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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190403240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040324
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-24
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Monat
1904-03
-
Jahr
1904
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ziger Aerzte verhindern, die Kassenpraxi« wieder auszunehmen, werde von 250 Existenzen säst die Halste zusammenbrechen. — Leipzig, 2S. März. Die Aerzte der Ort«kranken- lasse hielten gestern abend hier eine Versammlung ab. Nach längerer Debatte sprach sich die Versammlung dahin au», daß ihrer Ueberzeuguug nach die der Ortskrankenkasse am I. April voraussichtlich zur Verfügung stehenden Aerzte weder der Zahl noch der Beschaffenheit nach genügen werden, da« DistriktSarzt- shstem durchzusühren. Ferner wurde beschlossen, sich beschwerde führend an da« sächsische Ministerium zu wenden, da die Ouali tät der neuengagiertcn Aerzte nicht ganz einwandfrei sei. Auch seien in Wirklichkeit nicht 75 Aerzte, sondern viel weniger enga giert. Der Vorstand wolle mit dieser Angabe die alten Kassen ärzte nur zum Nachgeben veranlassen. — Plauen i. B., 19. März. Aus der hiesigen Polizei hauptwache ist gestern abend der auf der Wanderschaft befindliche Gärtner Ernst Thiclemann au« Riesa gestorben. Al« Todesursache wurve Lungenschlag festgestellt. Th., der am 4. April sein 40. Lebensjahr vollendet hatte, übernachtete vom Donner«tag zum Freitag in der Herberge zur Heimat hier und befand sich auch gestern abend wieder in genannter Herberge, verließ diese aber in der achten Stunde, um sich, wie er sagte, nach dem Krankenhause zu begeben, da er sich krank fühle. Er kam nur bi« an die ersten Häuser des oberen Steinweg« und blieb dort auf den Stufen vor einer HauStüre sitzen. Al« ihn Schutzleute sanden, führten sie ihn in die nahe Polizeiwache, wo er alsbald den Geist aufgab. Der Leichnam des Verstorbenen wurde nach der Leichenhalle auf dem hiesigen Friedhöfe übergesührt. — Plauen, 22. März. Der „Vogtl. Anz." meldet au« Silberbach: Eine Anzahl Personen au» Klingenthal, Zwota usw. wurden wegen Falschmünzerei gestern verhaftet. Die Falsch- münzergescllschast soll angeblich au« 8 Personen bestehen. Die Verhafteten wurden dem Bezirksgericht GraSlitz cingeliefert. — Adorf, 22. März. Beim Spielen mit einem geladenen Revolver hat am Sonntag nachmittag im benachbarten IugelSburg der OelSnitzer Realschüler Karl Dörfeldt einen 9jährigen Knaben namens Müller in den Unterleib geschossen und schwer verletzt. — Zwei 12 jährige Knaben, Roßbach und Keßler mit Namen, gerieten am Sonnabend beim Kugelspiel auf der Straße in Streit. Der erstere, in Wut geraten, zog plötzlich ein Messer aus der Tasche und versetzte seinem Spielkameraden drei tiefe Stiche in Arm und Rücken. — Schneeberg, 21. März. Schon wieder ist hier ein empörender Baumfrevel verübt worden. Vom Sonnabend zum Sonntag wurden von den an der Promenadenstraße nach dem PinkeS angepflanztcn Bäumen 84 der Kronen durch Abbrcchen beraubt. Im vorigen Jahre wurden an derselben Allee 117 Bäume abgehackt, und vor wenigen Tagen wurden an der Straße nach dem Marienhofe 15 junge Kirschbäume vernichtet. Ein der letzten Schandtat dringend verdächtiger Mensch wurde verhaftet. — Niederschlema, 21. März. Gestern nachmittag in der 5. Stunde hat hier, hinter dem Hause de« Materialwaren händlers Herrn Leibiger, ein großer Bergrutsch stattgefunden, durch den der AuSgang de« Hauses vollständig verschüttet und die Bodenmassen bis an« I. Stockwerk angestaut worden sind. Der Berg war zwar durch eine etwa 1 Bieter vom Hause ab stehende 8 Meter hohe und 20 Meter lange Stützmauer befestigt, die große Nässe und der Frost scheinen da« Mauerwerk aber doch derart gelockert zu haben, daß dieses die Widerstandsfähigkeit ver loren hat. 18 Meter der Mauer sind durch den Bergrutsch zum Einsturz gekommen und gewaltige Boden- und Mauermassen haben den ganzen zwischen Mauer und Haus befindlichen Raum auS- gesüllt. Menschenleben sind glücklicher Weise nicht zu Schaden gekommen. — Schwarzenberg, 21. März. Bezüglich de« am 19. ds«. Mt«. durch den hiesigen Gendarm in Breitenbrunn wegen EinbruchSdiebstahlS festgenommeneu Hausdiener« Graf ist noch weiter zu berichten, daß derselbe wegen ähnlicher Delikte bereit« von mehreren Amtsgerichten steckbrieflich verfolgt wird. Auch ist Graf zuvor au« dem GerichtSgcfängni« zu Brüx in Böhmen, wo derselbe eine schwere Kerkerstrafe zu verbüßen hatte, auSgebrochen. — Johanngeorgenstadt, 2l. März. Aus eigenartige Weise ist am Sonnabend früh der Bergarbeiter Groß auf dem Wege nach seiner Arbeitsstätte verunglückt. Derselbe trug sein Handwerkszeug, darunter eine Spitzhacke, auf dem Rücken; als er den vom Bahnhofsteig nach der WittigSthalcr Straße ab zweigenden Weg hinunter ging, kam er zu Fall, hierbei drang ihm die Spitze der Hacke derart in den Rücken ein, daß er schwerverletzt in seine Wohnung verbracht werden mußte. — Buchholz, 22. März. Au« Anlaß der gestern von der Zweiten Ständekammcr gefaßte» Zustimmung zu dem Ausbau de« Buchholzer Bahnhofes al« Endstation für den Güter- und PcrsonenzugSverkchr prangten viele Privathäuser unserer Stadt in Flaggenschmuck. — Die Stichwahl im 20. Wahlkreise wird bereit» Freitag, den 25. März, stattfinden. Theater in Eibenstock. Am Dienstag ging da« gewiß allerseits mit Spannung er wartete ScnsationSstück BeycrleinS „Zapfenstreich" in Szene. Dasselbe will dem Zuhörer eine» Einblick in da» in time Leben der Osfiziere einer kleinen Grenzgarnison geben und bezweckt hauptsächlich, den OfsizicrSstand in ein niedrige» Licht zu setzen, stimmt also so ziemlich mit Bilsc überein. Der mo ralische Wert de» Stücke» ist nicht hoch anzuschlagen, denn es trägt fast lediglich der SensationSsucht Rechnung. Diese» zuerst von der Zensur verbotene, später aber wieder frcigegebcne Erzeugnis kann auch den Zuhörer infolge seiner nicht gerade ge wählten Ausdrücke und derben Flüche speziell im l. Akt aus die Dauer kaum fesseln, doch kann man ihm andererseits eine spannende Schreibweise nicht aberkennen. Dargestellt wurde da» Stück von allen Mitwirkenden durchweg gut, insbesondere war die» von den drei Hauptdarstellern, Herren Oderreich (von Lauffen) und Kuh nert (Wachtmeister Volkhard!) sowie Fräulein Werner (Klärchen Volkhard!) der Fall, verstanden sie e« doch, sich in ihre Rollen ganz hineinzuleben und sie auch demgemäß wiederzugeben. Treff lich spielte auch Herr Schulz den Sergeanten Helbig und ebenfalls Herr Bernhardh al« Leutnant von Höwen, doch auch die Dar steller der kleineren Rollen brachten dieselben gut zur Wiedergabe. In Betracht kommt bei sämtlichen Spielern, daß die Rollen durchweg dankbare waren. Am Donnerstag, den 24. d«. findet die Aufführung de« interessanten Schauspiele«: .Die rote Robe' von Eugen Brieux statt, und empfehlen wir auf» Wärmste den Besuch dieser Vorstellung. — Freitag, den 25. d«. feiert Herr Eduard Kuhnert seinen Abschied vom hiesigen Publikum. Herr Kuhnert tritt leider - wie wir hören — mit Ablauf der Winterspielzeit (Palm sonntag) au» dem Ensemble unsere« Theater«, und zeigt sich un« am Freitag zum letztenmale in einer seiner schönsten Rollen. Wir wünschen dem beliebten Künstler zu seinem Abschied«- und Ehrenabend ein recht volle« Hau«! Er hat e« wohl verdient! Z>er Hivenvaum stirvt aus. Unter unseren Nadelhölzern, die da« Gepräge der Landschaft bestimmen, zeigt sich, wenn auch selten, doch hin und wieder eine in vielfacher Hinsicht recht eigentümliche Holzart: die Eib<(Taxus daccuta). Sie gilt al« ein .au«sterbender Waldbaum', besten Rückgang in erster Linie die Ausrottung de« größten Teil« der ursprünglichen Bewaldung verschuldete, die dem Acker-, Wiesen- und Gartenland weichen mußte. Indessen ha» gewiß auch die rücksicht-lose Nutzung, die von jeher dem Baume, namentlich seine« vortrefflichen, zu mancherlei Zwecken vorzüglich geeigneten Holzer wegen widerfuhr, da« ihrige beigetragen. Schon au« diesem Grunde darf der Baum al« eine bei un« immer seltener werdende Pflanzenart eine allgemeine Teilnahme beanspruche», nicht zu vergessen der Fülle von Eigentümlichkeiten, die er al« Einzelwesen in seiner ganzen äußeren Erscheinung, im Baue, in seiner ungeheuren Zähigkeit und der staunenswerten Dauer seine« Leben« bietet. Die Eibe kommt jetzt in Deutschland nur sehr zerstreut vor. Für da« Königreich Sachsen wird außer der Lau sitz die Sächsische Schweiz mit Vcgelgesang, Posta, Rottwerndorf, Weesenstein, Somsdorf, im Tale der Elbe oder in deren Seiten tälern gelegen, wie da« Grenzgebiet gegen Böhmen genannt, wo da« eigenartige Nadelholz in einer Anzahl sehr schöner alter Bäume wildwachsend vorkommt.. Viele dieser Eibcnbäume sind schon der Säge verfallen, angeblich, weil ihre Aeste dürr wurden, vielleicht auch, daß ein rechnender Geist au» dem al« wertvoll erkannten Holze Nutzen zu ziehen verstand. In Gohlis bei Leipzig, in der Lindenstraße, steht eine der schönsten Eiben der Leipziger Gegend, viele Meter hoch im Stamme, gesund an Laub und Krone, eine Zierde de» Garten», dem sie angehört. Ein prachtvolle» Exem plar einer Eibe haben wir neuerding» in Prostewitz bei Lieben werda zu Gesicht bekommen. Bei einer Stammhöhe von 2 Mir. und einem Kronendurchmesser von 6'/, Meter zeigt dieser Baum an seiner Basi» einen Umfang von etwa 1 Meter und einen Durchmesser von 34 Zentimeter. Leicht kann man darau» einen Schluß auf da» hohe Alter dieser Eibe schließen. Ein ganzer Eibcnwald von etwa 450 wildwachsenden Eibcnbäumcn befindet sich, wie man un» au» dem sachsen-weimarischen Städtchen Derm bach mitteilt, in halbstündiger Entfernung von diesem Orte bei dem Dorfe Glattbach aus einer Fläche von einigen Hektaren zer streut. Durchweg zeigt der Toxu» einen sehr gedrungenen Bau. Ihm fehlt da» mächtig in die Höhe Strebende der Fichte und Tanne, sein Stamm bleibt niedrig, die Krone geht lieber in die Breite. Leicht hebt er sich durch seine tiefdunkle Belaubung von seiner Umgebung, und damit wird da» Gepräge de» Eibenbaume« ein düstere«. Von allen unseren Holzgewächsen zeigt die Eibe da» langsamste Wachstum, dafür erweist sich ihr Holz al« unge mein fest, hart und schwer und außerordentlich dauerhaft, wie denn die Pflanze sich durch eine sehr große Lebensdauer und eine Zählebigkeit auSzeichnet, die sie selbst die schwersten Ver letzungen und Verstümmelungen ertragen und im hohen Alter noch au- vielleicht kümmerlichen Ueberresten frische Triebe schlagen läßt. Für die Dauerhastigkeit, ja Unverwüstlichkeit de« vorzüg lichen harzlosen Holze« der Eibe zeugen die Funde in Tiesmooren, Pfahlbauten und GräberstSIten. Man kennt die Eibenholzlöffel au« den Pfahlbauten de« Laibacher Moor« in Krain, die eben- fall« au- Eibenholz gefertigten Messer und Handhaben von Feuersteinsägen au» den Pfahlbauten am Bodensee, die in Gräbern gefundenen Eimer und Holzgefäße. Neben der vortrefflichen Verwendbarkeit de» Holze« waren e« die giftigen Eigenschaften, die den Baum volkstümlich werden ließen. Mit der Volksheil kunde, die Holz, Laubwerk und Früchte vom Eibenbaum zu Heil zwecken erkor, hat sich der Aberglaube de« Taxa» bemächtigt. Schon im Altertum galt die Eibe al« ein Baum des Schrecken« und der Trauer, verderblich dem, der in ihrem Schatten ruhte. Auch in der nordischen Mythologie spielte sie eine Rolle, denn nach der Edda trug die Göttcrstadt ASgard den Schmuck von Eibenbäumen. So umgibt den düsteren Eibenbaum ein eigen artiger sagenhaster Nimbu«. (L. N. N.) Nachbemerkung: Auf dem hiesigen Kirchplatze fall vor den, großen Brande ein uralter Eibenstumpf gestanden haben, der jährlich noch einige kümmerliche Triebe heroorgebracht hat. Mr könnte darüber un» Ausklär- ung geben - Von einem auswärtigen Eibenstocker ergeht die Anfrage, ob Unser Machbar. Tagebuchblätter von Eva Del nr ar. . !7. Fortsetzung.» ,Da» darfst tu immer noch, mein Kind, denn du sollst keine Zierpuppe oder eitel und steif werden. Nein, da« sollst du nicht, mein Liebling — kannst meine wilde Hummel bleiben, aber dabei wie ein erwachsene« Mädchen aussehen. Begreifst du, wa« ich meine?' »Ja gewiß, Großpapa," sagte ich seufzend, .du meinst, ich soll in langen Kleidern, anliegendem Leibchen, feinen Schuhen und frisiertem Haar umhergehen." »Du nimmst alle« zu hoch, Kind,' lächelte Großpapa, .ich sagte dir schon, du sollst keine Modedame werden und Schneider innen und Modedamen werden hoffentlich in Hartenstein sich nicht cinbürgcrn. Ich tadle mich selbst, daß ich nicht früher daraus geschaut habe, daß du kein Kind mebr bist. Du magst immerhin in Hau» und Hof, auf deinen Waldpromenaden deinen bisherigen Anzug be nutzen, aber du mußt dich doch daran gewöhnen, andere, längere Kleider zu tragen und dein wirre» Gelock in Zöpfe zu flechten, sonst wirst du dich einmal ungeschickt benehmen, wenn du e« tragen mußt. Also bedenke da» und ergib dich in dein Schicksal, Christi!" Ich versprach ihm, alle» zu tun, was er wolle. Hartenstein, den 23. August. Nun ist alle« bestimmt, heute nachmittag reite ich zu Ina Berg hinüber. Ina wird mir Kleider und alle« nölige besorgen, sie soll mich auch lehren, mein Haar hinaufzustecken! Da» wird eine Arbeit sein, denn meine Haare sind jo widerspenstig und auch nicht lang. Ich glaube, ich werde wie eine Fledermaus au»- schauen. Die gute Ina! Großpapa verfügt nur einfach über sie, weil er von ihrer Bereitwilligkeit überzeugt ist. — Lothar weiß vcn gar nicht«, der wird überrascht sein! Hartenstein, den 27. August. Ein unerhörte« Ereigni«, da«, seit ich denken kann, noch nicht vorgekommen ist. Großpapa will nächsten« mehrere Leute zu Tisch laden. Wir werden neun Personen sein: Doktor Berg und Ina, Nachbar Evarist, der Pfarrer Lascheck mit seiner Mutter au« Meiringen, Göbelchen und dazu wir drei Hartensteiner. Ich glaube, daß Großpapa nur deshalb aus die Jvee kam, mir neue Kleider anzuschaffcn. Hartenstein, den 1. September. Ach mein Gott! Da» war ein Tag! Meine Hände beben, mein Herz pocht stürmisch und ich kann mich noch nicht fassen! Wa« ist denn geschehen? Nicht« eigentlich, und doch erstand erlaube ich er rasch ich muß Ich war hatte ich Kehle zu gaß ich Lothar Stimme laute Ina wurde zp Stimme Glüc nur von den fei und ob er at sehen, da ich nommen, daß an seinem Urd der mir feine O, waru Augen seine s empfand, kam frei, die Ft hämmerte in mein Herz! in in Ji In L den neueste, bedeutend, einer Großji da« Stallschla Man schnallt pflegt, eine einem kurzen dicht über di infolge der ui wenn c« die« dein, e« straf — We nur noch fow verhindert, ß vorzunehmen, sein, daß sie andererseits r lange die Ve; großer Wichti Moo« zu ents viel fester wr entfernt werk auch im Her! vorgenommen geben werden wirksamer ist. ist kein Nach stampfen. Hl der GraSnarl Schnitt vorgi Os empfiehlt Ges. Konfirm und Ferkel billigst « N«t-nrl in Ki Meine Aus Aachenei «». IO<> Kerrenve Ke Gl für «onfi» Herr«»- ur in allen Fai Auswahl ur mir heute ein namenlose« Glück — ein neue« Leben. Ich bin nicht mehr dieselbe, die ich früher war — ich sehe die Welt in anderem, strahlenderen Lichte. Mir ist, al« sei ich früher blind gewesen und erst jetzt sehend geworden. Für heute war also da« von Großpapa projektierte Diner festgesetzt, zu dem nicht früher die Einladungen ergingen, al« bi» mein neue» Kleid fertig war. Ich staune, warum Großpapa aus einmal so viel Wert auf Aeußcrlichkeiten gibt und mich al« erwachsene« Mädchen produ zieren will; aber ich muß gestehen, daß ich mir in meinem heutigen Anzug gefiel. Ein einfache«, aber hübsche« blaue« Kleid au« weichem Wollenstoff reichte bi« zur Erde hinab und da« Leibchen dazu war ganz anliegend, und wenn e» mir anfangs auch etwa« unbe quem erschien, so gewöhnte ich mich bald daran. Meine dunklen Locken hatte ich, so gut e« ging, zusammen geflochten und den Zopf am Kopf oben mit einer blauen Masche befestigt. Ich kam mir so eigentümlich vor — ich kann'« gar nicht beschreiben, ich freute mich zum Beispiel auf den Moment, wo Evarist mich so verändert sehen werde, und doch fürchtete ich, er werde e« lächerlich finden. Al« ich in den Salon trat, waren Großpapa und Lothar schon anwesend. Errötend trat ich vor Großpapa, der die Hände zusammenschlug und fand, daß sich die wilde Hummel in einen ganz prächtigen Schmetterling ver wandelt hätte. »Die Poesie ist aber dahin, Fräulein Christina," sagte Lothar elegisch. »Sie haben also Poesie in meiner verwilderten Erscheinung gesunden?" lachte ich belustigt, »nun, da« ist wahr, ein Maler findet, wenn er will, selbst in einem Maikäfer Poesie." »Sie wolle» mich nicht verstehen, Fräulein Christina." »Ob ich will oder nicht," erwiderte ich etwa» schnippisch, denn mich langweilte seine süße Sentimentalität, »ich sehe, daß Ihnen die wilde Hummel besser gefallen hat; aber der Schmetterling ist nicht ehrgeizig und wird sich nicht so bald wieder ver wandeln." Ich sah, wie er sich aus die Lippen biß, dann aber hörte ich einen Wagen vorfahren, und eilte Großpapa nach, der schon früher da« Zimmer verlassen hatte. Die Doktor« waren gekommen. Meine liebe gute Ina, die in dem helllila Kleide, ihrer ätherischen Gestalt, dem seinen Gesicht und aschblonden Haar wie eine Blume auf hohem, schwanken Stiele auSjah, bewunderte und lobte mein Aussehen in über schwenglicher Weise. Doktor Berg aber, dieser ernste, große Mann, bemerkte meine Veränderung gar nicht; erst als Ina ihn darauf aufmerksam machte, betrachtete er mich prüfend. „ Sie sehen so viel hübscher und auch viel klüger au«, Christina — ich rate Ihnen, sich immer so zu kleiden." E« freute mich, daß mein lieber Freund und Lehrer da» sagte, denn sein Urteil ist immer klar und überzeugungsvoll. Großpapa und Ina sind in ihrer Liebe parteiisch. Nach nicht langer Zeit fuhr Evarist« Wagen in den Schloß hos, der ihn, Len jungen Pfarrer Laschcck und dessen alte taube Mutter brachte. »Wa» sehe ich," rief Nachbar Evarist lächelnd, al« er mich begrüßte, „vor einigen Tagen noch ein kleine« Mädchen in brauner Kutte, heute eine reizende junge Dame! Wie ging da« zu, Christa? Sie wissen, ich schmeichle nie und sage selten Artigkeiten, ich bin eben ein unmanierlicher Bär und Landjunker, aber heute muß ich Sie wirklich allerliebst finden — vorgestern noch —" „War ich die wilde Hummel," lachte ich, ihn unterbrechend. »Ja, ich wäre auch noch immer da« „Kind" geblieben — aber Großpapa setzte e« sich in den Kopf, eine Dame au» mir zu machen. Aber nur äußerlich, Baron Werder — im Innern bin ich noch ganz die wilde Christa." „Da« gebe Gott, Christa," sagte Eoarist so recht von Herzen und sah mich mit einem sonderbar feucht glänzenden Blicke an, dann ging er zu Ina, um sie zu begrüßen. Mir aber klopfte da« Herz stürmisch. Ich war so froh, daß ich ihm gefallen und da« „Gebe Golt, Christa," klang mir im Ohre nach. Wer mir vor einem Monat gesagt hätte, daß mich die günstige Meinung unsere« Nachbar« freuen werde, den hätte ich einfach auSgelacht, und jetzt? — Ach, in diesem Moment ahnte ich in meiner Einfalt noch nicht die Größe meiner Empfindungen, die mich verwirrten. Da« Bewußtsein dessen sollte mir erst nach und nach so entzückend süß und wonnevoll kommen. Ich will da« Diner und alle übrigen nichtigen Gespräche und Vorkommnisse übergehen, mich drängt e«, diesen einen Satz, der all' mein Glück, meine Seeligkeit in sich schließt, niederzu schreiben. Wir gingen nach dem späten Diner alle im Parke spazieren, e« ging gerade nicht sehr laut zu, nur der ewig heitere Pfarrer lachte laut über seine eigenen Witze, Evarist und ich gingen mitsammen im eifrigen Gespräch. E» war ein ernster, genußreicher Gedankenaustausch und e« machte mich stolz, daß meine Meinungen und Ansichten meisten» mit den seinen über- cinstimmtcn. Ich dachte an den Gedankenflug und die Größe diese« Geiste« nicht hinanreichen zu können. Als die Dämmerung hereinbrach, gingen wir hinauf in« Schloß. Die Lampen waren angezündet und nachdem man eine Weile geplaudert hatte, bat Großpapa Frau Ina, etwa« am Klavier zu spielen. Sie sah rasch nach ihrem Gatten hinüber, und erst al« ein halb bittender, halb zusagender Blick au« den klugen grauen Augen de« Doktor« sie traf, willfahrte sie dem Wunsche. Sie tut e« immer so, die liebe Ina, immer, wenn sie einen Entschluß fassen soll, fragt sie ihren Mann um seine Meinung, e« sei nun in Blicken oder Worten. Mir gefällt diele« Anlehnen, Hilfe und Rat suchen an dem starken Charakter de» Manne«. Ina spielte eine Jensensche Etüde und den Trauermarsch von Chopin, beide« Liebllng-stücke de« Doktor«. Dann stand sie auf und e« schien mir, al« bekümmere sie sich nicht um die BeifallSbezeugungen der andern, al« hätte sie nur wieder den warmen Blick de» Galten gesucht al« den einzig erzielten. .Da« war sehr schön," sagte Frau Lascheck, .e» ist solch' ein angenehme« Summen und Klingen in den Ohren. Macht noch jemand hier Musik?" »Unser Christel könnte etwa» singen! Willst du?" meinte Ina. Ich weiß noch jetzt nicht, wie e« geschah und ich bin mir erst dessen bewußt, daß meine Augen, ehe ich aufstand, zu Evarist hinüberflogen und erst al« ich bei ihm ein aufforderndc« Lächeln sah, zum Klavier trat. Ich schrak einfältigerweise zusammen, al« plötzlich Lothar neben mir stand. „Soll ich Ihnen ein Lied au-suchen?" fragte und leise. „Ich danke recht sehr, da« muß ich selbst tun, eine« wählen, welche« ich gut kenne," antwortete ich. sehr erregt, denn außer vor Großpapa und den Doktor« noch nie vorgesungen, ich fürchtete keinen Ton au« der . . bringen. Ich wählte da« Geburt»tag«lied von Sach«. Anfang« ging e» schlecht, denn mir war die Nähe Lothar«, der mir die Notenblätter umwendcle, unangenehm, nach und nach aber ver-
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