>. Oktober. In der gestrigen Stadt- vcrordneten-Sitzung wurde Herr Justizrai Landrock auf weitere 6 Jahre als Stadtrat wiedcraewählt. — Eibenstock, 2ö. Oktober. Das fünfzigjährige Bürgcriubiläuin feiert heule Herr Vordrucker Franz Johann Witscher hier. Der Jubilar wurde von Herrn Bürgermeister Hesse und Herrn Stadtverordneten - Vorsteher Diersch namens der Stadtgemeinde wärmstens beglückwünscht. — Eibenstock. Seit 2t). dss. Mts. hat die Firma A. L. Unger hier zufolge eines mit der Kgl. Amtshauptmann- schaft Schwarzenberg und der Stadt Eibenstock abgeschlossenen Vertrages ihre Brücke über die Mulde für den öffentlichen Fuß- und Fahrradvcrkchr zunächst auf 18 Monate wieder freigegebcn. — Schönheide, 24. Oktbr. 140 Vorturner aus 37 Vereinen des Erzgebirgsgaues waren Sonntag zur Gau - vort urner stunde in hiesiger Schultnrnhalle vereint, aber auch zahlreiche Gäste hatten durch ihr Erscheinen ihr Interesse an der Turnsache bewiesen. Geturnt wurden erst allgemeine Freiübungen, die bei verschiedenen Handfassen als Gcsellschaftsüdungen größere Anforderungen an die Turner stellten, alsdann turnten 10 Riegen an den Geräten, wobei im allgemeinen sehr schöne Leistungen zu sehen waren. Hierauf fand ein Sturmhoch Wettsprinaen als Sonderwetturnen statt. Bei einer Sprunghöhe 2,50 Meter wurden I. Sieger August Enderlein vom allgem. Turnverein Aue und 2. Sieger Her mann Lang von der Turnerschaft Aue und Albin Teubner von der Turnerschaft Thalheim; 10 Mann hatten bis 2,« Meter noch mit gesprungen. Die 3 Sieger erhielten Eichenkranz mit Schleife. — Im Hotel „Schwan" vereinten sich alsdann die Turner und viele Gäste zur Rachversammlung. Karten grüße vom Kreisvcrtreter Fickenwirlh und Kreisturnwart Wähmann-Dresden wurden bekannt gegeben und fanden freudige Erwiderung, auch Vie Anwesenheit des Gauoertreters Herklotz-Eibenstock begrüßte man freudig. Rach kurzer Aus sprache über das Jubelgauturnfest mit Verteilung der Sieger und Musterriegen-Diplome wurden die Umstände eingehend besprochen, welche an dem ungünstigen Abschlüsse des Gaues auf dem Kreisturnfeste die Schuld tragen. Alle Mängel wurden klar beleuchtet, sodaß ein Bcsserwcrden zu erwarten steht. Eine Sammlung für die Kreisunterstützungskasse ergab 13M Mk. Nach Schluß der Verhandlungen bot der Turn verein Schönheide durch eine recht hübsch durchgeführte Abcndunterhaltuiig den zahlreichen Anwesenden, die übrigens vom Vereinsvorsitzenden Herrn Wilhelm Oschatz vorher herz lichst begrüßt worden waren, einige gemütliche Stunden. Zuin Gelingen dieser Veranstaltung hatte in dankbar anzu erkennender Weise der hiesige Gesangverein mit mehreren schön zu Gehör gebrachten Vorträgen wesentlich beigetrage». Die unter Bezirksturnwart Kolbc's Leitung vorgeführtcn turnerischen und humoristischen Sachen fanden lebhaften Bei fall. In froher Stimmung verließen die Turner erst in den späten Abendstunden unseren gastfreundlichen Ort. — Dresden, 23. Oktober. Gestern abend wurde auf dem Wege zwischen Gohrisch und Königstein Frau verwitwete Opitz die Schwester eines hiesigen Landgerichtsrates, die in Gohrisch eine Villa besitzt, ermordet aufgefunden. Die Kleider und die Tasche der Ermordeten sind geraubt. Der Täter ist noch nicht ermittelt. — Hierzu wird unterm 24. ds. noch weiter gemeldet: Eine Gerichtskommission sowie die Gerichtsärzte haben sich am heutigen Dienstag von Dresden aus nach Königstein begeben, wo an der ermordeten Dame, deren Ehemann als Sekretär in Dresden angestellt war, nach mittags 2 Uhr die Sektion vorgenommen wurde. Die Herren Oberstaatsanwalt Oberjustizrat Or. Bähr und Kriminalin- spektor Unger haben sofort an Ort und Stelle die Erörterungen eingelcitet. Am Tatort sind ein Kamm und ein Paar Strümpfe sowie ein von der Frau Opitz abgepflücktcr Zweig, den sie mit nach Dresden zu nehmen beabsichtigte, aufge- funden worden. An dem unweit der Straße gelegenen dich ten Gehölz sind die Spuren erkennbar, die durch das Schleifen der Leiche dorthin entstanden sind. Beim Auffinden der 44 Jahre alten Toten fehlten die Bluse und sonstige Obcrklcidcr, sowie die Schuhe und das Geld, Reisetasche re. Der ent blößte Oberkörper war mit dem Rocke verdeckt und der übrige Körper mit Absicht so verwahrt, daß die Auffindung der Leiche erschwert wurde. Angestellte des Besitzers des Kurhauses Gohrisch, Hrn. Heinze in Dresden, sind ebenso wie der Bäckermeister von Gohrisch wenige Minuten später durch den „tiefen Grund" gegangen und haben denselben Zug nach Dresden benützt, den die Frau Opitz erreichen wollte. Der genannte Bäckermeister hatte unterwegs ein Bukett gefunden und es mit nach dem Königsteiner Bahnhof genommen, weil er angenommen hatte, daß cs Frau Opitz verloren habe. Diese wurde aber vergeblich erwartet. Die unglückliche Dame hat drei Brüder in Dresden, die sämtlich sich in sehr angesehenen Stellungen befinden. — Leipzig. Der Rat der Stadt Leipzig ersucht die Ständeversammlung und die Landessynode darauf hinzu wirken, daß der 6. Januar (Hohes Neujahr) und der auf den 22. März fallende Bußtag in Zukunft als allgemeine Feiertage nicht mehr begangen werden. Abgesehen von der Häufung der Feiertage um die Jahreswende erleide der Geschäftsverkehr schwere Schädigungen, da an den beiden Tagen im Gegensatz zu den Nachbarstaaten Feiertagsruhe zu herrschen habe; namentlich treffe dies den Buchhandel, für den Leipzig Weltzcntralc sei, und dessen Betrieb besonders durch den in die lebhafteste Geschäftszeit vor Ostern fallenden Bußtag aufs äußerste erschwert werde. — P l a u e n, 23. Okt. Kommerzienrat Otto Erbert in Plauen, Vorsitzender des Vogtländisch-Erzgebirgischen Jn- dustrieoereins, ist vom König zum Mitglied der Ersten Sächsi schen Ständekammer auf Lebenszeit ernannt worden. — Werdau, 2o. Oktober. Ein zweiter Unglücks fall mit tödlichem Ausgange im Laufe dieser Woche ereignete sich gestern nachmittag in der 5. Stunde in unserer Stadt. Ein in einer Maschinenfabrik beschäftigter 28 Jahre alter Maschinenmeister wurde bei einer Reparatur von einer von beträchtlicher Höhe herabfallenden Transmissionswelle derart schwer getroffen, daß ihm das linke Bein zerschmettert, der rechte Fuß gebrochen und verschiedene innere Verletzungen beigebracht wurden. Der Schwerverletzte wurde alsbald in das Krankenhaus gebracht, ist aber zwei Stunden darauf seinen schweren inneren Verletzungen erlegen. Der Dahinge- fchiedene war der hoffnungsvolle Sohn seiner hier wohn haften hochbetagten Elter. Ist. Iie,»»g S. Akasse 148. Ainigü Sachs. D-u»e»-L«tterie gezogen den 2l. Oktober 190b. 50000 Mort aus Nr. 46631. 10 000 Mark auf Nr. 103 25020. 5000 Mar» aus Nr. 18885. 3000 Mar» auf Nr. MS 10061 10488 11372 11684 MISS :4449S 4144:) 480S2 4S278 49208 49557 58749 01299 02847 05497 09029 77409 8090» 84820 88924 91854 98219 98714. rnon Marl auf Nr. 0053 »893 13944 10008 24400 24025 29810 30708 .39120 41270 48872 58080 02244 07771 78848 92024 »8450 98520. IttMI «ar» aus Nr. 7805 NIR 14251 10771 10891 17845 18578 21882 30091 30219 3I0S7 32814 3049» 37192 41301 47143 48255 51554 52420 58140 58107 60171 00405 01442 83340 03034 64474 05483 7III4 72571 73795 74331 75134 75877 70220 78704 7M31 80034 81822 84848 88791 92701 97828. 599 Mark aus Nr. 142 2455 4120 5824 8280 7482 IOS74 11942 14284 14N85 18044 I96N 21581 23971 25954 28530 32441 32732 34606 36263 36909 38986 4308» 43224 44SI I 45740 48801 49584 49627 52586 53006 58380 59143 00153 62009 63260 73878 73569 74268 75526 80480 81753 82040 82059 85417 86074 87747 88480 89594 89724 90794 »2241 92356 95074 95670. l l. Ziehung, gezogen den 23. Oktober lR>ö. 5999 Mark aus Nr. »334 75200 75599 80377 93602. 3909 Mark aus Nr. 7290 13772 16932 1847» 208SI 26557 41105 S2S50 55512 57707 60426 62668 63483 72317 7MI6 75460 78193 82027 83162 87784 97729. 2999 Mar» aus Nr. 1202 5913 7046 8486 12743 13560 19072 23129 2S7I8 33897 37173 38428 43087 55729 57143 58287 62443 67825 71102 71293 73802 76064 7915» 92390 943»» 95160 WO» Mar, aus Nr. 123 136 3527 7042 8638 1131» 11477 12477 17758 21S35 25550 27146 3I0I8 34083 3706» 87328 4S30I 53131 55437 57414 58152 59974 65360 06740 67385 67699 68202 68649 74138 77654 80486 82357 82655 83245 84002 85971 86115 86613 88881 89416 89757 91708 91857 »311» »6243 »7440. 59» Mark aus Nr. 1146 4488 4684 5130 6540 6602 8937 I04I8 10950 I10S5 14051 16231 18474 20523 24459 24547 25494 25819 30377 30927 31627 32694 33823 34012 34304 37021 37207 40315 40881 44538 45094 46676 50319 50462 5616» 57322 6150» 61741 64000 66137 66562 67283 70588 72987 74238 77921 78414 78877 797SI 88683 89296 90634 92911 92929 94867 95558 »««43 »7376 97380 98484. Theater in Eibenstock. Wir wollen nicht verfehlen, das theaterliebendc Publikum auch auf das zweite Gastspiel der Herzog!, sächs. Hofschau spielerin Frl. Ida Bernhardt hinzuweisen, welches am Donnerstag, den 26. Vs. stattfindet. Zur Aufführung gelangt das Schnitzler'sche Schauspiel „Liebelei", in welchem Frl. Bernhardt die Rolle der Christine übernommen hat und diese gewiß ausgezeichnet wiedergebcn wird. Eingesandt. Anläßlich des Sparvereins-Vergnügens, welches am Sonntag, den 22. d. Mts. im Feldschlößchen stattgefunden hat, fühlen wir uns verpflichtet, den Veranstalter desselben im allgemeinen, den Mitwirkenden beim Theater im besonderen unfern aufrichtig gemeinten Dank für ihre Bemühungen und guten Leistungen auszusprechen. Spannte der Drei-Akter „Kurbad Zentrum" die Lachmuskeln auch schon tüchtig an, so erregte der Ein-Akter „Im Jahre 2000" solche Lach stürme, daß zeitweilig die Darsteller ihr Spiel unterbrechen mußten. Zur Ehre der Regie sei noch gesagt, daß die Bühnen- Dekoration eine gute und dem Zweck entsprechende war. Eine große Beschreibung der Leistungen wollen wir uns er sparen, denn es hat ja ein jeder Anwesende (und cs waren nicht wenig, der Saal war überfüllt) selbst gesehen und durch kosenden Beifall bekundet, daß im allgemeinen die Leistungen sehr gute waren. Unser Zweck soll es vielmehr sein, den Darstellern hierdurch öffentlich unsere Anerkennung und Hoch achtung zu zollen. 'Roch sei erwähnt, daß der Geschmack in der AuS-vahl der Stücke ein sehr schöner war, und nun ein frohes baldiges Wiedersehen. Mehrere Mitglieder des Vereins und Konzertbesucher. Wundpflege. Von l)r. me6. R. Ebing. Wer seine Zähne pflegt, der pflegt auch seinen Mund. Zu dieser Pflege gehört in erster Linie Reinlichkeit. Trotz aller Pflege können Zähne und Mund leidend werden; die Ursache liegt dann fieser, sie kommt aus dem Magen. Und da der schwache Plagen ein weitverbreitetes modernes Uebel ist, so ist es klar, warum wir heute so viele Zahn- und Mund leidende haben. Die Hauptursache zu diesen Leiden gibt der chronische Magenkatarrh. Dieser Katarrh kann sich nach oben und nach unten auf der Schleimhaut ausbreiten. Im ersten Falle entsteht der unangenehme chronische Mundkatarrh, wo bei die stark belegte Zunge seitliche Eindrücke von den Zähnen erkennen läßt und ein fader Geschmack nebst schlechtem Geruch im Munde vorhanden ist. In der Ausbreitung nach unten treten die Erscheinungen des Darmkatarrhs auf, bei dem einen sich durch Diarrhöe, beim anderen sich durch Verstopfung und Blähsucht kenn zeichnend. Um also alle diese Leiden zu verhüten, heile man den Magcnkatarrh. Das freilich ist leichter gesagt als getan, denn es ist leider ein Nebel, welches die stets steigende Kultur dem Menschen gebracht hat. Der Magenkatarrh ist eine Blutanhäufung und Kon gestion in den Magenschleimhäuten, wobei diese gerötet und gedunsen sind und einen reichlichen Schleim erzeugen, woher der beim Laien so bekannte und beliebte Ausdruck „Magenvcr- schleimung" stammt. Der Laie hält diese Verschleimung an sich für ein Leiden, eine Krankheit. Das aber ist eine ganz irrige Auffassung. Der Schleim ist nur die Folge einer Krankheit, die Begleiterscheinung derselben. Der Magen ist nicht krank, weil er zuviel Schleim absondert, weil zuviel Schleim da ist, sondern der Schleim entsteht eben durch die vorhandene Krankheit, durch den Magenkatarrh. Dieser wird meistens veranlaßt, wenn dem Magen zu große Mengen von Speisen oder Getränken zugeführt werden. Wann nun die Nahrungsmenge zu groß ist, das ist schwer zu sagen, das ist ganz individuell, da kommt eben der starke und schwache Magen in Bettacht. Da muß jeder Selbst beobachtung üben, das heißt lernen, was sein Magen er tragen kann, was nicht. Um die Funktionen des Magens zu verstehen, muß man wissen, daß die Magenhaut neben der Schleimhaut und dem äußeren Ueberzug aus einer drei fachen Muskelschicht besteht. Diese Muskelschicht hat den Zweck, den im Magen befindlichen Speisedrei hm und her zuwälzen, um ihn gründlich mit der Schleimhaut und dadurch mit dem von ihr abgesonderten Magensaft in Berührung zu dringen. Daraus ergibt sich, daß die Speisemasse nicht zu klein, aber auch nicht zu groß sein darf. Beim gesunden Menschen gicbt das Sätfigungsgefühl das richtige Maß an. Auch muß die Auswahl der Speisen eine richtige sein, denn kräftige Nahrung lut es nicht allein, der Magen will auch „Ballast" haben, damit er die Durchknetung des Speisedreis ordentlich vollziehen kann. Daher erklärt es sich, daß Menschen bei einfacher Kost, bei Brot, Kartoffeln und Wasser und — bei genügender körperlicher Bewegung gesund und kräftig sind, während andere Personen bei Fleischsaft, Extrakten der Nahrungsmittel schwach und kränklich bleiben. Zu nähr hafte Diät dient der Gesundheit ebenso wenig wie eine un genügende Kost. Man suche die goldene Mittelstraße. Heute muß jeder mehr oder weniger sein eigener Arzt sein. Hat man das bekannte Gefühl des Katzeniammers, dann soll man dem Magen garnichts aufdrängen, sondern so lange hungern und srilckes. reines Wasser trinken bis der Magen wieder gesund und leer ist. Das beste Zeichen der Genesung ist das Schwinden des weißen Belags auf der Zunge. So lange diese noch ganz oder teilweise belegt ist, so lange muß der Patient Diät üben. Einige Hausmittel helfen hier. Stößt man sauer auf, so nehme man zwei- bis dreimal täglich eine Messerspitze voll boppeltkohlensaures Natron (Bullrichs-Salz), stößt man ranzig auf, so lasse man jedes Salz weg und greife lieber zu einem Schluck Cognac. Ist der Magenkatarrh aber chronisch geworden, dann hungere man nicht, aber sei in Auswahl und Menge der Speisen sehr vorsichtig. Der Appetit ist auch hier der beste Ratgeber. Als Medikament kann die weinige Rhabarbertinktur bestens empfohlen werden, dreimal täglich dreißig Tropfen in Wasser oder Weißwein. Ist die Verdauung sehr schwach, so daß kräftige Speisen nicht vertragen werden, dann esse man kräftige Suppen, leicht ver dauliches Fleisch, Milch und weich gekochte Eier. Wo zu viele und zähe Schleimmassen die Verdauung hemmen, da muß der Arzt durch geeignete Brechmittel eingreifen. Auch die „Schwämmchen" im Munde oer Säuglinge sind keine direkte Krankheit, sie sind auch nur die Folgen einer Magenverderbnis. Es ist zwar ganz gut, diese Schwämmchen mit einer Borarlösung zu bepinseln, die Haupt sache aber ist es, den Magen des kleinen Erdenbürgers zu kurieren, indem man ihm dreimal täglich einen halben Thee- löffel voll Kinderpulver in Wasser oder in Milch cingibt. Langandauernde Schwämmchen haben eine tiefere Krankheit zum Herd und erheischen unbedingt ärztlichen Beistand. Die Mundfäule, Scorbut oder Scharbock ist eine Krank heit, die sich durch große Schwäche des Körpers, trübe Ge mütsstimmung und selbst durch Ausfallen der Zähne kenn zeichnet. Heilmittel sind gutes Trinkwasser und an Nähr salzen reiche Speisen, wie Spinat, Meerrettig, Blumenkohl und Hülsenfrüchte. Ausschlag am Munde, auf den Lippen ist auch nur eine Folgeerscheinung bei katarrhalischen oder gastrischen Zuständen. Der Ausschlag dauert in der Regel zehn bis vierzehn Tage und ist oft sehr lästig. Gewöhnlich verschlimmert der Patient selbst noch das Leiden, indem er cs nicht unterlassen kann, an den wunden Stellen zu drücken oder zu kratzen, so daß die Bläschen plagen. In diesem Falle fließt Lymphe aus und bildet unangenehme Krusten. Man kratze daher nie die juckenden Stellen, sondern suche durch Bestreichen mit Glycerin, Mandelöl oder Goldcream den Reiz zu lindern. Ist der Ausschlag, wie es oft bei Kindern vorkommt, flechtenartig geworden, so kuriere man nicht selbst, sondem mfe den Ayzt. Unverstanden. Roman von Marie Weber. <4. Fortsetzung.) Und endlich legten sich die hochgchenden Wogen. Elfriede versprach, vernünftig zu sein und sich nicht die letzten vier zehn Tage zu verhittern, die sie beide noch recht heiler und vergnügt zubringen wollten, und als er sie soweit gebracht hatte, erinnerte sie sich selbst daran, daß sie vom Schloß fort geeilt sei, ohne dem armen Fräulein Römer ein Wort davon zu sagen.. Während sie noch ihre Befürchtung äußerte, daß die Gouvernante sich um sie ängstigen würde, kam das Fräulein schon in großer Eile herangetrippelt. Ihr gutes Gesicht war noch ganz schreckensbleich, aber sie hatte kein Wort des Vor wurfs für ihren entlaufenen Zögling und meinte nur zaghaft, wenn die Frau Landrat es erführe, würde es für sie beide eine große Rüge absetzen. Der Doktor erbot sich, die Damen zu begleiten, aber Fräulein Römer winkte ihm ängstlich ab. „Frau von Hohenzil ist in diesem Punkte sehr eigen," flüsterte sic ihm verstohlen zu und Waldeck verstand den Blick. Elfriede sagte ihm herzlich Adieu und ging mit ihrer Gouvernante davon; Lucie war nicht wieder zum Vorschein gekommen. Eine Viertelstunde später aber saßen die Geschwister einander am Teetisch gegenüber. Der Doktor sah ernst vor sich hin und fuhr zeitweilig mit der Hand über seine Stirn, wie um einen lästigen Gedanken zu verscheuchen. Lucie waltete stumm ihres Amtes als Hausfrau; auch sic sah bleich und bedrückt aus, als sei ihre Seele mit trüben Vorstellungen beschäftigt. Endlich brach Waldeck das Schweigen. „Arme Elfriede," sagte er; „das Kind wird mich wirklich vermissen. Ich begreife cs, daß sie mich ungern sortgehen steht, wer kann da helfen? Ich kann doch ihr zuliebe nicht meine Zukunft aufs Spiel setzen." Es klang wie eine Entschuldigung, was er da sagte, gleichsam, um sich selbst zu rechtsertigen; die Klagen des lungen Mädchens schienen ihm fies zu Herzen gegangen zu sein. Lucie nickte. Vielleicht hatte sie eine andere Auffassung von der Sachlage der Dinge, aber sie gehörte nicht zu jenen Frauen, welche alles besser wissen wollen; sie widersprach überhaupt nur selten, und heute war sie weniger denn je in der Stimmung, sich in einen Streit einzulassen. Das Mahl ging ziemlich schweigsam vorüber; der Doktor sagte seiner Schwester gute Nacht und zog sich in sein Zimmer zurück. Lucie besorgte noch einige Haushaltungsgeschäfte, dann suchte auch sie die Einsamkeit ihres Schlafgemachs auf. Um neun Uhr war schon alles still im Doktorhause. Durch die weißen Rollgardincn im Studierzimmer schimmerte ein mattes, gedämpftes Licht, zum Beweise, daß der Doktor noch wach fei. Lucies Fenster war dunkel, aber trotzdem hatte sie noch nicht die Ruhe gesucht. Wer von allen jenen, die ihr „wohl wollten", sie jetzt hätte sehen können! Das stolze, sonst so kühle, ruhige Mädchen lag auf den Knieen vor ihrem Lager und das Antlitz in die Kissen gedrückt, schluchzte sie herzzerreißend, als weinte sic an einem Grabe, das ihr alles in sich schloß — ihr Teuerstes auf Erden.
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