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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 14.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190407147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040714
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1904
-
Monat
1904-07
- Tag 1904-07-14
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Monat
1904-07
-
Jahr
1904
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offenbart der SensationSprozeß gegen die einst hochangesehene Hof-Photographenfirma W. Hös sert-Dresden, die gestern seinen tragischen Abschluß vor dem hiesigen Landgericht sand. Von Anfang mangelte e« dem sich rasch auSdehnenden Geschäft, da« in Leipzig, Berlin, Bre-lau, Hamburg, Hannover, Potsdam, Magdeburg, Frankfurt a. M. usw. Filialen errichtete, an dem nötigen inneren Ausbau und einer regulären kaufmännischen Leitung. Höfsert, der seit 1867 verheiratet war und drei Söhne hinterlassen hat, lebte äußerst luxuriös. Die letzten l6 Jahre seine« Leben« — er starb 1900 — verlebte er fern von seiner Familie, zum größten Teil in Amerika. An der Riviera lernte er eine 16jährige Amerikanerin, ein Fräulein v. Hartung kennen, die er jenseii« de« großen Wasser» heiratete. Er lebte also lange Jahre in Doppelehe, ohne daß seine zweite Frau von ver ersten Ehe etwa» wußte. Al« Höfsert 1960 starb, erfuhr sie, daß sie in Bigamie mit ihm gelebt hatte und erschoß sich, mehrere Kinder zurücklasscnd. Frau Höfsert übernahm nach dem Tode ihre» Mannes das durch die lange Abwesenheit seine« Besitzer» und eine beispiellos unordentliche Geschäftsführung dicht vor den Konkurs gestellte Geschäft. Anstatt nun pflichtgemäß den Bankerott anzumelten, führten Frau Höfsert und ihr 1868 geborener Sohn Ludwig Höfsert, der sechs Semester an der Technischen Hochschule studiert hatte, dann zur photographischen Branche übergegangen war und außerdem Leutnant der Reserve ist, als Kompagnon das Geschäft in seinem ganzen Umfange, indem sie alle Schulden de» allen Höfsert übernahmen, weiter. Sic haben sich nun teil» gemeinschaftlich, teil« allein durch Betrug Gelder erschwindelt, um die Firma existenzfähig zu erhalten und nicht dem gewohnten reichen Leben entsagen zu müssen. Als dann schließlich Ende April v. I». die Katastrophe hereinbrach, und Konkurs ange- meldet werden mußte, hatte sich die Schuldenlast um 400000 M. aus I 200000 Mark erhöht. In der raffiniertesten und ge wissenlosesten Weise halten e» Mutter und Sohn verstanden, durch Vorspiegelung falscher Tatsachen, durch da» Ausspielen von hochstehenden Persönlichkeiten, die sie al» Verwandle, gute Freunde oder Bürgen angaben, durch enorme Uebertaxierungcn von Grund stücken Geld und immer wieder Geld zu beschaffen. Aus Höfsert« Inserate fanden sich Leute genug: Pastoren, Beamte, Offiziere, Rentnerinnen, aber auch kleine Leute, wie der Auswärter Mothe», die größere Summen, in Höhe von 5000, 6000, 1.5000, 30000 Mark usw. herliehen. An Zinsen mußten in einem Jahre rund 117 000 Mk. gezahlt werden. Geschädigt wurden 18 Personen um 231140 Mk. Die Gläubiger haben 4—5 Prozent zu er warten. Da» Urteil lautete gegen Frau Höfsert auf 3 Jahre und gegen Ludwig Höfsert aus 7 Jahre Gefängnis mit ent sprechendem Verlust der Ehrenrechte wegen Betrug«. — Zittau, 11. Juli. Seit heute vormittag wütet unter halb de« Scharfensteines im städtischen Oybiner Forstrevier ein Waldbrand, der sich in kurzer Zeit über 2 Hektar Wald, 20jähriger Fichten- und Kiefcrnbestand, verbreitete. Die Löschung de« Brandes dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen. Da« Feuer wurde gegen 11 Uhr vormittag« zuerst von mehreren Ein wohnern Oybin« bemerkt. 5 Feuerwehren erschienen sofort an der Brandstelle, die unter Leitung de« Forstperional« da« Feuer einzudämmen suchten. Gegen Mittag erschien eine etwa 100 Mann starke Abteilung de« 2. Bataillon» de« hiesigen Infanterieregiment« Nr. l02 unter Führung einiger Offiziere. Da« Militär löste die Wehren ab, errichtete Schutzgräben und fällte Bäume an der Peripherie de» Brandherd«. Die Arbeiten waren schwierig, da da« Feuer in dem durch die große Hitze aurgetrockneten Boden fortglimmt. Da« Feuer wird auf seinen Herd beschränkt bleiben. Gegen 6 Uhr abend« stand noch die ganze Fläche in Brand. Der Schaden läßt sich noch nicht abschätzen. Die Ursacke de« Brande« ist ohne Zweifel aus Brandstiftung zurückzuführen, La e« an zwei Stellen zugleich brannte. Der Verdacht, daß Brand stiftung vorlieg«, wird noch dadurch bestärkt, daß im Laufe der vergangenen Woche am Hochwald ein Brandherd entdeckt und rechtzeitig erstickt wurde. Auch am Heideberg bei den Militär- Schießständen wurde ein derartiger Brandherd entdeckt und ge löscht. — Gegen '/,3 Uhr entstand auch im sogenannten langen Grund bei Lückendorf ein Wakdbrand, den die Ackendorfer Wehr unterdrückte. — Crimmitschau, II. Juli. Folgender, wohl selten ver kommende Fall ist vorige Woche im benachbarten Frank en - Hausen passiert. Vor dem StanvcSamte daselbst erschien der Arbeiter W. von hier mit seiner Braut, um die Ehe zu schließen. Al« da« Paar vor dem Zimmer de» Standesbeamten angelangt war, ging die Braut noch einmal fort, um, wie sic sagte, noch einen zweiten Trauzeugen herbeizuholen. Wer aber nicht wieder- kam, war die Braut. Da dem Bräutigam die Geschichte zu lange dauerte und seine Braut sich nicht wieder blicken ließ, ging er auf die Suche, doch konnte er sie nicht finden. Er kehrte zum SlandeSamte zurück und erklärte dem erstaunten Beamten, daß die Trauung nicht abgehalten werden könne, da seine Braut verschwunden sei. Der Standesbeamte, dem so etwa« noch nicht vorgekommcn war, hatte bereit«, da da« Brautpaar ja erschienen war, die Urkunde ausgefüllt, die nur noch der Unter schrift bedurfte. Wie sich herausstellte, hatte sich die Braut nach Hause begeben, andere Kleider angezogcn und war an ihre Arbeit gegangen. — Buchholz, 11. Juli. Da« Eisenbahnunglück aus hiesiger Haltestelle hatte, wie unser» Lesern bekannt ist, ein ge richtliche« Nachspiel wegen Beleidigung de« Feucrwehrkomman- danten Brauer. Der Beklagte, Herr R. au« Annaberg, machte geltend, daß nicht er, sondern ein damal« neben ihm Stehender, der Posamentier Gr., jene unter Anklage gestellten Worte gerusen habe. Unter Eid sagte vor der Straskammer beim Landgericht Chemnitz Gr. au», er habe die betreffenden Ausdrücke nicht ge braucht. E« erfolgte die Verurteilung de« Herrn R.; seine beim Reichsgericht eingelegte Revision wurde verworfen. Rach er neuten Zeugenvernehmungen und Lokalterminen soll jetzt feststehen, daß Gr. der Rufer war. Unter dem Verdachte, in der Ver handlung am 16. Dezember v. I. vor der Strafkammer beim Landgericht Chemnitz einen Meineid geleistet zu haben, wurde am Sonnabend nachmittag Gr. zur Hast gebracht. — Ncustädtel, N. Juli. Bei der jetzt in Neustädte! austretendcn Gymnastikcrgesellschast Dietsch ereignete sich in der Sonntagtznachmittagrvorstellung ein bedauerlicher Unfall. Ein am 9 Meier hohen Turmseil arbeitender Seiltänzer hatte eben seinen Gang über da« Seil und zurück beendet und lehnte bereit« wieder an dem Stützmast, zum Abstieg bereit, al« er, von einem plötzlichen Schwindel ersaß«, auf die Straße herab stürz le, wo er bcwußllo« liegen blieb. Der zufällig anwesende vr. most. Härting-Zschorlau leistete dem Verunglückten die erste ärztliche Hilfe. Nachdem der Abgestürzte da« Bewußtsein wieder erlangt hatte, wurde er in da« Schneeberger Krankenhaus über führt. Polizeiarzt Vr. Hohmann au« Neustädte! stellte hier fest, daß der Verletzte zwar am linken Arm und Bein mehrere Brüche erlitten hat, aber sein Zustand, da zunächst innere Verletzungen nicht zu konstatieren waren, nicht leben-gefährlich sei. — Johanngeorgenstadt, 10. Juli. Die 25jährigc Jubelfeier de« hiesigen Erzgebirgrverein« nahm einen überau« gelungenen und harmonischen Verlauf. Nach gemein samem Gottesdienst zogen die Vcrein«mitglieder nach dem Fried hose, um in treuem Gedenken auf den Gräbern der drei dahin geschiedenen Vorstandsmitglieder, Herren Fabrikbesitzer Beyreulher, Schuldirektor Röder und Lehrer Tittel je einen Lorbcerkranz mit Widmung niederzulegen, wobei »er derzeitige Vorsitzende, Herr Pfarrer Otto, da« Wirken eine« Jeden in treffenden Worten beleuchtete. Mittag« sand Festmusik aus dem Marktplatz statt. Da« am Nachmittag stattgefundene Fest aus der Farbmühle war ganz außerordentlich zahlreich besucht und verlies in ungetrübter Fröhlichkeit. Der sich hieran anschließende Sommer« im Rathau«- saalc erfreute sich ebcnsall« einer starken Beteiligung. Herr Pastor Otto hielt hier die Begrüßungransprache und gab ein übersichtliche« Bild über die Geschichte und da« Arbeitsfeld de« Verein«, welche» in einer weiteren Ansprache de« Herrn Bürger meister Müller noch ergänzt wurde. Drei Mitgründer de« Verein«, die Herren Fabrikbesitzer Heinz, Schuldirektor Hecker und Photograph Schuster, welche sich noch im Verein befinden, wurden durch Aushändigen de« Verein«zeichen» in Silber geehrt. Vom Herrn Amt«haupimann Demmering, von den hiesigen Vereinen und vielen verzogenen früheren Mitgliedern eingegangene Glückwunschschreiben, auch eine« von dem Vorstande de» Gesamt verein«, gelangten zur Verlesung. Zum weiteren Gelingen de« Abend« trugen die SangeSvorträge LeS Bllrgergesangverein» und de« Sängerbünde» da« ihrige mit bei. Da« schön verlaufene Fest wird allen Teilnehmern in dauernder, guter Erinnerung bleiben. — Adorf, 12. Juli. Wie bereits gemeldet, ist am Mon tag die hiesige Hauptkirche S«. Michaeli« ein Raub der Flammen geworden und vollständig ausgebrannt. Schon einmal ist die hiesige Stadt im Laufe ihrer Geschichte von dem selben Geschick betroffen worden. Er war im Jahre 1768, da wurde bei einem großen Stadlbrand die Hauptkirche gänzlich zer stört. Bi» zum Jahre 1780 war da« am gestrigen Tage nieder gebrannte Gotteshaus wieder aufgebaut und im Jahre 1796 mit einer vorzüglichen Orgel von den Gebrüdern Trampcli, hier, versehen worden. Innerhalb der letzten 50 Jabre hatte e« eine zweimalige gründliche Restauration erfahren. Bei dem großen Stadtbrande im Jahre 1768 wurden auch die geistlichen Ge bäude zerstört, die erst im Jahre 1862 wieder ausgebaut wurden. Die Stadt Adorf ist innerhalb der letzten drei Jahrzehnte über haupt sehr oft von größeren Bränden heimgesucht worden. — Dippoldiswalde, 10. Juli. Der Militärvcrein Kronprinz Friedrich August in Possendorf und Umgegend wird dem bekannten tapferen preußischen Major und Frciheit«- kämpser Ferdinand v. Schill, welcher seine Jugendjahre im Rillergute WilmSdorf bei Possendorf verlebte, ein Denkmal errichten, dessen Grundsteinlegung bereit« am 23. April erfolgte und dessen Weihe gelegentlich de» 25jährigen Stiftungsfeste« de« Militärverein«, am 7. August, stattfinden wird. Der Entwurf de« Reliesbilde« v. Schill entstammt der Künstlerhand de« Bild hauer« Max Meyer Leipzig. — Der Höhepunkt de« Jahre« liegt hinter un« und die Tage werden wieder kürzer. Die Dämmerung, die seit 20. Mai e« nie ganz Nacht Hal werden lassen, hält noch bi« zum 20. Juli an. Von diesem Termine ab wird e« um Mitter nacht wieder vollkonimen finster. Am 25. Juli tritt die Sonne in da« Zeichen de« Löwen und damit beginnen die HundStage. Werfüßige Aestvauer. Von vr Kurt v. Walfeld. Die Vögel sind die prädistinierten Nestbauer, und wenn man vom Ncstbaucn spricht, denkt man stet« nur an die Vögel. Doch gib: :S im Tierreich auch vierfüßige Nestbauer, die genau in der Vögel Art ihr Nest bauen. Da ist vor allen anderen da« gewöhnliche Eichhörnchen zu nennen, »icurus vulgaris. Wandelt man im Herbst, wo die welken Blätter von den Bänmen fallen, durch Wald oder Park, so erblicken wir hoch oben in den Bäumen oft kugelförmige Nester, die der Unkundige für Vogel nester hält, wahrend e« in Wirklichkeit die bekannten Eichhorn bälle find, kunstvoll vom Eichhörnchen au« dünnen Reisern und Moo« und Laub lusammcngefügt. Da« Eichhörnchen hat die Allüren eines großen Herrn, c« ist empfindlich gegen Wind und Kälte, liebt große Vorräte und besitzt mehrere Wohnstätten zu gleicher Zeit. Deshalb ist da« Nest mit einem kugelförmigen Dach »ersehen, da« nur an einer Seite, gewöhnlich gegen Morgen, ein Eingangsloch hat. Solche Nester besitzt ein Eichhörnchcnpaar meist drei bi» vier, bald in jenem, bald in diesem residierend und Vorräte an Futter anhäufend. Bei starken Gewittern, Stürmen und heftigem Regenwettcr wird da« gerade bewohnte Nest zeit weise ganz geschlossen und da« empfindliche Ehepaar kommt erst wieder bei ruhigem Wetter zum Vorschein. Da« Nest liegt ge wöhnlich fest am Stamm und ist so leicht zu erreichen, und können die jungen Eichhörnchen so bequem ausgenommen werden. Stört man die Eichhornmutter nur im Nest, ohne c« au»zu- nehmcn, so trägt sie die Nachkommenschaft unbemerkt und still nach einem andern Nest fort, nach Katzenart, die Jungen im Maule. Da« geschieht stet«, wenn der Baum, der da» Nest trägt, von einem Menschen bestiegen wird, gleichgiltig, ob derselbe den Eichhornball berührte oder nicht. Verdient dieser Nestball schon unsere Bewunderung, so muß man noch mehr staunen über da« Nest der großen Haselmaus, da« sic höchst kunstgerecht 1—2 Meter über der Erde, in Lichten, schattigen Hecken, auch in hohlen Bäumen und Mauerritzen hinsetzt. E« ist ein regelrechte« Gewebe au« Gra«, Moo» und Tierhaarcn. E» ist ebcnsall» rund wie da« de» Eichhörnchen», mit dem diese Mäuseart auch große Achnlichkeit hat. Die große Hasel- oder Eichclmau» ist e« allein, welche solch ein Nest sich baut, die kleine Haselmaus und die gemeine Haselmau», letztere bekannt unter dem Namen Siebenschläfer, bauen keine Nester, sie machen sich nur ein Lager -u« allen möglichen Stoffen. Im Vergleich zu der großen Haselmau» sind sie sehr faul, so daß sie am liebsten Vogelnester und Starenkästchen zum Aufenthalt wählen, in denen man sic tagsüber ost schlafend findet, da sie nur nacht« aus Nahrung und Raub auSaehen. Ein Nest, wie ein Gänseei au«sehend in Größe und Gestalt baut sich die Zwergmau», eine» der kleinsten Säugetiere, nur 5 Zentimeter lang, mit Schwanz 7. Da« zierliche Nestchen ist innen au« Aehrcn der Rohrhalme gebaut und äußerlich mit ge schlitzten Blättern fest umwickelt, al« gehörte e» einem Rohrsänger an. E» hat die Farbe de« Rohre«, hängt einen Meter hoch über der Erde an einem Schilsstengel und ist durch seine Farbe nicht leicht zu entdecken. Damit sind die Nestbauer unter den Säugetieren erschöpft. Alle diese Nestbauer gehören zu den Nagetieren. Nestbauer finden sich aber auch bei dm Insekten und selbst bei einer Fischart. Die bekanntesten Nestbauer unter den Insekten sind die Wespen. Die in Gesellschaft lebenden Wespen bauen Nester au» einem papierähnlichen Stoffe, den sie au« zerkautem Holze verfertigen. Sie sind oft so kunstvoll gearbeitet, daß sie an die berühmten Nester der Webervögel erinnern. Man findet diese Nester sowohl draußen an Blättern und Aesten der Pflanzen, al« auch in dunklen Dachräumen der menschlichen Wohnungen. Da der Stich der Wespen sehr gefährlich werden kann, fieben davon sogar ein Pferd töten können, so sind die Wespennester nach Möglichkeit zu vernichten, wa« am besten durch Schwefelung oder durch Begießen mit siedendem Wasser geschieht. Auch die Hummeln sind Nesterbauer, die an Geschicklichkeit den Wespen nicht viel nachstehen. Sie bauen ihre Nester in Steinhaufen, alten Mauern oder unter Moo» und schützen dieselben gegen den Regen durch eine dachartig gewölbte, wach-artige Decke. Die Nester sind wie bei den Wespen rund oder kegelförmig, mit einem Au-gange, an dem sie gewöhnlich eine Wache hinstellen, um den Schmarotzern den Eingang zu verwehren. Zu solchen Schmarotzern gehören beispiel-weise die Ameisenbienen, die e« lieben, ihre Eier in Hummelnestcr zu legen und sich dann nicht weiter darum bekümmern. Sie bevorzugen da» Nest der Gra«- oder Mooshummel, die ihr Nest, wie der Name schon andeutet, säst au»nahm«lo« unter Gra« und Moo« anlegt. Unter den Fischen ist unser »gemeiner Stichling' der voll endetste Nestbauer, er ist berühmt wegen dieser Kunstfertigkeit, die man in größeren Aquarien leicht beobachten kann. Da» kunstvolle Nest baut da« Männchen au» Würzelchen, Algen und GraSHLlmchen, die er durch seinen Schleim verfilzt, indem er mit dem Unterleib« die Stoffe drück!, schiebt und fest klebt. Da« kleine, eiförmige Nest hat zwei Oeffnungen, so daß e« wie ein auSgeblasene« Ei ausschaut. Ist da« Nest fertig, kommt da« Weibchen, manchmal auch mehrere, mit Gewalt vom Männchen herbcigeholt, und legen ihre Eier in da« Nest, die dann vom Männchen befruchtet und sorgsam behütet werden, bi« die Jungen au«schlüpfen. Ist diese« geschehen, so bekümmert sich der Vater nicht weiter um dieselben, im Gegenteil, er verfolgt sic ost, wenn die Jungen nicht machen, daß sie fort kommen. Bi« zu jenem Zeitpunkte aber, wo sie au-schlüpfcn, ist da« Männchen der wachsamste Vater, sehr eifersüchtig und streitlustig, so daß sich die Männchen oft tot beißen und stechen, bei welchem heißen Kampfe sie beständig die Farbe wechseln, so beim Zorn rot oder blau, bei Angst und Furcht beinahe weiß au«sehend. Ein weniger geschickter Nestbauer ist der Kaulkopf, e»ttu» gobio, der auch bei un» in Bächen und Quellwassern vorkommt und 10-12 Zentimeter lang wird. Al« Nest sucht er sich einen ausgehöhltcn und überdeckten Stein au«, in dem er einige Gras halme mittelst seine» Schleime« festklcbt. In diese» primitive Nest legt er dann ballenweise seine Eier und klebt zur Vorsorge auch diese an die Grundlage seine« Neste« fest. Da« Männchen bewacht wie der Stichling mit Mut und Ausdauer die kleinen weißen Etcrchen, bi« sie aurschlüpfcn. Kin mißverstandenes Sprichwort. Da« Sprichwort »In Geldsachen hört die Gemütlichkeit aus!' wird vielfach falsch verstanden ; denn manche glauben sich berechtigt, ein recht widerwillige», zugeknöpfte« Gebaren darzulegen, wo e» sich um Geld-Angelegenheiten handelt. Nein, da« will e» nicht. E« will vielmehr jede schwankende Unüberlegtheit verbannen, die mit dem Gemüte nicht« zu tun hat; einen selbstbewußten Ernst will e« an deren Stelle setzen, eine gewisse kluge Zurückhaltung, die peinlich überlegt und rechnet. Würde in Geld-Angelegenheiten nicht so ost obenhin und oberflächlich vorgegangen, viele Verwandte wären noch wirklich zärtliche Verwandte, viele Freundschaften wären nie gelöst, manche Ehe wäre nie getrübt worden. Da« Geld birgt einmal eine ungeheure Macht in sich, und wer diese im gegebenen Momente unterschätzt, bei sich selbst oder bei andern, der bereut c« später sicher. Kinder, die da» väterliche Erbe teilen sollen, sind gern bequem und schieben nicht selten die Regulierung jahrelang aus, indem sie sich trösten: Ach, e« wird sich schon alle« machen." Aber mit Nichten macht sich dann alle- so wie gedacht; wenn endlich die Notwendigkeit der Klarlegung der Erbschaft einlritt, dann zeigt sich mit einem Male die Macht de« Geldes, da glaubt der eine noch besondere Ansprüche zu haben, von denen der andere nicht weiß, weil Jahre verflossen. Da handelt e« sich um Zinsen und Zinseszinsen, — kurz, e« bricht ein erbitterter Streit au«, der Bruder und Schwester oft auf immer trennt. Nicht« stört eine innige Freundschaft mehr, al« ein saloppe» Behandeln von Geld-Angelegenheiten dem Freunde gegenüber. Schon da« Herleihen von Geld tut e«; denn mag der gebende Freund noch so herzensgut sein, der empfangende wird, wenn nicht immer, so doch zu gewisser Zeit seine Abhängigkeit von dem andern fühlen. Abhängigkeit vom Freunde! Freunde dürfen nur gleich sein. Wenn aber der Schuldner am Termine nicht imstande ist oder wenn er gar freventlich glaubt, dem Freunde gegenüber könne man e« leicht damit nehmen, dann wird ihm der andere vielleicht nicht zürnen, aber er wird lebhaft die Schwäche im Charakter seine» Freunde« empfinden, — wa« zur Festigung der Freundschaft nicht beitragen kann. E« kann sich jedoch treffen, daß der eine durch die Unpünktlichkeit de« andern selbst in Ver legenheit kommt, selbst nach Geld suchen muß; dann legen die Widerwärtigkeiten, welche damit verbunden sind, die Axt an den Baum der Freundschaft. Wie manche Freundschaft ging zu Grabe wegen lumpiger Geldsummen. »Willst du einen Freund lo« sein, so borge ihm etwa«,' sagt ein englische« Sprichwort. Der glückliche Bräutigam scheut sich, vor der Hochzeit von Geldangelegenheiten zu sprechen ; er will ja auch beweisen, nicht de« Gelbe» wegen heiratet er; aber im Stillen hofft er doch aus ein kleine« Heirat-gut. Doch endlich kommt die Stunde, wo er erkennt, seine Frau hat nicht», gar nicht«. Er kann sich nicht helfen — er bat sie ja nicht de« Geldc« wegen genommen; — aber er ist verstimmt. Da er nicht gewöhnt ist, sich ihr gegen über zu verstellen, sühlt sie sofort die Verstimmung und errät den Grund mit jener zuweilen unheimlichen Feinfühligkeit der Frauen. E« kommt zur Au«einandcrsetzung; aber da er unmöglich ihr gestehen kann, wa« er sich ja selbst vor der Hochzeit nicht ehrlich gestand, daß er nämlich ein kleine« Heirat-gut erwartete — e« war ja nur eine unbestimmt« Hoffnung —, so bringt e« diese Au«einandersetzung noch nicht zur Klärung. Sv ost er auch da« Gegenteil versichert und beteuert, im stillen schreibt sie dem Bösewichte doch zu, er hätte große Kapitalien von ihr erwartet — kurz, der Keim zur Zwietracht ist gelegt, und e« muß ein seltene« Paar sein, da« ihn noch rechtzeitig zu zerstören imstande ist. »Ach," seufzt ein andere«, »hätten wir Loch vor der Hochzeit über Geld und Mitgift geredet!' Darum: In Geldsachen höre die Gemütlichkeit aus!
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