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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.04.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190504186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19050418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19050418
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1905
-
Monat
1905-04
- Tag 1905-04-18
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Monat
1905-04
-
Jahr
1905
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Erfolge aus diesem Gebiete zu erzielen, und zwar zuerst unter Schonung de» eigenen Schiff-material« an Linienschiffen und Kreuzern. Admiral RoschdjeslwenSky kann jetzt, nachdem seit dielen Tagen seine Bewegungen bekannt geworden sind, seinen Marsch nicht mehr verschleiern. Admiral Togo müßte ein Stümper im Auskltiiung»dienst sein, wenn er heute noch bei dem verzweigten Naldrichtcndienst — zumal in den engeren Ge bieten seiner heimischen Gewässer — den Feind au» dem Auge verlöre Die Baltische Flotte kann ihm, selbst wenn seine Torpedo- boot-angrifse nicht den gewünschten Erfolg hätten, jetzt nicht mehr entgehen. Wladiwostok kann Admiral RoschdjestwcnSky un möglich erreichen, ohne daß Togo seinem Gegner eine Entschei dungsschlacht auszwingt. — Eine kaiserlich japanische Verfügung erklärt den Hafen Mako auf den Pc»cadore-Jnseln in den Belagerungs zustand. Nach einer Marine Verordnung wird in Mako ein Marine-GerichtShof eingerichtet. Pord Said, 15. April. (Meldung de» Rcuterjchcn Bureau».) Hier ist die Nachricht eingegangen, daß da« vierte russische Geschwader unter Vizeadmiral Weselago, be stehend au» den Schiffen »Imperator Alexander II.', .Slawa", »Pamjat Azowa", »Admiral Kornilow', »Imperator Pawel I.' den Kanal im Juli oder August passieren werde. London, 15. April. Nach hier eingelangten Meldungen hat sich die russische Flotte nach Tizar, welche» 250 Meilen von der Insel Palawan entfernt ist, gewendet, um dort die letzten Vorbereitungen zu einem Rencontre mit der japanischen Flotte zu treffen, von den Transportschiffen Kohlen cinzunehmen und die Rückkehr de« Lazarettschiffe» ,Orcl" abzuwarten. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 17. April. Freitag, den 14. April sand nachm. 2 Uhr im Zeichensaal der Kunstschulzweigabtcilung Ent lassung der abgehenden Schüler der Zwcigabtcilung statt. In seiner Rede, gerichtet an die Schüler, legte der Lehrer der Schule, Herr Kneisel, die Worte: „Spare, lerne, leiste was, so hast du, Kannst du, giltst du was" zu Grunde. Im Anschluß hieran brachte der Leiter der Anstalt einen kurzen Schulbericht zu Gehör, worin ganz besonder» dem Ableben de» Herrn Hosrat Prof. Hofmann, al» Direktor und Gründer der Anstalt gedacht wurde. Mit Prämien, bestehend in zeichnerischen Werken, wurden die Schüler Ler Oberabtcilung: Stemmler bei Herrn Max Ludwig » Mittelabteilung: Teubner » , Zeichner Genscher, , , Schindler » , Pestel sür besonderen Fleiß und Leistungen ausgezeichnet. Die Prämien stiftete in dankenswerter Weise Herr Max Ludwig. Mündliche Belobigung erhielten die Schüler der Oberabteilung: Tauscher bei Herren Dörffel u. Hertel, » » R. Siegel , , C. G. Dörffel Söhne, » Mittelabteilung: Hänel , Herrn Zeichner Paul M. Titte», » , Tuchschcrer, , Herm. Schubert. „ Unterabteilung: Weikert , Herren Dörffel u. Hertel, . , Uhlmann , Herrn Zeichner Louis Baumann. Im Anschluß hieran ermahnte Herr Bürgermeister Hesse die ab gehenden Schüler zu rastlosem Vorwärtsstreben, um so in ihrer Arbeit zum Manne au»zurcifen. Die Entlassungsfeier wurde durch Anwesenheit mehrer Hkrrcn ausgezeichnet. Eine Aus stellung von Schülerarbeiten findet vom Karfreitag bis 2. Oster- seicrtag statt. — Schönheide. In große Trauer wurde am Palm sonntage eine hiesige Familie versetzt. Während die Mutier dem Gottesdienste beiwohnte, entleibte sich der 12 jährige Sohn des Schlosser« B. in einer Kammer. Eine ganz geringfügige Ursache, e» handelte sich um das Anziehen von ein Paar Schuhen, soll denselben zu der unseligen Tat bewegt haben. Der Knabe ist geistig wenig entwickelt. Der Vater befindet sich in einer Fabrik der Auslandes. — Schönheide. Bei der am Sonnabend stattgesundencn Entlassung der Konfirmanden und Konfirmandinnen legte Herr Direktor Grohmann seiner Ansprache da« Wort des greisen Allinghausen au« Teil zu Grunde: »Wirf nicht sür eiteln Glan; und Flitterschcin die echte Perle deine« Werte» bin". Im An schluß daran erhielten Bücherprämicn und zwar Schiller« Werke: Curt Schurig, Alfred Raß, Käthe Grohmann, Johanne Freitag, Arthur Günthel, Lina Ebert. UeberdieS erhielten auch einige Sparkassenbücher. — Dresden, 14. April. Ein grauenhafter Mord und Selbstmordversuch setzte heute die Einwohnerschast von Pillnitz in Aufregung. Die Ehefrau des Privatier« Jähnichen Anna geb. Hofmann in Oberpopritz hat während der Abwesen heit ihre« Mannes ihr I Jahr altes Töchterchen in einem An falle von Wahnsinn auf grauenerregende Weise ermordet. Die Wahnsinnige, welche schon früher Anzeichen von geistiger Gestört heit zeigte, legte ihr Töchterchen auf eine im Garten stehende Bank, band da« Kind fest und schlug ihm den Kopf ab. Nach Verübung dieser surchibaren Bluttat ging die unselige Muller in ihre Wohnung zurück und begoß sich über und über mit Petroleum. Dann brannte sic sich selbst an und binnen wenigen Minuten stand sie lichterloh in Flammen. Inzwischen kehrte der Ehemann der Wahnsinnigen nach Hause zurück. Brennend stürzte die letztere dem zu Tode erschrockenen Manne entgegen. Nunmehr eilten auf die Hilferufe de« Manner mehrere Nachbarn herbei, welchen es nach vieler Mühe gelang, die Flammen zu ersticken. Die unselige Mutter hat indessen solch schwere Brandwunden er litten, daß an ihrem Auskommen gezweiselt wird. Sie wurde heute mittag nach der Landesirrenanstalt Sonncnstein bei Pirna gebracht. Während der Schreckenstat der Muller schlief ihr 4 jähriger Sohn im Nebenzimmer. Da» Ehepaar lebte in guten finanziellen Verhältnissen, auch da» eheliche Zusammenleben ließ nicht« zu wünschen übrig. - Leipzig, 13. April. Heute nachmittag kurz nach 3 Uhr har der hier in der Stcrnwartenstraße 57 wohnhafte Restaurateur Heinrich Albin Löfer, geboren am 29. September 1875 in Stahmeln, nach vorhergegangenew Wortwechsel und nach einer Eifersuchtsszene auf seine Ehefrau in mörderischer Absicht 3 Revolvcrschüsse abgeseuerk. Die Frau, welcher 2 Kugeln in den Kopf und eine in die Hand gedrungen sind, wurde sofort in» Krankenhau» gebracht, ihr Zustand ist hoffnung»- lo». Löser wurde nach der Tat flüchtig. Einige Stunden später wurde L. in dem Gehölz bei Leipzig-Kleinzschocher erschaffen aus gesunden. — Plauen i. V., 13. April. Weil die Ellern da» Ver- hältnit mit ihrem Geliebten nicht billigten und gestatten wollten, hat die 17 jährige (!) Weller hier gestern den Versuch unter nommen, sich zu vergifIen. Sie war mit ihrem 18 Jahre allen Verehrer, einem Bäckergesellen namen» Richler au« Meißen, in einer am Preißelpöhl gelegenen Wirtschaft erschienen und hat dort eine Menge Bitieilleesal; in do» Bier geschüttet. Der Wirt, dem da« Gebühren der Leutchen verdächtig vorkam, sprang hinzu und verhinderte, daß die Lebensmüden von dem Bier tranken. Daß auch der junge Mann die Absicht de» Mädchen« teilte, geht daraus hervor, daß man bei ihm ein weitere» Päckchen Bitterkleesatz vorsand. Der Wirt ließ da» Pärchen, da« vorher schon in einem anderen Lokale Abschiedsbriese geschrieben hatte, zur Wache bringen. — Auerbach, 13. April. Linen Mordversuch unter nahm am Montag im benachbarten Schnarrtanne ein Mann namen« Spitzncr auf seine ehemalige Haushälterin au« Aerger darüber, daß diese ihn ;u Weihnachten »erlassen hatte. Er brachte der nichtsahnenden Frau in deren Wohnung mehrere Stiche mit dem Messer in die Schulter und Brust bei, die aber, wie festgestellt worden ist, nicht lebensgefährlich sind. Spitzner wurde verhaftet. — Jäger»grün. Eine treue Slaottdiener - Familie verdient die de» Pensionierten Weichenwärter» Herrn Albin Seidel hier genannt zu werden; zog er doch selbst 1860 mit in'» Feld nach Oesterreich, um tapfer zu kämpfen, und sind doch auch seine 6 Söhne Soldat gewesen und haben sich sämtlich da» Zeug nis sehr guter Führung erworben. Mit Ausnahme de» jüngsten, welcher noch in Freiberg in Garnison steht, sind alle wieder in Staatsdienste getreten, bei Post und Eisenbahn. — Tannenbergsthal, 14. April. Ein bedauer licher Vorfall hat sich am Donnerstag nachmittag hier zugclragen. Im Garten de« Fabrikbesitzer« Meinet hier befindet sich ein sogenannter Rundlauf zum Spiel der Kinder. Er besteht au- einem in die Erde gerammten Baumstamm, an dem sich ein Strick befindet. Die Kinder de» genannten Herrn belustigten sich nachmittag« daran, al« auf einmal der Stamm, der wahr scheinlich morsch geworden war, umfiel und die sechsjährige M. Meinet erschlug. Da« arme Kind lebte noch kurze Zeit, ohne da« Bewußtsein wieder zu erlangen, und verschied dann. — Frankenberg, 1l. April. Durch eine gemeine Tat ist heute eine arme Frau au» dem benachbarten Ober mühlbach geschädigt worden. Die Frau hatte sich au« einer hiesigen Fabrik zur Heimarbeit Wolle und Decken geholt und befand sich mit einem Handwagen auf dem Nachhausewege. Unterwegs, am Mühlbacher Friedhöfe, wurde sie von Krämpfen befallen und von einer Ohnmacht heimgesucht. Al» die Be dauernswerte wieder zum Bewußtsein erwachte, war der Wagen mit der Ware verschwunden. Anstatt der armen Frau zu Helsen, Hai man sie bestohlen. Von dem Täter fehlt noch jede Spur. — Raschau, 13. April. Als am gestrigen Tage nach erfolgter Zwangienteignung auf dem Grundstück der verw. Viertel hier die Gemeinde mit dem Bau eine« Wasserbassin« zur neuen Wasserleitung beginnen wollte, benahmen sich die Söhne und Töchter der Viertel in so rabiater Weise, daß die Ortspolizei den Arbeitern nicht den nötigen Schutz leisten konnte, sondern die Gendarmerie zur Hülse gerufen werden mußte. Mit Hacken und Stöcken sind die renitenten Leute aus den Schutzmann Weber eingedrungen, haben die sertiggestellten Arbeiten demoliert und den Schutzmann mit Erschlagen bedroht, eine erwachsene Tochter der V. hat sich sogar tätlich an demselben vergriffen. Beim Eintreffen der Gendarmerie entfernten sich die Tumul tuanten. Da» Schauspiel hatte eine ganze Menge Neugieriger zusammengelockt. Diese rohe Tat dürfte ein gerichtliches Nach spiel haben. — Johanngeorgenstadt. Zwei für die Besucher de» Erzgebirge« wichtige neue Straßen werden in diesem Jahre gebaut, und zwar von Abcrtham durch den Modesgrund nach dem herrlichen Salmthal und von Bahnhof Brcitenbach nach Ziegenschacht und von da nach Platten, die viel besuchte Schnee- und Wolfsbinge ist dann leicht zu erreichen. 8. Ziehung 5. Klasse 147. Königs. Sachs. Landes-Lotterie gezogen den 13. April 1905. Lb üüU Mark aus Nr. »«»4. IS NW Mark aus Nr. 83377. WOOD. Mark aus Nr 83735. 8000 Mk. aus Nr. ISS« 1925 28388 30911 «3004 84389. 3000 Mk. aus Nr. «47 SM» «47k 18812 «414« 38438 38«80 83973 «WIL «0758 «3028 «8803 ««»83 75832 «388» 99801. 2000 Mark aus Nr. 788« ILI8I I4SS8 SOLLS LL7SL 2490« 29232 30822 31011 3S88S 42849 S0S44 ,27«3 87092 80177 821«! 8«327 8707« 88423 94883 988II 98980 98833. Ivao Mk. aus Nr. 744 38S5 I8S«8 18837 20282 23581 28S08 28702 30S98 «2387 34880 34781 3S033 4043« 42707 45888 4S704 4S707 4«L48 4881« S«78S 5898« «88IS «0702 «0724 «S8«4 ««««S «88«7 «80SI 71844 74808 74«I7 7S438 78557 77ISS 7823S 78888 78788 8010« 80IS1 8I78I 82088 83S3S 88882 87«80 88740 82242 87S89 8838S 8848». so» Mk. aus Nr. so 213« 30S2 «4S2 7241 11884 I 308I IS4S3 1S72« 17888 18832 20270 2I8«S 23884 2481« 2S8IS 28013 28882 30S38 3I8S4 31773 32172 33307 33S78 33832 38282 407S8 43008 43107 4331« 43871 48083 SI088 S4SIS 88388 88248 80818 8123« «>800 «2100 82818 71788 72883 74308 78123 78807 78878 80438 8II88 8182« 82407 82788 8484« 88488 88803 88088 80377 83281 88888. 9. Ziehung gezogen den 14. April. 3» »DO Mk. aus Nr. 48731 tO000 Mk. aus Nr. 88433. SOOO Mk. aus Nr. 18882 83781. 3000 M«. auf Nr. 8070 14808 18883 21708 2484« 28728 40280 43088 44I2I 44444 80888 80822 87888 «4088 72778 78320 78184 81138 84888 88401. 2000 Mark aus Nr. 1207 4308 713« 8224 24288 28488 34783 38308 37807 37887 48307 82273 83488 «4883 74828 77880 78012 80022 88022 80888 88047. kvoo Mar« aus Nr 888 1288 1482 3887 10878 13437 18887 18074 18881 22208 28448 28848 L8820 30437 30488 3II4I 31880 32821 34881 37843 38827 42078 42882 42821 44800 48780 48848 48142 80888 84228 88831 88880 88888 88880 «0148 «0882 «4477 88440 71782 73381 78078 77382 88810 8«378 8I7I8 82804 88884. SO» Mar« aus Nr. 2808 3134 4021 408« 4784 8472 soll 7431 8388 I028I 13481 18284 18380 18878 17787 >8008 18822 18980 21472 21888 23410 24480 24«I8 2838« 28280 2741I 32838 83881 33780 38882 3871« 38388 39878 41887 42020 44098 47893 49883 80007 84848 88289 88889 87288 87417 88838 «114« «1308 «1313 81833 «388« «474« ««742 «9192 70718 71987 73303 78283 77800 79103 80701 81234 88990 9II30 9l3Il 91838 91878 98882 98881. Gin preußischer Winkelried. Zum IS. April. E» war am blutigen Tag von Düppel, am 18. April 1864. Prinz Friedrich Karl hatte da« Zeichen zum Sturm auf die Schanzen gegeben, und während sämtliche Musikkorp» im zweiten Parallelgraben den Siege»marsch der preußischen Armee, den von Friedrich dem Großen gesetzten »Hohenfriedberger Marsch' aus spielten, brachen die sechs Sturmkolonnen, im ganzen 46 Jnfanterie- und 5 Pionielkompanien, in Mütze, ohne Tornister und mit ge rollten Mänteln, unter lautem Hurra hervor und legten den etwa 400 Schritt betragenden Zwischenraum im Laufschritt zurück. Voran dichte Schützenschwärme, dahinter Pioniere mit Aexten, Spaten, Brechstangen, Pulversäcken, Leitern, Brettern, dann mit 100 Schritt Abstand die Sturmkolonnen und 150 Schritt da hinter die Reserven. Aber auch die Dänen zeigten sofort, daß sie auf alle« gefaßt waren. Die entsendeten Regimenter hatten bald wieder den Weg nach den Schanzen zurückgelegt, und Kartätschseuer und Gewehr salven empfingen die Stürmenden; mancher tapfere Krieger bricht hier todcSwund zusammen, aber über die Leiber der Gefallenen und über alle Hindernisse geht« todesmutig durch die Gräben und Psahlreihen die Schanzen hinan. 15 Minuten nach 10 Uhr wehten bereit« von den ersten sechs Schanzen die preußischen Sturmfahnen, al« Zeichen de« Siege« hinüberwinkend zu dem Prinzen Friedrich Karl, der mit seinem Stabe auf dem Spitz berge hielt und von hier au» den Sturm leitete. Mit Leichtig keit waren die vielfachen Hindernisse von den Pionieren weg geräumt worden, nur vor Schanze Nr. 9, welche von dem in jener Zeit ost rühmlich genannten dänischen Leutnant Anker mit wahrem Löwenmute verteidigt wurde, hemmte die Pfghlwand da« Vordringen sichtlich. Man erkannte, daß die starrende Palisaden reihe jcnseit» de» Graben» von dem Feuer der preußischen Ge schütze ganz unversehrt geblieben war, und konnte nicht weiter. Jeder Augenblick aber kostete Menschenleben und zwar viel, viel Menschenleben. Da trat der wackere Pionier Wilhelm Klinke vor und sagte zu dem neben ihm vordringenden Leutnant von Saß-Jawor»ky: »Herr Leutnant, 'rein müssen wir, und koste e« auch mein Leben! Ehe die Leute mit den Beilen herankommen, vergeht viel zu viel Zeit; ich werde die Palisaden mit Pulver sprengen!' Unterdessen waren die Sturmkolonnen schon am äußersten Rande de« Graben» angelangt. Ihnen folgte eine Arbeit-kolonne mit Matratzen und Strohsäcken, um den Sprung in die 12 Fuß liefen Gräben zu erleichtern. Da diese aber mit ihrer Last nicht so schnell zur Stelle waren, und die feindlichen Kugeln die Reihen der Stürmenden arg lichteten, stürzten sich die sech» Kompanien vom 35. und die vier Kompanien vom 60. Regiment kühn in den Graben hinab. Von den Schanzen der Dänen herunter schlugen aber die Kartätschen so vernichtend unter ihnen ein, daß der Leutnant Diener einsah. e» müsse sofort zu einer Sprengung durch Pulver geschritten werden. Kaum hatte er den Befehl zu dieser Sprengung gegeben, al» auch schon der Pionier Kitto einen Pulversack ergriff; der brave Klinke setzte mit seiner Lunte den Granatzünder in Brand und schleuderte ihn gegen die Palisadenreihe. Ein Blitz, ein Krach — eine Lücke gähnte in dem Pfahlzaune, aber auch der tapfere Pionier lag schwer ver wundet am Boden. Vorwärts stürmte nun Leutnant Diener mit den Kolonnen eurch die Gaffe, die der »preußische Winkelried' ihnen geschaffen hatte. Grausig wütete nun der Kampf in dieser Schanze, denn hier war von Pardonnehmen und Pardongeben nicht die Rede. Die Dänen wehrten sich — zu ihrem Ruhme sei e» gesagt! — mit außerordentlicher Tapferkeit und verkauften ihr Leben teuer, aber unter den Kolbenschlägen der Angreifer sank einer nach dem andern hin. Auch der tapfere Leutnant Anker wäre diesem Schicksal nicht entgangen, wenn preußische Offiziere ihm nicht den Degen mit Gewalt entrissen und ihn gefangen genommen hätten. Der unglückliche Klinke aber war im Graben blutübcrströmr liegen geblieben, während seine Kameraden, denen er den Weg gebahnt hatte, die Schanze erstürmten; er hatte zwei schwere Wunden durch Arm und Brust erhalten. Al- die Krankenträger kamen, ihn aufhoben und zum Verbandplätze trugen, starb er auf dem Wege dorthin. Wilhelm Klinke war ein einfacher Bergmann, ein Sohn der »roten Erde' Westfalen«, und hatte Weib und Kind zu Hause. Aber in der Schlacht dachte er nicht an die Seinen daheim und an ihre bittere Not, sondern nur daran, wie er seine Pflicht a>« Soldat, die er seinem obersten Kriegsherrn geschworen, tun und seine Kameraden vor dem Wüten der feindlichen Kugeln retten könnte. In treuer Pflichterfüllung hatte er da» Höchste, wa» er hier auf Erden besaß, sein junges Leben, vem Vaterland zum Opfer gebracht. Darum wird auch da» Vaterland ihn niemals vergessen — den »preußischen Winkclried." Auf seinem Grabe sei diese» Gedenkblatt niedergelegt! Vermischte Nachrichten. — Indien. Lahore, 13. April. Durch da« letzte Erdbeben ist die Hauptstadt Mandi zerstört worden, der Staal»- palast, die Tempel unv alle anderen Gebäude sind dem Erd boden gleich gemacht. Die Stadt Sultanpur hat in ähnlicher Weise gelitten. Etwa 1000 Menschen sind an diesen Stellen getötet worden. — Aus der französischen Gefangenschaft zurückzekchrt ist angeblich ein etwa 55—60 Jahre alter Mann, der nach einer dem Berliner Polizei-Präsidium zugegangenen Mitteilung in Mainburg auSweiS- und mittellos angehallen wurde. Er behauptet, der seit der Schlacht bei Orleans am 8. Dezember 1870 vermißte Soldat de- 10. bayerischen Infanterie- Regiment« (9. Kompanie) Leonhard Schlicht au« Aigelsbach zu sein. Nach der Schlacht bei Orleans sei er in französische Ge fangenschaft geraten und zunächst nach der Insel Oleran und dann nach Algier gebracht worden. Im Januar 1871 wäre er durch einen angeblichen Agenten, der ihn zu befreien versprach, mit 40 anderen Gefangenen an eine afrikanische Räubergesellschaft verraten worden. Diese habe ihn 30 Jahre lang in der Sklaverei gehalten, wo er die schwersten Arbeiten in der Wüste zu verrichten hatte. Vor I'/, Jahren sei e« ihm geglückt, nach Tanger zu entkommen. Dort habe ein holländischer Kapitän ihn auf sein Bitten aus seinem Segelschiff ausgenommen und nach I'/, jähriger Fahrt über Mexiko nach Rotterdam gebracht, wo er am 12. Jan. t. I. eingctroffcn sei. Von dort au» will sich der angebliche Schlicht über Krefeld, Köln, Darmstadt, Meiningen, Lichtenfels, Allersberg, Ingolstadt nach Mainburg begeben haben, um so seine Heimat zu erreichen. — Immer rauchen! Fürst Bismarck war ein starker Raucher, und zwar war e» weniger die Zigarre al» vielmehr die lange Pfeife, die er bevorzugte. Al« einmal einer seiner Gäste seine Verwunderung über die große Anzahl von Pfeifen au»sprach, die der Fürst mit Behagen rauchte, erzählte dieser in überau» komischer Weise von einem alten hannoverschen Offizier, der an der damaligen Zollgrenze an einem ziemlich einsamen Posten funktioniert hatte. Den habe er einmal getroffen und im Gespräch ihn gefragt, ob er wohl, um sich Zerstreuung zu verschaffen, häufig die Guttbesttzer in der Umgegend besuche. »Nein', habe dieser geantwortet, »die besuchen wir nicht!' — .Na", habe er (der Fürst)weiter gefragt, »dann spielen Sie wohl Karlen?' — Antwort: »Nein, Karlen spielen wir nicht!" — »Dann trinken Sie wohl?" — »Nee, trinken tun wir ooch nicht!" — »Ja, wa« fangen Sie denn in Ihrer dienstfreien Zeit eigentlich an?" — Darauf habe die in klassischer Ruhe erteilte Antwort gelautet: »Immer roochen!" — »Der konnte e» bester al» ich!" fügte Bi»marck hinzu. — Die Kupfernafe. König Ludwig I. unterhielt sich gern mit dem groben, aber witzigen Pferdehändler Fränkel in München. Er neckte ihn ost und wollte sich totlachen über die derbe Art, mit der ihm Fränkel antwortete. Eine« Tage« sagte er zu ihm: »Fränkel, Ihr habt eine zu schöne rote Nase, die ist gewiß au» echtem Kupfer; geht doch in jene Kupferschmiede und verkauft sie, Ihr bekommt gewiß ein ganz hübche« Sümmchen dafür!" »Beim Kupferschmied", lautete die trockene Antwort, »bin ich schon längst gewesen, der sagte mir aber, da» muß doch ein rechter Esel gewesen fein, der Euch diesen Rat gegeben hat." — Bor Gericht. Richter (zur Zeugin): »Also, Sie weigern sich, Ihr Alter anzugeben?" (Zum Gerichl»diener): »Müller, holen Sie mal den gerichtlichen Taxator her!"
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