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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 02.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190406022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-02
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Monat
1904-06
-
Jahr
1904
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Kirche zurück, der Pfarrer machte sich bereit, und bald erschien auch er an der Kirchtür, wo er die beiden Paare und noch ein paar andere Leute wartend vorfand. Ehe er aber noch ein Wort sagen konnte, trat einer der beiden Bräutigame, ein Polizeibeamter, zu ihm heran und sprach: .Wir haben die Sache miteinander besprochen, Herr Pfarrer, und sind zu dem Entschlüsse gekommen, die Sache so bleiben zu lassen, wie sie nun einmal ist,' und e« blieb dabei. Die beiden Paare zogen ruhig und kühl ab in den Ehestand hinein, unbekümmert darüber, daß jeder mit einem anderen »erheiratet war, al« er e« noch eine Stunde vorher erwartet hatte. Da zweifle noch jemand daran, daß Ehen im Himmel geschlossen werden Landwirtschaftliche«. — Wie sollPferden da« Futter gegeben werden? Der Hafer, da« von Natur au« dem Pferde am meisten zusagende Futter, wird, nachdem er durch da« Sieben gut von Spreu ge reinigt, am besten in ganz trockenem Zustande entweder ganz unvermengt oder nur mit wenig Häcksel in die Krippe getan. Alle geschroteten Körner hingegen wie der Roggen, Erbsen, Bohnen, Gerste :c. müssen vor dem Verfüttern gut mit Häcksel gemengt und angefeuchtet werden. Da« Heu soll den Pferden erst in die Raufe getan werden, nachdem sie da« Körnerfutter aufgefressen. Zur Nacht ist Wasser zur beliebigen Aufnahme in die Krippe zu gießen. E« muß jedoch daraus geachtet werden, daß de« morgen« vor dem Futterschülten die Krippe» gereinigt werden. Ueberhaupt empfiehlt e» sich, der Sauberkeit der letzteren mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden, wie die» bisher allgemein geschieht. In regelmäßigen Zeiträumen, etwa alle 14 Tage, müssen die Krippen mit heißem Wasser und darauf mit Kalklauge ai,«ge bürstet werden. Tut man da» nicht, so entwickeln sich leicht faulende Stoffe, die die ganze Krippe verpesten und oft da« Futter verderben. — Da« Absterbcn der jungen Hühnchen. Die Er fahrung lehrt, daß eine große Anzahl junger Hühnchen weniger infolge von Ungeziefer, Witterung«- u. Fütterungsverhältnissen ein gehen, al« vielmehr durch zu frühzeitige«, schnelle« Wachstum und damit eintretende plötzliche Entkräftung. Man erkennt diele Kücken an den verhältnismäßig großen Flügeln, welche sie nicht an sich zu ziehen imstande sind, sondern hängen lassen; dabei piepen sie unaufhörlich, auch wenn die Glucke dabei ist, suche», da sie beständig frieren, mit Vorliebe sonnige Plätze auf und gehen, fall« man sich weiter keine Mühe mit ihnen gibt, zu gründe. Bei einigen beginnt diese« Kränkeln sehr früh, schon in den ersten vierzehn Tagen, bei anderen später, in der fünften bi« achten Woche. Will man etwa« Mühe aufwenden, so bringe man die Hühnchen, sobald sie krank erscheinen, allein in einen warmen Stall und gebe ihnen gekochte« Fleisch und Ei, beide« klein gehackt, so viel sie fressen mögen. Sie erstarken dann in kurzer Zeit und können bald wieder mit den übrigen herumlausen. Sehr häufig zeigt sich die Krankheit bei starkknochigen Tieren und meistens sind die« Hähne; füttert man sic in einem warmen, sonnigen Stalle mit Fleisch und Ei, eingemachtem Weißbrot, Hanfsamen und trockenem Bruchreis, so erholen sie sich nicht nur in sehr kurzer Zeit, sondern bilden sich zu überau« großen Tieren heran. Besonder« findet man den Uebelstand bei Trut hühnern mit ihren starken Knochen und dem verhältnismäßig schweren Körper. Auch unter den Enten kommen Schwächlinge vor. Für diese läßt man Schnecken sammeln, von denen sie große Mengen vertilgen und dann in kaum zwei Stunden wieder ver daut haben. — Dürrheubereitung. Die gewöhnlichste Art de» Heuens ist die der sogenannten Dürrheubereitung. Bei der Dürrheubercitung aus den Wiesen wird da« Futter mit der Sense gemäht und mit hölzernen Schüttelgabeln oder stählernen, mehrzinkigen Heugabeln auSeinandergeworsen (gestreut oder ge worbt), häufig gewendet, jeden Abenv womöglich auf kleine Haufen gesetzt und dieselben morgen« wieder verstreut, bi« man da« Wiesenheu endlich, nachdem e« dürr genug geworden ist, aufladcn und einfahren kann. Bei gutem Wetter braucht man hierzu zwei bi« drei Tage. Weil die Gräser, auch wenn sie dürr geworden sind, ihre Blätter weniger leicht verlieren, soll und darf man da« Wicsenheu möglichst viel wenden und rühren. Immer aber muß dafür gesorgt werden, daß da« Heu vor Einbruch der Nackt wieder auf Haufen gesetzt wird, welche um so größer gemacht werden, je dürrer da« Heu bereit« geworden ist. Jede« Futter verliert umsomehr an Farbe und Geschmack, je mehr und je öfter e» dem nächtlichen Tau ausgesetzt wird. Solche« findet umso mehr statt, je mehr da« Futter auf dem Boden au«gebreitet ist und je mehr e« von der feuchten Nachtlust und dem Tau be netzt wird. ch auf dem n und ver- n Glauben, venn » mal I >/«6 Uhr Baier «b- n, sich bet )u schreibst ni früh zu in Uebrigen - bist j- z -?' den Bries -bald deine lunde aul- Menschen h nicht die ie sämtlich - die habe iworte noch ild die Uhr « au« hebt, rt — nein wäre ver ¬ lang um- lte hinau«. i, klingelte er Uhr — : setzte sich neu Bries Lone über i, geradezu Zuweilen ün, deren — hinein : drauf — nt er au« lappt ihn zeladen — ich« — er ich in den aurheben eg, in die « Urgroß blutjunger i General- n — recht en, Erich» , sich sein erite mit och siebzig Klasse er- genlciden« nun er — Schlagen nmeu de« löglich — c ließ fast « stimmt. Tode er- nem Satz geht nicht ffnct da« - schweiß- postsachen ton einer Viktoria. rle. 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Er ging die Treppe hinunter durch viele gewundene Gänge, denn da« Schloß war ein« der ältesten im Lande und glich in seiner Anlage mehr einer Burg al« einem modernen Bau. Im düsteren Schloßhof stand ein prächtige« Pferd; ein Reitknecht hielt dasselbe. Nun stürzte Box, die Dogge, in großen Sätzen herbei und sprang voll Uebermut, scherzend und bellend an dem Pferde hinaus, so daß es erschreckt in die Höhe stieg. Der Baron ließ einen prüfenden Blick über da« Pferd gleiten, schwang sich dann hinauf und sprengte zum Hofe hinau«, durch die hohe, burgartig tief sich wölbende Einfahrt, über den großen, mit Orangenbäumen geschmückten Vorplatz, unter den uralten mächtigen Kastanienbäumen hin, die, eine Allee bildend, bis zum Ausgange de« Schloßparke« führten. Box eilte in gewaltigen Sprüngen Vorau» und schreckte einige im Park beschäftigte Arbeiter in» Gebüsch, die vor dem vorbeisprengenden Baron ehrerbietig ihre Mützen zogen. Nach wenigen Sekunden befand sich der Reiter auf der offenen Straße, die nach der ungefähr eine Stunde weit ent fernten Stadt, dem Regierungssitz de« Landerherrn, führte. Der Weg führte bergab und bergauf durch den Hochwald, dann tief im Grunde über eine Brücke, unter welcher im schmalen Bett ein kleiner Fluß munter fortrauschte. Noch war die Dämmerung nicht verblichen, da tauchten schon die Türme der Hauptstadt auf, und nach kurzer Zeit hatte der Reiter die ersten Häuser erreicht. Nun mäßigte er den Lauf seine« Pferde«, durchritt die Vor stadt, lenkte dann in eine der stattlichsten Hauptstraßen ein und hielt vor einem palastähnlichen Hotel. Einer der hcrbeieilcnden Bediensteten hielt da« Pferd und be grüßte ehrerbietig den dort schon bekannten Baron. „Den Mantel!' befahl er. Johann beeilte sich, denselben abzuschnallen und ihm einem der Kellner zu übergeben, der dem vorauSschrcitendcn Baron folgte. Derselbe stieg die breite Treppe hinauf. „Schon jemand da?' fragte er zurück. „Nur Herr von Alden; die Herren pflegten in letzter Zeit später zu kommen.' Man ging den breiten Korridor entlang, bi« zu einer der letzten Türen, die der rasch vorauScilcnde Kellner dienstfertig öffnete. Man trat in eine Art Vorzimmer, in dem der Kellner den Mantel ablegte und dann verschwand. Der Baron entledigte sich seine« Hute«, ordnete vor dem großen Spiegel seine, durch den raschen Ritt etwa« derangicrtc Toilette und ging dann in ein andere» äußerst luxuriös einge richtete« Gemach, da« unmittelbar daran stieß. E« schien der GesellschaftSraum zu sein. Ein schimmernder Kronleuchter warf sein strahlende« Licht auf die Sammtsessel, die Diwans, die zierlichen Tische. An den anit kostbaren Tapeten geschmückten Wänden hingen prachtvolle Gemälde in breiten kost baren Rahmen. An einem der Tische, fast vergraben im Sessel, saß schon einer der Gäste, in die Lektüre einer Zeitung vertieft. Beim Eintreten de« Baron« ließ der Leser da» Blatt sinken und preßte da« Monokel in« Auge. — „Ah, ein tkliener Gast, — Steinau!' begrüßte er den Baron, ohne sich zu erheben; er begnügte sich, zwei Finger der rechten Hand ihni zur Begrüßung enlgegenzuslrecken. „Wie e« scheint,' meinte Baron Steinau, sich im leeren Salon umsehend, „fängt die stille Saison jetzt schon an, ihre Schatten vorauszuwerfen.' .Behüte!' sagte Alden, „im Gegenteil, viel Amüsement — immer etwa« spät geworden — und — und darum am andern Abend müde — Jugend hat keine Widerstandskraft mehr — wa«?' Steinau zuckte die Schultern. „Vielleicht klüger geworden, al» wir zu unserer Zeit waren, lieber Alden. Sehen Sie da,' fuhr er fort, mit seiner Hand durch den Bart fahrend, „da, diese weißen Fäden! Ich wollte, ich wäre noch einmal zwanzig Jahre jünger, würd'« wahrhaftig ander« ansangen.' „Eitelkeit, lieber Baron, Eitelkeit! Verzeihlich da«, sind noch Junggeselle; übrigen«, Steinau, man spricht allen Ernste» davon, Sie wollen heiraten?' „Ich?' fragte mit ungeheucheltem Erstaunen der andere, „wahrhaftig, man braucht nur auf einige Tage zu verschwinden und gleich hat sich ein Mhthenkranz gebildet. Erzählen Sic weiter! Sie fangen an, mir interessant vorzukommen.' Er lachte laut auf. „Gut, sehr gut!' bemerkte Herr von Alden, indem er die Augenbrauen in die Höhe zog, so daß sein Monokel klirrend auf die schwere goldene Uhrkette fiel, die im Schein der Kerzen flimmerte. ,Au«gezeichnet maskiert! Hilft aber nicht«! Ihr Bruder will sich zurückziehen — geht da« Gerücht — Sie sollen La« Majorat antreten und da — natürlich! — Leibeserben sind wünschenswert — — also —' Der feine, aber durchdringende Ton einer Glocke wurde hörbar. „Bei meiner Seele —' hörte man eine Stimme im Vor zimmer rufen. „Aha, Slammcr!' sagten Alden und Steinau gleichzeitig, sich lächelnd anblickend. Im nächsten Augenblick trat mit raschen Schritten ein noch ziemlich jugendlich -»«sehender kleiner, beweglicher Herr in« Zimmer, mit blondem, langen Schnurrbart und sorgfältig frisiertem Haar. „Bei meiner Seele, ich freue mich diebisch, daß ich wieder einmal hier bin!' rief er schon an der Tür; „Kinderchen« — ei, sieh' da, Steinau, ein weißer Rabe geworden! Ja, aber wa« ich sagen wollte,' fuhr er fort, beide Hände zur Begrüßung entgcgeostreckend, „seid nicht böse, wenn ich einige Abende fehlte; aber heute mögen die anderen sehen, wie sie ohne mich fertig werden — ich darf doch meine alten Freunde nicht allzusehr vernachlässigen. Nun, und Sie, Onkel Steinau,' wandte er sich zu Baron Kurt und berührte mit einem kräftigen Schlage die Schulter derselben, „sind Heiratskandidat?' „Ich erzähle Ihnen da« nachher, lieber Stammel,' sagte dieser ausstehend, „vorläufig werde ich mich zurückziehen, ich habe Appetit bekommen nach dem Ritt! Auf Wiedersehen, meine Herren!' Er durchschritt zwei andere Zimmer, die an den erwähnten Salon stießen, und gelangte in« Speisezimmer; dann zog er die Klingel und übergab einem durch die entgegengesetzte Tür herein tretenden Kellner seine Aufträge. Während e« sich der Baron gut schmecken ließ, füllten sich die Räume mit Alten und Jungen au« den verschiedensten Kreisen der Gesellschaft, die jedoch mit großer Vorsicht in diesen Klub ausgenommen worden waren; denn die noblen Passionen, denen in diesen Räumen gehuldigt wurde, konnten keine unberufenen Augen und keine indi«Iretc Gesinnung »ertragen. Für die einzelnen Abende war je ein Programm entworfen, und man hielt die Reihenfolge der verschiedenen Amüsement» ge wissenhaft inne. Man trank, sang, scherzte und spielte, kurz, e« war für die verschiedensten Neigungen gesorgt. Welche derselben der heutige Abend gewidmet war, zeigte sich bald. Al« Steinau wieder eintrat, vom Schwarm seiner Bekannten stürmisch begrüßt, bildeten die Verluste und Gewinne am letzten Spielabcnd den Inhalt der letzten Konversation. Baron Steinau übernahm die Bank. Auch an andern Tischen bildeten sich Gruppen, und nach kurzer Zeit hörte man nur noch den Klang der Goldstücke, die leisen Stimmen der Pointeur«, hie und da eine heimlich auSgestoßene Verwünschung unglücklicher Spieler. Auf einem stattlichen Büffelt in der Ecke de« Zimmer» standen Eiskühler mit halb und ganz gefüllten Champagnerflascken, aber die zierlichen Gläser mit dem süß berauschenden Getränk blieben oft lange unberührt. E« war längst Mitternacht vorüber, al« Baron Steinau ausbrach. Sein Kopf glühte. Er hatte heute verloren und war deshalb in wenig angenehmer Stimmung, al« er nun sein Pfero bestieg, um den Heimweg anzutreten. Er sprengte rasch durch die Straßen; donnernd hallte der Hufschlag auf dem Straßenpflaster von den Häusern wieder. Nun war er aus offener Straße. Der Mond schien hell, so daß er seinen Weg weithin deut lich erkennen konnte. Die einzelnen Bäume an der Seite warfen ihren Schatten auf die weißschimmernde Straße. Ringsum lag alle« in tiefster Ruhe. Nur der Husschlag de« Pferde» unter brach die Stille. Der Baron schob die Reitgerte in den Stiefel und lüstete den Hut. Die Nachtluft kühlte seine heißen Schläfen. So ritt er im Schritt Len Berg hinauf, über welchen der Weg führte, dann senkte sich die Straße wieder allmählich hinab in ein dicht bewaldete« Tannental. Au« dem Talkessel stieg e« feucht und kühl herauf, und al« der Reiter sich der Talliese näherte, wurde ihm die Kühle unbequem. Er legte die Zügel auf den Hal« de« Pferde«, rollte den Mantel auf und hängte ihn sich um die Schultern. Er wollte schnell da« Schloß erreichen und trieb sein Pserd zu raschem Laus an. Weit war er von Schloß Steinau nicht mehr entfernt; denn dort vor ihm leuchtete schon die weiß getünchte Mauer der Brücke und da« Rauschen de» Baches drang an sein Ohr. Plötzlich hielt der vorauseilende Hund mitten im Lause an, knurrte und wandte seinen mächtigen Kopf einer Tanne zu, die am Eingänge der Brücke stand und mit ihren mächtigen Aesten bi« hinab in da« zerklüftete, hochwandige Flußbett reichte. Der Reiter ergriff die Zügel fester und langte nach dem Revolver in der Sattellaschc, ohne welchen der mißtrauische und vorsichtige Mann nie fortzureiten pflegte. „Vorwärts, Box!' rief er heransprengend der Dogge zu, die einen mächtigen Satz machte, dann aber wieder wie gebannt stehen blieb. An Gespenster glaubte der Baron nicht, sonst wären ihm angesichts de« halb zur Seite gesunkenen Steinkreuze«, da« hier zur Erinnerung an einen vor langer Zeit an der Stelle verübten Mord errichtet worden war, unheimliche Gedanken gekommen. Er sprengte bi« nahe heran. „Faß, Box!' ries er und beugte sich herab, um mit einem Hieb seiner Reitgerte den zögernden Hund anzulreiben. (Fortsetzung folgt.; Vermischte Hlachrichten. — Lederne Kanonen. Die Meldung, daß die Tibe taner auf die britische Expedition mit ledernen Kanonen geschossen hätten, hat in London große Heiterkeit erregt, denn man nahm an, daß die ledernen Kanonen entweder bloße Wursmaschinen von merkwürdiger Form, oder aber so alte und unbrauchbare Waffen seien, daß ihr Gebrauch von feiten der Feinde dem britischen Reiche auch nicht einen. einzigen Mann kosten könne, — wenn e« sich nicht überhaupt um einen schlechten Scherz de» Korrespondenten handelte. Wa» den „Scherz" anbetrifft, so würde er schon deshalb etwa« deplaziert gewesen sein, «eil e« in derselben Meldung heißt, e» seien mehrere hundert Eingeborene von den britischen Truppen niedergeschosscn worden. Der „Standard" erinnert indessen daran, daß e« bei diesen ledernen Kanonen ganz darauf ankomme, ersten«, ob sie gut konstruiert seien, und zweiten«, ob die Leute sie zu handhaben verstünden. Wa« den ersteren Punkt betrifft, so kehlt vor der Hand jegliche Information, aber e« steht in bezug auf den zweiten Punkt jedcnfaü» fest, daß die Tibetaner e« fertig brachten, für eine beträchtliche Zeit ein ununterbrochene« Feuer zu unterhalten. Sie begannen, sobald die englischen Truppen in Sicht waren, und hielten während de» Schneesturmes, der reichlich eine Stunde dauerte, au«. Hätten die au« den ledernen Kanonen geschossenen Kugeln getroffen, so hätten sie ihr Werk genau so gut getan, al« wenn sie au« den modernsten Scknellseucrwaffen kamen, aber zum Glück für die Engländer trafen sie nicht, sondern fielen alle zu kurz. Da« letztere dürfte indessen mit dem Material, au« welchem da« Geschütz hergestellt ist, sehr wenig zu tun haben. Die ledernen Kanonen sind bekanntlich zuerst von Gustav Adolf eingesührt worden, erwiesen sich aber al« wenig dauerhaft, so daß sie trotz ihrer größeren Leichtigkeit und Beweglichkeit wieder au» dem Gebrauch kamen. Die damaligen schwedischen Kanonenrohre waren übrigen« nicht durchweg au« Leder, sondern bestanden au» dünnen Kupferröhren, die zur Erhöhung ihrer Widerstandskraft mit Leder und Stricken umwunden waren. — Eine heitere Komödie der Irrungen soll sich ganz kürzlich in einem Kirchspiel London« zugetragen haben. Der anglikanische Pfarrer saß eine« Morgen« und brütete über der Predigt für den kommenden Sonntag, al« in großer Aufregung der Küster in sein Studierzimmer stürzte und ries: „Herr Pfarrer! Herr X. (der junge Kaplan) läßt Sie inständigst bitten, gleich in di« Kirche zu kommen. Er hat zwei Paare getraut, die unrichtigen Leute zusammengegeben und weiß nun schlechterding« nicht, wa« er tun soll.' „Haben Sie schon da« Pfarrregister unterzeichnet?' fragte der Pfarrer, auch bestürzt, aber schon ganz bei der Sache. „Nein, noch nicht,' erwiderte der Küster. .Dann,' sagte der Pfarrer, „kann die Sache noch in» reine gebracht und die Leute können aus« neue getraut werden. Sagen Sie Herrn L., ich würde in einigen Minuten in der Kirche sein, um selbst die Trauung vorzunehmen.' Gesagt, getan. Der Küster eilte in die Hur äirs^t V. Lsiätmtabrlrt. Ssuusdsrx, Aüriek. Mitteilungen des Königl. Standesamts KivenstoL vom 25. bis mit 31. Mai 1904. Aufgebote : n. hiesige: Vakat. k. auswärtige: 12) Der Friseur Ernst Adolf Aurich in Glauchau mit dem Dienstmädchen Albine Martha Reinhold in Niederplanitz. Eheschließungen: 35) Der Kaufmann Ernst Camillo Günther hier mit der Wally Amanda Eberwein hier. 3«) Der Maschinensticker Hans Gustav Göbler hier mit der Tambouriererin Elsa Frieda Mehnert hier. 37) Der Wirtschaftsgehilfe Paul Emil Eichler hier mit der Stickerin Martha Emilie Flach hier. Geburt-fälle: 132) Ernst Camillo, S. deS Stickmaschinenbesitzers Ernst Julius Neubert hier. 133) Paul Ernst, S. de- Kaufmann- Julius Paul Schmidt hier. 134) Willy, S. de- Maschinenstickers Gustav Bernhard Herr mann hier. 135) Curt Rudolf, S. deS Fleischergesellen OSwald Heinrich Theodor Zosel hier. Hierüber Nr. 130 und 131 unehel. Geburten. Sterbefälle: 76) Die KlempnermeisterSehefrau Emilie Friederike Schmal- fuß geb. OelSner hier, 80 I. 7 M. 21 T. 77) Gabriele Johanne, T. des MaschinenstickerS Hans Rudolf Heydel hier, 20 T. 78) Die Gemeindevor- standSwitwe Auguste Friederike Unger geb. Süß in Wildenthal, 70 I. 4 M. 1 T. 79) Die Fabrikarbeitersehefrau Pauline Wilhelmine Giannecchini hier, 31 I. 2 M. 5 T 80) Martha Hildegard, T. des Eisenschmelzers Emil Adalbert Protz hier, 2 M. 22 T. 81) Die HilfSwächterSehefrau Marie Fuchs geb. Grund in Wolf-grün, 39 I. 10 M. 23 T. 82) Die Stick- maschinenbesitzerSehefrau Christiane Friederike DitteS geb. Oeser hier, 67 I. 6 M. 22 T. Airchemrachrichte» «ns Schiir-eid«. Freitag, den 3. Juni 1904, abend- ' .9 Uhr . Bibelstunde, Herr Pfarrer Hartenstein. Neueste Nachrichten. (Wolff'« Telegraphische« Bureau.) — Berlin, l. Juni. Wie da« „Berliner Tageblatt' erfährt, ist in der konitzer Mordafsäre eine neue, über raschende Wendung eingeireten. Die letzten Nachforschungen ergaben den gravierensten Verdacht gegen den Arbeiter Maßloff
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