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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 20.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190410203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19041020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19041020
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-10
- Tag 1904-10-20
-
Monat
1904-10
-
Jahr
1904
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Oktober) der eigentliche Wcinmonat, und mit ihm fängt in den Rheingegenden erst die Lese an. »Nur noch vierzehn Tage Sonnenschein, daß die Beeren völlig augreifen und süß werden, nur Sonnenschein und kein kalte« Regenwetter!' da« ist die ständige Bitte de« Weinbauer» — »Weingart«mann' — in den letzten Wochen vor der Lese. Ohne Sonne kein Wein. Wer aber denkt, der Zucker bildet sich in der Traube, der irrt; auch die Winzer irrten, wenn sie früher die Blätter vom Rebstock pflückten, damit die Sonnenstrahlen zur Traube gelangen konnten und recht viel Zucker kochten. Nicht die Beeren sind die Zuckersteder de« Stocke«, sondern gerade — die grünen Blätter. Die atmen die Kohlensäure der Lust durch die unzähligen feinen Spaltöffnungen ein, au« dem Boden saugt die Wurzel Wasser und Mineralstoffe, die zusammen in feinen Kanälen hinaufsteigen bi« in die letzte Blaltspitze. Und auch Stickstoffverbindungen nimmt der Rebstock zu sich. Die« alle« mit einander bescheint die Sonne, deren geheimnisvolle Lichtquellen in die Blattzcllen dringen und dort zu chemischer Arbeit werden, die mehr Kunststücke zu Wege bringt, al« alle gelehrten Chemi- professoren de« Erdball«. War die chemischen Laboratorien der Weinblätter fabrizieren, da« sammelt die schwellende, reifende Beere. Sobald die Traubenreifc beginnt, wird in wohlgeordneten Gemarkungen dem Winzer da« Betreten seine» eigenen Wein berge« von obrigkeitSwegen verboten, und erst an dem Tage, auf den der Beginn der Lese festgesetzt ist, darf er hineingehen und ernten. Die« Verbot verhindert da« ungleichmäßige Lesen und da« Ernten der nicht fertigen Trauben, sintemal schlechter Wein au« einem guten One diesen in Verruf zu bringen vermag. So wollen e« Recht und Herkommen seit den Tagen, wo Römer, Ritter und Mönche die ersten Reben pflanzten. Nur an gewiffen Stunden werden die Weingärten .aufgetan,' damit die zwischen ihnen liegenden Aecker, die »ruhenden Stücke,' bearbeitet werden können. Da« untrügliche Anzeichen, daß die Lese hcrannaht, geben die großen Fässer, welche auSgebeffert und wochenlang zuvor im Rhein oder am Marktbrunncn gereinigt werden, soll der Most nicht in der Gähre verderben. Aber mag auch da« Auslaugen und Auswaschen noch so gewissenhaft erfolgt sein, so hütet man sich doch, wirklich wertvolle Weine einem neuen Faß anzuvertrauen — den Neuling füllt man nur mit einer geringeren Sorte. Unter diesen Vorbereitungen kommt die Zeit der Traubcnrcife, und mit ihr die der stürmischen Debatten in den Rat-Häusern. E« entspinnt sich nämlich überall ein heftiger Kamps über die wichtige Frage: Soll schon jetzt mit der Lese begonnen werden, oder sollen wir noch warten? Da der Spätmost der beste ist, wollen die Reichen natürlich spät lesen; die kleinen Winzerleutc dagegen sind für eine frühe Lese, denn sie fürchten, daß noch irgend ein WittcrungSungemach einlrclen und den Trauben schaden kann. Ist der große Streitpunkt endlich erledigt, so wird der Anfang der Lese festgesetzt. Dichter haben die Weinlese besungen, Maler sie al« ein fröhlicher, sonnige« Fest für jung und alt geschildert. In Wirklichkeit ist sie ein ernste«, mühevolle» Ge schäft. Wie sorgfältig die Lese aurgeführt werden muß, mag die Tatsache illustrieren, daß etwa 800—900 Beeren eine Flasche Wein ergeben, daß also jeder Beerenverlust, zumal bei edlen Sorten, eine große Rolle spielt. Jeder Arbeiter hat «in Kübel- chen, in da» er die abgcschnittencn Trauben legt; ist e» voll, so leert er e» in da» sogenannte .Legel,' ein große«, oben weit zulaufende« Faß, wo die Trauben mit zwei hölzernen Kolben zerstampft werden. Der volle Legel wird in eine große Bütte gelehrt, und diese dann nach der Kelter gefahren, wo die schweren Balken der Kelter den letzten Rest herau«treiden. Große Fässer, im Keller nebeneinander gereiht, nehmen den trüben Traubensaft auf. In dem Safte, der nun Most genannt wird, beginnt ein geheimnisvolle» Regen und Weben. E« perlt darin und schaumige Flocken steigen zur Oberfläche: der Wein gährt. Dabei ist e«, al« ob die Geister de« Wein« entfesselt würden und al« be rauschende Dünste den Keller erfüllten. Nach etwa acht Tagen ist die erste Gährung zu Ende. Der Schaum finkt zu Boden, und der Most klärt sich zu Wein, der in diesem Zustande am Rhein Federwciß heißt. Er schmeckt für viele wonnig, hat ein eigentümliche« Aroma, und seine Kohlensäure kitzelt Zunge und Gaumen. Aber schon ist er nicht mehr harmlos, wie der frische Most, sondern in ihm ist bereit« etwa« Berauschende«, und wer sich nicht mit dem Federweißen aurkennt, wer meint, da- süße Zeug wäre eine matte Limonade, der irrt. Der Federweiße wirkt nicht gleich wie ein starker Wein, sondern nach und nach, aber dann gründlich; er führt selbst trunkgewohnte Landerfinder in« Reich der Schatten, weil sie de« jungen Tranke« in Unmaß genoffen. Damit der Federweiße sich zu edlem Wein verwandle, muß er noch eine Nachzählung durchmachen; diese ist nicht so stürmisch wie die Vorgährung und umfaßt auch einen längeren Zeitraum dor Februar oder März de« nächsten Jahre« wird die Ernte de« vergangenen Jahre« nicht verkäuflich. Aber damit Ist die Veredelung de« goldenen Rebensäfte« noch nicht zu Ende. Erst in der Flasche erlangen manche hochberühmte Weinsorten ihren vollen Duft und da« edle Feuer, mit dem sie da- Menschenherz erfreuen. „Ich habe getrunken, nun trink' ich erst gern! Der Wein, er erhöht uns, er macht unS zum Herrn Und löset die sklavischen Zungen! Ja, schonet nur nicht das erquickende Naß, Denn schwindet der älteste Wein auS dem Faß, So altern dagegen die Jungen!" (Goethe.) Z>er Kegeryans. Line Erzählung au» dem Erzgebirge von Alert« Sold. (ö. Fortsetzung.) Dritte« Kapitel. Immer besorgter blickte Regina auf die alte Schwarzwälder. Nun war e« bereit« drei Uhr, und der Vater ließ sich noch nicht blicken. Da wußte sie auch, daß sie ihn erst spät nacht« zu erwarten hatte. Er hatte eben heute wieder sein Wort gebrochen, wie er e« schon so unzählige Male getan. Die FassungStage waren die reinsten Unglück«tage für ihn. In welchem Zustande würde er wohl heute wieder heimkehren? Da« Mädchen erschauderte, wenn e« daran dachte, in welcher Verfassung man ihn da« letzte Mal nach Hause gebracht hatte. Damal« hatte er hoch und teuer geschworen, sich nicht mehr zu betrinken; und wie hatte er seinen Schwur gehalten! Reging dachte nach, ob e« wohl nicht da« klügste wäre, den Vater aufzusuchen und ihn durch gütige« Zureden zur Heimkehr zu bewegen; besser war e« für alle Fälle. So verlöschte Regina da» Feuer im Herde, hüllte da schöne Haupt in ein Helle», leichte« Tüchlein, einen Blick noch in den kleinen Spiegel, und sie huschte hinau« in» Freie. Leichtfüßig, bei jedem Geräusche aushorchend, wie ein scheue« Reh, schritt sie durch den Wald. Wo sollte sie den Vater wohl zuerst suchen? Im »Birk hahn' war heute Tanzmusik, dort dürfte er am ehesten anzu treffen sein. Wenn nicht, dann mußte sie eben den beschwerlichen Weg nach Galdenhöhc unternehmen. In Gedanken versunken, eilte da« schlanke Mädchen dahin auf dem moosigen, glatten Steig. Doch ganz plötzlich entfuhr ein Angstgeschrei Regina« Lippen; zum Tode erschrocken stand sie da, und vor ihr stand eine mächtige IünglingSgestalt in der schmucken, kleidsamen Uniform der Grenz wächter. Aber ihr Erschrecken währte nicht lange; denn al« sie da« offene, schöne Gesicht de« Fremden näher betrachtete, schämte sie sich ihrer kindischen Furcht. Von diesem Recken halte sie nicht« zu fürchten, und nun lachte sie auch schon wieder hell und fröhlich auf und erwiderte wohlgemut den höflichen Gruß de« jungen Oberausseher». Doch al« Regina jetzt rasch an ihm vcrübergehen wollte, da versperrte er ihr mit dem vorgehaltenen Karabiner den Weg. »Ohne Zollgebühr darf hier niemand durch,' rief er neckend, und versuchte da« Mädchen am Kinn zu fassen. Aber auf den verweisenden Blick Regina» ließ er von seinem Vorhaben ab und gab den Weg frei. Eine Weile schritten die jungen Leute befangen und schwei gend neben einander dahin. Hilfsbereit schob der Oberausseher die zudringenden, überhängenden Zweige bei Seite, und mit freundlichem Blicke dankte Regina für Liese Aufmerksamkeit. »Sie gehen wohl zur Tanzmusik in den .Birkhahn'? brach endlich der junge Mann da« Schweigen. »Der »Birkhahn' ist mein Ziel — zur Tanzmusik will ich aber eigentlich nicht gehen,' antwortete Regina schalkhast und ausweichend. Dabei blickte sie ihren hübschen Begleiter neugierig und verwundert von der Seite an, und bei dieser verstohlenen Be trachtung errötete sic plötzlich bi« über die kleinen Ohren. Sie hatte e« eben erst so recht bemerkt, wie schön er war, Wieder gingen die beiden still neben einander dahin; endlich begann Regina au«forschend: »Sie kommen wohl schon von dort, Herr Oberaufseher?' »Freilich komme ich vom .Birkhahn', und ich wäre auch herzlich gerne noch ein wenig sitzen geblieben, aber der Respizient, der Hasenfuß, hat Angst vor der Kontrolle, und da mußten wir fort,' antwortete verstimmt der junge Mann. »Da geht e« gewiß wieder einmal lustig zu," frug Regina weiter. »Und wie!' versetzte eifrig der Oberaufsehcr, »kreuzfidel geht e« zu, und eine Menge Mädel sind dort, ein« schöner al» da andere. Zur allgemeinen Erheiterung gibt ein betrunkener, alter Schnapsbruder noch eine Gratisvorstellung. Er singt und kräht und will absolut auf dem Kopfe stehen.' Regina erbleichte, und ihre Stimme klang ganz verändert: »So, da« muß wohl sehr unterhaltend sein, und wie schaut er denn eigentlich au«, der alte Spaßmacher?' frug sie jetzt angst voll und nicht« Gute« ahnend. »Na, wie halt so ein verlotterter Landstreicher ausschaut,' und der übermütige Grcnzwächter schilderte den unglücklichen Heger- Han« so getreulich, dessen Aeußere«, Stimme und Gebühren, daß Regina auch nicht einen Augenblick länger im Zweifel über die Person de» Beschriebenen sein konnte. Ein bittere«, schmerzliche« Gefühl überkam sic bei der Nach richt von dem schändlichen und schmachvollen Treiben ihre« Vater«, und diese beschämende Botschaft mußte sie gerade au« dem Munde diese« Manne« hören! Aber verleugnen wollte sie ihren Vater, ihr so seelengute« Vatcrle, wegen seiner Schwäche nicht; ihr ganzer Stolz bäumte sich gegen diesen Gedanken auf. Auf« tiefste verletzt, trat sie von der Seite de« Oberaufscher« hinweg. »So hat er auSgeschaut!' kam e« bebend über ihre Lippen, »nun sehen Sie, Herr! Da« interessiert mich sehr, denn dieser alte Schnapsbruder und Landstreicher, wie Sie ihn nannten, ist mein Vater.' Da« zürnende Mädchen wartete die niederschmetternde Wirkung seiner Worte nicht ab, wie ein aufgescheuchte« Wild floh e« davon. Sine Weile stand der Oberaufscher wie betäubt, erst nach und nach erlangte er seine Fassung wieder. »Da bin ich aber heute einmal schön in die Töpfe gelaufen!' seufzte er tief auf, und gleichsam zur eigenen Entschuldigung fuhr er fort: »Wer in aller Welt hätte aber auch in solch' einem Staat«- stück von einem Mädchen die Tochter de« närrischen, alten Kauze« vermutet. Eine Uebercilung war c« immerhin von mir. Wie soll ich meine Unbesonnenheit wieder gut machen! Da« Mädchen ist in allem Ernste böse; Herrgott, wie die Augen blitzten, ordent lich Furcht hab' ich bekommen, da« ist Rasse und Charakter. Nein, wa« einem doch alle» bei helllichtem Tage und nüchternem Zustande passieren kann!" Der vor wenigen Minuten noch so übermütige und lebenslustige Grenzwächter zog jetzt betrübten Herzen» und gesenkten Haupte» nach dem .Birkhahn' zurück, ohne sich weiter um eine Kontrolle zu sorgen. Der Hegerhan« war wie vom Blitze getroffen, al» er ganz unvermittelt seine Tochter vor sich erblickte. Er war eben dabei, zum Gaudium der Jugend einen Schuhplattler vorzutanzen, erschrocken hielt er in leinen Drehungen, Stampfen und Händcpatichen inne. Den vorwurf-vollen Blick seine» Kinde« konnte er nicht ertragen. Verwirrt und beschämt zog er in völliger Ratlosigkeit sein Taschentuch und trocknete sich den Schweiß von dem geschwärzten Gesicht. Da kam der Birk hahnwirt und führte den Schuldbewußten hinüber in die Kammer, wo sein Töchterlein, die muntere Bertl, bereit« Waschwasser, Seife und Handtuch vorbereitet hatte. Der gänzlich geknickt und gebrochen dastehende Hegerhan» versuchte einige Worte der Ent schuldigung zu stammeln, und al« Regina die klägliche jammer volle Miene de» Vater« sah — so konnte sie nicht mehr länger böse sein, obgleich sie e» sich heute ernstlich vorgenommen halte. »Laß gut sein, Vaterl!" sagte sie liebreich, »jetzt laß dich schön abwaschen und die Kleider bürsten und dann gehen wir hübsch gebührlich heim, Ende gut, alle» gut!' Die letzten Worte sollten scherzhaft klingen, aber in dem Tone der Stimme lag eine tiefe Traurigkeit. Willenlo», wie ein folgsame« Kind, ließ der Hegerhan« alle» mit sich geschehen, und bald stand er wieder sauber ge waschen und rein und nett gebürstet da. Regina wollte sofort aufbrechen, aber weil der Hegerhan» so schön bat, ihm die Schande nicht anzutun und ihn fortzusühren, wie. ein bestrafte» Kind, ohne von der Gesellschaft Abschied zu nehmen, so ließ sich da» gutherzige Mädchen erweichen und gab noch eine kleine Weile zu. Jetzt drangen auch mit Jauchzen und Lachen die jungen Burschen in die Kammer, und zogen da» sich sträubenve Mädchen hinüber in die große Schenkslube. Die Harfenisten spielten eine flotte Polka, und im erneuerten Reigen flog Regina am Arme eine« hübschen Tänzer» dahin. Die Burschen rissen sich förmlich um da» liebliche Mädchen, um ein Stücklein mit ihr zu tanzen. Der neue Oberaufseher saß wieder in seinem dunklen Winkel bei der Türe und sah verdrießlich dem Tanze zu. Im geheimen ärgerte er sich über den jungen Burschen, mit dem Regina tanzte, und er hatte nicht übel Lust, aufzustehen und den Glück lichen irgendwo derart hinzusetzcn, daß er für längere Zeit da» Aufstehen vergessen hätte. Aber wa» ging ihn der Bursche, wa« ging ihn überhaupt da« fremde Mädchen an! Doch zusehen wollte er jetzt auch nicht mehr länger, wie lieb und schelmisch Regina mit ihrem Tänzer sprach, während sie für ihn auch keinen einzigen Blick übrig hatte. Er zahlte, warf die Büchse über die Schulter und verließ grollend da« Gasthaus. E« war unterdessen finster geworden und ein seiner Regen begann vom Himmel zu rieseln. In Gedanken versunken, ohne auf da« Wetter zu achten, schlug er unbewußt wieder denselben Weg ein, auf welchem er da« unglückliche Zusammentreffen mit Regina gehabt hatte. Im »Birkhahn' machten die Musikanten endlich eine größere Pause, um einmal aurzuschnaufcn und den trockenen Gaumen in ausgiebiger Weise anfeuchten zu können. Ermüdet und fast atemlos eilte Regina nach der Küche, denn e« war die höchste Zeit zur Heimkehr. Der Wirt zündele bereit« die große Hängelampe an und viele von den älteren Gästen hatten sich bereit« entfernt. Der Hegerhan« saß beim Tische; er hatte da« schwere Haupt auf die Arme gestützt und schlief. (Fortsetzung solgt.) Vermischte Nachrichten. — Hochwürden und die Zöllner. Ist Schmuggele Sünde? Man sollte e» glauben, weil doch eine empfindliche Strafe daraus steht. Anderer Meinung war ein Geistlicher, über dessen Odyssee al» Schwärzer und Schmuggler die Blätter Loth ringen», bekanntlich da» klassische Land, in dem geistliche Herren fortwährend von sich reden machen, folgende« artige Geschichtchen veröffentlichen: Kam da mit dem Abendzugc an der Grenzstation Amanweiler ein geistlicher Herr au« Frankreich an. Der arme Mann, mit der Soutane bekleidet, hatte einen derartigen Leibes umfang, daß er nur mit Unterstützung der Zugbcamten sein Ab teil zu verlassen vermochte. Angeblich waren Hochwürden beide Beine cingeschlafen, so daß er seiner Beine kaum Herr war.... Alle Welt betrachtete mitleidig den geplagten geistlichen Herrn, der e« so schwer hat auf dieser Welt, Zugbeamte, Steuerbeamte usw. konnten sich de« Mitgefühl« nicht erwehren, und unbehelligt durchschritt der Herr Pfarrer den Zollrevisionssaal. . . . lieber der Grenze bestieg er Len Zug nach Metz. Allein da« Unglück reist noch schneller. Die deutschen Grünröcke pflegen nicht von Sentimentalitäten sich ankränkeln zu lassen. Trotz der Größe de« geistlichen Herrn hielten sie seinen Leibesumfang nicht für proportioniert, sondern ersuchten Hochwürden, wieder au« dem Abteil herauszukommen. O weh! Da« war ein schwierige« Stück Arbeit; inav contre la force ii n v a pus sie räsistance. So folgte denn der Pfarrer wohl oder übel der freundlichen Einladung. Doch wa» war da«? Plötzlich erhob sich ein Klingeln, wie Geigen so süß, und diese Klänge kamen unter der geistlichen Soutane hervor, just al« wollten sie den heimischen Kirchenglocken der Hochwürden Konkurrenz machen. Die Zöllner wußten, wa» diese Glocken geschlagen hatten; sie nahmen eine hochnotpeinliche Leibesvisitation vor, die da« vorau-gesehene Resultat hatte: Hochwürden wollten zierlich aneinandergereiht acht Rotweinflaschen über die Grenze schmuggeln Der Plan mißlang. Eben noch von Gloria umflossen, stand der Defraudant da, wie ein Pudel begossen. Zoll und Strafe betrugen insgesamt 43,ss Mk., dazu die Blamage. Der Geistliche gab an, Robert zu heißen und au« Bar-lc-duc zu stammen. Nach anderer Lesung soll er au« der Umgegend von Sierck in Lothringen sein — Ein UmzugSgeschichtchen. Die Frau Professor sagt zum Umzugsmann: »Besonder« sorgsam behandeln Sie, bitte, diese zwei Büsten. Der Venuskopf kommt auch in der neuen Wohnung in die Fensternische und der Sokrate« über meinen Schreibtisch.' — Daraus geht die Dame in die neue Wohnung Vorau«. Dort erscheint später der Umzugsmann und dreht ver legen die Mütze: »Jnäd'ge Frau, mit den Venu» hat e« janz jut jejangen, sehen Se, er kommt schon de Treppe ruff! aber Wa der ältere Herr war, der i« meinem Willem een klecn bißchen ausgeschliddert und nu bammeln ihn so'n paar Krimelchen an de Nase. Aber mein Willem i» jleich mit 'rum nach'n Stukkatör, dat der't anjipsen tut.' — Der Frau Professor ahnte nicht« Gute«. Nach zwei Tagen erscheint Willem mit Sokrate« im Arm; der ha« eine ganz unmöglich schöne grade Nase im Gesicht, beinahe der der Venu» ähnlich. »Da« geht nicht,' sagt die Frau Professor traurig, »die Nase ist ja völlig unähnlich; so mag ich die Büste gar nicht anschen ...' Darauf Willem: »Entschuldijen Sc doch man jütigst! Wir haben un« da jar nischt bei jcdacht. Ick wußte doch nich, dat Sie den Herrn jekannt haben, wir dachten, daß er bloß au«'n Laden wäre! Nu i« et wohl jar Schwiejerpapachen! ?' — Folgende« Geschichtchen erzählt man sich nach dem »Fränk. Kur.' in Höchst am Main: Um sich ein billige« Kraut zu »erschaffen, ging vor einigen Tagen au» dem benachbarten Sossenheim ein Mann abend«, nachdem er von der Arbeit auf den Höchster Farben-Werken gekommen war, aus den Acker eine wohlhabenden Bauern und erntete, wa« er nicht gesät halte. Justement, die schönsten Krautköpse suchte er sich au«. Al» der Bauer am nächsten Tage aus seinen Kraulacker kam, sand er viele Kohlköpfc, die nicht da waren. Außerdem aber noch ein» Lohndüte mit 28 Mk. Inhalt, die dem Diebe offenbar au« der Tasche gefallen war, während er sich bückte, um da» Kraut zu köpjen. Schmunzelnd steckte der Bauer die 28 Mk. ein, sein Kraut war recht gut bezahlt.
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