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Nr. 280 II K Vorstehendes Ovtsgcseg für die Stadt Eibenstock wird genehmigt und hierüber diese Urkunde ausgefertigt. Dresden, am 20. April 1905. Ministerium des Innern. Für den Minister: I-- 8. Merz. Benndorf. Kknchmigunysurkuntr. Zweiter Nachtrag zum Ortsstatut für die Gemeinde Schönheide. An Stelle des hierdurch zur Aushebung gelangenden zweiten Absatzes von 8 12 treten folgende Bestimmungen: »Die Wahl der Ersatzmänner hat mit der Wahl der Ausschuhpersonen jedesmal gleichzeitig zu geschehen, wobei in jedem der beiden Wahlakte die sämtlichen Namen der zu wählenden Vertreter auf einem Stimmzettel aufzufahren und zur Vermeidung von Zweifeln die Ausschußpersonen und Ersatzmänner als solche ausdrücklich zu bezeichnen sind.' Schönheide, den 20. April 1905. Der Gemeillderat. I.. 8. Haupt, Gem.-Vorst. Vorstehender Nachtrag, nachdem solcher von der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg und vom Bezirksausschuß genehmigt, diesbezüglich auch mit Dekret versehen worden ist, wird andurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Der Gemeinderat zu Schönheide. Kaupt, Gem.-Vorst. Tagesgeschichte. — Deutschland. In Straßburg erzählt man sich viel von einer neuen Katserrede, nämlich der langen »Kritik", das heißt der krilisierenden Rede, die der Kaiser nach der »Schiller- Parade" — scherzhaft so genannt, weil sie am Schillertage, dem 9. Mai, vormittag« l l Uhr von statten ging — gehalten hat. Einige Züge daraus werden jetzt in der »Straßburger Post" mitgeteilt. Der Kaiser sagte unter anderem: Die jungen Leute mästen mehr herangckriegl werden; sie müssen tüchtig den Tag über arbeiten, so daß sic abend« ordentlich ermüdet sind und bald da« Lager aussuchen, anstatt erschlaffenden Vergnügungen nachzugehen. Da« Ossizierkorps ist der Kern de« Heere« und muß immer frisch erhalten bleiben, sonst leidet da« Heer; dafür bietet der jetzige Krieg wieder Beispiel genug. Da« japanische Ossizierkorp« ist äußerst tüchtig und hat sich wie auch der ja- janische Soldat voll bewährt. Da« russische Ossizierkorp« da gegen hat vollständig versagt, während der Soldat sich gut gehalten und tapfer gekämpft hat. Mein Sohn hat mir erzählt, wie die russischen Offiziere sämtlichen Sekt in Kiautschou ausgckauft haben. Der Fcldsoldat muß sich an ein karge« Leben gewöhnen und darf nicht an solche Dinge denken. Ueber die Taktik im Felde ist zu sagen, daß die Lehren de« Burcnkriege» sich in diesem Kriege bestätigt haben. Man darf dem Feinde sich nicht al« Ziel bieten und bei Verteidigung und Angriff darf man nicht erst aus die Pioniere warten, sondern muß selbst mit dem Spaten arbeiten können. Die Russen haben ausgezeichnete Verteidigungs werke hergestellt, wie sie kaum im Frieden besser hergestellt werden können. Die ältesten, bei un« saft vergessenen Verteidigungs mittel, wie Wols-gruben und derart find wieder zu Ehren ge kommen. Von allen da» wichtigste aber ist der Draht, dessen ausgiebige Anwendung durch die Rusten den Japanern viel Ver luste beigebracht hat. Für die Oberleitung haben sich alte, viel fach nicht beachtete Lehren wieder verstärkt. Vor allem darf der Oberleiter bei diesen ausgedehnten Schlachtfeldern nicht in die Front gehen; dort hat er nur Uebersicht über da» ihm zunächst gelegene Gebiet, verliert aber Ueberblick und Leitung de« Ganzen vollständig. In der Schlacht bei Mulden hat der russische Ober feldherr, General Kuropatkin, den Fehler gemacht, an die Front zu gehen. Der japanische Höchstkommandierende, Marschall Ojama, blieb weit hinter der Front und lenkte von dort au« den ge waltig ausgedehnten Kampf. Er empfing telegraphisch Meldungen und gab telegraphisch Befehle; er saß ruhig da wie ein Schach spieler, der Zug für Zug sofort ausführen kann. Letzteres war dem General Kuropatkin vollkommen versagt infolge de« Mangel» eine» guten Standorte«. — Da« sind ungefähr einzelne Züge au« der Rede, die fast eine halbe Stunde dauerte und die sich über verschiedene Punkte noch besonder« eingehend ausließ. Der Kaiser stand von einer Wolke Generale und hoher Offiziere um geben, und feine Helle kräftige Stimme wurde noch in ziemlicher Entfernung gut vernommen. Vielleicht lohnte e«, diese be merkenswerte Kaiserrcdc amtlich zu veröffentlichen. — Die in Berlin stattgehabte Konferenz über eine Reform der deutschen Personen- und Gepäcktarife hat der Mitteilung eine« bayerischen, gut unterrichteten Blatte« zufolge in allen wesentlichen Punkten zu einer Einigung der deutschen Eisenbahnvcrwaltungen aus Grund der preußischen Vorschläge ge führt. E« ist nur noch die formelle Zustimmung der einzelnen Regierungen einzuholcn. Die preußischen Vorschläge bewegten sich in folgender Richtung: Aushebung der Rückfahrkarten und tun liche Beseitigung aller Sonderbegünstigungen; Beseitigung de« Schnellzug«zuschlag« und Einführung eine« Zonenzuschlag« nach dem Vorbild der Platzkarten in den V-Zügcn; einheitlicher Taris: für die 1. Klasse 7 Pf. pro Kilometer, für die 2. Klasse 4,« Pf., für die 3. Klasse 3 Pf., für die 4. Klasse 2 Pf. Ueber den Zeitpunkt de« Inkrafttreten« de« neuen Tarif« ist noch nicht bestimmt. — Rußland. Petersburg, 13. Mal. Der Senat hat da« Kassationrgesuch Koliajew«, de« Mörder« de« Großfürsten Sergiu» verworfen und va« Todesurteil bestätigt. — Hier ist heute der Vizeadmiral Nazimow von seinem Burschen durch drei Revolverjchüsse ermordet worden. Der Grund soll die Entlassung de« Burschen gewesen sein, der nun zum Kriege ein berufen worden war. — England. Wie amtlich bekanntgegeben wird, trifft die französische Flotte am 7. August d. I«. in Port«- mouth ein, wo sic bi« zum 18. August verbleiben wird. — Vom russisch-japanischen Krieg. Seit dem 9. Mai, an dem Admiral RoschdjcstwenSky die Vanfong- Bucht verlassen hat, ist in Saigon keine Nachricht über den Ver bleib Le« russischen Geschwader« eingegangen. — Die Hoffnungen de« russischen Publikum« aus einen Erfolg Roschdjestwcn«ky« find gestiegen, seitdem die Bereinigung der beiden Geschwader angenommen werden und auch da« Hinzukommen der Wladiwostok-Fahrzeuge erwartet werden kann. An der Hand von Zahlen über da« maritime Stärkeverhältni« von Russen und Japanern werden die Chancen von der St. Petersburger Zeitung al« günstig be zeichnet. Die russische Flotte sei jetzt entschieden stärker al« da« »Geschwader de« Stillen Ocean«" unmittelbar vor Beginn de« Kriege» und stehe einem durch den Verlust wertvoller Schlacht- schiffe erheblich geschwächten Felndc gegenüber. Dabei seien Führer und Mannschaften von der ungeheuren Wichtigkeit ihrer Aufgabe erfüllt, »der letzte Matrose weiß, daß der Kamps in fremden Gewässern, fern von dem rettenden Hafen, Sieg oder Vernichtung bringen muß und daß die Gelegenheit für einen großen vollständigen Erfolg vielleicht nie wieder in dem Maße sich wiederholen wird, wie gerade in diesem Augenblick." — Ein Telegramm de» General» Line witsch an den Kaiser vom 11. Mai meldet: Eine unserer Abteilungen wurde in einem Engpaß, 10 Werst südwestlich von dem Dorfe Schimiaotse, am 5. Mai von dem Feinde angegriffen und gezwungen, sich nach Schimiaotse zurückzuziehcn. Am 6. Mai zwang eine andere russische Abteilung 10 Werst von Ufangor die Japaner, zurück- zugchen. Gegen Abend ging der Feind wieder zum Angriff über. E« kam zum Bajonettkampf; der Angriff wurde jedoch zurück gewiesen. Die erstgenannte Abteilung hatte am 7. d. M. während de« ganzen Tage« und während der Nacht bei Schimiaotse zu kämpfen; da» Gefecht blieb jedoch unentschieden. Die unserer zweiten Abteilung gcgenüberstehenden japanischen Truppen er hielten Verstärkungen; am 7. Mai begann sich diese Abteilung deshalb zurückzuziehen. Eine dritte Abteilung, welche bi« zum Engpaß von Tawangulin vorrückte, wurde von dem Feinde an gegriffen und operierte so glücklich gegen ihn, daß e« ihr gelang, von dem Engpaß Besitz zu ergreifen. Am selben Tage unternahm der Feind einen entschiedenen Angriff gegen unsere rechte Flanke, wurde aber zurückgeschlagen. — Tschisu, 13. Mai. Der japanische Tran«- porldampser Scheyntsu-Maru, der mit Kricgsvorräten be laden war, stieß am 4. Mai in der Nähe der Miautau-Jnseln auf eine Mine. Dadurch ist ein Teil de« Schiffe« weggerissen worden unv da« Schiff, wie man glaubt, noch in derselben Nacht im Sturm gesunken. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Aus dem Rade um die Welt! Der Leipziger Schriftsteller W. Schwiegershausen, welcher kürzlich eine fünfjährige Reise auf dem Zwcirade um die fünf Kontinente beendete und von über tausend Radfahrern empfangen und im Triumph nach seiner Heimatstadt Leipzig ge leitet wurde, wird nächsten Mittwoch, den 17. Mai, abend« Vi9 Uhr im Felvfchlößchcn einen Lichtbilder-Vortrag über seine Erfahrungen hallen. In fünf Jahren hat er Europa, Asien, Afrika, Australien, Tosmanien, Neuseeland, Süd-Zentral-Amerika Mexiko und die Vereinigten Staaten zu Rade durchfahren und einen Well- und Reiserekord geschaffen, indem er eine nachweisbare Radtour durch sämtliche Weltteile, sowie die längste Reise zu Lande au«führte, welche je gemacht wurde. 52000 Kilometer legte er mit dem Rade zurück und brauchte 4 Räder und 28 Gummireifen auf. Ein Rad war in Asien noch nicht gesehen worden und man taufte e» Teufelswagen. Der Energie und dem Wagemule de« jungen Deutschen wurde in allen Ländern Anerkennung gezollt. In Teheran wurde er vom Schah empfangen, in Indien an Fürstenhöfcn, in Australien und Südsec von den Gouverneuren und in Peru und Mexiko von den Präsidenten. Sämtliche dieser hohen Persönlichkeiten zeichneten sich in da» Autographenbuch de» Reisenden. Die letzte Widmung de» Präsi denten von Mexiko lautet: »Meine herzlichsten Glückwünsche dem kühnsten Reisenden, welchen ich kenne. Sein erster Begleiter kehrte infolge der Stravazen bald zurück, während der zweite Gefährte im Kampfe mit Beduinen fiel. Seine Reise ist reich an Abenteuern und Studien. Den ersten Teil beschrieb er in einer Serie Reisebriefe für verschiedene Zeitungen. Er nahm mehrere tausend Photographien und wird einen Teil derselben bei seinem Vorträge al« Lichtbilder vorführen. Niemand ver säume, diesem seltenen, lehrreichen und unterhaltenden Vorträge beizuwohnen. — Schön beide. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde hier bei dem Bäckermeister Th. Neubauer eingebrochen. Die Diebe entwendeten au« einem Keller 4 Sack Kartoffeln, welche al« Samen verwendet werden sollten. Desgleichen wurde Milch gestohlen. Die Täter scheinen mit den Verhältnissen bekannt gewesen zu sein. — Dresden. Dicdrahtlose Telegraphie zwischen Berlin und Dresden ist jetzt im regelmäßigen Betrieb. E» ist zwar ein Irrtum, wenn man annimmt, daß e« sich dabei um eine Einrichtung handelt, die mehr oder weniger für den öffent lichen Verkehr bestimmt ist. Da« ist nicht der Fall. Telegramme zwischen der Reich-Hauptstadt und der sächsischen Hauptstadt werden nach wie vor durch den Draht geschickt. Die drahtlose Anlage Berlin-Dresden dient vorläufig den Versuchen der Ge sellschaft für drahtlose Telegraphie. Sie hat die Aufgabe, ge eignete Einrichtungen zur sicheren Ueberwindung einer derartigen Entfernung und de« dazwischen liegenden Gelände« zu erproben. Die Berliner Station befindet sich in Ober-Schönweide bei dem Elektrizitätswerk Oberspree. E« ist dort lediglich ein Geber aufgestellt, der allerdings für weit größere Entfernungen be rechnet ist. Die Station Dre-den befindet sich bei der Tech nischen Hochschule. Sie besteht lediglich au« einem Empfänger. Von einer öffentlichen Telegraphie ohne Draht zwischen Dresden und Berlin kann schon darum keine Rede sein. — Leipzig, 12. Mai. Ein wahrheit-widrige« Zeugni« und seine Folgen für den Aussteller. Der Mitarbeiter einer Berliner Firma hatte einem seiner Angestellten, obgleich dieser nicht immer ganz ehrlich gewesen und einmal Gelder unterschlagen hatte, da« Zeugnis eine« »treuen" Mitar beiter» gegeben. Der spätere Chef de« so beleumundeten E. mußte bald den Verlust einer von diesem unterschlagenen Geldsumme von 2000 M. betrauern. Er machte deshalb bel dem Aussteller de« so guten Zeugnisse» im Klagewege Schadenersatz geltend, da er ihn durch da« wahrheit-widrige Zcugni« irregeleitet hatte. Der Beklagte führte unter anderem zu seiner Entschuldigung an, daß er unter »treu" nicht auch die Ehrlichkeit gemeint hätte. Da« Landgericht Berlin I verurteilte den Beklagten jedoch zum vollen Ersatz de» dem Kläger entstandenen Schaden«, da er sich durch die Ausstellung de« wahrheil»widrigen Zeugnisse« einer Vermögen-Verletzung de» Kläger« schuldig gemacht habe. Auch da« Kammergcrich! daselbst urteilte in demselben Sinne, indem c» noch hervorhob, daß der Begriff der Treue bei dem Kaufmann ein allumfassender sei und sich der Beklagte hätte sagen müssen, daß durch die der Wirklichkeit entgegenstehcnde Aussage über E. einem anderen ein Schaden entstehen konnte. Der 6. Zivilsenat de« Reichsgericht« bestätigte in einer Revistonlverhandlung die Urteil»sprechung de« Berufungsgericht«. — Waldenburg, 12. Mai. Ein anonymer Brief schreiber, treibt seit neuerer Zeit hier sein Unwesen. Hiesigen Geschäftsleuten und Beamten sind verschiedentlich in der letz:en Zeit anonyme Briefe durch die Post zugegmgen, di« von Schmähungen und Verleumdungen strotzten. In einem Falle trieb der Unbekannte seine Frechheit sogar soweit, eine Annonce mit der gefälschten Unterschrift eine« hiesigen Postbeamten im hiesigen Tageblatte aufzugeben, worin der Beamte öffentlich warnte, seiner Frau weiterhin etwa« zu borgen. Die Annonce, die für echt gehalten wurde, erschien auch wirklich in der Zeitung und der Beamte, der mit seiner Frau in ganz glücklicher Ehe, lebt, war aus« ärgste kompromittiert. Leider ist e« noch nicht gelungen, den Buben ausfindig zu machen, doch hofft man, daß die« bald möglich sein werde, da die Angelegenheit der Behörde übergeben ist. In Verdacht stehen mehrere Personen. — Schneeberg, 12. Mai. Ein Fehlbetrag von 20000 Mark soll bei der jüngsten Rechnungsprüfung in der Kasse einer hiesigen Begräbnisgesellschaft wahrgenommen wordea sein. Auf wa« derselbe zurückzuführen ist, ob insbesondere Ver untreuungen seilen« der Vereinsangestellten zu Grunde liegen, bedarf noch der Feststellung. Bei der Aufsichtsbehörde ist An zeige hierüber erstattet worden. — Johanngeorgenstadt, II. Mai. Heute vor mittag wurde im Beisein beider Kollegien und verschiedener Ehrengäste Herr Bürgermeister vr. Wagner durch Herrn AmtShauptmann Demmcring seierlichst in sein neue» Amt ein gewiesen. — Da« dem Kommerzienrat Niethammer gehörige »Teumerhau«", ein beliebter Gasthof, ist in der Nacht vom 9. d. M. niedcrgebrannt. Fast wären die schlafenden Bewohner umgc- kommen, doch ein vorbeireitender Grenzbeamlcr konnte sic noch rechtzeitig wecken. Der entstandene Schaden an Mobiliar ist nicht unbedeutend. — Au« dem Vogtland c. In einem Gehöft in Rothenkirchen ist bei einem Pferde die Bornaischc Krankheit sestgestellt worden. — Bon der böhmischen Grenze, 12. Mai. Ein Stück Nalurschönheit au« dem westlichen Erzgebirge soll schnöder Gewinnsucht zum Opfer fallen. Die Felsen de» »Hohen Stein" (771 Meter hoch), nahe am Wege zwischen GraSlitz und Nancy gelegen, werden von den Eigentümern de« Grund und Boden« zu Schotter und Bausteinen verwendet; eine »Zinne" ist bereit« eingestürzt. Diese grotesken Felsengruppen sind der Sage nach die Neberreste einer vorzeitlichen Burg und sehen in der Tat einer solchen ganz ähnlich. Von oben au« genießt man eine wundervolle Aussicht nach Böhmen und Sachsen. Der Au«sicht«- punkt wird jährlich von Tausenden von Touristen, besonders au« Sachsen, besucht. Der GraSlitzer Erzgebirg«verein wollte den Besitzern den »Hohen Stein" abkaufcn, doch scheiterte der Kauf an dem hohen Prei«. Vielleicht gelingt e«, noch in letzter Stunden die weitere Oefsentlichkeit für die Erhaltung de« wunder vollen Naturdenkmal« zu interessieren. Theater i« Eibenstock. Schillerfeier. Die Direktion Dreßlcr will heute, Dienstag, den 16. Mai, eine zweite und letzte Aufführung de« herrlichen Schauspiele«: »Wilhelm Teil" von Friedl, v. Schiller veranstallen. In Aue sanden 4 Aufführungen von »Wilhelm Tell" statt, in Schwarzenberg deren 2 und stet« vor vollem und überfülltem Hause. Die Leistungen de« Ensemble« der Direktion Dreßler sanden großen Beifall de« Publikum«. In Aue besuchten diese Tell-Auftührungen gegen 1500 Schüler. Hhne Iurcht und Tadel. Erzählung au» der napoleonischen Zeit von Luci« Id«ler. (14. Fortsetzung.) Trotzdem versäumte Oberst Beauchamp keine Vorsichtsmaßregel. Er stellte vor jede Zimmertür einen Doppelposten, mit der be stimmten Weisung, jede« Verdächtige ihm sofort zu melden; er kalkulierte ganz richtig, wenn ein verborgener Mann im Schlöffe vorhanden sei, müsse er notwendig mit Nahrung versehen werden, da« Regiment gedachte ja längeren Aufenthalt in Fallenwalde zu nehmen. Mit geheimem Lächeln sahen der Baron und Kaschke diesen Borsicht-maßregeln zu. Die nun sicher eingeschloffenen Waffen brauchten weder Trank noch Speise, und selbstverständlich ereignete sich nicht da« geringste Verdächtige, im Gegenteil, der Schloßherr übte nun so ruhig und verbindlich die zahlreichen Pflichten, die ihm diese starke Einquartierung auferlegte, au«, daß der Verdacht der Franzosen von Stunde zu Stunde mehr schwand. Am Nachmittag betrat Jean, der Bediente au« Groß-Rauschen, den großen Schloßhof. Schon seit einigen Stunden war er im Dorfe, aber er halte so lange in der Schenke gesessen, um sich zu seinem sehr gewagten Gange Mut zu trinken. Jetzt glaubte er, die nötige Sicherheit gefunden zu haben, aber sein Verhäng nis wollte c«, daß ihm al« die erste bekannte Persönlichkeit der Förster selbst begegnete, der Mann, den er am meisten scheute. Kaschke stutzte, al« er den Bedienten au« Groß-Rauschen erblickte. »Wa« Tausend, Jeanl" rief er, »du bringst un« doch nicht etwa eine Absage von deinen Damen? unsere Herren freuen sich schon aus sie!" Da« entsprach durchau« der Wahrheit, denn wenn auch Jadwiga und Klementine von Selnitzka nicht jung waren, so blieben sie doch immer Frauen und machten niemal« die Spiel verderberinnen. E« wäre dem Baron sehr unbequem gewesen, sie morgen zu vermiffen. Deshalb war auch Kaschke über Jean- Erscheinen sehr befremdet. »Die Fräulein von Selnitzka» mögen sich fortan ihre Be stellungen selber machen," antwortete Jean trotzig, »ich weiß nicht« mehr von ihnen!" »Haben sie dich fortgejagt?" fragte Kaschke erstaunt. .Wa« für eine Frage?" antwortete Jean mürrisch ; er hatte große Lust, grob zu werden, aber er wagte »« doch nicht. »Nein? ich bin selber fortgegangen, denn ich hab« etwa« Bessere« gefunden. Aber, Herr Kaschke, kann ich Ihre Anna sprechen?"