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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 23.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190502234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19050223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19050223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-23
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
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mit Hilfe der gesamten Bevölkerung zu klären, muß demnach al« gescheitert betrachtet werden. Die maßgebenden Kreise befür worten die schärfste Reaktion. In Moskau soll wieder ein Generalgouverneur ernannt werden, nachdem dieser Posten eben erst eingezogen worden war. Der Mörder de« Großfürsten Sergiu« hat bisher sein Inkognito nicht gelüftet. — Frankreich. Au« Rom wird berichtet, der Papst sei von der Ansicht, daß die Trennung der Kirche vom Staate den 8atholizi»mu« in Frankreich stärken werde, ab gekommen. Er wünsche im Gegenteil, daß die konservativen Mit glieder der französischen Kammer alle» ausbieten, damit die Er ledigung der Vorlage über die Trennung der Kirche vom Staat erst nach den allgemeinen Wahlen zur Kammer im Jahre 1906 erfolgen könne. Dieser Aufschub soll dazu benutzt werden, in der Bevölkerung gegen die Vorlage Stimmung zu machen. — Belgien. Der Ausstand der Bergarbeiter in den belgischen Revieren von Charters!, Mon« und La Louvierc dauert fort und hat sogar eine gewisse Verschärfung erfahren. E« dürsten noch gegen 70000 Arbeiter feiern. Die Erregung über den vorau«sichtlichen Mißerfolg de« Aueslande« macht sich, wie au« Brüssel gemeldet wird, in vermehrten Angriffen auf Arbeitswillige Luft; die Gendarmerie vermochte jedoch überall die Ordnung aufrecht zu erhalten. Die Kohlenvorräte sind erschöpft, und die Industrie ist bereit» auf Lieferungen au» Deutschland und Frankreich angewiesen. Eine in Charleroi abgehaltenc Berg arbeiter-Versammlung beschloß, den ArbeilSminister nochmal« um seine Vermittelung in der Lohnfrage anzugehen. Der Landes- Ausschuß der Bergleute, der sich mit der AuSstandSsrage be fassen sollte, beschloß, seine Entscheidung bi« zum kommenden Sonntag zu vertagen. Man erwartet bi» dahin ein merklicher Nachlassen de« Streik». — Vom russisch-japanischen Krieg. Die Gesamimacht der Russen und Japaner am Schaho wird in Japan aus 700000 Mann geschätzt. Der stark verschanzte linke Flügel KuropatkinS, der au» 0 Divisionen bestehl, wurde neuerding» bi» zu einem Punkt fünf Meilen westlich von Kwaijn ausge dehnt, wo eine starke Abteilung steht. Ferner wird gemeldet: Kuro Palkin ist gegenwärtig in Fuschum. Die Russen ent wickeln eine lebhafte Tätigkeit vor dem rechten Flügel der Japaner; sie verwenden Chinesen dazu, um den Versuch zu machen, japanische Depot» in Brand zu stecken. Sieben Chinesen, die in Tairen gefangen genommen worden sind, erklärten, jeder von ihnen hätte 600 Tael« erhalten mit dem Versprechen, daß, wenn ihnen die Brandstiftung gelänge, jeder noch 20000 Tael» erhalten würde; sic werden wahrscheinlich zum Tode verurteilt werden. Petersburg, 21. Februar. Ein Telegramm de» General» Kuropatkin vom 20. d. M. an den Kaiser meldet: Die Japaner setzten ihren Angriff auf Tsinkhechcng fort, wurden aber von unserer Abteilung zurückgeworsen, welche am >9. d. M. Dapinduchan besetzte. Am 18. d. M. verbrannte eine Kosakenpatrouille in der Nähe de» Dorfe« Lichagu, 10 Werst nordwestlich von Ch-gumin, ein feindliche« Depot für Leben-mittel, nahm zwilchen Lichagu und Chagumin einen Provianttran«port weg, und verbrannte denselben, al« sic von drei Seiten vom Feinde eingeschlossen war, worauf sie zu anderen Truppen durch die Berge zurückkehrte. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 22. Februar. Da» in voriger Nummer d. Bl. veröffentlichte Programm de» am Donnerstag im Feld schlößchen stattfindenden Solisten-Konzert» der Stadt kapelle verspricht wiederum einen genuß- und abwechselungs reichen Abend, sodaß Freunde einer guten Musik auch hier auf ihre Rechnung kommen werden. E» sei daher an dieser Stelle ebenfalls daraus hingewiesen. — Eibenstock, 22. Februar. In dem Bestreben, seinen Gästen stet« etwa« neue» zu bieten, zeigt sich der Wirt der hics. Centralhalle, Herr Wcißflog, sehr tätig. Die gegenwärtig von ihm engagierte Oestcrreichische Gebirg« - Bauernkapelle au« Wiener-Neustadt hatte gestern zahlreiche» Publikum herbeigczogen, sodaß da« große Lokal vollständig besetzt war. Die Darbietungen der Kapelle, in Musik- und Gesangsvorträgen ernster und heiterer, jedoch nicht pikanter und dergl. Art, bestehend, sind gute und sanden den verdienten Beifall. Da die Kapelle nur noch heute abend konzertiert, so seien alle Diejenigen, welche ihr einen Be such zugedacht haben, hiermit nochmals darauf Hingewielen. Der Besuch dürfte voraussichtlich wieder sehr rege sein. — Eibenstock. Im amtlichen Teil vorliegender Nummer wird die Auswechslung der Sammlung«gegenstände der Vor bildersammlung angezeigt, worauf wir auch an dieser Stelle aufmerksam machen. — Eibenstock. (Eingesandt.) Am Sonntag abend fand im Kirchsaal der sep. ev.-luth. Gemeinde die ange kündigte öffentliche Versammlung statt. Dieselbe war recht gut besucht; der Saal war überfüllt. In seinem Vortrag, dem die Versammelten bi« zu Enec mit großer Aufmerksamkeit folgten, zeigte Herr Pastor O. Willkomm, daß die Lehre von der sichtbaren Wiederkunft Christi zum Gericht nicht eine Sonder meinung einer besonderen Partei oder Sekte sei, sondern die in der heiligen Schrift begründete und von der Kirche aller Zeiten gehegte und bekannte allgemeine Christenhofsnung zum Ausdruck bringe. Im weiteren Verlaus seiner Rede wie« der Vortragende allerlei Irrtümer und Einwände zurück, so namentlich die Mein ung von einem tausendjährigen Reich der Herrlichkeit hier aus Erden, und wie« au« der Schrift nach, daß zwar Tag und Stunde de« Gericht» keinem Menschen bekannt sei, daß aber eben LeShalb die Christenheit alle Stunden sich bereit hallen müsse, den Herrn zu empfangen, zumal da die Zeichen, die der Wieder kunft Christi nach seinen eigenen Worten vorhergehen sollen, zum größten Teil erfüllt seien. — In einem kurzen Schlußwort wie« dann Herr Pastor Willkomm jun. au» Hartenstein noch aus den Trost und die Mahnung hin, die diese Lehre enthalte. — Uebrigen« wird in der Bedienung der hiesigen sep. ev. luth. Gemeinde demnächst ein Wechsel eintreten. Herr Pastor Willkomm jun., der seil reichlich 6 Jahren hier predigt, wird einem Ruf an eine ncugebildele sreikirchlich-lutherische Gemeinde zu Mühlhausen (Elsaß) Folge leisten ; wie wir hören, gedenkt er am Sonntag über 8 Tage (»en b. März) vormittag hier seine Abschied-Predigt zu halten. An seine Stelle kommt Herr Pastor O. Werdermann, der mehrere Jahre in der lutherischen Kirche in Nordamerika ein Amt verwaltet hat. — Dre»den, 21. Februar. Hofamtlich wird gemeldet, daß die Vergleichrverhandlungen mit der Gräfin Montignoso -l» au«stcht«lor von beiden Parteien zunächst eingestellt worden find. Uebereinstimmend wird dazu gemeldet, der sächsische Hof werde von einer Sperrung der Bezüge der Gräfin mit Rücksicht auf die Prinzessin Pta vorläufig abstehen. - Juftizrat vr. Körner wird heute in Dresden wieder eintrefsen und dem Hau-minister über seine Mission nach Florenz Bericht erstatten. Erst dann wird König Friedrich August bestimmen, in welcher Ar« und Aus dehnung eine amtliche Mitteilung über den Fall veröffentlicht »erden soll. — Weiter meldet dazu .Wolff« Bureau", daß gestern unter dem Vorsitz de« König« eine Sitzung de» Gesamtministeri um« über die Montignosoaffäre statlsand. E« verlautet, daß über die Verhandlungen eine offizielle Erklärung erfolgen soll. — Dresden, 21. Februar. In der Stadt Wehlen a. d. Elbe hat sich gestern früh der Privatu» und Villenbesitzer Goth, um seiner in Aussicht genommenen Uebersührung in eine Nervenheilanstalt zu entgehen, erhängt, nachdem er vorher seinen fünfjährigen Sohn auf gleiche Weise umgebracht hatte. — Bautzen, 20. Februar. In dem benachbarten Dorfe Seidau schlug am Sonnabend abend der Bäcker Mickau im Streit seine Ehefrau mit der Faust derart auf den Kopf, daß die Frau in der darauffolgenden -Nacht verstarb. Sie hinter läßt 7 Kinder. — Chemnitz. Die Fcstordnung für da« 3. sächsische K r e i«t u r n f e st ist vorläufig wie folgt festgcstellt: Am Sonnabend, den Ib. Juli, von mittag 12 Uhr an Empfang der auswärtigen Turner am Hauptbahnhofe. Geleit nach der .Linde" am Ncustädter Markt. Von hier Führung der Gäste durch Führer in die Quartiere. Die von den Vereinen mitgebrachten Fahnen werden zur Fcsthalle übergeführt, um deren Schmuck zu erhöhen. Nachmittag» .Kampfrichter-Sitzungen" im Saal und in den Gesellschaftszimmern de« .Hotel» zum Schiachthos." Abend» 8 Uhr Beginn der Begriißungökneipe in der Festhalle (nur für Herren). Sonntag, 16. Juli, von früh '/,6 Uhr an Weckruf. 6-12 Uhr Empfang auswärtiger Turner am Hauptbahnhose und auf dem Festplatze. 7—9 Uhr .Gauwetturnen". 9—10 Uhr Weihe re» Zettter-Denkstcine« auf dem neuen Friedhöfe und gleichzeitig .FeldgotteSbienst" aus dem Festplatze. >2 Uhr Uebersührung der Fahnen in geschlossenen Abteilungen nach den Stellplätzen de» Festzuge». 1 Uhr Abmarsch de» Festzuge». Nach Ankunft auf dem Festplatze allgemeine Freiübungen (6000 Turner), Barren-Gemeinlurnen der Vorturner, ev. Gästeturnen, Fortsetzung de» Gauturnen». Abend» in der Festhalle, Konzert, Auftreten de» Chemnitzer Sängerbünde». Turner der Chemnitzer und ev. auswärtiger Vorturnerschasten. Im Freien auf Tanz plänen SommernachlSball. Montag, >7. Juli, von 7 Uhr ab Einzelwclturncn (Scch»kamps). Nachmittag» Allgemeine» Keulen schwingen, darnach Turnen der Alten und der Turnerinnen. Abend« Konzert in der Festhalte, Turnen der Chemnitzer und der auswärtigen Vorturnerschasten ujw., SommernachlSball, Fackel reigen und Feuerwerk. Dienstag, 18. Juli, früh 7 Uhr Beginn de» Dreikampse« im Einzel-Wetturnen. Besichtigung der Stadt Chemnitz. Nachmittag» Turnen von Schülern und Schülerinnen der Oberklassen hiesiger Volksschulen. Abend« feierliche Sieger- Verkündigung und PreiSverieilung. Diese Festfolgc ist in ihren Teilen und in ihrer Zusammenstellung noch keine endgültige. Sie bedarf noch der Zustimmung der Krei»turnwarte. Auch ist c» möglich, daß noch einige Abänderungen erfolgen müssen, wenn die Zeit der Ankunft Sr. Majestät de» König« bestimmt ist. Im großen und ganzen aber wird sich da« Bild wohl wenig verändern. — Reichenbach, 20. Februar. Wenig brüderlich benahm sich der 48 Jahre alte, zuletzt hier wohnhafte Fabrikseuermann Klotz. Der Genannte war Mitte Oktober v. I. in der Familie seiner Schwester, der Webersfrau Wendler in Werdau zu Besuch. Da Klotz wußte, daß sich Wendler» einen größeren Betrag ge spart hatten, beschloß er, diese zu bestehlen. Sr öffnete heimlich die Komodc und nahm darau» ein Werdauer Sparkassenbuch über IdOO Mk., wovon der Frau W. 1000 Mk. und deren Tochter Lina Elsa 500 Mk. gehörten. K. hob von der Einlage nach und nach 148b Mk. ab, woraus er da» Buch in Leubnitz in einen Teich warf. Mit dem Geldc verließ K. seine Familie und ver geudete e» in wenigen Wochen aus die unsinnigste Weise auf Reisen nach größeren Städten. Am 18. Dezember wurde er in Leipzig sestgcnommen. Wegen Diebstahl» diktierte man ihm 2 Jahre 6 Monate Gefängnis und b Jahre Ehrverlust zu. — Treuen, 20. Februar. Wie die Trcuener »Zig. f. Stadt und Land" meldet, sind die ruchlosen Gesellen, welche am 1b. d. M. mittag« den Gutsbesitzer Forner auf dem Heimwege von Plauen nach Thoßsell am sog. langen Berg ermordeten und beraubten, gestern verhaftet worden. Er sind die Weber und Handelsleute Onkel und Neffe Neumann; ersterer etwa 43 Jahre alt und in Plauen i. V. wohnhaft, letzterer etwa 26 Jahre alt und in HartmannSgrün bei Treuen wohnhaft. Ersterer wurde aus dem Bahnhof zu Plauen verhaftet und an da» Landgericht in Plauen eingeliefert, letzterer wurde in seiner Wohnung festgenommen und an da» Amtsgericht in Treuen ein geliefert. Der in Treuen eingeliescrte Paul Hermann Neumann (der Neffe) hat gestern nachmittag dem hier eingetroffcnen Staat»anwalt Rebentrost au» Plauen ein umfassende» Geständ nis abgelegt. Darnach sei er (der Neffe) von seinem Onkel zu dem Verbrechen verführt worven. Die beiden Moidgesellen hatten e» nicht aus Forner direkt abgesehen; sie wollten vielmehr auf jeden Fall irgend jemand berauben, um zu Geld zu gelangen. Wie bereit» gemeldet, hatten die Mörder ihr Opfer vor der Tat durch Pfeffer geblendet. An dem Ueberzieher de» jüngeren Neu mann sind deutliche Pfefferspuren b-merkbar, ebenso wurden in seiner Wohnung die Handschuhe de» Ermordeten aufgcfunden. Der hier Verhaftete wurde heute an da» Landgericht in Plauen abzeliesert. — Hohenstein-Ernstlhal. Wegen verschiedener AmtSverbrechen ist der Gerichtsvollzieher Aktuar Hugo in da» Zwickauer Gcricht-gesängni« eingeliesert worden. — Auf der Eisenbahnlinie Wilkau-Kirchberg-Wilzjchhau» mußte vergangenen Sonntag wegen Schneeverwehung der ge samte Verkehr zwischen Obercrinitz und Rothenkirchen i.B. eingestellt werden. Montag vormittag war die Betriebsstörung behoben, sodaß die Züge nunmehr wieder direkt zwischen Wilkau und Wilzschhau» verkehren. Amtliche Mitteilungen aus »er Sitz«,», »es Stadtrates vom 7. Februar 190b. Anwesend: k, RotSmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. — Ohne Gewähr für daran» abgeleitete Rechte. — I> Ueber die Befchleusung der Schneebergerstrabe werden Beratungen ge pflogen und Verhandlungen mit dem Ksku« beschlossen. 2) Man nimmt Kenntnis ». von der mit einem Betrage von 78Sk> MI. abschließenden «brech, nung über die massive Ueberdeckung de» Dors, und de» Dönitz- bache» auf dem Reumartte, von den Abrechnungen über die Straßen- und Schleubenbauten in der Schulstraß« nördlich der Oststrab«. c. von der Herstellung einer C-mentrohrprüsungteinrichtung im Ma- gazingrundstücke und den dadurch entstandenen Kosten, ä. von der Uebersicht der Sparkaff« und dem Aleischdeschaubericht« aus den Monat Januar. «. von dem Bericht« de« Herrn Rahrungtmittelchemiker« Weber in Dre»den über di« im Jahre ISO« hier vorgenommenen Rahrung». mittelunterfuchungen, f. von der Entscheidung in einer Steuerrekurtsach«. S) Di« Ablagerung der von den städtischen Fußwegen läng» St»at«ftrab«n abgegrabenen Schnee, und EiSmaffen auf da» Areal der Staatsstraßen hier hat Einwendungen der Königlichen Straßenbau Verwaltung veran. labt. Zur Regelung dieser Angelegenheit sür die Zukunft hält man eine mündlich« Verhandlung mit dem Vorstand« der Königlichen Straßen- und Wafferbauinspeftion, Herrn Baurat Roack in Schwarzenberg wün- schen»wert. S> Darnach beschließt man mehrere Unterstellungen unter da» Schankftätten- verbot. ö) E» werden endlich über die Verwaltung der Geschäfte der gemeinsamen Meldestelle für Arbeiterversicherungswesen verschiedene Maßregeln be- ^Zur ^schlußsaffung gelangten ferner S Bau-, I Straf-, l Wasser- leitung». und ö verschieden« andere Angelegenheiten, die allgemein,» Inter- esse nicht haben. Z>er Hlevenvuyter. Von Han» v. Berga. (Nachdruck verbot».) Leutnant Setzekorn war auf Wache. Grund genug sür ihn, möglichst schlechter Laune zu sein. Die Kameraden, die ihn pflicht gemäß besucht halten, waren gegangen, sie hatten noch anderweitige Verpflichtungen. Der Leutnant paffte, daß seine Wachstube ganz bläulich war von seinem Zigarrenrauch, er lrank eine Flasche Bier nach der anderen, versuchte in dem neuesten Roman zu lesen, aber er konnte die richtige Stimmung nicht finden, warf da» Buch bei Sette, streckte sich auf die Matratze und versuchte zu schlafen — aber auch da« wollte nicht gehen. Immer schwebten ihm abseits die Gedanken, zwar nicht da« Land der Griechen, aber doch den Salon der geheimen Komwerzienrälin Schrader mit der Seele suchend. Er war auch geladen gewesen — aber diese» scheußliche Pech — er hatte aus Wache ziehen müssen! Und sie war da, Theudclinde v. Schenk, die er seit langem ver ehrte. Und er, Kuno Setzekorn, war sich seiner Sache so gar nicht sicher. Er war ja noch so jung, erst seit zwei Jahre trug er die Achselstücke, und sie, sie war ja auch erst einundzwanzig Jahre alt, aber ihm in allen Stücken so sehr überlegen. Er hielt sich sür einen leidlich scheidigen Kerl, aber wenn er an sie dachte, so kam er sich doch noch geradezu wie ein Schuljunge vor. Er fragte sich oftmal», ob er überhaupt ein Recht dazu besäße, sein Auge zu der kolossal reichen Waffe zu erheben, die von so vielen Bewerbern umschwärmt war, darunter von Söhnen de» ältesten Adel«. Zwar darau« machte sie sich nicht«, man hielt sie sür sehr starkgeislig mit ciztcm unverhohlenen Hang zur Emanzipierten, ja, man wollte sogar wissen, sic habe, nachdem sic da« Mädchen- Gymnasium durchgemacht, mit ihrem seit nunmehr drei Jahren verstorbenen Vater einen harten Kampf geführt, weil der ihr nicht habe erlauben wollen, Medizin zu studieren. Ob sie sich jetzt nach dem Tode de» Vater« die Sache ander» überlegt oder an den vielen Huldigungen all der schneidigen, eleganten Kavaliere Gefallen gefunden hatte, da« wagten selbst die bestinsormierten b'ive » ciaek teu-Besucherinncn nicht mit Sicherheit zu ent scheiden. Na, einerlei, stolz war sie wenigsten» nicht, auf keinen Fall gelvstolz. Und wa» ging denn überhaupt da» alle» ihn an, er konnte mit gutem Gewissen sagen, daß er nicht um de» Gelder Willen ihr den Hof machte und wa» sollte einem Offizier nicht alle« erlaubt sein? Nun gut, er würde sie weiter verehren, bi» sie ihm deutlich ihre Abneigung gezeigt haben würde, und da» hatte sie bi» jetzt noch nicht getan. Freilich, er hatte an ihr auch noch nicht» merken können, wa» aus eine wirkliche Neigung hätte schließen lassen. Manchmal allcrding» glaubte er sogar zu be- merken, daß sie ihm gegenüber ein gewisse« tantenhaste» Wohl wollen an den Tag legte, und ia» war c», wa» ihn ärgerte und ihn mutlo» machte. Aber einerlei, er liebte sie und würde e» ihr auch sagen, wenn er seiner Sache etwa» gewisser war. E» wäre ihm auch auf einen Korb nicht angekommen, denn er war ganz sicher, daß sic diskret sein werde und irgend etwa« Positive« war immer noch besser, al» diese leidige Ungewißheit. Heute abend hatte er sich aussprechen wollen — und nun da» Pech, nun mußte er auf Wache! Na, einerlei, war e» heute nicht, dann machte e» sich wohl ein andere» Mal — ein sichere» Zeichen übrigen» würde c» geben, wie die zu erwartende Antwort aursallen werde und da» war da», ob sie ihre, die sie al» Dame lINonneur bei sich halte, wegschicken würde oder nicht. Und wieder legte sich der Leutnant auf die Matratze zurück und versuchte, ob er sich denn nicht von ihrem Bilde in süßen Schlaf hinübcrgaukeln lassen könnte. Aber merkwürdig, e» ging nicht. Wa« mochte wohl in jener Gesellschaft vorgegangen sein? wenn man morgen nur jemand fragen könnte. Aber wer war denn wohl dagewcsen? Er wußte ja auch nicht einmal, ob sein älterer Bruder, der Referendar, dort gewesen, denn er hatte ihn, bevor er aus Wache zog, nicht einmal mehr sprechen können. Uebcrhaupt dieser Bruder machte ihm recht viel Kopfschmerzen. Nicht, daß er ein schlechter Soldat gewesen wäre. Aber wie kam der Unglücksmensch denn eigentlich dazu, grade sein Jahr in der Kompanie abzudiencn, in welcher er, Kuno, al« Leutnant stand. Er machte so viele dumme Streiche und er, Kuno, er wollte den älteren Bruder, der ihm so oft Nachhilfestunden erteilt und mit dem er stet» aus dem herzlichsten Fuße gestanden, nicht ohne wettere« abrüffeln oder gar melden. Und doch hals c« nicht«, einmal mußte c» geschehen — Kuno mußte ja für ihn seine Carriüie auf» Spiel setzen. Er, Kuno, würde beim nächsten Fall den Bruder noch einmal ernstlich vermahnen, ihn dann beim nächsten Male unerbittlich reinsallen lassen. Jetzt aber wurden draußen schwere Schritte laut, kurze Kommanvo-Ruse und Stimmengewirr — die zurückkehrend« Patrouille! Aber da» allein konnte, durfte e« doch auch nicht sein, denn mit so viel »Krach' durfte da» auf einer Wache auch nicht vor sich gehen, oder e« müßte eben ein siedende» Denn . . . Eben wollte der Leutnant -usspringen, um sich zu überzeugen, wa« eigentlich lo» sei, al« der Unteroffizier eintrat, um zu melden, daß man einen Arrestanten aufgegriffen habe, der mitten in der Nacht ohne Urlaub»kartc aufgegriffen wurde. »Bringen Sie den Kerl herein," brauste der Leutnant aus, ich werde ihm. . ." Der Unteroffizier, obwohl er sich im Dienste befand, wagte e», ganz leise zu lächeln. »Zu Befehl, Herr Leutnant, aber e« find da noch zwei Damen, die bei ihm waren, al« er arretiert wurde und die er wahrschein lich nach Hause Hal bringen wollen. Sie wollen durchau« mit in« Wachlokal hinein und dm Herrn Leutnant sprechen." »Da« fehlte mir noch gerade!" brauste Kuno auf, »mag 'ne nette Sorte von Damen sein! Jagen Sie sie weg, und wmn ste nicht gutwillig gehen wollen, so arretieren Sie sie und sperren sie in die Arrestzelle!" »Da« wollten wir ja auch, Herr Leutnant, aber die sagten, wir sollten sie Ihnen nur melden und haben un» auch ihre Karten gegebm. Hier sind sie. Der Leutnant nahm eine der Karten au» der Hand seine« Untergebenen, warf einm Blick daraus und wär« fast der Länge nach hingeschlagen. .Mensch," fuhr er dm Untergebenen an, »woher haben Sie diese Karten?" »Bon dm Begleiterinnen de« Arrestanten," antwortete der Untergebene seelenruhig. »Und wer ist der Arrestant?" fragte
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