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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 20.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190505202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19050520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19050520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-20
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Monat
1905-05
-
Jahr
1905
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bestehende Freundschaft, erklärte, er sei gekommen, um den Sultan al« unabhängigen Souverän zu begrüßen und dankte im Namen de« Kaiser« sür den prächtigen, ihm in Tanger bereiteten Empfang. Der Sultan wie« seinerseit« in seiner Antwort aus die über- lieserte Freundschaft zwischen den beiden Ländern hin, die schon von seinen Vorfahren gepflegt worden sei, und drückte die Hoff- nung au», diese Freundschaft werde unter seiner Regierung Weiler blühen. Er bedauerte auch, daß er den Kaiser nicht persönlich in Tanger begrüßen konnte. Graf Tattcnbach händigte dann dem Sultan ein kaiserliche« Handschreiben ein und über reichte da« Großkreuz de« Roten Adlerorden« in Brillanten, worüber der Sultan sehr erfreut schien. — Vom russisch-japanischen Krieg. Au« Pe tersburg, 18. Mai, wird gemeldet: Da« Gerücht, daß Admiral Roschdjestwenrki wegen Nervenzerrüttung von seinem Posten zurücktreten werde und Admiral Birilew an seine Stelle treten sollte, beruht offenbar auf einem Mißverständnis. Wie verlautet, handelt e« sich um Admiral Nebogatow, dessen Ausgabe von vornherein nur darin bestand, da» dritte Geschwader dem Admiral Roschdjestwenrki zuzuführen und dann zurückzu kehren. Ob Admiral Birilew sich statt Nebogatow» nach dem fernen Osten begibt, soll in den nächsten Tagen entschieden werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 19. Mai. Am Mittwoch hielt im Saale de« Feldschlößchens Herr Schriftsteller W. Schwiegershausen au» Leipzig seinen vom hiesigen Radfahrerklub von 188b veran laßten Vortrag: »Aus dem Rade um die Welt." Er gab zu nächst einige interessante Zahlen, den Verbrauch der Räder, Reisen, Gewicht der mitgeführeen Ersatzteile usw., an und ging dann zum I. Teil, seinen persönlichen Erlebnissen über. Seine ab Leipzig begonnene Reise ging durch Oesterreich-Ungarn, Türkei, Kleinasien, Palästina, Eghpten, Arabien, Persien, Indien, China, Südafrika, Australien und Amerika bi« zurück nach Europa. In spannender Weise schilderte er un« seine vielfachen Abenteuer und Erlebnisse. Sitten und Gebräuche der verschiedenen Völker wurden un«, da er in diesem Punkte vieler humoristischer Szenen gedachte, klar und natürlich vor Augen geführt. Im 2. Teil sahen wir auf den vorzekübrlen Lichtbildern Landschaften au« allen von Herrn S. besuchten Ländern, BolkStypen und einige Testen au« seinem Autographcnbuch; auch den kühnen Weltum radler selbst erblickten wir in seiner vollen Ausrüstung. Zu allen Bildern wurden entsprechende Erklärungen gegeben, die vom zahlreich erschienenen Publikum mit allgemeinem Beifall ausge nommen wurden. Um '/,11 Uhr halte der zwei Stunden währende Vortrag sein Ende erreicht. — Dresden, 17. Mai. Da« amtliche »DreSd. Journal" meldet zurMontignoso-Angelegenheit: Der Vertrag, den in Vollmacht Sr. Majestät de« Königs der StaatSmmister vr. Otto am b. Mai in Florenz mit der Frau Gräfin Montig- noso abgeschlossen hat, ist von Sr. Majestät dem König ge nehmigt und die vollzogene GenehmigungSurkunde gestern an die Frau Gräfin abgesandt worden. Inzwischen ist der Frau Gräfin Montignoso auch die von ihr beantragte Entlassung au« dem sächsischen StaatSangehörigenverbandc von der KreiShaupimann- schafl Dresden erteilt worden. Nach dem Vertrag überläßt Sc. Majestät der König der Frau Gräfin die Prinzessin Anna Monika Pia bi« zum 1. Mai 1906. Nach diesem Termine verpflichtet sich die Frau Gräfin, die Prinzessin einer von Sr. Majestät dem König hierzu abgesandten Vertrauensperson herauszugeben. So lange die Frau Gräfin die Prinzessin in ihren Händen behält, wird ihr zu den Unterhaltungskosten ein Beitrag in gleicher Höhe wie die letzten Monate hindurch, d. i. 200 Mark monatlich, gewährt. Ferner verzichtet die Frau Gräfin auf ihre Staats angehörigkeit und verspricht, daß sie auch künftig niemals die Ausnahme in den Verband eine« deutschen Einzelstaate« nach suchen wird. Se. Majestät der König erteilt die Zusage, daß für die Zeit nach dem I. Mai 1906 ein Wiedersehen der Frau Gräfin mit den gemeinschaftlichen Kindern jede« Jahr einmal stattfindcn soll. Da« nähere über Zeit, Ort und Ausdehnung der Zusammenkünfte usw. zu bestimmen, behält sich Sc. Majestät der König vor. Für die Zeit vom I. Juni 1905 ab wird die Rente der Frau Gräfin auf 40000 Mark jährlich erhöht. — Meerane, 18. Mai. Ein origineller Reisender weilte heute kurze Zeit in unserer Stadt. Es war ein junger Franzose, der im November l900 in Pari« eine Wette um 25 000 Francs cingegangcn war, in vier Jahren alle fünf Erd teile zu Fuß ohne alle Geldmittel zu durchwandern. Er befindet sich jetzt auf dem Rückwege nach Pari«. Seine Wette hat er allerdings verloren, denn er hat schon acht Monate mehr al» vereinbart gebraucht und rechnet damit, daß noch drei Monate vergehen, ehe er Pari« erreicht, da er jetzt noch Dresden, Berlin und Hamburg besuchen muß. Der interessante Wanderer, der durch seine Kleidung und Reiseausrüstung Aufsehen erregte, wandte sich heute mit seinem treuen Reisegefährten, einem Foxterrier, nach Chemnitz. — Plauen, 17. Mai. Ein arger Kurpfuscher, durch dessen »Heilkunst" ein Menschenleben nach schrecklichen Ovalen zugrunde ging, hatte sich in der Person de« 58 jährigen Tcehändler« und Heilkünstlcr« Gustav Adolf Zill au« Plauen vor dem Landgericht in Plauen zu verantworten. Bei dem hics. Steinmetz Hendel, den er gesund machen wollte, wendete er die sogen. Baunscheidtschc Methode an. Mit dem au« 32 Nadeln bestehenden Instrument brachte Zill dem Hendel gegen 800 Stiche in die Waden, Brust und den Rücken bei. Danach nahm er ein Oel, begoß damit die Wunden und umhüllte den Körper Hendel« mit Watte. Bei der Behandlung wurde der Steinmetz oft ohn mächtig und mußte entsetzliche Qualen auistehen. Auf dem Körper de« Manne« bildeten sich bald rote Blasen, die in Eiterung übergingen. Der so Gemarterte konnte weder liegen noch sitzen. Der »Heilkünstler" kümmerte sich, al« er die Folgen seiner Kur bemerkte, nicht mehr um den armen Mann, der schließlich durch den Tod von seinen Qualen erlöst wurde. Der .Heilkünstler" wurde nun zur Anzeige gebracht. Bei einer Haussuchung fand man nun eine Masse von Medikamenten, die er au« Amerika bezogen haben will. Da« Landgericht verurteilte den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung und wegen verbotswidrigen Handel« mit Medikamenten zu 1 Jahr 3 Monaten Gesiingni« und 100 Mk. Geldstrafe. — Plauen i. V., 18. Mai. Von der 69 Meter hohen E l st e r t a l br ü ck c bei Jocketa h e r a b g e st ü r z t hat sich gestern abend der etwa 20jährige Kaufmann Curt Brückner von hier. Der Absturz erfolgte von dem in der mittleren Höhe befind lichen Uebergang au« direkt in die Elster. Der junge Mann hatte fürchterliche Verletzungen erlitten und war sofort tot. Die Ursache zu der schauerlichen Tat ist noch nicht aufgeklärt. — Der 17jährige Kaufmann Richard Schädlich von hier hat seinem Arbeit geber, einem hiesigen Kaufmann, ungefähr 7000 Mark unter schlagen und ist damit flüchtig geworden. — Lengenfeld. Der 16. Mai war für die hiesige Stadt, sowie für die Stadt Mylau ein bedeutungsvoller Tag der Freude. Wurde doch am Dien«tag die neuerbaute Eisenbahnlinie Lengenfeld-Mylau, bez. Bahnhof Göltzschtalbrücke Lengen feld geweiht und dem Verkehr übergeben. Beide Städte trugen au« diesem Anlässe Fesle«schmuck. An der ersten Fahrt aus der neuen Strecke beteiligten sich zahlreiche Herren au« Lengenfeld, Mylau, WolsSpsütz, Weißensand, Schneidenbach und Mühlwand. Auch nahmen daran Vertreter der Generaldirektion der sächsischen Staa:«ei<enbahnen, der Belrieb«direktion Zwickau, der königlichen Kreiöhauptmannschast Zwickau, der Amt«hauptmannschasten Plauen und Auerbach, sowie Geheimer Hosrat Opitz und andere teil. Der erste Frühzug, prächtig geschmückt, setzte sich ' .^9 Uhr in Bewegung und traf kurz nach 9 Uhr in Mylau ein. Die Teil nehmer versammelten sich sodann zu einem Frühstück in dem historischen Saiserschlosse zu Mylau. Der Hauptfcstzug wurde mittag« vom Bahnhof Göltzschtalbrücke nach Lengenfeld abgelassen. '/«I Uhr traf der Sonderzug hier ein, von einer zahlreichen Menschenmenge empfangen. Nachmittag« sand dann im hiesigen Hotel Sächsischer Hof da« offizielle Festmahl statt. Die Rückfahrt der Festtcilnehmer nach Reichenbach erfolgte erst in der achten Stunde. Die Sonderfahrten waren sür die Teilnehmer kostcnlo«. Durch die neue Bahnlinie sind wiederum mehrere Orte dem Bahnvcrkehr erschlossen worden. — Marienberg, 17. Mai. In voller geistiger Frische begehen heute die hier lebenden Zwillingsbrüder August und Wilhelm Schönherr ihren 87. Geburtstag. Die alten Herren, die beide seit vielen Jahren hier al« Schuhmacher ansässig sind, wurden zusammen zum Militär ausgehoben, kamen aber beide durch da« Lo« frei. Der älteste Sohn de« August Schönhcrr ist 64 Jahre, wohnt seit 40 Jahren in Chemnitz und ist bereit« Urgroßvater. Auch Wilhelm Schönherr erfreut sich zahlreicher Nachkommenschaft. Thcatcr i« Eibenstock. Vielfachen Wünschen entsprechend bringt al« nächste Vor stellung die Direktion Dreßlcr am Montag, den 22. Mai eine große Gesangsposse zur Aufführung und zwar die reizende Novität »Ein süßes Mädel". Die Titelrolle spielt und singt Frl. Else Herzog, ihr Partner ist Herr Siegfried Basedow. Allerliebste Gesangsnummern illustrieren die hochkomische Hand lung; frische Walzer- und Marschmelodien werden sür eine fröh liche Stimmung sorgen. Möchte sich endlich einmal ein zahl reiche« Publikum einfinden, um sich von den guten Leistungen de« Dreßlerschen Ensemble« zu überzeugen. Ei» modernes Konzert i« Eibenstock. Das gestern abend im Saale de« Hotel« Stadt Leipzig von Herrn I. Albin Schulze, Piano , Harmonium-, Orchestrion- hau« Zwickau ebgehaltene Phonolakonzert war von zahlreichen kunstliebenden Herrschaften besucht. Alle waren überrascht und entzückt. Mit so vollendetem Ausdruck, mit solcher Natürlichkeit mit der Phonola spielen zu können, hatte man nicht erwartet. Der Abend bot einen vollendeten Kunstgenuß. Kompositionen von Liszt, Wagner, Beethoven, WiniawSky kamen mit blendender Virtuosität und Gefühl-Wärme zum Vortrag. — Wären nicht gleichzeitig viele Herrschaften, durch anderweitc« Vergnügen ab gehalten worden, so hätten nicht alle Platz finden können. Nach dem Vergnügen kamen noch einige Herrschaften, um die Phonola zu hören, und die Fidelita« dauerte bi« weit über Mitternacht hinaus. Die Musik ist eben eine liebe Freundin de« Menschen, die ihm da« Herz aufschließt. Die Phonola macht sich zu einer ebenso unzertrennlichen Freundin. Sie leiht dem Musikfreund die Technik eine« Liszt und noch mehr im Nu, und der musikalisch empfindende Mensch braucht nur dem Spiel die Seele aufzu prägen und das künstlerische Spiel ist fertig. Wer fern von der Großstadt wohnt, kann mit Hilfe der Phonola sich ständig den Genuß großer Künstlerkonzertc verschaffen und seine Freunde unterhalten. Die interessanten Ausführungen de« Herrn Schulze in der Pause beleuchteten so recht die Bedeutung der Phonola für die Musikpflege. Die anwesenden Kunstfreunde versuchten sich auch selbst mit gutem Erfolg auf der Phonola. E« mag ihnen die schwindelnde Höhe der absoluten Spielstcherheit, auf welche die Phonola sie im Nu hob, etwa« unheimlich entzückend vorgekommen sein, aber große» Vergnügen hat e« Jedem be reitet. E« wurde wiederholt gewünscht, daß sich die« Konzert recht bald wiederholen möge. Wir schließet un« diesem Wunsche an. Herr Schulze mag den prachtvollen Bcchsteinslügel noch einige Zeit stehen lassen und da« Konzert wiederholen. Man kann die Phonola auch sosort an jede« Piano stellen. Zum Schluß wünschen wir Herrn Schulze, der die General vertretung sür die Phonola hat, al« Entschädigung sür seine Mühe und Unkosten, reichlichen geschäftlichen Erfolg. Die« wünschen wir auch im Interesse der Pflege guter Musik in unserer Stadt. Wie au« dem Inseratenteil ersichtlich, findet am Montag, den 22. d. Mt«., abends '/,9 Uhr ein zweite« Phonola- konzerl mit reichhaltigem, veränderten Programm im Hotel »Stadt Leipzig" statt, worauf wir auch an dieser Stelle auf merksam machen. Hyne Aurcht und Tadel. Erzählung aus der napoleonischen Zeit von Lueie Jdeler. (16. Fortsetzung.) Der französische Oberst hatte aufmerksam die kleine Szene beobachtet, er war doch nicht so berauscht, daß er nicht auf da« achtete, wa» um ihn her vorging. Er erhob sich und schlug Durand auf die Schulter: Dieser Feuerlärm war Ihnen wohl eine willkommene Ablenkung, he ?" schnarrte er. Sic haben e» nicht gerade eilig, die schöne Jadwiga an sich zu fesseln, die Dame wird e« Ihnen Übelnehmen!" Ein diabolische« Lächeln verzerrte sein häßliche» Gesicht, und Durand erkannte au» diesem Lächeln, daß der Franzose wieder argwöhnisch wurde. »Wer hat denn jetzt Zeit, an Verloben und Heiraten zu denken?" gab er unwirsch zurück. Sollen wir Hochzeit machen, wenn unsere sämtlichen Zimmer von Franzosen besetzt sind?" Die Worte klangen schärfer al« er beabsichtigt hatte, und der Oberst fuhr sofort gereizt in die Höhe. »Nicht diesen Ton, mein Herr Preuße, wenn ich bitten darf!" rief er. »Mehr Respekt vor dem großen Kaiser und leinen Soldaten! Sic glauben, sicher zu sein, weil bi« jetzt unsere Nach forschungen in Ihrem alten Steinhaufen vergeben« waren, wir sind noch nicht über den Berg, und ich schwöre Ihnen, daß ich jede» einzelne Zimmer hier derart bewachen lassen werde, daß die Mäuse darin verhungern sollen!" Mit dem Fuße aufstampsend, sporenklirrcnd und säbelraffelnd veiließ der Oberst den Saal, um sich in sein Zimmer zu begeben, die anderen Offiziere folgten, und da« Bankert war beendigt. Achselzuckend sah ihm Durand nach. »Mag er doch!" sagte er zu Kaschke, und dieser machte sich mit Anna daran, den Saal wieder aufzuräumen und die Spuren de« Festmahl« zu vertilgen. Mit keiner Silbe verriet da« junge Mädchen, auch ihrem Vater nicht, wa« sie selbst in den letzten Stunden durchlebt hatte. Den ganzen Tag hatte sie unablässig an da« Versprechen gedacht, da« sie gezwungen Jean Testat hatte geben müssen, um ihren Baler und seinen Herrn zu retten. Am Nachmittag war ein kleiner zerlumpter Bengel in die Küche geschlichen, ein Bettelkind von der Landstraße, der fremde Koch hatte ihm «in Stück Brot gereicht und bedeutet, er solle gehen, trotzdem hatte der Knabe, listig und verschlagen wie er war, e« möglich gemacht, die richtige Persönlichkeit herau-zufinden. Er hatte Anna einen Zettel in die Hand gedrückt, aus dem ohne Namen«unterschrifl die Worte standen: »Gedenke deine« Versprechen«. Ich erwarte dich heute abend. Wehe dir und den Deinen, wenn du nicht kommst!" Anna wußte sehr wohl, daß Jean seine Drohung in der gemeinsten Weise wahr machen würde, wenn sie nicht kam. Al« die neunte Abendstunde schlug, die Franzosen lustig tafelten, und auch die alte Dame keine Dienste mehr von ihr verlangte, warf sie einen dunklen Mantel um und ergriff einen Leinenbeutel, den sie bereit« im Laufe de« Tage« mit allerhand alten, wertlosen Eisenwaren gefüllt und sorgfältig zugebunden hatte. Der Beutel war schwer, und wenn man ihn niedersetzte, gab er einen metallischen Klang von sich. Noch einmal fühlte sic in die Brusttasche ihre« Mantel«, sie war vorhin einen Augenblick in Herrn von Durand« Zimmer gewesen, aber nicht, um dort Geld zu stehlen, wie Jean besohlen hatte, sondern am Gewehrschrank. Sie nickte beruhigt, dann eilte sie mit raschen Schritten durch den Park, öffnete da« Pförtchen und spähte in die Dämmerung draußen hinein. Bald erkannten ihre scharfen Augen da« kleine Wägelchen Obornik«, da« bereit« reisefertig dastand; au« dem Schatten der Parkmauer löste sich eine Männergestalt und trat rasch auf sie zu. E« war Jean. »Endlich!" sagte er. »Schon seit einer halben Stunde warte ich hier, und mir wurde Zeit und Weile lang. Wärest du nicht gekommen, ich hätte den Franzosen morgen alle« verraten!" Sein blasse», verzerrte» Gesicht zeigte deutlich, daß er die Wahrheit sprach, e« war eine verbissene Wut über ihn gekommen, die im Notfall niemand geschont hätte. »Ich konnte nicht eher!" beruhigte Anna ihn. »Du mußt doch bedenken, wa« heute sür ein Trubel bei un« herrschte. Die« war der erste Augenblick, in dem ich e« möglich machen konnte, mich fortzuschleichen, und e« ist Loch erst neun Uhr, — noch gar nicht spät." »Die Ungeduld de« Verliebten!" bemerkte Jean mit einem widerlichen Grinsen. »Hast du da« Geld?" Statt aller Antwort stellte Anna den mitgebrachten Beutel auf den Boden de« Leiterwagen», e« klirrte. »Bar Geld!" sagte Jean befriedigt. »Da« ist auch bester al« Kassenscheine! Nun komm, wir wollen fort!" Da» kleine, schmale Leiterwägeichen hatte statt der Sitze zwei feftzestopfte Strohsäcke, die hintereinander lagen. Anna stieg auf und setzte sich auf den hintersten Sack. Jean ergriff die Zügel und wollte sich neben sie setzen. Da« Mädchen wehrte. »Nein," sagte sie ganz entschieden, »du mußt vorn sitzen, du weißt, daß unser Weg un« durch Groß - Rauschen führt. E« ist noch nicht spät, und die Leute sind alle noch auf. Ich kann mir den Mantel über da« Gesicht ziehen, du aber mußt fahren, und dich kennt jede« Kind. Sitze ich hinten, so bist du mein Kutscher und fährst irgend eine Fremde, um die sich dann keiner weiter besonder« kümmert; sitzest du neben mir, so bleibt ja der Vorder sitz leer, und das fällt auf. Dann könnte man schon dadurch auf unsere Spur kommen, so aber weiß niemand, daß gerade ich mit dir davongegangen bin." »Hast recht!" sagte Jean nach kurzem Besinnen. Er setzte sich auf den Vordersitz und wandte aus diese Weise Anna den Rücken, da« Pferd trabte munter vorwärt», und bald hatten sie die Landstraße erreicht, die nach Groß-Rauschen durch ein kleine» Wäldchen führte, da« nur einige hundert Schritte lang war. Ein wilde« Herzklopfen erfaßte da« Mädchen, sie fuhr mit der Hand in die Brusttasche. »Jetzt oder nie!" dachte sie. »Was ist denn da«?" fragte Jean und deutete mit der Peitsche auf einen Hellen Schein, der zwischen den Stämmen hindurchschimmerte und immer größer wurde. »Feuer!" rief er crschrockeu, e» brennt in Groß-Rauschen! O! Anna, wie sollen wir nun unerkannt durch da« Dors kommen? Da« erschwert unser Vorhaben sehr!" Da« Mädchen war im Wagen aufgestanden und hielt sich mit der linken Hand am Leiterbaum, Jean dachte, sie wollte gleich falls nach dem Feuer sehen. »Nein, da» erleichtert e« mir!" sagte sic mit einer seltsam hart klingenden Stimme. Im selben Augenblick krachte ein Pistolenschuß, Jean sank tödlich getroffen vornüber. Anna hatte ihm den Pistolenlauf an da« Genick gesetzt und mit sicherer Hand abgedrückt. Da« erschrockene Pferd machte einen Seitensprung, dann stand e«, an allen Gliedern zitternd, still. Da» Mädchen sprang vom Wagen und zündete eine kleine Handlaterne an, sie leuchtete dem Getroffenen in da» Antlitz und sah, daß er bereit» seinen letzten Atemzug getan hatte. »Du hast e« gewollt!" sagte sie leise. Dann entleerte sie den Beutel und warf da« alte Eisen in den Straßengraben, den Beutel steckte sie wieder zu sich. Sie beruhigte da« Pferd, ein alte«, fromme» Tier, und gab ihm einen leichten Schlag, gehorsam setzte c« sich wieder in Bewegung und zog den Wagen, Schritt sür Schritt dem HeimatSdorse zu. Der Tote lehnte an der Wagenleiter, e« sah au«, al» sei der Fuhrmann eingeschlafen. »Da« Pferd kennt seinen Stall!" dachte Anna beruhigt, al« sie sich zum Heimgehen wandte, ,e« wird die Leiche nach Groß- Rauschen bringen, und wer hat'« getan? Da« wird in diesen wilden, unruhigen Zeiten nicmal« herauskommen!" Eilig lief sie den Weg zurück, durch da« Pförtchen wieder in den Schloß park hinein und kam gerade zu rechter Zeit im Schlöffe an, um den Sclnitzka« bei ihrer so unfreiwillig verfrühten Abfahrt behülft lich sein zu können. Niemand im ganzen Schlöffe hatte ihre Abwesenheit überhaupt nur bemerkt. Einstweilen nahm sie sich vor, über die» Erlebnis gegen jedermann zu schweigen; im Herzen war sie völlig ruhig, sie hatte nur einen Verräter unschädlich gemacht. Notwehr! (Fortsetzung folgt.) H*" 4 Aussiellungs-MedaiÄn, 6 Hoflieseranten-Diplome. vsukeklrmü» gi'vsstss 8psriLl-8si6»ngssekiSft ßlscist 8kllIs!iiW-U,dekS! Weliesi t LL s«rli„ Sßs.sg Kirchlich« Nachrichten an, her N«rochie chitzeuflock vom I«. bi» 70. Mai I«». Aufgeboten: L») Friedrich Juliu» Curt Floegel, Prokurist in Stollbera, ehel. s. de« Friedrich Juliu« Alexander Floegel, Fadritbesitzer» daselbst, und Clara Johann« Els« Friedrich hier, ehel. T. de« Eduard Friedrich, ans. B». und Kaufmann» hier. g<n Ernst Emil Rosenbaum, Brettschneider in Blechhammer, ehel. S. de» Earl Ludwig Rosenbaum, Wertführer» daselbst, und Marie Emilie Nees hier, «Hel. T. de» Carl Ernst Neef, Müller» hier. 31) Wilhelm Adols Bürdecke, Wirtschast»insp«ktor in Göritz, ehel. S. de« Wilhelm Bürdecke, Rentier« in Stein l. d. Schweiz, und Martha Lucia Lang in Schlettau, «Hel. Tochter dl» Friedrich Loui» Lang, Oberlehrer« hier. «stelle geb. Schn» Hedwig Wa mit Maria »et«» «entert. I! Ill») «sie 1 Seft» de» Carl H 7 r. »») ! hier, « M. Fabrikarbei Bonn Beichtrede h Rach» bi, 14 Iah Abend Früh Bonn. « w Ottomui VvrtiLo Auxtfisot mit miä ^rt, sov garanl /« äußerst no »Vo V. Vtttzll« reir '/. I"« Vi-li hoü b« V. vorz: »»ck I in >/, I"t< Hont« in groß« Ooi rein un vorzüglich I» (überz b St»» 8» jjerlink L S-rftftr 100 Filic F? NlO i»« x»»L< Lof-Hartüi 3 malpräm Vr. O ein feine«, > H-atöl.weli L 70 Pf. mi «kfärbendes « 1.20 (Da » I
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