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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190403033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19040303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19040303
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-03
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Monat
1904-03
-
Jahr
1904
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vormittag 9 Uhr etwa hundert Aard« vom Nordtor von Pjöng jang erfolgte, wurden nur wenige Schüsse abgegeben, worauf die Russen unter Mitnahme von zwei verwundeten Kosaken zurück gingen. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Am Bußtage fand hier unter Mit wirkung de» Kirchenchor«, einiger Damen, Herren und Kinder und unter Hinzuziehung der Auer Stadlkapelle ein Kirchen konzert statt. Dirigiert wurde dasselbe von Herrn Kantor und Oberlehrer Georgi. Zur Aufführung gelangte .Der Ostermorgen" von Neukomm. Tie Sopran-Soli sang Fräulein G. Mahler von Schönhciderhammer, die Tenor-Soli Herr Kaufmann Römmler in Eibenstock, die Baß-Soli Herr Lehrer Matthe» au» Zwickau, die Terzette Frau Pfarrer Hartenstein, Frau Kaufmann W. Oschatz und Frau Kaufmann Tuchscherer hier, dergleichen wirkten bei zwei andern die beiden genannten Herren und Frau Pfarrer Hartenstein einerseit» und Fräulein M. Georgi anderseits. Je ein Orgelvortrag, die »I'-inoli-Fantasic" von Peroson und .Jesu» meine Zuversicht" wurde von den Herren Lehrer Petzold in Schönhciderhammer und Haase hier, ausgeführt. Der Reingewinn fließt der Kirchenchorkasse zu. — Dresden, 29. Februar. Heute abend starb hier der frühere sächsische Finanzminister v. Watzdorf. — Dresden, I. März. Der al» Kanzelredner und Agi tator in weiten Kreisen Sachsens, Böhmen» und Siebenbürgen« bekannte Pfarrer Segnitz hat sein Amt an der Annenkirche in Dresden und beim Evangelischen Bund plötzlich niedergelegt und Dresden verlassen. — Leipzig, 29. Februar. In den Steinbrüchcn bei Beucha werden jetzt gewaltige FclSmassen gesprengt, um die Verblend quader für den Bau de» VölkerschlachtdcnkmalS zu ge winnen. Mit der Anlieferung soll schon im Monat März be gonnen werden. Die Werkstücken de» unteren Sockel« für die Stützmauer haben vielfach die Schwere von 200 Zentner. Auch die Abräumungsarbeiten zur KieSgewinnung sind bereit» im Gange, sodaß beim Eintritt günstiger Witterung mit dem weiteren Ausbau begonnen werden kann. Die Ziehung der 4. Geldlotterie zum Besten de» Denkmals findet vom 14.—18. März d. I». statt. Die Lose sind stark gefragt, daher suche sich jeder bei Zeiten ein solche» zu sichern. — Schneeberg, 28. Februar. Herrn Gymnasialoberlehrcr Franz Hornickel wurde von Sr. Majestät dem König der Titel und Rang al» Professor verliehen. — Neustädte!, 28. Februar. Frau Klara Schürer, Gemahlin de» vor einigen Monaten verstorbenen Herrn Bankier» Schürer, schenkte der hiesigen Kirchenverschönerungskasse die Summe von 1000 Mark und errichtete für den Flauenverein zu Neu städte!, dessen Vorstand sie seit Jahren angehört, eine Stiftung mit einem Kapital von ebenfalls 1000 Mark. — Schwarzenberg, 29. Februar. Der 13 Jahre alte Knabe de« Polizeidicner» Weber in Raschau rettete in voriger Woche ein 9 Jahre alte» Mädchen, da» in die Mittweida ge fallen war, vom Tode de« Ertrinken»; der beherzte Knabe war in den Fluß gesprungen und hatte da« Kind zum Glück noch erfassen können. — Johanngeorgenstadt, 27. Februar. In einer außer ordentlichen Sitzung de« Stadtgemeinderate« teilte Herr Bürger meister Müller mit, daß von auswärtigen Stadtkindern zugunsten eine» Bürgerheims eine Stiftung im Betrage von 13 150 M. errichtet worden sei, welche Summe um 3000 M. au« dem Reingewinn der Sparkasse aus 1903 erhöht wurde. Außerdein haben die Schichtmeister Pollerschen Erben eine Stift ung mit 2000 M. zugunsten Notleidender, wobei in erster Linie Bergleute Berücksichtigung finden sollen, begründet, und Herr Ober-Bürgermeister a. D. Georgi Leipzig schenkte zu einer Andrea« Georgi-Stiftung 1000 M. Die Stiftungen wurden sämtlich mit großem Danke angenommen. Anläßlich de« Jubiläum» erhielt die Stadt ferner Geschenke von den Städten Aue, Schwarzen berg, Eibenstock, Platten, Bärringen und GotteSgab. Den Mit wirkenden bei der festlichen Gestaltung de« Stadtjubiläum» werden vom Stadtgemeinderate silberne Jubiläumsmedaillen verliehen. Herr Pfarrer Otto, welcher um da« Zustandekommen der überaus gelungenen und äußerst wertvollen AltertumSauSstellung sich hoch verdient gemacht hat, ladet zur Gründung eine« Altertum«- verein« für Johanngeorgenstadt ein, um in der Hauptsache die für die Ausstellung geliehenen Gegenstände für ein dauernde« AltertumSmuseum erwerben zu können, damit sic nicht etwa durch Aufkäufer der Stadt verloren gehen, wie zu befürchten steht. Der Stadtgcmeinderat steht der Gründung eine» derartigen Museums fördernd gegenüber. — Bad-Elster, I. März. Die kürzlich eingclretene plötz liche Erblindung eine« jungen Mädchen» Namen» Klara Melchior in Reuth war erfreulicherweise nur eine vorübergehende. Da« Mädchen ist jetzt wieder sehend. — Rothenkirchen. Der Rolhenkirchener Eisenbahn unfall verursachte dem Staatsfisku» über 100000 Mark Ent schädigungsgelder für Verletzte. Dabei schweben noch ver schiedene Ansprüche Verletzter wegen ihrer unverhältnismäßig hohen Sätze. — Leubsdorf i. S., 1. März. Heute früh ereignete sich auf hiesiger Station ein gräßlicher Unglücksfall. Bei den Rangierbewcgungen de« '/,9 Uhr hier eingetrofsenen Gütcrzuge« wollte der hier stationierte Stationsaspirant Weiß zwei Wagen zusammcnkuppeln, wobei er auSglitt und bei dem Fall so unglücklich zwischen die Puffer de« heranfahrenden Wagen« ge riet, daß ihm der Kops zermalmt und sein sofortiger Tod herbei geführt wurde. Der Bedauernswerte hinterläßt eine junge Witwe und ein Kind. — Für Lotteriespiclcr dürste von allgemeinem Interesse sein, daß von nun an die Ziehungen der süns Klassen der könig lich sächsischen Staaislotterie nicht mehr, wie seit langen Jahren, Montag» beginnen, sondern in die Mitte der Woche verlegt werden. Die nächste (3.) Klasse der laufenden Lotterie wird Donnerstag und Freitag dieser Woche gezogen und die 4. Klasse Mittwoch, den 23. und Donnerstag, den 24. März. Die 5. Klaffe beginnt bereit» Mittwoch, den 13. April und dauert bi« zum 3. Mai. Diese schnelle Aufeinanderfolge der einzelnen Klaffen ziehungen findet nur ausnahmsweise in dieser Lotterie statt, weil die nächsten Lotterien im Juni bez. im Dezember (statt Juli und Januar) beginnen sollen. Die Typen der Kriegsschiffe. Beim Lesen der Berichte vom Krieglschauplatze in Ostasien wird gewiß manchem der Wunsch gekommen sein, etwa» nähere« über die Linienschiff», Kreuzer und Torpedoboote zu erfahren, die sich dort in heißem Kampfe miteinander messen. Wenn auch Erklärungen niemal« die Anschauungen ersetzen können, so wollen wir doch versuchen, die wichtigsten Merkmale der Gattungen sowie deren Zweck und Bestimmung zusammenzustcllen. Ein Linienschiff erkennt man hauptsächlich an seiner massigen Bauart, die in Zahlen dadurch zum Auldruck gebracht wird, daß sich die Läng« de» Echiffruwpse« zur Breite im Durchschnitt wie 5,«: 1 »eihält. Da« wesentlichste Kennzeichen de« Linienschiffe» ist seine außerordentlich starke Panzerung. Ein für den Blick de» Laien besonder« charakteristische» Unterscheidung«- merkmal zwischen Linienschiff und Kreuzer ist, daß die letztem in dem vorn und hinten befindlichen Panzerturm nur je eine schwere Kanone führen, während die Linienschiffe deren zwei besitzen. Ueberhaupt ist die Artillerie eine« Linienschiffe« erheblich stärker und umfangreicher al« die eine« Kreuzer«. Die Bewaffnung eine« Linienschiffe« besteht au« schweren (20 bi« 30 cm), Mittlern (10 bi« 20 cm) und vielen leichten (unter 10 cm) Geschützen; die schweren Kanonen dienen zum Panzerbrechen, die Mittlern Kaliber zur Zerstörung der Obcrbauten und die kleinern Kaliber zur Abwehr von Torpedobooten und zur Verwendung gegen lebende Ziele. Al« Waffe für den Nahkamps haben die Linien schiffe eine unter der Wasserfläche liegende Torpedoarmierung und vorn einen Rammsporn. Die Linienschiffe bilden den Kern der eigentlichen Schlachtflolte. Sie sind im Rahmen der Kriegs marine da», was beim Landheer die Infanterie ist ; wie bei dieser die Entscheidung in der Feldschlacht ruht, so die der Seeschlacht bei den Linienschiffen. Nach den Linienschiffen nehmen die Kreuzer den ersten Platz ein, und zwar besonder» die sogenannten großen Kreuzer. E« find große Schiffe mit schlanken Formen und scharfem Bug. Da» Verhältnis von Länge zu Breite ist 7:1. Die Kreuzer sind im allgemeinen weniger stark gepanzert al» die Linienschiffe oder auch nur durch ein Panzerdeck geschützt; auch ihre Artillerie ist schwächer. Dagegen haben sie größeren Kohlenvorrat. Nur so werden diese Schiffe in den Stand gesetzt, ganz erheblich weitere Dampsstrecken zurückzulegcn, al« die Linienschiffe. Sie dienen nämlich zum Aufklärung«- und Vorpostendienst für die Schlachtflolte und haben daher dieselbe Aufgabe zu erfüllen, wie in der Landarmee die Kavallerie. Was die kleinen Kreuzer betrifft, so ist ihr Zweck noch enger begrenzt. Sie sind hauptsächlich AusklärungSschiffe, und man kann sic etwa mit der leichten Kavallerie vergleichen, die in früherer Zeit nach Zweck und Ausrüstung von den schweren Reiterregimentern geschieden war. Auch die kleinen Kreuzer sind ihrem Aeußern nach an ihren schlanken Formen und ihrem besonder« scharfen Bug zu erkennen. An Geschwindigkeit übertreffen sie in der Regel noch die großen Kreuzer, da sie 21 bi« 22 Knoten (ein Knoten oder eine Seemeile — 1852 m) in der Stunde laufen, während die großen Kreuzer im Durchschnitt nur eine Geschwindigkeit von 19 bi« 20 Seemeilen, und die Linienschiffe von 18 bi« 19 Knoten erzielen. Einen wesentlichen Bestandteil der eigentlichen Gefechtsflotte bilden ferner die Torpedoboote. Diese sind kleine unge schützte Fahrzeuge mit starken, über Wasser liegenden Torpedo armierungen, geringer leichter Artillerie, großer Geschwindigkeit und mäßigem Kohlenvorrat. Sic dienen zum Aufsuchen und Angreifen der feindlichen Geschwader in der Nacht und zur Unterstützung der Linienschiffe in der Schlacht. Die neuen Torpedoboote haben in der Regel zwei Schornsteine und einen dünnen Mast. Sie sind auch an ihrem schwarzen Anstrich zu erkennen. Die nach ihren äußern Unterscheidungsmerkmalen mit einigen Strichen gekennzeichneten Marinefahrzeuge — Schlachtschiffe, große und kleine Kreuzer, Torpedoboote — machen den eigent lichen unerläßlichen Bestand einer modernen Schlachtflolte au«. Der gesunde Klagen. Von vr. m«<I. H. Ebing. Die Nahrungsaufnahme, an welche die Fortdauer de« Leben« geknüpft ist, von deren Beschaffenheit und Menge auch die Ge sundheit abhängt, wird durch die Empfindungen .Hunger und Durst" angeregt. Den Hunger spürt man vorzugsweise im Magen, den Durst in der Kehle. Der Hunger steigt und fällt im gesunden Zustande mit dem Bedürfnisse de« OrganiSmuS nach festen Nahrungsmitteln und sonach mit dem Verbrauche von Körperbestandteilen. Da» Kind, welche» wachsen soll, der Ar beiter, welcher stet» Blut und Körpersubstanz verbraucht, der Kranke, welcher zur Gesundheit zurückkehrt, der Wanderer, der starke Bewegungen auSsührt, sie alle hungern häufiger und stärker al» alte, bequeme und träge Personen. Männer hungern im allgemeinen stärker al» Frauen ; San guiniker mehr al» Phlegmatiker. Wir alle wissen, daß ungestörte Verdauung da» beste Zeichen eine« gffundcn Magen« ist. Deshalb wurde von jeher dem BcrdauungSvorgangc die größte Aufmerksamkeit geschenkt, aber erst die moderne Forschung hat Licht in diesen dunklen und komplizierten Prozeß gebracht. Die neuen Forschungen haben ergeben, daß die Magenhaut einen besonderen Stoff absondert, das Pepsin. Diese» Pepsin bringt harte Substanzen, wie Eiweiß, Flciich und Früchte in lösliche, verdauliche Form. Auch spielt die Magensäure, die Salzsäure, eine große Rolle beim Verdau- ungSprozeß. Personen, die daher an schwacher Verdauung leiden, tun gut, täglich zwei- bi« dreimal einen Eßlöffel voll von folgender Mixtur zu nehmen: Pepsin 5.», Salzsäure 1,°, Zucker 10,», Wasser 200. Diese» Rezept ist ein sehr gebräuchliche«, ein mo derner Mcdizinschatz geworden. Neben Pepsin und Salzsäure spielen bei der Verdauung auch die Bakterien ober Pilze eine sehr große Rolle. Man hat fest gestellt, daß 16 Arten von Pilzen den gesunden Magen bewohnen. Diese Pilze haben wie da« gesunde Blut eine desinfizierende, tötende Eigenschaft. Sobald sich schädliche Pilze, wie der Cholera-, Thphu«- oder Tuberkel-Bazillu«, in den Magen schleichen, werden sie von den Spaltpilzen de« gesunden Magen« angegriffen und getötet. Nur wenn der Magen krank ist, wenn durch Verdauungs störung die Spaltpilze außer Tätigkeit gesetzt sind, können Krank- heit«bazillen zur Geltung und Gefährlichkeit gelangen. Man sieht auch hieraus wieder, wie ungeheuer wichtig eine gut« Ver dauung, ein gesunder Magen ist, wie nötig e« Ist, ihn zu schonen und ihn nicht zu sehr zu maltraitieren, wie c» nur zu ost durch Unmäßigkeit in Essen und Trinken geschieht. In einem gesunden Magen ist der Angriff ter Spaltpilze aus ein genossene« Nahrung-mittel ein sehr lebhafter. Die Pilze zersetzen die Speisen und verursachen so ein« reichliche Garent wicklung. Allmählich jedoch verlangsamt sich die Wirkung der Spaltpilz« und hört schließlich ganz auf, weil sich zuviel Magen säure bildet. Alle Spaltpilze de« gesunden Magen« »erlieren nämlich ihre Kraft bei überschüssiger Magensäurc. Namentlich ist e« die Milchsäure, die sich bei der Zersetzung der Speisen bildet. Die Folg« überschüssiger Säurebildung, hervorgerufen durch zu reichlichen Zucker- oder Fettgenuß, ist ter verdorbene Magen. Abstumpfung«-, also Heilmittel sind doppeltkohlensaure« Natron oder Magnesia. Von beiden Mitteln nimmt man drei stündlich einen The«löffel voll. Schädliche Pilze gelangen meisten« durch die Nahrung in den Magen. Besonder« die Milch und die Milchspeisen sind ein günstiger Boden für schädliche Pilze. Eine Fliege, welche Thphu«-, Cholera- oder sonst einen Gift-Bazillu« an ihren Beinen oder ihrem Rüffel hat, kann diese Pilze leicht aus jede Speise obsetzen, und so während der Sommer hitze eine bös« Vermehrung schädlicher Bakterien veranlassen. E« empfiehlt sich daher, selbst gekochte Speisen nie zu alt werden zu lassen, zumal wenn irgend eine Epidemie herrscht. Um sich einen gesunden Magen zu erhallen, ist e» vor allen Dingen nötig, auf «ine richtige Diät zu sehen, da« heißt aus die angemessene Au«wahl und Zuführung von Nahrunglwitteln. Derjenige Arzt hat Anspruch auf da« meiste Vertrauen, welcher die Diät zu einer Hauptsache seiner Behandlung«weise macht, denn e« unterliegt keinem Zweifel, daß einmal entstandene Krankheiten nach ganz bestimmten Gesetzen, sei e« im Guten oder Schlimmen verlaufen. In diesem Kampfe um die Gesundheit spielen die Pilze eine hervorragende Rolle. Jeder Mensch hat e» also in seiner Gewalt, körperliche Gesundheit zu erreichen, wenn e» ihm nicht an Erkennen und Wollen fehlt. Gesundheit und Lebensdauer hängen von der Art und Weise ab, wie den Forderungen einer angemessenen Diät Rechnung getragen wird. Selbst angeborene Krankheitsanlagen lassen sich durch eine richtige Lebensweise schwächen, oft sogar ganz aufheben. Wir müssen un« nur daran gewöhnen, von Jugend auf eine strenge Selbst beobachtung zu üben, d. h. un» in unseren körperlichen Schwächen zu erkennen und darnach unsere Lebensweise einzurichlen. Unser Iachöar. Tagebuchblätter von EvaDelmar. (l. Fortsetzung.) Er nimmt den Hut von seinem lockigen, blonden Haar und verneigt sich vor mir, doch ich war ärgerlich und rief: »Sie sollten besser auf ihren Hund acht geben, mit einer so großen Dogge ist nicht zu spaßen." »Ich spaße auch gar nicht mit ihr," sagte der Mann etwa« spöttisch mit einer sehr schönen sonoren Stimme, »und wa» da« Achlgeben anbelangt, mein Kind — —" »O, ich erwartete nicht, jemand bier zu begegnen," unterbrach ich ihn, wie ich glaube, ziemlich unfreundlich. Ich bin nicht ge wohnt, mit Fremden zu reden und bin immer resolut, aber diesem Menschen gegenüber, dessen blaue Augen mich so überlegen, bei nahe belustigt ansaheu, und da« spöttische Lächeln um seine bärtigen Lippen machten mich fast verlegen und zugleich ärgerte ich mich über mich, daß ich ihm Gelegenheit gab zu spotten. Ein Sonnen strahl brach sich plötzlich zwischen den Zweigen Bahn und be leuchtete da« häßliche Gesicht de» Manner, an dem nicht« schön war al» seine Stimme und Gestalt. »Waren Sic schon gestern hier im Walde, mein Kind?" Hub er nun an. — Mein Kind! Wa» erlaubte sich dieser wild fremde Mann? Wenn mich auch selten jemand Fräulein titu lierte — so geschah e« eben von Leuten, die mich von Kindheit an kannten - aber dieser Förster hier hatte nicht da« Recht, c» zu tun. „Ich denke nicht, daß Sie da» zu wissen brauchen," war meine unartige Antwort Er lachte belustigt, so daß seine Zähne blitzten, al« er sagte: »Ei, wie vorsichtig Sie sind! Nun, e« ist nichts Böse hinter meiner Frage zu suchen. Ich fand nur gestern an dieser Stelle einen großen Strohhut — —" »Ach, mein Hut!" ries ich rasch und gewahrte erst jetzt meinen sonnverbrannten Hut mit dem verblaßten roten Band an seinem Gewehrriemen hängen. „Also gehört er wirklich Ihnen? Nun sehen Sie, da war meine Frage nicht umsonst." Dabei löste er den Hut ab unv reichte ihn mir. Ich erinnerte mich, daß ein Sträußchen Veilchen am Bande de» Hute« gesteckt hatte und jetzt waren sie fort. „Wo sind meine Veilchen!" rief ich. „Blumen?" fragte er erstaunt. „Ja, hier am Bande staken sie." »Ich habe keine Blumen gesehen. Vielleicht habe ich sie auch verloren. Nebligen« wachsen ja hier im Walde noch andere Veilchen." Ich mochte eine sehr verdrossene Miene zeigen, indem ich ein eigentümliches Lächeln an ihm bemerkte. „Steigern Sie sich nicht so sehr, kleine« Mädchen," sagte er dann ruhig, »Sie werden die Blumen bald — rach Kinderart — vergessen!" Das war zu viel de« Spottes. »Sie reden sehr sonderbar", rief ich hastig, »ich kümmere mich nicht viel darum, wa« Kinder tun, ich bin 17 Jahre alt —" „Ah," machte er, al» erführe er etwa» Neue», Unerhörte«. „Und vergesse daher auch nicht so leicht etwa»," schloß ich. „ES scheint doch, Fräulein!" er betonte da« letzte Wort so auffallend, daß e« noch spöttischer klang al« da« „Kind". „Wieso?" fragte ich kampfbereit. »Sic haben vor lauter Aergcr über die Blumen vergessen, dem ehrlichen Finder Ihre« Hute«, der denselben, um ihn der Besitzerin zurückzuerstatten, fort mit sich schleppte — zu danken. Machen Sie sich aber nicht« darau« — ich nehme da« — Kindern — gar nicht übel," schloß er lachend, und al« ich vor Zorn und Beschämung ganz rot wurde, und etwa« sprechen wollte, nahm er den Hut ab und verneigte sich sehr tief. »Den Dank, Dame, begehr' ich nicht," sagte er, pfiff seinem Hunde und ging davon! — O, wie ich ihn hasse, diesen Menschen! Ich könnte weinen vor Aerger, wenn ich daran denke, wie er mich auSgespottet hat! Ich lief zu Großpapa zurück, der aus einer der Steinter rassen im Parke saß, unbekümmert um die schöne Umgebung und üppige Vegetation, ganz vertieft in ieine wissenschaftlichen Studien, denen der mehr al« 70 jährige Mann noch mit unermüdlichem Eifer obliegt. Ich erzählte ihm mein Abenteuer brühwarm, doch er, weit entfernt, meine Entrüstung zu teilen, lachte nur: »Mache dir nicht» darau», Christa, e« ist ja nicht» Schlechte« dabei! Du bist ja wirklich noch ein Kind, und noch dazu ein recht wilde«, ungezogene«!" mit dem letzten Berwei« hatte er ja ganz recht, ich hätte nicht gedacht, daß mein Christ'! jemal« zu danken vergäße." Ich biß mich auf die Lippen. Auch da« noch! Einen Ber wei« Großpapa« zog mir dieser Mann zu! .Großpapa," rief ich, ihn umschlingend, »sei mir nur nicht böse." »Ich auf dich böse, mein Liebling?" sagte er wieder in seiner gewohnten Güte und Zärtlichkeit, »nein gewiß nicht" — da« Lächeln erschien wieder auf seinem lieben, bärtigen Gesicht, »da« überlasse ich deinem Fremden." Ich warf den Kopf trotzig zurück: »Er böse auf mich?" lachte ich spöttisch, »meinetwegen, ich hasse ihn!" .Christa!" rief Großpapa erschrocken. »Ja, Großpapa, ich sage e« offen, wenn du mir vielleicht auch zürnst," rief ich leidenschaftlich, dem Weinen nahe.
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