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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 01.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190508018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19050801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19050801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-01
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Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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land und Japan — wie da» sonst meisten» üblich ist — mit dem Abschluß eine« Waffenstillstände« beginnen. Sollte aber der Krieg«zuftand so lange forldauern, bi» eine gesicherte Frieden«- basi» gewonnen ist, so sind Ueberraschungen kriegcii/chcr Art nicht ausgeschlossen, wenn eine der kriegführenden Mächte hierdurch günstigere Friedcn»bedingungen zu erreichen hofft. Japan hat nach dieser Richtung bereit« »inen bemerkenswerten Vorteil er rungen durch die angebahnte Besitzergreifung der Insel Sachalin. Daß letztere über kurz oder lang eine sichere Beute der Japaner werden wird, unterliegt keinem Zweifel, da Rußland bei seiner Ohnmacht zur See nicht in der Lage ist, Verstärkungen nach der Insel zu Wersen, und die schwache Besatzung sich gegen die japan ische Uebermacht nicht lange halten kann. Also ein neuer kriege rischer Mißerfolg Rußland«. Der Besitz von Sachalin bedeutet aber für die Japaner eine ungemein große Stärkung ihrer stra tegischen Position in Ostasten. Sachalin bildet an sich die na türliche Fortsetzung der Inselgruppen, au« denen da» Reich de« Mikado besteht, und liegt in unmittelbarer Nähe der Insel Jesso, von dieser nur durch die schmale Meerenge von La Perouse ge trennt. Sachalin liegt aber auch unmittelbar der Amur-Mün dung gegenüber, dieser wichtigen Verkehrsader de« russischen Ussuri-Gebiete«, und bildet eine stetige strategische Bedrohung de« gesamten russischen Küstengebiete« in Ostasien überhaupt. Man sieht hieraus, von welch großer zukünftiger Bedeutung Sachalin für Japan sein muß, und daß auch hier wieder die japanische StaatSleitung mit weüauSschauenden Zielen rechnet. Diese« Ziel ist und bleibt die politische wie militärische Lahmlegung Ruß land« in Ostasien, und hiervon wird man japanischerseit« nicht abgehen, selbst nicht auf die Gefahr hin, den Krieg weiter fort setzen zu müssen. Denn daß man aus beiden Seiten mit einer solchen Eventualität rechnet, beweisen die eifrigen Rüstungen so wohl der Japaner wie der Russen mit der ausgesprochenen Ab sicht, vor allem die Heere in der Mandschurei aus einen mög lichst hohen Gefechtsstand zu bringen. Tokio, 28. Juli. (Reuter-Meldung.) Admiral Kataoka berichtet: Am 24. Juli wurde ein Geschwader nach der Castrie«- Bucht gesandt und sand den Leuchtturin von Kresta Camp ver lassen. Da« Geschwader dampfte hierauf weiter und erreichte die Basalt-Insel, von wo man in der Richtung de« Postamtes von Alexandrowsk vier Geschütze wahrnahm, welche zu feuern begannen, aber unmittelbar darauf zum Schweigen gebracht wur den. Die Stadt brannte. Ein magazinähnlichc« Gebäude explo dierte. Der Admiral meldet ferner über die Lage auf Sachalin, daß die Russen sich nach dem 30 Meilen südöstlich von Alexandrowsk liegenden Luikow hinter eine Hügelkette zurück gezogen haben, welche die Gegend von Alexandrowsk von der offenen Ebene trennt. Hier sind die Russen vollständig isoliert, da eine Landstraße nicht vorhanden ist und sie unmöglich lange standhallen können. ES wird daher erwartet, daß sic sich bald ergeben. Dieser Sieg würde die Japaner zu unumschränkten Herren der ganzen Insel machen. In Tokio herrscht große Freude über den Erfolg der Expedition nach Sachalin, ebenso über die Truppenlandung und die Wegnahme de» Leuchtturmc» in der CastrieS-Bucht, umsomehr, als damit japanische Truppen zum erstenmale in da» eigene Gebiet de» Feinde« cintreten. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 31. Juli. Heute früh ist am Großmann- schen Walde am Bühl hier ein Mann im bewußtlosen Zustande ausgesunden worden, der in der zehnten Stunde daselbst jedenfalls in Folge von Gehirnschlag verstorben ist. Der Ver storbene gehörte, nach seiner Kleidung zu urteilen, offenbar dem Arbeiterstande an und dürste in den vierziger Jahren stehen. Seine Identität ist noch nicht festgestellt. Er scheint an der AusfindungSstelle übernachtet zu haben und dort von der Krank heit überrascht worden zu sein. Ein Verbrechen ist nach ärzt lichem Befunde ausgeschlossen. — Eibenstock, 31. Juli. Die gestern vormittag von Hrn. Moßdorf au» Annaberg im Schulgarten vorgenommene öffent liche Probe de» Minimax-Feuerlöschapparate« gab den Anwesenden einen überraschenden Beweis von der Brauch barkeit desselben. Die mit Hobelspähnen gefüllte und mit Pe troleum getränkte lodernde Bretterbude war im Nu gelöscht und e« bedurfte erst vieler Mühe, um dieselbe zu einem zweiten Ver suche nochmal» in Brand zu setzen. Erst nachdem da« mit dem Inhalt de« Apparates bespritzte Holz wieder reichlich mit Petro leum getränkt war, griffen e» die Flammen erneut an, um cben- soschnell wie da» erste Mal gedämpft zu werden. Die Hand habung und Neufüllung de» Apparate» ist verblüffend einfach, wie sich die Interessenten an Ort und Stelle überzeugen konnten. Seine praktische Brauchbarkeit bei kleinen Bränden ist jedenfalls erwiesen. — Eibenstock, 31. Juli. Ein großartige» Alpen panorama, einzig in seiner Art präsentiert die z. Zt. in der Centralhalle ausgestellte Dekoration, so daß man sich wirk lich in die mit so vielen Naturschönheiten ausgeschmückte Alpen welt versetzt wähnt. Wa« aber den Reiz auf« höchste steigert, ist da» charakteristische Alpenglühen, welche» mit der grüßten Natur treue wieder gegeben ist. Die Dekoration, die mit vielem Geschick und großer Mühe hergestellt ist, ist da« Werk de» unermüdlichen Centralhallenwirte». — Schönheide, 31. Juli. Von der vermißten Ella Müller fehlt noch immer jede Spur. Ein gestern umlaufende» Gerücht, dieselbe sei in dec Nähe von Reibold-grün gesehen worden, hat sich al» halllo» erwiesen. — Carllfcld, 27. Juli. Die hiesigen bedeutenden Glashüttenwerke hatten im »ergangenen Jahre in der Er zeugung ihrer Hohlglaisachen einen befriedigenden Geschäftsgang; der Nachfrage konnte am Schluffe de» Jahre« nicht mehr ge nügt werden. Leider mußte ihre beste und langjährige Spezialität, die Herstellung von Milchgla», fast ganz ausgegeben werden, und zwar wegen Befürchtung der Herbeiführung von Rauchschäden für die nahen Staal»waldungen. Arbeiterzahl und Löhne blieben auf der Höhe de» Vorjahre». Weniger günstig war die Lage für die Taselgla»fabrikation in Zwickau infolge gedrückter Ver kauf«- und gestiegener Rohstoffpreise, sowie erhöhter Löhne. — Rautenkranz. Am Freitag nachmittag ging hier ein Gerücht herum, wonach am Vormittage in RempeSgrün bei Auerbach an einem 6 Jahre alten Mädchen ein Sittlich keit-Verbrechen begangen worden sei. Abend« in der 10. Stunde wurde vom Herrn Gemeindevorstand Gnüchlel hier ein Dienstknecht Kaiser au» Schöneck verhaftet, der bei seiner Vernehmung aus Vorhalt zugab, da» Verbrechen begangen zu haben. Kaiser wurde dc«halb am Sonnabend vormittag dem Kgl. Awl«gericht Auerbach zugesübrt. Dank der baldigen Fest stellung und Inhaftierung diese« Unholde« begann sich die Be völkerung wieder zu beruhigen. — Glauchau, 28. Juli. Heute nachmittag sand im Hotel „Stadt Hamburg' eine Versammlung von Färberei besitzern und Abgeordneten der Arbeitnehmer statt, an welcher auch Vertreter de» sächsisch - thüringischen Webereiverbande« teil nahmen. E» wurde den Arbeitern ein Mindestlohn vorgeschlagen, lieber denselben soll morgen vormittag selten« der Arbeiter Be schluß gefaßt und die Entscheidung bi« mittag« 12 Uhr den Fabrikanten mitgeteilt werten. Im Annahmefall erfolgt die Wiederaufnahme der Arbeit am Montag, anderensall« die Aut- sperrung. E« wurde den Arbeitern durch die anwesenden Ver treter de« sächsisch-thüringischen Webereiverbande» mitgeteilt, daß im Weigerungsfälle auch der sächsisch-thüringische Webereiverband genötigt wäre, die Aussperrung vorzunehmen, von welcher dann ungefähr 30000 Arbeiter betroffen werden würden. — Glauchau, 29. Juli. Der „Gl. Zig." zufolge hat die heute vormittag hier abgehaltene FärbereiarbeiterVer sammlung den vom Färberkonvent angebotenen Mindestlohn (2,i« Mk. pro Tag) mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. — Meerane, 29. Juli. Die hiesigen streikenden Fär bereiarbeiter hielten, wie die „M. Zig." berichtet, heute vor mittag eine Versammlung ab, in der sie sich mit den Vergleichs vorschlägen befaßten, welche ihnen gestern von dem Färberkonvent gemacht worden sind. L« wurde eine Resolution angenommen, in welcher der Vorschlag der Ringunternehmer abgelehnt wurde. Die Unternehmer sollen nochmal» ersucht werden, mit der Lohn kommission neu zu verhandeln. Im Falle der Ablehnung diese» Vorschläge« werden die Färbereiarbeiter an dem von den ver einigten Garnfärberei- und AppreturanstaltSbesitzern bereit» an erkannten Tarif festhalten. Durch die Annahme dieser Resolution dürfte die für Montag angekündigte Au-sperrung zur Tatsache werden. — Schneeberg. Bei der am 3. Sonntag nach Trini tatis für den Kirchenbau in Deutscheinsiedel gesammelten Kirchen kollekte wurde in den einzelnen Parochien der Ephorie Schnee berg eingelegt wie folgt: Schneeberg Mk. 24,o«, Griesbach 3,«», Albernau 11,«», Aue St. Nikolai 53,i«, Aue-Klöfterlcin-Zelle 11,««, Beierfeld 11,7«, BernLbach 21,«°, Beutha 3^», Bockau 16,««, Breitenbrunn 3,««, Carl»feld 14,»«, Crandors 1,«s, Eibenstock 42,»», Grünhain 10,»°, Strafanstalt Grünhain l,», Grünstädtel 4,»«, Hartenstein 13,7«, Hundshübel 7,«°, Johanngeorgenstadt 18,s-, Lauter 14.»», Lößnitz 31,««, Markersbach 10,«», Neustädte! 23,«° Neuwelt 9,»7, Oberpfannenstiel 3,««, Oberschlema 7,7», Nieder- schlema 4,»», Raschau 4,»«, RitterSgrün 10,-», Schönheide 30,°«, Schwarzenberg 21,>», Sofa 4,°», Stützengrün 22,»7, Thierfeld 5,»«, Wildbach-Langenbach 14,7», Zschorlau 9,»°. In Summa: 499,7» Mk. — Auerbach, 28. Juli. Eine tragikomische Ge schichte hat sich, wie dem .V.A.' gemeldet wird, in der Nacht zum Donnerstag vor den Toren unserer Stadt zugetragen. So gegen 10 Uhr abend« kamen zwei Gesellen de« Fleischermeister« und Gasthofbesitzer« Herrn Hermann Ring in RempeSgrün mit einer Kuh, um sie in da« Schlachthaus ihre» Meister» zu treiben. Sei c« nun, daß die Hornträgcrin den Endzweck ihre« Marsche» ahnte, sei e«, daß ihr die Gesellschaft der beiden Männer nicht behagte, jedenfalls verstand sic e», unweit der Brücke ihren Führern zu entweichen. Die sprichwörtliche Schwerfälligkeit der Kühe mag keine Eigenschaft diese» Tiere» gewesen sein, wenigsten« war sie so schnell verschwunden, daß die beiden Gesellen ihr nur unter Aufbietung vieler Mühe zu folgen vermochten. Endlich glaubten sie den Flüchtling zu haben, der sie harmlo» glotzend erwartete. Da» Einfangen jedoch ging nicht so leicht von statten; denn kaum waren die beiden Schlächtergesellen aus einige Schritte herangekommen, al» der streitbare Vierfüßler zum Angriff vor ging und seine Angreifer in den Straßengraben wars. Ehe die beiden sich nun wieder hcrauSgekrappelt hatten, war die Kuh verschwunden. Da» verwegene Tier jagte nun die schließlich völlig atemlosen Verfolger bi« nacht» 2 Uhr in der ganzen Gegend herum, und von da ab bi« 4 Uhr früh schien der Wieder käuer völlig verschwunden. Die beiden Gesellen suchten nun mehr tiesbctrübt ob ihre« Verluste« ihren Meister auf, klagten ihm ihr Mißgeschick, und bewaffnet mit seiner Jagdflinte, beteiligte sich Herr Ring an der Verfolgung. Ihm war La» Glück mehr hold al« seinen beiden Angestellten. Schon gegen 5 Uhr gelang e« ihm, den gehörnten Au«reißer zu stellen und durch einen wohl gezielten Kernjchuß niederzustrccken. Also endete die nächtliche Jagd auf eine Kuh vor Auerbach« Toren. — Treuen, 29. Juli. Zwischen RebeSgrün und Eich wurde am Donnerstag mittag die 12jährige Tochter de« hiesigen Gemüsehändler« Schilbach von einem mit Mehl bestaubten Manne verfolgt und zu Boden geworfen, um ein Sittlichkeit«- verbrechen an ihr zu verüben. Auf die angstvollen Hilferufe de» Mädchen» eilten beerensuchende Frauen herbei, worauf der Strolch von seinem Opfer abließ und im Walde verschwand. — Einsiedel, 28. Juli. Heute früh ist auch der bjährige Knabe der unglücklichen Familie Lindner ge storben, dem kurze Zeit daraus noch der 10jährige Brudcr in den Tod nachsolgte. Der Vater ist da» einzige Glied der bedauernswerten Familie, der feine Gesundheit wiedererlangt hat. Die Unglücklichen haben durchaus nicht etwa giftige Pilze genoffen, fondcrn Steinpilze, die sie aber unau»geputzt längere Zeit haben liegen lassen. Die Beerdigung der Mutter mit ihren vier Kindern erfolgt am Sonntag. Die gesamte Einwohnerschaft unsere» Orte» nimmt herzlichen Anteil an dem furchtbaren Geschick. — Roßwein, 29. Juli. Ein sehr betrübender Fall ist in einer hiesigen Familie vorgekommen. Die Ehefrau de» Fabrik schmied» Emil John hatte al» Mittagessen ein Pilzgericht zubereitet, wovon die beiden Eheleute und 4 Kinder aßen. Am Nachmittag nahmen die Frau und Kinder noch Kirschen und zum Abendessen neue Kartoffeln zu sich. In der Nacht erkrankten sehr schnell die 4 Kinder, sowie die Ehefrau an heftigen Ver- giftung-erscheinungen. Leider verstärken unter diesen Er krankungen Ponner«tag nachmittag ein 11jährige« Mädchen und im Laufe de» Freitag bi» zum Nachmittag die übrigen drei Kinder im Alter von 9, 12 und 14 Jahren unter den furcht barsten Schmerzen. Die Ehefrau befindet sich den Umständen nach besser. Der so hart betroffenen Familie wendet sich allge meine Teilnahme zu. Der Ehemann, welcher nur Pilze genossen hat, ist von den VergistungSerscheinungen nicht betroffen worden. Ob die Vergiftungen auf die Pilze oder die anderen Speisen zu rückzuführen sind, ist noch nicht sestgesttlli. Alle vier Kinder werden in ein gemeinsame« Grab gebettet werden. — Königsbrück. Ein entsetzlicher Unglück-fall ereignete sich Donnerstag nachmittag in der vierten Stunde im Walde bet Krakau in der Nähe von König«brück. Mehrere Dre«dner Herren veranstalteten dort auf einem Schießstande nach einer ausgestellten Scheibe der Krakauer Schießgesellschaft Schießübungen. Der Zigarettenfabrik»»! Schuchardt au« Dre»dcn- Neustadt war gerade damit beschäftigt, an der Scheibe, die einige hundert Meter von dem Standpunkte der Schützen entfernt war, einen Zeiger zu befestigen. Man hatte ihn jedoch nicht bemerkt, und al« der Waffen- und Munition-Händler Mäher die Büchse anlegte und zum Schuß abdrückte, traf die Kugel den Fabrikanten Sibuchardt, der sofort zusammenbrach und nach wenigen Augen blicken verstarb. — Die Sonne schreitet weiter nach Süden. Wir sehen sie am 1. August noch 18 Grad nördlich vom Aequator. Sic steigt daher bi« zu fast 56 Grad an unserm Himmel empor, erhebt sich kurz nach 4s/, Uhr über den Horizont und sinkt nach 7'/« Uhr wieder hinab. Sie verweilt mithin 15'/, Stunden bei un«. Am 31. August steht da« Tagc»gestirn nicht mehr ganz 9 Grad nördlich vom Aequator; sein Aufgang erfolgt erst nach 5 Uhr, sein Untergang nach 6'/, Uhr, so daß der Tag dann nur noch 13'/, Stunden dauert. — Zur Warnung. In letzter Zeit sind dem „Lander verein für innere Mission im Königreich Sachsen' wieder au- verschiedenen Teilen de« Lande« Mitteilungen und Anfragen zu gegangen über Lieferung-Werke religiösen Inhalt«, die von Kol porteuren gewisser Berlag«buchhandlungen und Vertriebtanstalten zu hohen Preisen in den Gemeinden, namentlich in Landgemeinden abgesetzt werden und zwar in der Weise, daß die Käufer über redet werden, durch Namen-unterschrist zur Abnahme de» Werke« sich zu verpflichten. Diese Kolporteure erreichen ihr Ziel in der Regel dadurch um so leichter, daß sie vergeben, ein Teil de« Ertrage« fließe der inneren Mission zu. Der „Landerverein für innere Mission im Königreich Sachsen' weift demgegenüber darauf hin, daß die auf diese Weise ausgeredetcn Bücher in der Regel zu bedeutend billigerem Preise, al« sie von diesen Kolporteuren vertrieben werden, im Buchhandel zu haben sind, daß ferner der Landesverein und die mit ihm verbundenen Vereine und Anstalten im Lande Zuwendungen von solchen Geschäften grundsätzlich ab lehnen und der inneren Mission vom Ertrag dieser Kolportage- Artikel nicht« zufließt, und daß es endlich kein Rechtsmittel gibt, um eine durch Namen-unterschrist übernommene Bestellung, selbst wenn sie auf eine Uebervorteilung de« Besteller« hinau»kommt, rückgängig zu machen. An dieser Sachlage ändert der Umstand nicht», daß die zum Vertrieb gewählten und angebotcnen Artikel sehr ost an sich einwandfrei sind und bekannte und gute Namen auf dem Titel oder im Register aufweisen. Die erwähnten Ge- schästskniffe, durch welche alljährlich unglaubliche Summen au» den Gemeinden herausgepreßt werden, sind nach neueren Be obachtungen und Mitteilungen in Sachsen wieder einmal in voller Blüte. Amtliche Mitteilung«» aus der Sitzung des Stadtrates zu KibmkoL vom 25. Juli 1905. Anwesend : 4 Ratsmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. — Ohne Gewähr für daran- abgeleitete Rechte. — 1) Verschiedenen Vorschlägen de- Bauausschusses über die während der Sommerferien in den Schulen auszuführenden Bauten wird zugestimmt. 2) Im alten Schulgebäude werden sich künftig yrößere bauliche Herstellungen nötig machen. Auch sind die Abortverhältnrsse beider Schulen nicht mehr zeitgemäß und bedürfen der Umgestaltung. Die Baulichkeiten werden bei ihrer Ausführung einen Aufwand von nicht unter 1k 000 Mk. ver ursachen. Der BauauSschuß schlägt vor. für dre bevorstehenden Bauten schon jetzt Mittel anzusammeln. Der Rat nimmt den Vorschlag an und beschließt vom Jahre IS06 an zunächst auf 5 Jahre jährlich 3000 Mk. im Haushaltplane einzustellen. Die Ausführung der in Aussicht stehen den Bauten aus laufenden Mitteln und nicht aus Anleihe rechtfertigt sich aus dem Umstande, daß es sich hier um Erneuerungen ohne Werts- erhöhung handelt. 3) Die Vorschläge deS BauauSschuß über die veränderte Aufstellung der Feuerlöschgeräte im Magazingrundstücke zur Gewinnung von Platz für den Krankenwagen werden unter der Voraussetzung genehmigt, daß der Feuerlöschausschuß damit einverstanden ist. 4) Ueber die Beschaffung eines Ausstellungsraumes für die neue mechanische Schiebeleiter ist nach Eingang der Maße der Leiter Kostenanschlag in Anlehnung an die Vorschläge des Bauausschusses aufzustellen. k) Der WasserauSschuß hat sich dahin geäußert, daß die Wafferverhältniffe der Stadt jetzt nicht dazu angetan seien, die Stadtvertretung mit Be sorgnissen zu erfüllen. ES böten die Wafferverhältniffe aber auch künf tig voraussichtlich nicht Anlaß zu größeren Bauten an der Leitung. Sollte das Wasser einmal knapp werden, so wird vermutlich durch we niger kostspielige Maßnahmen, z. B. durch allgemeine Einführung der Wasseruhren, die Leitung so leistungsfähig erhalten werden können, daß sie den Stadtbedarf genügend befriedigt. Man nimmt hiervon Kenntnis und läßt die Angelegenheit damit zunächst auf sich beruhen, weist aber damit gelegentliche Vergrößerungen des Quellgebietes nicht von der Hand. Von Gehör eines auswärtigen Sachverständigen über die hiesigen Wafferverhältniffe sieht man ab. k) Eine direkte Verbindung der oberen KarlSbaderstraße mit der Behälter- Zuleitung soll bis auf weiteres unterbleiben. 6) Man will versuchen, den Regenwasserschäden am Hüblerwege besser wie bisher zu begegnen. 7) Gegen die von der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg be wirkten redaktionellen Aenderungen in dem Regulative über die Beseit igung umgestandener oder getöteter Tiere hat der Rat keine Einwendun gen zu erheben. 8) Von der Bildung eines Tiefbauunternehmerverbandes und von seinen Zielen nimmt man Kenntnis. Zur Beschlußfassung gelangten ferner K Bau., 6 Schul-, 2 Steuer-, 2 Wasserleitungs- und 7 verschiedene andere Angelegenheiten, die allgemeines Interesse nicht haben. Der schlimmere Jeind. Mit Grauen wird man überall von den vielen Opsern lesen, die der Krieg in Ostasien gefordert hat und immer noch fordert. Auf beiden Seiten sind bereit» tausende und abertausende von blühenden Menschenleben durch die Kricg-furi- vernichtet worden. E» ist eine fürchterliche Ernte, die der Tod aus dem Schlachtfeld« einhcimst. Der Generalarzt 0r. Frölich in Leipzig hat vor einigen Jahren in der „Zeitschrift für Krankenpflege' die Verluste an Menschenleben, die die europäischen Völker im vorigen Jahr hundert in Kriegen erlitten haben, auf rund 7,» Millionen an gegeben. Noch mebr Menschenleben al» den Kriegen sind aber dem Alkohol zum Opfer gefallen. l)r. Heleniu» au« Hclsingsor«, ein Schüler de« berühmten Kopenhagener Statistiker« Harald Wester- gaard, schätzt nämlich in seinem Werke „Die Alkoholfrage' die Zahl der jährlichen Todesfälle infolge von Trunksucht für Groß britannien auf 40000, Belgien, Holland aus 20000, Rußland auf 100000, Frankreich aus 40000, Deutschland aus 40 000, Skandinavien und die Schweiz auf 10000, zusammen aus 250000. 250 000 Opfer de« Alkohol« jährlich würde im Verlaus von 30 Jahren 7'/, Millionen oder ebenso viel au«machen,.wie nach I>r. Frölich« Berechnung die Kriege im ganzen 19. Jahrhundert verschlungen haben. Dabei sind die in Oesterreich-Ungarn, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Bulgarien, Rumänien usw. durch die Trunksucht vernichteten Menschenleben noch gar nicht mitgerechnet, well für die Berechnung nicht nur die offiziellen, sondern auch die privaten statistischen Unterlagen fehlen, klebrigen« weist vr. Heleniu« auf Seite 291 de» genannten Werkel darauf hin, daß ein Teil der Opfer de« Kriege« vermutlich richtiger auf da« Konto de« Alkohol» zu schreiben wäre; denn die Zahl der Soldatin sei gewiß nicht gering, die infolge de« Genüsse« von geistigen Getränken erfroren oder an Wunden gestorben seien, deren Heilung durch den Alkohol verhindert wurde. Freilich wird man cinwenden können, daß der Krieg seine Opfer im besten Manne-alter dahinrafft, während die Opfer de« Alkohol« auch weniger produktive Altersklassen betreffen. Dieser Umstand wird indessen nach Dr. Heleniu« durch die allgemeine Entartung und die Abnahme der Bevölkerung, die eine Folge der Trunksucht sind, au»geglichen und nicht am wenigsten dadurch, daß eine Menge Trinker, die in Gefängnissen, Irrenanstalten, Armenhäuiern u. s. w. ernährt werden müssen, schon im besten Manne«alter der Gesellschaft zur Last fallen.
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