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in den Mund legi: »Sehl einmal, so sieht die Freiheit der sozial demokratischen Partei au»! Und wenn e« jetzt schon so ist, wie soll e» dann werten, wenn die Partei erst die Macht in Händen hat, wenn sie heute die Leute schon zwiebelt nach ihrem Gusto!" Der Mann hat ganz recht. War die Wähler in Zschopau erlebt haben, gibt ihnen einen kleinen Vorgeschmack von dem, wo» reine Jakobiner Herrschaft bedeutet: nämlich rücksichtslose Unterdrückung der Wahl-, Willen», und Meinungsfreiheit zur Hähern Ehre der paar Machthaber, welche die Vorsehung spielen; eiserne Gewaltherrschaft der Usurpatoren, weil jede Macht nur durch die Mittel erhalten werden kann, durch die sie gewonnen wird. Der JakobiniSinu» duldet keine Freiheit unv keine Mei nungsverschiedenheit, weil er an ihr zu Grunde gehen würde, und die Girondist, n haben diese Erfahrung mit ihren Köpfen bezahlen müssen. Die Revisionisten von heule Mägen daher dem vielgeschmähtcn GegenwartSstaale dankbar sein, daß er sie vor einem neuen Wohlfahrtsausschuß bewahr«. Sie würden die ersten sein, die der Worte zu gedenken hätten, die Madame Ro land, die berühmte Girondistin, aus dem Wege zur Guillotine angesichts der Statue der Freiheit auSries: ,O Freiheit, wieviele Verbrechen begeht man in deinem Namen!" Indessen ist man heute noch nicht beim Köpfen angelangt, und da sich die sozialdemokratischen Ultra» diese« unfehlbaren Mittel» zum Mundtotmachen nicht bedienen können, so werden wir Gelegenheit haben, noch ästcr so erbaulichen Auseinander setzungen zwischen den beiden Richtungen in der Sozialdemokratie beizuwohncn, wie jetzt in Kappel und vor kurzem in Dresden. Tagesgefchichte. — Deutschland. Die Jacht „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ist am Freitage von Palermo nach Malta in See gegangen, woselbst sie am Sonnabend eintras. — Berlin, 9. April. Oberleutnant Techow telegraphiert von heute: Die Abteilung Glasenapp hatte auf dem Vor marsch von Owikokorero am 2. April ein schwere» aber sieg reiches Gefecht beiOkaharui. Der Gegner zog in nordästlicher Richtung ab. Glasenapp ist am 3. April aus Otji- kuara marschiert, er beabsichtigte, den Gegner anzugreifen. Bei dem letzteren wurden 92 Tote gezählt. Diesseits sind der Re- servcleutnant Nörr und 31 Mann getätet, der Leutnant Hilde brandt und 15 Mann verwundet. — Au» Kiel schreibt man: Der Verkauf des Ham burger Schnelldampfer« »Fürst Bismarck" ist jetzt perfekt geworden und in nächster Zeit wird wohl auch der Ab schluß de» Verkaufs de» »Kaiser Friedrich" gemeldet werden. Beide Schisse werden durch zweite Hand in den Besitz Rußland« übergehen. Bei Ausbruch de« spanisch-amerikanischen Krieges, im April 1898, verkaufte die Hamburg-Amerikalinie ihre Schnelldampfer »Normannia" und „Columbia" und der Nord deutsche Lloyd den Schnelldampfer »Havel". Alle drei Schisse gingen in den Besitz der spanischen Regierung über, die sic im Kriege verwenden wollte, aber keine Gelegenheit dazu fand. Die „Columbia" wurde später von der Hamburg-Amerikalinie zurück gekauft. Mit »Fürst Bismarck" ist ein Schiff au« der Handels marine auSgeschiedcn, welche» im Jahre >891, bei seiner Ein stellung in die Fahrt Hamburg-New-Iork einen neuen Ozean rekord schuf und diesen jahrelang behauptete. Er legte die Fahrt nach New-Jork in 6'/, Tagen zurück. „Fürst Bismarck" und „Auguste Viktoria" waren die beiden ersten auf einer deutschen Werft, nämlich dem „Vulkan" in Stettin, erbauten Doppel schraubendampfer und sind noch heute eine Zierde jeder Handels flotte. Der Dampfer „Kaiser Friedrich" wurde von der Schisssbauwerft in Danzig sür den Norddeutschen Lloyd erbaut, genügte aber nicht den Anforderungen in Bezug aus die Fahr geschwindigkeit, daß der Lloyd die Annahme verweigerte. »Fürst Bismarck" läuft etwa 20 Seemeilen in der Stunde. E« handelt sich also um durchau« schnelle und noch keineswegs alte Schifte, die zusammen einen Wert von über 15 Millionen Mark repräsentieren. Wenn jetzt die Gelegenheit sich geboten hat, beide Schisse zu einem guten Preise zu veräußern, so lag kein Grund vor, diese Gelegenheit unbenutzt vorübergehcn zu lassen. Da» abgcstoßenc Schiffsmaterial wird sicher durch neue« ersetzt werden, da» den heutigen Anforderungen in jeder Weise entspricht. — Schweiz. Der Schweizer Ständers! hat einstimmig ein Gesetz angenommen, durch welches die Verherrlichung von Verbrechen der anarchistischen Propaganda mit Gefängnis bestraft wird. — Türkei. Laut Telegramm an» Konstantinopel ist dort am Freitag abend 8 Uhr da« türkisch-bulgarische Abkommen von dem Vertreter der Pforte und dem bulgarischen diplomatischen Agenten Natsckewilsch unterzeichnet worden. Bul garien verpflichtet sich, die Bildung von revolutionären Komitee» und bewaffneten Banden gegen da« türkische Reich zu verhindern und seine Untertanen, die in den benachbarten Provinzen revo lutionäre Handlungen vorgenommcn haben, nach Maßgabe der Gesetze zu bestrafen. Bulgarien wird außerdem die Einfuhr von Explosivstoffen usw. nach den drei makedonischen Provinzen ver hindern. Mit Rücksicht auf die mit den Ententemächten verein barte Durchführung der Reformen in den drei Provinzen wird der Sultan alle wegen revolutionärer Akte Verurteilten, Ver hafteten oder Verbannten amnestieren, diese in Freiheit setzen und ihnen die Rückkehr in die Heimat gestalten, mit Ausnahme der wegen Tynamitattentate Verurteilten. Die makedonischen Flücht linge werden bei ihrer Heimkehr behus» Wiederausbauc» ihrer Wohnungen unterstützt. Ausnahmsweise Zollmaßregeln und die gegen die Zirkulation von Eisenbahnzügcn verfügten Erschwerungen sind ausgehoben. Die türkischen Untertanen bulgarischer Abkunft sind zu öffentlichen Aemtern in der Türkei zugclassen. Eine ge mischte Kommission wird die übrigen noch schwebenden Streit fragen erledigen. Ein Vertrag über Auslieferung von gemeinen Verbrechern wird Vorbehalten. Ebenso alle Vereinbarungen über gegenseitigen Grenzschutz. — Vom russisch-japanischen Krieg. Die neuesten Nachrichten vom Kriegsschauplatz? lassen erkennen. Laß in der Gegend der Ialu-Mündung wichtige Ereignisse bevorstehen. Ob gleich die Russen in der Mündung de» Jalu und an der Küste bei der etwa» westlicher gelegenen Stadt Takuschau Minen au»- gelcgt haben, scheint e« dennoch Tatsache zu sein, daß die Japaner sich zu Herren der Flußeinfahrt gemacht haben und die ganze Koreabai beherrschen. Die Landarmee der Japaner schiebt sich mehr und mehr gegen den Jalu vor, ein Teil davon soll sogar schon den Jalu überschritten haben. Die Russen ziehen sich zurück. Dagegen sollen sich starke russische Truppenmasscn läng» de« TumenflusseS aufgestellt haben. — E» wird telegraphiert: Nagasaki, 9. April. Der Kommandant de» japanischen Kanoncnbote« .Oschima", Hirose, dessen Bruder bei Port Arthur gefallen Ist, erklärte gelegentlich eine» Empfange» an Bord am 2. April, daß der Gefecht-wert ter japanischen Flotte unver mindert sei; nicht ein einzige» Torpedoboot sei verloren. London, 9. April. Nach Meldungen au» Niutschwang sind dort Berichte eingelausen, wonach die Japaner erfolgreich den Jalu überschreiten; Vorposten stießen bereit» aus eine kleine russische Abteilung am Nordufer; ein kleine» Gefecht fand östlich von Tatungkau statt. General Kuropatkin kam gestern in Niutschwang an und besichtigte sofort die Garnison, die au» 5000 Mann Infanterie und drei Batterien besteht. Weitere 10000 Mann Verstärkung sind bereit» dorthin beordert; sie kommen in zwei Tagen an. Fernere 15000 Mann sollen bereit stehen, um jeden Moment in Niutschwang zur Verteidigung cin- zutressen. Sechs elektrische Minen wurden gelegt, welche im Hafencingang nur einen schmalen Kanal srcilassen. Die Ver teidigungsmaßnahmen sind vollständig getroffen. Ein Angriff der Japaner wird täglich erwartet. Söul, 8. April. Die erste Armee de« General» Kuroki, bestehend au» den Divisionen zwölf, zwei, der Garde und Spezialwaffen, namentlich Pionieren, mit 70000 Mann, aber nur 50000 Kombattanten, ist bei Pingjang konzentriert. Da« Gro« der Vorposten steht bei Andschu, die Vorpostcnkavallerie bei Kasan. Die Basis der Armee ist Tjchemulpo-Söul, wo vier Reservebataillone stehen; zwei Bataillone sichern die zehn Etappen zwischen Söul und Pinjang. 5000 Pioniere bauen die Feldbahn Söul Widschu, Zivilarbeiter vollenden inzwischen die Bahn Söul- Fusan, die bi« zum Herbst fertig sein soll. Fusan wird stark befestigt. Da» Gro« der russischen Kavallerie ist über den Jalu zurückgegangen. Die Kosaken betrugen sich nach Berichten ameri kanischer Augenzeugen musterhaft und bezahlten alle Lebensmittel, während sie nach japanischer Aussage geplündert haben sollten; dasselbe sagen indessen die Koreaner den Japanern nach. Diese leiden viel unter Erkältungen, namentlich an Halskrankheiten, obwohl da» Wetter unerwartet warm ist. Die beiderseitigen Patrouillen haben augenscheinlich Befehl erhalten, Zusammenstöße zu vermeiden. Der japanische Train ist enorm. Auf jede Divi sion kommen 6000 Nichtkombatlantc». Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, l l. April. Wir wollen nicht versäumen, nochmal« an dieser Stelle auf Las am Mittwoch im Fcldschlöß- chen staltfindendc große Wohltätigkeit« Konzert zum Besten unserer in Südwestafrika geschädigten Landsleute hin zu weisen und den Besuch desselben angelegentlichst zu empfehlen. Wie aus dem Inseratenteil vorliegender Nummer ersichtlich, ist da» aufgestellte Programm ein äußerst reichhaltige« und ab wechslungsreiches und verspricht sonach allen Besuchern einige genußreiche Stunden. Im Interesse der guten Sache ist ein recht reger Besuch zu wünschen. — Eibenstock. Ostersonntag vormittag sand im Zeichen saale hiesiger Industrieschule in Gegenwart von Vertretern au» Industrie- und Handwerkerkreisen die Entlassung der Schüler der Zweigabteilung der Kgl. Kunstschule Plauen und der gewerb lichen Zeichenschule Eibenstock, sowie die Eröffnung der Aus stellung der Schülerarbeitcn vorgenannter Anstalten statt. Nach einer kurzen Ansprache des Lehrer« der Schulen ergriff Herr Bürgermeister Hesse da« Wort, die Schüler zu tüchtigem Streben ermahnend und die Bedeutung eine« umfassenden Fach unterrichts für da» weitere VorwärtSkommen betonend. Einigen Schülern beider Anstalten konnten für Fleiß, gutes Betragen und tüchtige Leistungen öffentliche Belobigungen ausgesprochen bez. einem Schüler der gewerblichen Zeichenschule eine Bücherprämie zuerkannt werden. Die Ausstellung selbst erfreute sich eine» regen Besuches, denn es haben ca. 180 Personen jeden Standes die ausgestellten Arbeiten besichtigt. Letztere umsaßten den gesamten UnterrichlSgang und bestanden in Zeichnungen nach Vorlagen in Conluren und farbiger Ausführung, diesen schlossen sich aus der LängStafel die Zeichnungen nach GyPSmodellen an. Auf der rechten Seitenwand de« Saales folgten die Zeichnungen nach Natur, Blätter und Blumen in einfacher Ausführung, fort schreitend bis zum Zeichnen von ganzen Blumengruppen mit An gabe von Licht und Schatten in z. T. farbiger Ausführung, und nach diesen sahen wir auf derselben Seite die Zeichnungen von Gardinen sür Lockerstich, Spachtel, sowie die Zeichnungen von Mustern für Stickereien. An der linken und vorderen Saalwand befanden sich die Zeichnungen in geschichtlichen Stylartcn, welche« Fach sich durch alle 3 Jahrgänge hindurchzieht. Link« vom Ein gang befanden sich die Arbeiten der gewerblichen Zeichenschule, beginnend mit geometrischem und projectivem Zeichnen al» Vor arbeit de« dann folgenden Fachzeichncn» für die verschiedenen Gewerbe, al» Tischler, Schlosser, Maler re., beginnend mit der Ausnahme einfacher Modelle und fortschreitend bi« zur freien Aufnahme auSgesührter Gegenstände, al« Tische, Türen, Schränke rc. Diese Arbeiten waren in Len verschiedenen Ansichten mit Angabe der Schnitte und Maße auSgeführt, wodurch die Schüler befähigt werden sollen, selbständig nach einer derartig ausgeführten Werkzeichnung zu arbeiten bez. eine solche selbständig auszuführen. ES steht zu hoffen, daß durch die rege Besichtigung der aus gestellten Zeichnungen da« Verständnis sür die Zwecke und Ziele der gewerblichen Lehranstalten in immer größere Kreise dringt und durch rege Anmeldung neuer Schüler die Arbeit der Schule immer mehr und mehr anerkannt wird, zum Nutzen und Segen unserer Industrie und unseres Handwerks. — Dre «den, 8. April. Der Präsident der zweiten Kammer I>r. Mehnert teilte zu Beginn der heutigen Sitzung mit, daß die Regierung und die Präsidien der ersten und der zweiten Kammer dahin übereingekommen seien, die Session womöglich am I I. Mai, spätesten» aber vor dem Pfingstfest, zu schließen. — Dresden, 9. April. Die Strafkammer verurteilte den Redakteur der »Dresdner Rundschau", Müller, wegen Beleidigung der Generaldirektion der Königl. sächsischen StaatSeijenbahnen in einem Artikel über da« Buchholzer Eisenbahnunglück zu 1000 M. Geldstrafe eventuell 100 Tagen Gefängnis und sprach der General direktion die PublikationSbesugni« de» Urteil« zu. — Leipzig, 9. April. Die Leipziger Aerzte erklärten in einer gestern abend abgehaltenen Versammlung, unerschütter lich aus ihren Forderungen beharren zu wollen und auch den Angehörigen von Kaffenmilgliedern die ärztliche Hilfe zu versagen. — Plauen, 9. April. In der Nacht zum 5. April ist der Soldat Schneider der 9. Kompagnie vom Infanterie-Regiment Nr. 134 auf der Neunburgerstraßc in der Nähe der Kaserne schwer verletzt und bewußtlos ausgefunden worden. Erst am 7. April Ist er wieder zum Bewußtsein gekommen. Er gab in unzusammenhängenden Reden an, er sei von mehreren Zivilisten rücklings Überfällen und mit Stöcken geschlagen worden. Den Tälern ist man auf der Spur. — Klingenthal, 9. April. Bon einem bedauerlichen Unfall wurde am dritten Osterfeiertagc die Braut de» Lehrer« Kneifet, Fräulein Schubert, betroffen, die im Begriffe stand, mit ihrer Mutter da« Zimmer ihre» neu nach hier versetzten Bräutigam» cinzurichten. Da» Unglück ereignete sich im Hause Anerbacher- straße >128, und zwar dadurch, daß plötzlich die Läng«seitc einer Bettstelle umfiel, wodurch die Petroleumlampe, welche Fräulein Schubert in der Hand hielt, zertrümmert wurde. Da» brennende 's .Uns .Ich weiß nicht, hält auch mein SiM .Sch Friedel, . nötig. D so schlimm Krankheit, wohl gesp da« Komi gleich zu dem Bode .Ich schmalen hier bi« i .Wii Geigenfr« .Ich lohn'» Eu Friedel!" „Gut soll der K Und t zurückgeleh Wangen t nickte ihr die Tür. »Har Zeit, ,wa »Mu Friedel. ! Knabe uni der Mutte .Mei kleine Ha Harry, de nicht weh: .Ja, wachen, iö ,Uebi leise heiße Bitten mc daß sie ni vorhin ges wie Gott Wichtige» »Har licherer St Wenn ich kommen m ruft, dann — c» ist daran, hi nebmen ui und mein worden sei „Ja, Wicd> durch den WirtSstube Zechgenossi .Ich klang ihr i auch zu il zärtlich an, sie, ein vcr ihren Bun am Altar, eine jugent neben der Sterbekiffei Gesicht vor glänzten, > Gattin ein .Du ihr gesproä wir vertäu — nicht n ängstliche» Und s Wie könnt konnten nie Stöhn Bild steigt der verhänj — ja, der ihr Leben»; Ihren Kirchhofe», die Schaudt dem Stadt; .Mutt Stöhnen dt Die L .Schl« .Aber .Gewi .Aber .Wie Dann geltend, der Längs-: schlafen, obt Der S sei. Sic n Leise st, fauste e« i! nacht und d Als si, den Dienst, vor ihr und die Gäste h DerB in ihren gü und ihre B wecken sollen Plötzlick vor den Äug Mach rangen Jahren. Roman von Fritz von Wickede. (I. Fortsetzung.) Hariy schlüpfte ter Vorausschreilenden nach, die Tür schloß sich wieder und stöhnend warf sich die Schauspielerin auf da» in einer Ecke au« duftigem Heu und darübergebreiteten Decken hergerichtete Lager. .Gute Nacht, Mutter!" sagte noch leise der Knabe, dann legte auch er sich nieder. Eine Weile war'» still, nur die raschen kurzen Atemzüge waren hörbar. » Bald aber richtete sie sich wieder auf, ein krampfartiger Husten erschütterte den schwalben Körper lange Zeit. .Wasser, Hariy, gib mir Wasser!" Der Knabe griff zur Seite in da» Heu, wo er den gefüllten Krug verborgen hatte. „Hier, Mütterchen!" In raschen Zügen trank die Kranke und sank dann tief er mattet wieder zurück. E» mochten einige Minuten vergangen sein, da ließ sich die Stimme der Mutter wieder vernehmen; aber sie klang hohl und kaum hörbar: .Harry, hole den Geigensriedel. Sag' ich wär' krank." Der Knabe sprang aus und verschwand durch die Tür. Er eilte über den Hof, ging durch da» Wirtshaus und so rasch ihn seine kleine Beinchen zu tragen vermochten, bi» zu dem Häus chen, in welchem der Geigensriedel wohnte. Geigensriedel war der Musikant de» Dorfe», der auch während der Theater-Vorstellungen mittel» seiner Ziehharmonika die Musik kapelle ersetzt hatte. Er war ein gutmütiger, einfacher Mann, der überall gern gesehen war. Er hatte sich schon halb entkleidet und wollte sich eben zur Ruhe begeben, seine Eheliebste, die brave Susanne, lag schon in dem hochgebauschten Bett, da hörte er draußen am kleinen Fenster seiner niedrigen Stube ein rasche« Klopsen. Wer konnte denn da« sein? Er fuhr in seinen Festtag«rock, den er heute abend zur Vor stellung angezogen hatte, und ging hinau» vor die Tür. .Geigenfriedel, du sollst zur Mutter kommen!" hörte er ein feine» Sümmchen. „Ah, du bist», Kleiner? Und zur Mutter soll ich kommen?" .Ja, die Mutter ist krank." »Hm, hm!" brummte der Musikant, .dacht mir'« doch, daß so kommen wird. — Warte hier, ich werde mitgehen!" Kopfschüttelnd ging er in die Stube zurück, weckte seine Gattin und teilte ihr mit, wa» er vorhabe, griff nach dem Hut, nahm eine kleine Laterne und folgte dem rasch vorau«trippelndcn Kleinen, der, aufgeregt durch da» alle«, wa» geschah, leise zu weinen anfing. Auf dem Hofe de» Wirt»hause» angelangl, zündete Gcigen- friedel da» Licht in der Laterne an und bald darauf befand er sich am Lager der Mutter de» Kleinen. Er erschrak vor dem bleichen Au»sehen der Schauspielerin, di» von dem Licht geblendet, die fieberhaft glänzenden Augen schloß. Friedel stellte die Laterne hinter da» Gebälk. .Geigenfriedel," sagte leise die Kranke, .Ihr wäret immer so freundlich zu mir, ich habe Euch gebeten, zu mir zu kommen, so spät, Ihr seid nicht böse de»wegcn?" Petroleum ergoß sich über die Kleidung der 19 Jahre alten Braut, die infolge dessen im Gesicht, an der Brust und den unteren Gliedmaßen schwer verbrannt wurde. Die Herren Sa nität»rat vi. Schoemann und Drogist Wolf leisteten sofort Hilfe, die Verbrennungen, die die Bedauernswerte erlitten, erwiesen sich jedoch al« so schwere, daß eine Uebersührung in da» Kreiskranken- stift zu Zwickau notwendig wurde. Hier ist die Bedauernswerte nun ihren Verletzungen erlegen. — Ellefeld, 8. April. Ein entsetzlicher Unglücks fall hat sich am Mittwoch abend in der Familie de« Fuhrwerk»- besitzer« Thoß ereignet. Al» die Familie beim Abendessen saß, stürzte plötzlich die brennende Hängelawpe von der Decke, zer schellte auf dem Tisch und da« Petroleum ergoß sich auf die am Tisch sitzenden Familienmitglieder. Ein 4jährigc» Kind erlitt so schwere Brandwunden, daß e« bald darauf starb. Da« 6jährigc Töchterchen wurde am Kopfe schwer verbrannt, doch hofft man e« am Leben zu erhallen. Die Mutter und ein I5jähriger Sohn sind bei den Bemühungen, die Flammen zu löschen, an Len Händen erheblich verbrannt worden, während der Vater und die übrigen Familienmitglieder mit leichten Verletzungen davonkamen. — Morgenröthe. Am Donnerstag früh gegen 4 Uhr brannte die der Firma H. L. Lattermann u. Söhne gehörige Schneidemühle in Tannenbergsthal bi« auf die Umfaffung»- mauern nieder. — Der Evangelische Bund in Sachsen hat in folge der Bewegung gegen die Aushebung de» 8 2 de» Jesuiten gesetze» eine große Anzahl neuer Mitglieder erhalten. So sind dem Leipziger Zweigverein allein gegen 1000, dem Dresdner gegen 500 neue Mitglieder beigetretcn. Der sächsische Landes verein des Bunde» ist nunmehr einer der stärksten, vielleicht der stärkste im ganzen Deutschen Reiche, zumal auch an vielen Orten neue Zweigvercine entstanden sind. Die Bewegung gegen die Rückkehr der Jesuiten hat übrigen», nach den »DreSd. Nachr.", in Dresden eine Steigerung der UebertriltSbewegung schon jetzt zur Folge gehabt. Ein großer Teil der Katholiken stimmt mit den Protestanten in der Beurteilung de» JesuitiSmu» überein; und aus solchen rekrutiert sich die wachsende Zahl derer, die der römischen Kirche jetzt den Rücken kehren. Selten haben so viele Katholiken, Männer und Frauen, bei den evangelischen Pfarr ämtern um Ausnahme in die Landeskirche nachgesucht, wie gerade jetzt. - Vom 15. April ab sind im Verkehr mit Rußland auf Grund eine« Sonder-Abkommen» Postanweisungen bis zu 216 Mk. — 100 Rubel zulässig. Die Postanweisungsgebühr beträgt 20 Pf. für je 20 Mk. Aus den Verkehr mit Finnland findet die 'Neuregelung zunächst keine Anwendung. Theater t« Eibeafto«. .Jugend", ein» der besten Dramen au» der Feder Max Halbe'«, gelangte am Freitag zur Aufführung. Da» in einem katholischen Pfarrhause eine» polnischen Dorfe« spielende Stück sand infolge der ihm eigenen spannenden Handlung verbunden mit einer guten Charakteristik der einzelnen Rollen eine gute Wiedergabe seilen» der darstellenden Personen. Insbesondere hatte Frau Dir. Meischner ihre schwierige Rolle als Annchen, die Nichte de« Pfarrer« Hoppe, voll erfaßt, ebenso auch ihr Partner, Herr Oberreich, als ein zu Besuch im Psarrhause weilender Student. Herr Großeck gefiel in seiner Rolle de» alten Pfarrer Hoppe, während Herr Direktor Meischner den Kaplan Gregor v. SchigorSky, einen Eiferer, gut wiederzugeben wußte. E» wäre nur zu wünschen, wenn nicht so laut souffliert würde, wa» sich an diesem Abend recht bemerkbar machte. Da« Stück fand im übrigen Anklang beim Publikum und hätte einen besseren Besuch verdient.