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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190406117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-11
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Monat
1904-06
-
Jahr
1904
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welchem Falle k« auch wieder in großer Stärke auslrelen müßte, oder um da« Belagerungsheer zu beunruhigen. Ein Petersburger Blatt meint, man werbe sich in Siujan sestsetzen, da« etwa 250 Kilometer nordöstlich von Port Arthur auf dem Wege nach Föngh- wangtscheng an einem Straßenkreuzpunktc liegt, und werde sich dort verschanzen. Alle diese Nachrichten gehen vielleicht nur au« dem Gefühl hervor, daß irgend etwa« geschehen sollte, um die Operationen der Japaner zu erschweren, und e« ist noch zweifel haft, ob sich auch die russische Heeresleitung von diesem Gefühle beherrschen lassen wird. Die kritische Zeit für Port Arthur sind die nächsten l4 Tage oder 3 Wochen. Petersburg, 8. Juni. Der »Russischen Telegr.-Agentur" wird au« Mulden vom heutigen Tage g meldet: Nach hier eingetrosscnen Nachrichten beschießt ein au« neun Schiffen be stehende« japanische« Geschwader seit gestern die Küste zwischen Sseniutschen und Kailschou. Petersburg, 8. Juni. Die russische Telegr.-Agentur erhält nachstehende Meldung au« Liaujang vom 8. d».t Wie Chinesen berichten, sanden am 6. d». mehrere energische Angriffe aus Port Arthur gleichzeitig zu Wasser und zu Lande statt. Die Angriffe wurden mit großen Verlusten unter Vernichtung der dritten japanischen Armee zurückgeschlagen; die Stellung der Japaner bei Kwantung sei schwierigst. Dieselben Quellen melden da« Gerücht von einer Vereinigung der beiden russischen Ge schwader vor Port Arthur, ebenso daß eine Seeschlacht stattge sunden hätte, wobei 4 große japanische Schiffe vernichtet wurden. — Einem späteren Telegramm zufolge sei nicht die dritte, sondern nur ein Drittel der Armee vernichtet worden. Peter«burg, 9. Juni. Wie ein Telegramm de« Gene ral« Kuropatkin an den Kaiser von gestern meldet, er schien am 7. Juni gegen l Uhr nachmittag« ein japanische« Ge schwader an der Westküste der Liaulung - Halbinsel, da» anfangs au« 6 Schiffen bestand, aber später beträchtlich verstärkt wurde. Da« Geschwader kreuzte an der Küste und beschoß dieselbe westlich von Kailschou und Sseniutschen; e« richtete da« Feuer auf die russischen Stellungen. Gegen 7 Uhr hörte da« Bombardement auf und da« Geschwader entsernte sich in südlicher Richtung. Die Russen erlitten weder Verluste, noch Materialschaden. Petersburg, 9. Juni. Ein weiteres Telegramm de« General« Kuropa tkin meldet, daß am 7. Juni eine japanische Abteilung von Fönghwangtscheng gegen Wasangeu verrückte und eine russische aus Kosaken bestehende Feldwache bedrängte. Frei willige au« Waliunda eilten zur Hilfe herbei und schlugen die Japaner, von denen mehrere getötet wurden, zurück. Aus russischer Seite waren keine Verluste. Am selben Tage wurden die Russen, die Saitmatsi besetzt hielten, von einer japanischen Brigade ange griffen; sie zogen sich vor der Uebermacht bis Finschuilinpasie zurück. In dem Gefecht wurden auf russischer Seite zwei Osfi- riere verwundet und etwa hundert Mann gelötet oder verwundet. Tokio, 8. Juni. (Meldung de» Reuterschen Bureau».) Vier Kanonenboote unternahmen am Montag um Mitternacht eine genaue Rekognoszierung bei Port Arthur zweck« Untersuchung der Einfahrt; sie waren einer scharfen Beschießung ausgesetzt, wobei Kanonenboot dir. 4 achtmal getroffen wurde und einige Havarie erlitt. Ein Matrose wurde gelötet, zwei wurden ver wundet. Tschisu, 9. Juni. (Meldung de« Reuterschen Bureau«). Fünfzig Dschunken mit chinesischen Kaufleuten und Kuli« an Bord, die Port Arthur am Morgen de« 8. Juni mit Erlaub nis der russischen Behörden verlassen haben und jetzt hier an gekommen sind, variieren in ihren Nachrichten; aber darin stimmen die Chinesen überein, daß seit 4 Tagen innerhalb 10 Meilen von Port Arthur eine Schlacht wüte und daß sich alle Soldaten aus Perl Arthur zur Front begeben hätten. Nur drei große und eine Anzahl kleiner Schiffe lagen im Hasen; was au» den andern großen Schissen geworden sei, konnten die Chinesen nicht sagen; sie sagen ferner, alle Fort» hätten mehr oder weniger durch die letzten Beschießungen gelitten und die letzthin im Haseneingang gelegten Minen seien bei einem Gewittersturm explodiert. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Juni. Dem Vordrucker Herrn Bern hard Voigt mann hier, äußere Auerbacherslraße, ter 25 Jahre lang ununterbrochen bei ein und demselben Arbeitgeber, Herrn Zeichner Han» Seidel Hierselbst in Beschäftigung stand, ist vom Stadtrat ein Anerkennung«- und Glückwunschschreiben zugestellt und ein städtisches Ehrenzeugnis auSgeferligt worden. — Eibenstock. Am 6. Mai starb in Johannesburg am Typhus Herr Bergingenieur und Minendirekior D. Dörfsel, ein geborener Eibenstocker. Die Johannesburger Zeitung „Tire Ilami Oaiiv älaii" widmet dem hochverdienten, dem Leben wie der Wissenschaft viel zu früh entrissenen Manne einen Nachruf, dem folgende» entnommen sei: »Die Trauernachricht wird von seinen früheren zahlreichen Freunden mit dem größten Schmerze empfunden werden. Ebenso bedeutet sein Tod einen großen Ver lust für die wissenschaftliche Rand-Gesellschaft, deren beliebte» und hochgeachtete» Mitglied er war. Noch 14 Tage vor seinem Tode beschäftigte sich Herr Dörfsel in seinem Laboratorium mit einer wissenschaftlichen Arbeit in gewohnter Geistesfrische und scheinbar bester Gesundheit. Vom Ausflug in die Murchison-Goldfelder zurückgckchrt, galt er seinen Freunden al« vollkommen gesund, ja sogar wohler zurückgekehrt au» der ungesunden Fiebergegend um Klein-Letaba. Jedoch stellten sich alsbald die ersten Zeichen von einem Fieber ein, da» den Tod herbeiführen sollte. Alle, denen Herr Dörfsel im Leben näher siand, werden sein liebevolles Wesen und die beständige Heiterkeit seine« Gemüt« erkannt haben. Sein ganz ungewöhnlicher Eifer im Berufe und die große Sorgfalt, die er einer jeden ihm obliegenden Pflicht widmete, sichern ihm die höchste Achtung der Minengescllschast, der er viele Jahre sich widmete. Geboren in Sachsen im Jahre 1857, widmete Herr Dörfsel sein ganze« Leben wissenschaftlichen und technischen Zwecken und zeichnete sich schon al« Student der Freiberger Bergakademie au«. Nach seiner Ankunft in Südafrika 1895 nahm er bald eine leitende Stellung ein im technischen Stabe der Hendersons- Transvaal Minen, welchen er bis zu seinem Tode angchörte. Sein letzte» Auslrelen al» öffentlicher Redner erfolgte in der Geologischen Gesellschaft im März, als er einige fragliche Punkte der süoafrikanischen Geologie mit der ihm eigentümlichen Geistes schärfe behandelte. Herr Dörfsel hatte sich der Gesellschaft im September 1903 angcschlossen, war bald ein hervorragende« Vorstandsmitglied derselben und zeigte sich immer al« einer ihrer eifrigsten und feurigsten Förderer". — An dem Begräbnisse de« Herrn Dörfsel beteiligten, sich alle Schichten der Bevölkerung von Johannesburg. Wissenschaftliche Vereine, Henderson« Comp., wie die gewöhnlichen Arbeiter halten zahlreiche Vertreter entsendet, Herrn Dörfsel zur ewigen Ruhe zu begleiten. — Dre«den,9. Juni. Da« Oberhofmarschallamt meldet heute amtlich: S». Majestät ter König hat gestern einige Stunden tc« Tage« außer Bett zugebracht und während der Nacht mit Unterbrechungen geschlafen. Der Appetit ist rege, aber der Kräflezustand läßt noch viel zu wünschen übrig; auch ist eine Besserung der katarrhalischen Erscheinung bi« jetzt nicht eingetreten. — Leipzig, 7. Juni. E« verdient Beachtung, daß jetzt sogar da» streng konservative .Vaterland" (offizielle« Organ der Partei in Sachsen) si hr lebhaft für einen modern gestalteten Unterricht in unseren höheren Schulen eintritt. In den alten Sprachen herrsche der Kleinkram; da« tunlichst zu be schränkende Formale lasse sich nur an der Multersprarbe betreiben. Im deutschen Aussatze gewandt schreiben zu lernen, da« sei echte, formale Bildung, nicht die öde Quälerei mit einer Unmasse grammatischer und syntaktischer Spitzfindigkeiten in einer toten Sprache. Moderne fremde Sprachen müßten natürlich von allen Gebildeten getrieben werden, wozu aber immer da« Lateinische al« eine Zentnerlast weiterschleppen! Hunderterlei brauche man bedeutend notwendiger al« da« Lateinische. Aber noch immer gelte der, der Lateinisch, am liebsten Lateinisch und Griechisch, verstehe, al« ein gebildeter Mensch. Eine solche Bildung wirke exklusiv. Tatsächlich sei sie »zu fade und wertlos," um ihr noch die ganze Masse Zeit und Mühe zu widmen, deren sie bedürfe. Statt de« »Durchwürgen« durch den alten klassischen Wust" empfiehlt der »praktische Schulmann" de« »Vaterland" ein weit und lies greifende» Studium der Geschichte, einschließlich der Verfassung, der Nationalökonomie und der sozialen Verhältnisse, da« wesentlich dazu beitragen werde, die Errungenschaften der Gegenwart in Staat und Gesellschaft der Heranwachsenden Jugend als wertvolle Fortschritte erscheinen und die Unzufriedenheit und Tadelsucht verstummen zu lassen. — Leipzig, 8. Juni. Die in der Gefolgschaft der Sozial demokratie stehenden Mitglieder der hiesigen Ortskrankenkasse haben ihren Aerger über die eingesührte freie Arztwahl dadurch Luft gemacht, daß sie sogenannte Boykottlisten hcrauSgegeben haben, d. h. ein Verzeichnis von solchen Kassenärzten, welche den Kasscnmitglicdern zur Konsultation empfohlen werden; berück sichtigt sind neben den 74 ehemaligen DistriktSärzten 60 von den früheren alten Kassenärzten. Diese Boykottierung eine« größeren Teiles der Kassenärzte bedeutet naturgemäß eine finanzielle Schädigung dieser. Um dem zu begegnen, resp. den Boykott wiikungSlo» zu machen, beschloß eine hier abgehallenc Aerzle- versammlung folgende«: Unbeschadet der in 88 5 und 6 de« Ab kommen» vom 7. Mai d. I. zwischen Len Kassenärzten und der Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgebung getroffenen Abmach ungen über die Verteilung de» ärztlichen Pauschale» soll durch gegenseitige» freiwillige« Uebercinkommcn der beteiligten Aerzte eine veränderte Honorarverteikung unter diesen Platz greifen. Seiten» der anwesenden Aerzte wurde diese Abmachung allent halben gutgchcißen. Bemerkt sei hierzu, daß durch diese» Ab kommen der Vertrag mit der Ortskrankenkasse an sich nicht be rühr'. wird, da für die ärztliche Behandlung eine Pauschale auS- gcworfen ist, dessen VerieilungSmoduS unter den Kassenärzten von diesen selbst bestimmt wird. Diese« solidarische Verhalten der Kassenärzte sichert ihren »nicht empfohlenen" Aerzten gleich falls eine angemessene Einnahme. Ob freilich damit der Boykott völlig wirkungslos gemacht wird, ist eine andere Frage. Eine persönliche Zurücksetzung der boykottierten Aerzte bedeutet das Nichtempfehlen auf jeden Fall. — Leipzig, 9. Juni. Die „Leipziger Zeitung" gibt einen Ministerialcrlaß an die KrciShauptmannschast Leipzig bekannt, wonach da« Ministerium de« Inneren die Beschwerden de« Vorstande» der Leipziger Ortskrankenkasse und der Vereinigung der bisherigen Distriktsärzte gegen die die Ärztliche Versorgung der Kassenmitglieder betreffenden Verordnungen der Krei«hauptmannschaft Leipzig nicht für beachtlich gesunden hat. Das Ministerium kann nicht finden, daß die Kreishauptmannschaft von ihrer Befugnis einen mit dem Gesetz nicht in Einklang stehenden Gebrauch gemacht habe. — Plauen. Eine hiesige Dame erhielt au« Mosel bei Zwicka-. einen seltsamen Brief nebst einem Fünfmarkschein als Einlage. Der Brief lautet: „ZachäuSgeld, LucaS >9, 8. Al» Kind entwendet, als Mann geordnet. Dem Herrn sei Dank, daß Er diese unerkannte Sünde vor mein Angesicht gestellt hat. Wie unendlich ist Seine Liebe, daß er un« Gnadcnzeit zum Ordnen aller unserer Fehler gibt!" Die Dame, eine Witwe, hat nicht die geringste Ahnung, wer der Briefschreiber sein könnte. Sie will das ihr zugesandtc Geld einem hiesigen würdigen Armen übermitteln. Aach langen Jahren. Roman von Fritz von Wickede. (21. Fortsetzung.) »Leider gestattet c» mir mein dem Freunde gegebene« Ehren wort nicht, Ihnen von allem Mitteilung zu machen, wa« ich darüber weiß. Doch da» bin ich Ihnen schuldig zu sagen, daß diese hier einsam und unerwartet Gestorbene wahrscheinlich zu einem unserer ersten Adelshäuser Beziehungen — ehrenhafte Beziehungen gehabt hat, die c» sehr bedauern lassen, jetzt erst die Spur von ihr aufgefunden zu haben. Ein unglückseliger Irrtum, ja vielleicht schlimmer al« das, eine Intrige hat, fürchte ich, die Arme in den frühen Tod geführt und zugleich ein anderes LebenS- glück vernichtet. Doch da« Dunkel ist noch nicht ganz geklärt, e« ist nölig, wenigsten» eine Spur von hinterlassenen Schrift stücken aurfindig zu machen; c» würde da» genügen, ein trost lose« Herz wenigsten» einigermaßen auszurichten." Karsten seufzte, faltete die Hände aus dem Schoß und sah mit trübem Blick zur Erde. »Sie haben doch Kenntnis von dem Vorhandensein eine« Kinde« dieser Unbekannten," fragte der Pfarrer. „Wie, ein Kind?" fuhr Karsten auf, al« überraschte ihn die Nachricht auf» höchste. »Gewiß, ein Knabe, der hier im Hause unsere« Dorf musikanten, eine« braven alten Manne», aufgewachsen ist." »Und er lebt noch?" fragte Karsten mit äußerster Spannung in den Zügen. »Gewiß er lebt noch, und ist ein prächtiger, braver junger Mann geworden." »Uno da« erfahre ich jetzt erst!" ries Karsten, die Hände zusammenschlagend. „Gott sei gedankt! Wa« für ein Tag, du armer, lieber Freund!" fügte er, wie seine Umgebung vergessend, hinzu. »Aber wo ist er? — Wo sind die braven Pflegeeltern?" sagte er dann hastig. „Ich will sofort nach dem alten Friedel — der Pflegevater heißt nämlich Friedel Harden — schicken, er soll Ihnen selbst Bericht erstatten," meinte der Pfarrer, aufstehend und da» Zimmer verlassend. Al» er wieder zurückkehrte, brachte er die Nachricht, daß der Mann zum Glück nicht auswärt» sei, wie e» sein Beruf oft mit sich brachte, und also jedenfalls bald zu erwarten wäre. „Ist der Pflegesohn nicht auch hier?" »Sei« einigen Jahren schon nicht mehr. Er hatte sich sür da« Lehrfach vorbereitet, wurde aber veranlaßt, den Beruf auf zugeben. Er ist im Besitz einer außergewöhnlichen Stimme. Sin berühmter Musikgelehrter — der Name ist mir entfallen — 5 Zimmer elega G Die rvie folg unsere C Bed Kar Nac 10—14 Z «b< ein zarteS, r AnOseße»! V-It! werden 1 Weizen, s> ' st «oggm,n - d I Frt Norm. 8 « Uhr: ( die Bär: Di hat sich seiner angenommen, und wenn die Erwartungen, die man auf ihn setzt, nicht trügen, steht dem jungen Mann eine glänzend« Laufbahn al« Künstler bevor." Karsten verlor kein» der Worte. »Wir wollen hoffen," sagte er dann, „daß er einem anderen Kreise zugeführt werden darf; ich bin begierig, den Pflegevater zu hören. Und wenn ich bitten darf, lieber Herr Pfarrer — Sie wissen, um wa« e« sich handelt — »ersuchen Sie zu erfahren, ob irgend etwa« vorhanden ist, da« un« die letzte Aufklärung gibt." In diesem Augenblick klopfte e» und auf da« Herein! de« Pfarrer» betrat Friedel da« Zimmer. „Grüß Golt, mein lieber Harden," sagte der Pfarrer, dem Greis die Hand entgegenstrcckend, „ich habe Euch gebeten, einmal in« Pfarrhau« zu kommen, e« handelt sich um wichtige Angelegen heiten. E« betrifft Euren Pflegesoh», den Harry, und seine arme Mutter, die wir bei un« begraben haben. Man hat beide lange gesucht, und endlich ausfindig gemacht, daß die Mutter hier gestorben ist. Da« heißt, e« ist höchst wahrscheinlich, daß die Gesuchte und die Thealerleni ein und dieselbe sind; aber um vollkommene Sicherheit zu haben, sucht man nach einem, wenn auch noch so geringen schriftlichen Nachlaß der Verstorbenen. Bestätigt sich unsere Vermutung, dann kann viel Herzeleid noch gut gemacht werden. Ihr seid in den letzten Stunden bei der armen Thealerleni gewesen. Hat sie Euch etwa» gesagt oder gegeben, wa« Ausschluß über ihre Vergangenheit geben könnte?" Friedel halte aufmerksam zugehört. Manchmal irrte sein Blick hinüber zu dem vornehm im Sofa lehnenden Fremden, dann richtete er ihn wieder aukmerksam auf seinen Seelsorger. Er schien offenbar in hartem Kampf mit sich selbst zu liegen. Schließlich sagte er: „Herr Psarrer, in die Angelegenheit will ich mich nicht mischen; '« ist dem Jungen, dem Harry seine Sache, und da soll er machen, wa» er will. Wa« ich weiß, weiß er, vielleicht weiß er mehr al« ich. Nicht« für ungut, Herr Pfarrer, aber in die An gelegenheit misch' ich mich nicht." „Hm," meinte der Pfarrer, Friedel mit forschendem Blick ansehcnd, »wenn Euer Gewissen dagegen ist, wollen wir Euch nicht drängen, aber eine Andeutung hättet Ihr vielleicht doch machen können, ob irgend ein Brief oder sonst eine Schriftlichkeit vorhanden ist, damit der Herr dort — Herr von Zell — nicht nicht ganz umsonst die weite Reise hierher gemacht hat." Friedel sah mit stummflehenben Blicken dem Pfarrer in» Gesicht und drehte verlegen seine Mütze in den Händen. Und der brave Seelsorger mochte merken, daß e» sich um eine GewisscnLsache handelte. Er wände sich zu Herrn von Zell, der mit lauerndem Blick alle« verfolgte: „Ich halte e« sür da« beste, Herr von Zell, wenn Sie sich mit dem jungen Mann, der ja naturgemäß da« meiste Interesse au der Sache hat, selbst in Verbindung setzen." „Wo finde ich Ihren Pflcgesohn?" fragte Karsten den er leichtert aufatmenden Friedel, „ich werde ihn selbst aufsuchen oder vielleicht kommt er zu mir." »Ich werd' ihm alle- bestellen," sagte Friedel. „Morgen reisen wir zu ihm, die Mutter und ich, wir sollen kommen und dabei sein, wenn er wird im Theater auftretcn, hat er im Briefe geschrieben, und da» Geld hat er gleich milgeschickt." „Auftreten wird er morgen?" fragte Karsten, »in welchem Theater?" „Am Hostheater." „An der Hosbühne?" wiederholte Karsten mit ungcheuchel- tem Erstaunen, „und wie heißt sein Lehrer, der ihn vor bereitet hat?" »Er nennt sich Deinhardt." „Deinhardt? Professor Deinhardt?" ries Karsten, »und der junge Mann, von dem jetzt gesprochen wird, ist vielleicht der Sohn meine» Freunde»?! Wunderbar! Wunderbar!" „Vergessen Sie nicht, hier unserm Friedel recht sorgfältige Aufträge zu erteilen," mahnte der Pfarrer, „damit Ihre Angelegen heit keinen Aufschub erleidet." „Gewiß. Also mein lieber Harden," wandte sich Karsten ausstehend zu Friedel, »vergessen Sie nicht - Sie wissen, um wa« sich e» handelt — vergessen Sie nicht, sobald c« Ihnen möglich ist, Ihrem Pflegesohn mitzuteilen, daß ich mit Sehnsucht und Ungeduld seinem Besuch entgegensetze. Hier meine Adresse; bewahren Sie sie sorgfältig, und nochmal«: keinen Ausschub; denn die Sache, um die es sich handelt, kann über seine ganze fernere Zukunft, über sein Leben und Glück entscheiden. Gott lenke alle« zum Besten! Und nun reisen Sie morgen in Gotte- Namen," schloß er, Friedel die Hand reichend, »und haben Sie heute schon Dank für alle Liebe, die Sie der Mutter und ihrem Kinde erwiesen haben! Ich erwarte also Ihren Pflegesohn be stimmt schon in den nächsten Tagen." Friedel verbarg sorgfältig die überreichte Karte, grüßte ehr furchtsvoll und ging. Bald nach ihm verließ auch Karsten da« Pfarrhau« und nach kurzer Zeit rollte die Extrapost unter dem Klange de« Hornc« wieder zum Dorfe hinau«, begleitet von der Jugend und einigen kläffenden Hunden. " (Fortsetzung folgt.) Unters stcllnn ren H trüben nötig, genau nch gei » O approb einer? dcu-A. Nur A Alter s Stecken; von B mit echter i. Stück 50 Vermischte Nachrichten. — Da« »fromme" München. Alter Sitte gemäß werden sür den Fronleichnam»tag im König!. Hosbräuhause jede« Jahr etliche Fässer Maibock aufgehoben. So auch Heuer wieder 80 Hektoliter. Al« sich nun am Donnerstag verg. Woche nach der Prozession zahlreiche Fromme am Platze einsanden, um der geistigen die leibliche Erbauung folgen zu lassen, mußten sie zu ihrem Leidwesen ersahren, daß die Quelle bereit« versiegt war. Die 8000 Maß waren während der Fronleichnam-Prozession vertilgt worden. — Lästige« Hautjucken wird beseitigt, wenn man die juckenden Stellen mit Abschnitten von Orangen reibt. Man kann auch Zitronenscheiben versuchen, jedoch ist der Zitronensaft in den meisten Fällen zu scharf. — Ein Wissender. Lin Fremder, der sich da« neue Goethe-Denkmal in Straßburg betrachten will, läuft lange in der Irre herum und fragt schließlich am Fischerstaden einen wackeren Vaterlandsverteidiger: »Sagen Sie mal, Musketier, wissen Sie vielleicht, wo der junge Goethe steht?" — »Der junge Goethe? Nee, da« weiß ich nicht. Bei unserer Kompagnie steht er jeden- fall« nicht!" Braugerst Funergn Haser, io - au Kocherbso Mahl- u. Heu, Slroh.^j Kartosselo Butte, Kirchliche Nachrichten an» »er N«r«chi« chibeufleck vom 5. bis 11. Juni 1904. Getauft: 134) Alfred Walter Höll. 135) Elsa Hildegard Reißner. 136) Helene Johanne Graupner. 137) Georg Walter Glyher. 138) Sophie Wally Gläß. 139) Willy Paul Weigel. Gestorben: 85) Carl Wilhelm Wimmer, Schneidermeister hier, ein Ehemann, 74 I. 4 M. 22 T. 86) Ungetaufter ehel. S. deS Heinrich Theo« dor Oswald Zosel, Fleischer« hier, 12 T. Am 2. Sonutag, nach Hrinllatts: Vorm. Predigttext: Jeremia- 7. 85—28, Herr Pastor Rudolph. Die Beichtrede hält Herr Pfarrer Gebauer.
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