Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190409225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040922
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-09
- Tag 1904-09-22
-
Monat
1904-09
-
Jahr
1904
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
der Nahrungsmittel und der Munition in der Festung lediglich auf wertlosen Kombinationen beruhten, da nur den Generälen Stössel und Smirnow die Vorräte genau bekannt wären. Tschtsu, 18. September. (Meldung de« Reuterfchen Bu reau«.) Der russische Leutnant Radziwill, der den Burenkrieg aus englischer Seite mitgcmacht hat, ist al« Ueberbringer von Depeschen von Generalleutnant Stössel an den General Kuropalkin hier angekommen. Er erzählt, die Kriegführenden seien gegen einander von schonungsloser Wildheit beseelt, Parlamentär- und Uebergabeflaggen würden aus keiner Seite mehr beachtet. Generalleutnant Stössel lege in einem Be seht an die Besatzung Nachdruck auf die Notwendigkeit, Widerstand bi« zum letzten Blutstropfen zu leisten, da die japanischen Offi ziere, wenn sie in die Festung eingcdrungen wären, nicht in der Lage wären, ihre Soldaten davon abzuhallen, ein Blutbad an- zurtchten. Der Kommandierende habe 300 Pflegerinnen geraten, die Festung zu verlassen, sie hätten aber geantwortet, sie wollten sich lieber einem Blutbad aussetzen, al« ihre Posten verlassen. Radziwill führte folgende« Beispiel der Wildheit der Kriegführenden an: Bei dem letzten Sturm hätten zwei japanische Kompagnien, al« sie sich abgeschnitten und der Gnade der Russen prei«gegcben gesehen hätten, die weiße Flagge gezeigt. Die Russen aber hätten, absichtlich die Flagge unbeachtet lassend, Salven auf Salven auf die hilflosen Reihen abgegeben. Inzwischen hätten die Japaner, ihre Mißbilligung dieser Handlungsweise ausdrückend, auf ihre eigenen Kameraden geschossen. Die Folge sei gewesen, daß 600 Mann aufgerieben und zwischen die verwesten Opfer früherer Angriffe gefallen seien. Die Verwundeten hätten noch Stunden nachher Taschentücher mit den Armen hochgehaltcn als Zeichen um Hilfe, aber die Russen hätten sich nicht hinauSgewagi. Radziwill fügt hinzu, Laß noch reichlich Munition für Geschütze und Gewehre vorhanden sei, und daß die chinesischen Geschosse nur aus Sparsamkeitsrücksichten gebraucht würden. Tschisu, 20. September. (Meldung de« Reuterschen Bureaus.) Nach zuve» lässigen Meldungen hat gestern mit Tages anbruch ein allgemeiner Angriff der Japaner aus Port Arthur begonnen, der bis zum Einbruch der Dunkelheit fort gesetzt wurde. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Japaner verschiedene Haupttort« im Nortostcn von Port Arthur zu nehmen suchten. London, 20. September. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Schanghai telegraphiert, bei dem gestrigen wieder aus genommenen allgemeinen Angriff auf Port Arthur habe die Flotte mitgewirkt. Die Japaner sollen heute früh zwei wichtige Fort« auf jeder Seite von Shinsiping erobert haben. Petersburg, 20. September. Gencrat Stössel meldet dem Kaiser unter dem 10. diese» MonatS: Der Feind feuert täglich auf die Forts, die Batterien und die innere Festung; doch geht er bis jetzt aktiv nicht vor. Die Verwundeten genesen und haben lebhafte« Verlangen, in die Front zurückzukehrrn. Die Stimmung der Truppen ist ausgezeichnet. — Ein weitere« Telegramm General Stössels an den Kaiser vom 16. September meldet: Heute Nacht griffen die Japaner um drei Uhr früh in Stärke von mindestens einem Bataillon die WasserleitungSredoutc an. Die Besatzung derselben schlug den Angriff ab. Die Japaner zogen sich zurück, gingen aber nach einer halben Stunde, nachdem sic Verstärkungen erhalten hatten, wiederum vor. Die Besatzung schlug auch diesen zweiten Angriff durch Gewehr- und Maschinen- gewchrseuer mit Unterstützung der Artillerie zurück. Die Japaner erlitten große Verluste und machten keinen weiteren Versuch, zum Angriff überzugehen. Petersburg, 20. September. Wie General Kuro- patkin dem Kaiicr unter dem gestrigen Datum meldet, wurde am 17. d. M. eine verstärkte Erkundung der Stellung d.« Gegner« bei Bianiupusa auSgesührt. Die Stellung erwies sich a>S stark befestigt und war von einer Abteilung in Stärke von mindesten« einer Brigade Infanterie mit 12 Geschützen besetzt. Westlich von Bianiupusa stieß eine Kojakenstreifwache auf einen japanischen TranSportzug und erbeutete 30 Pferde mit Gepäck. Oestlich von Bianiupusa wurde der Gegner nicht gesehen. Am 18. Sep. tcmber rückte der Feind über die von ihm besetzte Linie nicht weiter vor; doch wurde bemerkt, daß in der Umgegend des Dorfes Bianiupusa Verstärkungen eintrafen. Ein großer Teil der Streit kräfte Le» Gegners ist bei Liaujang bereit« aus da» rechte Ufer de« TailseflusseS übergesetzt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. September. Wie aus dem Inseraten teil der vorliegenden Nummer ersichtlich, veranstaltet unser neuer Stadtmusikdirellor, Herr Hönicke, am kommenden Freitag im Feldschlößchensaalc sein Antrittskonzert. Die reichhaltige VortragSvrdnung verspricht einen genußreichen Abend, und es steht wohl zu erwarten, daß alle BevölkerungSkrcise die Be strebungen de« Dirigenten und seiner Kapelle durch zahlreichen Besuch dieses Konzerte» würdigen werden. Also hoffen wir auf ein auSverkausteS Hau», indem wir zugleich dem Wunsche Aus druck verleihen, daß das Publikum auch in Zukunft in erster Linie der einheimischen Kapelle ihr Interesse zuwenden möge. Ist die» der Fall, dann wird sie sich sicherlich durch fortgesetzt gute Leistungen danlbar zeigen. — Eibenstock, 21. September. Der neue Stadtmusik direktor hat die Verpflichtung übernommen, wöchentlich einmal bei geeigneter Witterung Platzmusik zu veranstalten. Die Platzmusik wird der Reihe nach aus dem Brühl, dem Neumarkl, dem Kirchplatz, dem Postplatz, dem Albenplatz, den Plätzen vor der Industrieschule und der Garküche abgehaltcn werden. Voraus sichtlich wird Sonntag, den 2ü. Sepiember auf dem Brühl dem Publikum zum ersten Mal Platzmusik geboten. — Eibenstock, 21. Sepiember. Gestern abend gegen 11 Uhr brannte die am äußeren Ende der Mohrenslraße stehende, den Wilhelm Hänel'schen Erben gehörige Scheune nieder. Dieselbe war nut Heu und Getreide dicht gefüllt, dem Miterbcn Hermann Hähnet und mehreren Schcunenmicicrn ge hörig, welche teilweise nicht versichert hatten. Herrn Hänel trifft der Schaden besonder» schwer, da er gestern noch viele Gerätschaften, infolge baulicher Veränderung in seinem Hause, nach der Scheune geschafft hat, welche nicht versichert sind. Brandftistung wird vermutet. Vom Täter fehlt jede Spur. — Carlsseld. Der hier wohnende Waldarbeiter M. machte beim Gemeindevoisiand die Anzeige, daß er am 16. ds». Ml« abend« gegen 10 Uhr auf dem CarlSfelderstcig in Abteil ung 88 vsn 3 unbekannten Männern angcsallen, mit einem Stock aus den Kops geschlagen, am Halse gewürgt, niedergeworfen und zu berauben versucht worden sei. Bei dieser Gelegenheit seien ihm auch verschiedene Bekleidungsstücke gewaltsam voui Leibe gerissen worden. Durch die von der Gendarmerie angestellten Erörterungen wurde nun seftgestellt, daß M. weder auf dem Kopfe noch am Halse Spuren von dem angeblichen Ucberfall auszuweisen hatte. Außerdem war auch an den ihm angeblich gewaltsam vcm Leibe gerissenen Bekleidungsstücken keinerlei Deflkt zu sehen; sodaß die Sache in etwa» zweifelhaftem Lichte erscheint. — Dresden, 20. September. Se. Majestät der König hat gestern au» Anlaß de« Ableben» de» Fürsten Herbert von Bismarck ein in herzlichen Worten gehaltene» BeileidStele- gramm an die Hinterbliebenen de« Verstorbenen gelangen lassen. — Leipzig, 19. Septbr. Die Direktion der Zwickau- Lugau - OclSnitzer Kohlenwerke beschloß, die Winterpreise sürHau«brandkohlen um 4-6 Mk. pro Doppelwagen zu erhöhen, für Maschinenkohlen dagegen e« bei den jetzigen Preisen zu belasten. — Leipzig, 19. September. Der Polizeihund Troll, den da« Leipziger Polizeiawt seit ca. 1 Jahre besitzt, legte kürzlich unter der Leitung seine« Dresseur« eine Probe ab, die zur allge meinen Befriedigung ausfiet. Der Hund, eine Kreuzung von Schäferhund und Spitz, ist ein Geschenk de« Leipziger Tierschutz verein« und 2 Jahre alt. Da«, wa« der Dresseur, ein Schutz mann, mit dem Hund vorführte, läßt auch hier die Frage offen, ob nur alle« Dressur sei. Troll gab z. B. je nach der ihm genannten Zahl Laute von sich, er führte eine Reihe sogenannter Gehorsams übungen aus, holte vergrabene Gegenstände hervor, stellte den Mann, ohne zu beißen, suchte versteckte Personen auf, nahm Hindernisse, die ein Mann ohne Hülf«mittcl nicht übersteigen kann und zeigte sich schußsest, d. h. er ließ sich durch Schüsse in nicht» beirren, aber auch al» unbestechlich, denn er ließ eine ihm vorgehaltene Wurst unberührt. Er brachte allein einen Mann nach der Wache und zeigte noch andre Künste. — Meißen, eine wahre Perle im schönen Sachsenlande, wird im Herbst während der Mostzeit von Tausenden besuch«. Da der Most in diesem Jahre aber besonder» gut wird, so sei Allen ein Besuch ter alten BiichofSstadt, die außer Most und Wein noch viel Sehenswerte« bietet, warm empfohlen. Dom, AlbrcchiSburg, Museum, Porzellansabrik, die alten Häuser der Stadt mir oft prächtigen Portalen und Giebeln sind außerordent lich sehenswert. Ein Ausflug nach der herrlich gelegenen Stadt ist daher sehr lohnend und genußreich. — Meerane, 18. September. Hinter ein verwerf liches G e j ch ä f t s g e b a h r e n ist die hiesige Polizeibehörde gekommen und deshalb eingcschritten. Seit längerer Zeit wurden von zwei auswärtigen Firmeninhabcrn an verschiedene hiesige GcschästSlcuie größere Quantitäten Fischwaren gesendet, die diese gar nicht bestellt hatten und von denen ihnen auch sonst nicht da« geringste bekannt war. Sie sahen sich deshalb regelmäßig veranlaßt, die Annahme zu verweigern und hiervon die Absender durch die Bahnverwallung zu benachrichtigen. So wollten er aber die Absender haben, denn nunmehr stellten sie bei der Bahn verwaltung den Antrag, die Versteigerung der Fische vornehmen zu lassen, wo« auch geschehen ist. Bei diesen Versteigerungen erzielten die Lieferanten aber in der Regel ein so gute« Geschäft, daß sie das gleiche Manöver begingen und wiederum Fischwaren an vollständig unbekannte Adressen abgehcn ließen, die selbst verständlich wieder nicht angenommen wurden und zur Ver steigerung gelangten. Auf diese Weise sind hiesige Geschäftsleute, die mit gleichen Waren handeln, seit Monaten ganz erheblich ge schädigt', die Empfänger der unbestellten Waren aber aus» ärgste belästigt worden. Wegen unlauteren Wettbewerb« wird wahr scheinlich gegen die betreffenden Firmen vorgegangen werden. — Annrbcrg, 19. Septbr. Die städtischen Kollegien hatten beschlossen, da« 9. Schuljahr der höheren Mädchenschule ab Michaelis 1904 wegfallen zu lassen. Dagegen eingcreichte Petitionen erreichten vorläufig, daß da» Ministerium de» Kultus und der öffentlichen Unterricht« die Auflösung auf Ostern I90b verwies. Beteiligte Kreise streben hier eine Wiederaufnahme der Angelegenheit und Zurücknahme der Beschlüsse der städtischen Kollegien an. — Buchholz, 18. Septbr. Durch leichtsinnigen Umgang mit einer Schußwaffe ist hier wieder ein schwerer Unfall hervorgcrufen worden. In einem Hause an der Schlettauer Straße ist mit einem Tcschin nach Ratten geschossen und da» geladene Gewehr beiseite gestellt worden. Der Hand werksgeselle de« Hausbesitzers ergriff die Waffe, legte diese in der BorauSntzung, daß sie nicht geladen sei, im Scherze auf den im 17. Jahre sichenden Lehrling an. Da« Teschin entlud sich und da« Geschoß drang dem Lehrling in da« Auge, sodaß dessen Sehkraft zerstört wurde. Der Lehrling, da« einzige Kind hiesiger braver Eltern, hat sich im Stadtkrankenhause einer schweren Operation unterziehen müssen, ohne daß hierbei die Kugel ausgc- funden worden wäre. Ob nicht auch die Sehkraft de« anderen Auge« gelitten hat, ist noch fraglich. — Crottendorf, 19. Septbr. Am Sonnabend waren drei Monate verflossen, daß hier der Gemcindekassierer Dietze von dem Polizciwachtmeister Schramm ermordet wurde. Trotz der größten Bemühungen seilen« Staatsanwaltschaft, Gendarmerie und einem Kriminalbeamten au« Dresden, der einige Wochen in geheimer Mission im hiesigen Pfarrhause gewohnt hat, ist keine Spur von dem Mörder entdeckt worden. — Beierfeld, 18. Septbr. Heute früh in der ersten Stunde ist in unserem Orte da- Wohnhaus de« Kaufmann Stiehtcr Lurch Gasexplosion teilweise zerstört worden, wo bei der 16jährige KaufmannSlehriing Bauer au« München tödlich verunglückte und der Besitzer Stichler erheblich verletzt wurde. Die Explosion erfolgte, al« der Besitzer mit einer brennenden Lampe da« in der l. Etage gelegene Kontor betrat, in welchem sich eine unfertige Gasleitung befand. Die Kunde über da« Un glück lockte au« der Umgebung eine bedeutende Menschenmenge nach der Unglücksstätte. — Die „Auer Neueste Nachrichten" be richten noch näher folgende«: In Beierfeld wurde am Sonnabend abend die neue Gasbeleuchtung zum ersten Male in Betrieb ge nommen, har aber auck schon am selbigen Abend zu einem Un glück geführt, da« ein Menschenleben vernichtete. Al« der Besitzer eine« Hause«, Herr Stichler, kurz nach 12 Uhr nacht« nach Hause kam, und in seiner Wohnung Licht machen wollte, erfolgte eine furchtbare Explosion, die einen großen Teil de« Hause» bloßlegte. Da« Dach wurde zum großen Teile abgedeckt. Eine Giebelseite de« Hause« vom 1. Stock bi« zur Dachspitze wurde hinauSgeschlcudert. Leider ist dabei ein erst seit kürzerer Zeit in Beierfeld in Stellung befindlicher Buchhalter au« München, welcher in einem Zimmer schlief, da« über der betreffenden Wohnung lag, in welcher die Explosion erfolgte, tödlich verunglückt. Allgemein wird angenommen, daß der Schlafende Lurch Len furchtbaren Druck an die Decke seine« Zimmer« geschleudert wurde. Der Hausbesitzer selbst wurde durch Brandwunden am Gesicht erheblich verletzt. Daß die Explosion eine furchtbare war, bewies der Umstand, daß man den Knall im Umkreise von ca. 1 Stunde wahrzenommen hak. In sämtlichen umliegenden Häusern wurden die Fensterscheiben zum Teil zertrümmert. Die Fensterbehänge hingen in Fetzen an den Bäumen. Da» Hau« mußte gestützt werden, um ein weitere« Einfallen zu verhindern. — Giegengrün, 19. Septbr. Der Mörder seiner Ehefrau, Weber Klotz hier, der erstere au« Eifersucht erstochen und seinen erwachsenen Sohn, welcher der Mutter zur Hilfe kam, schwer verletzt hatte, Ist aus Anordnung de« Königlichen Land gericht» Zwickau zur Beobachtung seine« Geisteszustände« in der Irrenanstalt Sonnenstetn untergebracht worden. — Ierisau, 19. September. Der Heirat«schwindler, der neulich eine hiesige Dienstmagd, nachdem er ihr die Ehe ver sprochen hatte, um 13b Mark geprellt hat, ist gestern von der Polizei in Glauchau in Hast genommen worden. E» ist der 24 Jahre alte Handarbeiter Arthur Flehmig au» Glauchau. Atavismus. Skizze aus der Manöverzeit von Lothar Fern. Carl von LaSberg war ein sehr schneidiger Herr. Schad», daß er halte Kaufmann werden müssen, d. h. schade in seinem Sinne. Er stammte au« einer heruntergekommenen Adel«familie. Sein Großvater hatte ein Rittergut verspielt, und seinem Vater war e« blutsauer geworden, sich emporzuarbeilen. Al« er 16 Jahre alt war, waren die Verhältnisse seine« Vater« bereit» völlig zer rüttet und er mußte al« Kaufmannslehrling in ein Engrosgeschäft eintreten. Er hatte dann sehr reich geheiratet, die Tochter eine« Großkausmanne« und hatte darauf selber ein Geschäft gegründet, da« bald glänzend prosperierte. Zu seinem Schrecken aber be merkte er, daß sein Sohn, al« er eben sieben Jahre alt war, schon noble Passionen zeigte, für nicht« so sehr schwärmte al« für reiten, auf die ^rgd gehen, im Wagen fahren und — spielen, Murmel und Ka. en. Al« er ihn dabei erwischte, haute er ihn fürchterlich durch. Am liebsten hätte Carl schon al« ganz kleiner Kerl allein auf dem Pferde gesessen, oder er wäre mit dem Ge wehre aus der Schulter zur Jagd gezogen, wenn er da« alle« nur gedurft hätte! Um ihm alle Gelegenheit zu dergleichen Dingen, auf die sein Vater den Ruin der Familie von LaSberg zurückführte, zu nehmen, bestimmte ihn sein Vater zum Kaufmann und schickte den achtjährigen weder, wie er e« gewollt hatte, in« Gymnasium noch in« Realgymnasium noch in die Oberrealschule sondern in eine einfache Realschule, mit der eine Handelsschule verbunden war und die mit der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienste endete. Carl lernte spielend aber ohne Lust und Liebe zur Sache. Wo er konnte verschaffte er sich Werke über Landwirtschaft und über — Kriegsgeschichte, die er sorgfältig vor dem Vater verbarg. Al« dieser doch einmal etwa« davon entdeckte, konfiszierte er da« Buch mit dem Fluche: „Dieser verwünlchtc Darwin! Habe nie an ihn geglaubt. Werde mich aber doch zu ihm bekehren müssen. Da« ist ja ein krasser Fall von Atavismus." „Darwin — Atavismus?" „Komm mal her. Junge! Ich werde dir die Geschichte erzählen, vielleicht dient sie dir zur Warnung. Atavismus ist der Rückschlag körperlicher und geistiger Eigenschaften, die man bei einem Individuum findet, ohne daß man bei beiden Eltern eine Spur davon sieht, während diese Eigenschaften urkundlich bei Groß-, Urgroßeltern oder gar Generationen vorhanden ge wesen sind, die um Jahrhunderte früher gelebt haben. Unser Stammbaum gehl weit zurück. Bi» auf die Zeit Rudolf'« von Habsburg kann man ihn verfolgen. Die von LaSberg waren reich begütert und waren KriegSleuic bi« die Ritterfehden aus hörten und die Anfänge unsere« Offisicrftande« in der Geschichte austauchen. Sie waren Offiziere im dreißigjährigen Kriege, unter dem großen Kurfürsten bi« zu den Freiheitskriegen. Inzwischen hatte die Leibeigenschaft der Bauern ausgehörl und sic waren genötigt, selber Landwirt zu werden, wollten sie nicht verhungern. Sie sind tüchtige Landwirte gewesen — aber leider hatten sie ihre alten Passionen au« der Ritter- und Osfi;icr«zeit in den neuen LebcnStauf mit hinübergenommen und die jüngeren Sühne wurden nach wie vor Offiziere. Die liebten einen guten Trunk und ein Spielchen und wurden ein Stück Land nach dem andern lo« und dein Großvater hat glücklich auch noch da« letzte klein gemacht. Ich sage dir da« nicht, um den Toten üble» nachzu reden, sondern um dir zu zeigen, welche alberne, lächerliche Ge schichte e» um den sogenannten Ahnenstolz ist! Ich bin Kauf mann geworden, habe in eine Jahrhunderte alte Kaufmanns familie geheiratet — und finde zu meinem Entsetzen alle die Eigenschaften bei dir wieder, die meine Familie zu Grunde ge richtet haben. Siehst du, mein Junge, da« ist AtaviSmu«! Laß dir da« unglückselige Erbteil nicht auch zum Verderben ge reichen, bekämpfe alle« LaSbergsche in dir — und vor allem — daß du mir nie wieder solche Bücher liesest!" Und er gab ihm eine Ohrfeige, auf daß er die Mahnung nicht vergesse! Dennoch half e« nicht». Carl halte mit vierzehn Jahren die „Berechtigung" erlangt und trat al» Lehrling in ein Geschäft. Nachdem er nach 3 Jahren auSgclernt halte, diente er ein Jahr — so rasch wie möglich abmachcn! sagte der Vater — dem e» sehr unangenehm war — am liebsten wäre e» ihm gewesen, er hätte gar nicht zu dienen brauchen. Aber da zeigte sich Carl al« ein wahre» Genie — die Jahrhunderte lange Zuchtwahl verleugnete sich nicht, eine einzige Abweichung hatte ihre Resultate nicht vernichten können. Er wurde nach einem halben Jahr Gefreiter, nach 9 Monaten Unteroffizier und bestand glänzend da« erste Examen. Nach der Uebung wurde er mit glänzendem Erfolge Vizespieß und Uebung L machte er mit großem Erfolg. Al» er 21 Jahre alt war, starb seine Mutter und hinterließ ihm eine Summe, die ihm 6000 Mark Zinsen jährlich brachte. Nun war er mündig und stellte sich, wa» der Vater seither strengsten» verboten hatte, zur Wahl zum Reserve- Offizier. Er wurde gewählt, denn auch seine Stellung al« Prokurist in einem großen Engior-Gcschäft bot kein Hindern!«. Nun war Manöver, da« erste, da« er al« Leutnant mit machte. Zu seiner sehr unangenehmen Ueberraschung war sein Chef, der erst 26 Jahre alt war, ebenfalls eingezogen und zwar al« — Gemeiner — noch dazu in seiner Kompagnie — bei seinem Zuge — höchst fatale Sache! Vier Tage lang hatte man auf einem adligen Gute im Quartier gelegen, der Herr Leutnant von LaSberg in einem eleganten Zimmer, sein Zug in einer Scheune — auch der Musketier Koch, im Zivil der Prinzipal de« Herrn Leutnant». Natürlich gewährte der ihm so viele Erleichterung al« nur mög lich war und der Dienst e« erlaubte, und so hatte er e« ermög licht, daß Koch eine Kammer für sich bekam und zur Tafel ge zogen wurde. Inzwischen hatte sich Carl sogleich sterblich in die 17jährige Jngeborg von Hohenheim, die einzige Tochter seine« Quartier wirte« verliebt und sie in ihn, denn er war ein Bild von einem Manne — und wer ihn so in Uniform sah, der hätte geschworen, keinen Sommerleutnant vor sich zu haben. Herr Koch aber hatte e« mehr aus Edith Eschenburg abge sehen, eine reiche Waise, die im Hause de« Herrn v. Hohenheim lebte und eine Tochter der Schwester von Frau von Hohen heim war. Die vier Tage »erliefen herrlich und in Freuden und al« man au«rückte, hatte sich Karl heimlich mit Jngeborg verlobt, obwohl er wußte, daß sein Vater eine andere Partie, eine schwere, reiche Großkaufmann«Iochler für ihn in Aussicht hatte und ihm nie »e wachte Wille» immer ging > er sich Folger wie C jede« l «limb L drei T Divist, da» G viflone reit, a C «ine g heim der Er I da aut Damer Carl v vieren, ihre » durfte auch n T erst ka luden sich al gcschla; ihm d bi« gex Zeit hi einmal schmoll, geden, einem , gab ih Hohen) Herren auszusu und sch halben gehabt, zurück. Posten — kurz Beispiel I- allein x auch vo such, li Helm a bei den nicht ar war die Pappe" zurückfü Di leben u und seil von ihn sich selb keine S wirlscha landwir: er ein sicher a Leib un! er viele -lljährli Er der sich müssen, „N da« mit jeul und Tie schönen kriege, u selbe me glich; 9 deutlchcn wie hoch Al« brachte ziemlich den srie! versehen während trieben, ! sagen« ü e« ihnen E« HilsStrus sich bere Glanz ui Pußia in «l« dem Erdl dirnc voi berausche: gemeißelt und ein schwarz n die wie z da« nur der leicht, Ein der reize die Reihe Leben unl
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)