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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 12.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190509123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19050912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19050912
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-12
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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gang aus. Bald darauf kaui dau» jener Friede zustande, gegen den Rußland, Frankreich und Deutschland protestierten, uni den fernen Lasten nicht unter Japans Kontrolle gelangen zu lassen. Der Siegespreis ging den Japanern verloren. Und dennoch blieb Tokio nihig. Richt als ob der Verzicht dem Volke nicht schwer geworden wäre. Aber die lästerliche Regierung zeigte eine Entschlossenheit, nut der sich der Pöbel nicht gerne mißt. Gegenwärtig haben wir ein etwas anderes Bild. Während der Friedens-Verhandlungen und selbst nach Bekanntwerden der Hauptbedingungen blieb es in Japan ruhig. Erst das Faktum des Abschlusses hat zur Explosion geführt. Dabei muß man sich auch vor "Augen halten, daß das wehrfähige Japan noch zum großen Teil im Felde steht. Fm Vordergründe der stetigen Revolten scheinen die studierende Fugend, die von Agitatoren aufgewühlten Sekten und gewisse Elemente zu stehen die in keiner Großstadt fehlen, wenn es irgendwelchen Lärm gibt. Bei den angedcuteten und im Felde unzählige Riale bewährten Eigenschaften des japanischen Soldaten halten wir für ausgeschlossen, daß die Armee dem Friedens Willen des Kaisers sich widersehen sollte. Die japa nische Regierung scheint auch in dem Maße Herrin der Situation zu sein, daß derKaiser die Ratifikation des Friedens wird vollziehen können. "Aber ernst ist zu nehmen, daß nun auch diesmal der siegreiche Krieg mit einer tiefen Verstimmung des japanischen Volkes und seiner besten Männer endet. Diese Verstimmung scheint auch einen fremden - feindlichen Einschlag zu haben. Das noch nicht bestätigte Gerücht, die wütende Menge habe sich gegen die britische Gesandtschaft gewendet, deutel dahin, daß aus englische Einflüsse das "Rach geben des Kaisers von Japan zurückgeführt wird. Vielleicht nicht ganz mit Unrecht, wenn auch die feineren Zusammen hänge zwischen englisch japanischem Bündnis und Friedens schluß bisher noch verborgen bleiben. Jedenfalls will sich auch jetzt wieder eine Situation entwickeln, die den Keim zukünftiger neuer Krisen nnd Kriege in sich birgt. — "Rach den neuesten Meldungen ist in Tokio wieder Ruhe eingetreten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, II. September. Am gestrigen Abend feierte der Gabelsbergcr'sche Stenographenverein hier im Saale des Feldschlößchens sein IE. Stiftungsfest, verbunden mit der am "Rachmittag stattgehabten Hauptver sammlung des Verbandes Westerzgebirgischer Stenographen vereine. Neber dieselbe gedenken wir Einzelheiten noch mit zuteilen. Von vielen auswärtigen sowie hiesigen Gästen be tucht, war der Saal bis auf den letzten Platz besetzt. "Rach Vortrag zweier Konzertstücke wurde der stenographische Schwank „Ein Preisschreiben" aufgcführt, der allgemeinen Beifall fand. Einein weiteren Konzertstücke folgte der von Fräulein Liebolb gesprochene Prolog. Herr- Handelsschuldirektor Fügen hielt sodann eine Rede, die in einem Hoch auf den Verein, dessen ferneres Wachsen Blühen und Gedeihen aus klang, nnd in welches alle Anwesenden freudig mit ein stimmten. Auch beiin zweiten Theaterstück „Der Schnurr bart" wurde den Mitwirkenden reicher Applaus gespendet. Das Potpourri von Linke „Volksfreunb" schloß den ersten Teil des Programms. Lange Zeit noch hielt der hierauf folgende Ball die tanzlustige Fugend beisammen. — Eibcnsto ck. Das Hauplzollamt hat unter "Rr. 14 Anschluß an Vas hiesige Fernsprechnetz erhalten. Erpe- ditionszeit Wochentags 8—12 vormtrgs. und 2—0 nachmttgs., Sonntags von II —>2 vormttgs. — Eibenstock. Unser schönes, schmuckes Eibenstock mit seiner herrlichen Umgebung, seinen köstlichen Wäldern und romantischen Bergen auf dem Bilde zu sehen in der Größe 00 x 75 em ist interessant und herzerfreuend zugleich. Diese Gelegenheit bietet sich jetzt im kleinen Gastzimmer des Hotel Stadt Dresden. Der Eintritt steht jedermann frei. Die Bilder sind ein prächtiger Zimmerschmuck für das schlichte Zimmer sowohl als auch für den Salon, und gar mancher wird überrascht sein, das eigene Heini auf denselben zu finden. Diese Bilder waren einige Wochen in Chemnitz und Franken berg ausgestellt: dort hatte man seine lebhafte Freude aus gesprochen über die liebliche Gebirgstal», von deren Schönheit man ganz überrascht war. Das Schaufenster des Geschäftes in Chemnitz war jederzeit von zahlreiche^ Publikum belagert. Neue Bilder sind in Arbeit. Von den ausgestellten Exem plaren sind einige verkäuflich! Interessenten erfahren Näheres bei dem in obengenanntem Lokale anwesenden Vertreter der Firma. Bis jetzt ist die Ausstellung schon zahlreich besucht und allseits beifällig besprochen worden. — Eibenstock. Laut Fnserat in vorliegender "Rümmer finden kommenden Sonnabend im Fcldschlößchcn 2 Lichtbilder vorträge des Herrn Photograph Büttner aus Zwönitz statt. Dieselben sind nach vorliegenden Berichten überall gut ausgenommen worden, ll. a. schreibt die „Hohenstein- Ernstthalcr Ztg." unter dem 25. Febr. 1005: Gestern abend hielt zum ersten Male ein echter, rechter Erzgebirgler, der das Herz und den Mund ans dem richtigen Fleck zu haben scheint, Herr Photograph Richerd B ü ttner aus Zwönitz einen Vortrag über das Erzgebirge und seine Bewohner in der uns alle so anheimelnden erzgcbirgischen Mundart. Wenn der Vortrag selbst auch kein kunst und formgerechter war — und bas soll er auch nicht sein -, so dürften doch alle über die Art und Weise, wie Herr Büttner seinen Zuhörern unser schönes Erzgebirge mit seinen gemütvollen, genügsamen und natürlichen Humor besitzenden Bewohnern schilderte, entzückt gewesen sein. Sein zündender, bisweilen recht drastischer, oder besser gesagt naiver, eben nur unseren Bergbewohnern eigentümlicher Witz, verbunden mit einem ansprechenden Organ, konnte seine Wirkung auch auf das gestern leider nur allzu kleine Auditorium nicht verfehlen. Das wesentlichste seiner Veranstaltung waren natürlich seine Lichtbilder — über 3M O riginalauinahincn -, die er erläuterte, die er durch seinen Vortrag lebensvoll gestaltete, und an der Hand deren er seine Anekdoten und erzgcbirgischen Sagen erzählte. Mit feinfühligem, ja zu bewunderndem Geschmack hat es Herr Büttner bei seinen Aufnahmen verstanden, die prächtigsten Motive des an "Raturschönheiten so reichen Erzgebirges und die trefflichsten Originale des treuherzigen Menschenschlages zu finden, nm sie nun in vorzüglicher Lichtbildcrwicdergabe den Besuchern seiner Vorführungen vor Augen zu führen. Ein Besuch der selben ist daher allen, besonders auch den Freunden unseres Erzgebirges, nur aufs wärmste zu empfehlen, alle werden sie manche Anregung durch die Lichtbildcr-Vorträge erhalten und manch" liebe, traute Erinnerung wird geweckt werden. Unbe friedigt wird jedenfalls kein Besucher eine derartig schöne und dabei so eigenartige Veranstaltung verlassen, zumal auch die lebenden Photographien, die sich an den Vortrag anschließen, in seltener Vollendung, ohne das lästige Flimmern gezeigt werden. — Schönheide. Nach langen, bangen Wochen hat sich nun endlich das Dunkel, welches über dem Verschwinden der 12 jährigen Ella Müller schwebte, gelichtet. Wie bereits angedeutet, traf hier am Donnerstag der Schutzmann Schubert aus Schneeberg mit zwei sogenannten Polizeihunden ein. Es waren eine säugende Hündin und ein Hund, ein paar kluge Tiere. Beide wurden allgemein bewundert. Während der erstere dem genannten Herrn gehörte, war der letztere Eigentum des Herrn Kommerzienrat Geitner in Schnee berg. Beiläufig erwähnt, züchtet Herr Schubert derartige Hunde. Zunächst wurde der Wohnung der Mutter des ver mißten "Mädchens ein Besuch abgestatlcl. Nachdem die Tiere alles, insbesondere Kleidungsstücke und Schuhwerk berochen hatten, wurde eine Probe angcsteUi, indem auf einem Felde ein Paar Schuhe vergraben wurden. Durch den Spürsinn der Hunde wurden dieselben auch entdeckt: die Probe war demnach bestanden. Bemerkt sei noch, daß Herr Baumeister Schmidt hier dieselbe Rasse besitzt und auch mit denselben eine andere Gegend früher abgesücht Hal. Unter anderen ließ Herr Schubert einen Teich absuchen, ohne eine Spur zu entdecken. Hier zeigten sich die Tiere als meisterhafte Schwimmer unter dem Wasser. Am Freitag wurde aufs "Reue gesucht und zwar dort, wo eine Person am 24. Juli in der Schneuse zwischen Abteilung 50 und 51 des Königl. Forstreviers ein Mädchen mit roten Aermeln gesehen haben will. Da hielt-der Hund vor einem Dickicht an. Unter Reisig und Moos sahen ein Paar Schuhe hervor. An der unteren Seite waren zwei Fichten in die Erde gesteckt, am Kopfe eine. Diese waren noch frisch, woran die feuchte Witterung schuld ist, sonst wäre man vielleicht früher auf die Stelle aufmerksam geworden. Das Mädchen lag in einem Bewässerungsgraben mit dem Gesicht nach dem Boden. Die unteren Teile des Körpers waren ziemlich gut erhalten, am Kopf dagegen zeigten sich Maden, ivas auf Verwesung schließen ließ. Plan muß sich wundern, daß der tote Körper nicht eher entdeckt worden ist, hat man doch in der Nähe Gras gemäht. Ist derselhe vielleicht später an die Stelle geschafft worden :' "Rian ver mutet cs. Das Körbchen war nicht zu finden. Als die Auf findung ruchbar wurde, eilten Hunderte von Menschen an die Stelle, aber durch Gendarmerie und Schutzleute war für Absperrung gesorgt. Abends 5" kam die Staatsanwaltschaft von Zwickau, sowie Vertreter des Amtsgerichts Eibenstock, durch welche die Aufhebung erfolgte. Dann brachte man den Leichnam nach der Friedhofshalle. Sonnabend früh L llhr fand hier in Gegenwart der Staatsanwaltschaft, des Amtsgerichts, des Medizinalrats und Gcrichtsarzls vr. Geipel aus Zwickau und des SanilätSrals I)r. Zschau die Secierung statt. Nach dem Befund ist ein Sittlichkeits verbrech en gänzlich ausgeschlossen. Das Mädchen hat in die linke Schläfe einen Schutz bekommen. Die Kugel, ein 7 mm Ge schoß, ist rückwärts hinein zur Hälfte ins Gehirn gedrungen und dort sitzen geblieben. "Rach ärztlicher Bestätigung ist der Tod sofort eingetreten: ein Kampf, wie in einem auswärtigen Blatte berichtet wird, ist nicht eingetreten. Das Geschoß rührt von einem Revolver oder Teschin her. Die Tat selbst ist nicht an dem Fundorte geschehen, sondern der Körper ist erst dorthin geschafft worden. Betreffs des Täters hat man keinen Anhalt. Zur Zeit fehlen noch Körbchen nnd Töpfchen mit welchen das Kind in die Beeren gegangen ist. Ist die Tötung infolge leichtsinnigen Schießens oder vorsätzlich ge schehen? Das sind Fragen, welche die Gemüter beschäftigen. Wird je das Geheimnis enträtselt werden. Eine Beruhigung hat wenigstens die unglückliche Mutter, nämlich die, daß ihr Kind ohne einen schreckliche» Todeskampf verschieden ist. Sonntag nachmittag um 3 Uhr wurde der Leichnam dem Schoß der Erde übergeben. Ein langer Zug bewegte sich von dem Mutterhaus unter Vorantritt mehrerer Schulklassen und einiger Hroen Lehrer nach dem Gottesacker. Hunderte von Menschen hatten sich selbst eingefunden und viele wohnten dem Begräbnis bei. Herr Plärrer Wolf hatte seiner zu Herzen gehenden Rede das Schriftwort Ps. 31, 24 zu Grunde gelegt. Darauf folgte die Abdankung in der Kirche, an schließend an das Salomonische Wort 1. Könige 8,12: „Der Herr hat geredet, er wolle im Dunkeln wohnen". Das Gotteshaus war dicht von einer teilnehmenden Menge angefüllt. — Leipzig, 7. September. Ein mit seinem Sohn zur Messe hier weilender italienischer Handelsmann machte heute mit zwei unbekannten Männern recht schlimme Er fahrungen. Die Unbekannten schlossen sich dein Ftaliener freiwillig" an und erboten sich, ihm nebst Sohn die Sehens würdigkeiten der Stadt zu zeigen. Hierbei wurden selbst verständlich auch mehrere Restaurants aufgesucht. In einem solchen Lokal bemerkten die Führer, daß der Ausländer eine grotze Geldsumme am Körper trug und wußten den Mann unter allerhand Angaben und unter Hinweis auf die vielen jetzt hier zur Messe weilenden gefährlichen Taschendiebe, dahin zii bringen, daß er seine Geldbörse in einer Handtasche ver wahrte, die er bei sich führte. Nach geraumer Zeit waren beide Führer aus dem Lokal verschwunden. Der Italiener, dem die Sache nun bedenklich vorkain, sah in seine Hand tasche und verinißle seine Börse mit über 1000 Mk. Die Gauner waren etwa 2o und 5o Jahre alt und sind natürlich selbst geriebene Taschendiebe. - Freiberg, 8. September. In der Umgegend, wo selbst sich jetzt die Hcrbstmanöver abspielen, erzählt man sich folgendes drollige Vorkommnis: Ein rekognoszierender Leut nant kam mit einigen Soldaten an einem Kartoffelfelde vor über und fragte eine dort emsig schaffende alte Frau, ob sie nichts voin „Feinde" wahrgenonunen habe. „Ach was! — Feind! Vertragt Eich mit » Leit'», nachcrts hutt'r keen Feind!" SprachS, kehrte dein ob dieser eigenartigen Manöoerkritik zu nächst etwas verdutzten, dann aber höchst belustigten Offizier den Rücken und arbeitete weiter. — Reichenbach, 7. September. Ein ungeratenes Kind ist das l4 Fahre alte Schulmädchen Anna Margarete Reger von hier. Das Mädchen hat, während sich Dienstag nachmittag seine Eltern außerhalb der Wohnung befanden, einen verschlossenen Koffer mittels eines Beiles aufgewuchtet, 3M Mark bares Geld, das dem Vater gehörte, daraus ent wendet und damit das Weite gesucht. Die Reger wird von der Polizei verfolgt. Sie ist ein für ihr Alter kräftig entwickeltes Mädchen mit dunkelblondem Haar. Die Kleidung bestand u. a. in dunkelblauem Kleid und hohen, gelben Knöpf schuhen. — Reichenbach i. V., 8. September. Ein Eisen bahn» n falb der schlimmere Folgen haben konnte, ereignete sich am gestrigen Vormittag auf der Strecke Hof—Leipzig in Obcrjößnitz bei Plauen. Der Blockwärter hatte noch ein landwirtschaftliches Gefährt den dortigen Ucbergang passieren lassen, als der eigentlich um K" Uhr in Plauen eintreffendc Personenzug herangebraust kam. Im selben Moment schloß der Blockwärter die Schranken unv das Gefährt befand sich auf den Gleisen. Der Geschirrführer drängte das Pferd nach rückwärts, was ihm nur zum Teil gelang, da die ge schlossene Schranke hinderlich war. Die Lokomotive streifte mit voller Wucht das Pferd und schleuderte es zur Seite, worauf es sofort verendete. Der Wagen ging teilweise in Trümmer, der Geschirrführer konnte sich retten. DaS Ge schirr gehörte dem Oekonomen Knorr in Plauen. Durch den Unfall kam der Zug mit 10 Minuten Verspätung in Plauen an. Die Untersuchung wird ergeben, wen die Schuld an dem Unfall trifft. — Plaue» i. V., 7. September. Unfreiwillig vier Wochen gehungert hat bas vierjährige Töchterchen einer hiesigen achtbaren Hanbarbeilersfamilie, das irrtümlich statt Milch eine Tasse Sodalösung getrunken hatte. Das Kind hatte innerlich so schwere Brandwunden erlitten, daß es gar keine Speise hinunter zu bringen vermochte: die Kleine war dabei so abgemagert, baß an ihrem Auskommen gezweifelt werden mußte. Zur großen Freude der Eltern kann das Kind seit Mittwoch wieder Speise zu sich nehmen und wird nun hoffentlich bald genesen. Es hat de» Hungerkünstler Saeco in der Ausdauer im Fasten bei weitein übertroffen. — Falken st ein, 8. September. Ein Kapital- Schwein im wahrsten Sinne des Wortes hat jetzt Herr Viehhändler Schubert hier verkauft. Das Tier von Holstein bezogen, wog 730 Pfund — 30 Steine 10 Pfund. — Frankenbcrg, 8. Septbr. Ein Brückenbau über die Zschopau wurde bei der „Fischerschenke" durch zwei Kompanien des 22. Pionierbataillons ausgeführt und hatte gestern nachmittag vielZuschaucr angezogen. Es warinteressant, dem Treiben, das sich da am Zschopauflusse abspielte, zuzu schauen. An beiden Uferrändern wurde der Zugang planiert und befestigt, währenddessen waren andere Soldaten mit dem Schneiden und Zurichten von Pfählen, Stämmen und Klötzern beschäftigt. Ein schweres Stück Arbeit war das Ein rammen der zugcspiglcn Pfähle in das Flußbett: es wurde nämlich keine Pontonbrücke geschlagen, sondern ein stabilerer liebergang, bestimmt zum Tragen großer Lasten (Geschütze), gebaut. Diese Rammarbcit mußten die Mannschaften mitten in der an der Furt ziemlich kräftigen Strömung ausführen. Abends in der l>. Stunde erreichten die Arbeiten ihren Ab schluß. Die Brücke war somit verkehrsfertig. — Obercrinitz. Der 13 Jahre alte Schulknabe Gerber hatte mit einem geladenem Revolver gespielt; dieser ging los, und der Unvorsichtige erlitt den Verlust des rechten Auges. Durch Leiden zum K klick. Eine Erzählung aus dem Leben v. Oskar MerreS. (2. Fortsetzung.) „Sprich doch, wie heißt du, - du wirst der lieben Dame das schöne seidene Kleid ganz zerknittern." Der Kleine langte mit dein einen Händchen nach seiner Mutter, mit dem andern nach Trudens blitzender Brosche. „Willst du wohl artig sein, — sprich: — Karl Jänsch!" „All änsch!" pustete der zur selbsteigencn Vorstellung gezwungene Krauskopf heraus, und schlug dabei mit beiden Patschhändchen an TrudcnS Wangen, daß diese zuerst den Kopf zurückbog und dann herzlich auflachte. „Nein aber so was von dem Bengel, — geben Sie ihm einen tüchtige» Klaps, liebes Fräulein, — er ist ja gar nicht wert, daß Sie so gut zu ihm sind!" „Ach, der kleine Bube ist so herzig," entschuldigte ihn Trude und fuhr über sein Lockenhaar, „er ist gewiß Groß mütterchens größte Freude." In diesem Augenblick wurde die Stubentür halb geöff net; zwei Männer mit arbeitgeschwärzten Gesichtern standen da draußen, aber schlossen die Tür sofort wieder. „Das ist mein Mann und mein Bruder," erklärte die junge Frau, „sie kommen von der Arbeit, und schämen sich gewiß, in ihren staubigen Anzügen hereinzutreten." „Ja, ich muß ja auch gehen," erinnerte sich Trude; sie setzte den kleinen Burschen wieder herab, und reichte der alten Frau ihre Hand. „Sie müssen mir schon erlauben, daß ich mich nächstens wieder nach ihrem Befinden erkundige!" Die Kranke brachte nur ein hastiges „ja, ja" heraus, und Frau Jänsch sagte etwas verlegen: „Wenn ich nur wüßte, wie wir unsern Dank —" Trude lächelte. „Wenn ich wirklich wiederkommen darf, müssen sie mir schon versprechen, nicht über leicht verdienten Dank, sondern über alle andern Dinge plaudern zu wollen!" Die junge Frau machte ein wunderlich Gesicht, aber meinte dann aufrichtig: „Ich will alles, was Sie wünschen, wenn Sie nur damit zufrieden sind!" Andreas stand mit seinem leeren Korbe an der Tür und machte Trude Platz. Diese erfaßte beim HinauSgehen noch einmal die Hand der jungen Frau und flüsterte ihr freund lich zu: „Aho, auf baldiges Wiedersehen!" Draußen aber schauten die beiden geschwärzte» Männer verblüfft auf die elegante Erscheinung, welche bei ihnen mit artigem Gruß vorübcrrauschte, gefolgt von dem würdevoll ihnen zunickenden "Andreas. 3. Arno von Heimburg hatte es eilig. Nach drei Tagen, wo er seine Werbung um Frieda angebracht halte, war in den Bendheimsche» Prachträunien eine glänzende Gesellschaft versammelt, um die Verlobung der reiche» Erbin mit dein vielversprechenden Träger eines alten adligen Namens zu feiern. Trude halte erst gebeten, von dem großartig vorbereiteten Fest fcrnbleiben zu dürfen, aber sie mutzte den Bitten Friedas nachgeben, welche sie dabei gleichzeitig als ihre fernere Haus- genoffin vorstellen wollte. Zwischen der Tante und den beiden Mädchen hatte übrigens nach der ersten Ausfahrt des Verlobungspaares ein ziemlich ernster Auftritt stattgcfunden. Arno hatte eben die Damen zurückgcbracht und empfahl sich von denselben, als Trude mit Andreas von ihrem Aus gange nach Moabit zurückkam. Der scharfe Blick der alten Jungfrau bemerkte das flüchtige Erröten der Waise und den großen Korb am Arme des Dieners. Eine dunkle Wolke stieg auf ihrer eckigen Stirn auf und die zusanimengekniffenen Lippen verkündeten ein desto lauteres Ungewi ttcr. Droben im Salon, ohne abzulegen, wandte sich die Tante zu der verlegen nachkommenden Trude und fragte sie barsch, wo sie gewesen wäre. Trude erzählte offen den Hergang, Onkel hatte ihn ja gutgeheißen und gebilligt. Doch nun brach das Unwetter los.
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